Ereignisanalyse
HochwasserimAugustundSeptember2010
undimJanuar2011inSachsen
2
Herausgeber:
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
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Telefax: +49 3501 796-103
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Redaktion:
Christina Görner, LfULG, LHWZ
Dr. Stephan Gerber, LTV
Redaktionsschluss:
30.04.2013
Titelbild:
Hauptstraße in Bertsdorf-Hörnitz am Bertsdorfer Wasser am 07.08.2010
Foto: O. Menges
Auflagenhöhe:
500 Exemplare
Satz und Gestaltung:
VOR Werbeagentur GmbH
Druck:
Druckerei Wagner GmbH
Papier:
Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier
Bezug:
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3
Ereignisanalyse
HochwasserimAugustundSeptember2010
undimJanuar2011inSachsen
Projektleitung
UweHöhne,LfULG,LHWZ
Projektkoordination
ChristinaGörner,LfULG,LHWZ
Dr.StephanGerber,LTV
WissenschaftlicheBearbeitung
LfULG:UweBüttner,ChristinaGörner,SusannThieme,PetraWalther,ErhardWolf
LTV:Dr.StephanGerber,StefanJentsch,ThomasKopp,UlfWinkler
LDS:GudrunAchtziger,Dr.ChristianeEtzenberg,ChristelSauer
SMUL:PeterWundrak
4
Vorwort
9
1
Einleitung
12
2
Gebietsbeschreibung
16
2.1
Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße
17
2.2
Einzugsgebiet der Elbe
18
2.3
Einzugsgebiet der Schwarzen Elster
21
2.4
Einzugsgebiet der Mulde
22
2.5
Einzugsgebiet der Weißen Elster
23
2.6
Einzugsgebiet der Spree
25
3
Meteorologie
28
3.1
Wetterlage und Niederschlagsgeschehen im August 2010
28
3.2
Wetterlage und Niederschlagsgeschehen im September 2010
33
3.3
Räumliche und zeitliche Verteilung der Niederschläge im August und
September 2010 für die Region Sachsen
36
3.4
Schneesituation und Niederschlagsdargebot im Januar 2011
40
4
Hydrologie
46
4.1
Methodik zur Ermittlung der Abflussscheitel und Ganglinien
46
4.2
Hydrologische Auswertung der Hoch wasser in den einzelnen Einzugs gebieten
46
4.2.1
Lausitzer Neiße
46
4.2.2
Betroffene Nebenflüsse der Oberen Elbe
61
4.2.3
Schwarze Elster und Große Röder
70
4.2.4
Betroffene Nebenflüsse der Zwickauer Mulde
81
4.2.5
Spree
86
4.2.6
Weiße Elster im Januar 2011
103
4.3
Hoch wasserstatistische Einordnung der Hoch wasserereignisse 2010 und 2011
108
4.4
Grundwasser
111
4.4.1
„Grundhochwasser“ 2010/2011
112
4.4.2
Grundwasserprobleme in den Bergbaugebieten 2010/2011
115
4.4.3
Befragung der Landkreise und kreisfreien Städte zu Problemen durch hoch
anstehendes Grundwasser 2010/2011
115
4.4.4
Beispiele für Probleme durch „Grundhochwasser“ 2010/2011
116
5
Hydraulische Analysen in ausgewählten Flussgebieten
124
5.1
Methodische Erläuterungen zu den nachfolgenden Beispielen
124
5.2
Kirnitzsch
125
5.3
Rödergebiet unterhalb des Speichersystems Radeburg
128
5.4
Weiße Elster
132
5.5
Spree zwischen Talsperre Bautzen und Spreewiese
136
Inhaltsverzeichnis
5
6
Schadensprozesse
140
6.1
Überschwemmung durch Hoch
wasser
140
6.1.1
VonÜberschwemmungenimAugustundSeptember2010betroffeneGebiete
140
6.1.2
VondenÜberschwemmungimJanuar2011betroffeneGebiete
146
6.2
Erosion
147
6.3
Verklausung
150
6.4
Übersarung
152
6.5
Wild abfließendes Wasser
155
6.6
Massenbewegungen
160
7
Schadensbilanz
166
7.1
Schadenserfassung
166
7.3
Monetär erfasste Schäden
169
7.4
Schadensbeseitigung
174
8
Ereignismanagement und -bewältigung
178
8.1
Hoch
wasserwarnung und Katastrophenmanagement
178
8.2
Anpassungen im Hoch
wassermeldewesen und Katastrophen
management
nach den Hoch
wassern von 2010
185
8.3
Medienberichterstattung – Kommunikation mit der Öffentlichkeit
186
9
Fallbeispiele
190
9.1
Ostritz
190
9.1.1
Gebiets-undAnlagenbeschreibung
190
9.1.2
Ereignisverlauf
192
9.1.3
AuswirkungenundSchäden
195
9.1.4
Schlussfolgerungen
196
9.2
Die Zerstörung der Talsperre Niedów an der Witka
198
9.2.1
BeschreibungdesEinzugsgebietes
198
9.2.2
BeschreibungderTalsperre
200
9.2.3
HydrologischerEreignisverlauf
202
9.2.4
VerlaufdesDammbruchs
203
9.2.5
FolgendesDammbruches
204
9.2.6
AusgegebeneWarnungen
205
9.2.7
SchlussfolgerungenundAnpassungsmaßnahmen
205
9.3
Prozesse am Berzdorfer See
206
9.3.1
Einleitung
206
9.3.2
BeschreibungdesBerzdorferSees
206
9.3.3
BeschreibungderFlutungsbauwerkeunddesArbeitsdammes
206
9.3.4
Ereignisverlauf
208
9.3.5
Schäden
210
9.3.6
SchlussfolgerungenundAusblick
211
6
9.4
Das Hoch
wasser in Rothenburg/O. L.
212
9.4.1
Gebietsbeschreibung
212
9.4.2
Anlagenbeschreibung
212
9.4.3
Ereignisverlauf
213
9.4.4
AuswirkungenundentstandeneSchäden
217
9.4.5
Schlussfolgerungen
217
9.5
Die Hoch
wasserereignisse 2010 an der Kirnitzsch
218
9.5.1
Gebietsbeschreibung
218
9.5.2
Ereignisverlauf
218
9.5.3
Schadensbeseitigung
223
9.5.4
Schlussfolgerungen
223
9.6
Mure in Wehlen – Pirnaer Straße 199
223
9.6.1
Gebietsbeschreibung
223
9.6.2
Ereignisursachen,ProzesseundAuswirkungen
225
9.6.3
UmsetzungderSicherungsmaßnahmen
226
9.6.4
Fazit
228
9.7
Die Zerstörung der Spreebrücke in Sohland/Spree
229
9.7.1
BeschreibungdesEinzugsgebietes
229
9.7.2
BeschreibungdesBrückenbauwerkes
230
9.7.3
Ereignisverlauf
230
9.7.4
Schadensursachen
233
9.7.5
Maßnahmen
233
9.7.6
Schlussfolgerungen
233
9.8
Die Überschwemmung der Ortslage Harthau im Stadtgebiet Chemnitz durch
die Würschnitz
234
9.8.1
BeschreibungdesEinzugsgebietes
234
9.8.2
BeschreibungderBrückensituationenanderWürschnitzimStadtgebietChemnitz
236
9.8.3
Ereignisverlauf
237
9.8.4
Maßnahmen
239
9.8.5
Schlussfolgerungen
239
9.9
Das Augusthoch wasser im Gebiet des Bertsdorfer Wassers
240
9.9.1
Gebietsbeschreibung
240
9.9.2
Ereignisverlauf
242
9.9.3
Maßnahmen
243
9.9.4
EntstandeneSchäden
243
9.9.5
Schadensbeseitigungsmaßnahmen
244
9.9.6
Schlussfolgerungen
245
9.10
Hoch wasser im Krippenbach
246
9.10.1 Gebietsbeschreibung
246
9.10.2 BeschreibungderHochwassergefährdungamKrippenbach
246
9.10.3 Ereignisverlauf
248
9.10.4 NachhaltigeSchadensbeseitigungundweiterführendeAktivitäten
249
7
9.11
Das Augusthoch
wasser im Gebiet des Cunewalder Wassers
251
9.11.1 Gebietsbeschreibung
251
9.11.2 Ereignisverlauf
252
9.11.3 EntstandeneSchäden
254
9.11.4 DurchführungderSchadensbeseitigung
256
9.11.5 SchlussfolgerungenundAnpassungsmaßnahmen
256
10
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
259
10.1
Zusammenfassung des Inhalts
260
10.1.1 HydrometeorologischeundmorphologischeProzesse
260
10.1.2 Schäden
261
10.1.3 Ereignismanagementund-bewältigung
261
10.2
Zusammenfassung der Erkenntnisse
262
10.2.1 Hochwasservorsorge
262
10.2.2 Hochwasserschutz
263
10.2.3 Hochwasserabwehr
263
10.3
Schlussfolgerungen
265
Anhang
267
8
9
Innerhalb von sechs Monaten kam es 2010 und 2011 im
FreistaatSachsenzueinerSerievonHochwasserereignissen
mitteilweiseextremenAusmaßen,sowieauchimJuni2013.
IndervorliegendenAnalysekannaufdieEreignissevon2013
nochnichteingegangenwerden.
Ausgelöst durch Starkniederschläge ereigneten sich im
August und September 2010 mehrere regional verteilte
Hochwasserereignisse. Bei dem Hochwasser Anfang August
warenleidervierTodesopferzubeklagen.IndenLandkreisen
Görlitz, Bautzen, Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
und im Raum Chemnitz entstanden zudem hohe materiel-
leSchädenverbundenmitstarkenwirtschaftlichenundinf-
rastrukturellenEinschränkungen.DiegrößtenSchädenwur-
den in den Einzugsgebieten der Mandau, oberen Lausitzer
NeißeundoberenSpreevorallemdurchdieextremenFließ-
geschwindigkeitendesWassersverursacht.
ImJanuar2011führtenrascheSchneeschmelzeundeinset-
zender Regen zu Hochwasser im Einzugsgebiet der Weißen
ElstermitSchädenvorallemimRaumLeipzig.
DieSächsischeStaatsregierungbeauftragteeineKommission
(Jeschkeetal.2010)unmittelbarnachdemAugusthochwasser
2010 mit einer umfassenden Untersuchung des Hoch-
wassermeldesystems.AusdemBerichtderKommissiongehen
Hinweise für Verbesserungen der Meldesysteme sowie die
ForderungnacheinerumfassendenEreignisanalysehervor.
Aufgrund der innerhalb kurzer Zeit aufeinanderfolgen-
den Hochwasserereignisse bot sich eine entsprechende
ErweiterungdergefordertenAnalysean.
InhaltlicheSchwerpunktewarendieAufarbeitungundDoku-
mentation der Hochwasserereignisse aus meteorologischer
undhydrologischerSicht,hydraulischeUntersuchungen,die
Analyse aufgetretener Schadensprozesse und entstandener
Schäden sowie Betrachtungen zur Ereignisbewältigung und
zumHochwassernachrichtendienst.
Die Sächsische Hochwasserschutzpolitik mit dem nach der
Hochwasserkatastrophe von 2002 entwickelten Ansatz ei-
nesintegriertenHochwasserrisikomanagementshatsichbei
denEreignissen2010,2011undauch2013bewährt.Dennoch
giltesu.a.,nach extremen Hochwassern einzelne Elemente
wieMeldewegeundHochwasserschutzmaßnahmenzuüber-
prüfen, Hochwasservorhersagemodelle anzupassen so-
wie Erfahrungen zu sichern, um daraus Lehren für das
Hochwasserrisikomanagement zu ziehen und mögliche
Verbesserungen umzusetzen. Hierfür liefert eine Ereignis-
analyseeinenwichtigenBeitrag.
Die vorliegende Analyse wurde federführend vom
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und
der Landestalsperrenverwaltung erarbeitet. Mitgewirkt ha-
bendieLandesdirektionSachsenunddasSächsischeStaats-
ministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Umfang-
reicheInformationenundMaterialienwurdenauchvonden
Landratsämtern,zahlreichenKommunenundPrivatpersonen
unkompliziert zur Verfügung gestellt. Des Weiteren beruht
die vorliegende Ereignisanalyse auf Gutachten, Daten und
ZuarbeitendesDeutschenWetterdienstes,desTschechischen
Hydrometeorologischen Institutes (C
ˇHMÚ),
des polnischen
Instituts für Meteorologie und Wasserwirtschaft (IMGW-
PIB), der TU Dresden und von Ingenieurbüros. Dank der
KooperationallerBehörden,InstituteundBetroffenenkonn-
tederAuftrageinerumfassendenEreignisanalyseumgesetzt
werden.
AndieserStellebedankenwirunsbeiallen,diezumGelingen
dieser Analyse der Hochwasserereignisse 2010/2011 bei-
getragen haben, für ihre Unterstützung und die gute
Zusammenarbeit.
NorbertEichkorn
PräsidentdesSächsischenLandesamtesfürUmwelt,
LandwirtschaftundGeologie
Dr.Hans-UlrichSieber
GeschäftsführerderLandestalsperrenverwaltungdes
FreistaatesSachsen
Vorwort
10
11
Einleitung
1
12
ImAugustundSeptember2010ereignetensichinSachsen
mehrereHochwasser,dieineinigenGebietendieGrenzendes
bisheraufgezeichnetenHochwasserausmaßesüberschritten.
BetroffenwareninsbesondereRegionen,die,abgesehenvom
Schadenszentrum im Chemnitzer Raum, nicht oder kaum
vomextremenHochwasserdesJahres2002betroffenwaren
(Abbildung 1-1).DieentstandenenSchädenwerdenaufrund
850 Mio. Euro geschätzt, können aber erst nach Abschluss
der noch laufenden Schadensbeseitigung, vor allem an den
GewässernII.Ordnung,endgültigbeziffertwerden.
EsistAufgabederstaatlichenVerwaltungsolcheEreignisse
zuanalysieren,umdarausLehrenfürdaszukünftigeHoch-
wasserrisikomanagement zu ziehen. Sachsen hat nach den
ErfahrungenderHochwasserkatastropheimAugust2002eine
umfassende Hochwasserschutzstrategie entwickelt. Diese
Hochwasserschutzstrategieistentsprechenddemintegrier-
tenHochwasserrisikomanagementganzheitlichangelegt.Sie
beinhaltet innerhalb der Phasen Bewältigung, Regeneration
undVorbeugung(Müller
2010, LAWA 2010)insbesondere
die Eigenvorsorge, planerische Vorsorgemaßnahmen, Maß-
nahmen zum flächenhaften Hochwasserrückhalt, einzugs-
gebietsbezogene Hochwasserschutzkonzepte als Grundlage
für einen technischen Hochwasserschutz sowie eine effek-
tive Hochwasserbekämpfung mit dem Zusammenspiel von
Landeshochwasserzentrum, Talsperrenmeldezentrale und
dezentralerHochwasserabwehr.DieserAnsatzhatsichbe-
währt. Der Freistaat Sachsen ist damit für die Bewältigung
von Hochwasserereignissen gerüstet. Dennoch müssen ein-
zelneElemente,seienesMeldewege,Hochwasservorhersage-
modelleoderauchgeplanteHochwasserschutzmaßnahmen,
nach extremen Hochwasserereignissen überprüft und auf
Verbesserungsmöglichkeitenuntersuchtwerden.
