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Bericht zum Skigebiet Augustusburg (Freizeitzentrum)
Leaflet
| ©
OpenStreetMap
contributors,
CC-BY-SA
Abbildung 1:
Übersichtskarte der Skigebietsgrenze, wie sie für die Schneemodellierung angenom­
men wurde.
Veranlassung
Im Rahmen der Tourismusstrategie Sachsen hat das
Sächsische
Landesamt
für
Umwelt,
Land­
wirtschaft
und
Geologie
(LfULG)
die fachliche Grundlage zur Einschätzung der Schneesicherheit
in Sachsen erarbeitet. Zentrale Fragestellung war die Entwicklung der natürlichen Schneedecke
und der meteorologischen Rahmenbedingungen zur technischen Erzeugung künstlichen Schnees
in den Zeiträumen 1961–2015 und 2021–2050. Das Beschneiungspotential wurde anhand der
Feuchtkugeltemperatur bewertet. Die Auswertung der Modellergebnisse erfolgte für
28 Skigebiete
in Sachsen. Die Skigebietsbetreiber waren durch die AG Wintertourismus der
T
ourismus
Marketing
Gesellschaft
Sachsen
mbH
(TMGS)
eingebunden.
Autor: Florian Kerl; Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie;
Abteilung 5; Referat 51; Telefon: 0351 2612­5111; E­Mail: florian.kerl@smul.sachsen.de;
Redaktionsschluss: 27.08.2020; www.klima.sachsen.de

Hintergrund
Oberhalb von 400 m ü. NN sind die Winter (Dezember bis März) in Sachsen im Zeitraum 1991–2019
um ca. 8 % niederschlagsreicher und um ca. 1 Grad wärmer gegenüber 1961–1990 geworden.
Die mittlere Anzahl von Frosttagen hat um mehr als 7 % abgenommen. Es ist davon auszugehen,
dass sich die kontinuierliche Erwärmung, bei in der Größenordnung gleichbleibendem Niederschlags­
dargebot, bis zum Ende des lfd. Jahrhunderts mit einer Bandbreite von ca. + 1,5 Grad (RCP­Szenario
2.6) bis ca. + 5 Grad (RCP­Szenario 8.5) fortsetzt, wobei das gegenwärtige Temperaturniveau (2011–
2019) bereits ca. + 1,5 Grad beträgt.
Demnach besteht die These, dass der Niederschlag bei höheren Temperaturen im Winter eher als
Regen denn als Schnee fällt. Diese Änderungen im Temperatur­ und Niederschlagsregime realisieren
sich in (“von­Jahr­zu­Jahr” bzw. dekadischen) Schwankungen und es ist mit tendenziell immer stärker
ausgeprägten und extremeren Auswüchsen der Witterung (zu warm, zu trocken, zu nass, zu kalt) zu
rechnen. Für schneegebundene Winteraktivitäten heißt dies, dass Winter mit hinreichend Schnee
deutlich seltener werden.
Information zum Skigebiet
Mittlere Höhe (m ü. NN)
Fallzahl (n)
a)
400
600
800
1000
1200
0
2
4
6
alle Skigebiete
Skigebiet 63
Überschreitungshäufigkeit (%)
Höhe (m ü. NN)
b)
0
20
40
60
80
100
400
600
800
1000
1200
Mittlere Höhe
Min/Max Höhe
Skigebiet63
Überschreitungshäufigkeit (%)
rel. nordexponierter Flächenanteil (%)
c)
0
20
40
60
80
100
0
20
40
60
80
100
Skigebiet 63
Abbildung 2:
Verteilung der mittleren Höhe aller Skigebiete (a), Höhenverteilung aller Skigebiete
(b) und Expositionsverteilung aller Skigebiete im Sektor Nord (c). Die roten Markierungen nehmen
jeweils Bezug zu dem Skigebiet Augustusburg (Freizeitzentrum).
Das Skigebiet Augustusburg (Freizeitzentrum) mit einer Fläche von etwa 5 ha befindet sich im
Gebirgsraum Mittleres Erzgebirge auf einer mittleren Seehöhe von 421 m. ü. NN (397 m–440 m).
Bezogen auf die mittlere Seehöhe liegen 96 % der in dieser Studie berücksichtigten Skigebiete im
selben Höhenbereich, oder darüber.
