fertig saniert
Leipziger Institut
A
n
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om
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e
Seite 4
Magazin
SIB
Ausgabe 1 | 2020
Angliederung des ZFM
Gemeinsam für die
Zukunft gerüstet
Seite 6
Modernes Museum
Ältestes
Gebäude
Dresdens
Seite 9
SIB im Auslandseinsatz
Sanierung der Deutschen
Botschaft in Brasilia
Seite 8
Thomas Bergmann,
SIB Niederlassung Leipzig
1 | 2020
2
INHALT
IMPRESSUM
Herausgeber:
Staatsbetrieb Sächsisches
Immobilien- und Baumanagement
Wilhelm-Buck-Straße 4, 01097 Dresden
im Auftrag des Freistaates Sachsen,
Sächsisches Staatsministerium der Finanzen
Redaktion:
SIB-Zentrale: Oliver Gaber (V.i.S.d.P.),
Alwin-Rainer Zipfl, Tobias Lorenz,
blaurock markenkommunikation:
Tobias Blaurock
Gestaltung:
blaurock markenkommunikation,
Fotos:
David Nuglisch (S. 1–6 , 9 u., 10 o., 11, 14 o.,
15 l. u. r., 16–17 , 18–19 u., 20–21, 24),
SIB (S. 8), Sylvio Dittrich (S. 9 o., 12–13),
Oliver Killig (10 M. ), Tobias Lorenz (S. 15 M.),
Druck /Auflage:
Lößnitz-Druck/2.200 Stück
Redaktionsschluss:
Mai 2020
Copyright:
Die Veröffentlichung ist urheberrechtlich
geschützt. Alle Rechte, auch die des Nach-
druckes von Auszügen und der fotomecha-
nischen Wiedergabe, sind dem Herausgeber
vorbehalten. Diese Maßnahme wird
mitfinanziert durch Steuermittel auf der
Grundlage des vom Sächsischen Landtag
beschlossenen Haushaltes.
Im verdienten Ruhestand: Fachingenieur für Gebäudeautomation
Uwe Schmidt vor dem Geschossbau des nunmehr vollständig
sanierten Instituts Anatomie der Universität Leipzig (siehe Seite 4/5)
3 EDITORIAL
KLUGE KÖPFE
4
In drei Bauabschnitten saniert
ZENTRALES FLÄCHENMANAGEMENT
6
Für die Zukunft gerüstet
GUTE IDEEN
8
SIB in Brasilia
9
Festung Dresden wieder zugänglich
14 Elektrisch unterwegs
SIB IN ZAHLEN
12 Zahlen zur Festung Dresden
AUF DER BAUSTELLE
15 Sportplatz mit 7.200 „Maulwurfshügeln“
16 Praxisnähe durch Schwingfundamente
18 Zwei neue Laborgebäude
SIB INTERN
20 Neustart im Mai
21 „Mein Team ist ein Geschenk“
AKTUELLE BAUPROJEKTE
22 Auf einen Blick
3
1 | 2020
EDITORIAL
Eigentum verpflichtet, dies gilt umso mehr in Krisen-
zeiten. Auch wenn die einzelnen Themen der aktu-
ellen Ausgabe nicht die Covid-19-Pandemie reflek-
tieren, ist festzuhalten, dass der SIB selbst in so he-
rausfordernden Zeiten ein verlässlicher Partner für
Nutzer und Wirtschaft ist. Der Betrieb der betreuten
Infrastruktur blieb zu jedem Zeitpunkt gewährleistet
und die Fortführung von Baumaßnahmen ist bislang
kaum beeinträchtigt. Mittels angepasster Arbeitsab-
läufe und Hygienemaßnahmen können die Bewirt-
Oliver Gaber
Kaufmännischer
Geschäftsführer
Volker Kylau
Technischer
Geschäftsführer
schaftung der Immobilien und wichtige Bauprojekte, wie beispielsweise an den sächsischen Uni-
versitäten, den Gerichten oder für die Polizei, fortgesetzt werden. Unser Dank gilt allen, die mit
hohem Engagement die vielfältigen Aufgaben des SIB unter teils schwierigen Voraussetzungen,
auch aus dem Home-Office, gemeistert haben.
Das breite Aufgabenfeld des SIB spiegelt sich auch in der aktuellen Ausgabe des SIB Magazins
wider.
Gerne möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe den Geschäftsbereich Zentrales Flächenmanage-
ment Sachsen (ZFM) vorstellen, welcher ab dem 1. Januar 2020 wieder dem SIB angegliedert
wurde. Unter Beibehaltung der Marke ZFM werden die fachlichen Aufgaben und Zuständigkeiten
des Bereiches unter dem organisatorischen Dach des SIB fortgeführt.
Mit dem musealen Umbau der Festung Dresden unterhalb der Brühlschen Terrasse konnte ein
in dieser Form für Europa einzigartiges, beamergestütztes Museumskonzept umgesetzt werden.
Der Besucherandrang ist seither enorm und spricht für einen Erfolg. Projekten wie diesem gehen
intensive und sehr detaillierte Planungen voraus, stellen doch Baumaßnahmen mit einer solch
komplexen Bausubstanz ganz besondere Anforderungen an Denkmalschutz, störungs- und bar-
rierefreie Nutzung sowie Hochwasserschutz dar. Ein Unterfangen, welches ohne das Wissen und
die vielfältigen Erfahrungen der Mitarbeiter des SIB nicht umzusetzen gewesen wäre.
Für eine flächendeckende Nutzung von elektrischen Dienst-Kfz des Freistaates Sachsen schafft
der SIB derzeit die technischen Voraussetzungen. Das vom SIB entworfene Konzept sieht bis zu
700 Ladestationen dafür vor. In Kürze erhalten bereits die ersten Liegenschaften die entsprechende
Ladeinfrastruktur.
Die neue Ausgabe des SIB Magazins gewährt zudem einen Einblick in die außergewöhnlichen
Vorbereitungen zur Sanierung der Deutschen Botschaft in Brasilia, die der SIB im Auftrag des
Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums des Innern und unter der Fachaufsicht des Sächsi-
schen Staatsministeriums der Finanzen vornimmt.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
1 | 2020
4
KLUGE KÖPFE
In drei Bau-
abschnitten
saniert
SIB schließt Sanierung und Modernisierung des
Instituts Anatomie der Universität Leipzig ab
Das Institut Anatomie befindet sich im Südosten des Leipziger Zen-
trums zwischen Nürnberger, Liebig- und Brüderstraße. Umgeben
von Wohn- und Geschäftshäusern, stellt sein denkmalgeschütztes
Gebäudeensemble städtebaulich den Eingang zum Universitätsklini-
kum dar. Mit dem dritten Bauabschnitt, der Sanierung und Moder-
nisierung des Geschossbaus, hat der SIB im Herbst 2019 den Umbau
und die Sanierung des Gesamtkomplexes Anatomie abgeschlossen.
Jährlich untersuchen hier heute über 400 Studierende der Human-
und Zahnmedizin unter modernsten Bedingungen den Aufbau des
menschlichen Körpers.
Das Institut für Anatomie gliedert sich entlang der Liebigstraße in das
halbkreisförmige Gebäude des großen Hörsaals, in Flachbauten und das
Hauptgebäude, den nach Osten zum Park hin gelegenen Geschossbau.
Das heute denkmalgeschützte Gebäudeensemble wurde 1951 bis 1956
errichtet, der Geschossbau von 1954 bis 1956. In den 1990er Jahren be-
gann die Bauverwaltung des Freistaates Sachsen mit der Sanierung. Bis
2004 wurde im ersten und zweiten Bauabschnitt bereits der komplette
Lehrtrakt mit Hörsaal, Sektionsbereichen, Sammlung, Laboren und Lei-
chenkeller vollständig saniert.
Dritter Bauabschnitt
Im Geschossbau befinden sich die Institutsleitung, Labore und der große
Mikroskopiersaal im 4. Obergeschoss.
Das Erdgeschoss wurde für die Un-
terbringung der zahnmedizinischen Propädeutik ertüchtigt.
Für die Plat-
zierung der biologischen und gentechnischen Arbeitsstoffe und anderer
Gefahrstoffe in den Laboren und Lagern mussten die Mitarbeiter des SIB
gemeinsam mit der Architektin Dr.-Ing. Antje Bauer planerische Lösungen
finden, die zugleich den entsprechenden Gefahrenpotentialen und der
historischen Bausubstanz
gerecht werden. Als federführender Bausach-
bearbeiter Hochbau fungierte
Bauingenieur Lutz Voigt:
Lutz Voigt war erst im Laufe des Projektes hinzugestoßen:
„Meine Kolle-
gin im Hochbau Martina Berg hatte bereits die Kernsanierung gemacht,
ich musste ab 2019 nur noch für Ausbau und pünktliche Übergabe am
20. September sorgen, rechtzeitig zum Semesterbeginn im Herbst.“
Bestandspflege
Lutz Voigt hatte in dem Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit einige Aufla-
gen des Denkmalschutzes umzusetzen. So mussten die Stühle und Tische so-
wie die Decke des Mikroskopiersaales nachempfunden und die Decke im Flur
davor restauriert werden. Auch die Geländer der Treppenhäuser sowie die
Fußböden der Zwischenpodeste wurden aufgearbeitet bzw. teils neu verlegt.
An der Fassade des Geschossbaus hängen aus Werkstein gefertigte
Medaillons mit Portraits bedeutender Naturwissenschaftler und Mediziner.
„Die Originalgipsformen, die 1953/54 vom Bildhauer Alfred Thiele als Vor-
lagen geschaffen worden waren, haben wir im Zuge des dritten Bauab-
schnittes erstmals im Haupttreppenhaus angebracht. Sie lagerten noch in
der Kustodie der Universität Leipzig. Wir haben sie in einer entsprechen-
den Manufaktur durch Restauratoren aufarbeiten lassen und mithilfe
eigens geschaffener Holzkonsolen fixiert“
, erinnert sich Lutz Voigt.
Elektrotechnik
Der Sachbearbeiter Elektrotechnik Dipl.-Ing. (FH) Thomas Bergmann ver-
antwortete im dritten Bauabschnitt die elektrotechnische Ausstattung.
Seit 2009 befasst er sich größtenteils mit den Gebäuden der 1409 ge-
gründeten Universität Leipzig.
Bausachbearbeiter Hochbau: Lutz Voigt, Bauingenieur
„Im dritten Bauabschnitt galt es, den Geschossbau des
Instituts für Anatomie funktionell neu zu ordnen, ihn
architektonisch zu überarbeiten, seine Bausubstanz
zu sanieren und seine Infrastruktur zu erneuern.“
5
KLUGE KÖPFE
1 | 2020
Planungskenndaten Geschossbau
Nutzfläche: 2.685 m
2
Funktions- und Verkehrsfläche: 2.260 m
2
Nettogrundfläche: 4.944 m
2
Bruttogrundfläche: 6.624 m
2
Bruttorauminhalt: 21.841 m
3
Bauzeit und Kosten
Planung EW-Bau: 02/2008
Überarbeitung EW-Planung: 01/2012
Planung AFU: 05/2012
Baudurchführung: 12/2015–09/2019
Übergabe: 20.09.2019
Gesamtbaukosten: 14.208.700 Euro
Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch
Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen
Landtag beschlossenen Haushaltes.