Direkt nach dem Hochwasserereignis im August 2010 wur-
de von der Sächsischen Staatsregierung eine Kommission
zur Analyse der Meldesysteme im Zusammenhang mit
dem Augusthochwasser 2010 mit einer umfassen-
den Untersuchung der Meldewege beauftragt. Der dar-
aushervorgegangeneBericht(Jeschke
et al. 2010)ent-
hält Hinweise zur weiteren Verbesserung der sächsischen
1
Einleitung
Abbildung1-1:DieGebietskulissedervondenHochwassern2010betroffenenGewässerI.Ordnung
13
Meldesysteme. Des Weiteren wird eine umfassende Analyse
desHochwasserereignissesgefordert.
VordiesemHintergrundhatdasSächsischeStaatsministerium
fürUmweltundLandwirtschaftdieErarbeitungderEreignis-
analysebeauftragt.DieseerfolgteunterderFederführungdes
Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und
derLandestalsperrenverwaltungdesFreistaatesSachsensowie
unterderMitarbeitderLandesdirektionSachsen.DesWeiteren
haben Landratsämter, Kommunen und Privatpersonen
durch die Bereitstellung von Informationen, Berichten und
BildmaterialzurErstellungdieserAnalysebeigetragen.
DiewesentlichenZielederAnalysesind:
c
c
dieAufarbeitungundDokumentationderHochwasser-
ereignisseausmeteorologischerundhydrologischer
Sicht,
c
c
dieUntersuchungSchadenverursachenderProzesse
c
c
dieDurchführungaktuellerhydraulischer
UntersuchungenindenBereichen,wodieHoch-
wasserereignissederenNotwendigkeitaufgezeigthaben,
c
c
dieRechercheaufgetretenerSchäden.
ZusätzlichwirdaufBasisdesBerichtsderKommissiondersäch-
sischenStaatsregierung(Jeschke
et al. 2010)undBerichten
der betroffenen Landkreise die Bewältigung des Ereignisses
untersuchtunddienachdenHochwasserereignissenumge-
setztenAnpassungenimMeldewesendargestellt.
InzeitlicherNähezudenHochwasserereignissendesJahres
2010 kam es im Januar 2011 zu einem außergewöhnlichen
Winterhochwasser, bei dem besonders das nordwestsächsi-
scheTieflandstarkbetroffenwar(Abbildung
1-2).Aufgrund
derinitiiertenUntersuchungenzudenHochwasserereignissen
des Jahres 2010 und der dafür aktiven Projektgruppe, er-
gabsichdieMöglichkeitauchdieProzessedesJanuarhoch-
wassers2011detailliertzuuntersuchen.DieErgebnissewer-
denebenfallsimvorliegendenBerichtdargestellt.
Abbildung1-2:DieGebietskulissedervomJanuarhochwasser2011betroffenenGewässerI.Ordnung
Hinweis:
Zur Beschreibung der Ereignisse werden vielfach Datums- und Zeitangaben verwendet. Die Angaben der verschiedenen deutschen, tschechischen und polni-
schen Quellen wurden auf die einheitliche Bezugsbasis der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) bzw. Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) umgerechnet. Beim Vergleich
mit Originalquellen ist auf eventuelle Abweichungen zu lokalen Bezugszeiten zu achten.
Wasserstand am Hochwassermeldepegel hat Richtwert der
Alarmstufe1(Meldedienst)überschritten
Alarmstufe2(Kontrolldienst)überschritten
Alarmstufe3(Wachdienst)überschritten
Alarmstufe4(Hochwasserabwehr)überschritten
keineAlarmstufeüberschritten
Standgewässer
Fließgewässer
Elbe
1.Ordnung
2.Ordnung
betroffener Gewässerabschnitt laut HWMO
RichtwertAlarmstufe3(Wachdienst)überschritten
RichtwertAlarmstufe4(Hochwasserabwehr)überschritten
Kreisgrenze
Einzugsgebiet
Eger(Ohrˇe)
Polzen(Ploucˇine)
Elbe
SchwarzeElster
ZwickauerMulde
FreibergerMulde
VereinigteMulde
Saale
WeißeElster
Spree
LausitzerNeiße
Einleitung
1
14
15
Gebietsbeschreibung
2
16
Der Freistaat Sachsen hat Anteile an drei bedeutenden eu-
ropäischen Naturregionen: am Europäischen Tiefland, am
Lößgürtel (Lößhügelland) und an der Europäischen Mittel-
gebirgsschwelle. Etwa 18% der Landesfläche Sachsens lie-
genimlößfreienTiefland,33%imsächsischenMittelgebirge
und 49% in den Lößgebieten (Mannsfeld und Syrbe 2008).
Dem Tiefland können dabei die Leipziger Bucht sowie die
nördlicheOberlausitzzugeordnetwerden.DasLößhügelland
befindet sich südlich davon. Die fruchtbaren Böden ge-
statten hier eine starke landwirtschaftliche Nutzung. Die
MittelgebirgsschwellebildenvorallemdasElstergebirge,das
Erzgebirge, das Elbsandsteingebirge und östlich daran an-
schließend das Oberlausitzer Bergland sowie das Zittauer
Gebirge(Abbildung
2-1).
InsgesamtdachtdasReliefSachsensnachNordwestenund
Nordenab.DieserRichtungfolgtinderRegeldasTälersystem
der vor allem im Mittelgebirge entspringenden Flüsse
(Abbildung 2-1).DieGeländehöhenliegenzwischenca.80m
ü.NNimTieflandundrund1.200mimErzgebirge.
Die von den Hochwassern betroffenen Einzugsgebiete
der Lausitzer Neiße, der Nebenflüsse der Oberen Elbe, der
Schwarzen Elster, der Zwickauer Mulde, der Weißen Elster
undderSpreewerdenindennachfolgendenKapiteln
2.1 bis
2.6näherbeschrieben.
2
Gebietsbeschreibung
Abbildung2-1:NaturräumlicheGliederungSachsens
Naturräume
Stadt
Fließgewässer
Höhenstufen
<100
100–200
200–300
300–400
400–500
500–600
600–700
>700
Naturräumliche Gliederung Sachsens
17
Die Lausitzer Neiße ist ein linker Nebenfluss der Oder und
entspringt im Isergebirge in der Nähe des Ortes Bedrˇichov
auf tschechischem Gebiet in einer Höhe von 774 m ü. NN.
Das4.403km²großeEinzugsgebietderLausitzerNeißeliegt
zu 16% auf dem Territorium der Tschechischen Republik,
zu 51% auf dem der Republik Polen und zu 33% auf dem
der Bundesrepublik Deutschland. Der sächsische Anteil am
Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße beträgt 840 km². In der
Abbildung 2-2istdasEinzugsgebietderLausitzerNeißemit
ausgewähltenPegelnundNiederschlagsstationendargestellt.
DieLausitzerNeißeist252kmlang.Nach55kmerreichtsie
beiHartauimLausitzerGebirgeineinerHöhevon234mü.
NNdiedeutscheGrenze.BiszumDreiländerecksüdlichvon
Zittau bildet der Fluss auf etwa einem Kilometer Länge die
GrenzezwischenDeutschlandundTschechien.Inihremweite-
renVerlaufnachNordenistdieLausitzerNeißederGrenzfluss
zwischenDeutschlandundPolen.Nachdemsie125kmlang
die Ostgrenze Sachsens bildete, erreicht sie auf deutscher
SeiteBrandenburg.Rund15kmsüdlichvonEisenhüttenstadt
mündetsiebeiRatzdorfineinerHöhevon32mü.NNindie
Oder. Der Höhenunterschied zwischen Quelle und Mündung
beträgt damit 742 m. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über
die Naturräume Isergebirge, Zittauer Gebirge, Östliche
Oberlausitz,OberlausitzerHeide-undTeichgebiet,Muskauer
Heide,NiederlausitzerGrenzwallundLuckau-CalauerBecken
(Abbildung 2-1).
Von polnischer Seite sind die bedeutendsten Zuflüsse die
Miedzianka,dieWitka(auftschechischemGebietSmeˇda),die
Skroda,dieWodraunddieLubsza.Diewichtigstenlinksseiti-
genZuflüsseaufsächsischemGebietsinddieMandauunddie
Pließnitz, auf Brandenburger Gebiet der Malxe-Neiße-Kanal
unddasSchwarzeFließ.
DermittlereJahresniederschlagderReferenzperiode1961/90
beträgtanderStationGörlitz657mm.Diemittlerenjährlichen
2.1 Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße
Abbildung2-2:DasEinzugsgebietderLausitzerNeiße
Pegel
Deutschland
TschechischeRepublik
RepublikPolen
Niederschlagsstationen
Deutschland
TschechischeRepublik
RepublikPolen
Fließgewässer
Standgewässer
Stadt
Landesgrenze
Einzugsgebiet
LausitzerNeiße
Gebietsbeschreibung
2
18
Abflussspenden der Lausitzer Neiße bewegen sich zwischen
15,9l/(s·km²)amPegelHartauandertschechischenGrenze
und 8,58 l/(s·km²) weiter nördlich am Pegel Podrosche 2,
demletztenPegelderLausitzerNeißeimFreistaatSachsen.
Bei Betrachtung des Jahresganges der mittleren monatli-
chenAbflussspendenzeigtsichamPegelGörlitzderMärzmit
15,4 l/(s·km²) als abflussreichster Monat (Schneeschmelze).
DurchdieWirkungdersommerlichenNiederschlägewirdin
den mittleren monatlichen Abflussspenden im August mit
9,6l/(s·km²)einzweitesMaximumdeutlich.
ZwischenderMündungderPließnitzundderLausitzerNeiße
südlichvonGörlitzliegtderRestseeBerzdorf.DerBerzdorfer
SeehatzweiFlutungsbauwerke.DasvonderLausitzerNeiße
besitzteineKapazitätbismaximal10m³/sunddasvonder
PließnitzerreichteineKapazitätbismaximal2,5m³/s.Kurzvor
derMündungderWitkaindieLausitzerNeißeamKilometer
2,8befindetsichaufpolnischemGebietderSpeicherNiedów.
Der Speicher Niedów wurde im Jahr 1962 erbaut. Seine
Hauptaufgabe ist die Wasserversorgung des Kraftwerkes
Turów.VorderZerstörungdesSpeichersam7.August2010
hattederSpeichereinenInhaltvonca.4,8Mio.m³(Jüpner
und Müller 2011).DerNeubaueinesAbsperrdammessollbis
2015abgeschlossenwerden.Zwischenzeitlichwirddurchei-
nen Fangedamm aus Spundwänden ein Aufstau der Witka
unddamitdieBrauchwasserversorgungermöglicht.
Die Elbe bildet mit einer Länge von 1.094 km von der
QuelleimRiesengebirge(1.384mü.NN)biszurMündung
in die Nordsee bei Cuxhaven und einem Einzugsgebiet von
148.268km²nachDonau,WeichselundRheindasviertgrößte
FlussgebietMitteleuropas.EserstrecktsichaufeinerFläche
vonvierStaaten:DergrößteTeilliegtinDeutschland(65,5%)
undderTschechischenRepublik(33,7%),einsehrkleinerTeil
in Österreich (0,6%) und Polen (0,2%). Geomorphologisch
wirddieElbewiefolgtunterteilt:
c
c
ObereElbe–vonderElbequellebiszumÜbergangzum
NorddeutschenTieflandbeimSchlossHirschsteinzwi-
schenMeißenundRiesa(463km)
c
c
MittlereElbe–vomSchlossHirschsteinbiszumWehr
GeesthachtbeiHamburg(489km)
c
c
UntereElbe–vomWehrGeesthachtbiszurMündungin
dieNordseebeiCuxhaven-Kugelbake(142km)
EinzugsgebietedersächsischenNeben-
flüssederOberenElbe
Im Folgenden werden jedoch lediglich die Einzugsgebiete
der Nebenflüsse dargestellt, die im Elbabschnitt von der
deutsch-tschechischen Staatsgrenze bis Pirna in die Obere
Elbemünden(Abbildung
2-3)undbeidenHochwassern2010
stark betroffen waren. Dies sind die rechtsseitigen Flüsse
Kirnitzsch,LachsbachmitSebnitzundPolenzalsQuellflüsse
undWesenitzsowiederlinksseitigeFlussBiela.Ebenfallsbe-
troffenwarderlinksseitigeElbnebenflussKrippenbach.Eine
BeschreibungseinesEinzugsgebietesistinKapitel
9.10ent-
halten.
ZwarwurdenauchandenlinksseitigenZuflüssenWildeSau,
Triebisch und Ketzerbach Hochwasser mit Wiederkehrzeiten
bis zu 20 Jahren (Triebisch) verzeichnet, allerdings wa-
rendabeinurgeringfügigeSchädenentstanden,sodassim
Rahmen dieser Analyse keine hydrologische Auswertung zu
diesen Flüssen vorgenommen wird. Diese Gewässer sind in
einerfrüherenEreignisanalyse(LfUG
2004)einernäheren
Betrachtungunterzogenworden.
Kirnitzsch
Die 41,5 km lange Kirnitzsch entspringt auf tschechischer
SeiteimGranitmassivdesOberlausitzerBerglandesin506m
ü.NNundmündetinBadSchandauineinerHöhevon116m
ü.NNindieElbe.ZwischenFlusskilometer19und26bildet
dieKirnitzschdieBundesgrenzezurTschechischenRepublik.
Das Einzugsgebiet der Kirnitzsch liegt zum Großteil in den
Nationalparkregionen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
und umfasst 157 km². Die mittlere jährliche Abflussspende
beträgt am Pegel Kirnitzschtal 9,35 l/(s·km²) und das
Maximum der mittleren monatlichen Abflussspenden wird
mit 13,1 l/(s·km²) im März (Schneeschmelze) erreicht. Der
mittlere Jahresniederschlag beträgt dabei an der Station
Zeughaus796mm(Referenzperiode1971-2000).
Die Kirnitzsch fließt hauptsächlich in westliche Richtung
und hat sich dabei bis zu 30 m tief in den anstehenden
Kreidesandstein im Süden bzw. Lausitzer Granit im Norden
eingeschnitten.SiefließtzunächstineinemKlammtaldurch
dichtzertalteGebiete.Anschließendverläuftsiedurchmäßig
zertalteBereichemitteilweiseaufsitzendenFelsbergen.Der
weitereVerlaufderKirnitzschistdurchKerbsohlentälerund
schließlich vor der Mündung in die Elbe durch Sohlentäler
charakterisiert.
2.2 Einzugsgebiet der Elbe
19
Abbildung2-3:EinzugsgebietesächsischerNebenflüssederOberenElbe
Die Kirnitzsch stellt sich, abgesehen vom Unterlauf, als
Gewässer mit gering bis mäßig veränderten Abschnitten
dar und weist die typischen Merkmale naturnaher Mittel-
gebirgsflüsseauf.WährenddiesteilenTalhängenahezuvöllig
bewaldetsind,zeichnetsichdieTalsohledurcheinenhäufigen
Wechsel von Nadelwäldern, kleinen Auwaldbeständen und
Feuchtwiesen aus. Größere menschliche Ansiedlungen be-
schränkensichaufdieunterenTalabschnitte,woStauanlagen
und Uferbefestigungen die anthropogenen Einflüsse erken-
nenlassen.
LachsbacheinschließlichSebnitzund
Polenz
Der Lachsbach entsteht in 129 m ü. NN durch den
Zusammenfluss der Polenz und der Sebnitz in der Ortslage
Porschdorf. Nach 3,1 km Lauflänge mündet er in Rath-
mannsdorf in einer Höhe von 118 m ü. NN in die Elbe.