Autor: Florian Kerl; Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie;
Abteilung 5; Referat 51; Telefon: 0351 2612­5111; E­Mail: florian.kerl@smul.sachsen.de;
Redaktionsschluss: 27.08.2020; www.klima.sachsen.de

Ergebnisse
Dieser Steckbrief enthält ausgewählte Ergebnisse zur beobachteten und Abschätzungen einer künfti­
gen Entwicklung der Schneehöhe und des Beschneiungspotentials. Detaillierte Ergebnisse sind über
die
Projektwebsite
zugänglich.
Schneehöhe
Abweichung vs. 1961−1990 (%)
−100
−50
0
50
100
1961 − 1970
1971 − 1980
1981 − 1990
1991 − 2000
2001 − 2010
2011 − 2015*
2021 − 2030
2031 − 2040
2041 − 2050
Beobachtungszeitraum
Projektionszeitraum
Abbildung 3:
Abweichung von Tagen in einem 7tägigen Zeitraum mit einer Schneehöhe größer
20 cm (Referenz 1961–1990) im Gesamtwinter (Dezember–März). Im Projektionszeitraum wird
neben dem Mittelwert (farbiger Balken) zusätzlich mit dem Entwicklungskorridor (senkrechte
schwarze Linie) die mögliche Bandbreite der Entwicklung angegeben.
*
Zeitraum entspricht keiner
vollen Dekade.
Lesebeispiel:
In der Dekade 2001–2010 gab es im Vergleich zur Referenzperiode 4 % weniger Tage
in einem 7tägigen Zeitraum mit einer Schneehöhe größer 20 cm. Im Projektionszeitraum (Dekaden
2021–2030 bis 2041–2050) treten teilweise 7tägige Zeiträume mit einer Schneehöhe größer 20 cm
nicht mehr beziehungsweise so selten auf, dass eine statistische Auswertung nicht mehr möglich ist.
Zeiträume von bis zu 7 Tagen mit für schneegebundene Winteraktivitäten relevante Schneehöhen
nehmen seit den 1970er Jahren fortlaufend in der Größenordnung von 20 % im Vergleich zur Ref­
erenz 1961–1990 ab. Es ist davon auszugehen, dass diese im Projektionszeitraum weiter deutlich
abnehmen bzw. teilweise nicht mehr auftreten. Der stärkste Wandel hat sich bereits vollzogen.
Autor: Florian Kerl; Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie;
Abteilung 5; Referat 51; Telefon: 0351 2612­5111; E­Mail: florian.kerl@smul.sachsen.de;
Redaktionsschluss: 27.08.2020; www.klima.sachsen.de

Beschneiungspotential
Abweichung vs. 1961−1990 (%)
−100
−50
0
50
100
1961 − 1970
1971 − 1980
1981 − 1990
1991 − 2000
2001 − 2010
2011 − 2015**
2021 − 2030
2031 − 2040
2041 − 2050
Beobachtungszeitraum
Projektionszeitraum
wirtschaftliche* Bedingungen
Abweichung vs. 1961−1990 (%)
−100
−50
0
50
100
1961 − 1970
1971 − 1980
1981 − 1990
1991 − 2000
2001 − 2010
2011 − 2015**
2021 − 2030
2031 − 2040
2041 − 2050
Beobachtungszeitraum
Projektionszeitraum
unwirtschaftliche* Bedingungen
Abbildung 4:
Abweichung von Tagen mit wirtschaftlichen und unwirtschaftlichen Beschneiungs­
bedingungen (Referenz 1961–1990) im Gesamtwinter (Dezember–März). Im Projektionszeitraum
wird neben dem Mittelwert (farbiger Balken) zusätzlich mit dem Entwicklungskorridor (senkrechte
schwarze Linie) die mögliche Bandbreite der Entwicklung angegeben.
*
Die Bewertung der
Wirtschaftlichkeit erfolgte auf Grundlage der Feuchtkugeltemperatur (FKT, siehe Glossar) und
betriebswirtschaftlicher Erfahrungswerte der beteiligten Skigebietsbetreiber. Demzufolge ist die
Beschneiuung zwischen 0 °C FKT und ­2 °C FKT möglich, aber unwirtschaftlich und unterhalb ­2 °C
FKT wirtschaftlich.
