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Naturschutzgebiete
in Sachsen

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Naturschutzgebiete
in Sachsen

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
5
Einführung
7
Introduction
10
Wstęp
13
Úvod
16
Übersichten zur Natur und zu Naturschutzgebieten in Sachsen
19
Geologie in Sachsen
20
Das Klima in Sachsen
24
Böden in Sachsen
27
Pflanzen- und Tierarten in Sachsen
37
Wälder in Sachsen
43
Moore in Sachsen
49
Gewässer in Sachsen
59
Grasland und Heiden in Sachsen
64
Geschichte der Naturschutzgebiete in Sachsen
69
Das System der Naturschutzgebiete in Sachsen
74
Naturschutzgebiete im Sächsisch-Niederlausitzer Heideland
81
Naturschutzgebiete im Sächsischen Lößgefilde
209
Naturschutzgebiete im Sächsischen Bergland und Mittelgebirge
399
Verzeichnisse und Register
637
Literaturverzeichnis
639
Verzeichnis der Mitarbeiter
705
Register der Naturschutzgebiete mit Rechtsgrundlage und politischer Zuordnung
708
Register der Naturschutzgebiete alphabetisch
718
Impressum
720
Seite

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Vereinigte Mulde bei Zschepplin (NSG L 59)

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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Naturschutzgebiete sind das „Tafelsilber“ der Natur. Auf
diesen naturschutzfachlich wertvollsten Flächen Sach-
sens werden Schutz und Entwicklung wichtiger ökolo -
gischer Funktionen in besonderem Maße gewährleistet.
Für seltene Tiere und Pflanzen wie Biber, Fischotter,
Kranich und Seeadler, Orchideen, Froschkraut und Schei-
denblütgras sichern Naturschutzgebiete Lebens- und
Rückzugsräume. Aber auch für den Schutz ganzer Öko-
systeme und für den Biotopverbund sind sie von hoher
Bedeutung. Sachsen beherbergt kostbare Hochmoore
und blütenreiche Bergwiesen im Erzgebirge, einmalige
Felsbildungen im Elbsandsteingebirge, artenreiche Borst-
grasrasen im Vogtland, wasservogelreiche Teichgebiete
in der Oberlausitz und stille Heidelandschaften in Nord-
sachsen.
Die ältesten Naturschutzgebiete Sachsens entstanden
vor fast 100 Jahren. Anfangs ging es noch ausschließ-
lich um den Schutz seltener Tiere, Pflanzen und geo lo -
gischer Besonderheiten in der ausgangs des 19. Jahr-
hunderts dicht besiedelten und teilweise stark industriell
ge prägten sächsischen Kulturlandschaft. Später ent-
stand ein Schutzgebietssystem, das nach wissenschaft-
lichen Kriterien eine repräsentative Auswahl typischer
Lebens räume Sachsens erhalten sollte. Dabei umfas-
sen die ausgewählten Schutzgebiete durchaus auch
vom Menschen genutzte und veränderte Landschafts-
teile als Zeugen der Kulturgeschichte. Wiesen, Teiche,
Heiden und bestimmte Waldgesellschaften würden ohne
pflegliche Bewirtschaftung oder Pflege durch den Men-
schen bald verschwinden. Nur einige Moore, naturnahe
Wälder, Felsgebiete und unbesiedelte Fließgewässer-
abschnitte blieben von menschlichem Wirken weitge-
hend unbeeinflusst der natürlichen Entwicklung überlas-
sen. Mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu erhalten und
dem Artensterben Einhalt zu gebieten, wird der ökosys-
temare Ansatz des Schutzes und der Vernetzung ökolo-
gisch bedeutsamer Lebensräume mittlerweile weltweit
verfolgt. Der Aufbau des ökologischen Netzes „Natura
2000“ als wohl bedeutendster Beitrag Europas ist weit
fortgeschritten. Fast alle der in diesem Buch beschriebe-
nen Gebiete sind Bestandteil dieses europa weiten
Schutzgebietssystems.
Anliegen der vorliegenden Publikation ist es, Ihnen die
sächsischen Naturschutzgebiete vorzustellen. Beschrie-
ben werden die 212 sächsischen Naturschutzgebiete
und der Nationalpark Sächsische Schweiz zum Stand
1. August 2008, dem Tag, an dem mit der sächsischen
Kreisgebiets- und Verwaltungsreform die Zuständigkeit
für die Naturschutzgebiete von der Landesverwaltung
an die Kommunalverwaltungen der Landkreise und
Kreisfreien Städte übergegangen ist.
Das Handbuch der Naturschutzgebiete Sachsens ist ein
Gemeinschaftswerk von über 100 haupt-, neben- und
ehrenamtlichen sowie privaten und freiberuflichen Mitar-
beitern. In bereichsübergreifender, konstruktiver Zusam-
menarbeit flossen wertvolle Fachinformationen von
Naturschützern und Biologen, von Forst- und Landwir-
ten, Geologen und Bodenkundlern, Heimatforschern
und weiteren Gebietskennern ein. Die Darstellung der
einzelnen Naturschutzgebiete ist aus diesem Grund
inhaltlich stark von der Meinung der jeweiligen Autoren
geprägt und hat keinen verbindlichen Charakter. Allen
Beteiligten gilt mein besonderer Dank.
Reizvolle, naturnahe Landschaften ziehen seit jeher
Erholungssuchende und andere Naturfreunde an. In
vielen Naturschutzgebieten gibt es die Möglichkeit, vom
Alltag zu entspannen, sich sportlich zu betätigen, Stille
und Schönheit der Landschaft zu genießen oder die
Pflanzen- und Tierwelt behutsam zu erkunden. Wander-
und Radwege, Lehrpfade und -tafeln oder Aussichts-
punkte unterstützen dieses Anliegen. Damit die Schätze
der Natur bewahrt bleiben und sich noch unsere Kinder
und Enkel an ihnen erfreuen können, müssen in den
streng geschützten Gebieten einige Regeln beachtet
werden. Auch hierüber informiert dieses Buch. Vor allem
aber ist es ein Wegweiser durch die sächsischen Natur-
schutzgebiete und ihre Besonderheiten.
Ich wünsche Ihnen viele interessante Erlebnisse beim
Streifzug durch die geschützte Natur unserer Heimat.
Wenn das Handbuch dazu beiträgt, Verständnis für den
Naturschutzgedanken, Achtung vor unserer heimischen
Natur, Begeisterung für ihre kleinen und großen Wunder
und Interesse an ihrem aktiven Schutz zu wecken, dann
hat es sein Ziel erreicht.
Frank Kupfer
Sächsischer Staatsminister
für Umwelt und Landwirtschaft
5
Vorwort

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Auenwald bei Leipzig zur Zeit der Bärlauchblüte

Einführung
Man kann nur schützen, was man kennt. Dieses Buch
soll zum Kennenlernen der sächsischen Naturschätze
einladen und zugleich das Verständnis für die Notwendig-
keit ihres Schutzes wecken.
Fast 25 Jahre ist es her, dass zuletzt eine zusammen-
fassende Darstellung der Naturschutzgebiete Sachsens
im Druck erschien (Handbuch der Naturschutzgebiete
der DDR, Band 5, H
EMPEL & SCHIEMENZ 1986). Seither hat
sich nicht nur politisch, sondern auch naturschutzfachlich
viel verändert. Neue Naturschutzgebiete sind hinzuge-
kommen, einige wurden verändert oder aufgehoben. In
Sachsen gibt es inzwischen 212 Naturschutzgebiete mit
zusammen 51.763 Hektar Fläche (entspricht 2,8 Prozent
der Landesfläche Sachsens, Stichtag 1.August 2008).
Hinzu kommt der Nationalpark Sächsische Schweiz mit
9.350Hektar (entspricht 0,5 Prozent der Landesfläche).
In diesem Buch werden alle Naturschutzgebiete Sach-
sens und der Nationalpark vorgestellt.
Viele Naturschutzgebiete liegen innerhalb von Land-
schaftsschutzgebieten oder Naturparken. Ein Natur-
schutzgebiet befindet sich innerhalb eines Biosphären-
reservats. Die Schutzkategorien des Naturschutzes und
ihre Unterschiede sind wie folgt definiert:
Naturschutzgebiete
(NSG) sind durch Rechtsverord-
nung festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer
Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder
in einzelnen Teilen erforderlich ist zur Erhaltung, Ent-
wicklung oder Wiederherstellung von Biotopen oder
Lebensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier-
und Pflanzenarten, aus wissenschaftlichen, naturge-
schichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder
wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervor-
ragenden Schönheit.
Nationalparke
(NLP) sind durch Rechtsverordnung
festgesetzte, einheitlich zu schützende Gebiete, die
großräumig sind und wegen ihrer naturräumlichen Viel-
falt, Eigenart oder Schönheit überragende Bedeutung
besitzen. Im überwiegenden Teil ihres Gebietes erfüllen
sie die Voraussetzungen eines NSG. Sie befinden sich
in einem von Menschen, insbesondere durch Siedlungs-
tätigkeit oder Verkehrswege, nicht oder wenig beein-
flussten Zustand oder sind geeignet, sich in einen
Zustand zu entwickeln bzw. entwickelt zu werden, der
einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge
in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet.
Naturparke
(NP) sind durch Rechtsverordnung festge-
setzte, einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende
Gebiete, die großräumig und überwiegend LSG oder
NSG sind. Sie eignen sich wegen ihrer landschaftlichen
Voraussetzungen für die Erholung. In ihnen wird ein
nachhaltiger Tourismus angestrebt. Nach den Grundsät-
zen und Zielen der Raumordnung und Landesplanung
sind sie für Erholung vorgesehen. Sie dienen der Erhal-
tung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch
vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer
Arten- und Biotopvielfalt; in ihnen wird zu diesem Zweck
eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung ange-
strebt. Sie sind besonders dazu geeignet, eine nachhaltige
Regionalentwicklung zu fördern.
Biosphärenreservate
(BR) sind durch Rechtsverord-
nung festgesetzte Gebiete, die großräumig und für
bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind. Als
Kulturlandschaft mit reicher Naturausstattung erfüllen sie
in wesentlichen Teilen ihres Gebiets die Voraussetzun-
gen eines NSG, im Übrigen überwiegend die eines LSG.
Sie sind geeignet, nach dem Programm „Der Mensch
und die Biosphäre“ der Resolution 2.313 der UNESCO
vom 23. Oktober 1970 als charakteristische Ökosysteme
der Erde anerkannt zu werden. Sie dienen vornehmlich
der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer
durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der
damit verbundenen Arten- und Biotopvielfalt einschließ-
lich der Wild- und früheren Kulturformen wirtschaftlich
genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflanzenarten. Bei-
spielhaft zeigen sie die Entwicklung und Erprobung von
Wirtschaftsweisen, welche die Naturgüter besonders
schonen. Biosphärenreservate sind daher für eine lang-
fristige Umweltüberwachung, für ökologische Forschung
und Umweltbildung besonders geeignet.
Landschaftsschutzgebiete
(LSG) sind durch Rechts-
verordnung festgesetzte Gebiete, in denen ein besonde-
rer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist zur
Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leis-
tungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes oder
der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungs-
fähigkeit der Naturgüter, wegen der Vielfalt, Eigenart
oder Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen
Bedeutung der Landschaft oder wegen ihrer besonde-
ren Bedeutung für die Erholung.
Der Schutzzweck der Naturschutzgebiete und des
Nationalparks ist recht umfassend, weil er sich oft auf die
Naturausstattung insgesamt bezieht. Der Beschreibung
der einzelnen Naturschutzgebiete ist deshalb ein
Allge-
meiner Teil
(weißes Papier) vorangestellt, in dem wich-
tige Grundlagen der Landeskunde Sachsens zusam-
mengefasst dargestellt werden. Zugleich werden wichti-
ge Fachbegriffe erläutert, die in der Beschreibung der
einzelnen Gebiete verwendet wurden. Dieser Einfüh-
rung folgen spezielle Abschnitte zur
Geologie
(Gestei-
ne), zu den
Böden,
zum
Klima
und zu den
Gewässern
in Sachsen. Es schließt sich ein Kapitel über den Schutz
der
Pflanzen- und Tierarten
in Sachsen an. Als wichti-
ge Vegetationsformationen folgen Darstellungen der
Wälder,
der
Moore
und des
Grünlandes
in Sachsen.
Zum Abschluss des Allgemeinen Teils wird die wechsel-
volle
Geschichte der Naturschutzgebiete
kurz vorge-
stellt und ein Überblick über das
System der Natur-
schutzgebiete
gegeben.
Den Hauptteil des Buches bildet der
Spezielle Teil
(far-
biges Papier), der der Beschreibung der einzelnen
7

Naturschutzgebiete gewidmet ist. Die
Anordnung der
Naturschutzgebiete
folgt den drei geografischen
Naturregionen in Sachsen: Sächsisch-Niederlausitzer
Heideland (= Tiefland, hellblaues Papier), Sächsisches
Lößgefilde (= Hügelland, hellgelbes Papier) und Säch-
sisches Bergland und Mittelgebirge (hellgrünes Papier).
Jede dieser drei Naturregionen besteht aus einer
Anzahl von Naturräumen (Makrochoren), die jeweils am
Beginn der Naturregion in Text und Karte vorgestellt
und charakterisiert werden. Je eine Übersichtskarte
stellt die Lage der Naturschutzgebiete in den Naturräu-
men dar. Die Reihenfolge der Naturräume und der
Gebietsbeschreibungen innerhalb jedes Naturraumes
geht von West nach Ost und von Nord nach Süd. Für
jedes Naturschutzgebiet ist im Normalfall eine Doppel-
seite vorgesehen.
Auf der
jeweils linken Seite
wird das NSG im
Text
beschrieben, rechts wird die Grenze des NSG auf einer
topografischen Karte dargestellt und ein Foto des Gebie-
tes abgedruckt. Einige größere, besonders stark differen-
zierte oder ungewöhnlich reich ausgestattete NSG werden
auf mehreren Doppelseiten vorgestellt. Das ermöglicht
eine ausführlichere Beschreibung und die Veröffentlichung
weiterer Fotos, Karten oder anderer Grafiken zum Gebiet.
Ungeachtet des begrenzten Raumes wurde im Buch ver-
sucht, alle Gebiete möglichst differenziert zu beschreiben.
Bei der Formulierung der Texte wurde auf leichte Verständ-
lichkeit Wert gelegt, soweit das ohne wesentliche inhaltli-
che Abstriche möglich war.
Die Textentwürfe wurden sowohl von ehrenamtlichen
Gebietsbetreuern und -kennern als auch von freiberuf-
lichen Mitarbeitern von Planungsbüros und hauptamtli-
chen Behördenmitarbeitern entworfen und im Sächsi-
schen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geolo-
gie (LfULG) redaktionell bearbeitet. Sofern die Bearbei-
tung der Texte nicht im Rahmen der Dienstaufgaben
geschah, erfolgte sie nicht nur ehrenamtlich, sondern aus-
nahmslos unentgeltlich. Dafür sei allen Mitarbeitern an
diesem Buch noch einmal besonders herzlich gedankt.
Die Überschrift der
Gebietsbeschreibungen
enthält
den offiziellen
Namen
und die
Nummer des NSG
. Der
Name stimmt mit der Rechtsverordnung überein, die
Nummer wird im Sächsischen Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie (LfULG) geführt und
besteht aus einem Buchstaben, entsprechend dem
Direktionsbezirk (Landesdirektion Chemnitz, Dresden
oder Leipzig), und einer traditionell fortlaufenden Zahl.
Durch Zusammenlegungen und Löschungen bestehen
mittlerweile Lücken in der Nummerierung. Der folgende
Kopfteil
enthält Angaben zur Größe des NSG, zum
Messtischblatt, zum Landkreis, zur Unterschutzstellung,
zum Naturraum und zur Lage. Die
Größe
richtet sich
nach der Flächenangabe in der amtlichen Verordnung.
Ist dort keine Flächen angegeben, wird die digital ermit-
telte Fläche angegeben. Das
Messtischblatt
entspricht
der Nummer der amtlichen Topografischen Karte
1:25.000 (TK 25). Der angegebene
Landkreis
oder die
Kreisfreie Stadt ist für das NSG auch behördlich zustän-
dig. Bei
Unterschutzstellung
können entsprechend der
Historie mehrere Daten angegeben sein, rechtlich bin-
dend ist die jeweils jüngste Verordnung. Auf die Rechts-
quelle wird in einem Verzeichnis im Anhang verwiesen.
Die
Naturraum
zuordnung richtet sich nach der geogra-
phischen Gliederung Sachsens, die von der Sächsi-
schen Akademie der Wissenschaften, Arbeitsgruppe
Naturhaushalt und Gebietscharakter, erarbeitet wurde
(B
ASTIAN & SYRBE 2004). Unter
Lage
werden bereits
erste Angaben zum Gebiet, zu benachbarten Ortschaf-
ten, zu seinem Charakter, zur Höhenlage und zur Lage
innerhalb anderer Schutzgebiete des Naturschutzes
gemacht. Der
Schutzzweck
ist nicht wörtlich der Ver-
ordnung entnommen, sondern zusammengefasst, teil-
weise fachlich konkretisiert. Wer den offiziellen Schutz-
zweck benötigt, muss auf die Rechtsquelle (Anhang)
zurück greifen.
Das EU-weite Schutzgebietssystem
Natura 2000
besteht aus FFH-Gebieten nach der
F
auna
-F
lora-
H
abitat-
Richtlinie (92/43/EWG) und Vogelschutzgebieten nach
der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) der Euro -
päischen Union. In Sachsen wurden bisher 270 FFH-
Gebiete (168.661 Hektar) und 77 Vogelschutzgebiete
(248.965 Hektar) eingerichtet. Deren Darstellung ist
nicht Gegenstand dieses Buches. Dazu sei auf das
Internet
(www.natur.sachsen.de)
verwiesen. Durch
Überlagerung beträgt die Natura-2000-Fläche in Sach-
sen insgesamt 292.777 Hektar, das entspricht 15,9 Pro-
zent der Landes fläche. Fast alle Naturschutzgebiete
sind Bestandteil dieses Netzes. Daher wird bei Einbezie-
hung des NSG in das Netzwerk in einem eigenen
Abschnitt auf die Bedeutung des NSG für Natura 2000
verwiesen, ansonsten fehlt dieser Abschnitt im Text. Auf-
gezählt werden die wesentlichen (nicht alle) FFH-
Lebensraumtypen, Tier- und Pflanzenarten der Anhänge
I und II der FFH-Richt linie und wichtige Brutvogelarten
der Vogelschutzrichtlinie – jeweils nur, soweit sie nach
heutigem Kenntnisstand im NSG vorkommen. Bei den
FFH-Lebensraumtypen ist die amtliche Code-Nummer
angegeben. Ein * verweist darauf, dass es sich um einen
prioritären Lebensraumtyp oder eine prioritäre Art nach
der FFH-Richtlinie handelt.
Unter
Geschichte
wird nicht nur die Landnutzungsge-
schichte im betreffenden Gebiet dargestellt, sondern
auch die Geschichte der Unterschutzstellung. Grund -
lage waren alte Landkarten, Spezialkarten und histori-
sche Beschreibungen, teilweise auch Akten. Bei der
Geologie
sind nicht nur die Gesteine, sondern meist
auch das Relief beschrieben. Neben der stratigrafischen
Zuordnung zu geologischen Formationen wurde v. a. auf
die petrografische Kennzeichnung der Gesteine Wert
gelegt. Im Abschnitt
Wasserhaushalt, Klima
wurden,
sofern relevant, Angaben zu den Oberflächengewässern
(Still- und Fließgewässer nebst Einzugsgebiet), teil -
weise zum Grundwasser und zum Lokal- oder Regional-
klima getroffen. Das Großklima wird dagegen im Allge-
meinen Teil dargestellt. Die
Böden
bilden das Binde-
glied zwischen dem abiotischen und dem biotischen Teil
der Naturausstattung.
8

Je nach Schutzzweck des NSG nehmen die Abschnitte
Vegetation, Pflanzenwelt
und
Tierwelt
meist den
Hauptteil der Gebietsbeschreibungen ein. Die Nomen-
klatur der Vegetationseinheiten richtet sich bis auf weni-
ge begründete Ausnahmen nach B
ÖHNERT, GUTTE &
S
CHMIDT (2001). Nicht in jedem Fall wird die pflanzenso-
ziologische Einordnung bis zur Assoziationsebene
geführt, vielmehr ist der Text so verfasst, dass er
zugleich als allgemeine Gebietsbeschreibung geeignet
ist. Die aufgezählten Pflanzen- und Tierarten stellen
natürlich nur eine Auswahl dar. Zum einen sind für das
jeweilige NSG charakteristische Arten unabhängig von
ihrer Häufigkeit und Gefährdung benannt, zum anderen
sind Arten aufgeführt, die in Sachsen vom Aussterben
bedroht, stark gefährdet oder infolge Seltenheit poten-
tiell gefährdet sind (Rote Liste 1, 2 und 4 bzw. Rare).
Arten aus Gruppen ohne Sächsische Rote Liste sind nur
ausnahmsweise benannt. Diese Auswahl hat zur Folge,
dass bestimmte Arten in den Texten immer wieder auf-
tauchen, so dass man beim Durchlesen geneigt sein
könnte, ihren Gefährdungsgrad in Frage zu stellen. Die-
ser „Wiedererkennungseffekt“ ist jedoch beabsichtigt.
Einige dieser Arten kommen jedoch außerhalb von
Naturschutzgebieten kaum vor. Arten, die bereits unter
„Natura 2000“ genannt sind, werden hier normalerweise
nicht nochmals erwähnt. Deutlich wird der sehr unter-
schiedliche Kenntnisstand zu den einzelnen NSG. Ins-
besondere bestimmte Tiergruppen, aber auch die Kryp-
togamen sind in einigen NSG kaum bekannt, hier sind
weitere Untersuchungen dringend nötig. Die Pilze wer-
den, soweit bekannt, im Abschnitt Pflanzenwelt behan-
delt. Die Aktualität der aufgezählten Pflanzen- und Tier-
arten bezieht sich auf den Zeitraum seit Erscheinen des
letzten Handbuches der NSG, also etwa 1986. Die dort
benannten Arten aus älteren Untersuchungen werden
nicht nochmals aufgezählt, jedoch sind die zugehörigen
Publikationen im Literaturverzeichnis erschlossen. Als
verschollen werden Arten benannt, die mindestens seit
1986, bei mehrjähriger gezielter und ergebnisloser
Nachsuche auch später nicht mehr im NSG nachgewie-
sen werden konnten.
Der Abschnitt
Gebietszustand, Maßnahmen
beginnt
mit einer Gesamtbewertung des heutigen Gebietszu-
standes, gemessen am Schutzzweck und ausgedrückt
in der Art einer Schulnote. Ein „befriedigender“ Zustand
wird den engagierten Naturschützer demnach kaum
befriedigen. Es folgen wertende Aussagen zum früheren
und heutigen Gebietszustand sowie zu vergangenen
und künftigen Maßnahmen und zu Entwicklungszielen.
Teilweise korrespondiert dieser Abschnitt mit dem
Abschnitt Geschichte. Der Punkt
Naturerfahrung
bringt
Hinweise zum Wegenetz, zur Erholung, zum Naturerle-
ben und zu anderen Formen des sanften Tourismus.
Unter
Literatur
werden Literaturquellen über Nummern
zugeordnet, die sich im Literaturverzeichnis im Anhang
wiederfinden. Das Literaturverzeichnis enthält darüber
hinaus auch allgemeine, nicht einzelnen NSG zugeord-
nete Literatur.
Auf der
jeweils rechten Seite
wird die NSG-Grenze auf
einer topografischen
Karte
dargestellt und meist ein
Gebietsfoto
beigefügt – oft ist es ein aktuelles Schräg-
luftbild (Befliegung 2007/2008). Der Bildtext gibt jeweils
die Blickrichtung an, um den Vergleich mit der Karte zu
ermöglichen. Bei einigen Bergkuppen, kleineren Wie-
sengebieten oder Waldausschnitten wurde auf Luftbilder
zugunsten terrestrischer Fotos verzichtet. Am Rand gibt
eine farbige
Biotopleiste
die prozentualen Anteile der
im NSG vorkommenden Biotoptypen an. Für Gebiete mit
mehrseitigen Texten ist meist eine Karte der Biotop- und
Landnutzungstypen oder eine Vegetationskarte beige-
fügt, außerdem weitere Fotos. Einige Gebiete werden
mittels einer
Grafik
näher charakterisiert. Für einige
NSG wurde eine
Artenliste
mit ausgewählten Rote-
Liste-Arten zusammengestellt.
Im
Anhang
(weißes Papier) folgt ein ausführliches
Lite-
raturverzeichnis
mit veröffentlichten und unveröffent-
lichten Quellen. Die allgemeine, nicht den einzelnen
NSG zugeordnete Literatur ist ohne Nummerierung, die
den NSG zugeordnete mit fortlaufender Nummer verse-
hen. Man beachte dazu die Erläuterung am Beginn des
Literaturverzeichnisses. Den Abschluss bilden der
Nachweis der über 100
Autoren
der Textentwürfe, der
Bildautoren und weiterer Mitarbeiter sowie die
Register
der Naturschutzgebiete aufsteigend nach ihrer Nummer
und alphabetisch geordnet. Dabei werden auch die
Rechtsgrundlage (z. B. Verordnung) und die Zuordnung
zu Gemeinden und Gemarkungen angegeben.
Freiberg, im November 2008
9

Introduction
We can protect only what we know well. The purpose of
this book is to arouse knowledge of the natural wealth of
Saxony and deeper understanding of the necessity to
safeguard this wealth.
The latest concise presentation of Saxony's nature
reserves was printed almost 25 years ago (Handbuch
der Naturschutzgebiete der DDR, Volume 5, H
EMPEL &
S
CHIEMENZ 1986). A lot has since changed, not only in the
political landscape, but also in terms of nature conserva-
tion. New nature reserves were set up, other reserves
were modified or lost their status. Today, Saxony has 212
nature conservation areas covering a surface of alto-
gether 51,763 ha (2.8 % of Saxonyʼs territory as of 1st
August 2008), and the National Park of Saxon Switzer-
land with 9,350 ha (0.5 % of the Saxon territory). This
book presents all nature conservation areas of Saxony
and the Saxon National Park.
Many nature conservation areas lie within landscape
protection areas or nature parks. One nature conserva-
tion area is located within a biosphere reserve. Nature
conservation is classified and defined as follows:
Nature conservation areas
(NSG) are territories desig-
nated by statutory instrument as areas requiring special
protection with regard to nature and landscape as a
whole or with regard to components thereof in order to
preserve, develop or restore biotopes or biocoenoses of
certain species of wild fauna and flora; for scientific rea-
sons, reasons relating to natural history or national her-
itage; or because of their rarity, characteristic features or
outstanding beauty.
National Parks
(NLP) are territories designated by
statutory instrument as areas to be protected on a uni-
form basis and being of outstanding importance
because of their landscape diversity, characteristic fea-
tures or beauty. The greater part of their territory meets
the criteria defined for nature conservation areas. They
are in a condition showing no or little human impact,
especially from settlement activities or traffic routes, or
are able to develop/be developed into a condition safe-
guarding undisturbed ecosystem interactions and natu-
ral dynamics to the largest possible extent.
Nature Parks (NP)
are territories designated by statuto-
ry instrument as areas of major size to be developed and
managed on a coherent basis and consisting mainly of
landscape protection areas (LSG) or nature conserva-
tion areas (NSG). They are particularly suitable for
human recreation because of their landscape assets.
Sustainable forms of tourism are striven for. They are
destined for recreation according to the regional plan-
ning principles and objectives. They are intended to pre-
serve, develop or restore a landscape shaped by a diver-
sity of uses, as well as the diversity of its species and
biotopes; to this end, it is endeavoured to implement a
sustainable land use in these areas. They are particular-
ly well suited to promote sustainable regional develop-
ment.
Biosphere reserves
(BR) are territories designated by
statutory instrument as areas of major size showing the
characteristic features of specific landscape types. They
are cultural landscapes rich in natural assets with essen-
tial parts of them meeting the NSG criteria (nature con-
servation areas) and the remaining parts meeting the
LSG criteria (protected landscape areas). They qualify
as characteristic ecosystems of the Earth under the Man
and Biosphere programme of UNESCOʼs Resolution
2.313 of 23 October 1970. Their primary purpose is to
preserve, develop or restore a landscape shaped by
diverse forms of use and the diversity of species and
biotopes associated therewith, including wild forms and
formerly cultivated forms of commercially used or usable
animal and plant species. They serve as a model for the
development and testing of cultivation and management
methods while taking vulnerable natural resources into
account. Biosphere reserves are thus particularly well
suited for long-term environmental monitoring projects
and ecological research in environmental education.
Landscape protection areas
(LSG) are territories de -
signated by statutory instrument as areas requiring spe-
cial protection with regard to nature and landscape in
order to preserve, develop or restore the effectiveness
and functional capability of the natural balance or rege -
nerative capacity and sustained usability of natural
assets in view of the diversity, characteristic features and
beauty of their natural scenery, or because of the partic-
ular historical and cultural significance of the landscape,
or because of their special significance for human recre-
ation.
The protection purpose of the nature conservation areas
and of the national park is rather broad and often refers
to the natural assets as a whole. Therefore, the descrip-
tion of the nature conservation areas is preceded by a
General Part
(on white paper), which gives a summary
of important background information on Saxonyʼs histo-
ry and heritage. It includes a glossary explaining the
major technical terms used in the description part. The
general introduction is followed by specific sections
dealing with
geology
(rocks),
soils, climate,
and
water
bodies
in Saxony. The next chapter covers the protec-
tion of
plant and animal species
in Saxony. Then the
forests, swamps
and
grasslands
are presented as
important vegetation formations in Saxony. The General
Part concludes with an outline of the changing
history of
nature conservation areas
and an overview of the
sys-
tem of nature conservation areas.
The main part of the book is the
Specific Part
(on
coloured paper), which provides the description of each
nature conservation area. The
organisation of the
nature conservation areas
is adjusted to the three
geographic natural regions in Saxony, which are:
Saxon/Lower-Lusatian heathland (= lowlands, light blue
10

paper), Saxon loess region (= hill country, light yellow
paper), and the Saxon mountains (light green paper).
Each of those three natural regions is made up of a
series of landscape types (macro level), which are briefly
outlined and characterized in words and maps in the
beginning of each natural region. The macro-level loca-
tion of each nature conservation area within the land-
scapes is shown in a layout map. The order of descrip-
tion of the landscape types and areas is from West to
East and from North to South. Each nature conservation
area normally covers a double page.
The
text description
appears on the
left-hand side
,
while the right-hand side shows a topographic map with
the boundaries of the area and a photograph of it. Cer-
tain nature conservation areas, which are larger, more
differentiated or exceptionally rich in natural assets,
cover several double pages. So it is possible to describe
them in more detail and provide additional photos, maps
or graphical illustrations of the area. Despite the physical
limits of the book, every attempt was made to ensure the
descriptions of all areas are as differentiated as possible.
Particular emphasis was placed on easy to understand
wordings as far as possible without impairing the techni-
cal contents.
The drafts were delivered by volunteer conservation
helpers and adepts of the particular areas, by freelance
contributors from engineering bureaus and full-time
administration staff members, and then proofread and
revised by the Saxon State Office for the Environment,
Agriculture and Geology (LfULG). All text contributions,
if not made within the scope of duties, were provided on
a voluntary basis without any remuneration. Many
thanks again to all contributors to this book.
The headline of each
area description
contains the offi-
cial
name
and the
reference number
of the
nature con-
servation area
. The name is identical with that given by
the statutory instrument; the reference number assigned
and maintained by the Saxon State Office for the Envi-
ronment, Agriculture and Geology (LfULG) consists of a
letter indicating the administrative district (Regional
Directorate of Chemnitz, Dresden or Leipzig) and a tra-
ditional serial number. Today, there are numbering gaps
due to area combinations and cancellations. The next
following
header
provides data regarding the size of the
nature conservation area, the ordnance survey map, the
county, the protection level, the natural space, and the
location. The
size
copies the hectare statement given in
the statutory instrument. If the statutory instrument pro-
vides no size information, the digitally determined sur-
face area is indicated. The
Ordnance Survey Map
num-
ber corresponds to that of the Official Topographic Map
1/25,000 (TK 25). The indicated county (
Landkreis
) or
county borough (Kreisfreie
Stadt) is the official authority
responsible for the nature conservation area. The
pro-
tection level
may provide a series of history data, but
the most recent statutory instrument is legally binding.
The legal reference is given in the Appendix.
Natural
space
refers to geographical classification of Saxony
developed by the Saxon Academy of Sciences, working
group Natural Balance and Regional Characteristics
(B
ASTIAN & SYRBE 2004). The
Location
item provides
first summary data on the geographic situation, neigh-
bouring towns and cities, specific characteristics, alti-
tude and location within other areas protected under
nature conservation precepts.
Protection purpose
does not reproduce the wording of the statutory instru-
ment, but summarizes and partly details the purpose in
more concrete and technical terms. Those who need the
statutory wording are kindly referred to the Appendix
(legal references).
The EU-wide
Natura 2000
network of protected areas
consists of Sites of Community Interest (SCI) under the
F
auna-
F
lora-
H
abitat Directive (92/43/EEC) and Special
Protection Areas (SPA) under the Birds Directive
(79/409/EEC) of the European Union. To date, 270 SCI's
(168,661 ha) and 77 SPAʼs (248,965 ha) have been set
up in Saxony. They are not presented in this book. For
Natura 2000 areas, please refer to the website
www.natur.sachsen.de.
Due to overlapping effects, the
Natura 2000 surface area in Saxony totals 292,777 ha,
this is 15.9 % of the Saxon territory. Almost all nature
conservation areas are part of this network. Therefore, if
a nature conservation area is integrated in the system,
the description will contain a section referring to the sig-
nificance of the particular area for Natura 2000. No such
section will be found for the other areas. The Natura
2000 section enumerates the major (not all) fauna flora
habitat types, animal and plant species listed in Appen-
dix I and Appendix II of the FFH Directive and the major
brooding bird species under the Birds Directive – but
only to the same extent as they occur in the given area.
The habitat types of community interest are quoted with
the official code. * indicates a priority natural habitat type
or a priority species under the FFH Directive.
The
History
section provides historical information not
only on land uses in the given area, but also gives pro-
tection history data. The information is based on old
maps, special maps and historical descriptions, partly
also on official records and files.
Geology
refers not only
to rocks, but often also to a description of the topogra -
phic relief. Apart from the stratigraphic classification in
terms of geological formations, particular emphasis was
placed on the petrographic characterization of the differ-
ent rocks. The
water balance, climate
section, where
relevant, provides information on surface waters (stan -
ding water bodies, water courses and catchment areas),
partly on groundwater and on the local and regional cli-
matic conditions. However, the macroclimate is outlined
in the General Section. The
soils
are the linking element
between the abiotic and biotic components of the natural
assets.
Depending on the protection purpose of the nature con-
servation area, the
Vegetation, Flora
and
Fauna
sec-
tions are the largest sections of the area descriptions.
The nomenclature of the vegetation units is based on
B
ÖHNERT, GUTTE & SCHMIDT (2001) with just a few justified
11

exceptions. The phytosociological classification is not
always at association level, but the text is drafted in a
way to be suitable as a general guide to the area. The
mentioned plant and animal species are of course just a
selection. The listing refers, on the one hand, to species
that are characteristic for a particular area, regardless of
commonness and endangerment, and on the other, to
species that are critically endangered, endangered or
vulnerable because of rarity (Red Lists 1, 2 and 4, or
Rare). Species from groups without Saxon Red List are
mentioned in a few exceptional cases only. This selec-
tion results in the repeated occurrence of certain species
and the reader may be inclined to doubt their degree of
endangerment. This “repetition effect” is intentional. Cer-
tain species will be rarely found outside nature conser-
vation areas. Species already mentioned at “Natura
2000” are not mentioned here again. The reader will
clearly note the different state of our knowledge of the
various nature conservation areas. Especially, certain
animal groups, but also cryptogams, are scarcely known
in some of the areas; further investigation is urgently
needed in this respect. Fungi, so far as known, are co -
vered by the Fauna section. In terms of up-to-dateness,
the enumerated plant and animal species refer to the
period after 1986 when the last handbook on nature con-
servation areas was published. The species mentioned
there on the basis of older investigations are not repea -
ted here, but the related publications are given as refe -
rences. The mention “verschollen” (possibly extinct)
refers to species that have no longer been found or
reported in the nature conservation area since at least
1986 after several years of well-aimed investigations
without success.
The section
Area status, actions
begins with a general
assessment of todayʼs condition and status of the area
as referred to the protection purpose and expressed in a
German school grading scale. So “satisfactory” will hard-
ly be to the satisfaction of a committed environmentalist.
What follows is a brief analysis of the past and current
status of the area as well as an evaluation of past and
future measures and development objectives. There are
certain correlations with the History section.
Nature
experience
provides information on the road and path
network, on recreation, on experience of nature and on
other forms of sustainable tourism.
Literature
gives
numbers referring to the list of references in the Appen-
dix. In addition, the list of references includes general li-
terature beyond individual nature conservation areas.
The
right-hand side
of each double page shows the
boundaries of the nature conservation area in a topo -
graphic
map
, in most cases combined with a
photo-
graph
– often a recent oblique aerial photograph (taken
in 2007/2008). The legend of the picture indicates the
viewing direction to give the correlation with the map.
Terrestrial instead of aerial photographs were preferred
for certain mountain tops, smaller meadows or forest
sections. A colour-coded
biotope bar
along the margin
shows the percentage of existing biotypes in the nature
conservation area. Larger area descriptions covering
several pages usually include a map of the biotope types
and land use types, or a vegetation map, as well as addi-
tional photographs. Several areas are characterized in
more detail by means of a
graphical representation
. A
Species List
with selected Red-List species was com-
piled for a few specific nature conservation areas.
The
Appendix
(white paper) contains a detailed
List of
References
with published and unpublished literature.
General literature not assigned to particular nature con-
servation areas is not numbered, while area-specific li -
terature is given serial numbers. Please note the legend
at the end of the list of references. In the end of the book,
you will find the names of the more than 100
authors
of
the text drafts, the originators of the pictures and other
contributors, as well as
indexes
listing the nature con-
servation areas by their numbers and in alphabetical
order. Also, the statutory background and the related
communities and local subdistricts are indicated.
Freiberg, in november 2008
12