Sein Einzugsgebiet umfasst 270 km² mit eine mittleren
Abflussspendevon11,4l/(s·km²)(Bezug:PegelPorschdorf1),
wobei das Maximum der mittleren monatlichen Abfluss-
spendemit17,8l/(s·km²)imMärzliegt.DiemittlereJahres-
niederschlagssumme an der Messstation Porschdorf be-
trägt747mm(Referenzperiode1961–1990).DasLachsbach-
Einzugsgebiet wird von Nord nach Süd den Naturräumen
Westlausitzer Hügel- und Bergland, Oberlausitzer Bergland
undSächsischeSchweizzugeordnet.Esumfasst36%Wald-
und Forstflächen, 52% landwirtschaftliche Flächen, knapp
7% Siedlungsflächen und lediglich 1% Industrie- und
Gewerbeflächen.
Der Lachsbach durchläuft stark felsig durchsetzte Gebiete,
welchestarkundsteilhängigeingetieftsind.Währendderge-
samtenLaufstreckeherrschenSohlenkerbtälervor,dierelativ
dicht bebaut sind und daher durchgehend stark veränderte
Gewässerabschnitteaufweisen.
Die Sebnitz entspringt in 438 m ü. NN auf der tschechi-
schen Seite des Oberlausitzer Berglands südöstlich des
Hohwaldgebietes.DieLauflängebiszurVereinigungmitder
Polenzbeträgt30,5kmunddasentsprechendeEinzugsgebiet
hateineGrößevon162km².DiemittlereJahresabflussspende
beträgtamPegelSebnitz214,4l/(s·km²)miteinemmittleren
monatlichenMaximumvon21,1l/(s·km²)imMärz.Diemittle-
reJahresniederschlagssummeanderStationSebnitzbeträgt
855mm(Referenzperiode1961–1990).
Die Sebnitz durchfließt zunächst den engräumig zertal-
ten Südwestlausitzer Rücken und anschließend Sohlentäler
im Bereich der Zentralen Sächsischen Schweiz. Zwischen
Pegel
Niederschlagsstationen
Stadt
Landesgrenze
Teileinzugsgebiet
EinzugsgebietNebenflüssederOberenElbe
Gebietsbeschreibung
2
20
Flusskilometer19und23bildetdieSebnitzdieBundesgrenze
zurTschechischenRepublik.DieSebnitzweistaußerhalbder
bebauten Ortslagen überwiegend gering und teilweise mä-
ßig veränderte Gewässerabschnitte auf. Innerorts ist die
Gewässerstrukturstarkbissehrstarkverändert.
DiePolenzentspringtin442mü.NNinderniederschlags-
reichenUmgebungdesHohwaldgebietesumdenValtenberg
im Naturraum Oberlausitzer Bergland. Ihr Gefälle beträgt
auf30,8kmFlusslängebiszurVereinigungmitderSebnitz
313 Höhenmeter. Das Einzugsgebiet umfasst 105 km². Die
mittlere Jahresabflussspende am Pegel Neustadt 1 liegt bei
13,6l/(s·km²),dasmonatlicheMaximumvon21,0l/(s·km²)im
März.DiemittlereJahresniederschlagssummebeträgtander
StationPolenz828mm(Referenzperiode1961–1990).
Die Polenz durchfließt ebenfalls durch den Südwest-
lausitzer Rücken, und die Zentrale Sächsische Schweiz. Das
Landschaftsbild ist durch Talfelsgebiete und Sohlentäler
gekennzeichnet und ihre Gewässerstruktur ist in der frei-
en Landschaft überwiegend gering verändert. Lediglich im
Oberlauf findet sich mehr oder weniger dichte Bebauung
(Neustadt in Sachsen) mit einer sehr stark veränderten
Gewässerstruktur.
Wesenitz
Das niederschlagsreiche Gebiet um den Valtenberg (587m
ü.NN)imNaturraumOberlausitzerBerglandstelltauchfür
dieWesenitzdasQuellgebietdar.Die71kmlangeWesenitz
entspringtamSüdosthangdesValtenbergesin515mü.NN,
fließtanschließenddurchTeiledesWestlausitzerHügel-und
BerglandsunderreichtunterhalbderOrtslagePorschendorf
dieSächsischeSchweiz(Abbildung
2-1).InderElbtalweitung
ineinerHöhevon115mü.NNmündetsieschließlichbei
PirnaindieElbe.MitdieserHöhendifferenzvon400mvon
derQuellebiszurMündunghandeltessichumeinentypi-
schenMittelgebirgsfluss.Nacheinerüberwiegendwestlichen
FliessrichtungimOberlauffließtdieWesenitzabderOrtslage
BischofswerdanachSüdwesten.
Das Wesenitz-Einzugsgebiet umfasst 270 km² und weist
am Pegel Elbersdorf eine mittlere Abflussspende von
9,42l/(s·km²)auf,wobeidasMaximumdermittlerenmonatli-
chenAbflussspendemit14,0l/(s·km²)bedingtdurchSchnee-
schmelze im März liegt. Bezogen auf die Referenzperiode
1961–1990 beträgt die mittlere Jahresniederschlagssumme
anderStationStolpen705mm.
In den von der Wesenitz durchflossenen Ortslagen ist das
Flussbettgrößtenteilsreguliertundverbaut.Trotzdemgehört
dieWesenitzzudenGewässerninDeutschland,dieinlängeren
Abschnittennochverhältnismäßigwenigverändertfließen.
InsgesamtistdasEinzugsgebiettrotzVerdichtungsansätzen
im Oberlauf und an der Mündung als ländlich geprägter
Raum mit einem sehr hohen Anteil an landwirtschaftlicher
Nutzfläche(ca.65%)einzuordnen.Etwa20%sindWald-und
Forstflächen und auf Siedlungs-, Industrie- und Verkehrs-
flächenentfallenca.12%.
Biela
Die Biela entspringt in der Böhmischen Schweiz in einer
Höhevonca.520mü.NNwenigeKilometervorderGrenze
zumFreistaatSachsen.SiefließtinnördlicheRichtungund
mündetineinerHöhevonca.115mü.NNbeiKönigstein
indieElbe.DieBielahateineLängevoninsgesamt22,2km,
ihrEinzugsgebietumfasst104km²unddiemittlereAbfluss-
spendebeträgt9,36l/(s·km²)(Bezug:PegelBielatal1),wobei
das monatliche Maximum mit 11,8 l/(s·km²) im März liegt.
DiemittlereJahressummedesNiederschlagsbeträgtander
StationBielatal741mm(Referenzperiode1961–1990).
Der größte Nebenfluss ist der rechtsseitige Cunnersdorfer
Bach. Das Bielaeinzugsgebiet liegt im linkselbischen Berg-
land der Sächsischen bzw. Böhmischen Schweiz. Es ist ge-
kennzeichnet durch eine abwechslungsreiche Landschaft
mit mäßig und dicht zertalten Gebieten, mit Plateaus und
TafelbergensowiemitSohlentälernundKerbsohlentälern.
DienördlicheFließrichtungderBielawirddurchdieAbdachung
desErzgebirgesunddeswestlichenElbsandsteingebirgesbe-
stimmt. Die gefällebedingte verstärkte Erosion führte zur
Entstehung teils bizarrer Sandsteinformationen an den
Talhängen. Im Einzugsgebiet der Biela bedecken Wald und
Gehölzeca.86%derFläche,auflandwirtschaftlicheFlächen
entfallen 13% und auf Siedlungs- und Verkehrsflächen le-
diglich1%.
21
Die Schwarze Elster entspringt am Hochstein oberhalb der
OrtslageKindisch(Oberlausitz),passiertnach63Kilometern
die sächsisch-brandenburgische Grenze und mündet bei
Listafehrda (Landkreis Wittenberg) in die Elbe. Als rech-
ter Nebenfluss der Elbe durchfließt die Schwarze Elster die
Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt
undhateinGesamteinzugsgebietvon5.706km²,wovonca.
2.263km²aufsächsischesGebietentfallen
(Abbildung 2-4).
DieGesamtlängebeträgt179km,davonbefindensich88km
aufdemGebietdesLandesBrandenburg.
DieNaturraumeinheitenOberlausitzerHeide-undTeichgebiet
undKönigsbrück-RuhlanderHeidennehmenimEinzugsgebiet
der Schwarzen Elster flächenmäßig den größten Anteil ein
(Abbildung 2-1).
ZumEinzugsgebietderSchwarzenElstergehörenzweinen-
nenswerte linksseitige Nebenflüsse, die Pulsnitz mit ei-
ner nördlichen und die Große Röder mit einer nordwestli-
chen Fließrichtung. Die Große Röder entspringt im Bereich
der Westlausitzer Vorberge in der Nähe von Rammenau
in 326 m Höhe und entwässert das westliche Vorfeld des
Nordwestlausitzer Berg- und Hügellandes. Sie ist 105 km
lang und ihr Gesamteinzugsgebiet umfasst insgesamt
859 km². Nachdem die Große Röder Großröhrsdorf durch-
querthat,fließtsiezwischenWallrodaundRadebergdurch
das Hüttertal, kurz danach nimmt sie in Radeberg das
WasserderSchwarzenRöderauf.WestlichvonElsterwerda
(Brandenburg) mündet die Große Röder schließlich in die
SchwarzeElster.
Als rechtsseitiger Nebenfluss mündet das Hoyerswerdaer
SchwarzwasserbeiHoyerswerdaindieSchwarzeElster.
Aufgrund von Veränderungen der Landschaft durch den
BraunkohletagebauwurdedieSchwarzeElsterinsbesondere
imGebietLauta-Hoyerswerdamehrmalsumgeleitetunder-
hieltsomitteilweiseeinneuesFlussbett.
Im unmittelbaren Überschwemmungsgebiet der Schwarzen
Elster und ihrer Zuflüsse finden sich nährstoffreiche Böden
mit größeren Lehmanteilen und oberflächennah anstehen-
dem Grundwasser. Grundsätzlich andere Böden finden sich
in den Rekultivierungsgebieten der Braunkohlentagebaue.
Die Kippenböden stellen terrestrische anthropogene Böden
dar.DieLandnutzungimsächsischenTeildesEinzugsgebietes
2.3 Einzugsgebiet der Schwarzen Elster
Abbildung2-4:DersächsischeTeildesEinzugsgebietesderSchwarzenElster
Pegel
Niederschlagsstationen
Fließgewässer
Standgewässer
Stadt
Landesgrenze
EinzugsgebietSchwarzeElster
Gebietsbeschreibung
2
22
2.4 Einzugsgebiet der Mulde
DieMulde(VereinigteMulde)isteinlinkerNebenflussderElbe
undentstehtinSachsendurchdieVereinigungvonZwickauer
MuldeundFreibergerMulde.DasEinzugsgebietderMulden
entwässertingroßenTeilendasErzgebirgeunddasnördlich
vorgelagerteHügelland.
Als linker Quellfluss der Vereinigten Mulde besitzt die
ZwickauerMuldeselbstzweiQuellbäche,diewestlicheRote
MuldeunddieWeißeMulde.Wenigunterhalbdesursprüng-
lichen Zusammenflusses dieser beiden Bäche wurde die
TalsperreMuldenberggebaut.
DervomHochwasserimAugust2010betroffeneTeilkonzen-
triertesichimWesentlichenaufdasGebietderChemnitz,die
alsgrößterNebenflussvonrechtsoberhalbvonWechselburg
der Zwickauer Mulde zufließt
(Abbildung 2-5).
Sie wird
durch den Zusammenfluss von Zwönitz und Würschnitz
im Süden der Stadt Chemnitz gebildet und umfasst eine
Einzugsgebietsflächevon533km².LediglichimStadtgebiet
durchfließt die Chemnitz das Erzgebirgsbecken, unter-
halbdavondasMulde-Lößhügelland(Abbildung
2-1).Etwa
25%desChemnitzeinzugsgebietessindbewaldet.DerAnteil
der bebauten Fläche ist hauptsächlich durch die Großstadt
Chemnitzmit15%vergleichsweisehoch.
Die bei 699 m ü. NN am Südwestabfall der Erhebung des
GeyerschenWaldesentspringendeZwönitznimmtallewest-
undnördlichgerichtetenAbflüsseausdemGeyerschenWald
auf.Sieverläuftgrößtenteilsineinembreitenmittelhängigen
Muldensohlental in den mittleren und unteren Höhenlagen
des Mittelerzgebirges und erreicht erst kurz vor ihrem
ZusammenflussmitderWürschnitzdasErzgebirgsbecken.Die
Zwönitz entwässert ein Einzugsgebiet von 145 km² Größe.
DerOberlaufderWürschnitzbefindetsichineinerHöhevon
532mü.NNimMittelerzgebirgenahedemnördlichenTeil
des Westerzgebirges. Ab Neuwürschnitz verläuft sie in ei-
nemsehrflachenMuldensohlentalmitgroßenAusuferungs-
flächen im Erzgebirgsbecken. Als größte wasserwirtschaft-
liche Anlage des Chemnitzgebietes befindet sich an einem
Nebenbach des größten Würschnitzzuflusses, des Gablenz-
baches, die Talsperre Stollberg. Diese staut den Abfluss aus
einem vergleichsweise kleinen Einzugsgebiet von 5,3 km²
und dient hauptsächlich der Trinkwasserversorgung. Das
EinzugsgebietderWürschnitzistmit137km²nurwenigklei-
neralsdasderZwönitz.
DasAbflussregimedesChemnitzgebietesistwieimgesamten
MuldegebietinbesonderemMaßedurchdenNiederschlagge-
prägt.DermittlereJahresniederschlagderJahresreihe1961-
1990beträgtanderStationChemnitz700mm.AlsdieHöhe
derNiederschlägebeeinflussendeorografischeBesonderheit
(Luv)stelltsichderGeyerscheWalddar.
AmZusammenflussderbeidenQuellflüsseweistdieZwönitz
mit 15,2 l/(s·km²) eine höhere mittlere Abflussspende als
die Würschnitz mit 11,3 l/(s·km²) auf . Am Pegel Chemnitz
1beträgtdiemittlerejährlicheAbflussspende10,2l/(s·km²).
InfolgederEinleitungvonFremdwasserausdemFlöhagebiet
über die Kläranlage Chemnitz-Heinersdorf erhöht sich die
mittlereJahresabflussspendeanderMündungderChemnitz
indieZwickauerMuldeauf12,0l/(s·km²).
Im Jahresgang zeigt sich im Chemnitzgebiet der in der
Regel durch Schneeschmelze gekennzeichnete März als
abflussreichster Monat. Bei Betrachtung der mittleren
Hochwasserscheiteldurchflüsse wird die Abfluss erhöhen-
de Wirkung sommerlicher Niederschläge deutlich. Der Juli
weist deshalb ein zweites Maximum auf, das etwa in der
GrößenordnungdesMärz-Maximumsliegt.
ist mit ca. 42% landwirtschaftlicher Nutzfläche überwie-
gend agrarisch geprägt. Ein weiterer großer Teil der Fläche
wird mit ca. 36% von Wald eingenommen. Die Siedlungs-
undVerkehrsflächenbesitzeneinenAnteilvonknapp9%.Auf
Gewässerentfallenreichlich4%undaufIndustrie/Gewerbe
knapp2%.
DerdurchschnittlicheJahresniederschlagdesEinzugsgebietes
derSchwarzenElsterbeträgtca.600mmunddiemittleren
jährlichen Abflussspenden der Schwarzen Elster liegen zwi-
schen4,0und8,0l/(s·km²).AmPegelRadeberg/GroßeRöder
liegtdieserWertbei8,02l/(s·km²).BeiBetrachtungdermitt-
leren monatlichen Hochwasserabflussspenden am Pegel
Trado3werdenzwei,inderRegeldurchSchneeschmelzeher-
vorgerufene,MaximaimJahresgangdeutlich.IndenMonaten
JanuarundMärzliegtdieserWertbeietwa26,0l/(s·km²).