„Beim Bauen in Bestandsgebäuden mit all ihren
Eigenheiten den unterschiedlichen Nutzerwün-
schen gerecht zu werden, dabei immer moder-
nere Technik einzubringen oder zu ermöglichen,
ist eine Herausforderung, die mich reizt. Hier
haben wir beispielsweise eine aufwändige un-
terbrechungsfreie Stromversorgung eingebaut,
die den Betrieb der Datentechnik absichert.“
Die 200 Sitzplätze des treppenartig angeordne-
ten historischen Gestühls im Mikroskopiersaal
wurden unter Thomas Bergmanns Regie elek-
trisch ertüchtigt. An jedem Sitzplatz befinden
sich moderne Mikroskope, die es dem Dozenten
ermöglichen, über seinen Bildschirm das Bild
des Objektträgers parallel zum Studierenden zu
betrachten (siehe Titelseite).
Zu den Highlights im Bereich Elektrotechnik
zählten auch die historischen Leuchter und Uh-
ren.
„Der Denkmalschutz wünschte den Erhalt
der historischen Leuchten. Wir haben sie in einer
Wurzener Leuchtenmanufaktur überarbeiten
lassen. Technisch bedingt liefern sie aber nicht
die heute vorgeschriebenen Lichtstärken. Daher
mussten wir in den Treppenhäusern unterstüt-
zend neue Leuchten platzieren“
, so Bergmann.
Aufgearbeitet wurden auch die historischen
Uhren in den Fluren, von denen viele nicht
mehr funktionierten. Sie wurden zudem mit
einer Funksteuerung versehen, laufen nun syn-
chronisiert mit dem Werk der großen Haupt-
uhr an der Fassade.
Im Geschossbau befinden sich die zentralen
technischen Anlagen des gesamten Gebäude-
komplexes, wie Gebäudehauptverteilung, zen-
trale Brandmeldeanlage und die Verteiler für
Dipl.-Ing. (FH) Markus Unverricht
Sachbearbeiter Elektrotechnik:
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Bergmann
die Daten- und Telefontechnik. „
Sie alle haben
wir, teilweise in denselben Räumen, parallel neu
errichtet, während der Forschungs- und Lehr-
betrieb über die alten Anlagen weiterlief“
weist
Bergmann auf eine Besonderheit hin.
„Bei der
Migration der Gebäudeleittechnik-Anlagen war
insbesondere die enge Zusammenarbeit mit
meinem Kollegen, dem Fachingenieur für Ge-
bäudeautomation Uwe Schmidt hilfreich, der
nach ca. 40 Bauprojekten für den SIB inzwi-
schen leider im Ruhestand ist.“
(siehe Seite 2/3)
Heizung, Lüftung, Sanitär
Auch Dipl.-Ing. (FH) Markus Unverricht, seit
2008 im SIB tätig, findet seine Aufgaben zu etwa
80 Prozent in den meist historischen Bestands-
gebäuden der Universität. Beim Geschossbau
verantwortete er die Maßnahmen im Bereich
Heizung, Sanitär und Klimatisierung, für die
unter
anderem mehrere Lüftungsanlagen und
eine Kältemaschine auf dem Dach installiert
wurden:
„Aus Sicht der von mir zu betreuenden
Gewerke ist der Geschossbau ein komplexes
Gebäude. Im Prinzip mussten wir drei
völlig
verschiedene Bereiche ausstatten: die zahnme-
dizinischen Lehrräume im Erdgeschoss, dazu
auf zwei Etagen Labore und im 4. Obergeschoss
den Mikroskopiersaal.“
Dessen Zuluftkanäle sind
in den Stufen und innerhalb des Gestühls mit
Textilschläuchen verlegt, die Abluft wird über
das Randfries in der Decke abgeführt.
„Auch
im Mikroskopiersaal haben wir so erreicht, dass
die Be- und Entlüftung weder sichtbar, noch mit
störenden Geräuschen oder merklichen Luft-
strömungen verbunden ist“
, so Unverricht.
Auch für die Temperaturregelung der zahn-
medizinischen Räume fand sich angesichts der
räumlichen Gegebenheiten eine elegante Lö-
sung.
„Dort konnten wir weder klassische Heiz-
körper noch eine Fußbodenheizung installieren.
Mit auf der Unterhangdecke liegenden Heiz-
schlangen machten wir daher die Akustikdecke
zu einer großen, unsichtbaren Flächenheizung.
Zur Spitzenlastkühlung schalten sich im Som-
mer Umluftkühlgeräte zu, welche die vorkon-
ditionierte Zuluft der Klimaanlage ergänzen“
,
berichtet Unverricht.
„Es war eine anspruchs-
volle Aufgabe, für die Vielfalt der technischen
und baulichen Herausforderungen Lösungen zu
finden, dabei meine eigenen Ideen entscheidend
einbringen zu können. Auch ich kann die gute
Zusammenarbeit mit dem Fachkollegen Uwe
Schmidt nur bestätigen. Schließlich musste er
seitens der Gebäudeautomation für die Rege-
lung ‚meiner’ technischen Anlagen sorgen. Dies
ist ihm bestens gelungen.“
Dank des Nutzers
Abschließend hält der Direktor des Instituts
für Anatomie, Prof. Dr. med. Ingo Bechmann,
als Nutzer des Gebäudeensembles fest: „
Heute
werden wir um modernste Labors und Büros
und ein atemberaubendes Foyer, in dem sich der
ursprüngliche Baustil mit unserer Zeit unange-
strengt trifft, beneidet. Wir wurden frühzeitig
in die Planung integriert und durften viele für
unsere Arbeit relevante Details mitgestalten.
Wir freuen uns, dass die geplante Bauzeit ein-
gehalten wurde. Das Warten hat sich gelohnt:
Herzlichen Dank!“
Planung: Dr. Bauer Bauplanung
6
Für die Zukunft
gerüstet
„Die organisatorische Angliederung
des ZFM an den SIB war eine große
Herausforderung, die wir vor allem in
den Bereichen Personal, Rechnungs-
wesen und Organisation perfekt
bewältigt haben. Hierfür danke ich
allen Beteiligten sehr herzlich.
Nun freue ich mich darauf, gemein-
sam mit den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des ZFM diese
starke und etablierte Marke am
Markt weiter zu entwickeln.“
Oliver Gaber, Kaufmännischer Geschäftsführer des SIB
„Die Koalitionsparteien sind
sich darüber einig, dass das Hochbau-,
Liegenschafts- und Flächenmanagement
aus einer Hand erfolgen soll …“
Aus dem Koalitionsvertrag 2019–2024
Martin Oberacher stellt das Zentrale Flächen-
management (ZFM) neu auf – und an die Seite des SIB
Seit Anfang des Jahres ist das Zentrale Flä-
chenmanagement Sachsen (ZFM) als eigen-
ständiger Geschäftsbereich an den SIB ange-
gliedert. Damit ist im Bereich des Sächsischen
Staatsministeriums der Finanzen die Voraus-
setzung für eine zentrale Bau- und Liegen-
schaftsverwaltung geschaffen, wie sie im
Koalitionsvertrag festgeschrieben ist. Das
ZFM ist als ressortübergreifender, zentraler
Steuerer des staatlichen Grundvermögens
und zentraler Ansprechpartner für die Be-
lange aller landeseigenen Grundstücke. Au-
ßerdem veräußert das ZFM entbehrliche
Grundstücke des Freistaates und ist als Öko-
flächenagentur anerkannt.
Martin Oberacher (54) hatte das ZFM bereits
seit September 2019 geleitet. Zum 1.1.20 wur-
de er zum Geschäftsbereichsleiter ernannt, der
die rund 130 Mitarbeiter starke Einheit mit
Zentrale in Dresden und Standorten in Dresden,
Bautzen, Chemnitz, Leipzig und Zwickau unter
dem Dach des SIB führt.
„In unserer fachlichen Aufgabenerledigung
sind wir selbständig und genießen das volle
Vertrauen der Geschäftsführung. Das brauchen
wir auch bei unseren selbstbewussten Kunden.
Wir zahlen mit hoher Einsatzbereitschaft und
wahrnehmbaren Erfolgen zurück. Die Symbio-
se zwischen ZFM und SIB trägt schnell Früchte.
Beispielsweise haben wir die
aktuellen Ver-
handlungen zu den 5G-Standorten
in Sachsen
gemeinsam hervorragend gemeistert“
, erklärt
Oberacher.
1 | 2020 ZENTRALES FLÄCHENMANAGEMENT
Know-how in Personal-
und Liegenschaftsverwaltung
Martin Oberacher trat 1993 als junger Referent
in den Liegenschaftsbereich des Sächsischen
Staatsministeriums der Finanzen ein. Einige Jahre
als Büroleiter des Staatssekretärs Dr. Carl folg-
ten. Von 2003 bis 2014 war Martin Oberacher
als Unternehmensbereichsleiter sowie als Per-
sonalchef im SIB tätig.
Er will die Außenstellen
enger mit der Zentrale verbinden und den guten
Kontakt zu den Partnern vor Ort weiter fördern.
Zu den großen Städten, aber auch zu vielen
kleineren Kommunen, habe man bereits ein sehr
gutes partnerschaftliches Verhältnis, das weiter
ausgebaut werden soll.
Vielfältiges Aufgabenspektrum des ZFM
Das ZFM ist Ansprechpartner für unterschiedli-
che Klientel: Investoren, Pächter, Behörden, Kom-
munen und Landkreise. Die Aufgaben sind viel-
fältig: Beschaffung von Grundstücken für staat-
liche Aufgaben, Veräußerung des entbehrlichen
staatlichen Grundvermögens, Verpachtung lan-
deseigener Flächen, Vermögenssicherung und
-steuerung. Besonderen Wert legt Oberacher
Martin Oberacher,
Geschäftsbereichs-
leiter des ZFM
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FLÄCHE
Fiskalerbschaften und herrenlose
Grundstücke: ZFM gestaltet
2019 wurde der Freistaat Sachsen in 1.068 Fällen
Erbe Kraft Gesetzes. Das ZFM sichtet und bewer-
tet die Erbschaft, stellt bei Überschuldung einen
Insolvenzantrag und wickelt diesen ab. Nicht
selten enthalten Nachlässe auch Immobilien.
Diese gehen im Regelfall (kein Staatsbedarf) in
den Verkauf. Zwar sind „Schrottimmobilien“ mit
hohem Aufwand in der Mehrzahl, der Freistaat
erbt aber auch manchmal international, wie zum
Beispiel in Ungarn, auf Sardinien oder in Rom!