Wstęp
Chronić można tylko to, co się zna. Niniejsza książka
ma zachęcać do zapoznania się z saksońskimi skarba-
mi przyrody i jednocześnie budzić zrozumienie dla
konieczności ich ochrony.
Minęło już prawie 25 lat od momentu ukazania się
drukiem ostatniego opracowania dotyczącego obszarów
ochrony przyrody w Saksonii (Handbuch der Natur -
schutzgebiete der DDR, Band 5. H
EMPEL & SCHIEMENZ
1986 /Podręcznik o obszarach ochrony przyrody w
NRD, tom 5, H
EMPEL & SCHIEMENZ 1986/). Od tego czasu
nastąpiło wiele zmian nie tylko politycznych, lecz
również w zakresie ochrony przyrody. Utworzono nowe
obszary ochrony przyrody, a niektóre z już istniejących
zmieniono lub zniesiono. W Saksonii powstało w
międzyczasie 212 obszarów ochrony przyrody o łącznej
powierzchni 51.763 ha (= 2,8 % powierzchni kraju
związkowego Saksonii, stan na dzień 1 sierpnia 2008 r.).
Do tego dochodzi Park Narodowy Saksońska Szwaj-
caria o powierzchni liczącej 9.350 ha (= 0,5%
powierzchni kraju związ kowego). W niniejszej książce
przedstawione zostały wszystkie obszary objęte
ochroną przyrody w Saksonii, jak również park naro-
dowy.
Wiele obszarów ochrony przyrody położonych jest w
obrębie obszarów chronionego krajobrazu lub parków
narodowych. Jeden obszar ochrony przyrody znajduje
się na terenie rezerwatu biosfery. Kategorie ochrony
przyrody i ich różnice zdefiniowane zostały w następują-
cy sposób:
Obszary ochrony przyrody
(niem. Naturschutzgebiete
NSG
)
to ustanowione w rozporządzeniu z mocą
ustawy obszary, na których konieczna jest szczególna
ochrona przyrody i krajobrazu w ich całości lub ich poje-
dynczych części, w celu zachowania, rozwoju lub przy-
wrócenia biotopów lub biocenoz określonych, dziko
żyjących gatunków zwierząt lub roślin, z powodów
naukowych, historyczno-przyrodniczych lub krajoznaw-
czych bądź tez ze względu na ich rzadkość, szczególną
osobliwość lub niezwykłe piękno.
Parki narodowe
(niem. Nationalparke
– NLP
) to
ustanowione w rozporządzeniu z mocą ustawy obszary,
podlegające jednolitej ochronie, wielkoprzestrzenne i
posiadające niezwykłe znaczenie ze względu na ich
przyrodniczo-przestrzenną różnorodność, osobliwość
lub piękno. W przeważającej części swojej powierzchni
spełniają one warunki stawiane obszarom ochrony przy-
rody. Znajdują się w stanie, na który człowiek –
zwłaszcza przez osiedlanie się lub drogi komunikacyjne
– nie wywarł żadnego bądź jedynie mały tylko wpływ lub
nadają się do tego, ażeby przez ich samodzielny bądź
wspierany rozwój osiągnąć stan, który zapewnia możli-
wie niezakłócony przebieg procesów przyrody przy
zachowaniu ich naturalnej dynamiki.
Parki przyrody
(niem.
Naturparke –
NP
) to usta-
nowione w rozporządzeniu z mocą ustawy obszary,
podlegające jednolitemu rozwojowi i pielęgnacji, wiel -
koprzestrzenne i stanowiące w przeważającej części
obszary chronionego krajobrazu (LSG) lub obszary
ochrony przyrody (NSG). Ze względu na ich krajobra-
zowe uwarunkowania nadają się one świetnie do celów
wypoczynkowych. Na ich terenie dąży się do rozwoju
zrównoważonej turystyki. Zgodnie z zasadami i celami
porządku przestrzennego i planowania przestrzennego
na szczeblu kraju związkowego, zostały one
przewidziane na cele wypoczynkowe. Służą ponadto
zachowaniu, rozwojowi lub odtwarzaniu krajobrazów
cechujących się różnorodnym zagospodarowaniem jak i
różnorodności gatunków i biotopów; na ich terenie dąży
się w tym celu do przyjaznego przyrodziego zagospo-
darowania gruntów. Nadają się one szczególnie dobrze
do wspierania zrównoważonego rozwoju regionalnego.
Rezerwaty biosfery
(niem. Biosphärenreservate –
BR
)
to ustanowione w rozporządzeniu z mocą ustawy
obszary, wielkoprzestrzenne i charakterystyczne dla
określonych typów krajobrazu. Jako krajobraz kulturowy
o bogatym wyposażeniu przyrody, spełniają one w
swoich znacznych częściach wymogi stawiane
obszarom objętym ochroną przyrody (NSG), a w
pozostałej części – wymogi stawiane obszarom chro-
nionego krajobrazu (LSG). Nadają się one do uznania
ich – zgodnie z programem „Człowiek i biosfera“
rezolucji 2.313 UNESCO z dnia 23 października 1970
roku – za charakterystyczne ekosystemy kuli ziemskiej.
Służą w pierwszym rzędzie zachowaniu, rozwojowi lub
odtworzeniu krajobrazu charakteryzującego się różnoro -
dnym wykorzystaniem i wiążącej się z tym różnorodnoś-
ci gatunków i biotopów wraz z wykorzystywanymi
gospodarczo lub użytkowanymi gatunkami i starymi
rasami zwierząt oraz dawnymi odmianami i formami
dziko rosnących I uprawnych roślin. W przykładowy
sposób uwidaczniają one rozwój i wypróbowanie form
rolnictwa, szczególnie chroniących dobra przyrody. Rez-
erwaty biosfery nadają się przez to w sposób szczególny
do długoterminowej obserwacji środowiska i prowad -
zenia ekologicznych badań naukowych oraz w zakresie
edukacji ekologicznej.
Obszary chronionego krajobrazu
(niem. Land-
schaftsschutzgebiete –
LSG
)
to ustanowione przez roz-
porządzenie z mocą ustawy obszary, na których
konieczna jest szczególna ochrona przyrody i krajo-
brazu w celu zachowania, rozwoju i odtworzenia wydaj -
ności i funkcjonalności w obrębie współdziałań wszyst-
kich części składowych środowiska naturalnego lub
zdolności do regeneracji i trwałej zdolności użytkowania
dóbr przyrody, z powodu różnorodności, osobliwości lub
piękna bądź szczególnego znaczenia kulturalno-histo-
rycznego krajobrazu, albo też przez wzgląd na jego
szczególne znaczenie dla wypoczynku.
Cel ochrony obszarów ochrony przyrody i parku naro-
dowego jest dość szeroko zakrojony, ponieważ często
odnosi się on do wszystkich zasobów i składników przy-
13

rody. Opis pojedynczych obszarów objętych ochroną
przyrody poprzedza zatem
Część Ogólna
(biały papier),
w której przedstawione zostały w streszczonej formie
wszystkie ważne podstawy krajoznawstwa Sakonii. Jed-
nocześnie wyjaśniono ważne pojęcia fachowe,
stosowane w opisie poszczególnych obszarów. Po tym
wprowadzeniu zamieszczone zostały specjalne rozdzi-
ały, zajmujące się
geologią
(skałami),
glebami
,
kli-
matem
i
wodami
w Saksonii. Tematem kolejnego
rozdziału jest ochrona
gatunków roślin i zwierząt
w
Saksonii. Jako ważne informacje dotyczące szaty roślin-
nej zamieszczone zostały następnie opisy saksońskich
lasów
,
bagien
i
użytków zielonych
. Na zakończenie
Części Ogólnej przedstawiona została w skrócie zmien-
na
historia obszarów objętych ochroną przyrody
i
podany przegląd
systemu obszarów ochrony przy-
rody
.
Część główną książki stanowi
Część Specjalna
(kolorowy papier), poświęcona opisowi pojedynczych
obszarów ochrony przyrody.
Obszary ochrony przy-
rody
przyporządkowano trzem geograficznym regionom
przyrodniczym w Saksonii: Sächsisch-Niederlausitzer
Heideland
/Wzniesienia Saksońsko-Dolnołużyckie / jas-
noniebieski papier), Sächsisches Lößgefilde /Saski
Płaskowyż Lessowy/,( jasnożółty papier), a także Säch-
sisches Bergland i Mittelgebirge
/Pogórze i Średniogórze
Saskie/
(jasnozielony papier). Każdy z tych trzech
regionów przyrodniczych składa się z pewnej liczby
makroregionów,
niem. Makrochoren), przedstawionych i
scharakteryzowanych zawsze na początku każdego
opisu regionu przyrodniczego w formie tekstu i mapy.
Położenie obszarów ochrony przyrody w poszczegól-
nych regionach przyrodniczych zostało przedstawione
na mapach przeglądowych. Przestrzenie naturalne i
opisy obszarów ochrony przyrody w obrębie każdej
przestrzeni naturalnej przedstawiono w następującej
kolejności: z zachodu na wschód i z północy na południe.
Dla każdego obszaru ochrony przyrody przewidziana jest
w normalnym przypadku jedna podwójna strona.
Lewą stronę
zajmuje opis obszaru ochrony przyrody
(NSG), a po prawej stronie przedstawiona jest na mapie
topograficznej granica NSG, i zdjęcie tego obszaru.
Niektóre większe, szczególnie silnie zróżnicowane lub
niezwykle bogato wyposażone NSG, przedstawione
zostały na kilku podwójnych stronach. Umożliwia to
szczegółowy opis i publikację dodatkowych zdjęć, map
lub innych ilustracji odnoszących się do obszaru.
Niezważając na ograniczenie miejsca w książce, stara-
no się możliwie szczegółowo dokonać opisu wszystkich
obszarów. Przy formułowaniu tekstów kładziono wagę
na łatwość ich zrozumienia, o ile było to możliwe bez
istotnych ograniczeń treści.
Szkice tekstów przygotowane zostały zarówno przez
pracujących społecznie opiekunów i znawców obszarów,
jak i pracowników wolnych zawodów z biur planistycznych
oraz zatrudnionych w pełnym wymiarze godzin pracow-
ników urzędów, a następnie opracowane redakcyjnie przez
Saksoński Urząd Krajowy ds. Środowiska, Rolnictwa i
Geologii
(Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirt-
schaft und Geologie –
LfULG
).
O ile opracowanie tekstów
nie odbywało się w ramach zadań służbowych, wówczas
miało ono miejsce nie tylko na zasadzie pracy społecznej,
lecz również bez wyjątku nieodpłatnej. Za fakt ten
wyrażamy wszystkim osobom pracującym nad niniejszą
książką raz jeszcze jak najserdeczniejsze podziękowanie.
Nagłówki
opisów obszarów
zawierają oficjalną
nazwę
i
numer NSG
. Nazwa ta odopowiada nazwie zawartej w
rozporządzeniu z mocą ustawy, a numeracja prowadzo-
na jest w Saksońskim Urzędzie Krajowym ds. Środowis-
ka, Rolnictwa i Geologii (LfULG). Każdy numer składa
się z jednej litery, odpowiednio do okręgu dyrekcyjnego
(Landesdirektion Chemnitz, Dresden oder Leipzig –
Dyrekcja krajowa w Chemnitz, Dreźnie i Lipsku) i trady-
cyjnie kontynuowanej liczby. Poprzez dokonane
połączenia i zniesienia obszarów, doszło w międzycza-
sie do powstania luk we wspomnianej numeracji.
Następna
Część Główna
zawiera dane dotyczące wiel-
kości NSG, mapy topograficznej
(niem. Messtischblatt),
powiatu, objęcia ochroną, przestrzeni naturalnej i
położenia.
Wielkość
obszaru odpowiada powierzchni
podanej w rozporządzeniu urzędowym, a jeżeli nie
podano w niej żadnej powierzchni, wówczas podawana
jest powierzchnia obliczona cyfrowo. Karta topogra-
ficzna
Messtischblatt
odpowiada numerowi urzędowej
mapy topograficznej w skali 1 : 25.000 (TK 25). Podany
powiat
lub miasto na prawach powiatu jest podmiotem
również urzędowo kompetentnym w sprawach NSG.
Pod pojęciem
objęcia ochroną
może być podanych –
odpowiednio do historii –również kilka dat, lecz prawnie
wiążące jest każdorazowo najnowsze rozporządzenie.
W spisie załącznika odsyła się do źródeł aktów praw-
nych. Przyporządkowanie
przestrzeni naturalnych
odbywa się według geograficznego podziału Saksonii,
opracowanego przez Saksońską Akademię Nauk
(Säch-
sische Akademie der Wissenschaften),
grupę roboczą
ds. oddziaływań w środowisku naturalnym i charakteru
obszarów
(Naturhaushalt und Gebietscharakter) (BASTIAN
& SYRBE 2004). Pod pojęciem
położenia
podawane są
już pierwsze dane dotyczące obszaru, sąsiednich
miejscowości, charakteru obszaru, położenia wyso-
kościowego i położenia w obrębie innych obszarów
objętych ochroną przyrody.
Cel ochrony
nie został
przejęty dosłownie z rozporządzenia, lecz streszczony,
a częściowo nawet fachowo zkonkretyzowany. Osoby
potrzebujące oficjalnego celu ochrony, muszą się
odnieść do źródła aktów prawnych (załącznik).
Powstały w Unii Europejskiej system (sieci) obszarów
objętych ochroną przyrody
Natura 2000
składa się z
obszarów ochrony siedliskowej (
FFH
) zgodnie z Dyrek-
tywą Rady (92/43/ EWG) w sprawie ochrony siedlisk
przyrodniczych, jak również z obszarów ochrony ptaków
zgodnie z Dyrektywą Rady (79/409/EWG) Unii Euro-
pejskiej o ochronie ptaków. W Saksonii utworzonych
zostało dotychczas 270 obszarów ochrony siedlis-
kowej. (168.661 ha) i 77 obszarów ochrony ptaków
(248.965 ha). Ich przedstawienie nie jest jednak przed-
miotem niniejszej książki. W tym celu odsyłamy do Inter -
14

netu
(www.natur.sachsen.de).
Z powodu nawarstwień
powierzchnia sieci obszarów Natura 2000 wynosi w
Saksonii łącznie 292.777 ha, co odpowiada 15,9 %
powierzchni całego kraju związkowego. Prawie wszyst-
kie obszary objęte ochroną przyrody są częścią
składową tej sieci. Z tego powodu w przypadku
uwzględnienia obszaru NSG w sieci, odsyła się w osob-
nym odcinku do znaczenia obszarów NSG dla sieci
Natura 2000, w przeciwnym razie brak jest w tekście
tego odcinka. Wymienione zostały najistotniejsze (nie
wszystkie) rodzaje siedlisk, gatunków zwierząt i roślin z
załączników I i II Dyrektywy habitatowej i ważne gatunki
ptaków lęgowych z Dyrektywy o ochronie ptaków –
każdorazowo tylko w przypadku, jeżeli zgodnie ze sta-
nem dzisiejszej wiedzy występują one na obszarach
NSG. W odniesieniu do rodzajów przestrzeni życiowych
podany został numer code. Mała „*“ wskazuje na to, że
chodzi tutaj o priorytatywny rodzaj siedliska lub prioryta-
tywny gatunek zgodnie z Dyrektywą habitatową.
Pod pojęciem
Historia
nie została przedstawiona jedy-
nie historia wykorzystania ziemi na danym obszarze,
lecz również historia objęcia go ochroną. Za podstawę
służyły tutaj stare mapy, specjalne mapy i opisy histo-
ryczne, a częściowo również akta. Pod pojęciem
Geolo-
gia
opisane zostały nie tylko skały, lecz przeważnie
również rzeźba terenu. Oprócz stratygraficznego przy-
porządkowania do formacji geologicznych, kładziono
dużą wagę przede wszystkim na oznakowanie petrogra-
ficzne skał. W rozdziale
gospodarka wodna, klimat
podane zostały – o ile istotne – dane dotyczące wód
powierzchniowych (wody stojące i płynące obok dorzec-
za), częściowo również wód gruntowych, a także klima-
tu lokalnego i regionalnego. Makroklimat przedstawiony
został natomiast w Części Ogólnej.
Gleby
stanowią
ogniwo łączące pomiędzy abiotycznymi i biotycznymi
częściami zasobów i składników przyrody.
W zależności od celu ochrony obszarów NSG, odcinki
Wegetacja, Świat roślin
i
Świat zwierząt
zajmują prze-
ważnie główną część opisów obszarów. Nomenklatura
zbiorowisk roślinnych została podana według B
ÖHNERT,
G
UTTE & SCHMIDT (2001). Nie w każdym przypadku klasy-
fikacja roślinno-socjologiczna prowadzona jest aż do
poziomu asocjacji, lecz o wiele bardziej tekst sfor-
mułowany jest w ten sposób, że służyć może jedno-
cześnie jako ogólny opis obszarów. Wymienione gatunki
roślin i zwierząt zostały naturalnie wybrane z wielu. Z jed-
nej strony wymienione zostały w odniesieniu do danego
obszaru NSG gatunki dla niego charakterystyczne, nie-
zależnie od ich częstotliwości występowania lub
zagrożenia, a z drugiej – gatunki, które zagrożone są w
Saksonii wymarciem, silnie zagrożone lub potencjalnie
zagrożone ze względu na ich rzadkość (Czerwona Lista
1, 2 i 4 bądź rzadkie). Gatunki z grup bez Saksońskiej
Czerwonej Listy wymienione zostały tylko w drodze
wyjątku. W konsekwencji takiego wyboru, określone
gatunki pojawiają się w tekście z dużą częstotliwością,
tak że można by podczas czytania odnieść wrażenie, że
nie należą wcale do zagrożonych. Ten efekt ciągłego na
nie „natrafiania“ jest jednak zamierzony. Niektóre z tych
gatunków nie występują prawie wcale poza obrębem
obszarów ochrony przyrody. Gatunki nazwane już pod
pojęciem „Natura 2000“, nie są tutaj w zasadzie raz
jeszcze wymieniane. Wyraźnie uwidacznia się bardzo
zróżnicowany poziom wiedzy w odniesieniu do poszcze-
gólnych obszarów NSG. Dotyczy to szczególnie niektó-
rych grup zwierząt i kryptogamów . Konieczne jest tutaj
przeprowadzenie dodatkowych badań. Informacje na
temat grzybow o ile są dostepne umieszczono w rozdzia-
le pt. Świat grzybów. Aktualność wymienionych gatun-
ków grzybów i roślin odnosi się do odcinka czasu od
momentu pojawienia się ostatniego podręcznika o obs-
zarach NSG, czyli od ok. 1986 roku. Nazwane w nim
gatunki, pochodzące ze starych badań, nie są wymienio-
ne po raz kolejny, lecz wspomniane zostały w spisie lite-
ratury traktujące o nich publikacje. Jako zaginione uzna-
ne zostały te gatunki, których przynajmniej od roku 1986
po kilkuletnich, docelowych i bezskutecznych poszukiwa-
niach nie można było na obszarze NSG udowodnić.
Rozdział
Stan obszaru, przedsięwzięcia
rozpoczyna
się ogólną oceną dzisiejszego stanu obszarów, mier-
zoną wg. celu ochrony i wyrażoną w formie oceny szkol-
nej. Stan „zadowalający“ nie zadowoliłby jednak prawie
wcale zaangażowanych ekologów. W rozdziale zawarte
zostały oceniające wypowiedzi na temat wcześniejsze-
go i dzisiejszego stanu obszarów, a także minionych i
przyszłych przedsięwzięć i celów rozwoju. Częściowo
rozdział ten koresponduje z rozdziałem Historia. Punkt
Doświadczenia z przyrodą
przynosi wskazówki
dotyczące sieci dróg, wypoczynku, życia na łonie natury
i innych form „miękkiej“ turystyki (soft tourism). Pod
pojęciem
Literatura
przyporządkowane zostały odpo-
wiednim numerom źródła literatury, które odnaleźć
można również w spisie literatury w załączniku. Spis lite-
ratury zawiera ponadto tytuły ogólne, niekoniecznie
odnoszące się do pojedynczych obszarów NSG.
Po
prawej stronie
przedstawiona została na
mapie
topograficznej granica obszaru NSG jak i
jego zdjęcie
często w postaci aktualnego skośnego zdjęcia lotniczego
(obloty 2007/2008). Tekst do zdjęcia podaje każdora-
zową perspektywę, po to by umożliwić porównanie z
mapą. W przypadku niektórych wierzchołków górskich,
mniejszych obszarów łąkowych lub kawałków lasów, zre-
zygnowano ze zdjęć lotniczych na korzyść zdjęć terres-
trycznych. Na krawędzi podawane są na kolorowym
pasku biotopów procentowe udziały rodzajów biotopów,
występujących na obszarach NSG. W przypadku obsza-
rów o kilkustronicowych tekstach, dołączona została do
nich mapa z rodzajami biotopów i wykorzystaniem ziemi
lub mapa roślinności i dodatkowe zdjęcia. Niektóre obs-
zary zostały scharakteryzowane przy pomocy
schematu
graficznego
. Dla niektórych obszarów NSG zestawiono
listę gatunków z wybranymi gatunkami z czerwonej listy.
W
załączniku
(biały papier) umieszczono szczegółowy
spis literatury
z opublikowanymi i nie opublikowanymi
źródłami. Literatura ogólna i nie przyporządkowana
poszczególnym obszarom NSG jest bez numeracji, nato-
miast literatura im przyporządkowana zaopatrzona zos-
15

Úvod
Můžeme chránit pouze to, co poznáme. Tato Příručka
má pozvat k seznámení se saskými poklady přírody a
zároveň vzbudit pochopení pro nutnost ochrany přírody.
Je tomu už téměř 25 let, že bylo naposledy vydáno kom-
pletní znázornění všech saských chráněných přírodních
oblastí (Handbuch der Naturschutzgebiete der DDR,
Band 5, H
EMPEL & SCHIEMENZ 1986). Od té doby došlo
k významným změnám nikoli pouze politickým, nýbrž i
z hlediska ochrany přírody. Byly vymezena nová
chráněná území, jiné byly pozměněny nebo zrušeny.
V současné době je v Sasku celkem 212 chráněných
přírodních oblastí na rozloze 51.763 hektarů (= 2,8 %
rozlohy Saska, stav k 1. srpnu 2008). K tomu ještě přijde
Národní park Saské Švýcarsko, který zaujímá 9.350 hek-
tarů (= 0,5 % rozlohy Saska). V předmětné příručce
představujeme všechny chráněné přírodní oblasti Saska
jakož i Národní park.
Mnoho chráněných přírodních oblastí je situováno uvnitř
chráněných krajinných oblastí nebo přírodních parků.
Jedna chráněná oblast je uvnitř biosférické rezervace.
Kategorie ochrany přírody a je jejich rozlišování jsou
definovány takto:
Chráněné přírodní oblasti
(NSG) jsou právní
vyhláškou vymezené oblasti, ve kterých je žádoucí
zvláštní ochrana přírody a krajiny ve své celistvosti nebo
v jednotlivých částech k zachování, rozvoji nebo obnově
biotopů nebo společenství určitých druhů volně žíjicích
živočichů nebo planě rostoucích rostlin z vědeckých,
přírodopisných nebo vlastivědných důvodů nebo kvůli
jejich výjimečnosti, zvláštní jedinečnosti nebo kráse.
Národní parky
(NLP) jsou právní vyhláškou ustanovené
oblasti, které je třeba jednotně chránit a které jsou velko-
plošné a díky své přirozené rozmanitosti, jedinečnosti a
kráse maji zvláštní význam. Splňují v převážné části
svého území předpoklady pro chráněnou přírodní oblast.
Nacházejí se ve stavu neovlivněném nebo minimálně
ovlivněném antropogenní činností, zvláště osídlováním
nebo dopravními komunikacemi, nebo bude v nich vyt-
vořen stav, který umožní co možná nejméně rušený
průběh přírodních dějů v jejich přirozené dynamice.
Přírodní parky
(NP) jsou právní vyhláškou vymezené
jednotně se rozvíjející a ošetřované oblasti, které jsou
velkoplošné a převážně vnímány jako chráněné krajinné
oblasti nebo chráněné přírodní oblasti. Díky svým kra-
jinným předpokladům jsou vhodné pro rekreační účely,
v přírodních parcích je podporován udržitelný rozvoj
cestovního ruchu. Podle zásad a cílů územního pláno-
vání a zemského plánování jsou určeny k rekreaci.
Slouží k zachování, rozvoji a obnově krajiny utvářené
rozmanitým využitím a její rozmanitosti druhů a biotopů;
v nich je za tímto účelem usilováno o trvalé ekologické
využití krajiny. Jsou obzvlášť vhodné k podporování
udržitelného rozvoje regionu.
Biosférické rezervace
(BR) jsou právní vyhláškou
vymezené oblasti, které jsou velkoplošné a charakteri-
stické pro určité typy krajiny. Jakožto kulturní krajina
s bohatou přírodní výbavou v převážné části svého
území splňují předpoklady chráněné přírodní oblasti,
v ostatních částech převážně předpoklady chráněné
krajinné oblasti. Jsou podle programu „Člověk a biosfé-
ra“ rezoluce 2.313 UNESCO ze dne 23. října 1970 vhod-
né k tomu, aby byly uznány charakteristickými ekosy-
stémy Země. Slouží převážně zachování, rozvoji nebo
obnově krajiny utvářené rozmanitým využitím a jedi-
nečnosti biotopů a druhů, které v ní historicky vyrůstaly,
včetně volných a dříve kulturních forem hospodářsky
využitých a využívaných živočišných a rostlinných
druhů. Příkladně slouží rozvoji a vyzkoušení způsobů
hospodaření, které obzvláště šetří přírodní statky. Bios-
férické rezervace jsou vhodné k tomu, aby sloužily dlou-
hodobému monitoringu a výzkumu životního prostředí,
jakož i enviromentální výchově a osvětě.
Chráněné krajinné oblasti
(LSG) jsou na základě práv-
ní vyhlášky vymezené oblasti, ve kterých je žádoucí
zvláštní ochrana přírody a krajiny k zachování, rozvoji
nebo obnově kapacity a funkceschopnosti ekosystému
nebo regenerační schopnosti a udržitelného využití
přírodních statků díky své přirozené rozmanitosti, jedi-
nečnosti a kráse nebo díky zvláštnímu kulturně – histo-
rickému významu krajiny nebo kvůli svému zvláštnímu
významu pro rekreaci.
Účel ochrany chráněných přírodních oblastí a národního
parku je docela obsáhlý, protože se vztahuje na celkové
vybavení přírody. Z tohoto důvodu je zařazena
obecná
část
(bílý papír) ještě před popisem jednotlivých
chráněných území, ve které jsou shrnuté a vysvětlová-
16
tała w bieżące numery. Należy zwrócić uwagę na
wyjaśnienia, umieszczone na początku spisu literatury.
Zakończenie stanowią: dokumentacja dotycząca 100
autorów projektów tekstów, autorów zdjęć i pozostałych
pracowników, a także
rejestr
obszarów objętych ochroną
z rosnącą numeracją i alfabetycznym porządkiem. Poda-
wane są przy tym również podstawy prawne (np.
rozporządzenie) i przyporządkowanie do gmin i granic.
Freiberg, w listopadzie 2008 roku

ny důležité základy vlastivědy země Saska. Zároveň
jsou vymezeny důležité odborné pojmy, které jsou
používány při popisu jednotlivých chráněných území.
Poté následují speciální odstavce k tématům
geologie
(horniny),
půdy
,
klima
a
vody
v Sasku. Další kapitola je
věnována ochraně
rostlinných a živočišných druhů
v
Sasku. Následuje znázornění
lesů, rašeliništ a
travních ploch
jako důležitých vegetačních prvků v
Sasku. Na závěr této obecné části následuje stručné
vylíčení proměnlivé historie chráněných přírodních
oblastí včetně přehledu o
systému chráněných přírod-
ních oblastí.
Základní část knihy tvoří
speciální část
(barevný papír),
která je věnována popisu jednotlivých chráněných obla-
stí. Uspořádání chráněných přírodních oblastí se řídí
podle tří geografických přírodních regionů v Sasku:
Sasko - dolnolužické vřesoviště (= nížina, světlemodrý
papír), saské sprašovité pláně (= pahorkatina, světležlutý
papír) a saské vrchoviny a středohoří (světlezelený
papír). Každý z těchto tří regionů se skládá z různých
přírodních oblastí (makrochory), které jsou prezentovány
a charakterizovány slovy a mapami na začátku odstavce
o každém přírodním regionu. Příslušné přehledové mapy
znáznorňují lokalitu a situování chráněných území
v přírodních oblastech. Pořadí přírodních oblastí a jejich
popisů včetně chráněných území bylo zvoleno ve směru
západ – východ a sever – jih. Pro každé chráněné území
je běžně vyhrazena dvojstrana.
Na levé straně
této dvojstrany je
verbální popis
NSG,
na pravé straně jsou znázorněny hranice NSG na topo-
grafické mapě a fotografie z předmětné oblasti. Některé
zvlášť silně diferencované nebo mimořádně bohatě
vybavené NSG jsou prezentovány na několika dvojstra-
nách. Tím je možné uvést detailní popis a další fotogra-
fie, mapy nebo diagramy k příslušnému území. Nehledě
na omezené místo v knize bylo snaha popsat všechny
oblasti co možno nejdiferencovaně. Při formulaci textů
byl kladen důraz na srozumitelnost, pokud to bylo možné
bez obsahových omezení.
Návrhy textů byly zpracovány neplacenými pracovníky a
ochranci přírody příslušného území, jakož i spolupracovní-
ky samostatných projekčních kanceláří a pracovníky
správních orgánů. Redakční zpracování zabezpečil Saský
zemský úřad pro životní prostředí, zemědělství a geologii
(LfULG). Pokud redakční zpracování nebylo realizováno
v rámci služebních úkolů, bylo provedeno čestnou činností
bez odměny. Za to přísluší srdečný dík všem, kteří spolu-
pracovali na sestavení a úpravě této knihy.
V části
popis území
jsou v nadpise uvedeny
název
a
číslo NSG
. Název je v souladu s právní vyhláškou, číslo
je evidováno Saským zemským úřadem pro životní
prostředí, zemědělství a geologii (LfULG) a skládá se
z písma podle kraje územního ředitelství (Landesdirekti-
on - zemské ředitelství Chemnitz, Dresden nebo Leip-
zig) a z pořadového čísla. V minulosti však došlo k pro-
pojení a zániku některých chráněných území, proto
pořadí už není průběžné, jsou mezery v číslování. Další
záhlaví
obsahuje údaje o rozloze NSG, topografické
mapě TK 25, okresu, vyhlášení ke zvláštní ochraně stát-
ním orgánem, přírodní oblasti a situování.
Rozloha
oblasti
je uvedena podle plošné míry uvedené v úřední
vyhlášce. Pokud rozloha není uvedena, byla zjištěná
digitálním způsobem.
Topografická mapa
je v měřítku
1:25 000 a má název TK 25. Uvedený
okresní
nebo
městský úřad je příslušným správním orgánem pro
záležitosti NSG. V části
vyhlášení ke zvláštní ochraně
státním orgánem
mohou být uvedeny různé údaje
v závislosti na historii, přičemž právní platnost má vždy
ta nejnovější vyhláška. Odkaz na právní prameny je
v seznamu v dodatku knihy. Zařazení do
přírodní obla-
sti
se řídí podle geografického členění Saska a bylo
zpracováno Saskou akademií věd, pracovní skupina
přírodní bilance a charakteristika území (B
ASTIAN &
S
YRBE 2004). V části
situování, lokalita
jsou údaje o
území, sousedních obcích, charakteru, výškové úrovni a
situování uvnitř jiných chráněných území.
Účel ochrany
není doslova převzatý z vyhlášky, je uvedeno shrnuté a
z odborného hlediska částečně upřesněné znění. Při
potřebě oficiálního účelu ochrany je třeba se orientovat
podle právního pramenu (dodatek).
Evropská soustava chráněných území
NATURA 2000
zahrnuje významné lokality podle směrnice o stano-
vištích (směrnice 92/43/EHS) a ptáčí oblasti podle
směrnice o ptácích (směrnice 79/409/EHS) Evropské
unie. V Sasku bylo dosud vymezeno 270 evropsky
významných lokalit (rozloha 168.661 hektarů) a 77
ptačích oblastí (rozloha 248.965 hektarů), jejich popis
však není předmětem této knihy. V souvislosti s tím
odkazujeme na internetovou stránku
www.natur.sach-
sen.de. Vzhledem k tomu, že došlo k překrývání území,
činí rozloha Natura 2000 celkem 292.777 hektarů, což
odpovídá 15,9 % rozlohy země. Téměř všechny
chráněné přírodní oblasti jsou součástí sítě NATURA
2000. Pokud NSG patří do sítě Natura 2000, je na přís-
lušném místě odkaz na význam NSG pro Natura 2000,
jinak tento odstavec chybí v textu. Jsou uvedeny pod-
statné evropsky významné lokality (nikoliv všechny),
živočišné a rost linné druhy podle Přílohy I a II Směrnice
o stanovištích a důležité druhy hnízdních ptáků podle
Směrnice o ptácích, pokud jejich výskyt v NSG je
doložen aktuálními nálezy. Pro lokality FFH je uveden
úřední kód, * (hvězdička) znamená, že se jedná o výskyt
prioritních stanovišť nebo prioritního druhu podle
Směrnice o stanovištích.
V části
historie
jde o znázornění jak historie způsobu
využívání pozemků a krajiny, tak i historie vyhlášení
stupně ochrany území. Základem toho byly staré mapy,
speciální mapy a historické podklady, částečně i spisy.
V části
geologie
jsou charakterizovány horniny a
většinou popsany reliéfy. Vedle stratigrafického zařaze-
ní do geologických formací byl kladen zvláštní důraz na
petrografické označení hornin. V části
vodní bilance,
klima
jsou obsaženy údaje o povrchových vodách (sto-
jaté vody, vodní toky včetně povodí), vybraných pod-
zemních vodách, jakož i místním nebo regionálním kli-
matu. Obecné klima je však tématem obecné části knihy.
17