23
Abbildung2-5:EinzugsgebietderZwickauerMulde
Das Flussgebiet der Weißen Elster, das hydrographisch
zum Stromgebiet der Elbe gehört, grenzt im Osten an das
FlussgebietderMulde,imSüdenandasFlussgebietderEger
undimWestenandasFlussgebietderSaale,indiedieWeiße
Elsterschließlichmündet.
Die Weiße Elster entspringt im tschechischen Teil des
ElstergebirgesöstlichvonAschamFußedesKapellenberges.
DaranschließtsichdasoberesächsischeTeilgebietan–mit
demOberlaufderWeißenElsterunddemOberlaufderPleiße,
dembedeutendstenNebenflussderWeißenElster.Dergröß-
teNebenflussderWeißenElsterimOberlaufistdieGöltzsch,
diekurzunterhalbderLandesgrenzezwischenSachsenund
Thüringen in die Weiße Elster mündet. Größter Nebenfluss
derWeißenElsterimthüringischenGebietistdieWeida.Von
ThüringenfließtdieWeißeElsterdurchSachsen-Anhaltwie-
der nach Sachsen. Im unteren sächsischen Teilgebiet mün-
den neben der Pleiße als weitere wichtige Nebenflüsse die
2.5 Einzugsgebiet der Weißen Elster
Pegel
Niederschlagsstationen
Fließgewässer
Standgewässer
Stadt
Landesgrenze
EinzugsgebietZwickauerMulde
Gebietsbeschreibung
2
24
SchnauderunddiePartheindieWeißeElster.Diesemündet
mitihrenMündungsarmenLuppeundWeißeElsterzwischen
MerseburgundHalleindieSaale.DasgesamteEinzugsgebiet
(Abbildung 2-6)vonca.5.225km²Flächeziehtsichlangge-
strecktinsüdnördlicherRichtungvomElstergebirgezurinder
Leipziger Tieflandsbucht liegenden Elster-Luppe-Niederung
(Leipzig)undwechseltdortunterhalbderParthemündungin
einewestlichebzw.nordwestlicheRichtung(Abbildung
2-1).
DerHöhenunterschiedbeträgtca.638m(vonca.720mü.
NNaufca.82mü.NN)beieinerLauflängevonca.260km
(mittleresGefällevon2,5‰).Großlandschaftlichgehörtdas
Elstergebiet drei Regionen an. Im Oberlauf gehört es zum
Mittelgebirge, hier dem Elstergebirge und dem thüringi-
schenSchiefergebirge.Esistcharakterisiertdurcheineweit-
gespannte, flachwellige Rumpffläche, die durch steilwandig
eingeschnittene Kerbtäler oder Kerbsohlentaler gegliedert
ist. Im Mittellauf gehört das Elstergebiet der Vorlandzone
der Mittelgebirge an, einem Platten- und Hügelland. Bei
geringerer absoluter Höhe des Gebietes vermindert sich
die Reliefenergie in den Tälern merklich. Im Unterlauf
tritt die Weiße Elster in das weite Flachland der Leipziger
Tieflandsbuchtein.
Der Anteil landwirtschaftlicher Flächen (Ackerland und
Wirtschaftsgrünland) im Flussgebiet der Weißen Elster ist
hoch. Er beträgt je nach Teilgebiet etwa 60 bis 70%. Der
WaldanteilimFlussgebietWeißeElsteristniedrig.Ernimmt
vomOberlaufzumUnterlaufkontinuierlichab.ImGegensatz
zum Waldanteil nimmt der Anteil bebauter Flächen vom
OberlaufzumUnterlaufzu(DHI-WASY
2012).
Abbildung2-6:EinzugsgebietderWeißenElster
Pegel
Niederschlagsstationen
Fließgewässer
Standgewässer
Stadt
Landesgrenze
EinzugsgebietWeißeElster
25
2.6 Einzugsgebiet der Spree
DieSpreeisteinknapp400kmlangerlinkerNebenflussder
HavelimOstenDeutschlandsundentspringtimOberlausitzer
Bergland(Abbildung
2-1)nahederGrenzezuTschechien
aus drei Quellen: in Ebersbach-Spreedorf, in Neugersdorf
undamKottmar.SiefließtdurchdieBundesländerSachsen,
BrandenburgsowieBerlinundihrGesamteinzugsgebietum-
fasst10.104km².DersächsischeAnteildesEinzugsgebietes
derSpreeumfasst2.025km²undderGesamtwasserlängebe-
trägt107,3km(einschließlichTalsperreBautzen)(Abbildung
2-7).DieSpreehatinihremQuellgebietzunächstdenCha-
rakter eines Mittelgebirgsflusses. Ab der Talsperre Bautzen
(Mittellauf)legtdieSpreedenHauptteilihrerLaufstreckeals
typischer Flachlandfluss zurück. Sie bildet im Oberlausitzer
Heide-undTeichgebietdieersteFlussverzweigungd.h.,dass
dieKleineSpreenachWestenabzweigtundetwa30kmfluss-
abwärts bei Spreewitz wieder in die Große Spree mündet.
Nach dem Abzweig der Kleinen Spree mündet das Löbauer
Wasser in die Spree. Bei Sprey mündet als größter rechter
NebenflussderSchwarzeSchöps,inden10kmoberhalbder
Weiße Schöps mündet. Nach Erreichen der brandenburgi-
schenLandesgrenzeerreichtdieSpreedieStadtSpremberg
undbildetimweiterenVerlaufeinezweiteFlussverzweigung,
denSpreewald.RichtungNordenmündetdieSpreeinBerlin
indieHavel,welchewiederumindieElbemündet.
EinigeBesonderheitendesSpreeverlaufeshabenihreUrsache
in den Gefälleverhältnissen. Dem streckenweise außeror-
dentlichgeringenGefälleverdanktdieSpreeeineauffallen-
deEigenart,dieNeigungzurFlussspaltungundVernetzung
von Wasserläufen. Zu den natürlichen kommen zahlrei-
che künstliche Flussverzweigungen. Durch die eingeschal-
teten Seen sowie die mächtigen Grundwasserleiter in den
glazialen Abflussbahnen ist die Wasserführung der mittle-
renSpreebereitsvonNaturausausgeglicheneralsdievon
Mittelgebirgsflüssen. Das Abflussverhalten der Spree und
ihrer Nebenflüsse, insbesondere der Kleinen Spree, wird
durch die Steuerung von Talsperren und Speichern, durch
Überleitungen,GrubenwassereinleitungensowiedieFlutung
vonTagebaurestlöchernerheblichbeeinflusst.
Die mittleren Jahresniederschlagsmengen der Referenz-
periode 1961/90 im sächsischen Einzugsgebiet betragen
anderStationEibau-Walddorf785mmundanderStation
Boxberg600mm.DiemittlerenjährlichenAbflussspendender
Spreebewegensichzwischen14,6l/(s·km²)inunmittelbarer
NähederSpreequelleamPegelEbersbachund7,11l/(s·km²)
amPegelSpreewitz,dersichanderGrenzezuBrandenburg
befindet. Am Zusammenfluss von Weißem und Schwarzem
SchöpsliegtdieserWertbei6,94l/(s·km²).ImJahresverlauf
der mittleren monatlichen Abflüsse am Pegel Bautzen-
Weite Bleiche/Spree zeigt sich, bedingt durch die Schnee-
schmelze, ein Maximum im Monat März. Die Abfluss erhö-
hendeWirkungsommerlicherNiederschlägewirdimMonat
Julideutlich,welchereinzweites,geringeresMaximumauf-
weist.
InsgesamtdeutlichgeringeralsimgebirgigenOberen-Weiße-
Elster-Gebiet sind die mittleren Jahresniederschläge im
mittleren und unteren Teil des Einzugsgebietes der Weißen
Elster. Erkennbar ist dies bei der Betrachtung des mittleren
Jahresniederschlages der Referenzperiode 1961-1990. An
der Station Leipzig-Holzhausen (Tieflandcharakter) beträgt
dieser Wert 585 mm und an der Station Oelsnitz/Vogtland
(Hügellandcharakter)665mm.
DiemittlerenJahresabflussspendenderWeißenElsterbewe-
gen sich zwischen 11,2 l/(s·km²) am Pegel Bad Elster 1 und
5,81l/(s·km²)amPegelKleindalzig.ImJahresverlaufzeigtsich
andenPegelnderWeißenElsterderMonateMärzalsabfluss-
reichsterMonat,inderRegelbedingtdurchSchneeschmelze.
BeiBetrachtungdermittlerenHochwasserabflussspendendes
Oberen-Weiße-Elster-GebieteswirdeinzweitesMaximumin
denMonatenJulioderAugustdeutlich.
ImEinzugsgebietderWeißenElstergibteszehnTalsperren,
zweiHochwasserrückhaltebeckenundzweiSpeicher.
Des Weiteren besitzt das Tal der Weißen Elster große Aus-
uferungsflächen (potentielle Überschwemmungsflächen),
diefürdenHochwasserschutzvonBedeutungsindundlo-
kal im Hochwasserfall als Überschwemmungsflächen und
Retentionsräumegenutztwerden.
Gebietsbeschreibung
2
26
Abbildung2-7:DersächsischeTeildesEinzugsgebietesderSpree
Pegel
Niederschlagsstationen
Fließgewässer
Standgewässer
Stadt
Landesgrenze
EinzugsgebietderSpree
27
Meteorologie
3
28
ImFolgendenwerdendieWetterlagenunddasNiederschlags-
geschehen der Monate August und September 2010 sowie
Januar2011beschrieben.DabeierfolgteineAnalysederNieder-
schlagssituationfürDeutschlandsowiefürSachsen.Sofernbei
denhierdargestelltenTageswertenderNiederschlagshöhen
nichts anderes angegeben ist, beziehen sich diese jeweils
aufdenZeitraumvon08:00UhrdesNiederschlagstagesbis
08:00UhrdesFolgetages.InKapitel
3.3wirddieräumliche
undzeitlicheVerteilungderHochwasserauslösendenNieder-
schlägederMonateAugustundSeptember2010fürSachsen
undangrenzendeGebietenäheranalysiertunddargestellt.
DieAuswertungenberuhenzumGroßteilaufhydrometeoro-
logischen Gutachten des Deutschen Wetterdienstes zu
den einzelnen Wetterlagen und Niederschlagssituationen
(DWD 2011a, 2011b)
sowie auf einem Gutachten von
Prof.U.HaberlandtderUniversitätHannover(Haberlandt
2011).
Des Weiteren wurden die Analysen des Instituts für
Informationssystems „Wettergefahren-Frühwarnung“ heran-
Der erste Abschnitt der Hochwasserserie begann Anfang
AugustmitderAusbildungdesTiefdruckgebietes„Viola“aus
einerFrontalwelleüberdemNordatlantikaufderRückseite
eines ausgedehnten Höhentroges über dem Europäischen
Nordmeer, der bis nach Mittel- und Westeuropa reichte.
„Viola“bewegtesichanderVorderseitediesessichimmerwie-
derregenerierendenTrogesnordwärts.Nachdemsicham6.
AugusteineVb-ähnlicheSituationergebenhatte,wiesder7.
AugustsynoptischgesehentypischeMerkmaleeinerVb-Lage
auf. Das relevante Tiefdruckgebiet entwickelte sich jedoch
nichtklassischauseinerGenua-Zyklone,sondernentsprang
der Kaltfront eines Tiefs über den britischen Inseln, welche
von Westen nach Deutschland zog, sich stetig verlangsam-
teundsichdurchfrontogenetischeEffekteerneutvertiefte.
Zunächstwaram7.AugusteinevonderOstseeüberPolenund
TschechienbisnachÖsterreichverlaufendewetteraktive(ba-
rokline)Zonevorhanden.DabeiwurdefeuchtwarmeLuftauf
derOstflankediesesTiefsnachNordengeführt,währendüber
den westlichen Teilen Europas kühlere und trockenere Luft
lag.DurchdieEntwicklungbzw.VerstärkungeinesTiefsüber
PolenwurdediefeuchtwarmeLuftgroßräumiggehoben,was
zuKondensationsprozessenundNiederschlagsbildungführte.
Die konvergente Strömung in den unteren Schichten sorg-
teaußerdemfürdieVerstärkungderTemperaturgegensätze
unddieDynamikderProzesse.DasgroßräumigeRegengebiet
warübervieleStundenhinwegnahezuortsfest,dadieLinie
der Okklusionsfront nahezu bewegungslos im bodennah-
enFeldmehrereDutzendKilometeröstlichdesIsergebirges
verharrte und ihre retrograde Verlagerung durch einen
Hochdruckrücken blockiert wurde, der sich von Südwesten
herüberWesteuropaausdehnte.
Die Hochwasser auslösenden Niederschläge konzentrierten
sichinsbesondereaufdiebeidenTagedes6.und7.August.
Durch die nördliche bis nordöstliche Strömung verstärkten
sich dabei die Luveffekte an den Hängen des Isergebirges
und des Lausitzer Berglands sowie mittleren Erzgebirges
und des Böhmischen Mittelgebirges. Zusätzlich wurden die
Niederschläge aufgrund des Feuchteangebots und der vor-
handenen Labilität, eine wesentliche Voraussetzung für die
AuslösungvonSchauernundGewittern,zusätzlichverstärkt.
DarausresultiertenrelativkleinräumigeNiederschlagsspitzen.
BiszumSonntag,dem8.August,verlagertesichdasZentrum
des sich auffüllenden Höhentiefs weiter nach Norden bis
Nordwesten;dieLuveffektenahmenab.Gleichzeitigbegann
eine Abschwächung der frontalen Schnittstelle, die infolge
des sich weiter ausdehnenden Hochdruckrückens allmäh-
lich nach Osten abzog. Das alles führte zu einem spürba-
renRückgangderNiederschläge.Abbildung
3-1zeigtden
FrontenverlaufüberEuropaam7.Augustum02:00Uhr.
DieDauerderNiederschlagstätigkeit(30bis36Stunden)und
derFlächencharakterderintensivenNiederschlägezeugenda-
von,dassessichnichtumtypischelokaleStarkniederschläge
handelte,dieSturzflutenverursachen.Vielmehrwarenindas
ausgedehnteDauerniederschlagsfeldStarkregenzentrenein-
gelagert,dievorallemam7.AugustinintensiverWeisewirk-
samwurden.InAbbildung
3-2istdieräumlicheVerteilung
derNiederschlagshöhenfürDeutschlandunddergrenznahen
GebieteinTschechienundPolenam6.Augustdargestellt.
3
Meteorologie
3.1 Wetterlage und Niederschlagsgeschehen
im August 2010
29
Abbildung3-1:FrontenverlaufüberEuropaam07.08.2010,02:00Uhr(Quelle:DWD,NamensgebungderHoch-undTiefdruckgebietedurchFU
Berlin)
Abbildung3-2:RäumlicheVerteilungderTageswertederNiederschlagshöhefürDeutschlandam06.08.2010(Datenquelle:RADOLAN,DWD)
3
Meteorologie
Viola II
Wilhelmina
T
T
T
T
Xenia
Viola III
30
Abbildung3-3:RäumlicheVerteilungderTageswertederNiederschlagshöhefürSachsenam06.08.2010(links)und07.08.2010(rechts)
(Datenquelle:Haberlandt(2011)aufBasisvonDWD-Daten)
Die
Abbildung 3-3
enthält die räumliche Verteilung der
Tagesniederschlägefürden6.und7.Augustfürdassäch-
sische Gebiet. Dabei lassen sich sehr gut die Hochwasser
auslösendenNiederschlägefürdasEinzugsgebietderMulde
(06.08.2010) und die Einzugsgebiete der Lausitzer Neiße,
Spree und rechtsseitigen Nebenflüssen der Oberen Elbe
(07.08.2010)aufsächsischem,abervorallemauchauftsche-
chischemundpolnischemGebieterkennen.