Aktuell sind rund 4.000 Fiskalfälle, die sich
häufig über mehrere Jahre ziehen, in Bearbei-
tung, davon die Hälfte mit Immobilienanteil.
Hinzu kommen rund 800 herrenlose Grund-
stücke, bei denen der Freistaat ein Aneignungs-
recht hat, das er auch weitergeben kann. Hier
treten Konstellationen auf, in denen die für den
Standort zuständige Kommune mit Fördermit-
teln Positives bewirken könnte. Das ZFM berät
und unterstützt, wenn dies gewünscht wird.
ZFM und SIB – ein starkes Team
Die Schnittstelle Landesbedarf und Behörden-
unterbringung funktioniert nur gemeinsam. Die
einzelnen Einheiten von SIB und ZFM ergänzen
sich optimal und ermöglichen eine effektive
zentrale Steuerung. So kann aus einer Hand
analysiert werden, ob Miete, Bau oder Kauf
am sinnvollsten wäre. Dabei sind Anmietung
und Verwaltung im kaufmännischen Bereich
des SIB angesiedelt, während die Projektent-
wicklung und bauliche Umsetzung Sache des
Bereiches Bauen im SIB sind. Im ZFM wieder-
um erfolgen die Marktbeobachtung, Sichtung
und der Erwerb oder Tausch der benötigten
Liegenschaften. Dafür wurde in den letzten
drei Jahren auch eine einheitliche Datenbasis
geschaffen.
„Bauen kann man nur auf einem Grundstück!
Unsere Marke, welche stark mit Immobilien-
kompetenz im Sinne von Portfoliosteuerung
landeseigener Flächen verbunden ist, ergänzt
die SIB-Kompetenzen in Bau, Miete und Facility
Management. Von den Shared Services des SIB,
wie zum Beispiel Personal und IT, profitiert auch
die ZFM-Familie“
ist der Geschäftsbereichs-
leiter ZFM überzeugt. Abschließend stellt Martin
Oberacher fest:
„Die Schnittstellen im Projekt-
management bei fachlicher Abgrenzung und
klarer Verteilung der Kompetenzen wirken in
alle Richtungen belebend. Wir sind gemein-
sam mit dem SIB kompetenter und effizienter
Ansprechpartner für alle Belange rund um frei-
staatliche Flächen und Immobilien.“
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.immobilien.sachsen.de
Immobilien mit Potential –
direkt vom Eigentümer
Der Verkauf von Wohn- und Gewerbeobjekten,
Baugrundstücken und Spezialimmobilien vor
allem auch an Privatpersonen obliegt dem Ge-
schäftsbereich ZFM Immobilien. Einer der wich-
tigsten Abschlüsse in den letzten Jahren ist die
Premiumfläche des „Quartier 3“ am Dresdner
Neumarkt, auf der nun u. a. das Quartier Hoym
entsteht.
„Auch wenn die Filetgrundstücke rarer
werden, ist unser Portfolio spannend und an-
spruchsvoll: Wir brauchen gerade für Problem-
immobilien innovative Ideen, frische Konzepte,
Verhandlungsgeschick und nicht zuletzt einen
langen Atem“
, so Martin Oberacher.
Ökoflächenagentur Sachsen (ÖFA):
Win-win für Ökologie und Wirtschaft
Die Ökoflächenagentur Sachsen als Teil des ZFM
koordiniert Kompensationsmaßnahmen. Dabei
entstehen echte Win-win-Situationen, wie der-
zeit beim Ausbau des VW-Werkes in Mosel:
„Zum Ausgleich für die Flächenversiegelung be-
nötigt Volkswagen Ökopunkte. Auf Vorschlag
des ZFM wurde eine Schweinemastanlage auf
einer vertraglich gesicherten Fläche zurück-
gebaut und renatuiert. Die Ökoflächenagentur
Sachsen übernimmt dabei alle zukünftigen
Unterhaltungs-, Pflege- und Dokumentations-
pflichten und leistet damit obendrein einen
wertvollen Beitrag zur Wirtschaftsförderung.“
auch darauf, mit der Bereitstellung geeigneter
Flächen einen Beitrag zur weiteren Stärkung
der Forschungs- und Wissenschaftslandschaft
im Freistaat zu leisten:
„Wir sind hier außeror-
dentlich erfolgreich, weil wir vorausschauend,
seriös und flexibel agieren.“
Das ZFM ist außer-
dem für Fiskalerbschaften sowie Aneignungs-
rechte zuständig und vermittelt Kompensati-
onsflächen und Ökokontomaßnahmen.
1 | 2020
8
GUTE IDEEN
SIB in Brasilia
Auslandseinsatz zur Sanierung der Deutschen Botschaft Brasilia
Die Rahmenbedingungen sind nicht all-
täglich: Auftraggeber ist das Auswärtige
Amt, das Bundesministerium des Innern ist
oberste technische Instanz, die Fachaufsicht
hat das Sächsische Staatsministerium der
Finanzen. In dieser Konstellation bereitet
der SIB aktuell die Sanierung der Deutschen
Botschaft in Brasilia vor.
Auch die Gegebenheiten vor Ort unterscheiden
sich deutlich von den in Sachsen gewohn-
ten: Das Projektteam Auslandsbau im Bereich
des Bundesbaus der Niederlassung
Leipzig I unter der Leitung von Lutz
Maerker berichtet:
„Angefangen
vom Arbeitsmarkt über das Verga-
berecht, das komplexe Steuersys-
tem, die klimatischen Unterschiede,
die Gesetze, Normen und Richt-
linien Brasiliens und die sicher-
heitstechnischen Belange der Bot-
schaft bis hin zu unterschiedlichen
Denk- und Handlungsweisen der
beteiligten Instanzen bietet dieses
Projekt große, aber auch reizvolle
Herausforderungen.“
Kennzahlen zur Liegenschaft
Grundstücksfläche: ca. 25.000 m²
Bruttogeschossfläche: ca. 10.300 m²
Nutzungsfläche 1–7: ca. 4.600 m²
Besondere Liegenschaft
Architekt der 1964–1971 geplanten und er-
bauten Botschaft war Hans Scharoun (1893–
1972). Sie war sein einziges Projekt im Ausland
und zugleich eine der ersten Botschaften, die
in Brasilia fertiggestellt und dem Nutzer über-
geben wurden.
„Als ausdrucksstarker Vertreter
der organischen Architektur hat Scharoun ein
Gebäudeensemble geschaffen, das durchaus
als denkmalwürdig zu bewerten ist. Der von
Roberto Burle-Marx geplante Residenzgarten
und die Lichtkunst von Günther Ferdinand Ris
werten den Compound zusätzlich auf. Das be-
sonders gelungene äußere Erscheinungsbild der
Anlage setzt sich in den Innenräumen fort. Den
räumlichen Höhepunkt bilden die Empfangs-
räume des amtlichen Teils der Residenz“
, so das
Projektteam.
Die Liegenschaft besteht aus der Kanzlei mit
Kinosaal, der Residenz mit amtlichem und
privatem Teil, vier Wohnhäusern, einer Appar-
tementanlage mit acht Einzelappartements
sowie der Außenwache mit Schleuse. Neben
je einem Swimmingpool für Botschafter und
Mitarbeiter finden sich in den Außenanlagen
ein Sportplatz und ein Wasserbecken mit Kun-
stinstallation. Zur Infrastruktur gehören Gara-
gen und überdachte Parkplätze.
Sanierungsbedarf
Ziele
Aufgabe des SIB ist es, die prägnante und
denkmalwürdige Architektur zu bewahren und
eine nachhaltig betriebssichere Liegenschaft zu
schaffen. Dabei sollen die Qualitäten im Ziel-
dreieck „Kosten, Termine, Qualitäten“ einen be-
sonderen Schwerpunkt einnehmen.
Wirtschaft-
lich, energetisch effizient und robust sollen die
technischen Anlagen ausgelegt werden. Die
Sanierung wird schrittweise und im laufenden
Betrieb unter Berücksichtigung der ortspezifi-
schen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Vor-
aussetzungen voraussichtlich von Dezember
2022 bis August 2026 erfolgen.
Der Sanierungsbedarf ist immens. So sind
Schäden an der Baukonstruktion, wie Risse in
Außenwänden, Feuchte- und andere Schäden
zu beheben. Auch müssen erhebliche Sanie-
rungsmaßnahmen in den Bereichen Klima-,
Lüftungs- und Sanitäranlagen, Elektro-, Sicher-
heitstechnik und Gebäudeautomation sowie
Außenanlagen geplant und realisiert werden.
Bei früheren Sanierungsmaßnahmen wurde
zudem nicht immer im Detail auf die Bewah-
rung der ursprünglichen architektonischen Ge-
staltungsidee geachtet. Deshalb wird auch ein
Augenmerk auf dieses Thema zu richten sein.
Einer der räumlichen Höhepunkte: Empfangsräume der Residenz
Außenwache mit Ein- und Ausfahrt zum Compound
der Deutschen Botschaft Brasilia
9
GUTE IDEEN
1 | 2020
Wer Dresdens Geschichte aus einer anderen, modernen Perspektive kennenlernen möchte,
kann das seit kurzem in der bereits im 16. Jh. erbauten Festung Dresden tun. Ein Lift hinab von
der Brühlschen Terrasse und ein Eingang vom Terrassenufer aus bringen die Besucher in die
mit einem Steg- und Wegesystem vollständig barrierefrei erschlossenen Gewölbe. Da sich die
Räume nicht für ein normales Museum eignen, haben sich die Staatlichen Schlösser, Burgen
und Gärten Sachsen (SBG) für ein neues, multimediales Museumskonzept entschieden, in dem
die Besucher Geschichte sehen, hören und sogar spüren können. Schlösserland Sachsen ver-
spricht hier eine spektakuläre Erlebnis-Schau auf 1.500 m
2
, die „Festung Xperience“. Mit be-
eindruckenden animierten Projektionen, die den Besucher um 360 Grad umgeben und ihn
ansprechen, wird hier Geschichte auch emotional erlebbar gemacht.
Festung Dresden
wieder zugänglich
Der SIB ermöglichte eines der modernsten und innovativsten Museen Deutschlands –
im ältesten original erhaltenen Gebäude Dresdens
Enge Zusammenarbeit
von Nutzer und SIB
Bauleiter Norbert Seidel aus der Niederlassung
Dresden I des SIB leitete die Baumaßnahme für
dieses außergewöhnliche Museumskonzept.
Die Niederlassung koordiniert unter anderem
auch die Baumaßnahmen am Dresdner Schloss
oder dem Zwinger. Norbert Seidel war seit 1984
in der Bauabteilung der Staatlichen Kunst-
sammlungen Dresden tätig und wurde 1991
mit der Abteilung in das Staatshochbauamt
Dresden I zum heutigen SIB übernommen:
Nach ca. 15 verschiedenen Projekten an histo-
rischen Denkmalobjekten in Dresdens Altstadt
kennt er sich bestens mit der Materie aus. Sein
größtes Projekt war die Sanierung des Alber-
tinums (2005–2010) mit einem Bauvolumen
von 55 Millionen Euro. Auch die Restaurierung
der im Eigentum des Freistaates befindlichen
Kathedrale Dresden (Hofkirche) geschah unter
seiner Projektleitung. Seit 1994 ist er als zu-
ständiger Sachbearbeiter Hochbau für die ge-
samte Brühlsche Terrasse zuständig.