Půdy
jsou spojovacím členem mezi abiotickou a biotik-
kou částí ekosystemů.
Podle účelu ochrany NSG zaujímají odstavci
vegetace,
flóra a fauna
největší místo při charakteristice území.
S výjimkou několika zdůvodněných případů se řídí
nomenklatura vegetačních jednotek podle B
ÖHNERT,
G
UTTE & SCHMIDT (2001). Fytocenologické zařazení
nebylo ve všech případech provedeno až k úrovni aso-
ciace, text je spíš formulován tak, že je zároveň vhodný
pro všeobecnou charakteristiku území. Uvedené rostlin-
né a živočišné druhy představují jenom výběr. Na jedné
straně jsou charakteristické pro příslušné NSG nezávis-
le na jejich početnosti výskytu a stupni ohrožení, na
druhé straně jsou uvedeny druhy, které v Sasku jsou
ohrožené vymizením, silně ohrožené anebo kvůli vzác-
nému výskytu ohrožené (Červený seznam 1, 2 a 4 resp.
R). Pouze výjimečně jsou uvedeny druhy ze skupin,
nezařazených do saského Červeného seznamu. To má
za následek, že určité druhy rostlin se objevují v textech
opakovaně a čtenář by mohl mít pochybnosti o stupni
jejich ohrožení. To je však záměrně zvolený „efekt zno-
vupoznávání“. Některé druhy rostlin se sotva vyskytují
mimo chráněná území. Druhy rostlin uvedené v rámci
Natura 2000 běžně nejsou jmenovány znovu v této části
knihy. Ukázalo se však, že k jednotlivým NSG existuje
rozdílný stav vědomosti. Určité skupiny zvířat a také
kryptogamy jsou v několika NSG sotva známé, tady jsou
další průzkumy naléhavě nutné. Houbami se zabývá
odstavec o rostlinstvu. Aktuálnost zde uvedených rost-
linných a živočišných druhů se vztahuje na období od
vydání poslední knihy o NSG, tedy roku 1986.
Druhy ze starších výzkumů uvedené v předchozím
vydání nejsou opět uvedeny v tomto vydání, avšak přís-
lušné publikace jsou zařazeny do seznamu použité lite-
ratury. Jako nezvěstné druhy platí ty, jejichž výskyt
v NSG nebyl doložen nejméně od roku 1986 přes dlou-
hodobé a cílevědomé sledování.
Na začátku odstavce o charakteristice
stavu území,
opatření
je uvedeno celkové hodnocení současného
stavu území vzhledem k účelu ochrany. Toto hodnocení
se řeší klasifikací jako ve škole. Pro angažovaného och-
ránce přírody „uspokojivý stav“ docela určitě uspoko-
jivým není. Následuje hodnocení a posuzování
dřívějšího a současného stavu území, jakož i prove-
dených a budoucích opatření a planovaných cílů. Tento
odstavec částečně koresponduje s odstavcem o historii.
Článek
zkušenosti s přírodou
poskytuje informace a
pokyny k turistickým trasám, možnostem rekreace, sez-
námení s přírodou a jiným formám šetrného turismu.
V části
literatura
jde o prameny literatury a jejich
přiřazená čísla, které pak jsou zase uvedeny v seznamu
literatury dodatku. V seznamu literatury jsou navíc
obsaženy další obecné prameny, které nejsou v souvis-
losti s jednotlivými NSG.
Vždy na
pravé straně
jsou znázorněny hranice NSG na
topografické mapě s přiloženým
snímkem území
většinou jde o aktuální letecké šikmé snímky (letecké
snímkování z roku 2007/2008). Text k vyobrazení udává
směr pohledu, aby bylo možné srovnání s mapou.
V případě horských vrcholů, menších lučních ploch nebo
výstřížků lesních porostů byly použity terestrické snímky
namísto leteckých. Na okraji strany je
barevná lišta
,
která udává procentuální podíly výskytu typů biotopů
v NSG. Pro oblasti s vícestranným textem jsou většinou
přiloženy mapy s uvedením typů biotopů a způsobů
využívání pozemku nebo vegetační mapy. Některá
území jsou detailně charakterizovány pomocí
grafiky
.
Pro některá NSG byl sestaven seznam druhů s vyb-
ranými druhy uvedenými na Červeném seznamu.
V
dodatku
(bílý papír) následuje podrobný
seznam
použité literatury
s údaji zveřejněných a nez-
veřejněných pramenů. Obecné prameny, které nejsou
přiřazeny k jednotlivým NSG, nemají pořadové číslo,
ostatní prameny jsou opatřeny pořadovým číslem. V této
souvislosti upozorňujeme na vysvětlení na začátku sez-
namu o použité literatuře. Na konec knihy následuje sez-
nam více než
100 autorů
textů, snímků a dalších pra-
covníků. Dále navazuje rejstřík chráněných území ve
vzestupném pořadí (podle čísel) a podle abecedního
řazení. V této souvislosti jsou uvedeny právní podklady
(např. vyhlášky) a příslušnost území k obcím a
katastrům.
Freiberg, v listopadu roku 2008
18

image
image
19
Übersichten zur Natur und zu
Naturschutzgebieten in Sachsen
Blick von der Carolaaussicht zu den Schrammsteinen im Nationalpark Sächsische Schweiz

image
20
Geologie in Sachsen
In Sachsen treten die ältesten Gesteine Deutschlands
zutage. Es hat im Vergleich zu anderen deutschen Bun-
desländern spektakuläre und auf engem Raum äußerst
vielfältige geologische Strukturen aufzuweisen. Über-
dies ist Sachsen die Wiege der deutschen Mineralogie
und Geologie.
Auf Grund der dominierenden Prägungsgeschichte des
Gebietes und des in ihm vorherrschenden Aufbaus wer-
den vier
geologische Stockwerke
unterschieden: das
Grundgebirge, das Übergangsstockwerk, das Tafeldeck-
gebirge und das Hüllstockwerk.
Zum
Grundgebirge
werden alle geologischen Bildungen
gerechnet, die von einer präkambrischen und haupt-
sächlich von der variszischen Gebirgsbildung im späten
Unterkarbon (vor ca. 340 – 330 Millionen Jahren – Ma)
erfasst wurden und dadurch eine Metamorphose und
Faltung bzw. Deckenstapelung erfuhren. Je nach der
Faltungsrichtung unterscheidet man antiklinale (sattel-
förmig aufgewölbte) und synklinale (muldenförmig ein-
gesenkte) Faltungen. Im Grundgebirge lassen sich von
Süd nach Nord folgende Hauptstruktureinheiten unter-
scheiden:
Fichtelgebirgisch-Erzgebirgische Antiklinalzone,
Vogtländisch-Mittelsächsische Synklinalzone,
Mittelsächsisches Antiklinalzone,
Nordsächsische Synklinalzone,
Nordsächsische Antiklinalzone,
Elbe-Synklinorium,
Lausitzer Antiklinalzone,
Görlitzer Synklinorium,
Niederlausitzer Synklinorium.
Im Anschluss an die variszische Gebirgsbildung entstan-
den über den gefalteten und gestapelten Grundgebirgs-
einheiten im späten Unterkarbon bis Rotliegend
(ca. 315 – 272 Ma) im
Molasse-
oder
Übergangsstock-
werk
Senken, die mit Molasse, dem Abtragungsschutt
des Grundgebirges, und mit Vulkaniten gefüllt wurden.
In diesen Zeitraum gehören auch die großen graniti-
schen Intrusionen (= Eindringen von fließfähigem Mate-
rial in bereits bestehende Gesteinskörper) wie die des
Eibenstocker Granits u. a. So kam es zur Bildung der
Senken von Olbernhau und von Schönfeld (Osterzge -
birge) und der Vorerzgebirgs-Senke (auch Erzgebirgs-
becken) zwischen Zwickau, Chemnitz, Flöha und Haini-
chen. Mächtige Vulkanitsenken entstanden mit der Tha-
randter Vulkanitcaldera, den osterzgebirgischen Vulka-
nitgängen und der Nordwestsächsischen Vulkanitsenke
um Eilenburg, Wurzen, Grimma und Leisnig. In Nord-
sachsen bildete sich die Düben-Torgauer Senke. Im
Bereich der Elbe-Senkenzone entstanden der Eruptiv-
komplex von Meißen und die (Freital-) Döhlener Senke.
Während auf der Lausitz-Hochlage die Weißiger Senke
entstand, bildete der Nordostrand der Hochlage die
Grenze zur Niederlausitzer Senke.
Zum
Tafeldeckgebirge
gehören vorwiegend marine
Ablagerungen aus dem Zeitraum Zechstein (Oberperm),
Trias und Kreide (ca. 280 – 250 Ma), die das Grundge-
birge und die Molassesenken überlagern. Zu diesem
Abb. 1: Übersichtkarte der regionalgeologischen Einheiten in Sachsen
BA
Bergaer Antiklinorium
DS
Delitzscher Synklinalbereich
MBS
Maxen-Berggießhübeler Synklinorium
MS
Mittelsächsisches Synklinorium
NWS
Nossen-Wilsdruffer Synklinorium
TDS
Torgau-Doberluger Synklinorium
Antiklinalzone in Hebungsstruktur
Antiklinalzone in Senkungsstruktur
Synklinalzone in Hebungsstruktur
Synklinalzone in Senkungsstruktur
Granite

image
21
Zeitraum waren weite Teile Sachsens vom Meer bedeckt.
Während in der Elbe-Senke hauptsächlich Bildungen
der Kreidezeit abgelagert wurden, kam es in der Zeitz-
Schmöllner Senke und in der Bornaer Senke zur Ablage-
rung von Plattendolomiten des Zechsteins und verschie-
denen Sandsteinen des Buntsandstein. Ganz im NO von
Sachsen, um Bad Muskau, kam es in der Niederlausitzer
Senke zur Ablagerung von Bildungen des Zechsteins bis
Kreide.
Im sächsischen Hügel- und Flachland werden alle drei
Stockwerke großflächig durch Sedimente des Tertiärs
und Quartärs verhüllt
(Hüllstockwerk)
, deren Mächtig-
keit nach Norden zunimmt. Die Heraushebung des Erz-
gebirges mit Sprunghöhen von bis zu 1.000 m begann
im Westerzgebirge vor ca. 40 Ma und führte letztendlich
im Oligozän vor ca. 25 Ma mit Ausnahme der Elbe zur
vollständigen Unterbrechung der Sedimentlieferung
durch größere Flusssysteme wie z. B. den Zwickauer
Fluss aus Böhmen nach Norden. Die nordwesteuropä -
ische Tertiärsenke, ein Meeresgebiet mit flachen, zeit-
weise vermoorten Bereichen (Braunkohlenbildung),
reichte bis ins nördliche Sachsen. Vom Vogtland bis in
die Oberlausitz kam es immer wieder zu vulkanischen
Ausbrüchen. Davon zeugen Gesteine der Basaltgruppe
und Phonolithe, die z. B. als Schlotfüllungen und Lava-
ströme, oft durch Reliefumkehr, erhalten sind. Ihr Alter
umfasst mehr als das gesamte Tertiär, in Sachsen zwi-
schen 71,3 Ma (Melilithit vom Zeughausgang in der
Sächsischen Schweiz) und 8,3 Ma (Sauhübel SSW vom
Zirkelstein). Im Quartär wurde die sächsische Land-
schaft durch Flussterrassen, periglaziale Bildungen
(Löß) und vor allem durch die bis an den Gebirgsrand
vordringende skandinavische Inlandvereisung geprägt,
wobei Eismassen der Elster-Kaltzeit bis auf die Höhe
von Zwickau, Chemnitz, Freiberg, Pirna und Zittau vor-
stießen.
Die Ähnlichkeit in der geologischen Entwicklung und im
geologischen Bau sowie nach ihrem geographischen
Zusammenhang lässt für Sachsen auch eine Untertei-
lung in
regionale Einheiten
zu: Vogtland, Erzgebirge,
Granulitgebirge mit Schiefermantel, Nordwestsachsen,
Elbezone und Lausitz. Diese Regionen werden nachfol-
gend charakterisiert.
Das sächsische
Vogtland
umfasst Ablagerungen, die im
Wesentlichen im Vogtländischen Synklinorium und in der
Südvogtländischen Querzone vorkommen. Charakteris-
tisch sind Gesteinsfolgen des Grundgebirges aus kam-
bro-ordovizischen bis unterkarbonen Sedimenten (Phylli-
te, Glimmerschiefer, Tonschiefer) mit eingelagerten ober-
devonischen basischen Vulkaniten (Diabase, z. B. NSG
Brauhauspöhl, C 41; Steinicht, C 76), die überwiegend vor
ca. 340 Ma deformiert wurden. Jüngste Bildungen sind die
in verschieden alte Nebengesteine intrudierten spätvaris-
zischen Granite von Bergen und Eichigt (verdeckt), sowie
der Fichtelgebirgsgranit bei Bad Brambach (z.B. NSG
Hirschberg, C 81). Sedimente des jüngeren Übergangs-
stockwerkes und des Tafeldeckgebirges treten im Vogt-
land nicht auf. Lediglich nordöstlich von Reichenbach
werden die paläozoischen Gesteine von Rotliegend der
Vorerzgebirgs-Senke überlagert. Relikte tertiärer Flüsse
finden sich südlich von Reichenbach. Im Quartär kommt
Abb. 2: Vereinfachte geologische Übersichtskarte mit Abgrenzung der regionalen Einheiten
Anthropogene Aufschüttung
Auensedimente
Löß, Gehängelehm
Pleistozäne Flussterrassen
Schmelzwasserbildungen
Grundmoränen
Sand, Kies, Ton, Braunkohle
Basaltoide
Phonolith
Sandstein, Tonstein
Sand- und Schluffstein
Dolomit, Tonstein
Konglomerat, Sandstein
Granit, jüngere Granite
Saure Vulkanite
Rhyolitoide in Gängen
Granit, ältere Granite
Granodiorit (Meißener Massiv)
Monzonitoide, Syenodiorit
Tonschiefer, Grauwacke
Basische Vulkanite
Phyllit
Glimmerschiefer
Biotitgranodiorit
Metagranitoide (Orthogneis)
Metarhyolitoide (Gm-Gneis)
Zweiglimmergranodiorit
Ostlausitzer Granodiorit
Zweiglimmerparagneis
Granulit
Grauwacke
Metamorphe Basite

es auf den Gesteinen des Grundgebirges lediglich zur Bil-
dung von periglazialen Gehängelehmen und in ebenen
Hochlagen zu einer größeren Vermoorung.
Das
Erzgebirge
ist der am stärksten herausgehobene
Teil der Fichtelgebirgisch-Erzgebirgischen Antiklinal -
zone, die generell von NO nach SW abtaucht. Es reicht
vom Eibenstock-Nejdek-Granitmassiv im Westen bis zur
Elbezone im Osten, wo es durch die Mittelsächsische
Störung gegen das Paläozoikum des Maxen-Berggieß-
hübeler Synklinoriums (= Elbtalschiefergebirge) abge-
grenzt wird. Die Nordgrenze wird entlang des sogenann-
ten Zentralsächsischen Lineaments und der Riechberger
Störung gezogen. Im Süden bildet der Erzgebirgsab-
bruch die morphologisch markante Begrenzung zum
Ohře-Rift (Eger-Graben). Die Erzgebirgs-Zentralzone,
der Bereich des Osterzgebirges bis zur Flöha und weiter
bis Annaberg wird vorwiegend aus neoproterozoischen
Metagrauwacken (Zweiglimmerparagneise) aufgebaut,
die älter als 570 Ma sind. In diese intrudieren vor
ca. 540 Ma saure Granitoide wie der Freiberger Meta -
granodioritkomplex („Grauer Gneis“, z. B. NSG Rabe-
nauer Grund, D 37) und der Reitzenhainer Orthogneis
(„Roter Gneis“, z. B. NSG Schwarzwassertal, C 12). Sie
bilden das cadomische Basement. In der Erzgebirgs-
Nordrandzone und der Westerzgebirgischen Querzone
dominieren hingegen kambro-ordovizische Schluff- und
Tonsteine, die zu Glimmerschiefern und Phylliten (z. B.
NSG Hartensteiner Wald, C 4) umgebildet und als Decken-
einheiten gestapelt werden. Bei Hermsdorf-Rehefeld im
Osterzgebirge (NSG Hemmschuh, D 47) kommen ähn -
liche Bildungen als Deckenreste auf cadomischem
Basement vor. In der Lößnitz-Zwönitzer Schuppenzone
sind dagegen silurische und devonische Gesteine auf-
geschlossen (NSG Vordere Aue, C 52). Saure kambro-
ordovizische Magmatite (Orthogneise, „Roter Gneis“,
z. B. NSG Schwarzwassertal, C 12, NSG Rungstock,
C10) und Vulkanite (Gm-Gneise, z. B. NSG Bärenbach,
C 8) treten im gesamten Erzgebirge auf. Alle Gesteine
wurden vor ca. 340 Ma während der variszischen
Gebirgsbildung regional unterschiedlich stark bean-
sprucht, deformiert und gestapelt. Hierbei entstand ihr
heute ersichtliches Hauptgefüge. Daneben bildeten sich
Gesteine unter Hochdruck- und Hochtemperaturbedin-
gungen (Granulit, Ultrabasit, Eklogit), die besonders in
der Flöha-Zone sowie in weiteren Teilen der Erzgebirgs-
Zentralzone auftreten. Nach der variszischen Gebirgs-
bildung erfolgen die Platznahme von Granitplutonen und
eine mehrphasige Bildung der Vulkanitkomplexe von
Tharandt und Altenberg (z.B. NSG Weicholdswald,
D 41). Dabei zeigt der Westerzgebirgische Granitpluton
mit den Graniten von Eibenstock und Kirchberg (z. B.
NSG Steinberg, C 16) den flächenhaft größten Anschnitt.
Im mittleren Erzgebirge intrudieren z.B. der Greifen-
stein-Granit und der Granit von Pobershau. Gleichzei -
tige bzw. nachfolgende bruchtektonische Einsenkungen
führen zur Anlage von intramontanen oberkarbonen
Senken mit Ablagerung von Molassebildungen wie in
den kleinen Senken von Olbernhau-Brandov und
Schönfeld. Auf der Grenznaht von Erzgebirge und dem
nordwestlich vorgelagerten Schiefergebirge entstanden
die mit Steinkohle führenden Sedimenten gefüllten ober-
karbonen Senken von Flöha, Lugau-Oelsnitz und Zwickau,
die wiederum im Rotliegend durch mächtige Sediment-
pakete der Vorerzgebirgs-Senke verdeckt wurden (z. B.
NSG Um den Eibsee, C 89). Im Zeitabschnitt Perm,
Trias bis Tertiär führte die saxonische bis tertiäre Deh-
nungstektonik in der Hochlage des Erzgebirges zu einer
ausgeprägten Ausbildung von markanten Spalten und
Gängen, die mit Gesteinsmaterial oder Mineralisationen
gefüllt wurden. Es entstanden die stofflich unterschied-
lichsten Ganglagerstätten. Als bedeutendste Störungs-
richtung tritt die herzynische NW-SO-Richtung z. B. mit
der Gera-Jáchymov-Störungszone und der Wiesenba-
der Störung hervor. Im Zeitraum Kreide bis Tertiär beein-
flussten exogene und klimatisch gesteuerte Verwitte-
rungsprozesse die Oberfläche der Erzgebirgshochlage.
Vielfach entstand eine voroberkreidezeitliche Verwitte-
rungskruste aus bis zu mehreren Metern mächtigen Rot-
lehmen auf Grundgebirgsgesteinen. Im NO griffen ober-
kreidezeitliche Sedimente bei Obergruna auf das Erzge-
birge über und ließen damit die Entstehung der Verwitte-
rungskruste mit den Vorgängen in der Unterkreide in
Verbindung treten. Unter den erzgebir gischen Basalt-
bergen (z. B. am Scheibenberg) vorkommende Fluss-
und Seesedimente des Tertiärs belegen eine Entwässe-
rung aus Böhmen in Richtung Norden. In den quartären
Kaltzeiten lag das Erzgebirge im Bereich von Dauer-
frostböden. Auf den Gesteinen des Grundgebirges kam
es lediglich zur Bildung von periglazialen Gehängeleh-
men und in ebenen Hochlagen zu einer größeren Ver-
moorung (siehe Kapitel Moore in Sachsen, S. 49).
Das Granulitgebirge, locus typicus der Granulite, mit sei-
nem Schiefermantel bildet in
Mittelsachsen
eine mar-
kante geologische Struktur mit elliptischer, in ONO-
WSW-Richtung gestreckter Form und ist als eigenstän-
diger Komplex ohne stratigraphische Bezüge zum Rah-
mengestein und zu benachbarten Einheiten zu sehen.
Der einzigartige Granulit (Weißstein) galt lange Zeit als
Indiz für ein außergewöhnlich hohes Alter und eine
Metamorphose in sehr großer Tiefe. Neuere Unter -
suchungen definieren den Granulit als ein aus neoprote-
rozoischen bis kambro-ordovizischen Urgesteinen ent-
standenes Gestein, welches mehrfach metamorphisiert
und letztendlich vor ca. 340 Ma bei einer Hochdruck -
metamorphose in ca. 60 km Tiefe geprägt und danach
relativ schnell bis vor ca. 315 Ma in höhere Schichten
(ca. 10 km Tiefe) verfrachtet wurde. Die Gesteine des
Inneren Schiefermantels im Dach des Granulitkomple-
xes sind als Scherzonengesteine beim Aufstieg des hei-
ßen Granulitkörpers thermisch verändert worden. Mit
der Exhumierung ist gleichzeitig die Einschlichtung und
Überscherung weiterer unterschiedlich deformierter
Krustenfragmente verbunden. Der äußere Schiefermantel
zählt zu einer anderen regionalen Einheit. Den Ab -
schluss des Grundgebirgsstockwerkes bilden Granit -
intrusionen, die teilweise noch von der Deformation
erfasst wurden. Postdeformativ sind die Intrusionen des
Granits von Mittweida und Berbersdorf. Seit dem Ober-
karbon ist das Granulitgebirge mit seinem ursprünglich
vorhandenen Dach Abtragungsgebiet. Im Tertiär bilde-
22

ten sich Senken mit geringer flächenhafter Ausdehnung
und im Quartär wird es weitflächig von weichselzeitli-
chen Sedimenten (Löß) überdeckt, so dass sich heute
Grundgebirgsaufschlüsse nur noch in den tief einge-
schnittenen Tälern der Flüsse finden (z. B. NSG Um die
Rochsburg, C 1).
In
Nordwestsachsen
setzt sich das Grundgebirge aus
neoproterozoischen Grauwacken der Nordsächsischen
Antiklinalzone und altpaläozoischen Sedimenten der
Nordsächsischen Synklinalzone zusammen, die weit -
flächig durch Quartär, Tertiär sowie dem Rotliegend der
Nordwestsächsischen Vulkanitsenke überdeckt wurden.
Granodiorite der cadomischen tektono-magmatischen
Entwicklungsetappe (540 Ma) auf der Linie Eilenburg-
Leipzig-Markranstädt haben in den Grauwacken thermi-
sche Kontakthöfe ausgebildet. Im Rotliegend entstand
eine tektonisch vorgezeichnete Senke, die von der NW-
Grenze Sachsens bis an den Rand des Granulitgebirges
reicht, die dominierend mit sauren Ergussgesteinen und
Schmelztuffen als auch mit Sedimenten gefüllt ist. Im
äußersten Nordwesten des Gebietes befindet sich das
verdeckte Granitmassiv von Delitzsch. Nachfolgend sind
Sedimente des Zechstein und Buntsandstein in den
Senken Borna, Bad Düben und im Norden bei Mühlberg
entstanden. Eine spätmesozoisch-alttertiäre Verwitte-
rung unter humiden Bedingungen führte in den Vulkani-
ten Nordwestsachsens (Porphyr, z. B. NSG Dornreichen-
bacher Berg, L 13; Kleiner Berg Hohburg, L 39; Am
Spitzberg, L 55) zu einer großflächigen Kaolinisierung
(Kaolinlagerstätte Kemmlitz). Einmalig für Sachsen ist
der Nachweis eines verdeckten Karbonatitkomplexes
bei Delitzsch, der in der Oberkreide im Zeitraum zwi-
schen 100 und 78 Ma entstand. Tertiärsedimenten mit
Braunkohleflözen in größerer Mächtigkeit bedecken zwi-
schen Borna und Bitterfeld den nordwestsächsischen
Raum. Hier finden sich die wirtschaftlich bedeutendsten
Lagerstätten des Mitteldeutschen Braunkohlenreviers.
Mächtige Sedimente des Quartärs bedecken das gesamte
Gebiet von Nordwestsachsen, wobei es insbesondere
durch die weite Verbreitung weichselzeitlicher Löße zur
Ausbildung der mittel- und nordwestsächsischen Löß-
landschaften kam.
Die
Elbezone
befindet sich zwischen dem Lausitz-Anti-
klinorium und dem Erzgebirge-Antiklinorium. In ihr sind
neoproterozoische bis unterkarbone vulkano-sedimen-
täre Komplexe in NW-SO Richtung deformiert worden.
Das Meißener Massiv im NW und das Elbsandsteinge-
birge im SO bestimmen als markante Bauelemente die
Oberfläche. Die neoproterozoischen Grauwacken (älter
als 570 Ma) von Weesenstein sind die älteste Einheit in
der Elbezone und entsprechen zeitlich der Lausitzer und
Leipziger Grauwacke (NSG Spargründe bei Dohna,
D 68). In sie intrudierte der Dohnaer Granodiorit vor 540
Ma. Gesteinsfolgen des Elbtalschiefergebirges und des
Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirges aus ordovizischen
bis unterkarbonen Sedimenten und Vulkaniten streichen
NW-SO und grenzen an das Erzgebirge (z. B. NSG Sei-
dewitztal, D 92). In alle diese Einheiten intrudierten
mehrphasig Gesteine, die als Meißener Massiv zusam-
mengefasst werden. Am Aufbau sind z. B. der Hornblen-
de-Monzonit (Syenodiorit), der Biotit-Monzogranit (Typ
Zadel, „Hauptgranit“, NSG Elbtalhänge zwischen Rotte-
witz und Zadel, D 102), der Biotit-Pyroxen-Monzodiorit
vom Typ Gröba („Gröbait“) und der Leuko-Monzogranit
(Typ Riesenstein) beteiligt. Der Markersbacher Granit
gehört genetisch zum Granitmagma tismus des Erzge-
birges. Die Döhlen-Senke (Freitaler Becken, z. B. NSG
Windberg, D 36), mit Rotliegend-Sedimenten und Stein-
kohlenflözen sowie intermediären bis sauren Vulkaniten,
zeichnet im Übergangsstockwerk den Verlauf der Elbe-
zone nach. Das Tafeldeckgebirge der Elbezone wird
repräsentiert durch oberkreidezeit liche Sedimente, die
durch die Hebungsgebiete bzw. Inseln der Lausitz in
Nordosten und des Erzgebirges im Südwesten begrenzt
werden. Die Elbtalkreide des Elbsandsteinge birges
gehört zu einem Randtrog an der südlichen Begrenzung
des Lausitzer Massivs. Ausläufer des alkalibasaltischen
Vulkanismus des Eger-Grabens kommen in der Elbtal-
kreide vor. Die spättertiären Hebungen des Erzgebirges
führten im oberen Elbtal zu großen Erosionen und zur
Akkumulation des Schuttes nordöstlich von Dresden bis
in die frühe Elster-Kaltzeit. Die Elbe suchte sich, offen-
bar aufgrund tektonischer Bewegungen, immer wieder
neue Abflusswege, die als Senftenberger Elbelauf, Baut-
zener Elbelauf, Schildauer Elbelauf und Schmiedeber-
ger Elbelauf bezeichnet werden. Im Verlauf der Elster-
eiszeit erreichte der Gletscherstrom am Erzgebirgsrand,
im Elbsandsteingebirge sowie in der südlichen West-
oberlausitz Höhen von etwa 400 m ü NN. Im Elbtal drang
eine Gletscherzunge bis mindestens Děčín (Tetschen)
vor. Eisstausee-Ablagerungen, wie der Wehlener Bän-
derton mit rund 100 Jahresschichten (Warven), der Rie-
saer Beckenschluff und der Beckenschluff von Struppen
sind Klimazeugen des Quartärs. Die Elbe benutzte seit
der Spätelsterkaltzeit zwischen Dresden, Meißen und
Riesa ihr heutiges Tal (Berliner Elbelauf). Ihr Schwemm-
fächer breitete sich in der Elbtalglazialwanne, die nörd-
lich von Riesa beginnt und sich von hier nach Norden
trichterförmig auf mehr als 30 km verbreitert, nach Nor-
den aus und erreichte holsteinzeitlich den Berliner
Raum.
Die
Lausitz
unterscheidet sich mit ihrem NW-SO gerich-
teten Schollenbau deutlich von den anderen Bauein -
heiten Sachsens. Begrenzt wird sie tektonisch im Süd-
westen durch die Lausitzer Überschiebung (z.B. am
Hockstein, Nationalpark Sächsische Schweiz) bzw.
Großenhainer Störung und im Nordosten durch den
Lausitzer Abbruch. Während der NW-Teil der Lausitzer
Antiklinalzone großflächig aus neoproterozoischen Grau-
wacken (älter als 570 Ma) besteht (z.B. Südteil des
NSG Königsbrücker Heide, D 89), sind im stärker
herausgehobenen Südosten cadomische Plutonite mit
einem Intrusionsalter von 540 Ma aufgeschlossen. Die
Plutonite bestehen aus diversen Granodioriten mit grano-
dioritisch-tonalitischer Zusammen setzung (z.B. NSG
Unger, D 54). Der Granodiorit von Rumburk (Rumburg)
nimmt mit seinem Alter von ca. 490 Ma eine Sonderstel-
lung ein. Dieses cadomische Basement wird bei Groß
Radisch diskordant (unregelmäßig oder winkelig) vom
23

unterordovizischen Dubrau-Quarzit überlagert (NSG
Hohe Dubrau, D 16). Getrennt durch die Innerlausitzer
Störung schließt sich im NO an das cadomischen Base-
ment das Görlitzer Synklinorium mit ordovizischen bis
unterkarbonen Gesteinsfolgen an. Der Königshainer
(NSG Hochstein, D 19) und der Stolpener Granit sind
Vertreter des spätvariszischen Magmatismus. Im äußer-
sten NO-Teil der Lausitz kommen um Bad Muskau,
Weißwasser und Rothenburg Einheiten des Tafeldeck-
gebirges des Niederlausitzer Synklinoriums vor, die
durch die tiefste sächsische Bohrung EDoFo 104/63 bei
Köbeln bis in eine Tiefe von 1.924,5 m aufgeschlossen
wurden. Mächtige Tertiärsedimente mit wirtschaftlich
nutzbaren Braunkohlenflözen zwischen Hoyerswerda,
Weißwasser und Uhyst bedecken die nördliche Lausitz.
Weitere Vorkommen befinden sich im Zittauer Becken
(NSG Rutschung P, D 106). Der südöstlichste Teil der
Lausitz lag im Tertiär ebenso wie die südliche Elbezone
im Einflussbereich des Eger-Grabens und ist durch
einen intensiven, petrographisch variablen alkalibasalti-
schen Vulkanismus gekennzeichnet (Phonolith, Basalto-
ide, z. B. NSG Landeskrone, D 20; Lausche, D 26). Über-
deckt wird die nörd liche Lausitz ebenfalls von mächtigen
quartären Sedimenten, die in Richtung SO gegen das
Granodioritmassiv stetig abnehmen. Der Muskauer Fal-
tenbogen, ein Stauchmoränenzug (z.B. Keulaer Tier-
garten, D 81), ist mit der Entstehung großer Exarations-
zonen durch Schürfprozesse an der Gletscherstirn ver-
knüpft und wegen seiner Braunkohlenvorkommen
detailliert untersucht worden. Von einer vorstoßenden
Gletscherzunge wurde hier durch deren Auflast und
Bewegung die tertiäre Schichtenfolge bis in mehr als
200 m Tiefe deformiert und teilweise ausgeräumt. Am
Südrand entstanden 100 – 200 m breite und mehrere km
lange, abgescherte Schuppen tertiärer Profilabschnitte
sowie Biegefalten und Diapire (Bereiche aufsteigenden
Materials). Inlandeismassen der verschiedenen Kaltzei-
ten drangen bis auf die Höhe von Sebnitz, Seifhenners-
dorf und Oybin vor bzw. endeten schon weiter nördlich.
Zwischen Röder, Pulsnitz und Schwarzer Elster überfuhr
das ältere Saaleeis noch Königsbrück und erreichte im
Westen wahrscheinlich fast Radeberg und im Osten
Kamenz. Das warthestadiale Inlandeis (jüngere Saale-
Kaltzeit) erstreckte sich nur bis Weißwasser. Vor dem
Lausitzer Grenzwall (äußere Endmoräne) wurden San-
der aufgeschüttet und die Schmelzwässer dann im Lau-
sitzer Urstromtal nach Westen abgeführt. Zwischen
Kamenz, Bautzen und Weißenberg wurden saalezeitli-
che Ablagerungen durch die großräumige warthe- und
weichselzeitliche Erosion im Zuge der Lausitzer Urstrom-
talgenese beseitigt.
Im
Naturschutz
wird der Bereich, der sich mit der Erhal-
tung und Pflege schutzwürdiger erdgeschichtlicher Bil-
dungen wie Aufschlüssen von Gesteinen, Böden, Mine-
ralien und Fossilien befasst, neuerdings unter dem
Namen Geotopschutz zusammengefasst. Schutzwürdig
sind insbesondere diejenigen Bildungen, die eine
besondere erdgeschichtliche Bedeutung haben oder
Seltenheit, Formschönheit und Eigenheit besitzen und
so für Wissenschaft, Forschung und Allgemeinheit auch
international von besonderem Wert sind. Aus diesen
Gründen können besondere geologische Erscheinun-
gen auch Teil von Naturschutzgebieten oder Naturdenk-
male sein. Der Geotopschutz wird bundesweit nach
einer einheitlichen Richtlinie für die Erfassung, Bewer-
tung und für erforderliche Schutz- und Pflegemaßnah-
men durchgeführt. In Sachsen geht der Geotopschutz
auf die 1971 gegründete „Arbeitsgruppe zum Schutze
geologischer Naturdenkmale Sachsens“ zurück. Derzeit
sind etwa 1.000 schutzwürdige Geotope im Geotopkata-
ster registriert. Eine publizierte Übersichtskarte (G
OTH
2001) zeigt eine Auswahl von 143 Geotopen.
Weitere Literatur:
L
INNEMANN 2004, PÄLCHEN & WALTER
2008
24
Das Klima in Sachsen
Das
Klima
ist die Gesamtheit aller meteorologischen
Zustände und Vorgänge, die an die Lufthülle gebunden
sind. Es wird durch das Zusammenwirken verschiede-
ner Klimaelemente wie Lufttemperatur, Luftfeuchte,
Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Niederschlag, Son-
nenscheindauer, Bewölkung, Nebel usw. geprägt und
durch statistische Maßzahlen der Klimagrößen
beschrieben. Klimamerkmale gelten für einen längeren
Zeitraum, mindestens über drei Jahrzehnte.
Das Klima in Sachsen ordnet sich in das
Übergangskli-
ma
der gemäßigten Klimazone ein. Es wird vom
Geschehen im subozeanisch-subkontinentalen Klima-
gebiet Europas bestimmt. Im Witterungsverlauf wech-
seln sich zyklonale und antizyklonale Wetterlagen ab.
Bei den vorherrschend zyklonalen Lagen überwiegen
westliche Winde, die feuchte Luftmassen heranbringen.
Sie führen zu relativ milden, niederschlagsreichen Win-
tern und nicht zu heißen, oft regnerischen Sommern.
Antizyklonale Wetterlagen bewirken hingegen warme,
trockene Sommer sowie kalte, niederschlagsarme Win-
ter. Innerhalb Sachsens wird das Klima von West nach
Ost zunehmend kontinentaler: Es sind abnehmende
Jahresniederschlagssummen und zunehmende Jahres-
Amplituden zwischen mittleren Sommer- und Winter-
temperaturen zu verzeichnen.
Die
Jahresmitteltemperatur
für Sachsen beträgt
7,6° C, die jährliche Niederschlagssumme beläuft sich
auf 731 mm (Referenzperioden jeweils 1961 – 1990).
Das Klima Sachsens wird jedoch durch die Oberflächen-
gestalt (Makrorelief) stark verändert und deutlich geglie-
dert, insbesondere durch die Höhenlage und die Aus-
richtung des Reliefs zu den Hauptwindrichtungen.
Neben dem Höhenstufeneffekt sind zusätzliche Stau-
und Föhnwirkungen ausschlaggebend: Aufgrund der

image
image
25
vorherrschenden Windrichtung aus Westen bilden sich
von den Gebirgszügen ausgehend Luv- und Leegebiete,
deren Wirkungen weit in die Vorländer reichen.
Sachsen kann in drei verschiedene
Klimabezirke
unter -
teilt werden:
Ostdeutsches Binnenland-Klima:
– Tiefland im Lee des Harzes: Leipziger Tieflands-
bucht
– Subkontinentales Tiefland: Lausitz, Elbtal.
Deutsches Berg- und Hügelland-Klima (Mittelgebirgs-
vorland, Elbsandsteingebirge)
Deutsches Mittelgebirgs-Klima (Erzgebirge, Vogtland)
Mit zunehmender Meereshöhe – in Sachsen von 75 m ü
NN im Elbtal bei Torgau bis 1214 m ü NN auf dem Fichtel-
berg – verändern sich vor allem die Temperaturverhält-
nisse und Niederschlagssummen (siehe Abb. 3 und 4).
Davon ausgehend variieren weitere Klimagrößen (siehe
Tab. 1).
Im Tiefland Nordwestsachsens sowie in der Dresdner
Elbtalweitung erreicht das
Temperatur-Jahresmittel
9,6° C und liegt in Nord- und Nordostsachsen nur wenig
darunter. Im Hügelland bewegen sich die Werte zwi-
schen 8,2° C und 9,3° C und sinken vom unteren zum
oberen Bergland in oft engräumiger Abfolge bis auf
Werte unter 6° C ab. Die Kammlagen des Erzgebirges
weisen erwartungsgemäß die niedrigsten Jahresmittel
auf (Osterzgebirge/Zinnwald: 4,5° C, Mittelerzgebirge/
Fichtelberg: 2,9° C). Die Anzahl der
Frosttage
(Tiefst-
temperatur unter 0° C) bildet ein Maß für die Rauheit des
Klimas. Die Zahl der jährlichen Frosttage nimmt von
70 – 80 (Nordwestsachsen) bis zu 160 in den obersten
Berglagen (Fichtelberg) zu. Für die
Sommertage
(Höchsttemperatur mindestens 25° C) wurden im nördli-
chen Leipziger Land 40 bis 50 Tage als Spitzenwerte für
Sachsen registriert. Im unteren Bergland werden nur
noch 25 bis 40 Sommertage erreicht, vom mittleren bis
zum oberen Bergland nehmen sie weiter ab. Tage mit
Mitteltemperaturen über 5° C kennzeichnen die
Dauer
der Vegetationsperiode
. Wiederum ist das Tiefland mit
240 bis 270 Tagen im Jahr (mit Spitzenwerten in Nord-
westsachsen) gegenüber dem Hügel- und Bergland
begünstigt.
Die jährlichen
Niederschlagssummen
weisen im Tief-
land einen deutlichen West-Ost-Gradienten auf. Im Lee-
gebiet Nordwestsachsens liegt die niedrigste Spanne
zwischen 500 und 575 mm, in Richtung nördliche Ober-
lausitz erfolgt eine Zunahme bis auf 680 mm. Mit stei-
gender Meereshöhe nehmen die Niederschläge zu:
Hügelland/unteres Bergland bis auf 800 mm, mittleres
Bergland bis 875 mm, in den Kammlagen bis über 1000
mm. Den an Bewölkung gebundenen Niederschlägen
stehen die Werte der jährlichen
Sonnenscheindauer
gegenüber. Im niederschlagsarmen Nordwesten treten
die meisten Sonnenstunden auf (bis 1.750 pro Jahr). Mit
zunehmender Niederschlagshäufigkeit vom Hügelland
zum Bergland ist eine schrittweise Abnahme zu ver-
zeichnen (Hügelland/unteres Bergland weniger als
1.300, oberes Bergland nur bis 1.100). Mit Zunahme der
Niederschläge und abnehmender Sonnenscheindauer
nimmt die
Relative Luftfeuchte
zu. Damit steigen auch
die Werte für die
Klimatische Wasserbilanz
, die sich
aus der Differenz zwischen Niederschlag und Verdun-
stung samt Transpiration ergeben.
Auf kleinem Raum weicht das Klima von den Mittelwer-
ten des großflächigeren Makroklimas mehr oder weniger
stark ab. Das bezeichnet man als
Geländeklima
(Mikroklima).
Es wird vor allem durch die Reliefformen
und Eigenschaften des Bodens, der Vegetationsdecke
und durch die Landnutzung bestimmt. Diese führen zu
Unterschieden im Wärme- und Wasserhaushalt sowie in
der Struktur des Windfeldes (H
ELLMUTH 2000). Gelände-
klimatische Effekte kommen z. B. zustande
durch die unterschiedliche Exposition von Talhängen
(Sonn- und Schatthänge, ausgeprägt in den Durch-
bruchstälern),
Abb. 3: Tagesmitteltemperatur 1981 – 2000
(Messreihe) in °C
Abb. 4: Jahresniederschlag 1981 – 2000
(Messreihe) in mm

durch reliefbedingte Verstärkung oder Abschwächung
von Windstärke und Niederschlag (Luv-Lee-Effekte,
besonders im Bergland),
infolge Kaltluft- und Nebelwirkung in Hohlformen
sowie über Nassflächen (vor allem über Feuchtgebie-
ten),
durch Klimainversion in Engtälern (z.B. kühl-luft-
feuchtes „Kellerklima“ in den Gründen und Schlüchten
der Sächsischen Schweiz),
durch die Landnutzung (Gegensätze zwischen dem
Offenlandklima agrarischer Nutzflächen und dem Be-
standsklima in geschlossenen Wald-/Forstgebieten
mit ausgeglichenen Temperaturgängen, geringer Wind-
geschwindigkeit und höherer Luftfeuchte).
Aussagen zum
Klima einzelner Naturschutzgebiete
beschränken sich in diesem Buch oft auf das Gelände-
klima und werden nur dann getroffen, wenn es beson-
ders ausgeprägt, auffällig oder extrem ist.
Der absehbare
globale Klimawandel
im 21. Jahrhun-
dert in Europa wird nach jetzigem Kenntnisstand mit
signifikanten Veränderungen der atmosphärischen Zir-
kulation verbunden sein. Klimasimulationen für Sachsen
deuten darauf hin, dass sich hierbei die aktuelle räumli-
che Differenzierung der Klimatrends noch weiter verstär-
ken wird. In Sachsen werden voraussichtlich Klimaände-
rungen eintreten, die sich deutlich von der Entwicklung
in anderen Regionen Deutschlands unterscheiden. Auf
der Basis von Simulationen des globalen Klimamodells
ECHAM5 für die Emissionsszenarien B1, A1B und A2
des IPCC wurden mit dem regionalen Klimamodell
WETTREG hoch aufgelöste Szenarien für Sachsen bis
2100 bereit gestellt (CEC 2007). Die in den IPCC-
Berichten (IPCC 2007) skizzierten Entwicklungen, bei-
spielsweise von Temperatur und Niederschlag in Mittel-
europa, konnten bestätigt und für Sachsen präzisiert
werden. Bis Ende des 21. Jahrhunderts zeichnet sich
voraussichtlich folgende Entwicklung ab:
Erwärmungstendenz in allen Jahreszeiten (am stärk-
sten im Winter mit über 4 Grad Celsius, am schwäch-
sten im Frühjahr mit etwa 1 Grad Celsius),
Zunahme anhaltender Hitzewellen im Sommerhalb-
jahr,
fortschreitende Abnahme von Kälteepisoden im Win-
ter,
Rückgang der Sommerniederschläge, vor allem in
Nord- und Ostsachsen (über 30 Prozent),
Zunahme von Häufigkeit und insbesondere Andauer
lang anhaltender Dürreperioden im Sommerhalbjahr -
Verschärfung gegenwärtig bereits zu beobachtender
Tendenzen,
Zunahme der Intensität lokaler Starkregenereignisse,
keine signifikante Erhöhung der Niederschläge im
Winterhalbjahr.
Veränderungen der Extreme sind besonders klar am
Rückgang der Eis- und Frosttage, aber auch an der
Zunahme der Sommertage und heißen Tage sowie der
Tropennächte zu erkennen. Gemäß diesem Szenario
muss in Sachsen insgesamt, insbesondere aber in der
Vegetationsperiode, mit einem deutlich wärmeren und
trockeneren Klima gerechnet werden. Davon werden
voraussichtlich alle nassen und feuchten Ökosysteme
sowie die Wälder am stärksten betroffen sein.
26
Tab. 2: Klimakennzeichnung Sachsen: Istzustand Messreihe 1981 – 2000
Regionale
Differen-
zierung
Höhen-
lage
(m ü NN)
Temperatur-
Jahresmittel
in ° C
Länge der Vege-
tationsperiode
(Ø-Temp. > 5° C)
Anzahl
Frosttage
(Temp.-Min.
< 0° C)
Anzahl
Sommertage
(Temp.-Max.
≥ 25° C
Summe
Jahresnie-
derschlag
(mm)
Sonnen-
scheindauer
(Stunden/
Jahr)
Rel. Luft-
feuchte
(in %)
Klimatische
Wasser bilanz
(in mm)
Tiefland
75 bis
150/200
8,8 – 9,6
NW-Sachsen
bis 9,6
N/NO-Sach-
sen bis 9,3
NW-Sachsen:
250 – 270 Tage
N- und
NO-Sachsen:
240 – 250 Tage
NW-Sach-
sen: 70 – 80
(niedrigste
Werte für
Sachsen
im Leipziger
Land!)
N- und NO-
Sachsen:
80 – 90
NW-Sachsen:
40 – 50
(höchste Werte
für Sachsen im
nördl. Leipzi-
ger Land!)
N- und NO-
Sachsen:
40 – 45
West-Ost-
Gradient:
NW-
Sachsen
500 – 575
N- und NO-
Sachsen
575 – 680
NW-Sachsen:
1350 – 1750
(Spitzenwert
für Sachsen
im nördl.
Leipziger
Land!)
N- und NO-
Sachsen:
1300 – 1350
NW-
Sachsen:
73 – 76
N- und NO-
Sachsen:
73 – 77
West-Ost-
Gradient:
NW-Sachsen:
-100 bis +50
(Defizit-Max.
f. Sachsen im
nördl. Leipz.
Land!)
N- und NO-
Sachsen:
0 – 150
Hügelland
bis unteres
Bergland
150/200 bis
350/400
8,2 – 9,3
Dresdner
Elbtalweitung
bis 9,6
230 – 250 Tage
75 – 90
Dresdner
Elbtal
75 – 80
30 – 45
Dresdner
Elbtal 40 – 45
575 – 700
1250 – 1350
75 – 78
Elbtal -
weitung
um 75
50 – 200
Dresdner
Elbtal
50 – 100
Unteres
Bergland
350/400 bis
550/600
7.0 – 8,2
220 – 240 Tage
80 – 120
25 – 40
600 – 800
76 – 80
150 – 300
Mittleres
Bergland
550/600 bis
700/800
6,5 – 7,5
200 – 230 Tage
90 – 130
10 – 25
750 – 875
1150 – 1250
79 – 83
200 – 400
Tab. 1: Klimakennzeichnung Sachsen: Istzustand Messreihe 1981 – 2000 Quelle: FuE-Vorhaben „Folgewirkungen der Klimaän-
derungen für den Naturschutz – ausgewählte Ökosysteme und Arten“, Anlage B zum Abschlussbericht. BfÖS 2005