Die statistisch gesehen extremsten Niederschlagssummen
fielen in Sachsen im oberen Einzugsgebiet der Lausitzer
Neiße mit Wiederkehrintervallen von >100 Jahren (Station
Bertsdorf-Hörnitz: 85,5 mm/6h und 145,6 mm/24h) und
im oberen Spreegebiet mit Wiederkehrintervallen von 100
Jahren (Station Sohland: 72,9 mm/6 h; Station Kubschütz:
77,6mm/6h)(Tabelle3-1).AuchauftschechischemGebiet
fielendieextremstenNiederschlägemitWiederkehrintervallen
von >100 Jahren im Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße, vor
allem im Bereich des Isergebirges im Kreis Liberec (Station
Bedrˇichov – Olivetská hora: 289,6 mm/24h; Bedrˇichov –
Tomšovka:287,2mm/24h)
DerzweiteAbschnittderHochwasserseriesetzteamMontag,
den9.Augustein,alssichimbodennahenFeldbisMitteleuropa
vonSüdwestenbisWesteneinHochdruckrückenausbildete,
dersichindennächstenTagenweiternachNordostenverla-
gerte.GleichzeitigvertieftesichüberdemNordostatlantikin
denhöherenEbenendasTiefdruckgebiet,dessenZentrumsich
inRichtungSüdostenbisSüdenbewegte.Biszum12.August
zogdasZentrumdiesesHöhentiefsüberdieBeneluxstaaten.
DieseZyklonalitätgeneriertebereitsam12.Augustaufdem
GebietderTschechischenRepublikzahlreicheNiederschläge.
Während des 13. und 14. August zog das Zentrum des
HöhentiefsnursehrleichtausdemBereichderBeneluxstaaten
nachFrankreich.DiegewelltefrontaleSchnittstellebewegte
sichauchnurlangsamvonDeutschlandnachBöhmen,wosich
dieFrontalwelleam13.AugustpraktischdenganzenTagüber
nahezubewegungsloshielt.InderNachtzum14.Augustent-
standanderFrontalwelleeinneuesleichtesTiefdruckgebiet,
dasinRichtungNordenabzuziehenbegannundamEndedes
Tages über der Ostseeküste angelangt war. Am 15. August
strömtevoreinergewelltenKaltfrontwarmeundfeuchteLuft
miteinerinstabilenTemperaturschichtungnachBöhmen.Bei
der anschließenden Verlagerung der Kaltfront in Richtung
Norden traten in einem schmalen Streifen in Mittel- und
NordböhmenintensiveStarkniederschlägeauf.
31
Tabelle3-1:GemesseneNiederschlagshöhenunterschiedlicherNiederschlagsdauerstufenDimFreistaatSachsenmitBewertungdes
Wiederkehrintervalls(DWD2011a;C
ˇHMÚ2012a)
3
Station
Niederschlagshöhe [mm]
D [h]
Endtermin
Wiederkehrintervall [a]
Görlitz
33,0
6
07.08.10,08:00
5
44,4
24
07.08.10,08:00
1
Rosenthal
>57,0
12
08.08.10,08:00
10
>109,0
48
07.08.10,08:00
10
Lichtenhain-Mittelndorf
>68,0
12
08.08.10,08:00
20
>120,0
48
07.08.10,08:00
20
Sohland/Spree
40,4
2
07.08.10,17:00
20
53,7
3
07.08.10,17:00
30
72,9
6
07.08.10,18:00
100
91,4
12
07.08.10,20:00
100
101,7
24
07.08.10,20:00
50
104,0
48
09.08.10,01:00
20
Bertsdorf-Hörnitz
35,4
1
07.08.10,10:00
20
57,2
2
07.08.10,11:00
100
66,2
3
07.08.10,11:00
100
85,5
6
07.08.10,14:00
> 100
130,4
12
07.08.10,20:00
> 100
145,6
24
08.08.10,08:00
> 100
159,8
48
08.08.10,08:00
100
Chemnitz
44,6
6
07.08.10,07:00
10
84,3
30
07.08.10,12:00
40
Kubschütz, Kr. Bautzen
77,6
6
08.08.10,17:00
100
94,8
72
09.08.10,08:00
10
Stützengrün
84,1
48
07.08.10,08:00
5
Dürrhennersdorf
50,8
6
07.08.10,17:00
20
90,8
72
08.08.10,06:00
10
Hejnice (CZ)
220,5
24
07.08.10,17:00
> 100
Olivetská hora (CZ)
289,6
24
07.08.10,18:00
> 100
Tomšovka (CZ)
287,2
24
07.08.10,18:00
> 100
Liberec (CZ)
139,7
24
08.08.10,00:00
50
Varnsdorf (CZ)
114,3
24
08.08.10,02:00
50
Bogatynia (PL)
90,0
24
08.08.10,05:00
keine Angabe
Meteorologie
32
Abbildung3-4:RäumlicheVerteilungderTageswertederNiederschlagshöhefürDeutschlandam15.08.2010(Datenquelle:RADOLAN,DWD)
Abbildung3-5:RäumlicheVerteilungderTageswertederNiederschlagshöhefürSachsenam15.08.2010(Datenquelle:Haberlandt(2011)auf
BasisvonDWD-Daten)
Im weiteren Verlauf des 15. August und in der Nacht
zum 16. August zog die Kaltfront dieses Tiefs zügig über
Sachsen nach Norden, wobei sich an ihr kräftige Gewitter
entwickelten. Wie für Gewittersituationen typisch, wa-
ren die Niederschlagsmengen örtlich sehr unterschiedlich.
InsbesondereinderNachtvom15.zum16.Augustkames
imSüdostenSachsenszukräftigenSchauernundGewittern.
Die Verteilung der Tageswerte der Niederschlagshöhen für
DeutschlandundSachsensindindenAbbildungen
3-4 und
3-5dargestellt.
Im Einzugsgebiet der Schwarzen Elster, im Dresdner Raum
und im Osterzgebirge fielen 20 bis 40 mm Niederschlag,
örtlich auch darüber. Die extremsten Ereignisse wurden im
GebietderSächsischenSchweiz(StationZeughaus,42,9mm
binnen einer Stunde am 16. August, Wiederkehrintervall
50 Jahre) und im südlichen Umland von Dresden (Station
Graupa,52,1mmbinnen1Stunde,Wiederkehrintervall100
Jahre)verzeichnet(Tabelle
3-2).
33
Tabelle3-2:GemesseneNiederschlagshöhenunterschiedlicherNiederschlagsdauerstufenDimFreistaatSachsenmitBewertungdes
Wiederkehrintervalls(DWD2011a)
Der dritte Abschnitt der Hochwasserserie begann meteoro-
logischam24.September.ZudieserZeitwarfürEuropadas
Tiefdruckgebiet „Kathrein“ wetterbestimmend. In der Nacht
zum25.Septemberverlagertesich„Kathreins“Zentrumvon
derNordseenachNorddänemark,wodurchdessenKaltfront
weiter ostwärts zog und Deutschland mit örtlich schweren
Gewittern überquerte. Im Laufe des 24. September bildete
sichüberSüdfrankreichausderKaltfrontvon„Kathrein“die
Zyklone„Lya“.DieHöhenwetterlagesahzudiesemZeitpunkt
soaus,dass„Lya“genauimScheitelpunkteinesKaltlufttroges
entstand, der sich von Skandinavien über Mitteleuropa bis
zumwestlichenMittelmeererstreckte.
Mit der Bildung von Tief „Lya“ veränderte „Kathrein“ seine
Zugrichtig und lag am 26. September über den Benelux-
Staaten. Dabei entstand eine markante Luftmassengrenze
überOstdeutschland,dienurwenigöstlichderOderlagund
dieWarmluftüberPolenvonderKaltluftüberDeutschland
trennte.AufderOstseitegelangtesosubtropischeLuftaus
demMittelmeerraumüberdenOstenDeutschlandsbisnach
SchwedenundaufderWestseiteimGegensatzdazumariti-
meArktikluftbisindenNordenFrankreichs.„Lya“entwickel-
tesichdabeizueinemsogenanntenGenuatiefmiteinerals
„Vb“klassifiziertennordöstlichenZugbahn.AmBodensetzte
eine entsprechend Vb-artige Entwicklung mit anhaltenden
Aufgleitniederschlägenein.
WährenddieLagevon„Kathrein“nahezuortsfestblieb,be-
wegtesich„Lya“biszum27.Septemberüberdassüdöstliche
und östliche Mitteleuropa nach Norden. Am 25. September
lag ihr Zentrum über Slowenien und die Luftmassengrenze
verlagertesichinderfolgendenNachtalsWarmfrontetwas
weiter westwärts. Auf der Westseite der Luftmassengrenze
bildete sich ein umfangreiches und intensives Regenband,
dasvonÖsterreichüberTschechienundSachsenhinwegbis
zurOstseereichte.AufgrundderStrömungsverhältnisseblieb
die Luftmassengrenze quasi stationär. Aus dieser Situation
resultierteeingroßräumigerDauerregen.Abbildung
3-6ver-
anschaulichtdieWetterlageundFrontenam26.September
um02:00Uhr.
Am27.SeptemberreichteeineausgedehnteWarmluftzunge
von Osten nach Norddeutschland hinein. Die Warmluft
wurde über die subpolare Meeresluft gehoben, sodass es
zur Neubildung eines umfangreichen Regengebiets kam.
ErneutwardabeibesondersdasErzgebirgeunddasLausitzer
BerglandvonStauniederschlägenbetroffen,sodasssichdie
HochwassersituationanSpree,SchwarzerElsterundGroßer
Röderzuspitzte.AmAbenddes27.Septemberkonnte„Lya“
mitihremZentrumüberdemNordenPolenslokalisiertwer-
den.MitdieserVerlagerungrissderNachschubderfeucht-
warmen Luftmassen ab. „Kathrein“ löste sich bis zum 28.
SeptemberüberFrankreichaufund„Lya“zogweiterRichtung
Russland,sodassamMittagdes28.SeptemberdieRegenfälle
endeten.
DieAbbildung
3-7zeigtdasausgedehnteNiederschlagsfeld
über Deutschland und Teilen Tschechiens. Dargestellt
sind hier die Niederschlagssummen der 72 Stunden vom
25. September bis zum 27. September. Das Zentrum die-
ses Niederschlagsfeldes lag dabei über den Bundesländern
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie dem
Norden Tschechiens. Es wurden Niederschlagssummen von
biszu200mm(Tschechien)und130mm(NordenSachsens)
erreicht.
3
Station
Niederschlagshöhe [mm]
D [h]
Termin
Wiederkehrintervall [a]
Dresden-Klotzsche
31,4
24
15./16.08.2010
<1
Dresden-Hosterwitz
26,0
1
16.08.2010
5
Lichtenhain-Mittelndorf
25,8
1
16.08.2010
5
Lohmen
30,4
1
16.08.2010
10
38,1
4
15./16.08.2010
5
Graupa
52,1
1
16.08.2010
100
Zeughaus
42,9
1
16.08.2010
50
3.2 Wetterlage und Niederschlagsgeschehen
im September 2010
Meteorologie
(Sächsische Schweiz)
34
Abbildung 3-8zeigtdieräumlicheNiederschlagsverteilung
imsächsischenRaumfürdiedreiTagevom25.biszum27.
September.Tabelle
3-3enthältfürausgewählteStationendie
72-StundenwertederNiederschlagshöhefürdiesenZeitraum.
DabeisindnichtinersterLiniediehohenpunktuellenWerte
anEinzelstationenhervorzuheben,sonderndieTatsache,dass
eszusolchenNiederschlagsmengenineinemgroßenGebiet
undübereineZeitspannevondreiTagenverteiltkam.
Im Einzugsgebiet der Schwarzen Elster erbrachten die an-
haltenden Niederschläge Summenwerte, die besondere
Höhen erreichten: 131,5 mm an der Station Gröditz bzw.
122,1 mm an der Station Strauch, gefallen jeweils binnen
72 Stunden, weisen statistisch gesehen ein Wiederkehr-
intervallvon100Jahrenauf.MiteinerNiederschlagssumme
von 119 mm innerhalb von 72 Stunden wurde an der
Station Zinnwald-Georgenfeld der mittlere September-
Niederschlag(Normalwertperiode1961bis1990)um43mm
(156 %) übertroffen. In Nordböhmen waren 72-stündige
NiederschlagswertebeiÚstínadLabemmit112mmundbei
Liberecmit118mmzuverzeichnen(Tabelle
3-3).
Abbildung3-6:FrontenverlaufüberEuropaam26.09.2010um02:00Uhr(Quelle:DWD,NamensgebungderHoch-undTiefdruckgebietedurch
FUBerlin)
Abbildung3-7:RäumlicheVerteilungder72-Stunden-Werteder
NiederschlagshöhefürDeutschlandvom25.09.2010biszum
27.09.2010(Datenquelle:RADOLAN,DWD)
Kathrein
Joleen
Ludger
Marcel
Lya
T
T
T
H
H
35
3
Abbildung3-8:TageswertederNiederschlagshöhefürSachsenam25.09.2010
1
,26.09.2010
2
und27.09.2010
3
(Datenquelle:
Haberlandt(2011)aufBasisvonDWD-Daten)
Tabelle3-3:72-Stunden-WertderNiederschlagshöheanausgewähltenStationenfürdiedreiNiederschlagstage25.09.–27.09.2010(Endtermin:
28.09.2010,08:00Uhr)(DWD2011a)
* An diesen Stationen hat es auch am 28.09. und 29.09.2010 weitergeregnet.
Stationsname
Niederschlagshöhe [mm]
Wiederkehrintervall [Jahre]
Gröditz
131,5
100
Deutschneudorf-Brüderwiese
127,3
20
Strauch
122,1
100
Zinnwald-Georgenfeld
118,9
10
Elsterwerda
118,5
50
Pulsnitz
116,1
20
Dresden-Klotzsche
113,0
20
Dürrhennersdorf *
93,8
10
Kubschütz, Kr. Bautzen *
92,3
10
Sohland/Spree *
88,4
5
Ústí nad Labem (CZ)
112,0
keineAngabe
Liberec (CZ)
118,0
keineAngabe
1
3
2
Meteorologie
36
Die nachfolgenden Darstellungen und Auswertungen zur
räumlichenundzeitlichenNiederschlagsverteilunginderZeit
vom1.Augustbiszum30.September2010basierenaufdem
GutachtenvonHaberlandt
(2011).
Grundsätzlich kann eine signifikante Verbesserung der
räumlichen Niederschlagsschätzung durch Einbeziehung
der Daten aus dem räumlich hoch auflösenden Radar-
messnetz des DWD erreicht werden. Daher sind sowohl
NiederschlagsinformationenausfünfminütigenRadardaten
als auch stündliche Daten aus bodengebunden Messnetzen
verwendet und mittels eines geostatistischen Mergingver-
fahrenskombiniertworden.DieGütedesMergingverfahrens
wurde mit Hilfe einer Kreuzvalidierung geprüft und mit
klassischen einfachen Interpolationsverfahren verglichen.