Bauingenieur
Norbert Seidel
weiter siehe Folgeseite
10
1 | 2020
GUTE IDEEN
Bei der baulichen Ertüchtigung der Festung Dresden für die museale Neu-
ordnung musste er unter anderem Anforderungen des Denkmalschutzes,
der störungs- und barrierefreien Nutzung sowie des Hochwasserschutzes
berücksichtigen. Zudem galt es natürlich auch, verantwortlich mit den
Mitteln umzugehen.
„Allen Anforderungen gerecht zu werden gelang uns mit Hilfe der
drei beteiligten Sachgebietsleiter Kai-Uwe Beger, Dr. Volker Fischer und
Joachim Thäle sowie den zahlreichen eingebundenen Kollegen. Wichtig
war auch die offene und sehr konstruktive Kommunikation mit der Staat-
liche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH.“
„Diese Art der Kultur-
vermittlung ist bisher
deutschlandweit ein-
zigartig in der Land-
schaft der Schlösser-
verwaltungen“
, sagt
Dr. Christian Striefler,
Geschäftsführer der
Staatliche Schlösser,
Burgen und Gärten
Sachsen gGmbH (SBG).
Der neue Aufzug, der die Besucher vom „Balkon
Dresdens“ direkt in die Festung führt, stellte
eine besondere technische und gestalterische
Herausforderung dar.
Für ihn wurde in enger Abstimmung mit der
Denkmalpflege ein neuer Durchbruch durch
die Tonnengewölbe des historischen Festungs-
körpers geschaffen.
„Spannend war die Ausschachtung des
neuen Aufzugsschachtes zwischen den bis zu
12 Meter tief eingebrachten 24 Stahlbeton-
pfählen. Für den Durchbruch vom Schacht in
die ‚Eingangstonne‘
wendeten wir Verbau- und
Aushubtechniken
aus dem Bergbau mit Kleinst-
technik für den Aushub der Erdmassen an“
, so
Seidel.
„Eine bautechnische Herausforderung
war auch der unterirdische Neubau des Tech-
nik- und WC-Gebäudes, das zwischen Festung
und historischem Fernwärmekanal an die alten
Mauern des Museums angedockt wurde.“
Der in die Festung integrierte unterirdische
Technikkubus mit allen wichtigen Technikan-
lagen wurde hochwassersicher schottbar aus-
geführt. Die modern gestalteten Kassenboxen
im Eingangsbereich bestehen aus hochwasser-
festen Materialien, damit sie im Hochwasserfall
stehen bleiben können.
Bauliche Besonderheiten
„Ein solches Projekt kann man nur mit verlässlichen und
kompetenten Partnern verwirklichen. Unser Dank gilt
an dieser Stelle nicht nur dem Finanzministerium des
Freistaates Sachsen für die Unterstützung, sondern auch
dem Sächsischen Immobilien- und Baumanagement.
Einmal mehr konnten wir die starke Partnerschaft
und professionelle Zusammenarbeit von Schlösser,
Burgen und Gärten Sachsen und
SIB unter Beweis stellen.“
Die Leichtmetall-Verkleidung des Aufzugskopfes erinnert an
ein Kettenhemd. Die Türklopfer in Form von Löwenköpfen
verweisen als traditionelles Schutz- und Machtsymbol
auf das einzige erhaltene Stadttor Dresdens, das sich
in der Festung Dresden befindet.
Dr. Christian Striefler
GUTE IDEEN
1 | 2020
Dipl.-Ing. (BA) Danilo Weber war neben seinen Kollegen, den Sachbear-
beitern Volker Mitschke (Starkstromanlagen), Jörg Schaus (Fernmelde-
und Informationstechnische Anlagen) und Holger Schmidt (Maschinen-
technik), für einen wichtigen Teil der aufwändigen technischen Einbauten
zuständig – und zuweilen auch dafür, dass man diese nicht sieht. Denn
der historische Gesamteindruck soll nicht durch die moderne Technik ge-
stört werden.
Seit 1.1.2015 im SIB tätig, hatte Danilo Weber als Sachbearbeiter für
Heizung, Lüftung und Sanitär bereits zuvor einige Projekte für die staatli-
chen Schlösser, Burgen und Gärten betreut, wie die Wärmeversorgung in
Schloss und Park Pillnitz und die Georgenburg als Teil der Westbebauung
auf der Festung Königstein.
„Für die Bewältigung dieser neuen Heraus-
forderung bedurfte es wiederum eines verlässlichen und kompetenten
Miteinanders zwischen Nutzer, Kollegen und Auftragnehmern – denn nur
so können während der Ausführung bei Änderungen oder Verzögerungen
in der Bauphase gemeinsame Ergebnisse zur Zufriedenstellung aller Sei-
ten erzielt werden“
, freut sich Danilo Weber.
In das älteste Gebäude Dresdens Neues zu integrieren, war gerade im
Bereich der Haustechnik oft eine Herausforderung. So mussten für den
Starkstrom ca. 13.800 Meter Kabel und Leitungen verlegt werden, für
Schwachstrom und Medientechnik nochmal ca. 5.000 Meter.
„Das ist in
historischen Gebäuden nie Standard. Der größte Aufwand ist es oft, die
Technik zu verstecken. Schlitzen, Bohren und Stemmen waren im denk-
malgeschützten Sandsteingewölbe keine Option. Daher haben wir hier
vieles unter dem neuen Sandsteinfußboden verlegt. Kabel und Rohrleitun-
gen befinden sich insbesondere unter dem Laufsteg und die Beleuchtung
für den Rundgang sogar in seinem Geländer“
, verrät Danilo Weber.
Danilo Weber weist auf eine weitere technische Raffinesse hin. Sie wurde
in der Festung zum ersten Mal überhaupt eingesetzt: Im Kassenbereich,
bei der Ausgabe der Audioguides, sorgt eine neuartige Deckenstrahl-
heizung auf Basis von Halbleiter-Bauelementen, also Infrarot-LEDs, ener-
gieeffizient für Wärme.
„Anstelle der Temperaturstrahlung fester Körper
wird hier elektromagnetische Strahlung in einem vergleichbaren Wellen-
längenbereich genutzt. Damit wird der Anteil der aufgewandten Ener-
gie, der tatsächlich in Strahlung umgewandelt wird, signifikant erhöht:
Den Verbrauch der Heizung konnten wir mit dieser Entscheidung um ca.
20 Prozent senken“
, berichtet Weber.
Modernste Einbauten im Denkmal
Vier verschiedene Baumaßnahmen
KBM Sicherheit und Überwachung der Festung: 350.000 Euro
KBM Hochwasserprävention Neubau Technik- und WC-Gebäude: 1.486.000 Euro
Hochwasserschadensbeseitigung: 1.440.000 Euro
museale Neukonzeption der Festung Dresden: 6.033.000 Euro
Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom
Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Umbau der Festung Dresden
Norbert Seidel und Danilo Weber empfehlen den Besuch „ihres“ Museums
gern:
„Schon in den ersten drei Monaten waren über 40.000 Besucher in
der Festung Dresden. Und auch wenn es im Sommer draußen über 30 Grad
heiß ist, wird es durch die dicken Außenwände und Gewölbeüberdeckungen
unten in der Festung nur angenehme 20–22 Grad warm sein.“
Für die Gesamtmaßnahme, die traditionelles Handwerk und modernste
Technik im Denkmalschutz verbindet, wurden 84 Firmen und 24 Pla-
nungs- und Ingenieurbüros beauftragt. Bei der deutschlandweiten Aus-
schreibung kamen rund 95 Prozent der beauftragten Firmen aus Sachsen.
Projektleiter Norbert Seidel blickt zurück:
„Die Aufgabenstellungen waren schon speziell.
Manche Ausschreibungen mussten zwei Mal
wiederholt werden, weil kein Angebot eingegan-
gen war. Trotz dieser Schwierigkeiten konnten
wir den Übergabetermin halten.“
Dipl.-Ing. (BA)
Danilo Weber
Beeindruckend ist, dass auch die schwierige Belüftung der unterirdischen
Gewölbeanlage fast unsichtbar erfolgt. Nur ein einziges, an vorgegebenem
Ort verstecktes Lüftungsgerät, ein Ventilator und versteckte Gebäude-
öffnungen sorgen dafür. Lüftungskanäle oder -verteiler sucht man ver-
geblich. Intensive Testreihen ermöglichten es, die Luftzirkulation bei ge-
ringsten Einbauten zu gewährleisten. Die Steuerung geschieht auf Basis
permanenter Messung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO
2
-Gehalt.
„Ich sage immer: Für jedes Problem
gibt es eine Lösung.“
Danilo Weber
weiter siehe Folgeseite
84
Firmen +
Beauftragung für
die Baumaßnahmen:
24
Planungs- und
Ingenieurbüros
davon ca. 95 %
Sächsische Unternehmen
Zahlen zur
Festung Dresden
Für die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH schuf der SIB im ältesten
original erhaltenen Gebäude der sächsischen Landeshauptstadt die baulichen Vorausset-
zungen für ein hochmodernes Museum. Dabei kamen beeindruckende Zahlen zusammen.
1.500
spektakuläre Erlebnis-Schau
m
2
Die Festung Dresden ist
das älteste original erhaltene
Gebäude Dresdens aus
dem
16
J
.
h.
12
1 | 2020
SIB IN ZAHLEN
Planung: Architekturbüro Raum und Bau GmbH
Ausstellungsgestaltung: Tamschick Media + Space GmbH
Energieeinsparung
20
%
durch neuartige Decken-
strahlheizung auf
Basis von
Infrarot-LEDs
13.800
m
5.000
m
Kabel und Leitungen
für Starkstrom
für Schwachstrom und
Medientechnik
13
SIB IN ZAHLEN
1 | 2020
neuer Aufzug
vom „Balkon Dresdens“
in die Festung
12 m
tiefer Schacht
24
Stahlbetonpfähle
350
m
2
Gitterroste
aus Polyesterharz im
Steg-Wegsystem verbaut
1.150
neu verlegte
Sandstein-
Fußbodenplatten
ca.
1 | 2020
14
GUTE IDEEN
E-Mobilität hat in der sächsischen Landes-
verwaltung einen immer höheren Stellenwert.
Die Nutzer der landeseigenen Immobilien
möchten zunehmend elektrische Dienst-Kfz
beschaffen. Dafür benötigen sie Stellplätze
mit entsprechenden Lademöglichkeiten. Der
SIB hat dazu ein Konzept erarbeitet, das die
initiative Errichtung von 500 Ladestationen
unabhängig von eventuellen Forderungen
der Nutzer vorsieht.