27
MANN & LITT 1994). Während sommerlicher Auftauphasen
gerieten wasserübersättigte Massen auf gefrorenem
Untergrund ins Rutschen oder Fließen und wurden
durch häufige Frost-/Tauwechsel regelrecht ineinander
verbrodelt und verknetet. Eine intensive Vermischung
der Komponenten war die Folge, wie sie für die perigla-
ziären Deckschichten (siehe unter Bodenregion 10) in
nahezu sämtlichen Mittelgebirgslagen charakteristisch
ist. Aber auch die kaltzeitlichen Lockergesteine Nord-
sachsens unterlagen einer derartigen Überprägung
(siehe Bodenregion 04).
In der Hauptentstehungszeit unserer Böden, dem Holo-
zän (Jetztzeit), ging und geht die Bildung der Substrate
weiter. In den Auen der größeren Flüsse überdecken bei
Überflutungsereignissen abgelagerte, wechselnd humose
Auensedimente pleistozäne Kiese. Überdurchschnitt -
lichen Mächtigkeitszuwachs erhielten sie während der
prähistorischen und historischen Rodungsphasen. Dabei
kam es zu starken Erosionsprozessen auf den vegeta -
tionslosen ehemaligen Waldböden. Das abgetragene
Material wurde in die Auen verfrachtet und dort abge-
setzt bzw. abtransportiert. Auch in den kleinen Bach- und
Flusstälern und an Hängen werden fortwährend Sedi-
mente um- und abgelagert. Waren menschliche Einflüs-
se vor der Industrialisierung mit Ausnahme der großen
Rodungsperioden nur von lokaler Bedeutung, sind sie
heute regional bis global wirksam. Bergbau, Industrie,
Landwirtschaft und Siedlungstätigkeit bedingen in
erheblichem Maße die Veränderung und Neubildung
von Substraten.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der über-
wiegende Teil des für Sachsen bedeutsamen Substrat-
materials erst nach dem Höhepunkt der letzten Kaltzeit,
also in den letzten 10.000 bis 20.000 Jahren entstanden
ist. Von großer Bedeutung sind dabei pleistozäne bis
frühholozäne Deckschichten. Ihre Ausbildungsformen
bestimmen grundlegend das Spektrum der Bodenge-
sellschaften, die sich in den letzten 10.000 Jahren unter
dem Einfluss relativ konstanter äußerer Bedingungen
entwickelten.
Regionale Verbreitung der Böden in Sachsen
Entsprechend der Abhängigkeiten zwischen bodenbil-
denden Faktoren und lokaler Substratentwicklung ist die
einzelne Bodenform, das Pedon, meist nur punktuell
oder sehr kleinflächig ausgebildet. Hingegen lassen sich
charakteristische Vergesellschaftungen von Böden groß-
flächig unterscheiden. Durch die Dominanz derartiger
Bodengesellschaften bzw. deren charakteristischer Ver-
teilungsmuster an oder innerhalb von Landschaftsele-
menten können im Weiteren landschaftsbezogene Raum-
einheiten ausgliedert werden. Die pedoregionale Gliede-
rung Sachsens fügt sich dabei in ein einheitliches
System (AG B
ODEN 2005) ein. Von zwölf deutschland-
weit ausgegliederten
Bodenregionen (BR)
berühren
sechs die sächsische Landesfläche. Sie werden weiter
bis auf die Ebene der
Bodengroßlandschaften (BGL)
und an einzelnen Beispielen der
Bodenlandschaften
(BL)
differenziert (Abb. 6). Auf Grund des historischen
Böden in Sachsen
Der Boden bildet die Lebensgrundlage für Pflanzen,
Tiere und Menschen. Er umfasst „den obersten, beleb-
ten, durch Humus- und Gefügebildung, Verwitterung und
Mineralbildung sowie Verlagerung von Zersetzungs- und
Verwitterungsprodukten umgestalteten Teil der Erdkruste“
(B
LUME 1990). Es handelt sich somit um einen Naturkör-
per, der sich im Spannungsfeld zwischen Atmosphäre,
Hydrosphäre, Biosphäre und Lithosphäre befindet und
zwischen diesen vermittelt. Damit kommt ihm eine über-
ragende Funktion innerhalb des gesamten Naturhaus-
haltes zu. Auf Grund seiner Funktionalität und Entste-
hungsgeschichte ist er nicht vermehrbar und bedarf des
Schutzes. Jeder Eingriff führt zu irreparablen Störungen
der Bodenfunktionen und beeinträchtigt die natürliche
Lebensqualität nachhaltig.
Bodenbildende Prozesse entsprechen der stetigen che-
misch-physikalischen Anpassung vorhandener Substrate
an aktuelle lokale Standortverhältnisse. Bleiben diese
über lange Zeiträume konstant, verläuft die Bodenbil-
dung kontinuierlich mit eindeutigen bodentypologischen
Ergebnissen wie der Ausbildung einer (Norm-)Brauner-
de. Intensitätsschwankungen oder Richtungswechsel
der beeinflussenden Parameter, hervorgerufen durch
natürliche Prozesse wie Klimaschwankungen oder infol-
ge menschlicher Tätigkeiten, haben erneute Anpas-
sungsprozesse zur Folge. Dabei können bereits ausge-
bildete Merkmale überlagert, überprägt oder verstärkt
werden. In der Natur sind deshalb nur selten Böden in
„Normausbildung“ anzutreffen. Stattdessen treten Über-
gangs(sub-)typen wie beispielsweise Podsol-Braunerde
oder Pseudogley-Parabraunerde auf. Als Substrate
bezeichnet man die Ausgangsgesteine der Bodenbil-
dung. Grundzüge der Substrat-Entstehung sollen im
Folgenden kurz abgehandelt werden.
Die vor- bzw. abrückenden Eismassen der pleistozänen
Eisvorstöße überformten Sachsen bis an die Mittelgebirge.
Dabei blieben fast flächendeckend sandig-kiesige, leh-
mige oder mergelige Sedimente zurück. Im Gletscher-
vorland, insbesondere im Mittelgebirgsraum, herrschten
unter Dauerfrost Verhältnisse ähnlich denen der heu -
tigen Tundren. Sie setzten die weitgehend vegetations-
lose und somit ungeschützte Gebirgsoberfläche inten -
siver physikalischer Verwitterung aus. Entlang weniger
widerstandsfähiger Linienzüge, zum Beispiel an durch
erdinnere Kräfte angelegten Schwächezonen, konnten
abtragende Prozesse rasch in die Tiefe vorstoßen. Mit
der so erfolgten Anlage der Täler bildete sich allmählich
das heutige Landschaftsbild heraus.
Das im Mittelgebirgsraum abgetragene Material wurde
im Vorland in „Schotterfluren“ abgelagert. Zunächst
konnten mit abgesetzte feinere Bestandteile (Ton,
Schluff, Feinsand) durch starke, vom Eis her wehende
Winde ausgeblasen werden und lagerten sich weiter
entfernt als Löße ab. Alle diese Lockergesteine unter -
lagen schwerkraftbedingten Ausgleichsprozessen (E
ISS-

image
Entstehungsprozesses der bodenkund lichen Land-
schaftsgliederung kommt es auf Bodenlandschaftsebe-
ne zu namentlichen Ähnlichkeiten mit den Makrogeo-
choren der naturräumlichen Gliederung Sachsens.
02 Bodenregion der
überregionalen Flusslandschaften
Die Elbe erweitert nordwestlich ihres Durchbruches
durch das Meißener Massiv die Breite ihrer Talsohle von
1 km im SO auf über 15 km im NW. Dieser Teil der Elb-
aue und die Unterläufe der ihr zufließenden großen Sei-
tentäler gehören zur
BGL
der
Auen und Niederterras-
sen
. Die Böden sind großflächig aus jungen (holozänen)
Auensedimenten hervorgegangen. Bei starken örtlichen
Schwankungen liegen durchschnittlich 1 – 4 m Auen-
schluffsande bis -sandschluffe über Sanden und Kiesen
der Niederterrasse. Im Bereich ehemaliger Altwässer
herrschen stärker tonige bis anmoorige Substrate vor.
Stellenweise blieben offene Wasserflächen erhalten
oder entwickelten sich zu Niedermooren (NSG Gruna,
L 5). Die Bodenentwicklung im grundwasserfernen
Bereich ist durch Vegen, braunerdeähnlichen Auenbö-
den, die aus anderenorts abgetragenem und bei Über-
flutungen abgesetztem Bodenmaterial hervorgegangen
sind, gekennzeichnet.
In Grundwassernähe hingegen kommen direkt durch die
Grundwasserdynamik der Aue geprägte Auengleye vor.
Tonige und damit schlecht wasserdurchlässige Bereiche
neigen zur Ausprägung von Staunässeböden (Auen -
pseudogleye). Nur örtlich sind innerhalb der eigentlichen
Aue pleistozäne Sandinseln und junge Binnendünen
anzutreffen, auf denen Regosole, Podsole und Braun -
erden entwickelt sind. Flussfern besitzen derartige
Böden neben Gleyen und Gley-Braunerden aus über-
wiegend sandigen, am Ausgang der letzten Kaltzeit
abgesetzten Hochflutsedimenten eine große Verbrei-
tung. In typischer Abfolge sind diese Böden im NSG
Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain (D 95)
anzutreffen.
Schon im 19. Jh. hat der Mensch durch Schutzbauten
und Flussregulierung die natürliche Auendynamik und
damit die weitere Entwicklung der Böden eingeschränkt.
Überflutungen reichen heute nur noch selten über den
eingedeichten Bereich hinaus. Die Fruchtbarkeit der
Böden bedingte schon frühzeitig eine Ackernutzung der
Auenbereiche. Das Grünland wurde auf den schmalen
Streifen zwischen Ufer und Hochwasserschutz anlagen
zurückgedrängt. Der standorttypische Auewald ist im
Riesa-Torgauer Elbtal (BL 02.1.1) bis auf geringe Reste
verschwunden. Im Tal der Vereinigten Mulde zwischen
Eilenburg und Bad Düben (NSG L 59) hingegen ist die
natürliche Auendynamik noch weitgehend vorhanden,
so dass sich hier die ständigen Veränderungen unter-
worfenen Böden naturnaher Flusslandschaften in ihrer
Funktionalität erhalten haben. Ereignisse wie das
Augusthochwasser von 2002 zeigen eindringlich, dass
den Flüssen wieder mehr Raum zur Abschwächung der
Fließgeschwindigkeit und zum Absatz ihrer Sediment-
fracht eingeräumt werden muss. Das Schutzgebiet leis -
tet somit einen wichtigen Beitrag zum Boden- und Hoch-
wasserschutz.
04 Bodenregion der Altmoränenlandschaften
Vom Nachbarland Brandenburg aus greift eine Zone gla-
zial geformter Altmoränenlandschaften auf den Norden
Sachsens über. Dabei handelt es sich zunächst um die
BGL
der
Grundmoränenplatten und Endmoränen.
Wie das kleinflächig zwischen sauren, basenarmen,
trockenen Standorten und Grund- sowie Staunässe -
böden wechselnde Bodenformen mosaik der Düben-
Dahlener Heide (BL 04.1.1) und des Niederlausitzer
Grenzwalls (BL 04.1.2) belegt, sind solche Gebiete aus-
gesprochen heterogen aufgebaut. Von besonderer
Bedeutung sind unter den eingangs erläuterten Bedin-
gungen des Dauerfrostes aus eiszeitlichen Lockerge-
steinen hervorgegangene Substrate von überwiegend
sandiger Struktur. Im Ergebnis dieser Prozesse entstand
eine homogenisierte Deckschicht von 0,5 – 1,3 m Mäch-
tigkeit, der „Geschiebedecksand“. Seine Untergrenze ist
durch eine Steinsohle gekennzeichnet und lagert den im
tieferen Untergrund anstehenden Grund-, Endmoränen-
oder Schmelzwassersedimenten auf. Die Bodenent-
wicklung wird von wechselnd podsoligen Braunerden
bestimmt.
28
Abb. 5: Vega aus Auensandschluff in der Elbaue bei
Belgern

29
06.2.1
04.3.1
06.3.2
04.1.1
06.3.1
06.3.3
06.3.4
06.3.10
06.3.10
06.3.10
06.3.11
10.2.2
10.2.3
10.2.3
10.2.3
10.2.4
06.2.2
10.2.6
10.2.6
10.2.7
10.2.7
06.2.8
06.2.8
09.1.1
06.3.5
06.3.6
06.3.7
06.3.8
06.3.9
06.2.3
10.2.1
10.2.1
10.2.1
10.2.5
04.1.1
04.5.1
06.2.3
11.1.3
06.2.1
02.1.2
02.1.1
06.2.7
06.2.5
06.2.4
04.5.1
06.2.5
06.2.6
09.1.2
04.5.2
04.5.2
04.3.2
04.3.3
04.1.2
04.5.3
04.5.4
04.5.1
11.1.1
11.1.1
11.1.2
11.1.1
11.1.3
11.1.4
11.1.4
Abb. 6: Bodenkundliche Landschaftsgliederung Sachsens
02 BR der überregionalen Flusslandschaften
BGL der Auen und Niederterrassen
(
.1
Riesa-Torgauer Elbtal;
.2
Tal der Vereinigten Mulde)
04 BR der Altmoränenlandschaften
BGL der Grundmoränenplatten und Endmoränen im Altmoränengebiet
(
.1
Düben-Dahlener Heide;
.2
Niederlausitzer Grenzwall)
BGL der Sander und trockenen Talsande sowie der sandigen Platten und
Endmo ränen im Altmoränengebiet
(
.1
Westlausitzer Heide- und Kuppenland;
.2
Muskauer Heide;
.3
Nieskyer Platten)
BGL der Niederungen und Urstromtäler des Altmoränengebietes
(
.1
Elsterwerda-
Herzberger-Elsterniederung;
.2
Senftenberger Heide- und Seengebiet;
.3
Oberlausit-
zer Heide- und Teichlandschaft;
.4
Rothenburger Neißetal und Muskauer Durchbruch)
06 BR der Löß- und Sandlößlandschaften
BGL der Lößbörden
(
.1
Leipziger Lößtiefland;
.2
Nordsächsisches Lößtief- und Plat-
tenland;
.3
Großenhainer Lößtiefland;
.4
Großenhainer Rödertal;
.5
Hallesches Löß-
tiefland;
.6
Weissenfelser Lößtiefland;
.7
Elster-Luppe-Auen;
.8
Bornaer Lößtiefland)
BGL der Lößlandschaften des Berglandes
(
.1
Nordwestsächsisches Lößhügel-
und Vulkanitkuppenland;
.2
Mittelsächsisches Lößhügelland;
.3
Mulde-Lößhügelland;
.4
Vorerzgebirgisches Becken;
.5
Dresdener Elbtalweitung;
.6
Westlausitzer Löß -
hügelland;
.7
Oberlausitzer Tieflandrand;
.8
Bautzner Lößhügelland;
.9
Ostlausitzer
Lößhügelland;
.10
Zeitz-Altenburger Lößhügelland;
.11
Ronneburger Lößhügelland)
09 BR der Berg- und Hügelländer mit Hohem Anteil an nichtmetamorphen Sand-,
Schluff-, Ton-, Mergelgesteinen
BGL der Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an Sandstein, häufig im
Wechsel mit Löß
(
.1
Elbsandsteingebirge;
.2
Zittauer Gebirge)
10 BR der Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an Magmatiten und Metamorphiten
BGL der Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an sauren bis intermediären
Magmatiten und Metamorphiten
(
.1
Oberes Erzgebirge;
.2
Höheres Westerzgebir-
ge;
.3
Östliches Fichtelgebirge;
.4
Westlicher Erzgebirgsnordrand;
.5
Erzgebirgsnord-
abdachung;
.6
Östlicher Erzgebirgsnordrand;
.7
Oberlausitzer Bergland)
11 BR der Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an Ton- und Schluffschiefern
BGL der Berg- und Hügelländer aus Ton- und Schluffschiefern,
z. T. lößbeeinflusst
(
.1
Vogtländisches Kuppenland;
.2
Elstergebirge;
.3
Mehlteuer
Hochfläche;
.4
Thüringer Schiefergebirge)
02.1
04.1
04.3
04.5
06.2
06.3
09.1
10.2
11.1
Bodenregionen [BR],
Bodengroßlandschaften [BGL],
(Bodenlandschaften)

image
Charakteristisch für diese BGL ist daneben das Vorkom-
men älterer Fahlerden, welche häufig von jüngeren
Böden wie den auf Flugsanddecken verbreiteten Podsolen
überlagert sind. Schluffig-lehmige, direkt aus Moränen-
sedi menten hervorgegangene Substrate entwickelten
sich zu Para braunerden und beim oberflächennahen
Vorhandensein was serstauender Schichten zu Pseudo-
gleyen. Ist der Staunässe einfluss besonders intensiv
und schränkt die biologische Aktivität durch Luftmangel
längerzeitig ein, erfolgt eine Weiterentwicklung zu Stagno-
gleyen und mit zunehmender Akkumulation von Humus
zu Moorstagnogleyen. Im Endstadium dieser Entwick-
lung konnte es zur Moorbildung kommen. Eine ähnliche
Entwicklungsreihe ist bei langzeitig flurgleich anstehen-
dem Grundwasser gegeben. Sie beginnt mit Nassgleyen
und führt über Humus- und Anmoorgleye ebenfalls zur
Moorbildung. Solche Bodensequenzen sind im Presse-
ler Heidewald- und Moorgebiet (NSG L 44) zu finden.
Ausgedehnte Sanderflächen charakterisieren die
BGL
der
Sander und trockenen Talsande sowie sandigen
Platten und Endmoränen
(Sander und Endmoränen
der Niederlausitz). Diese BGL flankiert die BGL der
Niederungen und Urstromtäler. Die Bodenentwicklung
erfolgt überwiegend auf Deckschichten aus Sander-
sanden und Schmelzwasserkies sanden und ist durch
Braunerden sowie Podsole bestimmt. Häufig wurden
sandige Sedimente, speziell Sandersande, durch Win-
derosion abgetragen und verlagert. Derartige Ereignisse
vollzogen sich bei fehlender Vegetationsdecke beson-
ders am Pleistozän-Holozän-Übergang und in mehreren
Phasen unterschiedlicher Intensität bis heute. Es ent-
standen aus gedehnte Flug- und Treibsanddecken, sel-
tener auch Binnendünen. Dieser Substratbildungspro-
zess ist noch jetzt auf vegetationsarmen Bereichen der
Tagebauvorfelder und Kippen zu beobachten. Die was-
serdurchlässigen extrem basenarmen Flugsande waren
prädestiniert für die Entstehung von Podsolen. Je nach
Liegezeit und Korngröße des Substrates werden sie von
anderen basen- und nährstoffarmen Böden wie Locker-
syrosemen, Regosolen und Braunerden begleitet. Sie
bilden den Standort der charakteristischen Beerstrauch-
Kiefernheiden. Wo der Mensch Ackerflächen bis in diese
Bereiche ausdehnte, wurden die oberen Bodenhorizon-
te durch regelmäßiges Pflügen zu Acker-Braunerde-
Podsolen, den so genannten „Rosterden“ vermischt.
Charakteristisch für den Südteil der BGL sind einzelne
Grundgebirgsdurchragungen. Über ihnen sind perigla-
ziäre Deckschichten anzutreffen, die zumeist aus einem
Gemenge kaltzeitlicher Komponenten (z. B. Sand, Kies)
und Festgesteins verwitterungsmaterial bestehen. Ver-
stärkt treten sie im West lausitzer Heide- und Kuppen-
land (BL 04.3.1) auf. Diese Bodenlandschaft nimmt auf
Grund ihrer sehr engräumigen Wechsel von Nass- und
Trockenstandorten aus sandigen und lehmigen Substra-
ten unterschiedlicher Entstehung und ihres weiten Ein-
greifens in den Lößgürtel ohnehin eine Sonderstellung
ein. Großflächig treten Substrate aus Sandersanden
(„Heidesand“) in Erscheinung. Ausschnitte dieser bedeu-
tenden Kleinkuppenlandschaft sind v. a. im NSG Frauen-
teich Moritzburg (D 31) gewürdigt.
Die
BGL
der
Niederungen und Urstromtäler
erfasst
die sächsischen Anteile des Lausitzer Urstromtales. Die
Substrate sind meist aus Hochflutsedimenten (soge-
nannte Talsande) hervorgegangen, die gebietsweise
von Flugsanden überdeckt sind. Es bildet noch heute
Niederung und weist hohe Grundwasserstände auf. Wo
es nahe der Erdoberfläche ansteht, sind Grundwasser-
böden (Gleye) verbreitet. Sie erfahren bei langzeitig flur-
nahem Wasserstand eine Weiterentwicklung zu Nass-
gleyen, Humusgleyen und Moorgleyen. In ihrem Inneren
wird die Niederung durch sandig-schluffige, lokal tonige,
vielfach stark humose Substrate der holozänen Talauen
weiter untergliedert. Daneben konnten sich vorwiegend
in Hohlformen Moore herausbilden. Bereits seit dem
15. Jh. nutzte man die hohen Wasserstände zur Anlage
von Teichen und schuf damit eine abwechslungsreiche
Kulturlandschaft. Mit Ausweisung des Biosphärenreser-
vates und NSG Oberlausitzer Heide- und Teichland-
schaft (D 93) wurde es möglich, einen an der SO-Gren-
ze der Bodenregion liegenden Teil dieses Landschafts-
raumes in seiner Vielfalt zu bewahren.
Bodeneigenschaften und daraus resultierendes Nut-
zungspotential prägen bis heute das Landschaftsbild der
gesamten Region. Grundwasserferne, saure basenar-
me Böden schieden früher für die landwirtschaftliche
Nutzung aus, deshalb dominieren Heidelandschaften
30
Abb. 7: Podsol aus Geschiebedecksand südlich Hoyers-
werda

weite Teile des Gebietes. Als standortgerechte Baumart
besitzt die Kiefer große Verbreitung. Auf grundwasser-
nahen Böden wurde zunächst meist Grünlandnutzung
ausgeübt. Der Ackerbau war auf die inselartig verbreite-
ten grundwasserfernen Bereiche mit Substraten besse-
ren Wasserhaltevermögens und höherer Basenversor-
gung (z. B. über Geschiebelehm) beschränkt. Umfang-
reiche Meliorationen und nachfolgender Düngemittelein-
satz erschlossen später weite Landschaftsteile einer
ackerbaulichen Nutzung.
Der aktuell landschaftsprägende Faktor, v. a. im Norden
der Region, ist der Braunkohlebergbau mitsamt seinen
Folgelandschaften. Die Kohleförderung bedingt im
Umfeld der Tagebaue eine tief reichende Grundwasser-
absenkung. Horizontierung und Eigenschaften dort vor-
handener ehemals grundwassergeprägter Böden ent-
sprechen häufig nicht den aktuellen Standortverhältnis-
sen. Nach Abschluss der Förderung bleiben wasserge-
füllte Rest löcher und ausgedehnte Kippflächen zurück.
Das abgekippte Material aus tertiären und pleistozänen
Lockergesteinen befindet sich im Rohzustand oder
maximal im Initialstadium der Bodenbildung (Lockersy-
roseme, selten Regosole). Die Standortqualität wird
dabei v. a. durch die Bodenart und den Anteil tertiären
Materials in den Kippsubstraten gesteuert. Während
Bodenart und angewandte Verkippungstechnologie die
physikalischen Eigenschaften des Substrates bestim-
men, beeinflusst der Gehalt an tertiären Komponenten
den Chemismus der Kippsubstrate nachhaltig. Das aus
der Verwitterung von Eisensulfiden herrührende Säure-
potential hemmt die Aktivität des Bodenlebens und
schränkt damit Humusbildung und -einmischung auf
lange Sicht stark ein. Sehr gut wird die Ausstattung die-
ses anthropogen geformten Landschaftsraumes durch
das NSG Innenkippe Nochten (D 101) abgebildet, hier
eröffnet sich die Möglichkeit, Wechselwirkungen zwi-
schen Substrat und Bodenentwicklung ohne weiteres
menschliches Zutun zu studieren.
06 Bodenregion der Löß- und Sandlößlandschaften
Böden der Löß- und Sandlößlandschaften besitzen inner-
halb Sachsens die größte Ausdehnung. Sie durchziehen
das Land als breiter West-Ost-Gürtel. Die bestimmenden
Substrate sind aus einer breiten Spanne kaltzeitlicher, in
mehreren Phasen durch Winde angeblasener Sedimente
hervorgegangen. Zwischenzeitlich unterlagen sie ver-
schiedenartigen Umlagerungs- und Überprägungspro-
zessen (z. B. Schwemmlöß, Solifluktionslöß, ältere
Bodenbildungen). Bereits auf Grund einer bei der An-
wehung mit dem Nachlassen der Transportkraft erfolgten
windgeschwindigkeitsabhängigen Kornfraktionierung lässt
sich die Lößregion mehrfach untergliedern. Vom Mittel-
gebirgsrand im Süden bis zur nördlichen Verbreitungs-
grenze folgen Gürtel aus Löß (vorwiegend Schluff), sandi-
gem Löß (sandiger Schluff), Sandlöß (stark sandiger
Schluff) und Lößsand (schluffiger Sand) aufeinander.
Inselartig tritt im Norden auch Treibsand auf.
Untergrundgesteine besitzen innerhalb des Lößgürtels
nur untergeordnete Bedeutung für die Substratausprä-
gung. Ausnahmen bilden neben Grundgebirgsdurchra-
gungen wie beispielsweise den Vulkanitkuppen Nord-
westsachsens (BL 06.3.1) und Moränenzügen v. a. Tal-
flanken, wo Verwitterungs produkte des Anstehenden
verstärkt als Substratbestandteile auftreten. Derartige
Standorte weisen in Aufbau und Zusammensetzung
Parallelen zu den quartären Deckschichten im Mittelge-
birgsraum (siehe BR 10) auf.
Die Grenze vom Löß zum Sandlöß wird auf größere
Erstreckung landschaftlich prägnant von der „Lößrand-
stufe“ nachgezeichnet. Ihr Verlauf schwankt stellenwei-
se stark in nord-südlicher Richtung. Südlich dieser
Geländestufe steigt die Mächtigkeit der Lößdecke
unvermittelt stark an.
Der nördlich der Lößrandstufe gelegene Sandlößgürtel
besitzt lediglich innerhalb der
BGL
der
Lößbörden und
Lößlandschaften des Tieflandes
größere flächenhafte
Verbreitung. Hier überschreitet seine Nord-Süd-Ausdeh-
nung 30 km, während sie sonst nur selten 5 km erreicht.
Das Relief ist auf großen Flächen sehr ausgeglichen.
Oberflächennah stehen durch Schmelzwässer abgela-
gerte Kiessande oder Moränensedimente (Geschiebe-
lehm, Geschiebemergel) an. Diese Untergrundgesteine
werden von einer recht konstant 0,6 – 1,3 m mächtigen
Decke aus periglaziär überprägten Sandlößen überlagert
(BL 06.2.1 Leipziger Lößtiefland). Beim Bodenbildungs-
prozess der Tonverlagerung (Lessivierung) entstandene
Parabraunerden und Fahlerden dominieren die Boden-
entwicklung. Durch Einengung des Porenraumes wirken
Tonanreicherungshorizonte oft als Staukörper, so dass
eine Weiterentwicklung zu Staunässeböden unter-
schiedlicher Intensität möglich wurde. Über dicht gela-
gerte Unterböden (z. B. aus Geschiebelehm, Geschie-
bemergel, Tonen) und geringere Mächtigkeiten der
Sandlößdecke verlief die Bodenentwicklung direkt zu
Pseudogleyen. Auf oberflächennah anstehenden durch-
lässigen sandigen Substraten (z. B. aus Schmelzwas-
serkiesen) sind neben den bereits erwähnten Fahlerden
verstärkt Braunerden ausgebildet.
Eine abweichende Bodenausstattung zeigen die Lößtief-
länder im Grenzbereich zu Sachsen-Anhalt (BL 06.2.5,
06.2.6). Hier erfolgt der Übergang zu tschernosem -
betonten Landschaftsräumen. Tschernoseme (Schwarz -
erden) können unter den heutigen klimatischen Verhält-
nissen nicht mehr entstehen. Ihre Bildung erfolgte am
Ausgang der letzten Kaltzeit in einer Kältesteppe, wo es
während sommerlicher Wärmephasen zu einer explo -
sionsartigen Vegetationsentwicklung kam. Durch die
intensive Tätigkeit von Bodenorganismen und die Wühl -
tätigkeit bodenbewohnender Säugetiere konnte organi-
sche Substanz tief in die Substrate eingearbeitet wer-
den, so dass mächtige, dunkel gefärbte Oberbodenhori-
zonte entstanden. Neben den seltenen (Norm-) Tscher-
nosemen und Kalk-Tschernose men sind hier alle unter
heu tigen klimatischen und Nutzungsbedingungen ablau-
fenden Degradierungsstufen der Schwarzerde bis hin zu
Tschernosem-Parabraunerden entwickelt.
31

image
Dem Bördecharakter folgend wird die Region von eini-
gen breiten Flussauen durchzogen (z.B. BL 06.2.7
Elster-Luppe-Auen). Die hier verbreiteten Auenböden
unterscheiden sich durch einen häufig erhöhten Basen-
und Humusgehalt von denen der Nachbargebiete.
Schutzmaßnahmen wie beispielsweise im NSG Elster-
und Pleiße-Auewald (L 10) sind auf einen Erhalt bzw. die
Wiederherstellung der Auendynamik ausgerichtet und
unterstützen damit wesentlich den Fortbestand natür -
licher Bodenfunktionen. Stellenweise treten Tschernitzen
(schwarzerdeähnliche Auenböden) auf, die durch Ero -
sions- und Umlagerungsprozesse aus Tschernosemen
hervorgegangen sind. Bei ständig hoch anstehendem
Grundwasser sind Niedermoore anzutreffen, welche
lokal Kalk führend sein können („Moormergelwiesen“ bei
Dölzig). Der Raum im N und noch mehr im SW der Stadt
Leipzig ist von Bergbaufolgelandschaften mit völlig ver-
änderten, in Initialstadien der Entwicklung befindlichen
Bodenverhältnissen geprägt. Für diese Standorte gelten
die bei Bodenregion 04 gemachten Aussagen. Durch die
Eigenschaften der verkippten Lockergesteine (Geschie-
belehme und -mergel, Auensedimente u. a.) sind die
Ausgangsbedingungen für eine Renaturierung/Rekul -
tivierung insgesamt günstiger. Teile der rekultivierten
Kippflächen gestatten sogar eine ackerbauliche Nut-
zung.
Innerhalb der
BGL
der
Lößlandschaften des Berglan-
des
(Becken, Talweitungen und Lößhügelländer) erfolgt
die Bodenbildung überwiegend auf schluffbestimmten,
aus Lößen hervorgegangenen Substraten. Ihre Schich-
tenfolge erreicht im westelbischen Raum mittlere Mäch-
tigkeiten von 3 m (BL 06.3.2), kann jedoch an windge-
schützten Hängen auf bis zu 15 m anwachsen (L
IEBE-
ROTH 1963). In den ostelbischen Lößhügelländern
beträgt die mittlere Lößmächtigkeit hingegen 2 m und
steigt nur selten auf wenige Meter (z. B. nördlich Baut-
zen, BL 06.3.8) an. Im Untergrund anstehende Fest- und
Lockergesteine beeinflussen die Substrateigenschaften
entsprechend nur wenig. Die mächtigen Lößdecken
wurden in mehreren Phasen angeweht, wobei die tieferen
Teile häufig von älteren Bodenbildungen erfasst wurden.
Darüber folgt eine Wechselfolge aus kalkhaltigen Lößen
und bereits im Ablagerungszeitraum überprägter Par-
tien. Im vom aktuellen Bodenbildungsprozess erfassten
Bereich unter der heutigen Landoberfläche sind fast
überall unter Dauerfrostbedingungen überformte und
entkalkte Substrate, sogenannte Lößlehme verbreitet.
Auf ihnen sind v. a. Parabraunerden und Fahlerden
entwickelt. Tschernoseme (Schwarzerden) und die aus
ihnen hervorgegangenen Tschernosem-Parabraunerden
(früher Griserden genannt) sind im Mittelsäch sischen
Lößhügelland (BL 06.3.2) verstärkt anzutreffen. Über
durch tief reichende Erosionsvorgänge angeschnittenen
kalkhaltigen (Primär-)Lößen entwickeln sich Pararend -
zinen.
Im Süden der Lößhügelländer (BL 06.3.3) treten bei ins-
gesamt abnehmender Lößmächtigkeit verbreitet Soli-
fluktions- und Schwemmlöße an die Stelle direkt vom
Wind abgelagerter Sedimente. Mit den ebenfalls in die-
ser Richtung zunehmenden Niederschlagsraten steigt
die Intensität der Bodenvernässung an, der Flächenan-
teil an Pseudogleyen nimmt entsprechend zu. Über sel-
tenen oberflächennah anstehenden Festgesteinsvor-
kommen sind je nach lokaler Deckschichtenausprägung
wechselnd pseudovergleyte Parabraunerden und Braun -
erden entwickelt. Ähnliche Verhältnisse herrschen über
oberflächen nah anstehenden Kieskörpern, auf denen
häufig Bänderparabraunerden anzutreffen sind.
Auf Grund der v. a. in den bodenphysikalischen Eigen-
schaften der Substrate begründeten hohen Fruchtbar-
keit stellte der Lößgürtel seit dem Neolithikum ein bevor-
zugtes Siedlungsgebiet mit sich rasch in die Fläche ent-
wickelnder landwirtschaftlicher Nutzung dar. In Folge
der hohen Anfälligkeit der Böden gegenüber Wasserero-
sion sind die Bodenprofile in Hangpositionen oft durch
Abtrag verkürzt. Die Akkumulation des abgetragenen
Bodenmaterials erfolgt in Form von Kolluvisolen in
Hangknickbereichen und besonders in morphologischen
Hohlformen, wo sie häufig mit standortstypischen Gley-
en verzahnt sind. Flussabwärts wird diese Bodengesell-
schaft durch Auenböden vervollständigt. Um dieses
landwirtschaftliche Vorranggebiet nachhaltig zu sichern,
gehören Erosionsschutzmaßnahmen zu den vordringli-
chen Aufgaben des Bodenschutzes in dieser Region.
Neben einer guten fachlichen Praxis, die sich durch
32
Abb. 8: Kalktschernosem aus Sandschluff (Sandlöß)
über Geschiebemergel nordwestlich von Delitzsch

image
sinnvolle Fruchtfolgen oder pfluglose Bodenbearbeitung
untermauern lässt, sind ergänzende Maßnahmen wie
die gezielte Anlage von Grün- und Gehölzstreifen, Hek-
ken und Feldgehölzen sehr wichtig. Sie stellen gleichzei-
tig eine Bereicherung der streckenweise recht monoto-
nen Agrarlandschaft und ein Rückzugsgebiet für Pflan-
zen und Tiere dar. Ursprünglich besaßen Traubenei-
chen-(Winterlinden)-Hainbuchen-Wälder in Folge der
günstigen kli matischen und Bodenverhältnisse große
Verbreitung. Diese Laubwaldstandorte sind bis auf
geringe Reste Ackerflächen gewichen, so dass Waldge-
biete wie das Großholz bei Schleinitz (NSG D 28) gera-
de auch im Hinblick auf die Bodenentwicklung unter
naturnahen Standortbedingungen von außerordentli-
cher Bedeutung sind.
09 Bodenregion der Berg- und Hügelländer mit
hohem Anteil an nichtmetamorphen Sand-, Schluff-,
Ton- und Mergelgesteinen
Diese Bodenregion wird in Sachsen durch Teile des
sächsisch-böhmischen Sandsteingebietes (Elbsand-
steingebirge, Zittauer Gebirge) repräsentiert und gehört
zur
BGL
der
Berg- und Hügelländer aus Sand-,
Schluff- und Tongesteinen, häufig im Wechsel mit
Löß
. Der geologische Untergrund ist von einer mächti-
gen Abfolge oberkreidezeitlicher Sandsteine bestimmt,
aus denen die Erosion, vorwiegend dem Netz des Kluft-
systems folgend, eine in Einzelblöcke zergliederte Land-
schaft geschaffen hat. Infolge unterschiedlicher Verwit-
terungsresistenz der einzelnen Schichtglieder konnten
charakteristische Hang- und Felsformen herausgebildet
werden, denen stellenweise Härtlingskuppen aus tertiä-
ren Vulkaniten (Basalte, Phonolithe) aufgesetzt sind.
Insbesondere im Westteil der Region (Ebenheiten des
Elbsandsteingebirges, BL 09.1.1) überlagern Lößlehme
ältere Geschiebelehme, Schmelzwassersande oder Ter-
rassenschotter. Sie stellen in Form periglaziärer Deck-
schichten die Ausgangssubstrate der Bodenbildung, auf
denen sich analog zu den Nachbargebieten Parabraun -
erden, Fahlerden und Parabraunerde-Pseudogleye ent-
wickelten, die von Braunerden und Pseudogleyen
begleitet werden. Verbreitet entstanden lößbestimmte
periglaziäre Deckschichten direkt über Sandsteinverwit-
terungsmaterial und entwickelten sich zu Parabrauner-
den und Parabraunerde-Braunerden. An den Füßen der
Tafelberge und Felsgruppen sowie an Hängen konnten
sich teilweise sehr mächtige periglaziär überprägte oder
hangumgelagerte sandige, teilweise blockige Sedimen-
te ansammeln, denen kleine inselartige Vorkommen von
Verwitterungsdecken aus Sandstein eingelagert sind.
Auf den nährstoffarmen durchlässigen Substraten mit
geringem Wasserhaltevermögen sind v. a. Podsole
anzutreffen, die stellenweise in Podsol-Braunerden und
Braunerden übergehen.
In Block- und Steinüberrollungszonen, die häufig ältere
Böden überlagern, sind Skeletthumusböden vorhan-
den. Schluchtbereiche bilden die Abtransportwege
hangaufwärts erodierter sandiger Substrate und sind
durch Vorkommen von Kolluvisolen sowie Gley-Kolluvi -
solen gekennzeichnet. Innerhalb der typischen Felsfor-
mationen ist neben Bereichen mit fehlender Bodenent-
wicklung v. a. eine Gesellschaft aus Felshumusböden,
Syrosemen und Podsol-Rankern ausgebildet, die von
flachgründigen Braunerden und Podsolen begleitet
wird. Im Ausstrichbereich toniger oder mergeliger
33
Abb. 9: Braunerde-Podsol aus (Kryo-)Sand über Sandstein südlich von Kurort Gohrisch