Es wurden stündliche Rasterdaten für den Zeitraum vom
1. August bis zum 30. September 2010 in einer Auflösung
von 1 km x 1 km für die sächsischen Flussgebiete von der
Weißen Elster bis zur Lausitzer Neiße sowie angrenzende
Gebieteberechnet.
Abbildung 3-9zeigtdasUntersuchungsgebiet,dieverwen-
detenNiederschlagsstationen,dieAbdeckungdurchdiedrei
Radarstationen Dresden, Neuhaus und Ummendorf sowie
eineTeileinzugsgebietsgliederungentsprechendder3-stelli-
genGewässerkennzahl.
DerRadiusderRadardatenabdeckungbeträgtjeweils128km.
NurderRadarstandortDresdenistimBilddargestellt.Um-
mendorfliegtnordwestlichundNeuhaussüdwestlichaußer-
halbdesBildes.Zusehenist,dassalledreiRadarstandortezur
vollständigen Abdeckung der Teilgebiete benötigt wurden.
SomitwarzunächsteineKombinationderRadardatenfürdie
dreiStandorteerforderlich.
Insgesamt standen 87 Niederschlagsstationen mit stündli-
chenDatenzurVerfügung.Esistzuerkennen,dassfürman-
cheGebietekaumStationenverfügbarwaren.ImOstenbe-
trafdiesdasGebietderLausitzerNeißeundimNordendie
TeilgebietevonSpreeundSchwarzerElster.FürdieseBereiche
musstemitAbstrichenandieInterpolationsgenauigkeitge-
3.3 Räumliche und zeitliche Verteilung der
Niederschläge im August und September 2010
für die Region Sachsen
NStationenLfUG
RadarStandorte
RadarBereiche
Abbildung3-9:Untersuchungsgebiet,Niederschlagsstationen,RadarstandorteundTeileinzugsgebieteentsprechendderdreistelligen
Gewässerkennzahl(Haberlandt2011)
Dresden
37
3
rechnetwerden.InsbesonderefürdieseRegionenstellendie
RadardatendahereinesehrwertvolleInformationsquelledar.
InAbbildung
3-10istderzeitlichenVerlaufdesmittleren
stündlichen Niederschlages für das Gesamtgebiet für die
zweiMonateAugustundSeptemberdargestellt.Dabeizeigt
sich, dass im August am meisten Niederschlag gefallen ist,
sich dieser über den ganzen Monat verteilte und mehre-
re Starkniederschlagsereignisse auftraten. Im September
hingegen gab es eine relativ konzentrierte Periode mit
StarkniederschlagamEndedesMonats.Darausresultierten
dieverschiedenenHochwasserereignisseimAugustmitteil-
weisemehrerenWellenunddasHochwasserEndeSeptember.
Abbildung 3-11enthältdieräumlicheVerteilungderauf-
summierten Stundenniederschläge für die Monate August
und September. Es wird wieder deutlich, dass die größten
NiederschlagsmengenimAugustfielen,speziellimOstenund
SüdwestenvonSachsen.DiehöchstenSummenwurdenda-
bei in den Regionen des Elbsandsteingebirges, des Zittauer
GebirgessowiedesIsergebirgeserreicht.Mitbiszu447mm
fielenhierteilweiseMengenbiszumFünffachendermittle-
renMonatssumme.
Zwar fiel im September weit weniger Niederschlag als
im August, dennoch wurden auch hier wieder sehr hohe
Summenerreicht.Mitbiszu230mmüberstiegendieMengen
mancherortsdasVierfachedermittlerenMonatssumme.Die
höchstenNiederschlägefielendabeiindenFlussgebietenvon
SchwarzerElster,FreibergerMuldeundElbe.
Abbildung3-10:ZeitlicherVerlaufdesmittlerenGebietsniederschlagesüberdemgesamtenUntersuchungsgebietfürdenZeitraum01.08.2010–
30.09.2010
Meteorologie
01.08.2010
11.08.2010
21.08.2010
31.08.2010
10.09.2010
20.09.2010
30.09.2010
Niederschlag [mm/h]
1
0.5
0
38
DieTabelle
3-4gibteinenÜberblicküberdiemittleren,mini-
malenundmaximalenNiederschlagssummen.
Abbildung 3-12zeigtdieräumlicheVerteilungstündlicher
NiederschlägefürdieStundenvom6.August,21:00Uhrbis
zum7.August,09:00Uhr.EsistgutdiestarkeHeterogenität
mit regional beschränkter Ausdehnung von Niederschlags-
zellenzuerkennen,diesonurunterVerwendungderRadar-
datenalsZusatzinformationerfasstwerdenkonnte.Weiterhin
spiegeltsichgutdasNiederschlagsgeschehenderausgewähl-
tenzwölfStundenwidermitzunächststarkenNiederschlägen
imEinzugsgebietderMuldeundmitdenetwasspätereinset-
zendenStarkniederschlägenimElbsandsteingebirge,Zittauer
GebirgeundIsergebirge.
Abbildung3-11:RäumlicheVerteilungdermonatlichenNiederschlagssummenfürAugust(links)undSeptember2010(rechts)(Datenquelle:
Haberlandt(2011)aufBasisvonDWD-Daten)
Tabelle3-4:Mittlere,minimaleundmaximaleNiederschlagssummenimbetrachtetenNiederschlagsgebietfürAugustundSeptember2010
(Haberlandt2011)
Monat
Mittel [mm]
Minimum [mm]
Maximum [mm]
August
143
112
447
September
89
39
231
39
3
Abbildung3-12:RäumlicheVerteilunginterpolierterstündlicherNiederschlägefürdieZeitvom06.08.2010,21:00Uhrbis07.08.2010,09:00Uhr
(Datenquelle:Haberlandt(2011)aufBasisvonDWD-Daten)
06.08.2010, 21:00–22:00 Uhr
07.08.2010, 00:00–01:00 Uhr
07.08.2010, 03:00–04:00 Uhr
07.08.2010, 06:00–07:00 Uhr
06.08.2010, 22:00–23:00 Uhr
07.08.2010, 01:00–02:00 Uhr
07.08.2010, 04:00–05:00 Uhr
07.08.2010, 07:00–08:00 Uhr
06.08.2010, 23:00–24:00 Uhr
07.08.2010, 02:00–03:00 Uhr
07.08.2010, 05:00–06:00 Uhr
07.08.2010, 08:00–09:00 Uhr
Meteorologie
40
BereitsEndeDezember2010erreichtendieSchneehöhenins-
besondereimNordenundOstenvonSachsenfürDezember
überdurchschnittlichgroßeWerte.InSachsenwurdenbisins
FlachlandvielerortsneueExtremwerteregistriert.Eskamim
zentralenSachsenzueinerÜberschreitungderlangjährigen
Extremwerte der Schneehöhe um bis zu 100%
(Abbildung
3-13).
Diese ließ allerdings eine Höhenabhängigkeit erken-
nen. Zwischen ca. 100 m und 550 m Höhe wurden am 29.
Dezember im Mittel die klimatologischen Extremwerte für
denZeitraum1951–2000erreichtundhäufigüberschritten.
OberhalbdiesesNiveausfieldieSchneehöhedagegenüber-
wiegendgeringeraus.
Im Vergleich mit den Schneehöhen des gesamten Winters
wurdenaberauchunterhalbvonca.550mü.NNimMitteldie
50-jährlichenExtremwertedesZeitraumes1951–2000nicht
erreicht.NurvereinzeltkameszumAuftretenneuerExtreme.
Daher kann geschlussfolgert werden, dass die Schneedecke
imDezember2010imFlachlandundMittelgebirgsraumzwar
früher als durchschnittlich beobachtet worden ist, aber die
dort gemessenen Höhen für die restlichen Wintermonate
nichtungewöhnlichwaren.
Insgesamt wird aus dieser Analyse ersichtlich, dass Ende
Dezember 2010 ein beachtliches Wasseräquivalent in der
Schneedecke gespeichert war. In den Höhenlagen des
Erzgebirges wurden Werte zwischen 180 und 260 mm er-
reicht und auch im Flachland konnten verbreitet bis zu
50mmundteilweisenochhöhereWasseräquivalenteermit-
teltwerden.DiesestellteneinbeachtlichesPotentialfürdie
Schmelzwasserbildungdar
(Abbildung 3-14).
DieZeiträumevom6.bis10.Januarsowievom11.bisetwa
18. Januar konnten als jene identifiziert werden, in denen
Tagessummen des Niederschlagsdargebots von ca. 10 mm
odermehrauftraten.
3.4 Schneesituation und Niederschlagsdargebot
im Januar 2011
Abbildung3-13:
1
Schneehöhe(SH)am29.12.2010(Datenbasis:74Stationen);
2
maximaleSchneehöheDezember(ExtremwertderPeriode
1951-2000,Datenbasis:55Stationen);
3
AbweichungderSchneehöheam29.12.2010vomklimatologischenMaximalwertimMonatDezember
(DWD2011b)
1
2
3
41
3
In der Nacht zum 6. Januar leiteten Tiefausläufer aus dem
WesteneineWetterumstellungein.MildeTemperaturenund
Regen führten zu starkem Tauwetter. Im Bergland schmolz
die Schneedecke vom 6. zum 7. Januar um 10–20 cm und
im Tiefland um bis zu 10 cm ab. Für den 6. und 7. Januar
wurden24-stündigeNiederschlagssummenvonjeweils2mm
bis 5 mm (im Bergland auch darüber: Fichtelberg 10,1 mm
am06.01.und9,0mmam07.01.)registriert(Tabelle
3-5,
Abbildung 3-15).FürSachsenwurdendiehöchstenWerte
der24-stündigenSummedesNiederschlagsdargebotsinder
betrachtetenPeriodefürden7.Januar,08:00Uhrermittelt.
DerSchwerpunktmitdenhöchstenSpitzenfürSachsenlag
dabeiimRaumnördlichvonChemnitzmitMaximalwertenim
Bereichvonca.50–70mm
(Abbildung 3-16).
Tageshöchsttemperaturen von bis zu 10 Grad im Tiefland,
sowie4GradimBerglandließendieSchneedeckenvom7.
biszum8.Januarweiterabtauen.DieSchneedeckenverrin-
gerten sich um 5 bis 20 cm im Bergland und 2 bis 10 cm
im Tiefland. Mit einem ausgeprägten Tiefdruckgebiet über
demNordenEuropaswurdenbiszumMorgendes10.Januar
weiterhin feuchte und milde Luftmassen in die sächsische
Region geführt. Bei Tageshöchsttemperaturen von 4 bis
10 °C und leichtem Regen, setzte sich das Tauwetter auch
vom9.biszum10.Januarfort.IndiesemZeitraumverrin-
gertensichdieSchneedeckenimBerglandumbiszu10cm
und im Tiefland um 5 cm. Vom 8. bis zum 10. Januar tau-
ten aus dem Wasservorrat der Schneedecke 30–40 mm ab.
AmEndedererstenMonatsdekadewarenimBerglandnoch
Schneedecken von 10 bis 50 cm und im Tiefland bis 3 cm
zuverzeichnen.Abdem10.JanuarwurdenachAbzugeiner
KaltfrontZwischenhocheinflusswirksamundesströmtekäl-
tereLuftvomAtlantikzu.DasAbtauendernochvorhandenen
Schneedeckewurdenachtsgestopptundtagsüberverlang-
samt.
Abbildung3-14:GemessenesWasseräquivalentderSchneedecke[mm]am29.12.2010,07:00UhrregionalisiertmitSNOW4(DWD2011b)
Meteorologie
42
Abbildung3-15:TageswertderNiederschlagshöhe[mm]vom
08.01.2011,01:00Uhrfürdievorhergehenden24Stunden,regionali-
siertmitSNOW4(DWD2011b)
Abbildung3-16:TageswertdesNiederschlagsdargebots[mm]fürden
07.01.2011,07:00Uhr,simuliertmitSNOW4(DWD2011b)
Station
Tagessumme Niederschlag [mm]
Datum
Leipzig-Halle
1,9
06.01.
Leipzig-Holzhausen
2,8
06.01.
Oschatz
4,0
06.01.
Görlitz
2,1
07.01.
Dresden-Klotzsche
5,5
07.01.
Aue
2,7
07.01.
Plauen
2,9
07.01.
Marienberg
5,1
07.01.
Chemnitz
3,6
07.01.
Zinnwald-Georgenfeld
7,3
06.01.
Fichtelberg
9,0
07.01.
Tabelle3-5:MaximaleTagessummendesNiederschlagsfürdieerstePhasehohenNiederschlagsdargebotsanden11Stationen,
andenenSimulationenmitSNOW4möglichwaren(DWD2011b)
43
3
Die zweite Phase mit hohem Niederschlagsdargebot trat
zwischen dem 11. und 15. Januar auf
(Abbildung 3-17
und 3-18),
als ein Regengebiet Deutschland überquerte.
AmAbenddes12.JanuarzogvonWesteneineWarmfront
heran und brachte milde Luft mit zeitweiligem Regen. Es
kam zu starkem Tauwetter bis ins obere Bergland. Am 14.
JanuarwurdenMengenvonmeist5mmbis10mm,inder
Sächsischen Schweiz, im Einzugsgebiet der Großen Röder
undimDresdnerRaum15mmbis20mmgemessen(Tabelle
3-6).
Im Bergland dauerte diese zweite Phase mit abneh-
mendem Niederschlagsdargebot noch bis zum 18. Januar,
wobei die Schneedecke dort erhalten blieb, jedoch bedingt
durch positive Temperaturen und erneute, jedoch geringe
Niederschläge, um bis zu ca. 50% zurückging. Nach dieser
Phase waren nur noch geringe Niederschläge zu verzeich-
nen,diemildenTemperaturenließenjedochdieSchneedecke
im oberen Bergland weiter tauen. Unter dem Einfluss eines
HochdruckgebietesüberdemwestlichenMittelmeergelang-
te mit einer Südwestströmung weiterhin milde Luft nach
Sachsen.Vom16.biszumAbenddes18.Januarbliebesnie-
derschlagsfrei.
Eine dritte Phase hohen Niederschlagsdargebots trat um
den 25. Januar auf, als ein Tiefausläufer von der Nordsee
mit seinem Niederschlagsgebiet Deutschland überquer-
te. In höheren Lagen fielen die Niederschläge bei negati-
ven Temperaturen als Schnee. Sie konzentrierte sich mit
Tagessummen des Niederschlagsdargebots von maximal ca.
10–15 mm jedoch auf Nordwest-Sachsen (Raum Leipzig).
Abbildung 3-19gibtexemplarischfürdieStationAueden
Verlauf von Schneedeckenhöhe, Niederschlag, Temperatur
undWasseräquivalentwieder.
FürdieStationChemnitzwurdeermittelt,dassdortinfast
allenDauerstufen(1,2,3,4,5,6,7,8,9und10Tagen)in
den ersten beiden diagnostizierten Phasen im Januar 2011
diebisherhöchstenNiederschlagsdargebotssummenauftra-
ten.DabeiwurdenbisaufdieDauerstufe1Tag(48,2mm)
Wiederkehrintervalleoberhalbvon10Jahren,fürdieDauer-
stufen3–6Tage(132,8mmbis155,5mm)sogaroberhalbvon
100Jahrenerreicht.
AnderStationLeipziglagendieWiederkehrintervallebeiden
Dauerstufen1–3Tage(37,7mmbis62mm)und7–10Tage
(79,2 mm bis 88 mm) im Bereich von ca. 5 und 20 Jahren.