Im Februar 2019 beauftragte die Geschäftsfüh-
rung des SIB die Niederlassungen, das mit dem
SMF abgestimmte „Konzept Ladeinfrastruktur
für elektrische Dienst-Kfz des Freistaates Sach-
sen“ umzusetzen. Im Rahmen des Bauunter-
haltes sollen nach Möglichkeit mindestens zwei
Ladestationen pro Liegenschaft geschaffen
werden – eine je Nutzer und eine zusätzliche
für Besuchs-Dienst-Kfz.
Elektrisch
unterwegs
SIB schafft mit bis zu 700 Ladestationen die Grundlage
für eine flächendeckende Nutzung von elektrischen
Dienst-Kfz des Freistaates Sachsen
Martin Leverenz, Leiter integriertes
Facilitymanagement
„Unser Ziel ist es, gleiche Lade-
bedingungen in allen größeren
Liegenschaften des Freistaates
Sachsen zu gewährleisten –
mit einer einheitlichen Autori-
sierung und Bedienbarkeit
der Ladestationen.“
Weitere 200 Ladestationen stehen zur Verfü-
gung, um zusätzliche Nutzeranforderungen
zu berücksichtigen und um auch bei den
Baumaßnahmen, die bereits in der Planungs-
und Errichtungsphase sind, einheitliche Lade-
möglichkeiten vorzusehen.
„Der Fokus liegt zunächst auf den Liegenschaften
mit günstigen Rahmenbedingungen aus elekt-
rotechnischer Sicht, also z. B. einer Mittelspan-
nungsversorgung“
berichtet Norbert Dietze,
Sachbearbeiter Elektrotechnik im Fachgebiet
Integriertes Facility Management. „
Auf die In-
stallation eines Abrechnungssystems haben wir
bewusst verzichtet, denn die Kosten für Zähler,
Übertragungsmodul und Datenbereitstellung
wären höher als die Kosten der bezogenen
Elektroenergie selbst“
, wie er nach Auswertung
des EMoPol-Pilotprojektes der sächsischen Po-
lizei weiß.
Um die Einheitlichkeit der Ladestationen zu
gewährleisten, wurden diese zentral durch
die SIB-Niederlassung Dresden I ausgeschrie-
ben. Bereits ab Juni stehen die Drehstrom-
Ladestationen mit einer maximalen Leistung
von 22 kW zum Abruf zur Verfügung. Dann
können die ersten Liegenschaften mit der neu-
en Ladeinfrastruktur ausgestattet werden, wie
Norbert Dietze,
Sachbearbeiter Elektrotechnik
neue Ladeboxen für den
Freistaat: smartEVO PRO
in Kürze zum Beispiel die Hochschule für Tech-
nik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, das Haupt-
staatsarchiv Dresden und die Hochschule der
sächsischen Polizei Rothenburg.
Anfang 2022 soll die initiative Ausstattung der
Liegenschaften mit Ladestationen abgeschlos-
sen sein. Die nach und nach entstehenden
Standorte aller Ladestationen einschließlich
ihrer technischen Parameter werden auf der
SIB-Website unter der Rubrik Nachhaltigkeit
visualisiert, um die Fahrten mit Elektromobilen
einschließlich des Aufladens planbar zu machen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel
auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag
beschlossenen Haushaltes.
1 | 2020
15
AUF DER BAUSTELLE
Vor Baumaßnahmen müssen Verdachtsflächen auf Kampfmittel untersucht werden. So auch
der Sportplatz Teplitzer Straße in Dresden – in einer für Sachsen bisher einmaligen Dimension.
Sportplatz mit 7.200
„Maulwurfshügeln“
Meist sind es Studierende der TU Dresden, die den Sportplatz Teplitzer
Straße in Dresden-Strehlen nutzen. Doch es ist schon eine Weile her,
dass hier der letzte Ball ins Tor gelangte.
Bereits im Jahr 2014 hatte die Niederlassung Dresden II des SIB mit der
Planung zur Sanierung des Platzes begonnen, denn der Baugrund soll-
te erneuert werden. Im Jahr 2015 wurden auf dem Sportplatz zunächst
Zelte für eine Flüchtlingsunterkunft gebaut. Als die Planung der Baumaß-
nahme 2016 weitergehen konnte, zeigte sich schnell, dass sie nicht ganz
risikofrei sein würde. Denn ein Blick in die Geschichte der Liegenschaft
zeigte, dass Anfang 1945 hier zahlreiche Gebäude zerstört worden waren –
tatsächlich liegt der heutige Sportplatz auf einer dreieinhalb bis vier
Meter starken Schicht aus Schutt und Trümmern.
Der Sachgebietsleiter Ingenieurbau des SIB Matthias Rudolph:
„Wir
mussten damit rechnen, dass im Boden noch scharfe Bomben, Spreng-
sätze oder Munition liegen.“
Experten zufolge gibt es unter den Weltkriegsbomben etwa 15 Pro-
zent Blindgänger.
„Wir hatten für das etwa 15.000 Quadratmeter große
Areal nun zwei Möglichkeiten: ausbaggern oder sondieren. Den Aushub
hätten wir komplett entsorgen und den Bereich wieder auffüllen müssen,
die Sondierung war daher die weitaus preiswertere Lösung.“
Die Kampf-
mittelsondierung war auch technisch gesehen interessanter: Die Fläche
wurde mittels GPS mit einem Netz aus ca. 7.200 Bohrpunkten im Ab-
stand von 1,5 Metern versehen, an denen jeweils neun Meter tief ge-
bohrt wurde. In die Bohrlöcher konnten die Arbeiter dann Sonden hin-
ablassen, mit denen im Radius von 75 cm sämtliche ferromagnetische
Objekte registriert und aufgezeichnet wurden. Die Ergebnisse wurden
standortgenau gespeichert und analysiert. Die Sachbearbeiterin für Um-
weltschutz/Altlasten/Abfall des SIB, Ilona Kobuß, rechnet schon bald mit
der abschließenden Analyse:
Die eigentliche Sportplatzsanierung kann erst im Anschluss stattfin-
den, abschließend wird dann eine neue Platzdecke aufgebracht. Der
heterogene Untergrund erfordert, dass die entstandenen Löcher mit
Fließboden verfüllt werden müssen, bevor die Deckschicht aufge-
bracht werden kann.
„Derart mit Bodenmörtel gespickt, wird die Stabi-
lität des Bodens über dem in der Tiefe liegenden, trockenen und harten
Pläner (ein in Dresden typisches Sedimentgestein) jetzt sogar deutlich
verbessert“
, freut sich Matthias Rudolph über einen positiven Neben-
effekt der Sondierung.
Die Kosten der Sanierung betragen insgesamt ca. 2,5 Mio. Euro, da-
von entfallen ca. 1,2 Mio. Euro auf die Kampfmittelsondierung. Etwa im
Herbst könnten dann die Studierenden der TU Dresden auch auf dem
Sportplatz Teplitzer Straße wieder Sport treiben.
„Mit Hilfe unserer Untersuchungen werden
wir schon bald die Kampfmittelfreiheit
des Sportplatzes erklären können.“
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom
Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Ilona Kobuß, Sachbearbeiterin
für Umweltschutz/Altlasten/
Abfall des SIB
Matthias Rudolph,
Sachgebietsleiter
Ingenieurbau des SIB
16
1 | 2020
AUF DER BAUSTELLE
SIB ermöglicht interdisziplinäre Spitzenforschung und Technologietransfer
für die Mobilität der Zukunft
Praxisnähe durch
Schwingfundamente
Durch umfangreiche bauliche Maßnahmen können in Dresden künf-
tig neueste Fahrzeugtechnologien und Mobilitätskonzepte erforscht
werden. Das SIB Magazin blickt auf den zweiten Bauabschnitt des
Fahrzeugtechnischen Versuchszentrums (FVZ) für das Institut für
Automobilforschung Dresden (IAD) der Fakultät Verkehrswissen-
schaften der TU Dresden.
Schon als das Automobil gerade erst erfunden war, war Dresden ein
wichtiger Standort für die noch junge Kraftfahrzeugindustrie. Hier hatte
einer der Urväter der modernen Fahrzeugtechnik, Prof. Hermann Scheit,
seit 1898 am Lehrstuhl für Maschinenbaukunde neue Testkapazitäten
geschaffen, um Fahrzeug- und Getriebeentwicklungen zu prüfen und zu
testen. Heute ist die Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ an
der TU Dresden das größte akademische Kompetenzzentrum auf ihrem
Gebiet in Deutschland.
Mit den Gebäuden des FVZ schafft der SIB eines der größten universitä-
ren Fahrzeugversuchszentren Deutschlands und damit eine weitere we-
sentliche Grundlage für exzellente, interdisziplinäre und praxisorientierte
Forschung. So erhalten die Professuren Kraftfahrzeugtechnik und Fahr-
zeugmechatronik ein weltweit einzigartiges Instrumentarium für die For-
schungsschwerpunkte Intermodaler Verkehr und Mobilität der Zukunft.
Die hier entwickelten Simulationsmodelle dienen unter anderem der Er-
forschung neuer Fahrzeugkonzepte und der Interaktion von Verkehrsteil-
nehmern. Die enge Bündelung der Versuchsanlagen ist dabei ein beson-
derer Vorteil für die Computersimulation mit Gesamtfahrzeugmodellen.
Im ersten Bauabschnitt (2013–2014) war die Grundlage für die gemeinsa-
me Unterbringung aller Prüfstände in einem Gebäudekomplex geschaffen
worden. Hierfür waren unter anderem eine leistungsfähige Trafostation
mit drei Transformatoren à 1.250 kVA errichtet und der Bereich der „Hohen
Halle“ in der Fahrzeughalle 127 saniert und umgebaut worden.
Im ersten und zweiten Bauabschnitt werden insgesamt sieben
Schwingfundamente mit Stahlbetonkörpern von je ca. 52 bis 302 t Masse
geschaffen – in Summe 1.147 t. Das größte von ihnen, ca. 100 m
2
groß,
dient der Aufnahme eines in Europa in dieser Dimension einmaligen
Gesamtfahrzeugprüfstandes. Im Rahmen der Gesamtbaumaßnahme wer-
den ca. 300 LKW-Ladungen (9.000 t) Erdaushub bewegt. Für Prüfstands-
gruben, Bodenkanäle, Decken und Bodenplatten werden zusätzlich etwa
2.100 m
3
(ca. 4.500 t) Beton und ca. 400 t Bewehrungsstahl verbaut.