Schichten kommen hangwassergeprägte Böden vor.
Ihr Spektrum reicht von Podsol-Gleyen und Podsol-
Pseudogleyen über Pseudogleye bis hin zu Stagno-
gleyen und Moorstagnogleyen. Im Zittauer Gebirge
(BL 09.1.2) wird der Nordrand der Bodenregion durch
einen Gürtel von Pseudogley-Podsolen markant her-
vorgehoben.
Die Bodengesellschaft über basischen Vulkaniten
(Basalt, Phonolith) setzt sich im Wesentlichen aus Braun-
erden und Humusbraunerden, bei mächtigerer Deck-
schichtausbildung aus Pseudogleyen zusammen. Lokal
ist sie von Rankern und Skeletthumusböden begleitet.
Böden dieser Standorte zeichnen sich gegenüber der
Umgebung durch eine stark erhöhte Basenversorgung
aus, wobei über basaltischem Untergrund die höchsten
Werte erreicht werden. Untergliedert werden beide
Bodenlandschaften (09.1.1, 09.1.2) durch tief einge-
schnittene Flusstäler, in denen Gleye, Auengleye und
Gley-Vegen aus lehmsandigen Flussablagerungen vor-
herrschen. Der Anteil anthropogen geprägter Böden ist
vergleichsweise gering.
Größere, die typische Bodenausstattung widerspiegeln-
de Ausschnitte der Region werden durch den National-
park Sächsische Schweiz und die NSG Pfaffenstein
(D 91) und Jonsdorfer Felsenstadt (D 27) bewahrt. Die
Region zeigt eine deutliche bodenbedingte Nutzungs -
differenzierung. Bereiche mit lößreichen Substraten sind
vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Böden auf
basenarmen sandigen Substraten hingegen waren von
je her forstlicher Nutzung vorbehalten. Einen interessan-
ten Standortkontrast auf engstem Raum bieten die
artenarmen Nadelwälder (-forste) auf sandigen Substra-
ten im Vergleich zu den inselartig eingeschlossenen
Böden über Basalt und Phonolith, denen ein artenrei-
cher Buchenmischwald aufstockt.
10 Bodenregion der Berg- und Hügelländer mit
hohem Anteil an Magmatiten und Metamorphiten
Der sächsische Mittelgebirgsraum wird entsprechend
der großflächig anstehenden sauren Festgesteine der
BGL
der
Berg- und Hügelländer mit hohem Anteil an
sauren bis intermediären Magmatiten und Metamor-
phiten
zugeordnet. Als Untergrundgesteine besitzen
Glimmerschiefer, Phyllite, Gneise, Granite, Granodiorite
und verschiedenartige Vulkanite und Ganggesteine grö-
ßere Verbreitung. Aus ihren Verwitterungsprodukten und
wechselnden Gehalten an vom Wind eingetragenen
Komponenten (Löß) wurden unter den eingangs erläu-
terten kaltzeitlichen Bedingungen periglaziäre Deck-
schichten herausgebildet, die den überwiegenden Teil
der Substrate der Region darstellen. Sie zeichnen sich
durch typische stetig wiederkehrende Schichtfolgen so
genannter „Lagen“ aus.
Grundsätzlich werden vier Hauptschichten unterschie-
den, die sich häufig noch untergliedern lassen:
Oberlage: junger Hangschutt aus Frostsprengmaterial
von oberhalb gelegenen Härtlingsrücken,
-kuppen und -spornen,
Hauptlage: Hanglehm aus weichselzeitlichem Löß, soli-
fluidal und kryoturbat überprägt, dadurch
vermengt mit wechselnden Anteilen an Ver-
witterungsmaterial des Untergrundes,
Mittellage: Solifluktionsgemenge aus Überresten älte-
rer verlehmter Löße und Verwitterungsma-
terial des Untergrundes, dicht gelagert,
Basislage: überwiegend grobes, deutlich bewegtes
Verwitterungsmaterial des Untergrundes.
Entsprechend der entwicklungsbedingten Ablagerungs-
und Abtragungsbedingungen sind beträchtliche reliefab-
hängige Schwankungen in Mächtigkeit und flächenhaf-
ter Verbreitung der einzelnen Schichtglieder charakteri-
stisch. Besonders Oberlagen, vielfach auch Mittellagen,
sind eher von lokaler Bedeutung. In der Regel weist
jeder Standort zwei, maximal drei der genannten Lagen
auf. Auch das Verhältnis der an Zusammensetzung der
einzelnen Lagen beteiligten Komponenten korreliert mit
der regionalen und Reliefposition. So sind beispielswei-
se hohe Lößgehalte bei geringerer Beteiligung von Fest-
gesteinskomponenten charakteristisch für die Haupt-
und Mittellagen der nördlichen und östlichen Teile des
Erzgebirges (BL 10.2.5, 10.2.6) sowie des Oberlausitzer
Berglandes (BL 10.2.7). Dort schließt die Deckschich-
tenfolge nach oben meist mit der Hauptlage ab.
Einzelne bodenbildende Prozesse wie z. B. Podsolie-
rung werden maßgeblich durch Struktur und Bestandtei-
le der Deckschichten gesteuert.
Mittellagen bewirken durch ihre Dichtlagerung häufig die
Ausbildung von Staukörpern und ermöglichen so das
Entstehen von Staunässeböden. Generell nehmen
Deckschichtmächtigkeit und der Grad der Lößbeeinflus-
sung in Richtung der Kammregion ab. An steilen Talflan-
ken werden periglaziäre Deckschichten teilweise von
holozänen Hangsedimenten vertreten. Substrate aus in
situ gebildeten Verwitterungsprodukten der Grundge-
steine treten nur sehr lokal und kleinflächig überwie-
gend in extremen Reliefpositio nen (Scheitelbereiche,
Hangschultern, Felsbildungen) oder in Erosionslagen
auf.
Neben der Substratausprägung ist v. a. der höhen- und
lageabhängige klimatische Einfluss von wesentlicher
Bedeutung für die Bodenentwicklung. Bei meist gerin-
ger Reliefenergie sind in den unteren und mittleren
Gebirgslagen überwiegend wechselnd pseudovergley-
te Parabraunerden und Braunerden, aber auch Pseu-
dogleye entwickelt. Mit dem Übergang zu den höheren
Bereichen werden diese zunehmend von Podsol-Braun -
erden und Braunerde-Podsolen verdrängt. Gleichzeitig
ist ein Rückgang von staunässe- zugunsten hang -
nässebeeinflusster Flächen zu verzeichnen. Innerhalb
des Kammbereiches (BL 10.2.1) liegt dann ein klein -
flächiges Mo saik aus Podsolen, Staunässeböden (Pod-
sol-Pseudogleye, Stagno gleye) und Hoch- bzw. Über-
gangsmooren vor. Diese Bodenverhältnisse werden in
hervorragender Weise durch das NSG Fichtelberg
(C 98) abgebildet.
34

image
Der Ursprung der großen, als markante Landschafts-
gliederungselemente in Erscheinung tretenden Täler
liegt oft in flachen, intensiv vernässten bzw. vermoorten
Einsenkungen der Kammbereiche. Im weiteren Verlauf
sind häufig enge Kerbtäler ausgebildet, in denen Gleye
aus geringmächtigen grobbodenreichen fluviatilen
Sedimenten, häufig direkt über Fels, vorkommen. An
den steilen Talflanken wie z. B. im NSG Am Taufichtig
(C 29) ist ein engräumig wechselndes Mosaik aus Ske-
letthumusböden (teilweise über Podsolen oder Pseudo-
gleyen), Ranker-Braunerden, Regosolen, Braunerden,
Hangpseudogleyen und Hanggleyen anzutreffen. Sie
sind auf starken Mächtigkeitsschwankungen unterwor-
fenen grobbodenreichen Substraten über Fels ausge-
bildet. Mit nachlassender Reliefenergie treten innerhalb
der Täler zunehmend zweischichtige Profile aus feinbo-
denreichen (schluffig-lehmigen) Substraten über grob-
bodenreichen sandigen Flussablagerungen auf. Erst in
Talweitungen der mittleren Lagen erfolgt der Übergang
zur Auensedimentation mit Auengleyen und Vega-Gley-
en. Gut entwickelte Auenböden (Vegen) sind häufig erst
nahe dem Übergang zu den Lößhügelländern (BR 06)
anzutreffen.
Eine lokale Besonderheit des östlichen Erzgebirgsnord-
randes (BL 10.2.6) stellen vor der Oberen Kreidezeit
unter tropischen bis subtropischen Bedingungen ent-
standene fersiallitische Paläoböden, sogenannte „Rot-
lehme“ dar. Durch Einbeziehung in die Deckschichtdy-
namik prägen sie neben einer intensiven rotvioletten
Verfärbung durch Ausbildung eines Staukörpers die
Eigenschaften der heutigen Böden.
Die noch bis in historische Zeit flächendeckend bewal-
dete Region stellt sich heute meist als offene Landschaft
mit Forstinseln unterschiedlicher Ausdehnung dar. Eine
durch Böden und Klima vorgegebene Nutzungsdifferen-
zierung wurde im Erzgebirge durch Ausdehnung der
bergbaulichen und damit verbundener Siedlungstätig-
keiten bis in die Kammlagen teilweise verwischt. Tief-
greifende Veränderungen der Bodeneigenschaften der
oberen Lagen und Kämme fanden seit dem letzten Drit-
tel des 19. Jh. und besonders ab etwa 1960 statt. In
Folge der gestiegenen Immissionsbelastung erfolgte
eine star ke Zunahme der Waldschäden. Ganze Wald-
komplexe starben ab. Durch Versauerungsprozesse
erfolgte eine zunehmende Nährstoffauswaschung, die
andererseits Eutrophierungsvorgänge auslöste und
starke Veränderungs- und Umbildungsprozesse inner-
halb der Humusauflagen und in Torfkörpern nach sich
zieht. So sind beispielsweise eine zunehmende Grasfilz-
bildung oder die Erhöhung der biologischen Aktivität
innerhalb der Humusauflagen zu verzeichnen.
Die hier überwiegend am Beispiel des Erzgebirges erläu-
terten Gesetzmäßigkeiten treffen auch auf alle anderen
Landschaften der Region zu, wobei die höhenbezogene
Differenzierung dort weniger deutlich hervortritt.
12 Bodenregion der Berg- und Hügelländer mit
hohem Anteil an Ton- und Schluffschiefern
Die südwestlichen Teile Sachsens greifen auf die
BGL
der
Ton- und Schluffschiefergebiete mit wechseln-
den Anteilen an Grauwacke, Kalkstein, Sandstein
und Quarzit, zum Teil wechselnd mit Lößlehm
über.
Der Festgesteinsuntergrund wird großflächig von
schwach metamorphen Ton- und Schluffschiefern sowie
Phylliten eingenommen. Darüber hinaus besitzen Dia-
base und Diabastuffe z. T. eingebettet in karbonatische
Schiefer und Grauwacken sowie Quarzite Bedeutung für
die Bodenentwicklung. Großflächige Lößablagerungen
fehlen. Vom Wind eingetragene Komponenten sind
jedoch auch hier Bestandteil der quartären Deckschich-
ten. Geringere Lößgehalte in den Deckschichtsubstra-
35
Abb. 10: Podsol aus flachem Schuttlehm über Lehmschutt aus Rhyolith südwestlich von Schmiedeberg

image
ten bewirken eine stärkere Prägung der Bodeneigen-
schaften durch Chemismus und Verwitterungsverhalten
der Untergrundgesteine.
Die Intensität der in Verbindung mit der Heraushebung
der Mittelgebirge ablaufenden landschaftsgeschicht -
lichen Abtragungsprozesse betraf die Region mit Aus-
nahme der großen Haupttäler in geringerem Maße. So
konnten innerhalb von Hochflächen, besonders typisch
in der Mehltheurer Hochfläche (BL 11.11.3), alte (prä-
quartäre) dicht gelagerte tonig-lehmige Unterbodenhori-
zonte („Hochflächenlehme“) erhalten bleiben. Sie prä-
gen durch intensive Stauvernässung wie im NSG Sand-
grubenteich (C 75) die heutigen Böden.
Der S- und SO-Teil der Region (BL 11.1.2, Elstergebirge)
zeichnet sich durch das großflächige Vorkommen
schluffig-lehmiger Substrate mit charakteristischem fein-
grusigem Grobbodenanteil über phyllitischen Schluff-
und Tonschiefern aus. Auf ihnen konnten sich v. a. Para -
braunerden und seltener Braunerden ausbilden. Bei
häufig staunassen Unterböden weisen die oberen Profil-
teile unter Wald bereits Podsolierungstendenzen auf.
Bei skelettreicherer Ausbildungsform der Substrate wie
über quarzitischen Untergrundgesteinen können bereits
Podsole auftreten. Eine derartige Bodenausstattung ist
im NSG Zeidelweide und Pfaffenloh (C 56) anzutreffen.
Das unterschiedliche Verwitterungsverhalten der Unter-
grund gesteine war ausschlaggebend für die Reliefge-
staltung im Vogtländischen Kuppenland (BL 11.1.1). Aus
verwitterungs resistenten Diabasen und Tuffen beste-
hende Kuppen, die gebietstypischen Pöhle, sind flach-
wellige Hochflächen mit tief eingeschnittenen Haupttä-
lern aufgesetzt. Die bestimmenden Substrate sind eben-
falls periglaziäre Deckschichten mit lehmig-schluffigem,
häufig bereits lößbeeinflußtem Feinbodenanteil. Anteil
und Korngröße (Grus, Steine, Blöcke) der Grobboden-
fraktion wechseln je nach Untergrundgestein und mor-
phologischer Position kleinflächig. An Kuppen und Steil-
hängen ist eine Überrollung durch schuttreiche, teilwei-
se blockige Oberlagen zu beobachten. Entsprechend
der Herkunft der hauptsächlich an der Substratzusam-
mensetzung beteiligten Komponenten ist das Gebiet
durch einen engräumigen Wechsel zwischen basenrei-
chen und basenarmen Braunerden oder Pseudogleyen
gekennzeichnet. Durch Verwitterungsprodukte aus Dia-
basen, Tuffen und karbonathaltigen Gesteinen bestimm-
te Deckschichten sind überwiegend basenbegünstigt,
während über solchen aus karbonatfreien oder quarziti-
schen Schiefern basenarme Verhältnisse vorherrschen.
Längs der Bachläufe sind Gleye und Anmoorgleye ent-
wickelt. In Hohlformen landwirtschaftlich genutzter
Gebiete treten verstärkt Kolluvisol-Vorkommen auf.
Wegen steiler Hanglagen und hoher Grobbodengehalte
ergriff die Landwirtschaft allenfalls randlich Besitz von
den Diabaskuppen. Dadurch blieben basen- und nähr-
stoffreiche Waldstandorte erhalten, wie sie sonst in
Sachsen kaum anzutreffen sind. Charakteristische
Landschaftsausschnitte mit ihrer Bodenvielfalt sind bei-
spielsweise in den NSG Großer Weidenteich (C 58) und
Fuchspöhl (C 65) geschützt.
Auch die morphologische und Bodenausstattung der
Haupttäler zeigt eine deutliche Bindung an die Verwitte-
rungsresistenz der Untergrundgesteine, während in Tal-
weitungen über Schiefern Braunauenböden (Vegen) aus
mächtigen Auenschluff lehmen ausgebildet sind, zeigen
enge Kerbtalbereiche in Dia basen häufig nur Auengleye
und Vega-Gleye aus geringmächtigen Fluss- und Auen-
lehmsanden, häufig direkt über anstehendem Fels. Die
Steilhangbereiche sind ähnlich den Kuppenflanken der
Pöhle ausgestattet. Eine Reihe von NSG bildet diese
Verhältnisse eindrucksvoll ab, z. B. Elsterhang bei Pirk
(C 39) und Steinicht (C 76).
Weitere Literatur:
A
LTERMANN et al. 1988; FRENZEL
1930a; FUHRMANN 1999; HAASE et al. 1970; WÜNSCHE &
N
EBE 1965; WÜNSCHE et al. 1993
36
Abb. 11: podsolige Braunerde aus Grusschluff über
Schutt aus Phyllit nördlich von Bad Elster

37
Pflanzen- und Tierarten in Sachsen
Artenvielfalt
Die in Sachsen vorhandene Artenvielfalt ist sowohl das
Ergebnis eines langen, fortwährenden Evolutionspro-
zesses als auch der Existenzmöglichkeiten in den sich
hauptsächlich durch Klima- und Nutzungseinflüsse ver-
ändernden Lebensräumen. Die meisten Arten sind nach
dem Ende der letzten Kaltzeit vor ca. 10.000 Jahren aus
Rückzugsarealen in das Gebiet des heutigen Sachsens
wieder eingewandert. Seit Jahrhunderten nimmt jedoch
auch der Mensch Einfluss auf die Artenvielfalt, beson-
ders durch die Landnutzung, aber auch direkt durch die
Bekämpfung und Verfolgung von Arten oder deren
Ansiedlung und Förderung. Durch die Kultivierung, z. B.
durch die Anlage von Teichen, hat sich gebietsweise die
Artenvielfalt erhöht. Solche wertvollen Kulturlandschaf-
ten sind nur durch eine anhaltende und nachhaltige
Bewirtschaftung zu bewahren.
Für Deutschland werden mindestens 76.000 Organis-
men arten angegeben (B
UNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ
1996, VÖLKL & BLICK 2004).
Die Artenvielfalt in Sachsen,
die sich ungefähr wie in Abb. 12 dargestellt auf die fünf
Organismenreiche verteilt, lässt sich bisher nicht genau
beziffern.
Mit der Erarbeitung von Arten-Checklisten im
Zusammenhang mit Roten Listen (L
FUG 1994 – 2008)
oder im Projekt Entomofauna Saxonica (R
EINHARDT
1997a, 1997b), landesweiten Kartierungen (z. B. STEF-
FENS et al. 1998a, HARDTKE & IHL 2000, MÜLLER 2004,
Z
ÖPHEL &STEFFENS 2002, FÜLLNER et al. 2005) sowie der
Bearbeitung von Faunen (z. B. B
ROCKHAUS & FISCHER
2005, GEBERT 2006, REINHARDT et al. 2007)
wurde für
viele Artengruppen der aktuelle Stand in Übersichten
dargestellt.
Beispiele sind die Artenzahlen (einheimische Arten ohne
Neobiota) für folgende Artengruppen in Sachsen: Flech-
ten – ca. 950, Moose – ca. 725, Farn- und Samenpflan-
zen – 1.624, Pilze (bisher untersuchte Gruppen) – ca.
4.500, Insekten – ca. 22.000, Weichtiere – 185, Wirbel-
tiere (bei Vögeln nur Brutvögel) – ca. 330 (L
FUG 1992-
2008, K
LAUSNITZER & REINHARDT 2003). Für das benach-
barte Thüringen werden mindestens 31.300 Tierarten
angegeben (G
ÖRNER 2002).
In Sachsen bestehen in der Artenausstattung im Ver-
gleich zu anderen Bundesländern in Deutschland durch-
schnittliche Verhältnisse, was sich gut am Beispiel der
Farn- und Blütenpflanzen und der Käfer zeigen lässt
(Abb. 13a, 13b). Beim Vergleich ist zu beachten, dass
bei den Gefäßpflanzen für Deutschland und Länder mit
Anteil an den Alpen und deren Vorland (Bayern, Baden-
Württemberg) bis ca. 600 zusätzliche Arten in den Ver-
gleich einbezogen sind, deren Verbreitung auf dieses
Areal beschränkt ist.
Zu den Käfern fehlt eine diesbezügliche Angabe. Gün-
stig auf die Artenzahlen wirkt sich in Sachsen der Anteil
an drei großen Naturregionen (Tiefland, Lößgefilde, Mit-
telgebirge) aus, was gegenüber Ländern mit ausschließ-
lichem Tieflandsanteil (z. B. Brandenburg) deutlich wird.
Förderlich für die Artenvielfalt in Sachsen ist außerdem
das in West-Ost-Richtung bestehende atlantisch-konti-
nentale Klimagefälle (siehe Kapitel Klima in Sachsen).
Weiterhin strahlen aus dem südöstlichen Mitteleuropa
Wärme liebende Arten über Böhmen ein und kommen
besonders in der Dresdner Elbtalweitung vor. So durch-
ziehen die Arealgrenzen von verhältnismäßig vielen
Arten das Territorium Sachsens. Durch diesen Über-
gangscharakter ist die Artenvielfalt erhöht. Mindernd
wirkt sich dagegen der Mangel an basischem bis kalk-
haltigem Gestein bzw. entsprechenden Standorten in
Sachsen aus. Das ist z. B. ein Grund für die im Vergleich
zu Thüringen etwas geringere Artenzahl der Gefäßpflan-
zen.
Daneben bestehen innerhalb der Lebensgemeinschaf-
ten enge Bindungen und Beziehungen zwischen ver-
schiedenen Arten (z. B. Pflanzenfresser, Bestäuber).
Von jeder Pflanzenart sind durchschnittlich sieben Tier-
arten abhängig.
Für Wasserorganismen ist der Anteil an zwei großen
Fluss-Systemen bedeutsam (Elbe, Oder). Hinsichtlich
Lebensraumpotential und Durchgängigkeit ist die Elbe
ein in Mitteleuropa herausragendes Fließgewässer (z.
B. Vorkommen von Rapfen, Lachs, Elbebiber). Zu Land-
schaftsausschnitten mit wertvollen Standgewässern lie-
fert die Amphibienkartierung anhand der ermittelten
Laichgewässer wichtige Hinweise (Z
ÖPHEL & STEFFENS
2002).
Gefährdungssituation und Artenschutzmaßnahmen
Der Anteil gefährdeter Arten liegt für die in Sachsen
untersuchten Pflanzen- und Tiergruppen über den für
Deutschland ermittelten Werten (Abb. 14). Auf der
Grundlage der Roten Listen wurde in Sachsen ein
Einzeller
Algen
Pflanzen
Pilze
Tiere
Abb. 12: Ungefährer Anteil der Organismenreiche an
der Gesamtzahl einheimischer Arten in Sachsen

durchschnittlicher Gefährdungsgrad von ca. 50 Prozent
ermittelt, der innerhalb der bisher untersuchten Arten-
gruppen zwischen 24 Prozent und 86 Prozent schwankt
(Abb. 15). Eine hohe Gefährdung besteht u. a. bei
Gewässerbewohnern (z. B. Armleuchteralgen, Fische,
Steinfliegen) sowie bei Gruppen mit spezialisierter
Lebensweise (z. B. Wildbienen) oder langen Entwick-
lungszyklen (z. B. Blatthorn- und Hirschkäfer, Bockkä-
fer).
Ein enger Zusammenhang besteht zwischen der
Gefährdung der Arten und der ihrer Lebensräume. So
lassen sich aus der Seltenheit von Biotopen und ihrer
Gefährdung (siehe B
UDER & UHLEMANN 1999) auch Rück-
schlüsse auf gefährdete Artvorkommen treffen. Oft
benötigen Tierarten für ihre Vorkommen oder den Ablauf
ihres Entwicklungszyklus aber ein Mosaik unterschiedli-
cher Lebensräume.
Viele Biotope sind in Sachsen durch menschliche Ein-
flüsse und zusätzlich durch die Kleinflächigkeit der
Objekte in höherem Maße gefährdet. Hierzu zählen
auch die wenigen basenreicheren Standorte mit ihrem
meist großen Artenreichtum.
Unlängst wurden die Gefährdungsursachen planungsre-
levanter Tiergruppen bundesweit analysiert (G
ÜNTHER et
al. 2005). Entsprechende Ergebnisse für Farn- und Blü-
tenpflanzen stellten K
ORNECK & SUKOPP (1988) und
K
ORNECK et al. (1996) dar. Die Hauptgefährdungen, die
auch auf Sachsen zutreffen, ergeben sich demnach aus
der intensiven Landnutzung, u. a. Land- und Forstwirt-
schaft sowie dem Ausbau und der Unterhaltung der
Gewässer. Hinzu treten als weitere Gefährdungsursa-
chen Sport- und Freizeitaktivitäten sowie bauliche Maß-
nahmen und die Rohstoffgewinnung. Besonders alar-
mierend ist die zunehmende Artenarmut im intensiv
landwirtschaftlich genutzten Offenland.
Hauptursachen für die Gefährdung oder gar das Aus-
sterben einheimischer Tier- und Pflanzenarten in Sach-
sen sind bzw. waren bereits in der Vergangenheit:
großflächige, intensive Landwirtschaft (z. B. Ausräu-
mung der Landschaft, intensive Bodenbearbeitung
und Grünlandnutzung, Einschränkung des Kulturar-
tenspektrums) einhergehend mit dem Verlust traditio-
neller Wirtschaftsformen,
intensive Forstwirtschaft (z. B. Nadelholz-Monokultu -
ren, Beseitigung von Alt- und Totholz, wachsende
Brennholz-Nutzung),
Beeinträchtigung der Fließgewässer und ihrer Auen
(naturferner Gewässerausbau, Gewässerverschmut-
zung und -versauerung, Beseitigung der Auwälder
und -wiesen, Querverbauungen wie z. B. Betrieb von
Wasserkraftanlagen, Wegfall des Hochwasserre-
gimes in den Auen),
Beeinträchtigung (z. B. Verschmutzung, intensive
Fischwirtschaft, Beseitigung der natürlichen Uferve-
getation) und Rückgang von Stillgewässern sowie
Zurückdrängen von Feuchtbereichen (Moore, Sümp-
fe, Temporärgewässer) durch Melioration, Grundwas-
serabsenkung oder Verfüllung,
Rückgang trockener und magerer Lebensräume (z. B.
Trockenrasen, Heiden, Säume, Trockenwälder, Öd -
38
0 10 20 30 40 50 60
Tiere
Pilze
Pflanzen
Anteil gefährdeter Arten in %
Deutschland
Sachsen
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
1
10
100
1.000
Fläche in Tkm
2
Artenzahl Gefäßpflanzen
D
NI*
BW
BY
RP
MV
NW
BB*
TH
SN
ST
HE
SL
SH*
Abb. 13a: Artenzahl heimischer Farn- und Blütenpflanzen
in Deutschland und den Bundesländern (Artenzahlen
und Abkürzungen der Bundesländer aus K
ORNECK et al.
1996) (* – mit Bremen, Berlin bzw. Hamburg)
Abb. 13b: Artenzahl heimischer Käfer in Deutschland
und den Bundesländern (Artenzahlen aus K
ÖHLER 2000)
(* – mit Bremen, Berlin bzw. Hamburg)
Abb. 14: Gefährdungsgrad (= Anteil gefährdeter Arten
an der Gesamtzahl der Arten) in ausgewählten Arten-
gruppen in Deutschland und in Sachsen
2.000
4.000
6.000
8.000
1
10
100
1.000
Fläche in Tkm
2
Artenzahl Käfer
D
NI*
BW
BY
RP
MV
NW
BB*
TH
SN
ST
HE
SL
SH*

flächen) durch direkte Vernichtung, Aufforstung, Nut-
zungsaufgabe oder -intensivierung,
Zurückdrängen und Beseitigung von Säumen, fehlen-
de Pflege bzw. pflegliche Nutzung von Säumen,
Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) in Böden und
Gewässern durch Immissionen aus der Luft und Ein-
träge aus der Landwirtschaft,
großflächige Rohstoffgewinnung (z. B. Braunkohleta-
gebaue, Kiesgruben),
fortschreitende Versiegelung von Flächen durch
Bebauung (Häuser, Industrie, Gewerbe, Verkehrswe-
ge) und daraus resultierende Zersiedelung und Zer-
schneidung der Landschaft,
Störungen durch Freizeitaktivitäten und Tourismus,
fehlende oder nicht ausreichend koordinierte Pflege-
maßnahmen des Naturschutzes.
In den letzten Jahren sind in einigen Wirtschaftsberei-
chen Bemühungen zur Integration von Naturschutzzie-
len erfolgt (z.B. Waldumbau, Agrar-Umweltmaßnah-
men, Extensivierung der Teichnutzung, Anlage von
Fischaufstiegen, Querungshilfen an Straßen). Die
erhofften Effekte können sich teilweise aufgrund der
ungünstigen Ausgangssituation erst mittel- oder langfri-
stig einstellen.
Um gefährdete Arten zu erhalten, müssen vor allem ihre
derzeit noch intakten Lebensräume gesichert werden.
Herausragende Potentiale für den Artenschutz besitzen
Gebiete, die Standorte mit langer Entwicklungsge-
schichte (alte Wälder, Sümpfe, Moore) sowie Relikt-
standorte umfassen und Gebiete mit einer hohen natür-
lichen Dynamik wie Flussauen. Weiterhin sind für den
Artenschutz in Sachsen die Heide- und Teichlandschaf-
ten, Feuchtgebiete, magere Offenländer, extensiv
genutzte Grünländer, Heckengebiete, Althölzer in Laub-
und Mischwäldern und strukturreiche Waldsäume von
Bedeutung, besonders wenn ein hoher Vernetzungs-
grad besteht. Wertvolle Kulturformationen können nur
durch eine pflegliche Nutzung oder koordinierte Maß-
nahmen der Landschaftspflege erhalten werden. Des-
halb ist auch und besonders in NSG eine abgestimmte
Pflege nutzungsabhängiger Biotoptypen erforderlich.
Auch kann es erforderlich sein, langsam ablaufende
natürliche Prozesse gezielt zu unterstützen (z. B. durch
Mahdgutübertragung, Einbringen von gebietsheimi-
schem Saatgut).
Daneben sind, wie von S
TEFFENS et al. (1998b) für den
Vogelschutz dargestellt, auch auf einzelne Arten oder
Artengruppen bezogene Maßnahmen erforderlich. Das
gilt besonders für hochgradig bedrohte oder sehr stö-
rungsempfindliche Arten, bei denen die allgemeinen
Maßnahmen nicht spezifisch oder rasch genug wirken.
Bei Bedarf sind solche Maßnahmen auch in Schutzge-
bieten zu realisieren. Voraussetzung für die Ableitung
Ziel führender Maßnahmen sind Artenschutzkonzepte.
Bei der Umsetzung von Maßnahmen im Artenschutz ist
auch die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Kräften
wie Naturschutzhelfern, Vereinen, Naturschutzstationen
und Landschaftspflegeverbänden unverzichtbar und
besitzt in Sachsen eine lange Tradition.
Mit der gegen-
wärtigen Überalterung des Personenkreises der ehren-
amtlich Tätigen drohen unersetzbares Wissen und
Erfahrungen verloren zu gehen.
Artvorkommen in Naturschutzgebieten
In den meisten NSG ist eine Vielzahl von schutzwürdi-
gen, geschützten und gefährdeten Arten vorhanden.
Bemerkenswerte Artenvorkommen sowie solche vom
Aussterben bedrohter und stark gefährdeter Arten wer-
den – sofern eine Veröffentlichung aus Schutzgründen
nicht im Ausnahmefall unterbleiben muss – in den
Gebietstexten aufgeführt. Die Zielstellung, die gebiets -
typische Artenvielfalt zu bewahren bzw. zu entwickeln,
spielt praktisch in allen NSG eine zentrale Rolle. Die
NSG umfassen Flächen mit einer besonderen oder
repräsentativen Naturausstattung, besonders Moore,
Wälder, Wiesen und Standgewässer (vgl. folgende Kapi-
tel). Bisher sind u. a. längere Fließgewässerabschnitte
im NSG-System unterrepräsentiert. Viele seltene Bio-
toptypen und Naturausstattungen, insbesondere die
wenigen basisch geprägten Typen, sind meist nur noch
in den NSG präsent. Die NSG beinhalten i. d. R. eine
höhere, auch für das Umland ehemals typische Artenviel-
falt, die ein wesentliches Potential für die Wiederbesied-
lung vergleichbarer Biotoptypen in der Umgebung dar-
stellt.
Tiere
Zu Beginn der Entstehung des NSG-Systems spielte die
Ausweisung von Tierschutzgebieten, die schutzbedürfti-
gen Tierarten und -gemeinschaften eine Zuflucht bieten,
eine größere Rolle (M
ILITZER & HIEBSCH 1959). Es waren
überwiegend Brut- und Rastgebiete von Wasservögeln
wie die Teichgebiete Moritzburg (z. B. NSG D 31, D 32),
Zschorna (D 4), Niederspree (D 13), der Großhart-
mannsdorfer Großteich (C 2) und der Burgteich Kürbitz
(C 37). Später traten diese faunistischen Ziele gegen-
39
0
25
50
75
100
Farn- und Samenpflanzen
Moose
Flechten
Armleuchteralgen
Pilze
Säugetiere
Brutvögel
Lurche und Kriechtiere
Fische
Mollusken
Weberknechte/Webspinnen
Laufkäfer
Blatthorn- und Hirschkäfer
Bockkäfer
Wasserkäfer
Heuschrecken
Libellen
Schwebfliegen
Wildbienen
Pflanzenwespen
Grabwespen
Steinfliegen
Großschmetterlinge
Zikaden
Gefährdungsgrad in %
% gefährdete und ausgestorbene Arten
Abb. 15: Gefährdungsgrad der im Rahmen der Roten
Listen untersuchten Artengruppen in Sachsen