An der Station Dresden wurden Wiederkehrintervalle für
Andauern zwischen 2 und 7 Tagen ähnlich wie für Leipzig
ermittelt. Für Andauern von 8–10 Tagen (106,8 mm bis
107,2 mm) lagen die Wiederkehrintervalle zwischen ca. 15
und40Jahren.
Für Görlitz wurden besonders bei Summen des Nieder-
schlagsdargebots über 6 Tage und mehr (95,1 mm bis
120,8 mm) erhebliche Mengen erreicht. Deren Wiederkehr-
intervallelagendabeiinBereichenzwischenca.30und100
Jahren.
Abbildung3-17:TageswertderNiederschlagshöhe[mm]vom
14.01.2011,01:00Uhrfürdievorhergehenden24Stunden,
regionalisiertmitSNOW4(DWD2011b)
Abbildung3-18:TageswertdesNiederschlagsdargebots[mm]fürden
14.01.2011,01:00Uhr,simuliertmitSNOW4(DWD2011b)
Meteorologie
44
Wie sich aus der vorgenommenen Betrachtung von
Dauerstufen bis zu 10 Tagen bereits andeutete, erreichte
die ermittelte Summe des Niederschlagsdargebots über die
Tauwetterperiode von etwa zwei Wochen z.T. erhebliche
Werte.DaswirdspeziellamBeispieldesErzgebirgesdeutlich.
Im Klimamittel 1961–1990 (WMO-Normalwertperiode) liegt
die Jahressumme des Niederschlags in dieser Region zwi-
schenca.700und1.000mm.DieSummefürdenWinterer-
reichtWertezwischenetwa160und250mm,wobeispeziell
imJanuardortimMittelzwischenca.50und100mmfallen.
Für das Niederschlagsdargebot im Einzugsgebiet der Mulde
wurden aufsummiert über die Tauwetterperiode im Januar
2011Spitzenwertebiszuca.300–400mmberechnet.Damit
wurdediemittlereWintersummedesNiederschlagsbeiwei-
temüberstiegenundnahezu50%derJahressummeerreicht.
Tabelle3-6:BeispielefürTagessummendesNiederschlagsdargebotsundzugehörigeTagessummendesNiederschlagsfürdiezweitePhaseho-
henNiederschlagsdargebots(DWD2011b)
Abbildung3-19:MessungenvonSchneehöhe,WasseräquivalentderSchneedecke,NiederschlagundLufttemperatursowieSimulationdes
NiederschlagsdargebotsanderStationAue(DWD2011b)
Station
Tagessumme Nieder-
schlagsdargebot [mm]
Tagessumme Niederschlag
[mm]
Datum
Leipzig-Halle
12,2
11,1
12.01.
Leipzig-Holzhausen
14,1
12,8
13.01.
Oschatz
12,2
11,1
14.01.
Dresden-Klotzsche
17,4
15,8
14.01.
Marienberg
39,6
15,0
13.01.
Zinnwald-Georgenfeld
40,9
13,5
14.01.
Fichtelberg
27,7
15,4
13.01.
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Dn [cm], P [mm], Rn [mm], Wn [mm]
T [°C]
Schneedeckenhöhe (Dn)
Niederschlagsdargebot (Rn) simuliert
Lufttemperatur (T)
Niederschlagshöhe(P)
Wasseräquivalent(Wn)
01.01.11
06.01.11
11.01.11
16.01.11
21.01.11
26.01.11
31.01.11
15,0
12,0
9,0
6,0
3,0
0,0
-3,0
-6,0
-9,0
-12,0
-15,0
45
Hydrologie
4
46
DiehohenNiederschlägeimAugustundSeptember2010so-
wie die rasche Schneeschmelze in Verbindung mit ergiebi-
gemRegenundhoherVorfeuchteimJanuar2011führtenin
vielensächsischenEinzugsgebietenzustarkenundvielerorts
auch extremen Hochwassern. In diesem Kapitel erfolgt die
Darstellung der hydrologischen Analysen und Berechnungen
für die jeweils am stärksten betroffenen Einzugsgebiete.
ZunächstwirddabeiinKapitel
4.1dieMethodikzurErmittlung
der Abflussscheitel und Ganglinien erläutert. Nach den hyd-
rologischen Auswertungen der Wasserstände und Abflüsse
sowiederWirkungderStauanlageninKapitel
4.2erfolgtin
Kapitel 4.3diehochwasserstatistischeEinordnungderjewei-
ligen pegelbezogenen Scheitelabflüsse. Abschließend enthält
Kapitel 4.4eineDarstellungderdurchdieStarkniederschläge,
Schneeschmelze und Hochwasserereignisse verursachten
ProblemedurchhoheGrundwasserstände.
4
Hydrologie
4.1 Methodik zur Ermittlung der Abflussscheitel und
Ganglinien
4.2 Hydrologische Auswertung der Hoch wasser in den
einzelnen Einzugs gebieten
4.2.1 Lausitzer Neiße
Basis für die Untersuchung des Hochwasserablaufs waren
Wasserstands- und Abflussdaten der Pegel des gewässer-
kundlichen Messnetzes des Freistaates Sachsen
(vgl. bei-
liegende Karte)sowiedergrenznächstenPegelderTschech-
ischenRepublikundderRepublikPolen(vgl.
Abbildung 2-2).
Die Abflussganglinien wurden zunächst aus den Wasser-
standsaufzeichnungen der Schreibpegel mit Hilfe von ext-
rapolierten Wasserstands-Durchfluss-Beziehungen (W-Q-
Beziehung) bestimmt, wobei die Hochwasserscheitelabflüsse
andenPegelnineinemerstenSchrittaufderGrundlagevon
Längsschnittbetrachtungen der Hochwasserscheitelabfluss-
spendengeschätztwurden.DerenPrüfungerfolgteinderRegel
durchstationärungleichförmigehydraulischeBerechnungen.
AusdensichergebendenAbflussganglinienwurdenalscharak-
teristischeKennwertederHochwasserscheiteldurchflussHQ,die
ScheiteleintrittszeitunddieHochwasserscheitelabflussspende
HqsowiederDirektabflussRDbestimmt.ZurErmittlungdes
Direktabflusses erfolgte eine Separation des Basisabflusses.
Der Anfang des Direktabflusses wurde in der Regel auf den
BeginndesAnstiegsunddessenEndevorBeginndesnächsten
Niederschlagesbeim3-bis4-fachendesvieljährigenmittleren
DurchflussesMQfestgelegt.InnerhalbdieserDauerwurdeder
Basisabflusslinearinterpoliert.
Auf Grundlage von Änderungen der W-Q-Beziehungen der
Pegelwurdeschließlich,vondenOberläufenausgehend,ite-
rativsowohleineplausibleDirektabflussfüllenbilanzalsauch–
unterBerücksichtigungdesGebietsniederschlags–einplau-
sibles Abflussbeiwertverhalten in den einzelnen Gewässer-
längsschnittenhergestellt.WeitergehendeErläuterungenfin-
densichinBüttneretal.(2013).
EreignisAugust2010
DieStarkniederschlägeam7.und8.AugustimEinzugsgebiet
führten vor allem in der oberen Lausitzer Neiße (unterhalb
Liberec)undihrenZuflüssenzueinemHochwasservonext-
rememAusmaß.InsbesondereindenNeiße-ZuflüssenJerˇica,
Mandau,MiedziankaundderWitka(Smeˇda)hattedasHoch-
wasserkatastrophaleAuswirkungen.
Den Niederschlägen folgte eine sehr schnelle Reaktion im
Einzugsgebiet,diedurchzahlreichePegelstationenauftsche-
chischem,polnischemunddeutschemGebietaufgezeichnet
wurde(Abbildung
2-2).TeilweisewurdenaberauchPegel
zerstört, überflutet oder umflutet, was die hydrologische
AuswertungdesHochwasserserschwerte.
Auch die Auswertungen der polnischen und tschechischen
Fachleutewurdenberücksichtigt(IMGW
PIB 2011, C
ˇ
HMÚ
2012).
Wasserstandsganglinien von ausgewählten Pegeln der Lau-
sitzerNeißevomEreignisimAugustsindinderAbbildung
4-1dargestellt.
47
4
Hydrologie
Abbildung4-1:Beobachteteundrekonstruierte(---)WasserstandsganglinienmitentsprechendenRichtwertenderAlarmstufen1-4anausge-
wähltenPegelnanderLausitzerNeißefürdenZeitraum01.08.–31.08.2010
01.08.
02.08.
03.08.
04.08.
05.08.
06.08.
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
19.08.
20.08.
21.08.
22.08.
23.08.
24.08.
25.08.
26.08.
27.08.
28.08.
29.08.
30.08.
31.08.
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
W [cm]
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
W [cm]
Zittau 1
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
W [cm]
Rosenthal
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
W [cm]
Podrosche 2
Görlitz
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
48
Abbildung4-2:TalsperreMlýnice(Albrechticky`potok)am07.08.2010(Foto:PovodiLabe)
Abbildung4-3:DerKristýnaseenachdemHochwasserAnfangAugust2010(Foto:J.Strupl)
49
Bereits am Vormittag des 7. August entwickelte sich im
Oberlauf der Lausitzer Neiße auf tschechischem Gebiet
eine extreme Hochwassersituation. Schwerpunkt des Hoch-
wassers war hier nicht die Lausitzer Neiße selbst sondern
das Einzugsgebiet der Jerˇica (rechter Zufluss der Lausitzer
Neiße). Im oberen Teil des Jerˇica-Einzugsgebietes wurden
die höchsten Niederschläge innerhalb von zwei Tagen ge-
messen(Olivetskáhora–310mm).Am7.Augustfielenvon
00:00Uhrbis04:00Uhr80bis120mm.Nochmalssehrinten-
siveStarkniederschlägetrateninderZeitzwischen09:00und
11:00Uhrmit10mm/hbis50mm/hauf(C
ˇ
HMÚ 2012).Die
WasserständeindenFlüssenstiegensehrschnellanundes
kamdazu,dassandenTalsperrenFojtkaundMlýnice(beide
imEinzugsgebietderJerˇica)dasWasserüberdieDammkrone
strömte(Abbildung
4-2).AndiesenbeidenTalsperrenund
auchanderTalsperreBedrˇichov(C
ˇ
ernaNisá)kameszukei-
nerHavarie.
An der Pegelstation Chrastava/Jerˇica stieg das Wasser sehr
schnell an. Gegen Mittag kam der größte Teil der Hoch-
wasserwelle an. Zwischen 10:00 und 12:00 Uhr nahm der
WasserstandimFlussum250cmzu.Um12:30Uhrerreichte
derScheiteldenPegelbeieinemStandvon433cmundeinem
Durchflussvon271m³/s(C
ˇ
HMÚ 2012).
Das Hochwasser der Lausitzer Neiße bis zum Pegel Hrádek
n.N.auftschechischemGebietwurdevorallemdurchden
Verlauf des Hochwassers an der Jerˇica geprägt. Am Pegel
Hrádekn.N.bildetesichderScheitelum17:20Uhrmiteinem
Wasserstandvon395cmundeinemDurchflussvon410m³/s.
DieserermittelteDurchflussamPegelHrádekn.N.umfasst
nichtdiegesamteWassermengederLausitzerNeiße.
Abbildung4-4:LagedesKristýnaseesanderLausitzerNeiße
4
Hydrologie
Pegel
FreistaatSachsen
TschechischeRepublik
Standgewässer
Fließgewässer
Abbildung4-5:AbflussganglinieandenPegelnHrádekn.N.undHartau/LausitzerNeißefürdenZeitraum06.08.–12.08.2010
06.08.
00:00
06.08.
12:00
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Q [m
3
/s]
Hradekn.N.
Hartau
50
EinTeilflossinRichtungdesKristýnasees,dersichunterhalb
des Pegels auf der rechten Flussseite befindet
(Abbildung
4-3 und 4-4).AmPegelHartau,demerstenPegelander
LausitzerNeißeaufdeutschemGebiet,bildetesichderHoch-
wasserscheitel gegen 18:15 Uhr mit 430 cm aus. An bei-
den Pegeln wurden die höchsten seit 1981 beobachteten
WasserständeummehralseinenMeterüberschritten.
AmPegelHartauwurdeeinHochwasserscheitelmit360m³/s
ermittelt, wobei hier der beidseitige Deichhinterlandabfluss
mit beachtet worden ist. Die Wassermengen, die Richtung
Kristýnasee ausgebrochen sind, flossen verzögert der
Lausitzer Neiße oberhalb des Pegels Hartau wieder zu, was
dieAbbildung
4-5sehrgutveranschaulicht.
Das Hochwasser in der Lausitzer Neiße unterhalb Hartau
wurde maßgeblich durch die Mandau beeinflusst. Hier er-
eignete sich ein Hochwasser mit verheerenden Ausmaßen
vor allem auf deutschem Gebiet. Im tschechischen Teil des
EinzugsgebietesderMandau(Mandava)tratendieintensivs-
tenNiederschlägeindenMorgen-undNachmittagsstunden
des7.AugustmitNiederschlagsintensitätenvon10–15mm/h
auf.AmPegelRumburkwurdederScheitelum19:40Uhrmit
einem Wasserstand von 308 cm (48,2 m³/s) erreicht. Der
Durchflussentsprichteinem20bis50jährlichenHochwasser
(C
ˇ
HMÚ 2012).DieHochwasserscheitelderMandausindin
Tabelle 4-1zusammengefasst.
ImdeutschenEinzugsgebietderMandauwarendieNieder-
schläge stärker als im tschechischen Einzugsgebiet. An der
StationBertsdorf-HörnitzwurdeninderZeitvon07:00Uhr
bis 16:00 Uhr Niederschlagsintensitäten von 10 mm/h bis
maximal35mm/hgemessen.Insgesamtfielenam7.August
anderStationBertsdorf-Hörnitz102mmmitkatastrophalen
Auswirkungen(Abbildung
4-6).
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Rumburk
Mandava
07.08.,19:40
308
48,2
Seifhennersdorf
Mandau
07.08.,17:45
248
91,9
Niederoderwitz
Landwasser
07.08.,17:30
218
45,5
Großschönau2
Mandau
07.08.,17:15
364
187
Zittau5
Mandau
07.08.,18:30
473
300
Tabelle4-1:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderMandauimAugust2010
Abbildung4-6:DieHauptstraßeinBertsdorf-Hörnitzam07.08.2010umca.09:45Uhr(Foto:O.Menges)
51
4
Hydrologie
Am Pegel Großschönau 2/Mandau bildete sich bereits um
17:15UhreinScheitelmiteinemWasserstandvon364cm
aus.AmPegelNiederoderwitz/LandwasserwurdederScheitel
mit einem Wasserstand von 218 cm um 17:30 Uhr regist-
riert.AmunterhalbderEinmündungdesLandwassersgele-
genenPegelZittau5/MandautratderhöchsteWasserstand
um18:30Uhrmit473cmein.DerPegelistdurchdasHoch-
wasser der Lausitzer Neiße rückstaubeeinflusst gewesen.
Die Auswertungen ergaben einen Scheiteldurchfluss von
300 m³/s. Die Hochwasserganglinien an den Pegeln im
EinzugsgebietderMandausindinAbbildung
4-7dargestellt.
In der
Abbildung 4-8
sind der Niederschlags- und Abfluss-
verlauf für das Einzugsgebiet des im Hochwasserrückstau der
LausitzerNeißegelegenenPegelsZittau5/MandaufürdasHoch-
wasserereignisimAugustdargestellt.Vom6.August,08:00Uhr
biszum9.August,07:00UhristfürdasEinzugsgebietderMan-
Abbildung4-7:AbflussganglinienfürdieMandaufürdenZeitraum06.08.-12.08.2010
Abbildung4-8:Niederschlags-undAbflussverlauffürdasEinzugsgebietdesPegelsZittau5/MandaufürdenZeitraum06.08.-12.08.2010
06.08.