Eine besondere Herausforderung ist die unmittelbare Verbindung von
Prüfständen und Prüfstandgruben mit Bodenkanälen, Leerrohrsystemen
und dem hallenverbindenden Kollektorkanal:
„Bei diesem komplexen
Projekt sind die Schalarbeiten eher dem Modellbau als dem klassischen
Schalungsbau zuzuordnen“
, so Jörg Dittrich, Sachbearbeiter im Sach-
gebiet Hochbau in der SIB Niederlassung Dresden II, der die Gesamtbau-
Enorme bauliche Aufgabe
„Mit seiner hohen Anwendungsnähe bietet
das FVZ optimale Voraussetzungen für
einen Technologietransfer in die sächsische
Industrie, wie er letztlich mit dem Leitspruch
‚Wissen schafft Brücken – Bildung verbindet
Menschen‘ im Zukunftskonzept der
TU Dresden verankert ist.“
Prof. Dr.-Ing. Günther Prokop, Dekan der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“
Dipl.-Ing. (FH) Jörg Dittrich
(Hochbau)
Planung: planungsbüro HOFMANN
17
AUF DER BAUSTELLE
1 | 2020
maßnahme als Projektleiter betreut. Prof. Dr.-Ing. Bernard Bäker, Inhaber
des Lehrstuhls für Fahrzeugmechatronik, resümiert:
„Im Ergebnis bietet
aber gerade die mögliche Vernetzung der Versuchsanlagen enorme Vor-
teile für die Forschung.“
Im zweiten Bauabschnitt, begonnen im Mai 2018, werden in den Gebäuden
125 und 127, die in den 1980er Jahren für militärische Zwecke errichtet
wurden, aktuell weitere Forschungsanlagen eingebaut. Die Versuchsge-
bäude können voraussichtlich Ende 2022 in Betrieb genommen werden.
„Mit Fertigstellung des FVZ wird Dresden ein Forschungsstandort der Auto-
mobilforschung mit einer einmaligen Dichte, Modernität und Vernetzung
von Prüfständen in Europa sein“
, so Jörg Dittrich.
Einzelne technische Prüfanlagen des FVZ haben die Dimension eines
mehrgeschossigen Einfamilienhauses und liefern hochpräzise Mess-
ergebnisse. Um die baulichen Grundlagen für Prüfstände dieser Art zu
schaffen, sind übliche Toleranzen im Baugewerk zu grob. Baut man
solche Anlagen räumlich derart geballt in Bestandsgebäude ein, erfordert
das besondere Lösungen – auch, weil sich die Prüfvorgänge nicht durch
ihre Nähe gegenseitig verfälschen dürfen.
„Die Integrationstiefe der Anlagentechnik in die Gebäudetechnik und die
daraus erwachsenden Wechselwirkungen sind immens. Zudem entwickelt
sich das Forschungsthema in der internationalen Forschungslandschaft
mit hoher Dynamik weiter. Daher haben wir die Anlagen- und Gebäude-
planung in der Ausführungsplanung gemeinsam simultan synchronisiert
und detailliert“
, so Jörg Dittrich.
„Das erfordert eine ungewöhnlich enge
Kommunikation aller Beteiligten, die dadurch möglichen Iterations-
schritte brachten aber letztlich Vorteile. Die zielorientierte Kooperation mit
Planern, Universitätsverwaltung und Lehrstühlen war und ist rundum
professionell und effizient.“
Im Verlauf der Bauplanung stellen die Mitarbeiter des SIB die Bauord-
nungskonformität der gemeinsam entwickelten intelligenten Lösungen
sicher. Dies gebe allen Projektbeteiligten zugleich die nötige Sicherheit
und die erforderliche Freiheit zum Lösen der anspruchsvollen Aufgaben.
„Ich bin stolz darauf, den hohen Anspruch mit
erfüllen zu dürfen, den der SIB in seiner Funktion
als Bauherr des Freistaates Sachsen hat. Solch
ambitionierte Bauvorhaben termingerecht
umzusetzen, schafft man nur mit motivierten,
großartigen Teams. Es ist uns gelungen,
ein solches Team zu formen.“
Für die bei diesem Bauvorhaben äußerst komplexe Betriebstechnik ist in
seiner Fachdisziplin Dipl.-Ing. (FH) Herbert Matzke zuständig. Der Sachbe-
arbeiter Elektrotechnik hat für den SIB schon eine Vielzahl ähnlich kom-
plexer Bauvorhaben begleitet, jedes mit seiner eigenen vom Nutzer ge-
forderten Spezifik. Manche der künftig acht Prüfstände des IAD verfügen
Jörg Dittrich
Flexible Kooperation mit dem Nutzer
Im 1. Bauabschnitt wurden ca. 6,4 Mio. Euro überwiegend aus Mitteln des Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Programm „Infrastruktur an Hochschulen“,
im nicht förderfähigen Anteil mit Mitteln des Freistaates Sachsen finanziert.
Im 2. Bauabschnitt liegen die genehmigten Kosten für die Sanierung und Modernisierung
bei rund 23,7 Mio. Euro. Die Maßnahme wird überwiegend aus Mitteln des EFRE im
Programm „Förderung von Forschungsinfrastruktur und Forschungsprojekten im Bereich
anwendungsnaher öffentlicher Forschung, Teilvorhaben Infrastruktur an Hochschulen“
und im nicht förderfähigen Anteil aus Mitteln des Freistaates Sachsen finanziert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom
Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Gebäudekennzahlen
Hauptnutzfläche: 1.503 m
2
Nebennutzfläche: 136 m
2
Funktionsfläche: 464 m
2
Bruttorauminhalt: 20.348 m
3
über Anschlussleistungen bis 1 Megawatt. Dazu kommen 5 Labore und
ein Versuchsfeld. Unter Regie von Herbert Matzke werden im Endausbau
insgesamt 35 km Elektroleitungen verlegt und rund 350 verschiedene
Leuchten installiert sein.
Herbert Matzke:
„Der maßgenaue und funktionsgerechte Einbau aller
technischen Anlagenteile in den Gebäudebestand – sowohl bediener- und
instandsetzungsfreundlich
als auch unter Einhaltung aller Normen, Vor-
schriften sowie Sicherheitsbestimmungen – ist selbstverständlich eine
Gemeinschaftsaufgabe. Der Erfolg wäre nicht möglich ohne die exzel-
lente Unterstützung durch meine Sachgebietsleiterin Betriebstechnik
Christiane Tiedt, die enge Zusammenarbeit mit dem federführenden
Sachgebietsleiter Hochbau Falk Wihsgott und dem Objektverantwort-
lichen Jörg Dittrich, dem Ingenieurbau, dem Vergabe- und Rechnungs-
wesen sowie der Prüfbeauftragten Frau Ute Höck“.
Auch die Zusammen-
arbeit mit hervorragenden Planern und ausführenden Firmen sei eine
große Freude bei diesem Projekt, so Herbert Matzke.
In einem dritten Bauabschnitt soll in den kommenden Jahren eine Fahr-
simulatorhalle „Autonomes Fahren“ zum Praxistest autonomer Fahrzeuge
geschaffen werden.
Dipl.-Ing. (FH) Herbert Matzke
(Betriebstechnik)
18
1 | 2020
AUF DER BAUSTELLE
Der Anfang der 50er Jahre errichtete Clemens-Winkler-Bau (CWB)
ist ein Leitbau der TU Bergakademie Freiberg (TUBAF). Aktuell von
sechs chemischen Instituten genutzt, ist er für die Unterbringung
moderner Labore mit heutigen Ansprüchen bautechnisch nicht mehr
geeignet. Vor seiner dringend notwendigen Sanierung wurde daher
entschieden, alle Labore in drei Neubauten zusammenzufassen. Diese
werden als Laborflügel westlich an den denkmalgeschützten Bau an-
geschlossen, der so zum Teil eines interessanten baulichen Ensembles
wird. Der „Laborflügel Nord“ wurde bereits 2014 errichtet. Aktuell
entstehen die beiden anderen, parallel dazu gelegenen Neubauten.
Der Clemens-Winkler-Bau selbst wird anschließend grundhaft sa-
niert um danach alle Büroflächen der Institute aufzunehmen.
SIB bündelt die Labore von acht Instituten und einem
Forschungszentrum der TU Bergakademie Freiberg – und
schafft so optimale Bedingungen für Forschung und Lehre
Zwei neue
Laborgebäude
8 Institute und ein Forschungszentrum
In den Laborflügeln Mitte und Süd werden neben den sechs chemischen
Instituten auch das Institut für Elektronik und Sensormaterialien, das
Institut für Mineralogie sowie das Hochdruck-Forschungszentrum Platz
finden. Die Ballung unterschiedlicher hochinstallierter technischer Nut-
zungen auf höchstem Niveau ist eine besondere Herausforderung für alle
Beteiligten.
Architektur
Die beiden kompakten Neubauten orientieren sich in ihrer Gestaltung am
Laborflügel Nord. Auch sie werden mit schmalen, transparenten Verbin-
dern direkt an den Altbau angeschlossen, wirken so eigenständig und
werten den Bestand zugleich städtebaulich auf. In ihrem Innern ent-
stehen ca. 4.500 m
2
Nutzflächen für Labore, Lagerflächen und Auswer-
tungen. Über jeweils drei Lichthöfe wird Tageslicht in das Innere geleitet.
Großflächige Kastenfensterelemente, die ca. 30 cm aus der Fassade her-
vorstehen, verleihen ihr einen plastischen Eindruck. Ihre flexible Anord-
nung ermöglicht es, dem unterschiedlichen Raumbedarf der Institute
gerecht zu werden.
Enorme technische Anforderungen
Der Installationsaufwand für die Labore, Werkstätten und Chemikalien-
lager ist beeindruckend. Fast 95 Prozent der 4.500 m² Hauptnutzfläche
der beiden Neubauten bestehen aus Laborflächen, in denen 780 laufende
Meter Laborarbeitstische verbaut sind. Hier werden insgesamt 35 ver-
schiedene Reinstgase in verschiedenen Druckstufen und Reinheitsgraden
zugeführt, 120 Laborabzüge werden im Gebäude betrieben. Im Laborflü-
gel Süd sind 70.000 m³/h Luftumwälzung gewährleistet, im Laborflügel
Mitte gar 100.000 m³/h.
„Dazu Sicherheits- und Chemikalienschränke, Vakuumtechnik – das
gesamte Portfolio der modernsten Labortechnik wird hier auf engstem
Raum in hoher Dichte verbaut“
, so
Dipl.-Ing. (FH) Heiko Kluge.
Visualisierung/Planung:
CODE UNIQUE Architekten GmbH, Dresden
Dipl.-Ing. (FH) für Wärme- und Umwelttechnik Heiko Kluge
19
AUF DER BAUSTELLE
1 | 2020
Gemeinsam mit dem Projektleiter Rico Göpfert arbeitet er intensiv an
der Erstellung der Neubauten, die bei unserem Treffen gerade aus dem
Boden wachsen.
Rico Göpfert, Sachbearbeiter Hochbau der Außenstelle Freiberg, arbei-
tet seit 1991 in der Bauverwaltung des Freistaates und beschäftigt sich
seit Mitte der 90er Jahre mit der Grundsanierung des CWB. Schon von
der ersten Idee an hat er die Ergänzungsbauten gesamtverantwortlich
begleitet:
„Und was man sich selbst eingebrockt hat, muss man dann
auch auslöffeln.“
Konkret bedeutet die Vielzahl unterschiedlichster hoch-
installierter Labore intensive Abstimmungen mit zahlreichen Partnern,
das ganze Projekt ist zudem zeitkritisch innerhalb der EFRE-Förder-
periode umzusetzen. Über die Jahre wechselten zudem Institutsleitungen,
wurden Forschungsbereiche neu ausgerichtet.