über der Sicherung der Repräsentanz von ausgewähl-
ten Lebensraumkomplexen zurück. Erst in den 1970er
Jahren wurde vom Institut für Landschaftsforschung und
Naturschutz (ILN), Arbeitsgruppe Dresden, im Zusam-
menwirken mit ehrenamtlichen Kräften in den NSG wie-
der eine breiter angelegte faunistische Inventarfor-
schung betrieben (S
CHIEMENZ & HIEBSCH 1981). In den
1980er Jahren folgten zielgerichtete Erfassungen der
Brutvogelfauna. Danach fanden diese Erfassungen
mehr anlassbezogen und etwas sporadischer statt (z. B.
Ersterfassungen bei Gebietsausweisung, Erhebungen
im Projekt Entomofauna Saxonica).
Säugetiere:
Die Lebensräume von Säugetierarten mit
sehr großem Raumanspruch (z. B. Luchs und Wolf) kön-
nen selbst durch Großschutzgebiete nur teilweise gesi-
chert werden. Solche Arten können aber in Schutzgebie-
ten störungsarme Rückzugsräume finden. U. a. folgen-
de Säugetier-Vorkommen sind bemerkenswert: Im NSG
Lausche (D 26) befindet sich das einzige Vorkommen
der Alpenspitzmaus (Sorex
alpinus) in Sachsen. Die
Teichgebiete der Oberlausitz, insbesondere das Ober-
lausitzer Heide- und Teichgebiet (D 93), beherbergen
eine in Mitteleuropa bedeutende Population des Fischot-
ters (Lutra
lutra). Lebensräume des Elbebibers (Castor
fiber albicus)
sind in den NSG Vereinigte Mulde Eilen-
burg – Bad Düben (L 59), Presseler Heidewald- und
Moorgebiet (L 44), Alte Elbe Kathewitz (L 54) und
Königsbrücker Heide (D 89) gesichert. Exponierte Vor-
kommen des Siebenschläfers (Glis
glis) befinden sich in
den NSG Kleiner Berg Hohburg (L 39) und Seifersdorfer
Tal (D 33). Die Vorkommen waldbewohnender Fleder-
mausarten in NSG sind wie die terrestrischer Kleinsäu-
ger teilweise noch relativ schlecht bekannt. Für solche
Waldbewohner sind z. B. die NSG Hinteres Stöckigt (L
31), Burgaue (L 9), Elster- und Pleiße-Auwald (L 10),
Um die Rochsburg (C 1), Röderauwald Zabeltitz (D 103),
Dresdner Elbtalhänge (D 104) und Mittleres Seidewitztal
(D 92) wertvolle Lebensräume.
Vögel:
Nach ersten Bemühungen seit 1920 wurden ab
den 1930er Jahren Brut- und Rastgebiete von Wasser-
vögeln als Tierschutzgebiete gesichert (s. o.). Wesentli-
chen Anteil am NSG-System haben folgerichtig auch
heute Standgewässer und Uferbereiche, insbesondere
in Teichgebieten, z. B. NSG Eschefelder Teiche (L 29),
Rohrbacher Teiche (L 19), Großhartmannsdorfer Groß-
teich (C 2), Waschteich Reuth (C 3), Vogelfreistätte
Burgteich bei Kürbitz (C 37, seit 1939 geschützt), Nie-
derspreer Teichgebiet (C 13), Tauerwiesenteich (in D 93),
Wollschank und Zschark (D 75), Zschornaer Teichgebiet
(D 4) sowie Talsperre Quitzdorf (D 71) und Rückhalte-
becken Stöhna (L 57). Hier sind u. a. Vorkommen von
Schwarzhalstaucher, Rohrdommel, Tüpfelralle, Kranich,
Lachmöwe, Mittel-, Schell- und Tafelente, Seeadler,
Beutelmeise und Schilfrohrsänger hervorzuheben. Auch
andere NSG-Typen sind für den Vogelschutz bedeut-
sam, z. B. Laubmischwälder des Flachlandes (NSG Bur-
gaue, L 9; NSG Luppeaue, L 45) (u. a. Mittelspecht, Rot-
milan), Hügellandes (NSG Döbener Wald, L 17; Um die
Rochsburg, C 1; Hohe Dubrau, D 16) (u. a. Grün- und
Grauspecht, Hohltaube) und des Berglandes (NSG Wei-
choldswald, D 41; Hemmschuh, D 47; Steinbach, C 28)
(u. a. Raufußkauz, Zwergschnäpper). Bemerkenswerte
Vorkommen von Wiesenbrütern (Wachtelkönig, Bekas-
sine, Wiesenpieper, Braunkehlchen) befinden sich in
den NSG Geisingberg (D 98), Oelsen (D 50), Grenzwie-
sen Fürstenau und Fürs tenauer Heide (D 105), Fichtel-
berg (C 98) und Hermannsdorfer Wiesen (C 26). Hoch-
moore, Moorwiesen und Bergfichtenwälder (z. B. NSG
Großer Kranichsee, C 48; Kleiner Kranichsee, C 25;
Schwarze Heide – Kriegswiese, C 14; Mothäuser Heide,
C 13; Fürstenauer Heide, in D 105) beherbergen u. a.
Vorkommen von Birkhuhn und Sperlingskauz. Vorkom-
men bedrohter, felsbrütender Arten befinden sich im
Nationalpark Säch sische Schweiz sowie im NSG Jons-
dorfer Felsenstadt (D 27) (Wanderfalke, Uhu).
Lurche und Kriechtiere:
Die bei der Amphibienkartierung
in den Jahren 1990 – 2001 erhobenen Daten zeigen,
dass das NSG-System bei allen spezialisierteren Amphi-
bienarten eine überdurchschnittliche Repräsentanz auf-
weist (Abb. 16). Danach befindet sich mehr als jedes
fünfte Vorkommen von Rotbauchunke, Moor-, Laub-,
Kleinem Wasser-, Seefrosch, Feuersalamander und
Knoblauchkröte in NSG bzw. vergleichbaren Schutzge-
bieten. Das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide-
und Teichgebiet (D 93) ist für den Schutz der Rotbauch-
unke u. a. Amphibienarten besonders hervorzuheben.
Fische und Rundmäuler:
Diese Artengruppe ist im NSG-
System nicht adäquat repräsentiert. Die Kulisse von
Natura 2000 wird diesen Anforderungen besser gerecht.
In den als NSG geschützten Bachabschnitten sind die
Vorkommen von Bachneunauge, Groppe und Bachforel-
le hervorzuheben. Unter den in NSG liegenden Stand-
gewässern dominieren genutzte Fischteiche, in denen
der Schutz von Wildfischen teilweise mit Nutzungszielen
konkurriert. Solche Gewässer in NSG können beson-
ders zum Schutz von Bitterling und Schlammpeitzger
beitragen. Eine wirkungsvolle Maßnahme wäre der
großzügige Schutz von Auenbereichen und die Wieder-
herstellung einer entsprechenden Gewässerdynamik.
Wirbellose Tiere:
Gegenwärtig wird in einem vom LfULG
betreuten Projekt mit der Erfassung der Vorkommen
extrem gefährdeter Arten von Wirbellosen, insbesonde-
re Insekten, begonnen. Hinsichtlich bemerkenswerter
Vorkommen in NSG wird auf die Gebietsbeschreibun-
gen verwiesen. Bei faunistischen Bearbeitungen gelan-
gen in den NSG Erstnachweise für Sachsen und darüber
hinaus (z. B. Presseler Heidewald und Moorgebiet, L 44;
Dubringer Moor, D 78). Beispielhaft seien hier nur weni-
ge Arten herausgegriffen, die bemerkenswerte Vorkom-
men in Schutzgebieten haben. Vom Eschen-Schecken-
falter (Kleiner Maivogel,
Euphydryas maturna) befindet
sich das letzte sächsische Vorkommen im NSG Lup-
peaue (L 45). Diese Art ist bundesweit vom Aussterben
bedroht. Die letzten größeren sächsischen Vorkommen
des Abbiss-Scheckenfalters (Goldener Scheckenfalter,
Euphydryas aurinia) liegen in den NSG im Grünen Band
(Dreiländereck, C 74; Sachsenwiese, C 71). Von den in
40

Sachsen vom Aussterben bedrohten Libellenarten
Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna
subarctica) und
Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora
alpestris) befinden
sich die Vorkommen überwiegend in NSG (Presseler
Heidewald- und Moorgebiet, L 44; Großer sowie Kleiner
Kranichsee, C 48, C 25) bzw. bei letzterer in Hochmoor-
NSG des Erzgebirgskammes, schließlich von der
Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster
bidentatus)
überwiegend im Nationalpark Sächsische Schweiz. Erst
2008 wurde das erste sächsische Vorkommen des
Steinkrebses (Austropotamobius
torrentium) im NSG
Dresdner Elbtalhänge (D 104) bekannt. Die Flussperl-
muschel (Margaritifera
margaritifera) hat zwei ihrer drei
letzten sächsischen Vorkommen in den NSG Dreiländer-
eck (C 74) sowie Rauner- und Haarbachtal (C 90).
Pflanzen und Pilze
Farn- und Samenpflanzen: Für Gefäßpflanzen wurde
eine Ersterfassung in den NSG im Rahmen der Floren-
kartierung zum Verbreitungsatlas Farn- und Samen-
pflanzen durchgeführt (H
ARDTKE & IHL 1998). Hier sollen
speziell die Arten und deren regionalspezifische Popula-
tionen betrachtet werden, für deren Erhaltung Sachsen
eine besondere Verantwortung hat. Als Grundlage die-
nen im Auftrag des LfUG durchgeführte Untersuchungen
zum Rückgang vom Aussterben bedrohter Farn- und
Samenpflanzen und daraus abgeleitete Schutzmaßnah-
men aus den Jahren 2004 bis 2008 (K
LEINKNECHT 2005,
B
UDER 2008). Im Vergleich von sächsischer zu mitteleu-
ropäischer Gefährdung wurden im Rahmen der Arbeiten
325 Arten analysiert. Daraus wurden 114 Arten ermittelt,
für deren Schutz Sachsen im besonderen Maße bzw.
stark verantwortlich ist. Bei anschließenden Recherchen
und Geländeuntersuchungen konnten aus diesem Pool
nur noch 92 Arten aktuell in Sachsen nachgewiesen wer-
den, davon 22 mit nur noch einem Vorkommen. Etwa die
Hälfte der Vorkommen dieser besonders erhaltungsbe-
dürftigen Arten liegt in NSG.
Aus Artenschutzsicht besitzen folgende NSG bei der
Erhaltung von Farn- und Samenpflanzen eine besonde-
re Bedeutung, da sie mehrere vom Aussterben bedroh-
te Arten, für deren Erhaltung Sachsen eine besondere
Verantwortung besitzt, beherbergen: Elbhänge zwi-
schen Rottewitz und Zadel (D 102), Geisingberg (D 98),
Luppeaue (L 45), Mittleres Seidewitztal (D 92), Molken-
bornteiche Stölpchen (D 76), Niederspreer Teichgebiet
(D 13), Elbinseln Pillnitz und Gauernitz (D 35), Prudel
Döhlen (L 52), Wölperner Torfwiesen (L 40), Fichtelberg
(D 98) und Ziegenbuschhänge bei Oberau (D 29). Hinzu
kommen die großen NSG Gohrischheide (D 95), Königs-
brücker Heide (D 89), Presseler Heidewald- und Moor-
gebiet (L 44), Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft
(D 93) sowie Nationalpark Sächsische Schweiz.
Kryptogamen:
Sachsenweite Analysen zur Bedeutung
von Schutzgebieten bei der Erhaltung von Algen, Flech-
ten, Moosen und Pilzen stehen noch aus. Erst in den
letzten Jahren wird diesen Gruppen wieder erhöhte Auf-
merksamkeit entgegengebracht. Einzelne Untersuchun-
gen (z. B. Nationalpark Sächsische Schweiz; NSG Oel-
sen, D 50) haben aber bereits gezeigt, dass einige Arten
aus diesen Gruppen in Sachsen ihren Verbreitungs-
schwerpunkt bzw. ihre letzten Reliktvorkommen besit-
zen. Wenige Beispiele hierzu werden in den Gebietsbe-
schreibungen genannt. Hochgradig gefährdete Kryptoga-
menarten sind oft nicht ausreichend geschützt und erfor-
dern u. a. beim Management der NSG erhöhte Aufmerk-
samkeit.
Artenschutz in NSG – Möglichkeiten und Grenzen
Ein großer Teil der gefährdeten Arten kommt heute nur
noch in Schutzgebieten vor. Gelegentlich können Arten
von dort aus altes Terrain wiedergewinnen. Somit wirkt
das NSG-System förderlich auf die Biodiversität und
kann positive Beiträge zu deren Entwicklung in den
Regionen leisten. Mit Hilfe der Schutzgebiete und des
Biotopverbundes sollen zum einen die Entwicklung und
Regeneration von Populationen und andererseits die
Verlagerung von Artvorkommen oder der natürliche
Wandel in Lebensgemeinschaften ermöglicht werden.
Besondere Bedeutung gewinnt das für den Artenschutz
41
%-Vorkommen in NSG, NLP, BR Zone I und II
0
10
20
30
40
50
Rotbauchunke
Moorfrosch
Laubfrosch
Kleiner
Wasserfrosch
Seefrosch
Feuersalamander
Knoblauchkröte
Kreuzkröte
Teichfrosch (und
Grünfroschkomplex)
Kammmolch
Wechselkröte
Fadenmolch
Springfrosch
Erdkröte
Grasfrosch
Teichmolch
Bergmolch
Anteil Vorkommen in %
Abb. 16: Vorkommen von Amphibienarten in NSG und Großschutzgebieten in Sachsen (Schutzgebietsfläche 3,3 %
der Landesfläche)

im Zusammenhang mit den einsetzenden Klimaverän-
derungen.
Viele NSG stellen aufgrund ihrer Größe und Ausstattung
wesentliche Potentiale für den Artenschutz dar. Einige
größere NSG besitzen auch eine hinreichende Flächen-
größe, so dass nach außen eine Pufferung gegenüber
schädigenden Außeneinflüssen möglich ist. Durch lang-
jährige Pflegemaßnahmen bzw. den Schutz als Totalre-
servat hat sich in den meisten NSG bzw. NSG-Teilflä-
chen eine stabile Artengemeinschaft erhalten und/oder
z. T. artenreich neu herausgebildet. Aufgrund der Bezie-
hung zwischen Flächengröße und Artenzahl sind in grö-
ßeren Schutzgebieten oft mehr Arten vorhanden und
diese Gebiete enthalten auch eher überlebensfähige
Populationen. In ihnen ist in vielen Fällen eine langfristi-
ge Populationsentwicklung auch ohne aufwändige Stüt-
zungsmaßnahmen möglich. Dagegen ist in kleineren
NSG, die zweifellos auch für Artenschutzziele ihre
Bedeutung besitzen, durch u. a. äußere Einflussfaktoren
oftmals nur eine mittelfristige Sicherung von hochgradig
gefährdeten Arten möglich.
An Grenzen stößt die Kategorie Naturschutzgebiet bei
Arten mit großem Raumanspruch, wo in NSG meist nur
Teillebensräume geschützt werden können. Die notwen-
digen Austauschbeziehungen solcher Arten müssen mit
anderen Instrumenten gesichert werden. Auch schutz-
bedürftige Vorkommen einiger Arten, die in intensiv
genutzten Lebensräumen (z.B. Feldhamster) oder in
Gebäuden (z.B. Fledermausquartiere) vorkommen,
können nicht als NSG gesichert werden.
Daraus wird auch ersichtlich, dass mit dem NSG-System
allein der Artenschwund nicht aufgehalten werden kann.
Weitere Instrumente des Naturschutzes, die u. a. im Pla-
nungsrecht verankert sind, sowie der Biotopverbund
sind unverzichtbar.
Eine Reihe gefährdeter Arten bedarf auch innerhalb der
Schutzgebiete bestimmter Pflege-, Schutz- und Erhal-
tungsmaßnahmen. Hervorzuheben ist, dass diese in der
Schutzkategorie NSG nicht auf bestimmte, im europäi-
schen Kontext bedeutsame Arten beschränkt sind.
Vor allem bei Pflanzen ermöglicht das gehäufte Vorkom-
men gefährdeter Arten in NSG auch eine Konzentration
von Pflege- und Betreuungsmaßnahmen und damit einen
Effizienzgewinn. Regelmäßig und qualifiziert angeleitete
Pflegemaßnahmen in den NSG unter Nutzung der lang-
jährigen Erfahrungen der Objektbetreuer können noch
gezielter bei hochgradig gefährdeten Arten ansetzen, um
spürbarere Erfolge zu erzielen. Stärkere Beachtung ver-
dienen Arten, für deren Erhaltung Sachsen eine besonde-
re Verantwortung besitzt. Dazu zählen v. a. Arten mit Ver-
breitungsschwerpunkt bzw. isolierten Vorkommen am Are-
alrand in Sachsen sowie in ihrem gesamten Areal gefähr-
dete Arten, besteht für Sachsen eine besondere Verant-
wortung zu deren Erhaltung. Hierfür können bei entspre-
chenden Vorkommen in Schutzgebieten die Pflegekon-
zeptionen der NSG angepasst und entsprechende Kon-
trollmaßnahmen zu deren Erhaltung umgesetzt werden.
Pflegemaßnahmen sollten zwar vorrangig auf hochgradig
gefährdete, europa-, bundes- und landesweit bedeutsame
Arten ausgerichtet werden, dabei ist aber auch ein abge-
stimmtes Pflege- und Erhaltungsmanagement für die
anderen gefährdeten Arten zu entwickeln.
In der Kategorie NSG können auch besondere Maßstä-
be gelten, die besonders auch gefährdeten Arten zu gute
kommen. Von störungsempfindlichen Arten können in
NSG negative Einflüsse wirksamer fern gehalten wer-
den. Innerhalb von NSG (z. B. Wälder, Moore) ausge-
wiesene Totalreservate lassen ungestörte natürliche
Prozesse ablaufen, für die sonst in der Kulturlandschaft
kein Raum ist. Hier finden u. a. Kryptogamen oder
Destruenten spezielle Bedingungen zum Vorkommen.
Das Erfordernis zur Bekämpfung invasiver Neobiota
hängt immer von den jeweiligen Schutzzielen ab und
kann nur im Einzelfall auf der Ebene von Populationen
beurteilt werden.
Um das System der NSG noch wirksamer im Sinne der
Erhaltung der biologischen Vielfalt zu entwickeln, verdie-
nen folgende Punkte besondere Beachtung:
Berücksichtigung repräsentativer Vorkommen von
prioritären Arten (nationale/sächsische Schutz-Ver-
antwor¬tung, extreme Gefährdung) unter Einschluss
gefährdeter Biotoptypen beim Schutzgebietsmanage-
ment,
Berücksichtigung von Brennpunkten der Biodiversität,
Stabilisierung kleiner NSG mit bedeutsamen Artvor-
kommen durch Entwicklung von Pufferzonen,
regelmäßige und möglichst standardisierte Erfassung
von Artvorkommen,
stärkere Berücksichtigung der Handlungsziele inter-
nationaler und nationaler Strategien zur Arterhaltung,
verstärkte Aufnahme von Artenschutzaspekten in die
Entwicklung und Durchführung des Schutzgebietsma-
nagements, stärkere Beachtung von Teilflächen mit
bedeutsamen Artvorkommen,
Ableitung der Erfolgsfaktoren bzw. negativer Wirkun-
gen und Defizite im Artenmanagement,
regelmäßige Darstellung der Ergebnisse für die
Öffentlichkeit und zur Qualifizierung von Pflege- und
Erhaltungsmaßnahmen,
Ausbildung von Schutzgebietsbetreuern und örtlichen
Pflegekräften im speziellen regionalen Artenschutz
zur Umsetzung der Erhaltungsziele.
Zweifellos werden die NSG sich auch zukünftig als
Rückgrat beim Schutz der Artenvielfalt in der sächsi-
schen Kulturlandschaft bewähren.
42

43
Wälder in Sachsen
Natürliche und naturnahe Wälder als Spiegelbild des
naturräumlichen Potentials
Die Waldvegetation Sachsens (hierzu siehe S
CHMIDT et
al. 1997a, 2002, 2003, B
ÖHNERT et al. 2001, SCHMIDT &
W
ENDEL 2007), sofern sie nicht zu stark durch die forst-
liche Nutzung der letzten Jahrhunderte überprägt
wurde, spiegelt die naturräumliche Nord-Süd-Abfolge
von Tief-, Hügel- und Bergland (vgl. B
ASTIAN & SYRBE
2004) wider:
nordsächsisches Tiefland mit pleistozänen Niederun-
gen, Platten und Rücken (Sächsisch-Niederlausitzer
Heideland),
sächsisches Lößgefilde, einen Löß(lehm)gürtel zwi-
schen Tiefland und Nordrand der Mittelgebirge bildend,
sächsisches Bergland und Mittelgebirge (vom Vogt-
land im Westen bis zum Oberlausitzer Bergland und
Zittauer Gebirge im Osten).
Klimatische Gradienten wie Abnahme der mittleren Jah-
restemperaturen und Zunahme von Niederschlägen
bedingen Veränderungen von Flora und Vegetation, so
dass sich den einzelnen Höhenstufen (von planar über
kollin und submontan bis montan und hochmontan)
bestimmte klimazonale Waldgesellschaften zuordnen
lassen. Die Gliederung in Tief-, Hügel- und Bergland
geht außerdem mit einem Wechsel von Geologie und
Böden einher, was sich ebenfalls auf die Waldvegetation
auswirkt. Der bereits ablaufende und sich in Zukunft ver-
stärkende Klimawandel wird zu Verschiebungen der
Areale von Arten und Waldgesellschaften, die derzeit für
bestimmte Höhenlagen typisch sind, führen („Höhenstu-
fendrift“), wie es für forstlich relevante Waldökosystem-
typen (SMUL 2007) oder exemplarisch für einige Wald-
pflanzen (z. B. Hasenlattich,
Prenanthes purpurea,FESKE
2007) in Sachsen durch Szenarien mit angenommenen
Änderungen von Temperatur und Niederschlag demon-
striert wurde. Einige Waldgesellschaften sind weniger
durch makroklimatische Faktoren als durch Eigenschaf-
ten des Bodens und Wasserhaushaltes geprägt, so dass
sich ihre Verbreitung über mehrere Höhenstufen
erstreckt (azonale Vegetation, z. B. Auen- und Moorwäl-
der). Weiterhin beeinflusst ein West-Ost-Gradient, der
durch zunehmende Kontinentalität und sich wieder-
holende Luv-/Lee-Effekte der Gebirge verursacht wird,
eine regionale Differenzierung der Waldvegetation.
Wenn sich dieser auch gegenwärtig weniger markant als
die Höhenstufung auswirkt, wird er sich mit dem zukünf-
tigen Klima- und Vegetationswandel verstärken.
Ausgehend vom naturräumlichen Potential ist Sachsen
weitestgehend Waldland. In der ursprünglichen Vegeta-
tion waren und nach der potentiellen natürlichen Vegeta-
tion (pnV), einer gedanklichen Projektion der höchstent-
wickelten, vom Menschen unbeeinflussten Vegetation
(Schlusswaldvegetation) auf den heutigen Standort,
wären in Sachsen Laubwälder und Laub-/Nadel-Misch-
wälder vorherrschend:
Bodensaure Eichenwälder bzw. Eichenmischwälder
(Quercion roboris) vom Tiefland bis in untere Bergla-
gen: Buchen-, Birken- und Kiefern-Eichenwälder,
Lindenreiche Hainbuchen-Eichenwälder bzw. Winter-
linden-Eichen-Hainbuchen-Wälder (Carpinion betuli),
im Hügelland,
Bodensaure Buchenwälder bzw. Buchenmischwälder
(Luzulo-Fagion) vom Tiefland bis in das Bergland:
Eichen-, Tannen-Fichten- und Fichten-Buchenwälder.
Natürliche Fichten- und Kiefernwälder (Dicrano-Pinion,
Piceion abietis) sind zwar für Sachsen typisch, nehmen
aber insgesamt nur geringe Flächenanteile ein. Die
Gewöhnliche oder Wald-Kiefer (Pinus
sylvestris, im
Bergland auch als Höhenkiefern-Ökotyp var.
hercynica)
und die Gewöhnliche oder Europäische Fichte (Picea
abies)
sind jedoch als Mischbaumarten in weiten Teilen
des Tief- und Berglandes vertreten.
Azonale Wälder sind an Sonderstandorte gebunden,
z. B.
Auenwälder (Alno-Ulmion) an Überflutungsbereiche
der Fließgewässer,
Bruch- und Moorwälder (Alnion glutinosae, Betulion
pubescentis) an organische Nassstandorte,
Edellaubbaumreiche Schlucht- und Blockschuttwäl-
der (Tilio-Acerion) an Steilhänge mit bewegten Böden.
Im Vergleich zu den anderen, (mit Ausnahme von Bran-
denburg) mehr ozeanisch beeinflussten Bundesländern
ergeben sich einige Besonderheiten, die auf die östliche
Lage Sachsens in Deutschland bzw. auf subkontinen tale
Einflüsse hinweisen, so
das Vorkommen von Sand-Kiefernwäldern (Dicrano-
Pinion, lokal mit Anklängen an Steppen-Kiefernwälder
des Cytiso-Pinion) mit sarmatischen Wald- und Wald-
steppenpflanzen,
das Auftreten autochthoner Populationen der Europäi-
schen Fichte („Lausitzer Tieflandsfichte“) in boden-
feuchten Nadel- und Stieleichenwäldern des Oberlau-
sitzer Tieflandes,
der zunehmende Anteil der Winter-Linde in den
Eichen-Hainbuchen-Wäldern (in der östlichen Ober-
lausitz außerdem Ablösung des Wald-Labkrautes
durch das osteuropäische Glatte Labkraut,
Galium
schultesii)
oder
Buchenwälder mit „östlichen Bergwaldpflanzen“ (z. B.
im Osterzgebirge und östlich der Elbe mit der sudeto-
karpatischen Quirl-Zahnwurz,
Dentaria enneaphyllos).
In deutlichem Kontrast zu den naturnah erhaltenen
Waldbeständen bzw. der (potentiellen) natürlichen
Waldvegetation steht die aktuelle Vegetation der Wälder,
die vom Menschen geprägt ist. Der Waldanteil Sachsens
beträgt ca. 28 Prozent. Auf den Waldflächen herrschen
im Bergland künstlich begründete Reinbestände der
Fichte, im Tiefland der Kiefer vor. Allerdings wurde in den
letzten beiden Jahrzehnten durch ökologischen Wald-
umbau (Voranbau von Buchen und Eichen in den Nadel-
baum-Reinbeständen) der Anteil der Laubbaumarten
deutlich erhöht. Besonders gering ist der Waldanteil im

44
Abb. 17: Übersicht der potentiellen natürlichen Vegetation Sachsens (Vegetationslandschaften)
Mesophile Buchen(misch)wälder
Bodensaure und Mesophile Buchenwälder im Komplex
Bodensaure und Mesophile Buchenwälder im Komplex
Planarer Typischer und Flattergras-Eichen-Buchenwald
(Hoch)kolliner Typischer und Flattergras-Eichen-Buchenwald
Submontaner Typischer und Flattergras-Eichen-Buchenwald
Typischer und Flattergras-Eichen-Buchenwald sowie
Waldmeister-Buchenwald im Komplex
Typischer und Flattergras-(Tannen-Fichten-)Buchenwald im Komplex
Planarer Eichen-Buchenwald
(Hoch)kolliner Eichen-Buchenwald
Submontaner Eichen-Buchenwald
Hainsimsen-(T annen-Fichten-)Buchenwald
Zittergrasseggen-Eichen-Buchenwald
Typischer und Heidelbeer-Eichen-Buchenwald im Komplex
Typischer und Heidelbeer-(Tannen-Fichten-)Buchenwald im Komplex
Vogtländischer Eichen-Buchenwald
Vogtländischer (T annen-Fichten-)Buchenwald
Schattenblümchen-Buchenwald
Wollreitgras-Fichten Buchenwald
Linden-Hainbuchen-Stieleichenwälder mit
Zittergrasseggen-Eichen-Buchenwald
Linden-Hainbuchen-Traubeneichenwälder mit typischem Eichen-Buchenwald
Mitteldeutscher Hainbuchen-Traubeneichenwald
Typischer Hainbuchen-Traubeneichenwald
Ostsächsischer Hainbuchen-Traubeneichenwald
Grasreicher Hainbuchen-Traubeneichenwald
Zittergrasseggen-Hainbuchen-Stieleichenwald
Zittergrasseggen-Hainbuchen-Stieleichenwald im Übergang zu
Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald
Pfeifengras-Hainbuchen-Stieleichenwald
Buchen-Eichenwald
(Kiefern-)Birken-Stieleichenwald
Komplex von vernässten (Kiefern-)Birken-Stieleichenwäldern und von
Eichen-Buchenwäldern
Typischer Kiefern-Eichenwald
Waldreitgras-Kiefern-Traubeneichenwald
Unvernässte hochmontane Wollreitgras-Fichtenwälder
Vernässte montan-hochmontane Wollreitgras-Fichtenwälder
Komplex von Typischem Zwergstrauch-Kiefernwald und
Typischem Kiefern-Eichenwald
Bach- und Niederungswälder
Eichen-Ulmen-Auenwald mit Silberweiden-Auenwald
Eichen-Ulmen-Auenwald im Übergang zu
Zittergrasseggen-Hainbuchen-Stieleichenwald
Vegetationskomplexe der Moore
Bergbaugebiete und Deponien
aus S CHMIDT & W ENDEL 2007
Dichte Siedlungsgebiete

45
Hügelland, da die Wälder der nährstoffreichen Böden
des Lößgefildes frühzeitig gerodet wurden und bevor-
zugt dem Ackerbau dienen (Altsiedellandschaften).
Waldvegetation im Tiefland
Auf den überwiegend nährstoffarmen bis mäßig nähr-
stoffversorgten, gebietsweise vernässten Böden über
pleistozänen Sedimenten (überwiegend Sande und
Kiese) im nordsächsischen Tiefland dominieren als
Waldgesellschaften zwar verschiedene bodensaure
Eichen(misch)wälder, aber die natürliche Waldvegetati-
on ist infolge klimatischer und standörtlicher Unterschie-
de durch eine größere Vielfalt ausgezeichnet. Dabei wei-
chen die Waldgesellschaften des nordwestsächsischen
Tieflandes vom nordostsächsischen Tiefland ab, wes-
halb hier eine getrennte Darstellung erfolgt.
Im
Nordwestsächsischen Tiefland
kommen im grund-
wasserfernen Bereich auf sandigen Substraten mittlerer
und teils ziemlich armer Nährkraft schwierig abgrenzba-
re Buchen-Eichenwälder (Holco-Quercetum, zu Betulo-
Quercetum roboris s. l.) bzw. Eichen-Buchenwälder
(Luzulo-Fagion) vor. Die deutlich herausgehobenen
Stauchendmoränen der Dübener und Dahlener Heide
werden durch Hainsimsen-Eichen-Buchen wald (Luzulo-
Fagetum, planare Höhenform; z. B. NSG Roitzsch, L 7;
NSG Presseler Heidewald- und Moorgebiet, L 44) cha-
rakterisiert. Dieser tritt in der Dübener Heide bei höhe-
rem Nährstoffangebot auch in der Flattergras-Unterge-
sell schaft auf.
Im Torgau-Dübener Urstromtal kommen auf grund- und
stauwasserbestimmte Senken mit lehmigeren, etwas
nährstoffreicheren Böden Pfeifengras-Stieleichen-Hain-
buchen-Wald (Stellario-Carpinetum,
Carex brizoides-
Subassoziation) und Traubenkirschen-Erlen-Eschen-
wald (Pruno-Fraxinetum) vor. Auf Mooren stocken je
nach Nährkraft und Wasserhaushalt Erlen-Bruchwälder
(Carici elongatae-Alnetum; z. B. NSG Reudnitz, L 38),
Waldkiefer- bzw. Moorbirken-Moorwälder (Vaccinio uligi-
nosi-Betuletum und Vaccinio uliginosi-Pinetum sylvestris;
z. B. NSG Presseler Heidewald- und Moorgebiet, L 44).
Die für die Flussauen von Elbe und Mulde typischen
Auenwälder (Eichen-Ulmen-Auenwald in Hartholzaue,
Silberweiden-Auenwald in Weichholzaue) sind nicht
mehr vorhanden oder nur fragmentarisch ausgebildet, da
die Flüsse ihrer natürlichen Dynamik beraubt sind. In der
nicht mehr überfluteten Altaue stellen sich bodenfeuchte
Ausbildungen von Hainbuchen-Eichenwäldern ein.
Im
Nordostsächsischen Tiefland
mit überwiegend
nährstoffarmen oder ziemlich armen Böden zeichnet die
Waldvegetation Unterschiede im Bodenwasserhaushalt
nach. Im Norden, wo grundwasserferne Standorte vor-
herrschen, dominiert der Preiselbeer-Kiefern-Eichen-
wald (Vaccinio vitis-ideae-Querce tum) als Typischer
Kiefern-Eichenwald, der heute mit dem seltenen, mehr
subkontinental verbreiteten Waldreitgras-Kiefernwald
(Ca lamagrostio arundinaceae-Quercetum petrae ae)
zusammengefasst wird, obwohl letzterer sich standört-
lich wie floristisch deutlich abhebt.
Sehr nährstoffarme und trockene Flugsanddünen nimmt
der Zwergstrauch-Kiefernwald (Leucobryo-Pinetum)
ein. Am Nordrand der Muskauer Heide breiten sich
Nass- und Moorkomplexe aus, in denen neben dem
Waldkiefern-Moorwald aus bundesweiter Sicht bemer-
kenswerte, wenn auch vegetationskundlich schwierig
einzuordnende Waldgesellschaften mit der „Lausitzer
Tieflandsfichte“, Woll-Reitgras (Calamagrostis
villosa)
und Siebenstern (Trientalis
europaea) vorkommen, so
ein Fichten-Kiefernwald oder Kiefern-Fichtenwald, der
trotz seiner floristischen Abweichungen vom Wollreit-
gras-Fichtenwald des Berglandes diesem nahe steht
(planare Höhenform des Calamagrostio villosae-Picee-
tum), sowie ein Fichten-(Kiefern-)Stieleichenwald (östli-
che Untergesellschaft des Betulo-Quercetum roboris).
Mehrere repräsentative Vorkommen genannter Waldge-
sellschaften fielen dem Bergbau durch Flächeninan-
spruchnahme oder Standortsveränderungen zum Opfer,
so auch jüngst mit dem Verlust des einzigartigen NSG
Urwald Weißwasser.
Im äußersten Nordosten des sächsischen Tieflandes
befindet sich eine Stauchendmoräne mit besser nähr-
stoffversorgten Böden, in deren Luv der Schattenblüm-
chen- oder Draht schmielen-Buchenwald (Deschampsio-
Fagetum) auftritt, im Gegensatz zu den westsächsi-
schen Buchenwäldern der Dahlen-Dübener Heide ein
Tieflands-Buchenwald außerhalb des Areals der
Schmalblättrigen Hainsimse (Luzula
luzuloides).
Im Süden des Nordostsächsischen Tieflandes erstreckt
sich das Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet (D 93),
auf dessen grundwasserbeeinflussten Böden der (Kie-
fern-)Birken-Stieleichenwald (Betulo-Quercetum, z. B.
NSG Litzenteich, D 70) dominiert. Standörtlich bedingt
ergibt sich allerdings ein sehr kleinteiliges Vegetations-
mosaik, u. a. mit Preiselbeer-Kiefern-Eichenwald und
„echtem“ Waldreitgras-Kiefern-Traubeneichenwald. Erst
im äußersten Süden, zum Lößhügelland hin, nehmen
Lehmgehalt und Nährkraft der grundwassergeprägten
Böden flächig zu, so dass sich gürtelförmig Pfeifengras-
Stieleichen-Hainbuchen-Wald (Stellario-Carpinetum,
Moli nia caerulea-Subassoziation) anschließt.
Niederungsbereiche, in denen das Grundwasser hoch
ansteht, sind durch Torfauflagen und lokale Frostlagen
gekennzeichnet. Erlen-Bruchwälder, Waldkiefern-Moor-
wald oder Komplexe aus offenen Zwischenmooren und
Moorbirken-Moorwäldern (z. B. NSG Dubringer Moor,
D 78) kennzeichnen Moore unterschiedlicher Nässe und
Trophie. In ihrer Umgebung finden sich Tieflands-Kie-
fern-Fichtenwald und Fichten-(Kiefern-) Stieleichen-
wald. Das insgesamt mehr subkontinentale Heide- und
Teichgebiet weist durch seinen Reichtum an Gewässern
und Mooren als lokale Besonderheit eine „pseudoatlan-
tische“ Klimatönung auf, die in floristischen und vegeta-
tionskundlichen Eigenheiten (z. B. Vorkommen atlanti-
scher Heide- und Moorpflanzen wie der Glocken-Heide,
Erica tetralix) zum Ausdruck kommt.
Im Gegensatz zum nordwestsächsischen Tiefland mit
wenigen breiten Flussauen wird das nordostsächsische
Tiefland durch eine Vielzahl von Fließgewässern geglie-
dert, deren schmale Auen sandig-kiesige, oft nur mäßig

nährstoffversorgte Böden Traubenkirschen-Erlen-Eschen-
wald aufweisen. Auf den heute kaum noch überfluteten
Standorten sind allerdings Übergänge zum Zittergras-
seggen-Stieleichen-Hainbuchen-Wald verbreitet.
Waldvegetation im Hügelland
Im sächsischen Hügelland ist die Vegetation weniger
kleinflächig gegliedert als im Tiefland. Die Böden sind im
Gegensatz zu den westlich an Sachsen angrenzenden
collinen Trockengebieten Sachsen-Anhalts und Thürin-
gens verbreitet entkalkt, weshalb die Löße meist als Löß-
lehm auftreten. Damit gehen geringerer Nährstoffgehalt,
Neigung zu Bodenverdichtung und großflächige Pseudo-
vergleyung einher, was unter anderem auch die geringere
floristische Diversität sächsischer Eichen-Hainbuchen-
Wälder erklärt. Die Abnahme der Sandfraktion im Sub-
strat entsprechend der nacheiszeitlichen äolischen Abla-
gerung zeichnet sich im Übergang von Sandlößen zu rei-
cheren Lößen und Lößlehm nach Süden ab.
Die
nördlichen Lößhügelländer
werden nur im äußer-
sten Westen, in der Zone nährstoffreicher Schwarzer-
den, von charakteristischen Ausprägungen der Eichen-
Hainbuchen-Wälder besiedelt. Die im Vergleich zum mit-
teldeutschen Trockengebiet weniger artenreichen, höhe-
re Anteile der Winter-Linde (Tilia
cordata) aufweisenden
Waldlabkraut-Traubeneichen-Hainbuchen-Wälder (Galio-
Carpinetum) beschränken sich überwiegend auf die
unvernässten Kerngebiete des Mittelsächsischen Löß-
hügellandes und des Oberlausitzer Gefildes. In der
Dresdener Elbtalweitung tritt selten und kleinflächig
artenreicher Elsbeeren-Eichen-Hainbuchen-Wald (Galio-
Carpinetum,
Sorbus torminalis-Subassoziation) über
kalkhaltigem Plänermergel auf (z. B. NSG Ziegenbusch-
hänge bei Oberau, D 29). In der Oberlausitz deuten sich
im Grenzbereich zu Polen Übergänge zum ostmittel-
europäischen Linden-Traubeneichen-Hainbuchen-Wald
(Tilio-Carpinetum) durch Ausprägungen mit dem Glatten
Labkraut (Galium
schultesii) an. Sehr charakteristische,
aber meist kleinflächige Begleitgesellschaften sind der
an frische, nährstoffreiche Mulden, Bachtälchen bzw.
Altauen gebundene Waldziest-Stieleichen-Hainbuchen-
Wald (Stellario-Carpinetum,
Stachys sylvatica-Subasso-
ziation) und der Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald.
Den größten Flächenanteil in der Vegetationslandschaft
der Winterlinden-Eichen-Hainbuchen-Wälder nimmt der
Zittergrasseggen-Stieleichen-Hainbuchen-Wald (Stella-
rio-Carpine tum,
Carex brizoides-Subassoziation) ver-
dichteter Pseudogleystandorte ein. Der für Sachsen
charakteristische Waldtyp ist gekennzeichnet durch die
Dominanz der zentral- bis osteuropäisch verbreiteten
Zittergras-Segge, auch „Seegras“ (früher als Polsterma-
terial und Matratzenfüllung verwendet) genannt. Er
umgibt die Kerngebiete des Lößhügellandes. Er stellt
sich aber auch in Auengebieten (z. B. Leipziger Raum)
ein, in denen auf Grund von Eindeichungen und ausblei-
bender Überflutungen der Eichen-Ulmen-Auenwald
(Querco-Ulmetum; z. B. NSG Elster- und Pleiße-Auen-
wald, L 10; NSG Burgaue, L 9; NSG Luppeaue, L 45) zu
bodenfeuchten Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchen-
Wäldern übergeht.
Der Übergang von Löß zu Sandlöß nach Norden findet
seinen Ausdruck im zunehmenden Auftreten von Gras-
reichem Traubeneichen-Hainbuchen-Wald (Galio-Carpi-
netum,
Luzula luzuloides-Subassoziation). Die Großen-
hainer Pflege als Übergangsgebiet vom Hügel- zum
Tiefland zeichnet sich zudem durch einen hohen Anteil
von Buchen-Eichenwald und Pfeifengras-Stieleichen-
Hainbuchen-Wald aus.
Die Abgrenzung potentieller Bereiche von Carpinion-
und Luzulo-Fagion-Gesellschaften im Hügelland ist
schwierig, da einerseits, bedingt durch ehemalige
Waldnutzungsformen, aktuelle Eichen-Hainbuchen-
Wälder auf Buchenwald-Stand orten stocken, anderer-
seits bodensaure Buchenwälder inselartig im Winter-
linden-Eichen-Hainbuchen-Waldgebiet auftreten (z. B.
Wermsdorfer Forst). Buchenwälder können gebietswei-
se solche Anteile erreichen, dass entsprechende Über-
gangsgebiete an Mulde und Elbe abgrenzbar sind.
Besonders im Muldegebiet fördern erhöhte Niederschlä-
ge im Luv ausgedehnter Geländerücken großflächige
Buchenwaldinseln. Die montane Tönung findet hier
ihren Ausdruck auch in den Auen, indem Hainmieren-
Schwarzerlen-Bachwald (Stellario nemorum-Alne tum)
und Bruchweiden-Auengebüsch und -wald (Salicetum
fragilis) weit nach Norden in das Hügelland hinein-
reichen.
Besonders die
südlichen Lößhügelländer
stellen
eine solche, bereits durch Buchenwälder gekennzeich-
nete Übergangszone (z. B. Erzgebirgsbecken, West-
lausitzer Hügel- und Bergland, Östliche Oberlausitz)
dar. Im Kontakt zum unteren Bergland wird diese durch
Hain simsen-Eichen-Buchenwälder (Luzulo-Fagetum,
colline Höhenform mit verschiedenen Subassoziatio-
nen) mit Hainbuche und Winter-Linde geprägt. Auf
Standorten mit Staunässe herrscht der Zittergrasseg-
gen-Eichen-Buchenwald (Carex
brizoides-Subasso-
ziation) vor.
Großflächigere Vorkommen von Diabas um Neumark
bei Zwickau und Amphibolit bei Frankenberg führen zu
einem regional höheren Anteil anspruchsvoller Begleit-
gesellschaften, insbesondere des Waldmeister-Buchen-
waldes (Galio odorati-Fagetum). In der Östlichen Ober-
lausitz tritt ein Mosaik von Basalt- und Phonolithbergen,
Lausitzer Granit und Granodiorit auf. Hier sind Kom-
plexe verschiedener Buchenwaldgesellschaften ausge-
bildet, so mit Hainsimsen-Eichen-Buchenwald (Luzulo-
Fagetum, neben typischen Ausbildungen der hochcolli-
nen und submontanen Höhenformen auch Flattergras-
und Zittergrasseggen-Untergesellschaften), Waldmeis-
ter- und Waldgersten-Buchenwald, lokal auch Hain-
simsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald (Luzulo-Fage-
tum, montane Höhenform).
Waldvegetation im Bergland
Das sächsische Bergland ist durch überwiegend basen-
arme, gering bis mäßig nährstoffversorgte Böden über
diversen silikatreichen Grundgesteinen gekennzeichnet.
Die höhenzonale Vegetation (Bodensaure Buchen-
mischwälder und Fichtenwälder) spiegelt den herzyni-
schen Höhenstufentyp wider:
46