**
Zeitraum entspricht keiner vollen Dekade.
Autor: Florian Kerl; Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie;
Abteilung 5; Referat 51; Telefon: 0351 2612­5111; E­Mail: florian.kerl@smul.sachsen.de;
Redaktionsschluss: 27.08.2020; www.klima.sachsen.de

Lesebeispiel:
In der Dekade 2021–2030 ist im Mittel davon auszugehen, dass es im Vergleich
zur Referenzperiode 18 % weniger Tage innerhalb eines 3­Tages­Zeitraumes mit unwirtschaftlichen
Beschneiungsbedingungen (­2 °C < FKT < 0 °C) geben wird. Der Entwicklungskorridor umfasst eine
Änderung von 5 % weniger bis 25 % weniger Tage innerhalb von 3 Tagen mit unwirtschaftlichen
Beschneiungsbedingungen.
Es ist davon auszugehen, dass sich der Trend der bereits seit den 1990er Jahren im Vergleich zur
Referenz 1961–1990 beobachteten Abnahme wirtschaftlicher Beschneiungsbedingungen im Projek­
tionszeitraum mit einem mittleren Rückgang von 30 % weiter fortsetzt. Darüber hinaus ist, aufgrund
des erreichten Temperaturniveaus, im Projektionszeitraum selbst eine Abnahme von Zeiträumen mit
unwirtschaftlichen Beschneiungsbedinungen möglich. Es kann die Grenze der Beschneibarkeit erre­
icht werden.
Glossar
Feuchtkugeltemperatur
Neben der Lufttemperatur hat die relative Luftfeuchtigkeit einen ho­
hen Einfluss auf die technische Erzeugung künstlichen Schnees.
Wassertröpfchen aus
Schneekanonen verdunsten entsprechend der Temperatur­ und Feuchtebedingungen der
Umgebungsluft auf ihrem Weg zum Boden und können dadurch bis zur Erreichung des
Gefrierpunktes abkühlen. Selbst bei leichten Plusgraden und geringer relativer Luftfeuchtigkeit
ist ein Gefrieren dieser Wassertröpfchen möglich. Da die Feuchtkugeltemperatur (FKT) diesen
Kühleffekt der Verdunstung berücksichtigt, gilt sie als geeignetes Maß für das Beschneiungspo­
tential.
Auf Grundlage betriebswirtschaftlicher Erfahrungswerte der beteiligten Skigebietsbetreiber
ist die Beschneiuung zwischen 0 °C FKT und ­2 °C FKT möglich, aber unwirtschaftlich und
unterhalb ­2 °C FKT wirtschaftlich.
Frosttag
Tag an dem das Minimum der Lufttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes liegt (0 °C un­
terschreitet).
Entwicklungskorridor
Klimaprojektionen enthalten in der Regel mehrere Realisierungen (Modell­
läufe) der unbekannten Zukunft (siehe auch “RCP­Szenario”). Neben dem Mittelwert wird mit
dem Entwicklungskorridor der Bereich (Bandbreite) angegeben, in dem 90 % der Realisierun­
gen liegen.
RCP­Szenario
Die künftige Entwicklung des Klimas ist in hohem Grade davon abhängig wie sich
die Emissionen von Treibhausgasen ­ aber auch die Landnutzung ­ künftig entwickeln. Aus
einer Vielzahl von Studien wurden “repräsentative Konzentrationspfade” (Representative Con­
centration Pathways ­ RCP) abgeleitet, die die Entwicklung dieser Größen in Abhängigkeit
von politischen und sozio­ökonomischen Prozessen (z.B. Klimaschutz) abbilden. Über die
Nutzung verschiedener RCP­Szenarien ist es in der Klimamodellierung nun möglich beispiel­
sweise die Bandbreiten (siehe auch “Entwicklungskorridor”) der künftigen Temperaturentwick­
lung zu simulieren.
Autor: Florian Kerl; Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie;
Abteilung 5; Referat 51; Telefon: 0351 2612­5111; E­Mail: florian.kerl@smul.sachsen.de;
Redaktionsschluss: 27.08.2020; www.klima.sachsen.de