„Im Vorfeld der Entwurfs-
planung waren so viele Nutzergespräche nötig wie bei keinem anderen
meiner bisherigen Projekte. Die Ansprechpartner waren zudem jahrelang
eher provisorisch im Altbau untergebracht, so dass wir aufkommende
Wünsche immer wieder auf ein verantwortbares Kostenniveau herunter-
moderieren mussten“
, so Göpfert.
Dass er schon seit Jahren für die Gebäude der TUBAF zuständig ist,
half ihm dabei. Dennoch:
Planungskenndaten
Laborflügel Mitte: 2.514 m² (HNF), 27.835 m³ (BRI)
Laborflügel Süd: 1.988 m² (HNF), 23.958 m³ (BRI)
Baufeldfreimachung: 01/2017–12/2018
Genehmigung EW-Bau/Bauauftrag: Bauauftrag
für Flügel Mitte 11/2018, Süd 01/2019
Baubeginn: 06/2019
Fertigstellung (geplant): 12/2022
GBK Neubauten: 52.901,9 TEuro
davon Laborflügel Mitte: 26.373,6 TEuro
(Anteil EFRE 25.949,4 TEuro)
davon Laborflügel Süd: 26.528,3 TEuro
(Anteil EFRE 25.071,2 TEuro)
Sanierung Altbau (nicht in gen. GBK enthalten,
weitere 21,1 Mio. Euro), voraus. ab 2024
Im Zusammenspiel von Fenstern und Fassade entsteht eine homogene Gebäudeskulptur.
Sachbearbeiter Heiko Kluge verantwortet die gesamte Betriebstechnik
des Hauses, also Heizung-Lüftung-Sanitär, Laboranlagen, Reinstgasver-
sorgung, Gebäudeautomation. In seinen 13 Jahren beim SIB war auch er
stets für die Bergakademie zuständig, konnte ein gutes Vertrauensver-
hältnis zu seinen dortigen fachlichen Ansprechpartnern aufbauen.
„Die
„Die beiden Laborflügel werden für uns vom
finanziellen Rahmen und ihrer Komplexität her
auf absehbare Zeit das größte Projekt bleiben.“
Dipl.-Ing. (FH) Rico Göpfert
Zusammenarbeit klappt, nach etwa 30 gemeinsamen Projekten, reibungs-
los“
, berichtet er.
„Das ist auch wichtig, denn der Technikanteil ist in den
Laborflügeln natürlich unvergleichlich hoch. Damit ist das ein besonderes
Projekt für uns alle“
, so Kluge.
Heiko Kluge beschreibt:
„Der sogenannte Ultra-Spuren-Analysebereich
(USA) des Instituts Mineralogie erfordert einen Reinraum mit sehr hohen
Anforderungen an die Luftqualität. Dies wird üblicherweise durch sehr
weiter siehe Folgeseite
1 | 2020
20
AUF DER BAUSTELLE | SIB INTERN
Die Kosten für die beiden Baumaßnahmen betragen rund 53 Millionen Euro. Davon ent-
fallen 26,4 Millionen auf den Laborflügel Mitte und 26,5 Millionen auf den Flügel Süd.
Die Finanzierung erfolgt weit überwiegend aus Mitteln des Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE).
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom
Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
„Am interessantesten ist es, Einblicke in die Raumbedarfe
der verschiedenen Nutzer zu bekommen. Dafür optimale,
auch zukunftstaugliche bauliche Lösungen umzusetzen,
das reizt mich an meinem Job. Dabei ist es mein
persönlicher Anspruch, verantwortungsvoll mit den
zur Verfügung stehenden Finanzmitteln umzugehen.“
Heiko Kluge beschreibt:
„Hier beim SIB begleiten wir ein Projekt von der
ersten Idee bis zur Übergabe an den Nutzer. Das ist wie bei einem Kind,
das man großzieht und irgendwann ins Erwachsenenleben entlässt. Man
übernimmt für dessen Zukunft Verantwortung, kann seine persönliche
Handschrift hinterlassen.“
Besonders freut er sich, dass die von ihm
maßgeblich betreute Zentrale Kälteversorgung der TUBAF auch die Neu-
bauten mit versorgen wird, was die Effizienz der Anlage weiter steigert.
Fast alle Planer stammen übrigens aus Sachsen, berichten die beiden. Die
Übergabe an die Nutzer ist für etwa Ende 2022 geplant.
starken Luftwechsel im Raum erreicht – die Herausforderung war hierbei
allerdings, dass bei geringstem Luftaustausch trotzdem sehr hohe Luft-
qualitätsparameter eingehalten werden. Zusätzlich muss der Raum völlig
metallfrei gebaut sein.“
Interdisziplinär und effizient
Die Labore an der TUBAF waren bisher über den ganzen Campus verteilt.
„Sie nun – mit der gesamten Logistik ihrer Gasversorgung, der Be- und
Entlüftung, der Entsorgung – an einem Standort zu bündeln, ist technisch
unglaublich reizvoll und schafft natürlich auch eine ganz neue Effizienz“
,
berichtet Kluge.
„Das gilt auch für den fachübergreifenden Erfahrungs-
und Wissensaustausch der Wissenschaftler selbst.“
Beim Blick über die Baustelle sinniert Projektleiter Rico Göpfert:
„Ich finde es bemerkenswert, welch großes Budget für Baumaßnahmen
und die Bewirtschaftung von Immobilien durch den SIB erfolgreich um-
gesetzt wird. Dass das gelingt, liegt vor allem an den sehr guten Mitarbei-
terinnen und Mitarbeitern – ich freue mich, künftig einen Beitrag dazu zu
leisten.“
Dipl.-Wirtschaftsing. Dirk Grabow und sein Team sind unter an-
derem für die Planung und den Vollzug des Einzelplanes 14 zuständig, der
den Bau und die Bewirtschaftung der Immobilien des Freistaates Sachsen
monetär abbildet. Weitere Aufgaben sind der Vollzug und die Steuerung
des Wirtschaftsplanes sowie die kaufmännischen Jahresabschlüsse des
SIB. Als Verwaltungsleiter im Staatsbetrieb für Mess- und Eichwesen
konnte er in seiner vorherigen Tätigkeit aus Nutzersicht bereits erste Ein-
blicke in einen Teil der Arbeit des SIB erhalten.
Dirk Grabow (49) ist seit 1. Mai neuer Leiter
des SSC Rechnungswesen
Neustart im Mai
Dipl.-Wirtschaftsing.
Dirk Grabow
1 | 2020
21
SIB INTERN
Birte Jahns ist Leiterin des Shared Service
Centers (SSC) Personal
„Mein Team
ist ein Geschenk“
Für die ca. 1.230 Bediensteten des SIB ist Birte Jahns mit ihrem Team zuständig. Sie kann
dabei auf wertvolle Mitarbeiter und einen reichen Erfahrungsschatz bauen. Die Volljuristin
hatte im September 1999 gleich nach ihrem Referendariat ihren Dienst in der Landesver-
waltung begonnen. Nach elf Jahren als Personalreferentin im Sächsischen Staatsministerium
der Finanzen wechselte sie im Juni 2011 zum SIB. Hier war sie zunächst als Bereichsleiterin
Allgemeine Verwaltung in der Niederlassung Dresden I tätig. Schon ab Juli 2012 arbeitete sie
als Fachbereichsleiterin Zentrale Verwaltung/Personal in der Zentrale. Seit Inkrafttreten der
Strukturreform „SIB 2020“ im Januar 2017 ist Birte Jahns in ihrer heutigen Funktion tätig.
Wie bewerten Sie die Strukturreform 2020?
„Die Strukturreform ‚SIB 2020‘ ist aus meiner
Sicht ein großer Schritt, der allen Beteiligten
Anstrengung, Offenheit und auch etwas Mut
abverlangt hat. An ihrem Konzept konnte ich
seinerzeit selbst mitarbeiten – insbesondere
Aufbau und Prozesse des SSC Personal mitge-
stalten – und darf es seitdem umsetzen. Das
ist natürlich motivierend, zumal ich feststellen
kann, dass wir tatsächlich effektiver und ein-
heitlicher arbeiten und dadurch die Qualität
gesteigert haben.
Zunächst wurde dem Veränderungsprozess
auch innerhalb der Personalverwaltungen des
SIB zum Teil Skepsis entgegengebracht. Nach-
dem klar war, wie Organisation und Prozesse
gestaltet werden und dass sich für den einzel-
nen Bediensteten der Personalverwaltung gar
nicht so viel verändern wird, entstand Zuver-
sicht. Alle beteiligten sich konstruktiv, manch-
mal aber auch hart in der Sachdiskussion, an
der Ausgestaltung der zukünftigen Zusam-
menarbeit im neuen, größeren Team des SSC
Personal. Wir haben uns gerüttelt, gerieben und
gefunden. Ebenso empfinde ich die Phase der
Strukturveränderung in der Zusammenarbeit
mit den operativen Bereichen, den anderen Ser-
vicebereichen und auch den Interessenvertre-
tungen rückblickend als nicht immer einfach,
aber immer konstruktiv und bereichernd.“
Wie würden Sie die Tätigkeit im
SSC Personal beschreiben?
„Gemeinsam mit 18 Teammitgliedern in Dres-
den, Leipzig und Chemnitz sind wir zuständig
für das gesamte Personal des SIB. Dabei bear-
beiten wir vielfältige Aufgaben, wie Personalbe-
schaffung und -verwaltung, Personalplanung
und -entwicklung. So gilt es beispielsweise, die
Fortbildungsmaßnahmen für die Beschäftigten
zu koordinieren, im letzten Jahr insgesamt fast
2.200. Ich bin froh, dass es bei der Fülle unserer
Aufgaben gelungen ist, im SSC Personal ein
starkes Team zu formen, in dem man sich ge-
genseitig unterstützt, berät und auch mal für-
einander einspringt. Es ist wirklich ein Geschenk,
dass alle so mitziehen.“
Stichwort Fachkräftemangel: Wie gestaltet
sich aktuell die Personalbeschaffung?
„Die Besetzung offener Stellen mit qualifizierten
Bewerbern ist über die Jahre in der Tat aufwän-
diger und schwieriger geworden. In 2019 hatte
das Team 192 Stellen neu zu besetzen. Aufgrund
des Fachkräftemangels waren teilweise mehre-
re Stellenausschreibungen für die Besetzung
einer Stelle nötig.