image
47
submontan: Hainsimsen-Eichen-Buchenwälder (Luzulo-
Fagetum, submontane Höhenform; früher als eigene
Assoziation „Melampyro-Fagetum“ bezeichnet),
montan: Hainsimsen-(Tannen-Fichten)-Buchenwälder
oder Herzynischer Buchen-Bergmischwald (Luzulo-
Fagetum, montane Höhenform),
Übergang montan zu hochmontan: Wollreitgras-Fich-
ten-Buchenwald oder Buchen-Fichtenwald (Calam -
agrostio villosae-Fagetum),
hochmontan: Wollreitgras-Fichtenwälder (Calam -
agrostio villosae-Piceetum).
Die weitgehende West-Ost-Ausrichtung der Mittelge -
birge bedingt eine überwiegende Nord-Süd-Abfolge die-
ser höhenzonalen Vegetationstypen. Im Einzelfall kön-
nen aber starke Abweichungen auftreten, u. a. in Abhän-
gigkeit vom Relief. So steigt der Fichten-Buchenwald in
der flachmuldigen, frost gefährdeten Geyerschen Platte
bis auf 700 m ü NN herab, während er im Fichtelberg -
gebiet in mehr wärmebegünstigten Hanglagen 800 m
kaum unterschreitet. Eine weitere west-östliche Modifi-
zierung ergibt sich aus Luv-Lee-Effekten. Ein ausge-
prägtes Leegebiet ist das im Regenschatten des Thürin-
ger Schiefergebirges liegende Vogtland. Durch den
Wechsel von Talzügen und Höhenrücken treten im Erz-
gebirge nach Osten mehrere kleinere Luv-/Leegebiete
auf (z. B. Osterzgebirge). Waldgesellschaften unterer
Höhenstufen greifen dann entlang der wärmeren Tal-
hänge nach Süden in höhere Lagen aus.
Der die
submontane Höhenstufe
prägende Hainsim-
sen-Eichen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum, Typische
Subassoziation der Submontanen Höhenform) wird in
Abhängigkeit von Trophie und Bodenfeuchte von zwei
Untergesellschaften begleitet:
auf etwas nährstoffreicheren Böden (Osterzgebirge,
Teilbereiche des Mittelerzgebirges und Oberlausitzer
Berglandes) vom Flattergras-Eichen-Buchenwald
(Luzulo-Fagetum,
Milium effusum-Subassoziation),
in staunassen Verebnungen, Mulden und an quelligen
Talhängen vom Zittergrasseggen-Eichen-Buchenwald
(Luzulo-Fagetum,
Carex brizoides-Subassoziation).
Sind die Nassbereiche großflächiger, dann entsteht ein
Vegetationskomplex, in dem neben den Eichen-Buchen-
wäldern weitere Waldgesellschaften auftreten:
vernässte (Kiefern-)Birken-Stieleichenwälder (Betulo-
Quercetum roboris),
Erlen-Quellwälder, aber in trophisch weniger
anspruchsvoller Ausprägung (Cardamine
amara-
Alnus glutinosa-Gesellschaft) und
montane Erlen-Bruchwälder (Caltha palustris-Alnus
glutinosa-Alnion-Gesellschaft).
Für die submontane Höhenstufe sind Hainmieren-
Schwarzerlen-Bachwälder (Stellario nemorum-Alnetum)
ebenfalls typisch, aber meist nur kleinflächig ausgebil-
det. Vulkanisch geprägte Gesteinskomplexe in der
Oberlausitz weisen ein vergleichbares Vegetationsmo-
saik wie das Hügelland auf (s. oben).
Die inselartig eingestreuten, relativ ebenen, nährstoffar-
men und teilweise nassen Standortmosaike der Sand-
steine (westelbische Sächsische Schweiz, kleinflächig
Abb. 18: Laubwälder im Tal der Weißen Elster bei Jocketa (NSG C 35, C 36)

im Osterzgebirge, z. B. Tharandter Wald) sind durch
eine eigene Kombination verschiedener Waldgesell-
schaften charakterisiert:
Heidelbeer-Eichen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum,
sub montane Höhenform,
Vaccinium myrtillus-Subas-
sozia tion),
Kiefern-Eichenwald und
auf vernässten Standorten Birken-Stieleichenwald.
In diesen Naturräumen finden sich außerdem tief gele-
gene Vorkommen montaner Fichten- und Moorwälder,
lokal auch offener Zwischenmoore. In der ostelbischen
Sächsischen Schweiz tritt, bedingt durch die stärkere
Zerklüftung des Sandsteins in den Felsrevieren einer-
seits und Auflagen von nährstoffhaltigem, aber verdich-
tetem Staublehm auf den Ebenheiten andererseits, der
Birken-Stieleichenwald zurück. Das Mosaik der Waldge-
sellschaften wird jedoch ergänzt durch Kiefern-Felswäl-
der (Leucobryo-Pinetum, stellenweise in
Empetrum
nigrum-
und Ledum palustre-Varianten) und vernässte
bzw. frische Ausprägungen des Hainsimsen-Buchenwal-
des wie Farn-(Tannen-Fichten-)Buchenwälder (Luzulo-
Fagetum, montane Höhenform, Farnreiche Subassozia-
tion; z. B. Nationalpark Sächsische Schweiz).
Der für die
montane Höhenstufe
(oberhalb 550 m ü
NN) charakteristische Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)
Buchenwald (Luzulo-Fagetum, montane Höhenform;
z. B. NSG Hofehübel Bärenfels, D 40; NSG Rungstock,
C 10; NSG Bockautal, C 20) lässt edaphische und klima-
tische Differenzierungen erkennen. In seinem Hauptver-
breitungsgebiet, dem Erzgebirge, hebt sich durch die
nach Westen häufiger werdende Wald-Hainsimse
(Luzula
sylvatica), eine ozeanisch verbreitete Art, das
Westerzgebirge ab. Regionale standörtliche, besonders
durch den geologischen Untergrund bedingte Unter-
schiede spiegeln sich ebenfalls wider. Im Osterzgebirge
auf trophisch etwas günstigeren Standorten über Gneis
tritt neben der Typischen die Flattergras-Subassoziation
des Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwaldes auf.
Im Westerzgebirge über dem nährstoffarmen Eibenstok-
ker
Turmalingranit wird sie durch die Heidelbeer-Unter-
gesellschaft ersetzt. Hier wie auch im Bereich der Schie-
fer und Phyllite des West- und Mittelerzgebirges wird der
höhenzonale Buchen-Bergmischwald auf vernässten
Standorten vom Torfmoos-Fichtenwald (z. B. NSG Am
alten Floßgraben, C 58), einer Untergesellschaft des ihn
erst in der hochmontanen Stufe ablösenden Wollreit-
gras-Fichtenwaldes (Calamagrostio villosae-Piceetum),
begleitet. Auf unvernässten Standorten können Über-
gänge zum Wollreitgras-Fichten-Buchenwald (Calam -
agrostio villosae-Fagetum; z. B. NSG Gottesberg, C 43)
auftreten.
Auf besser nährstoff- und basenversorgten Standorten
ist der Hainsimsen-Buchen-Bergmischwald nicht nur in
seiner Flattergras-Untergesellschaft vertreten, sondern
kann lokal vom Zwiebelzahnwurz-Buchenwald, einem
montanen Waldmeister-Buchenwald (Galio odorati-
Fagetum,
Dentaria bulbifera-Höhenform; z. B. NSG
Goldberg, C 44; NSG Bockautal, C 20) abgelöst werden.
Um dem spezifischen Charakter der
Vogtland-Hochflä-
chen
mit ihren nährstoffarmen und vielfach vernässten
Böden, dem rauen und relativ niederschlagsarmen
Klima (Leegebiete) sowie vielen Frostlagen gerecht zu
werden, wird der hier vorkommende Hainsimsen-
Buchenwald (Luzulo-Fagetum) als spezielle Vogtlän -
dische Vikariante bzw. als Höhenkiefern-(Pinus
sylve-
stris
var. hercynica-)Ausbildung bezeichnet. In der sub-
montanen Höhenstufe tritt die Zittergrasseggen-Unter -
gesellschaft hinzu. Deutlich hebt sich das Standortsmo-
saik reicher Diabase und relativ armer Phyllite um Plau-
en ab, wo neben dem Vogtländischen Eichen-Buchen-
wald die Perlgras- und Springkraut-Untergesellschaften
des Waldmeister-Buchenwaldes (Galio odorati-Fage-
tum,
Melica uniflora- und Impatiens noli-tangere-Subas-
soziationen) vorkommen. Die montane Höhenstufe wird
fast ausschließlich vom Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)
Buchenwald (Luzulo-Fagetum, montane Höhenform,
Vogtländische Vikariante) eingenommen. Als Besonder-
heit tritt um Adorf und Bad Brambach auf ziemlich
armen, trockenen bzw. wechseltrockenen Standorten,
oft über Quarzit, ein (Tannen-Kiefern-)Fichtenwald auf,
früher mit stärkeren Anteilen der Weiß-Tanne (Beer-
strauch-Fichten-Tannenwald, Vaccinio-Abietetum) und,
allerdings bedingt durch historische Waldnutzungen, der
Höhen-Kiefer (Tannen-Höhenkiefernwald).
Der
Übergang zwischen montaner und hochmonta-
ner Stufe
wird von einem schmalen Gürtel des Wollreit-
gras-Fichten-Buchenwaldes (Calamagrostio villosae-
Fagetum; z. B. NSG Dreibächel, C 49) gebildet. Hier
befindet sich auch das Hauptverbreitungsgebiet großflä-
chiger Mosaike nährstoffarmer mineralischer und orga-
nischer Nassstandorte (vor allem um Muldenberg,
Johanngeorgenstadt, Kühnhaide). Auf flachgründigen
Torfen in montan-hochmontanen Lagen kommen Unter-
gesellschaften des Wollreitgras-Fichtenwaldes vernäss-
ter Standorte vor, insbesondere Torfmoos-Fichtenwald
(Calamagrostio villosae-Piceetum,
Sphagnum-Subas-
soziation). Bemerkenswert ist das Gebiet um Kühnhaide
mit den größten potentiellen Moorwaldflächen im säch-
sischen Erzgebirge, aber auch aktuellen Vorkommen
(z. B. NSG Mothäuser Heide, C 13; NSG Schwarze
Heide-Kriegswiese, C 14) von Moorkiefern-Moorgehölz
und (Fichten-)Spirken-Moorwald (Vaccinio uliginosi-
Pinetum rotundatae) sowie Fichten-Moorwald (Vaccinio
uliginosi-Piceetum).
Die
hochmontane Stufe
(überwiegend oberhalb 900 m
ü NN) ist Verbreitungsschwerpunkt klimatisch bedingter
Fichtenwälder, des Typischen Fichten-Bergwaldes. Die-
ser Wollreitgras-Fichtenwald (Calamagrostio villosae-
Piceetum) tritt – im Gegensatz zu verschiedenen, auch
in darunter liegenden Höhenstufen vorkommenden Aus-
prägungen vernässter Standorte – fast nur im Westerz-
gebirge (z. B. NSG Großer Kranichsee, C 48) und im
Fichtelberggebiet (hier auch in Farnreicher und Eber-
eschen-Subassoziation; NSG Fichtelberg, C 98) auf. Ein
vollständig buchenfreies Areal hochmontaner Fichten-
wälder ist selbst auf sauren Grundgesteinen auf Höhen-
lagen oberhalb 1050 m ü NN begrenzt.
48

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49
Moore in Sachsen
Moore
(engl. peatlands = „Torfländer“) sind Landschaf-
ten, die eine aktuelle Torfbildung
aufweisen oder in
denen Torf oberflächennah ansteht (S
UCCOW & JOOSTEN
2001). Im Unterschied zu Mooren können
Sümpfe
auch
nicht torfbildende Nassvegetation (z. B. Rohrkolbenröh-
richte, Binsenrieder) aufweisen. Grundlegende Voraus-
setzung für eine Bildung von Torf ist, dass Wasser nahe
an, in oder über der Mooroberfläche steht. Es werden
wachsende (lebende) und degradierte (meist entwäs-
serte) Moore unterschieden. Deutschland hat 99 Pro-
zent seiner ehemaligen wachsenden Moore verloren
(S
UCCOW & JOOSTEN 2001), ähnliche Größenordnungen
können für Sachsen angenommen werden. Degradierte
Moore sind hier v. a. durch forstlich geförderte Bewal-
dung und z. T. durch Grünlandnutzung (z. B. Wöllnauer
Senke in der Dübener Heide) gekennzeichnet. Große
Moorflächen gingen auch durch Braunkohlenabbau,
weiträumige Grundwasserabsenkungen und Torfabbau
verloren.
Wachsende und degradierte Moore weisen grundsätz-
lich eine unterschiedliche Horizontierung des Bodens
auf. Wachsende Moore gliedern sich in einen oberen
torfbildenden Teil, der
Akrotelm
genannt wird, und den
darunter liegenden inerten (passiven) Teil im ständig im
wassergesättigten Bereich, der
Katotelm
genannt wird
(I
VANOV 1975, INGRAM 1978, STEGMANN et al. 2001). Bei
Moorentwässerung oder -austrocknung sinkt die Ober-
grenze des Katotelms auf die Entwässerungstiefe ab, in
der entwässerten Zone entsteht ein
degradierter Moor-
boden
, in welchem die Struktur der ehemals torfbilden-
den Pflanzen zunehmend zerstört wird.
Zu den Besonderheiten
wachsender Moore
gehören
eine langfristig positive Stoffbilanz (z. B. Akkumulation
von Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor oder Schwefel),
eine besonders enge Wechselbeziehung von Stand-
ort und Vegetation: Vegetation ist Ursache und
Folge
standörtlicher Eigenschaften sowie
die ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstregulation (IVA-
NOV 1975, JOOSTEN 1993, EDOM 2001).
Moore können einen stehenden Wasserkörper haben.
Vielfach erfolgt jedoch eine langsame seitliche (horizon-
tale) Wasserbewegung, so dass durch das fließende
Wasser eine räumliche Abhängigkeit selbst entfernter
Moorflächen besteht. Jedes Moor ist ein individueller
Ökosystemkomplex mit vielfältigen, vom Wasserregime
gesteuerten, funktionalen Zusammenhängen, z. B. eige-
ner Morphologie, eigenem Standortsgefüge, eigener
Entstehungs- und Nutzungsgeschichte. Jedes Moor ist
zudem klimatisch, hydrologisch und hydrochemisch in
eine Landschaft eingebunden. Darum sind
Moore
Lebensräume, die in hohem Maße vom Wasserregime
gesteuert werden. Effektive Schutz- bzw. Entwicklungs-
maßnahmen setzten deshalb hydrologische und moor-
kundliche Analysen voraus.
Sachsen
ist mit ca. 165 km
2
Moorfläche ein moorarmes
Bundesland (0,9 Prozent der Landesfläche, zum Ver-
gleich: Mecklenburg-Vorpommern 12,5 Prozent, Bayern
2,3 Prozent, Thüringen < 0,1 Prozent; S
UCCOW & JOO-
STEN 2001). Dennoch stellen die Moore das wichtigste
Abb. 19: Rasterdarstellung der aktuellen Moorverbreitung in Sachsen auf Grundlage der TK 10 (CONRAD & WENDEL
in WENDEL 2008; Datenbasis: SCHMIDT et al. 2002)

image
Potential an Feuchtgebieten in Sachsen dar. In einigen
Landesteilen erreichen die Moore über 20 Prozent, teil-
weise sogar über 40 Prozent Flächenanteil (Abb. 19).
Ihre Hauptverbreitung haben sie im kühl-humiden, nie-
derschlagsreichen Bergland
und in den klimatisch relativ
trockenen, jedoch grundwassergeprägten Naturräumen
des Tieflands.
Auffällig moorarm ist das Lößgefilde
(Hügelland). Weiträumige Verebnungen und lokale Tal-
mulden sind typisch für die montanen Moorgebiete des
West- und Mittelerzgebirges um Schneeberg, Carlsfeld,
Johanngeorgenstadt, Geyer, Kühnhaide und Mulden-
berg. Die Moorgebiete des Tieflands sind an geologi-
sche Gegebenheiten wie Austrittsbereiche weiträumiger
Grundwasserleiter oder lokale Linsen oberflächennaher
Wasserstauer gebunden. Besonders die eiszeitlichen
Aufstauchungen wasserleitender bzw. -stauender plei-
stozäner und tertiärer Schichtfolgen bei Pressel, Hoy-
erswerda und Bad Muskau führen zu lokalen Häufungen
von Moorbildungen in einer großen Vielfalt. In der Lauß-
nitzer und Radeburger Heide bildet der unter Schmelz-
wasserkiesen anstehende Lausitzer Granodiorit die
Untergrenze des Wasserleiters, der in Geländesenken
und Verebnungen Wasseraustritte und Moorbildungen
bewirkt. Im Elbsandsteingebirge führen lokale, stauende
Schichten (darüber „schwebende Grundwasserleiter“)
sowie Austritte von Kluft- und Schichtfugenwasser zu
Moorbildungen.
Die
klassische Einteilung
in Hoch- und Niedermoore
ist im 17. Jh. in den Niederlanden („Hoogveen“ und
„Laagveen“) entstanden und gelangte im 18. Jh. nach
Niedersachsen (S
CHREIBER 1927). Gemeint war im
Volksmund das aufgewölbte Relief der „
Hochmoore
sowie die in Senken bzw. Niederungen gelegenen „
Nie-
dermoore
“. Später brachte man die Hochmoore mit
Torfmoos- und Wollgras-Torfen und die Niedermoore mit
unterschiedlichen Riedtorfen sowie der entsprechenden
Vegetation (z. B. Hochmoor: Torfmoos-Gesellschaften;
Niedermoor: Seggenrieder) in Zusammenhang. Noch
später führte man Hochmoore auf ombrogene (Nieder-
schlags-) und Niedermoore auf geogene (Grund-,
Boden-, See- und Fluss-) Wasserspeisung zurück. In
Skandinavien differenzierte man noch die sogenannten
Zwischenmoore
(Übergangsmoore)
. Aufgrund der
nun schon jahrhundertelangen Dominanz der Moorfor-
schung in den großflächigen Mooren des Tieflands ver-
breitete sich diese volkstümlich entstandene, im Nach-
hinein verwissenschaftlichte Sichtweise weltweit und
schlug sich auch in der FFH-Richtlinie in der Benennung
von Lebensraumtypen nieder. Die Verbindung von auf-
gewölbtem Relief, Torfmoosvegetation und -torfen sowie
Regenwasserspeisung ist aber bei weitem nicht für alle
Landschaftstypen gegeben. Anhand von Torfresten und
der aktuellen Vegetation könnte man viele der soge-
nannten Heidemoore
der Lausitz, z. B. auch große Teile
des Dubringer Moorkomplexes (NSG D 78) als Hoch-
moore bezeichnen, obwohl sie eindeutig von Grundwas-
ser gespeist werden. Dadurch sind diese Definitionen
von Hoch-, Zwischen- und Niedermooren in vielerlei Hin-
sicht verwirrend.
Eine objektivere Terminologie wurde von S
UCCOW (1981,
1988) entwickelt. Dies sind die
ökologisch-phytozöno-
logischen
(kurz: ökologischen)
Moortypen
, welche auf
50
Abb. 20: Ökologische Moortypen nach SUCCOW & JESCHKE (1986)

der topischen (Standorts-) Ebene bodenchemisch und
vegetationskundlich definiert sind. Es werden unter-
schieden (siehe Abb. 20):
(Sauer-)
Armmoore
, die auf der Standortsebene vie-
len Begriffsinhalten der „Hochmoore“ entsprechen,
kommen bei genügender Flächengröße des Gesamt-
moores in den niederschlagsreichen Lagen des obe-
ren Erzgebirges und in größeren Moorkomplexen der
Lausitz (z. B. Dubringer Moor, D 78) vor.
mesotroph-saure Zwischenmoore
: überwiegend im
sächsischen Berg- und Hügelland (z. B. Laußnitzer
Heide), viele der sogenannten Heidemoore der Lausitz
subneutrale Zwischenmoore
: Wildenhainer Bruch,
Sprottabruch, NSG Hermannsdorfer Wiesen (C 26),
kalkhaltige Zwischenmoore:
früher Bienitz bei Leip-
zig, andeutungsweise im Gimmlitztal bei Hermsdorf,
Reichmoore
, die auf der Standortsebene vielen
Begriffsinhalten der „Niedermoore“ entsprechen:
Dazu gehören viele Schilfsümpfe (z. B. Vierteich-
moor; NSG Dubringer Moor, D 78), einige Erlenbrü-
che (NSG Gruna, L 5; Alte See, L 18), auch die Verlan-
dungsbereiche vieler eutropher Teiche (NSG Nieder-
spreer Teichgebiet, D 13).
Schätzungsweise 6 Prozent der sächsischen Moore
sind bezüglich der Nährstoffe arm (oligotroph), 40 Pro-
zent bzw. 27 Prozent ziemlich arm oder mäßig nährstoff-
haltig (mesotroph) und 25 Prozent bzw. 2 Prozent kräftig
oder reich (eutroph). Hinweise auf erhalten gebliebene
mesotroph-subneutrale oder -kalkhaltige Zwischenmoore
gibt es selten (W
ENDEL 2008, Datenbasis; SCHMIDT et al.
2002). Dies ist v. a. der Seltenheit kalkreicher Gesteine in
Sachsen geschuldet.
Die Vielfalt hydrologischer und telmologischer (moor-
kundlicher), landschaftstypischer Eigenschaften hin-
sichtlich Moorwachstum, Wasserspeisung und -vertei-
lung im Moor wird durch die
hydrologisch-entwick-
lungsgeschichtlichen (= hydrogenetischen) Moorty-
pen
berücksichtigt (G
ALKINA 1946, 1959, BELLAMY 1972,
I
VANOV 1975, SUCCOW 1988, JOOSTEN & CLARKE 2002).
Eine Zuordnung zu hydrogenetischen Moortypen ist
anhand stratigraphischer und hydrologischer Untersu-
chungen möglich. Im Gegensatz zur „ökologischen
Moortypisierung“ eröffnen sich Einblicke in Genese,
Funktion und landschaftliche Einbindung der Moore,
was für deren Schutz und Pflege von größter Bedeutung
ist. Auf der Basis von hydrologischen und moorkundli-
chen Studien im Erzgebirge, Elbsandsteingebirge, in der
Laußnitzer Heide, der Lausitz und der Dübener Heide
konnten bisher in Anlehnung an die genannten Systeme
folgende
hydrogenetischen Moortypen in Sachsen
identifiziert werden:
1. Initialmoore
(primäre Moortypen) leiten die Moorbil-
dung ein, d. h. sie überführen ein zuerst anderes Öko -
system in ein telmisches (Moor-) System. Zu den Initial-
mooren in Sachsen gehören:
1.1
Verlandungsmoore
überführen ein limnisches
(Gewässer-) in ein telmisches (Moor-) System. In Sach-
sen kommen diese überwiegend im Tiefland vor. Da
Sachsen kaum natürliche Stillgewässer bietet, sind
rezente Bildungen v. a. an Teichen (NSG Südbereich
Braunsteich, D 96; Oberlausitzer Heide- und Teichland-
schaft, D 93), Talsperren (Großhartmannsdorfer Groß-
teich, C 2) und Bergbauseen anzutreffen. Im Prinzip ist
in jedem Ufer-Schilfröhricht Torfbildung möglich. Die
Verlandung von Teichen zu naturschutzfachlich wertvol-
len Schwingdeckenmooren kann innerhalb weniger
Jahrzehnte erfolgen (z. B. FND Moorteich/Elbsandstein-
gebirge). Deswegen kann auch noch mit der Entstehung
neuer Verlandungsmoore in Sachsen gerechnet wer-
den, z. B. in Bergbaufolgelandschaften, an Talsperren
oder an ungenutzten Teichen.
1.2
Versumpfungsmoore
überführen ein terrestrisches
in ein telmisches Ökosystem.
1.2.1
Senken-Versumpfungsmoore
entstehen in Nie-
derungen sowie in offenen oder in sich abgeschlosse-
nen Senken bei weitgehend horizontalem Wasserkör-
per. Sie sind sowohl im Berg- als auch im Tiefland zu fin-
den. Je nach Nässe und Trophie werden sie in einer wei-
ten Spanne von Walzenseggen- oder Torfmoos-Erlen-
Bruchwäldern (eu- bis mesotroph), Birken- oder Wald-
kiefern-Moorwäldern (meso- bis oligotroph), planaren
Wollreitgras-Fichtenwäl dern (mesotroph), Torfmoos-
oder Seggengesellschaften (nass) besiedelt. Ein Groß-
teil der gut erhaltenen Moore dürfte bereits in NSG
geschützt sein. Bedeutende Vorkommen befinden sich
z. B. in der Laußnitzer und Radeburger Heide (NSG
Waldmoore bei Großdittmannsdorf, D 99; Moorwald am
Pechfluss bei Medingen, D 97), im Elbsandsteingebirge
und im NSG Presseler Heidewald- und Moorgebiet
(L 44, z. B. Läusepfuhl). Man unterscheidet
Grundwas-
ser-Anstiegsmoore
(z. B. Laußnitzer Heide), bei denen
im Spezialfall des Wiederanstiegs der Grundwasserlei-
ter im Umfeld von Braunkohleseen auch Neubildungen
möglich sind, von
Stauwasser-Versumpfungs mooren,
die an einen lokalen Niederschlagsüberschuss bei ent-
sprechender Bodenhorizontierung gebunden sind (z. B.
Erzgebirge, Elbsandsteingebirge, Läusepfuhl). Stau-
wasser-Versumpfungsmoore sind deshalb sehr klima-
sensibel, was zu einem häufigen Wechsel von Moor-
wachstum, Stagnation und Moorschrumpfung (d. h. Torf-
abbau aufgrund zu großer Trockenheit) führen kann, wie
Untersuchungen aus der benachbarten Böhmischen
Schweiz zeigen (P
OKORNY & KUNEŠ 2005, ABRAHAM
2006). Bedingt durch die geringe Moormächtigkeit treten
häufig klimaabhängige Bewaldungsphasen oder sogar
eine ständige Bewaldung auf. Ein weiterer Typ der Sen-
ken-Versumpfungs moore sind
primäre Kesselmoore
.
Sie bilden sich in abflusslosen Senken durch Zulauf von
soligenem Hangwasser, das sich in der Senke sammelt
und sich durch moorinterne Prozesse gegenüber Versik-
kerung aus der Senke weitgehend abdichtet. Kessel-
moore entstehen z. B. im Elbsandsteingebirge in
Schluchten und Talkesseln, die durch Felsblockstürze
abgeriegelt werden. Das ausgeprägteste ist Pravčicke
rašelinište im Nationalpark České Švýcarsko nur wenige
Meter von der sächsischen Grenze, ein kleineres wurde
51

am Gohrisch (linkselbische Tafelberge) gefunden. Neu
entstehen können Kesselmoore auch in der Folgeland-
schaft des Braunkohlebergbaus sowie in stillgelegten
Steinbrüchen und Kiesgruben.
1.2.2
Hang-Versumpfungsmoore
entstehen in Berei-
chen häufig austretenden soligenen Hangwassers
(hypodermischer oder Zwischenabfluss tritt an die Ober-
fläche) und sind deswegen im Erzgebirge häufig zu fin-
den, wo sie die Basis fast aller geneigten Moore bilden.
Oft wird dieser Prozess durch lokale Hangmulden
begünstigt. Sie sind im Gegensatz zu den Senken-Ver-
sumpfungsmooren durch deutlich bewegtes Wasser
gekennzeichnet. Aufgrund nährstoffarmer Grundgestei-
ne sind sie oft mesotroph-sauer. Nach ihrer Entwässe-
rung durch den Menschen sind heute weit über 40 km
2
mit Wollreitgras-Fichtenwäldern bedeckt. Deutlich selte-
ner treten Moorwiesen oder nasse Seggengesellschaf-
ten sowie lichte Birkengehölze auf.
1.2.3. Eine Zwischenform zwischen dem Senken- und
dem Hang-Versumpfungsmoor, ein
Tal-Versumpfungs-
moor
, ist das FND Kachemoor in der Sächsischen
Schweiz.
1.2.4
Quell-Versumpfungsmoore
(Primäre Quellmoo-
re) bilden sich an Quellaustritten, an denen punktuell
oder flächig Grundwasser permanent fließend an die
Oberfläche tritt. Innerhalb mancher Hang-Versump-
fungsmoore gibt es lokal einen deutlichen Quellcharak-
ter (z. B. an Kluftquellen), so dass diese dann manchmal
(bei unbewaldeten Einzugsgebieten) einen schwach
eutrophen Status erreichen (Moore um Forchheim; NSG
Hermannsdorfer Wiesen, C 26). In solchen Quellzonen
wachsen oft montane Sumpfdotterblumen-Erlenwälder,
die den Erlen-Bruchwäl dern nahestehen. Ein Komplex
von Hang-Quellmooren und Hang-Versumpfungsmoo-
ren mit besonders gut entwickelten
Sphagnum-Akrotel-
men ist das geplante FND Schindelgesäure im Vogtland.
Eine überregionale Besonderheit sind die Versumpfun-
gen von Schichtfugen- und Kluftquellen im Elbsand-
steingebirge (Eisenhübelmoor bei Schöna, Schinksmoor
unterhalb des Großen Zschirnsteines). Im Tiefland sind
viele Erlen-Bruchwälder der Dübener Heide (NSG Pres-
seler Heidewald- und Moorgebiet, L 44; Teile des Mau-
sebruchs) zu diesem Moortyp zu rechnen. Solche flä-
chig quelligen Moorbereiche sind manchmal in NSG
repräsentiert, selten jedoch die reliefbildenden
Quell-
kuppenmoore
. In letzteren tritt artesisch gespanntes
Grundwasser über lokal begrenzte hydraulische Fenster
aus. Die bemerkenswerteste Ausprägungsform in der
gesamten Altmoränenlandschaft Ostdeutschlands ist
der Presseler Quellmoorkomplex (Dübener Heide), der
schon aus diesem Grunde dringend unter Schutz
gestellt werden sollte. Heute werden viele der noch akti-
ven Quellbereiche neben den bereits genannten monta-
nen Erlenwäldern von Schaumkraut-(Eschen-)Erlen-
Quellwäldern dominiert. Waldfreie Quellvegetation, z. B.
mit Rispen-Segge (Carex
paniculata) im Presseler
Quellmoorkomplex, ist nur lokal zu finden.
Quellmoore
sind oft Bestandteil größerer Moorkomplexe. So ist im
Eintrittsbereich des Grundwasserleiters in ein Moor
grundsätzlich ein Quellmoor zu erwarten. Gibt es mehre-
re Grundwasserleiter, deren Wasser in ein Moor eintritt,
entstehen durch Quellmoore gegliederte Moorkom -
plexe. Ein solcher ist z. B. der Dubringer Moorkomplex
(NSG D 78), in den mehrere pleistozäne und tertiäre
Grundwasserleiter austreten: Bedeutende und wasser-
reiche Quellmoorbereiche wurden dort im Pasternak-
Moor, im Vincenz-Moor und auch im Übergangsbereich
vom Zeißholzer zum Mariensterner Moor gefunden.
1.2.5.
Auen-Überflutungsmoore
sind periodische
Moorbildungen, die an nicht ständig vorhandene Über-
schwemmungen gebunden sind und die auch oft durch
Flusssedimente überschüttet werden. Sie finden sich
entlang einiger Tieflandsflüsse wie der Mulde und eini-
ger erzgebirgischer Fließgewässer. Teile der Großen
Säure an der Wilzsch (im NSG Großer Kranichsee,
C 48) sind dazu zu rechnen. Ein kleinflächiges Vorkom-
men wurde aus dem NSG Gruna (L 5) beschrieben, in
dem Erlen-Bruchwälder vorherrschen. Moorbildungen in
Altarmen sind zu den Verlandungsmooren zu rechnen.
Den auengebundenen Mooren Sachsens ist in Zukunft
mehr naturschutzfachliche Aufmerksamkeit zu widmen,
auch hinsichtlich ihrer möglichen Regeneration und
Neuentstehung bei der Fließgewässerrevitalisierung,
der Ausweisung von Überschwemmungsgebieten sowie
der Herstellung des günstigen hydromorphologischen
Zustandes im Rahmen der Umsetzung der Wasserrah-
menrichtlinie der EU.
1.2.6.
Kondenswassermoore
(sensu S
TEINER 1992)
kommen nur unter besonderen klimatischen und stand -
örtlichen Bedingungen vor. Das kleine, aber gut ausge-
prägte Moor im NSG Schwarzwassertal (C 12) stellt ein
Unikat dar. Über Torf und Blöcken in einer Hangneigung
bis zu 30° wechseln sich gehölzfreie Torfmoosdecken
und ein Karpatenbirken-Fichten-Blockwald ab. Weiter-
hin ist die Auskämmung von Nebel auch in vielen
Mooren anderen Typs des oberen Erzgebirges eine
nicht unbeträchtliche Komponente ihrer Wasserspei-
sung.
2. Alle Moore, die nicht primäre Moortypen sind, gehören
zu den sekundären, tertiären, quartären usw. Moortypen
(G
ALKINA 1946, BELLAMY 1972, SUCCOW 1988) und wer-
den
entwickelte Moortypen
genannt. Entwickelte
Moortypen können nur dort entstehen, wo sich zuvor pri-
märe Moortypen gebildet haben. Deswegen werden sie
stratigraphisch von primären Moortypen unterlagert. Bei
entwickelten Moortypen ist der Übergang von einem
ursprünglich anderen zum telmischen (Moor-) Ökosy-
stem abgeschlossen, die Torfbildung hat sich vom Ein-
fluss des ursprünglichen (limnischen oder terrestri-
schen) Systems gelöst. Wasserherkunft und die Art der
Wasserströmung im oder über dem Torfkörper sowie
deren zeitliche Schwankung bestimmen nun den Pro-
zess der Torfbildung. Von der
Wasserherkunft
lassen
sich entwickelte ombrogene (Niederschlags-), soligene
(Boden- oder Hangwasser-), lithogene (Grundwasser-)
und fluviogene (Flusswasser-) Moore sowie deren
52

image
image
Mischtypen unterscheiden. Die Art der
Wasserströ-
mung
lässt sich in stagnierend, durchströmend, überrie-
selnd und überströmend einteilen, wobei es auch hier
Übergänge, Mischformen sowie zeitlich wechselnde
Ausprägungen und Fließrichtungen gibt. Bei der Durch-
strömung ist es entscheidend, ob die Selbstregulations-
prozesse des Akrotelms oder des Katotelms wesent -
lichen Einfluss auf die Torfbildung haben (S
UCCOW &
J
OOSTEN 2001, JOOSTEN & CLARKE 2002). Dementspre-
chend lassen sich Akrotelm- („acrotelm-mires“ sensu
C
OUWENBERG & JOOSTEN 1998) und Katotelm-Durchströ-
mungs moore (klassische „Durchströmungsmoore“
sensu S
UCCOW 1988) unterscheiden. Die Herkunft des
Wassers, die Art der Wasserströmung und ihre mögliche
Änderung (z. B. Wassernutzungen, Veränderungen der
Torfkörper) entscheiden darüber, welche Maßnahmen
zum Schutz oder zur Revitalisierung der Moore sinnvoll
sind und ob die Wiederherstellung des ursprünglichen
Moortypes überhaupt möglich ist. Aufgrund der Vielzahl
der Kombinationsmöglichkeiten sollen hier nur einige für
Sachsen wesentliche und bisher identifizierte entwickel-
te Moortypen beschrieben werden:
2.1.
Entwickelte soligene Moore
an ihrem Haupt-
schwerpunkt im Erzgebirge bilden als
entwickelte
Hangmoore
die Mehrzahl der ehemals wachsenden
Moore. Sie entstehen gewöhnlich aus Hangversump-
fungs-Mooren und verbleiben in diesem Stadium solan-
ge, bis die ombrogene, d. h. direkt auf den Torfkörper
auftreffende Niederschlagsspeisung bestimmend für die
Entwicklung wird. Vom Strömungsverhalten sind sie vor-
wiegend als
Akrotelm-Durchströmungsmoore
, selte-
ner als
Überrieselungsmoore
ausgebildet. Zur Überrie-
selung kommt es häufig dann, wenn das Gefälle
ansteigt, so z. B. in Gehängebereichen der Moore. Im
Falle besonders hoher Durchflüsse wie z. B. in Flachrül-
len können sich auch
soligene Katotelm-Durchströ-
mungsmoore
ausbilden, z. B. Flachrülle im FND
Kachemoor (Sächsische Schweiz); Tolkemoos in der
Großen Säure (NSG Großer Kranichsee, C 48).
2.2.
Entwickelte lithogene Moore
treten in Sachsen
vorwiegend in größeren Moorkomplexen des Tieflandes
auf. Die Hauptformen sind
lithogene Akrotelm-
Durchströ mungsmoore
und
lithogene Katotelm-
Durchströ mungsmoore
. Der bekannteste Teil des
Dubringer Moorkomplexes (NSG D 78), das Zeißholzer
Moor, liegt im stark klimaabhängigen obersten Grund-
wasserleiter und ist ein Akrotelm-Durchströmungsmoor.
Wo die Grundwasserspeisung beständiger und massi-
ver ist, z. B. unterhalb des Austrittes tieferer Grundwas-
serleiter im Vincenzmoor (NSG Dubringer Moor), kommt
es zur Ausbildung der
Katotelm-Durchströmungs-
moore
(„Durchströmungsmoor“ sensu stricto gemäß
S
UCCOW 1988). Diese sind durch einen sehr lockeren,
schwammartigen Torfkörper geprägt, der horizontal
53
Abb. 21: Kleiner Kranichsee (C 25) – besterhaltenes
Hang-Regenmoor im sächsischen Erzgebirge
Abb. 22: Mothhäuser Haide (in C 13) – Regenmoor mit
dem größten Spirkenbestand in Sachsen; die Lichtung
ist ein in 130 Jahren komplett verlandeter Graben