Durch die Corona-Krise stellt sich aktuell ein
Sondereffekt ein, der die Suche nach qualifizier-
ten Bewerbern etwas erleichtert und uns auch
manche schnelle Lösung ermöglicht. So können
bereits im Mai neue Mitarbeiter nahtlos im SIB
anfangen, die noch vor kurzem gar nicht auf
dem Arbeitsmarkt waren. Der öffentliche Dienst
ist noch immer und gerade in Krisenzeiten ein
verlässlicher und attraktiver Arbeitgeber. Das ist
jetzt ein Vorteil.“
Sie klingen sehr motiviert. Was begeistert
Sie so an Ihrer Tätigkeit?
„Einerseits sehen wir uns im Personalgeschäft
immer wieder spannenden Herausforderungen
gegenübergestellt. Denken Sie an die Hoch-
wasserbewältigung, die Erstaufnahme-Einrich-
tungs-Maßnahmen 2015, die Aus- und Anglie-
derung des Zentralen Flächenmanagements,
und jetzt besonders die mit der Corona-Pan-
demie verbundenen Einschränkungen. Ande-
rerseits genieße ich im SIB für die Bewältigung
dieser Aufgaben Gestaltungsfreiheiten – und
das motiviert.
Vor allem aber machen die Menschen im SIB
meine Aufgabe zu etwas Besonderem. Durch
sie ist der Alltag erfreulich vielfältig und ab-
wechslungsreich, ich erhalte Einblick in so viele
verschiedene, produktive Bereiche mit vielen
Spezialisten. Bei uns sind sehr unterschiedli-
che, spannende Menschen tätig, die sich mit
ganzem Herzen ihrem Beruf und ihrer Aufgabe
verschrieben haben.“
Birte Jahns
1 | 2020
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AKTUELLE BAUPROJEKTE
„Alte Spedition“ in Dresden wird zum
zukünftigen Verwaltungsgebäude umgebaut
Das Gebäude der „Alten Spedition“ an der
Packhofstraße in Dresden wird derzeit zum
Verwaltungsgebäude des Staatsbetriebs Säch-
sische Staatstheater – Staatsoper Dresden und
Staatsschauspiel Dresden umgebaut. Im Sep-
tember 2019 wurde feierlich die Richtkrone
aufgezogen. Mit der denkmalgerechten Sanie-
rung der Alten Spedition wird das Packhofareal
am Zwingerteich in Dresden weiter belebt. Das
Gebäude war einst Teil des königlichen Pferde-
stalls und bietet nach seiner denkmalgerechten
Sanierung auf 1.100 Quadratmetern Nutzfläche
Übergabe erster Teilabschnitt
Nach dem ersten Spatenstich im Juni 2017
konnte am 30. April 2020 auf dem Areal zwi-
schen Kolping-, Walther-Rathenau- und Les-
singstraße der „Neubau Nord“ genannte Erwei-
terungsbau als erster von drei Teilabschnitten
an die Polizeidirektion Zwickau zur Nutzung
übergeben werden.
Die moderne Metallfassade vermittelt einen
einheitlichen Baukörper, dahinter verbergen
sich jedoch sowohl ein Neubau als auch ein so-
genannter Montagebau aus den 1970er Jahren.
Im Zuge der Maßnahme wurden historische
Fassadenelemente aus Beton saniert und als
gestalterisches Element in die Ansicht entlang
der Kolpingstraße integriert. Im Inneren des
Gebäudes bleibt der Bestandsbau unter ande-
rem an einem Treppenhaus ablesbar.
Entstanden sind zeitgemäße Büros und
Funktionsräume mit entsprechender techni-
scher Installation und Ausstattung. Die Belan-
ge des Brandschutzes, der Barrierefreiheit und
der Sicherheit wurden baulich umgesetzt. Die
Staatsbetrieb Sächsische Staatstheater
Polizeidirektion Zwickau
Platz für die rund 60 Mitarbeiter aus der Ver-
waltung des Staatsbetriebs Sächsische Staats-
theater. Besonderer Wert wird auf den Erhalt
historischer Bauteile gelegt. Um möglichst
viel Nutzfläche zu gewinnen, wird auch der
Dachstuhl entsprechend ausgebaut.
Ihren Namen erhielt die Alte Spedition
in der Nachkriegszeit, da sie vorranging als
Speditions-, Lager- und Bürogebäude genutzt
wurde. *
Auf einen Blick
Bauzeit: 2018–2020
Baukosten: rund 4,7 Millionen Euro
Baumaßnahmen liefen unter Beibehaltung des
Dienstbetriebs der Polizei im Hauptgebäude.
Für die energetische Sanierung des Montage-
baus wurden Fördermittel aus dem EE-EFRE-
Programm eingesetzt.
Der Baukörper wird durch einen trans-
parenten Verbindungsgang mit dem zweiten
Bauabschnitt „Sanierung Ostflügel“ verbunden,
um später kurze Wege der Nutzer im Gesamt-
komplex zu gewährleisten.
Mit der Fertigstellung und Nutzungsfrei-
gabe des nächsten Abschnittes „Ostflügel“
werden der Zugang und die Zufahrt für die
verbleibende Bauzeit Ende des Jahres von der
Lessingstraße auf die Rathenaustraße verlegt.
Dies ist Voraussetzung, um voraussichtlich An-
fang 2021 mit den Arbeiten am dritten Bauab-
schnitt „Hauptgebäude“ beginnen zu können.
Die Gesamtfertigstellung des Komplexes für die
Polizei ist bis Ende 2022
geplant. *
Planung: Architektengemeinschaft MM + H GmbH
Foto: Lothar Sprenger, Diplomfotograf
* Die Baumaßnahmen werden mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Architektur: Code Unique Architekten GmbH
Foto: David Nuglisch
1 | 2020
AKTUELLE BAUPROJEKTE
Architekturwettbewerb „Neubau Lehmann-Zentrum II“
Die Niederlassung Dresden II des SIB führte im Auftrag des Freistaates
Sachsen für den Neubau des Lehmann-Zentrum II der Technischen Univer-
sität Dresden (TUD) einen Architekturwettbewerb durch.
Wettbewerbsaufgabe war, das Lehmann-Zentrum als zentrale wissen-
schaftliche Einrichtung in die Struktur der TUD einzubinden. Die Grundidee
ist, durch die organisatorische und räumliche Zusammenführung verschie-
dener Institute die Kommunikation und Zusammenarbeit zu optimieren
und Synergieeffekte zu nutzen.
Eine fachkundige Jury unter Vorsitz von Alfred Nieuwenhuizen (Staab
Architekten) hat am 30. Januar 2020 die Preisträger des Architekturwett-
bewerbes ermittelt. Im Ergebnis des Wettbewerbs wurde der Entwurf des
Büros AWB Architekten aus Dresden auf Platz 1 gesetzt.
Für das Preisgericht waren der kompakte, gut organisierte Baukörper,
die Anordnung der Funktionen wie Foyer, Ausstellungsfläche, Hörsaal und
Cafeteria sowie die Stärke der gestalterischen Qualität ausschlaggebend.
*
„Kunst am Bau“ – iDiv Neubau Forschungsgebäude und Gewächshaus
Der beschränkte Einladungswettbewerb „Kunst am Bau“ zur Gestaltung
des Vorplatzes am Neubau des Forschungsgebäudes in Leipzig für das
Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) der Uni-
versitäten Leipzig, Jena und Halle ist entschieden. Gewonnen haben die
Künstlerinnen Elisabeth Howey und Enne Haehnle aus Leipzig. Die Arbeit
mit dem Titel „Chorus“ (lat.: Haufen, Menge; griech.: Tanz) nimmt un-
ter anderem Bezug auf Konzepte der Interaktion, Offenheit von Syste-
men und Überlagerung sowie Durchdringung von Formen. Im Ensemble
„Chorus“ greifen landschaftsarchitektonische und skulpturale Elemente
ineinander.
Der Wettbewerb schloss auch Kunst am Bau für das Forschungs-
gewächshaus des iDiv ein. Hier konnten die Künstlerinnen Katrin und
Charlotte Pannicke aus Halle mit ihrem Entwurf überzeugen. Der Entwurf
thematisiert zentrale Forschungsbereiche des iDiV mit Blick auf die Ge-
biete Zellen, Blätter, Wurzeln und Insekten in mikroskopischer Ansicht.
Die Sieger wurden durch eine unabhängige Jury ermittelt.
Der Freistaat stellt für die Realisierung beider künstlerischer Ideen
insgesamt 125.000 Euro zur Verfügung und fördert auf diese Weise zeit-
genössische Bildende Kunst in Sachsen. *
Neue Räume für Unterricht und Internat
Der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutz-
schule (LFS) in Nardt stehen zukünftig mehr
Räume für den Unterricht und das Internat zur
Verfügung. Anfang März 2020 wurden hierfür
offiziell zwei Interimsgebäude an die LFS über-
geben. Die Gebäude sind ein erster Schritt zur
Erhöhung der Kapazitäten im Rahmen der „Aus-
bildungsoffensive“ des Freistaates Sachsen. Wei-
tere Baumaßnahmen wie eine Mehrzweckhalle
und ein neues Verwaltungs- und Unterrichts-
gebäude mit Internat befinden sich in Planung.
Durch die neuen Räume ist es der LFS mög-
lich, pro Jahr 25 zusätzliche Brandmeister und
25 zusätzliche Brandoberinspektoren für die
Berufsfeuerwehr auszubilden. Außerdem wer-
den die Räume für Führungskräftelehrgänge
der Freiwilligen Feuerwehren genutzt. Die Ka-
pazität des Internates erhöht sich um 50 auf
Technische Universität Dresden
Universität Leipzig
Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule (LFS) in Nardt
216 Betten. Weiterhin wurde die Mensa vergrö-
ßert und mit neuen Großgeräten ausgerüstet.
Insgesamt stehen zusätzlich rund 2.000 Quad-
ratmeter Nutzfläche zur Verfügung.
Bei den neuen Gebäuden handelt es sich
um Interimsbauten aus 176 Containern, die
vorher auf dem Gelände der Erstaufnahmeein-
richtung in Dresden-Johannstadt standen. Sie
wurden beginnend im April 2019 abgebaut und
nach Nardt transportiert. Im Rahmen der Bau-
maßnahme erfolgte ein vollständiger Umbau
der Container. Das Lehrgebäude ist seit Mitte
Dezember 2019, das Internat seit Mitte Januar
2020 in Betrieb.
Geplant ist eine Nutzung der Container für
voraussichtlich fünf bis acht Jahre. Die derzei-
tigen Aus- und Fortbildungskapazitäten von
4.000 Plätzen pro Jahr sollen in den nächsten
Jahren verdoppelt werden. *
Bauzeit: Frühjahr bis Ende 2019
Baukosten: 5,6 Millionen Euro
Visualisierung Lehmann-Zentrum II:
© AWB Architekten
Planer: PLANUNGSGRUPPE WÖRMANN GMBH
Foto: Alwin-Rainer Zipfl
Modell: Gewächshaus
Modell: Forschungsgebäude
Festung Dresden
Danilo Weber (vorn) und
Norbert Seidel bereiteten die
Festung für den Einbau des
Museums „Festung Xperience“
vor.
ab Seite 9