intensiv durchströmt wird. Im Dubringer Moor kenn-
zeichnet ein Mosaik waldfreier, überwiegend mesotro-
pher Vegetationstypen diese nur wenige dutzend Hektar
umfassenden Bereiche. Dieser Moortyp ist in natürlicher
Form europaweit sehr gefährdet, weil ein stark wasser-
durchlässiges Katotelm nur im Zeitraum vieler Jahrhun-
derte bis Jahrtausende entstehen kann. Für den Erhalt
seiner noch intakten Vorkommen im NSG Dubringer
Moor und in Teilbereichen des Mausebruches trägt
Sachsen somit eine europaweite Verantwortung.
2.3 Entwickelte ombrogene Moore (
Regenmoore
) sind
im oberen Erzgebirge verbreitet und haben aufgrund
ihrer Wasserspeisung grundsätzlich einen oligotroph-
sauren Charakter. Als typische Beispiele können der
Große und Kleine Kranichsee (NSG C 25, C 48) benannt
werden. Regenmoore sind im Erzgebirge meistens als
Akrotelm-Durchströmungsmoore
ausgebildet, selte-
ner, nur bei ziemlich starkem Gefälle oder in den Berei-
chen unterer Randgehänge (Südgehänge im NSG Mot-
häuser Heide, C 13) als Überrieselungsmoore. Teilberei-
che wie Flachrüllen können sich auch zu ombrogenen
Katotelm-Durchströ mungsmooren entwickeln: Solche
Standorte in natürlicher Form sind nur aus dem Böhmi-
schen Erzgebirge bekannt, in regenerierender Form
haben verlandende Gräben (z. B. im NSG Mothäuser
Heide, Abb. 22) oft ähnliche Eigenschaften. Erzgebirgi-
sche Regenmoore besitzen zumeist ein hydrologisches
Einzugsgebiet und gehen hangaufwärts meistens in
minerogene Moore (Hang-Durchströmungs-, Hang-
Überrieselungs-, Hangversumpfungs-, Quell-Moore)
über. Sind Teile der Regenmoore deutlich über die
Umgebung aufgewölbt oder liegen sie auf einer Berg-
kuppe („Plateaumoore“), haben diese Moorteile kein
hydrologisches Einzugsgebiet. Das trifft z. B. für Teile
des Georgenfelder Hochmoores (NSG D 46) und der
Kriegswiese (C 14) zu. Die Aufwölbung kann allerdings
auch anthropogen bedingt entstehen, etwa durch Abtor-
fungen (z. B. Kriegswiese) oder entwässerungsbeding-
ten Höhenverlust. Ein solcher entwässerungsbedingter
und oft irreversibler Höhenverlust führt dann oft zu deut-
lich verminderter Wasserspeisung einzelner Moorteile
(Teilbereiche der Mothhäuser Haide, C 13, oder der Gro-
ßen Säure im NSG Großer Kranichsee, C 48). Typisch
für den heutigen Zustand sächsischer Regenmoore sind
überwiegend beerstrauchreiche Fichten-Moorwälder.
Arten der lebenden Sauer-Armmoore treten hier stark
zurück (Sphagnum
magellanicum, S. cuspidatum, Andro-
meda polifolia).
Torfmoose erreichen nur eine geringe
Deckung. Deutlich kleinflächiger sind Rauschbeeren-
Moorkiefern-Moorgehölze und torfmoosreiche Rausch -
beeren-Fichten-Moorwälder. Bunttorfmoosgesellschaften
nehmen nur noch wenige Hektar ein. Nennenswerte Flä-
chen beherbergt hier nur noch der Kleine Kranichsee
(C 25), aber auch diese sind nicht mehr völlig gehölzfrei
(Abb. 21). Stratigraphische Untersuchungen belegen,
dass Bunttorfmoosgesellschaften einmal sehr häufig
waren. Die wenigen gut erhaltenen Moore sind weitge-
hend in NSG geschützt.
Die hydrogenetischen Moortypen treten meist nur bei
kleineren Mooren in reiner Form auf. Bei größeren
Mooren muss man von
Moorkomplexen
sprechen, die
aber bestimmte
regionaltypische Formen
annehmen
können: So gibt es im Erzgebirge die Hang-Regenmoo-
re, die eine Kombination von Hang-Versumpfungs-,
Hang-Durchströ mungs- und Regenmooren, manchmal
auch Kluft-Quell mooren, darstellen. Der Dubringer
Moorkomplex (D 78) besteht aus Schicht-Quellmooren,
Akrotelm- und Katotelm-Durchströmungsmooren, ein-
gestreuten artesischen Quell mooren und Grundwasser-
Versumpfungsmooren. Die Wöllnauer Senke besteht
aus Schicht- und Kuppen-Quellmooren am Talrand
(Presseler Quellmoorkomplex) sowie einem großflächi-
gen Grundwasser-Versumpfungs moor. Die Waldmoore
bei Großdittmannsdorf (NSG D 99) bilden einen Kom-
plex aus Grundwasser-Anstiegsmooren und Verlan-
dungsmooren.
Die potentielle natürliche Vegetation (pnV, S
CHMIDT et al.
2002) als Weiser für aktuelle Standortverhältnisse bietet
einen ersten Einblick in den heutigen
Zustand der
sächsischen Moore
insgesamt (W
ENDEL 2008). Etwa
6 Prozent der Moorfläche Sachsens sind noch derart
nass, dass wald- bzw. gehölzfreie Vegetationstypen vor-
herrschen. Es handelt sich überwiegend um Tieflands-
moore (z. B. Dubringer Moor, D 78), oft auch um großflä-
chig regenerierende Torfstiche (z. B. Wildenhainer und
Zadlitzbruch, in L 44). Dem stehen 94 Prozent ver-
gleichsweise trockene, potentiell waldfähige Moorstand-
orte gegenüber. Werden die Armmoore des Berglandes
(ca. 1.100 ha) betrachtet, ist das Verhältnis deutlich zu
ungunsten der Offenmoore verschoben:
Bunttorfmoosgesellschaften, 0,2 Prozent: der Grund-
wasserstand ist dauerhaft flurnah,
nasse Moorwälder, 9 Prozent: (Moorkiefern-Moorge-
hölz/-wald, Fichten-Moorwald in der typischen Ausbil-
dung): das Grundwasser steht im Frühjahr 0,0 – 0,2 m
unter Flur,
trockene Moorwälder, 91 Prozent (überwiegend
Fichten-Moorwald in der Drahtschmielen-Ausbildung,
Abb. 23): das Grundwasser steht im Frühjahr
0,2 – 0,5 m unter Flur und niedriger.
Damit sind die Armmoore des Berglandes überwiegend
stark ausgetrocknet und degeneriert. Ähnlich ist die Situa-
tion bei den Zwischenmooren, die heute vorwiegend von
montanen Wollreitgras-Fichtenwäldern besiedelt werden.
Die schwach eutrophen Moore sind aufgrund ihres oft
ausgeprägten Quellcharakters häufig noch recht nass
(montane Sumpfdotterblumen-Erlenwälder).
Der heutige Zustand sächsischer Moore befindet sich in
deutlicher Diskrepanz zu den ursprünglichen, wesentlich
nasseren Zuständen, welche für einige Moore bereits
stratigraphisch (z. B. Mothhäuser Haide, Große Säure,
Hühnerhaide, Großteile des Dubringer Moorkomplexes)
nachgewiesen wurden. Die Bedingungen für ein Moor-
wachstum, selbst für die langfristige Erhaltung der Moor-
körper sowie deren typischen Lebensgemeinschaften,
sind in den wenigsten Mooren noch gegeben. Die
54

image
Lebensräume vieler Moorgebiete sind nicht nur zu tro -
cken, sondern auch stark fragmentiert. In erster Linie ist
dies Resultat menschlicher Tätigkeit. Stand früher die
Kultivierung der Moore im Blickpunkt gesellschaftlicher
Motivationen, rücken heute der naturschutzfachlich kriti-
sche Moorzustand sowie dessen weitere negative
Umweltwirkungen (Stoffausträge, klimarelevante Gase)
zunehmend in den Vordergrund. Zu den wesentlichen
Beeinträchtigungen der Moore zählen Entwässerungen
zu Gunsten land- und forstwirtschaftlicher Nutzungen,
ehemaliger Torfabbau sowie Grundwasserabsenkungen
durch Wasserwerke und Kies- oder Braunkohletage-
baue. In der Region um Kühnhaide wurden auf 631 ha
Moorfläche ca. 250 km Gräben angelegt, die meisten
davon sind heute noch aktiv. Torfabbau bewirkte einen
Flächenverlust von ca. 33 Prozent. Oberirdische Ein-
zugsgebiete – oft für 30 Prozent, teils bis zu 90 Prozent
der Wasserspeisung zuständig – wurden meist von den
Mooren abgekoppelt (T
ÄGER 1858, WENDEL 2008,
Managementplan SCI 264 Kriegwaldmoore 2005). In
der Lausitz und Dübener Heide sind oft weiträumige
unterirdische Einzugsgebiete verändert worden, z. B.
durch Bergbau, Wasserwerke oder wasserverbrauchen-
de Kiefernforste. Mit der Degeneration geht ein steter
Rückgang bzw. Verlust torfbildender und sonstiger
moortypischer Arten (z. B.
Sphagnum magellanicum,
Andromeda polifolia, Carex limosa, Scheuchzeria palu-
stris)
und entsprechender Lebensräume (v. a. Bunttorf-
moos-Gesellschaft) einher. Vegetationsvergleiche bele-
gen dies für Friedrichsheide, Jägersgrüner und
Georgenfelder Hochmoor (NSG C 21, C 42, D 46; vgl.
H
EMPEL 1974a, 1977; ZINKE 1999b). Stratigraphische
Untersuchungen und Großrestanalysen zeigen, dass
die heute sehr seltenen bzw. ausgestorbenen Arten
Sphagnum magellanicum und Scheuchzeria palustris
früher weit verbreitet waren (z. B. Mothhäuser Haide,
Große Säure). Arealkarten untermauern dies am Rück-
gang der Moor-Spirke (Pinus
rotundata grex arborea) in
jüngerer Zeit. Gab es 1850 noch 55 – 60 Fund orte, sind
heute nur noch 22 vorhanden, davon nur neun in lang -
fristig überlebensfähigen Populationen (G
OLDE 1996).
Letztlich resultiert aus dieser unbefriedigenden Gesamt-
situation ein hoher Handlungsbedarf, der vor allem in
NSG realisierbar ist.
Mit Stand vom 01.01.2008 sind in 76 von 211 säch -
sischen
Schutzgebieten
(NSG, Nationalpark) Moore
nachgewiesen. Insgesamt handelt es sich um eine Flä-
che von ca. 3.500 ha, die etwa 7 Prozent der NSG- bzw.
21 Prozent der sächsischen Moorfläche entspricht
(Datenbasis: S
CHMIDT et al. 2002). Die größten Moorflä-
chen befinden sich in den NSG Dubringer Moor (D 78,
704 ha), Presseler Heidewald- und Moorgebiet (L 44,
530 ha), Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (D
93, 467 ha), Mothäuser Heide (C 13, 204 ha), Königs-
brücker Heide (D 89, 234 ha) und Niederspreer Teichge-
biet (D 13, 130 ha) und NSG Großer Kranichsee (C 48,
159 ha).
55
Abb. 23: Stark strukturierter Fichten-Moorwald in einer Drahtschmielen-Ausbildung im NSG C 13 Mothäuser Heide;
Frühjahrsaspekt mit frisch ausgetriebener, dominanter Heidelbeere; die Ausprägung ist typisch für stark degradierten
Moorboden, in dem keine Torfakkumulation stattfindet und der Torfkörper weiteren Abbauprozessen unterliegt

Im ursprünglichen Zustand befindet sich keines der
Moore (W
ENDEL in SCHMIDT et al. 2004). In Teilen natur-
nah sind der Große und Kleine Kranichsee (C 48, C 25),
allerdings wurden auch hier Torfstiche oder Gräben
angelegt. Die meisten geschützten Moore sind beein-
trächtigt. Sie wurden teilweise (z. B. Georgenfelder
Hochmoor, D 46) oder komplett mit Gräben durchzogen
(z. B. Mothäuser Heide, C 13), teilweise (z. B. Kriegs-
wiese, C 14) oder fast komplett abgetorft (z. B. Zadlitz-
bruch und Wildenhainer Bruch im NSG L 44), im Ein-
zugsgebiet beeinträchtigt (alle Moore in NSG!), als
extensiv genutztes Grünland überprägt (z. B. Moore der
Schilfwiese in C 98) oder von Teichen stark beeinflusst
(z. B. Lugteich Grüngräbchen, D 5) und damit gegen-
über ihrem ursprünglichen Zustand mehr oder weniger
stark und irreversibel verändert. Ein Großteil der noch
erhaltenen, von Natur aus waldfreien Moorbereiche kon-
zentriert sich auf das Dubringer Moor (D 78, 240 ha).
Hier kommen zudem die größten zusammenhängenden
Moorbirken-Moorwälder Sachsens vor, die allerdings in
großen Teilen auf weiträumige Grundwasserabsenkun-
gen zurückzuführen sind. Sekundär waldfrei nach Torf-
stichbetrieb und nachfolgender spontaner Wiederver-
nässung sind Wildenhainer und Zadlitzbruch (in L 44,
140 ha). Die überwiegende Zahl der Moore ist bewaldet
und befindet sich flächig in Stagnation (z. B. Großer Kra-
nichsee, C 48) bzw. Degeneration (z. B. Moor an der
Roten Pfütze, C 27). Für primäres, nicht von Menschen
initiiertes Moorwachstum in NSG gibt es wenige und
dann auch nur lokale Nachweise (Hermannsdorfer Wie-
sen, C 26; vgl. S
UCCOW & JOOSTEN 2001). In etwa einem
Dutzend der Moore kann eine „Regeneration“ (= autore-
gulative, spontane Wiedervernässung mit Entwicklung
von sekundärem Torfwachstum) nachgewiesen werden.
Zumeist handelt es sich um eine lokale Erscheinung
(z. B. NSG Schwarze Heide – Kriegswiese, C 14). Flä-
chige Regeneration mit Verlandung kompletter Graben-
systeme, Auflichtung des Baumbestandes und lokales
Torfwachstum (z. B. Mothäuser Heide, C 13) oder sogar
sekundäre Waldfreiheit sowie flächiges Moorwachstum
(z. B. Wildenhainer Bruch in L 44, Grünheider Hoch-
moor, C 17) sind selten und entsprechend wertvoll.
Bemerkenswert sind die Ausbildung eines neuen Akro-
telms sowie die flächige Einebnung des Torfstichreliefs
durch erneutes Moorwachstum im NSG Grünheider
Hochmoor (C 17). Für die Einleitung schneller, d. h. bald
sichtbarer Prozesse der Moorregeneration erweist sich
eine geeignete Hydromorphologie, z. B. flächig geringe
Neigungen oder Mulden sowie gekammerte Torfstiche
(„Bauernstiche“) als günstig.
Die
Repräsentanz der wichtigsten Vegetationstypen
lässt sich anhand der pnV abschätzen (Abb. 24). Gut
repräsentiert sind die nur noch in geringer Fläche
vorhandenen Vegetationstypen offener Moore (Nr. 1:
61 Prozent der Fläche dieser Typen in Sachsen) und
bewaldeter, aber nasser Armmoore (Nr. 2 – 6: 29 – 97
Prozent), gering repräsentiert insbesondere die monta-
nen Wollreitgras-Fichtenwälder und montanen Sumpf-
dotterblumen-Erlenwälder (Nr. 9 und 12: 8 Prozent bzw.
56
61%
66%
29%
97%
75%
44%
15%
18%
8%
36%
3%
26%
0
1000
2000
3000
4000
5000
1 Vegetation offener Moore
2 Moorbirken-Moorgehölz/wald
3 Waldkiefern-Moorgehölz/wald
4 Rauschb.-Moorkiefern-Moorgehölz
5 (Fichten-)Spirken-Moorwald
6 Fichten-Moorwald, Rauschb.-AF
7 Fichten-Moorwald, Drahtsch.-AF
8 Plan. Wollr.-Fichtenwald
9 Mont. Wollr.-Fichtenwald
10 Erlen-Moorbirken-Bruchwald
11 Großseggen-Erlen-Bruchwald
12 Mont. Sumpfd.-Erlenwald
Sonstige Moor-Vegetationstypen
Fläche (ha)
in Sachsen
in NSG
mit Anteil an
Gesamtfläche
30%
Abb. 24: Fläche wichtiger potentieller Moor-Vegetationstypen in Sachsen und in NSG (WENDEL 2008; Datenbasis:
S
CHMIDT et al. 2002)

3 Prozent). Potentiell waldfähige Standorte nehmen in
den NSG 81 Prozent der Moore ein, etwas weniger als
in ganz Sachsen (94 Prozent).
Zur
Repräsentanz der hydrogenetischen Moortypen
in den NSG wurden vorn einige Ausführungen gemacht.
Unterrepräsentiert sind auf jeden Fall die Quellmoore,
die Auen-Überflutungs- und andere Auen-Moore sowie
die Tal-Versumpfungsmoore. Die geschützten Moore
spiegeln damit einerseits den beeinträchtigten Zustand
der sächsischen Moore wider, anderseits sind sie
wesentliche und sehr wertvolle Refugien seltener und
hochgradig gefährdeter Lebensgemeinschaften und
Arten. Deswegen bedürfen auch die bereits geschützten
Moore einer Stabilisierung und Weiterentwicklung des
Schutzes.
Ausgangspunkt für
mögliche Schutzstrategien
sind
vier wesentliche Eigenheiten der Moore:
1. die existenzielle Abhängigkeit von hohen Wasserstän-
den im Moor,
2. die seitliche Wasserbewegung im Moor und die Art der
Wasserbewegung (hydrogenetisches Prinzip),
3. die Einbettung der Moore in eine Landschaft und
damit deren mehr oder minder starke Abhängigkeit
von ihrer Umgebung und folglich auch deren Abhän-
gigkeit von der Herkunft des Wassers bzw. von Was-
serverlusten (z. B. Verdunstung),
4. die vergleichsweise leichte Veränderlichkeit der Moor-
böden (im Gegensatz zu silikatischen Böden) durch
natürliche Wachstums- sowie menschlich ausgelöste
Degenerationsprozesse, damit die leichte Veränder-
lichkeit des hydraulischen Regimes und des gesam-
ten Ökosystemzustandes.
Die Herkunft des Wassers, die Art der Wasserströmung
und ihre mögliche Änderung (z. B. Wassernutzungen,
Veränderungen der Torfkörper) entscheiden darüber,
welche Maßnahmen zum Schutz oder zur Revitalisierung
der Moore sinnvoll sind und ob die Wiederherstellung des
ursprünglichen Moortypes überhaupt möglich ist.
Revitalisierung:
Wird der Moorzustand an Punkt 1
gemessen, ergibt sich für alle Moore ein dringender
Bedarf nach Wiedervernässungsmaßnahmen. Nur
durch konsequentes Handeln, insbesondere durch weit-
räumigen Grabenrückbau, lässt sich der fortschreitende
Rückgang bestimmter Arten (z. B.
Sphagnum magellani-
cum, Carex pauciflora, C. limosa)
und Lebensgemein-
schaften (z. B. Bunttorfmoos- oder Schlammseggen-
Gesellschaft) bremsen. Revitalisierungsmaßnahmen
sollten ursachenbezogen vorgenommen werden. Bei-
spielsweise ist Bewaldung meist Folge und nicht Ursa-
che von Trockenheit.
Wiederanbindung der Einzugsgebiete:
Die Revitali-
sierung muss bis in die hydrologischen Einzugsgebiete
hineinreichen (Punkt 2 – 4). Von 28 untersuchten erzge-
birgischen Mooren (auch klassische Armmoore einge-
schlossen) ist kein einziges ohne ein oberirdisches Ein-
zugsgebiet, d. h. kein einziges ist von einer soligenen
Hang-Wasserspeisung unabhängig, wobei diese in den
meisten Fällen vom Moor abgekoppelt war (u. a.
Managementplan SCI 264 Kriegwaldmoore 2005). Etli-
che Moore könnten durch Grabenverbau und Wiederan-
bindung der ursprünglichen hydrologischen Einzugsge-
biete bis zu mehr als 50 Prozent ihrer gesamten Wasser-
speisung aus diesen Bereichen erhalten. Damit wäre
sogar eine gewisse Kompensation des prognostizierten
Wassermangels möglich, der zukünftig aus der globalen
Klimaerwärmung resultieren könnte. Gleiches gilt bei
den grundwassergespeisten Mooren des Tieflandes,
deren oft weiträumige unterirdische Einzugsgebiete
erheblich beeinträchtigt wurden, z. B. durch Bergbau,
Wasserwerke oder stark wasserverbrauchende Kiefern-
Monokulturen.
Fachübergreifender Schutz:
Die enge Verflechtung
der Moorlebensräume mit den hydrologischen Einzugs-
gebieten (Punkt 3), aber auch deren Abhängigkeit unter-
einander (Punkt 2) erfordern ein fachlich fundiertes Ent-
wicklungskonzept, welches das Moor in seiner Entwick-
lung (Punkt 4) und als Ganzes, eingebettet in seine
Umwelt, betrachtet. Dies erfordert i. d. R. fachübergrei-
fende Studien und Planungen (Klima, Geologie, Hydro-
logie, Moorgenese, Vegetation, Fauna). Es gilt, neben
der Revitalisierung auch Maßnahmen zur Abpufferung
ungünstiger klimatischer sowie chemischer Einflüsse
(z. B. Einträge von Kalk, Dünger, NO
x
, Windschutz,
siehe unten) zu ergreifen. Im Weiteren sind die Aspekte
des Ressourcenschutzes (Energie- und Stoff austräge in
Gewässer und Atmosphäre) in einer ganzheitlichen
Ableitung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu
berücksichtigen.
Schutzzonierung:
Die enge Verflechtung des Moores
und seiner Umwelt führt zwangsläufig dazu, dass
Schutzzonenkonzepte nötig sind (vgl. S
UCCOW & JOO-
STEN 2001). Den Kernbereich bilden der Moorköper
selbst („Zone des zu schützenden Moorkörpers“). Je
nach hydromorphologisch möglichem Zielzustand kann
perspektivisch oder sofort eine ungelenkte Sukzession
(insbesondere bei zu revitalisierenden Mooren), dauer-
hafte Pflege (Moorwiesen) oder extensive Nutzung
(natürlich trockene Moorwaldstandorte) vorgesehen
werden. In der Regel wird um den Kernbereich eine
mehr oder minder große hydrologische Schutzzone
erforderlich sein. Sie umgrenzt einen Bereich aktiver
und passiver Maßnahmen (z. B. Rückbau/Vermeidung
von Entwässerungsanlagen und infrastrukturellen Was-
serbarrieren; Unterlassung bzw. verträgliche Einbrin-
gung von Düngung/Kalkung), ist eine raumbezogene
Grundlage zur Prüfung von Eingriffen und schafft zudem
durch konkrete Festlegungen für die jeweiligen Landnut-
zer eine Planungssicherheit. Neben der hydrologischen
Schutzzone kann eine Klimaschutzzone
sinnvoll sein.
Dies betrifft klimatisch stark exponierte Moore oder
Moore in Regionen mit negativer atmosphärischer Was-
serbilanz. Klimatisch günstige Effekte können durch
eine Minderung der Windgeschwindigkeit (durch Belas-
sung oder Etablierung stabiler Dauerwaldbestände)
oder durch erhöhte Verdunstung in der Umgebung
57

image
image
(durch Wiedervernässung von umliegenden Feuchtge-
bieten) erreicht werden. Sollen bestimmte im Moor
lebende oder auch nur durchziehende Tiere geschützt
werden, sollte eine faunistische Schutzzone
eingerichtet
werden. Sie orientiert sich an der Abschirmung von Stör-
wirkungen und/oder den Anforderungen an Nahrungs-
aufnahme, Fortpflanzung und Migration. Die Wirkungs-
weise der einzelnen Schutzzonen kann sich räumlich
überlagern und kann gleich- oder entgegengerichtet
sein. Im Einzelfall muss abgewogen werden, durch welche
Maßnahmen man welche Effekte erzielt.
Eine Einbeziehung von Schutzzonen oder hydrologi-
schen Einzugsgebieten in die Gebietsgrenzen der NSG
sowie deren Festschreibung in der NSG-Verordnung ist
bisher nur für wenige NSG erfolgt, z. B. Mothäuser
Heide (C 13), Presseler Heidewald und Moorgebiet
(L 44). Dies sollte für weitere Moore nachgeholt und bei
Neuausweisungen grundsätzlich berücksichtigt werden.
Dabei sind neben den Schutzkategorien des Natur-
schutzgesetzes auch die Rechtsformen des Wald- und
Wasserrechtes (z. B. Schutzwälder, Überschwem-
mungsgebiete) zu prüfen. Geplante Eingriffe und Land-
nutzungsänderungen in der relevanten Umgebung
geschützter Moore müssen vor ihrer Genehmigung
immer hinsichtlich ihrer Wirkung (hydrologisch, klima-
tisch, biotisch) geprüft werden. Einen wichtigen Impuls
für die Umsetzung der Schutzzonierung gibt die FFH-
Richtlinie, die für ausgewählte Lebensraumtypen einen
Umgebungsschutz fordert.
Moore können einen bedeutenden Beitrag zum
Gewäs-
ser- und Klimaschutz
leisten. Sie sind eigenständige
oder Bestandteile größerer Grundwasserkörper, außer-
dem Quell- und Herkunftsgebiete von Oberflächenge-
wässern. Da degradierte Moore in beträchtlichem Maß
zur Gewässerverschmutzung, dagegen wachsende
Moore zum Stoffrückhalt beitragen können (Stickstoff-
verbindungen, Sulfate, Huminstoffe), ergeben sich auch
aus Gründen des Gewässerschutzes Notwendigkeiten
zur Moorrevitalisierung. So gelten viele Gewässer Nord-
westsachsens und der Lausitz als extrem sulfatbelastet
(Z
IPPEL 2007). Die dortigen Moore (z. B. NSG Dubringer
Moor, Mausebruch, Presseler Quellmoorkomplex und
Wöllnauer Senke) hingegen besitzen ein Potential zum
Sulfatabbau (E
DOM et al. 2004a, 2004b, 2007a), wenn
sich durch Wiedervernässung chemisch reduktive
Bedingungen einstellen. Die Schwarze Elster erhält bei
Dörgenhausen einen starken Sulfateintrag durch den
Vinzenzgraben, den Hauptentwässerer des NSG
Dubringer Moor (E
DOM et al. 2004b), welches bisher nur
unzureichend revitalisiert wurde. Damit wird klar, dass
sächsische Moore einen Beitrag zur Umsetzung des
Gewässerschutzes leisten können.
58
Abb. 25: Das Jahnsgrüner Hochmoor vor der Austorfung
(ab 1961, NSG C 72)
Abb. 26: Das Moor enthielt einst zahlreiche stattliche
Spirken (Pinus rotundata).

59
Gewässer in Sachsen
Sachsen ist reich an Fließgewässern und arm an natür-
lichen Standgewässern. Die großen Fließgewässer
Elbe, das System von Freiberger und Zwickauer Mulde
mit der Zschopau und der Flöha, die Lausitzer Neiße,
Spree, die Weiße Elster mit der Pleiße und die Schwar-
ze Elster mit der Großen Röder gliedern die von ihnen
durchflossenen Naturräume. Die im Leipziger Raum und
in der Lausitz entstehenden Bergbaufolgeseen werden
diese Landschaftsräume prägen. Sachsen besitzt
zudem ausgedehnte Teichlandschaften. Eine wichtige
Funktion im Naturhaushalt spielt jedoch auch die Viel-
zahl kleiner Gewässer: Quellen, Bäche, Gräben, Tüm-
pel, Moorschlenken oder wasserführende Abgrabungen
und Altarme. Und schließlich existieren ausgedehnte
Grundwasserkörper, die vor allem bei hohem Grund-
wasserstand Lebensräume wie Bruchwälder oder Nass-
wiesen prägen.
Fließgewässer
Ca. 95 Prozent der Fläche Sachsens gehören zum
Flussgebiet der Elbe, nur ca. 5 Prozent zum Flussgebiet
der Oder. Die Länge der Fließgewässer in Sachsen ab
100 m Länge beträgt 15.389 km.
Im Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL) wurde eine bundesweite Typologie für natürli-
che Fließgewässer bzw. -abschnitte ab 10 km² Einzugs-
gebietsgröße erstellt (P
OTTGIESSER & SOMMERHÄUSER
2006). Die einzelnen Typen sind grundsätzlich nach
geologisch-morphologischen bzw. geochemischen Cha-
rakteristika abgegrenzt, in einem zweiten Schritt wurden
diese biozönotisch (bezüglich der Artengemeinschaften)
untersetzt. Wesentliche Parameter für den ersten Schritt
sind Gewässer- bzw. Einzugsgebietsgröße, Strömungs-
verhältnisse, Sohlsubstrate und Geochemismus (silika-
tisch, karbonatisch, organisch).
Für Sachsen sind nach dieser Typologie derzeit 14
Fließgewässertypen zu unterscheiden (SMUL 2005). Im
Bergland dominiert der grobmaterialreiche silikatische
Bach vor den kleinen silikatischen Flüssen, hinzu kom-
men die großen Flüsse sowie feinmaterialreiche karbo-
natische und silikatische Bäche. Im Tiefland ist der sand-
geprägte Bach der am häufigsten ausgewiesene Typ,
daneben gibt es kiesgeprägte und lößlehmgeprägte
Bäche, sand- und lehmgeprägte sowie kiesgeprägte
Flüsse. Eine Sonderstellung nehmen die kleinen Niede-
rungs-Fließgewässer der großen Fluss- und Stromtäler
ein. Der organisch geprägte Bach(-abschnitt) ist in bei-
den Regionen zu finden. Die Elbe als Strom wird in einen
Mittelgebirgs- und einen Tieflandsabschnitt unterteilt. –
Typisierungen sind stets ein Mittel zur Verallgemeine-
rung gegebener Verhältnisse. Sie spiegeln deshalb nicht
die gesamte natürliche Variabilität der Gewässer bzw.
das Vorhandensein von Übergangsvarianten oder
Mischtypen, in Sachsen durch die oftmals kleinräumig
wechselnde Geologie nicht selten, wider.
Fließgewässer sind Lebensraum einer vielfältigen Arten-
gemeinschaft. Die autotrophen (sich von anorganischer
Substanz ernährenden) Komponenten werden vor allem
durch Makrophyten wie höhere Wasserpflanzen und
Moose sowie durch das substratgebundene Phytoben-
thos (Algen verschiedener taxonomischer Gruppen, ins-
besondere Kieselalgen) bestimmt, wobei ihre Ausprä-
gung vor allem von Substrat-, Strömungs-, Nährstoff-
und Lichtverhältnissen abhängt. So können in einem
schnell fließenden, grobmaterialreichen und beschatte-
ten Bergbach Wassermoose und Kieselalgen dominie-
ren, während sich in einem langsam fließenden, weich-
substratgeprägten und stärker besonnten Flachland-
bach neben Kieselalgen stärker höhere Wasserpflanzen
und verschiedene andere makroskopisch sichtbare ben-
thische (mit dem Gewässerboden verbundene) Algen
entwickeln. Nur in großen Flüssen mit einem entspre-
chenden Einzugsgebiet und einer höheren Verweildauer
des Wassers kann das Phytoplankton die Rolle der auto-
trophen Komponente im Fließgewässerökosystem über-
nehmen. Die benthische Tierwelt ist in Fließgewässern
vor allem durch Insekten, Schnecken, Muscheln, Gürtel-
würmer sowie niedere und höhere Krebse gekennzeich-
net, die das sogenannte Makrozoobenthos ausmachen.
Insbesondere die Insektenordnungen der Eintags-,
Köcher- und Steinfliegen und Wasserkäfer sowie einige
Mückenfamilien mit ihren überwiegend im Wasser
lebenden Larvenstadien stellen bedeutende Anteile des
Makrozoobenthos. Und schließlich gehört eine dem
Gewässertyp angepasste Fischartengemeinschaft zur
Besiedlung des Ökosystems Fließgewässer. Während
zu all diesen Artengruppen in Fließgewässern zuneh-
mend gute Kenntnisse vorliegen, sind die überaus zahl-
reichen Gruppen der Mikroorganismen wenig bekannt.
Sie spielen aber für das Funktionieren des Ökosystems
eine entscheidende Rolle.
Die weit überwiegende Mehrheit der Fließgewässer
Sachsens ist verschiedenen Belastungen ausgesetzt,
so dass nur noch wenige Gewässerstrecken wie z. B.
Teile der Kirnitzsch im Nationalpark Sächsische Schweiz
einem naturnahen Zustand entsprechen. Während sich
seit dem letzten Jahrzehnt die abbaubare organische
Belastung in den mittelgroßen bis großen Fließgewäs-
sern vor allem durch den Bau von Kläranlagen seit
Beginn der 1990er Jahre deutlich verbessert hat, beste-
hen Beeinträchtigungen durch Nähr- und oft nicht
abbaubare organische Stoffe sowie strukturelle Defizite
fort. Eine Reihe kleinerer Bäche ist jedoch noch immer
durch Einleitung unzureichend gereinigter häuslicher
Abwässer stark belastet. Für nahezu alle Fließgewässer
erfolgt ein unterschiedlich starker Eintrag an diffusen
Nährstoffen aus der umliegenden Landschaft.
Eines der größten Probleme für den Zustand der sächsi-
schen Fließgewässer sind strukturelle Defizite sowohl
im Längs- als auch im Querprofil. Durch einen verschie-
den stark ausgeprägten Gewässerausbau v. a. mit
Begradigungen des Gewässerlaufes, Eintiefung des
Gewässers und unterschiedlich starkem Uferverbau bis
hin zu einem kanalartigen Ausbau und kompletten Ver-

rohrungen ist ein Großteil der sächsischen Fließgewäs-
ser unterschiedlich stark degradiert. Im Längsprofil stö-
ren eine Vielzahl von größeren Sohlschwellen und Weh-
ren den Gewässerlauf und damit die Wanderung der
Gewässerorganismen. Durch Wasserkraftwerke und
Stauhaltungen v. a. an den größeren Flüssen des Erzge-
birges werden die Fließgewässer sowohl in der Aufstau-
strecke vor als auch in der Ausleitungsstrecke nach die-
sen technischen Anlagen in ihrem ursprünglichen ökolo-
gischem Zustand stark verändert. Eine Reihe Standge-
wässer wie Talsperren und Teiche liegen im Direkt-
schluss der Fließgewässer. Großen Teilen der Fließge-
wässer fehlen naturnahe Strukturen im Uferbereich, wo
vielfach unmittelbar angrenzende Straßen, Siedlungen
oder landwirtschaftliche Nutzung das Gewässer über-
prägen. Insbesondere im Flachland fehlen naturnahe
Gehölz- oder Hochstaudenfluren, was z. B. durch feh-
lende Beschattung zu einer rigorosen Veränderung der
Gewässerbiozönose führen kann. Im Bergland reichen
dagegen in vielen Fällen in den Bachauen nicht stand-
ortgerechte Waldgesellschaften wie Fichtenforste bis an
die Ufer der Gewässer. Unter solchen Umständen ist die
Verzahnung der Gewässer mit ihrem Umland als wichti-
ger funktioneller Aspekt unterschiedlich stark gestört.
Ein besonderes Problem stellt die Gewässerversaue-
rung v. a. in den Kammlagen des Erzgebirges dar.
Bedingt durch jahrzehntelange Einträge an atmosphäri-
schen Schwefeloxiden weisen einige Gewässer dauer-
haft niedrige pH-Werte auf, verbunden mit erhöhten Alu-
miniumkonzentrationen. Unter diesen Bedingungen
können nur noch wenige, speziell angepasste Organis-
men überleben, so dass hier stark degradierte Organis-
mengemeinschaften anzutreffen sind. In diesem Bereich
zeichnet sich nach Wegfall der atmosphärischen Dispo-
sitionen eine Verbesserung ab.
Standgewässer
Die Fläche der Standgewässer des Freistaates Sachsen
beträgt 28.763 ha. Diese Zahl steigt gegenwärtig, weil sich
mehrere Bergbaufolgeseen noch in Flutung befinden.
Sachsen besitzt keine größeren natürlichen Standge-
wässer. Dagegen werden einige Landschaftsräume um
Leipzig und in der Lausitz zunehmend von den geflute-
ten und sich in Flutung befindlichen Bergbaufolgeseen
geprägt. Diese werden durch z. T. große Abgrabungsge-
wässer nach Kies- oder Sandabbau ergänzt. Das Erzge-
birge weist eine Vielzahl von Talsperren auf. Talsperren
und Speicher liegen jedoch auch in den Hügel- und Tief-
landbereichen Sachsens. Eine Besonderheit der säch -
sischen Standgewässerlandschaft stellt die Vielzahl von
Fischteichen dar, die z. T. mit Wasserflächen über 50 ha
insbesondere in der Lausitz (NSG Oberlausitzer Heide-
und Teichlandschaft, D 93) in Verbindung mit angren-
zenden Biotopen ein eng verzahntes Mosaik feuchtege-
prägter Lebensräume bilden.
Die überwiegend künstlichen Standgewässer Sachsens
können derzeit nicht problemlos in die bundesweite, für
natürliche Gewässer entwickelte Gewässertypologie
eingeordnet werden. Sie lassen sich entweder mit ähn-
lich strukturierten und funktionierenden natürlichen
Gewässern vergleichen oder zunächst durch nutzungs-
orientierte Kategorien (die wenig über die eigentlichen
Ökosysteme aussagen) charakterisieren.
Standgewässer unterscheiden sich hinsichtlich ihrer
hydrologischen, hydromorphologischen und dadurch