00:00
06.08.
12:00
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
350
300
250
200
150
100
50
0
Q [m
3
/s]
Seifhennersdorf/Mandau
Großschönau2/Mandau
Niederoderwitz/Landwasser
Zittau5/Mandau
350
300
250
200
150
100
50
0
Q [m
3
/s]
0
5
10
15
20
25
P [mm/h]
06.08.
00:00
06.08.
12:00
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
52
daubiszumPegelZittau5einGebietsniederschlagvon145mm
undeinDirektabflussvon71mmermitteltworden.Fast50%
desimEinzugsgebietgefallenenNiederschlagessinddirektaus
diesemabgeflossen.
UnterhalbderMündungderMandauindieLausitzerNeißebe-
findetsichderPegelZittau1.WiedieAbbildung
4-9zeigt,tra-
fen die Hochwasserscheitel von Lausitzer Neiße und Mandau
fastunmittelbaraufeinander.DerPegelZittau1hatdasHoch-
wasserereignisvollständigaufgezeichnet.AusderAuswertung
der Daten geht hervor, dass 20:30 Uhr der Scheitel mit einem
Wasserstandvon492cmeintrat.DieserWasserstandliegtfast
einen Meter über dem Wasserstand vom Hochwasser im Juli
1981(W=400cm)(vgl.
Tabelle A-1).
Während des Ereignisses wurde der linke Deich unter-
halbdesBahnviaduktesüberströmt(Abbildung
4-10).Mit
Berücksichtigung dieser Umflut ergibt sich für den Pegel
Zittau1einHochwasserscheiteldurchflussvon601m³/sund
bestätigt damit das Ergebnis der polnischen Seite für den
PegelSieniawka(IMGW-PIB
2011).
DergrenznächstePegelanderLausitzerNeißeaufdeutscher
SeiteistderPegelRosenthal.Dieserbefindetsichca.10km
flussabwärtsvomPegelZittau1undunterhalbderMündung
der Miedzianka. Der maximale Wasserstand am Pegel Turo-
szówanderMiedziankatratam7.Augustum13:30Uhrmit
590 cm ein und entspricht einem Durchfluss von 83 m³/s
(IMGW-PIB 2011).AuchdieserPegelistdurchdasHoch-
wasser der Lausitzer Neiße rückstaubeeinflusst gewesen.
Trotz des katastrophalen Hochwassers an der Miedzianka
und der dadurch verursachten Zerstörung von vie-
len Gebäuden in der Stadt Bogatynia wurde der in einer
GewässerverlegungsstreckegelegenePegelnichtzerstört.
Abbildung4-9:AbflussgangliniederLausitzerNeißeandenPegelnHartauundZittau1sowieamPegelZittau5anderMandaufürdenZeit-
raum06.08.–12.08.2010
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Differenz
[m³/s]
Rennersdorf1
Petersbach
07.08.,18:00
132
15,1
Rennersdorf6
BerthelsdorferWasser
07.08.,15:45
143
16,0
Rennersdorf3
Pließnitz
07.08.,20:45
311
33,6
Tauchritz
Pließnitz
07.08.,19:45
210
43,4
Tabelle4-2:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderPließnitzam07.08.2010
06.08.
00:00
06.08.
12:00
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
650
600
550
500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Q [m
3
/s]
Hartau/LausitzerNeiße
Zittau5/Mandau
Zittau1/LausitzerNeiße
53
4
Hydrologie
AmPegelRosenthalstiegderWasserstandvon13:00Uhrbis
20:00 Uhr um fast drei Meter an. Gegen 20:00 Uhr wurde
das Pegelhaus überströmt und die technische Ausstattung
inMitleidenschaftgezogen,sodassbiszum11.Augustkei-
ne Wasserstandsaufzeichnungen vorhanden sind. Der am
Pegel Rosenthal auf Grundlage der Geschwemmsellinie mit
839 cm eingemessene Höchststand liegt knapp drei Meter
über dem höchsten bekannten Hochwasser von 1958 (W =
550cm)
(vgl. Tabelle A-1).DerScheiteleintrittwurdeent-
sprechenddenEinwohnerbeobachtungenauf22:30Uhrfest-
gelegt.Anhandderörtlichen,mitUhrzeitversehenenVideo-
undFotoaufnahmensowiemitLängsschnitt-undhydrauli-
schenBetrachtungenwurdeeinScheitelabflussvon730m³/s
ermittelt.
Oberhalb des Tagebaurestsees Berzdorf münden von rechts
dieWitka(Smeˇda)undwenigunterhalbderWitkavonlinks
die Pließnitz in die Lausitzer Neiße. Am Pegel Tauchritz/
Pließnitz wurde um 19:45 Uhr der Hochwasserscheitel von
W=210cmundQ=43,4m³/sbeobachtet.WeitereAngaben
zumHochwasserderPließnitzsindinder
Tabelle 4-2zusam-
mengefasst.
Am 7. August um ca. 18:30 Uhr traf die steil ansteigende
WelleausderWitkaaufdieLausitzerNeiße.Am8.Augustge-
gen03:30UhrkamderHochwasserscheitelvomOberlaufder
LausitzerNeißeanderMündungderWitkaan.Eskamzukei-
nerÜberlagerungderbeidenHochwasserscheitel.
Die Hochwasserwelle der Lausitzer Neiße wurde im Raum
Hagenwerder unterhalb der Mündung der Witka durch das
Überströmen des Auslaufbauwerkes und des nordöstli-
chen Randstreifens des Berzdorfer Sees abgeflacht. Etwa
zwischen 21:00 Uhr und 22:00 Uhr brach das Wasser zum
Berzdorfer See hin aus und ca. 5,1 Mio. m³ flossen in die-
senTagebaurestsee(siehe
auch Kapitel 9.3).Dieshatteauch
zurFolge,dasssich00:30UhrderAnstiegdesWasserstandes
am Pegel Görlitz verringerte. An diesem Pegel begann ab
20:45UhreindrastischerWasserstandsanstieg,derzwischen
20:00UhrundMitternachtca.vierMeterbetrug.Derma-
ximale gemessene Anstieg betrug dabei ca. zwei Meter in
30 Minuten. Der höchste Wasserstand wurde hier am
8.Augustum07:00Uhrmit720cmregistriertundlag29cm
höher als der Wasserstand des Hochwasserereignisses vom
Juli1981(vgl.
Tabelle A-1).FürdenScheitelwasserstandwur-
deeinDurchflussvon1.010m³/sermittelt
(Abbildung 4-11).
17 Stunden später, am 8. August um Mitternacht, wur-
deamPegelPodrosche2,rund50kmunterhalbdesPegels
Görlitz,derHöchststandmit691cmregistriert.Aufderca.
50 km langen Strecke von Görlitz nach Podrosche kam es
durch die vorhandenen Retentionsflächen auf deutscher
undpolnischerSeitezueinerAbflachungdesHochwassers.
Der Hochwasserscheitel am Pegel Podrosche 2 wurde un-
ter Berücksichtigung der Ergebnisse der vorgenommenen
Durchflussmessungen und einer plausiblen Abflussfüllen-
und -beiwertbilanz im Gewässerlängsschnitt mit 790 m³/s
festgelegt. Dieser Wert liegt unter dem von polnischer
Seite angegebenen Hochwasserscheitel für den gegenüber-
liegenden Pegel Przewóz (1.040 m³/s), der allein aus den
Durchflussmessergebnissenabgeleitetwurde.
Abbildung4-10:VonderLausitzerNeißeüberschwemmtesGebietinZittauundSieniawkaam08.08.2010(Foto:SMI)
54
Abbildung4-11:AbflussganglinieandenPegelnRosenthal(---rekonstruierteGanglinie)undGörlitz/LausitzerNeißeunddersimulierteZufluss
ausderWitkamitdemBruchdesDammesdesSpeichersNiedówfürdenZeitraum07.08.-10.08.2010(entnommenausIMGW-PIB2011)
Abbildung4-12:Abflussganglinien(---rekonstruiert)derLausitzerNeißevonPegelHartaubisPegelGuben2fürdenZeitraum06.08.2010-
12.08.2010
06.08.
00:00
06.08.
12:00
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
1.100
1.000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Q [m
3
/s]
Hartau
Zittau1
Rosenthal
Görlitz
Podrosche2
KleinBademeusel
Guben2
07.08.
00:00
07.08.
06:00
07.08.
12:00
07.08.
18:00
08.08.
00:00
08.08.
06:00
08.08.
12:00
08.08.
18:00
09.08.
00:00
09.08.
06:00
09.08.
12:00
09.08.
18:00
10.08.
00:00
1.300
1.200
1.100
1.000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Q [m
3
/s]
Rosenthal/LausitzerNeiße
ZuflussausderWitka(simuliert)
Görlitz/LausitzerNeiße
55
4
Hydrologie
EineÜbersichtüberdieHochwasserscheitelandendeutschen
PegelnderLausitzerNeißezeigtTabelle
4-3.
Im weiteren Verlauf des Ereignisses erreichte die Hoch-
wasserwelle am 9. August nachmittags die Landesgrenze
vonSachsenzuBrandenburg.AmBrandenburgerPegelKlein
Bademeusel bildete sich am 9. August um 18:30 Uhr der
Hochwasserscheitel mit 528 cm (Q = 569 m³/s) aus. Dieser
Wasserstandbliebnur4cmunterderMarkevon1981.Am
PegelGuben2,13,8kmvorderMündungderLausitzerNeiße
indieOder,kameszumhöchstenWasserstandmit632cm
(Q=610m³/s)am10.August.InAbbildung
4-12sinddie
AbflussganglinienfürdenAbschnittderLausitzerNeißevom
PegelHartaubiszumPegelGuben2dargestellt.
Das Hochwasserereignis ist neben den extremen Scheitel-
abflüssen auch durch die große Direktabflussfülle gekenn-
zeichnet.FürausgewähltePegelquerschnittesinddieDirekt-
abflussfüllenundAbflussbeiwertein
Tabelle 4-4enthalten.
Die Abflussbeiwerte bewegen sich bei den ausgewerteten
Pegeln im Bereich von 20% bis fast 60%. Dabei ist davon
auszugehen,dassdieseimKerndesNiederschlagsgebietesim
tschechischenEinzugsgebietderLausitzerNeißenochgrößer
gewesensind.
Um die Hochwassercharakteristik im Einzugsgebiet weiter
zuvergleichen,wurdendieScheitelabflussspendenermittelt.
DiesesindebenfallsfürausgewähltePegelimEinzugsgebiet
derLausitzerNeißeinTabelle
4-4
zusammengestellt.Siebe-
wegen sich auf deutschem Gebiet in Abhängigkeit von der
Einzugsgebietsgröße und den Niederschlägen zwischen
250l/(s·km
2
)bis1.000l/(s·km
2
).ImKerndesNiederschlags-
gebietes, das sich auf tschechischem Einzugsgebiet der
Lausitzer Neiße befand, wurden maximale Abflussspenden
von6.000l/(s·km
2
)bis10.000l/(s·km
2
)berechnet.
InAbbildung
4-13werdenfürdiewichtigstenPegelim
Einzugsgebiet die Scheitelabflussspenden des Augusthoch-
wassers 2010 dargestellt, wobei die höchsten Abflussspen-
den,ausdenenauchdieHüllkurveberechnetwurde,anden
Pegeln im tschechischen Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße
auftraten. Die Abflussspenden der Pegel Liberec/Lausitzer
Neiße und Tauchritz/Pließnitz zeigen, dass hier nicht der
SchwerpunktdesHochwassergeschehenswar.
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Hartau
LausitzerNeiße
07.08.,18:15
427
360
Zittau1
LausitzerNeiße
07.08.,20:30
492
601
Rosenthal
LausitzerNeiße
07.08.,22:30
839
730
Görlitz
LausitzerNeiße
08.08.,07:00
720
1010
Podrosche2
LausitzerNeiße
09.08.,00:00
691
790
KleinBademeusel
LausitzerNeiße
09.08.,18:30
528
569
Guben2
LausitzerNeiße
10.08.,10:00
632
610
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]
Hartau
LausitzerNeiße
377
139,3
82,8
31,3
59
360
953
Zittau5
Mandau
295
145,3
71,3
21,0
49
300
1.015
Zittau1
LausitzerNeiße
693
144,5
78,5
54,4
54
601
866
Rosenthal
LausitzerNeiße
879
138,9
79,3
69,7
57
730
831
Tauchritz
Pließnitz
162
75,5
17,3
2,81
23
43,4
267
Görlitz
LausitzerNeiße
1.630
112,2
64,4
105
57
1.010
619
Podrosche2
LausitzerNeiße
2.070
98,4
44,9
93,0
46
790
382
Tabelle4-3:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelandenPegelnderLausitzerNeißeimAugust2010
Tabelle4-4:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(Ψ),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürausgewähltePegelimEinzugsgebietderLausitzerNeißefürdenZeitraum06.08.–09.08.2010
56
Abbildung4-13:Scheitelabflussspenden(Hq)desAugusthochwassers2010fürausgewähltePegelimEinzugsgebietderLausitzerNeißeundaus
denScheitelabflussspendendesOberlaufsberechneteHüllkurve
1
10
100
1.000
10.000
100.000
10.000
1.000
100
Hq [l/(s∙km
2
)]
A
Eo
in km
2
Hüllkurve
Scheitelabflussspenden
August2010
Talsperre Mlynice/Jefice
Billy Potok/Smeda
Chrastava/Jerice
Frydland/Smeda
Zittau 5/Mandau
Hartau/Lausitzer Neiße
Zittau 1/Lausitzer Neiße
Görlitz/Lausitzer Neiße
Podrosche 2/Lausitzer Neiße
Liberec/Lausitzer Neiße
Tauchritz/Pließnitz
EreignisSeptember2010
NachdemschwerenHochwasservom7.biszum10.Augustkam
es im August noch zu geringfügigen Wasserstandsanstiegen
imEinzugsgebietbisindenBereichderAlarmstufe2.Abdem
25. September sorgte dann ein neues Frontensystem für an-
dauernden und ergiebigen Regen. Dabei wurden erneut starke
Niederschläge im polnischen und tschechischen Einzugsgebiet
der Lausitzer Neiße registriert. Die Wasserstände an den Hoch-
wassermeldepegelnstiegenteilweisewiederbisindenBereichder
Alarmstufe4.
DieWasserstandsganglinienvonausgewähltenPegelnderLausitzer
NeißefürdasEreignisvonEndeSeptemberbisAnfangOktober
sindinderAbbildung
4-14dargestellt.
DerWasserstandsanstiegamPegelZittau1bisindenBereich
der Alarmstufe 4 wurde wie beim Ereignis Anfang August im
Verlauf durch das fast zeitgleiche Zusammentreffen der Hoch-
wasserscheitelausderMandauundausdemOberlaufderLausitzer
Neißegeprägt(Abbildung
4-15).
InderLausitzerNeißeamPegelZittau1tratam28.September
um00:30UhrderHochwasserscheitelmiteinemDurchflussvon
236m³/sauf.DabeikamenvomOberlaufderLausitzerNeißeüber
100m³/sundausderMandauüber90m³/s(Tabelle
4-5).
InderAbbildung
4-16sindderNiederschlags-undAbfluss
verlauf
fürdasEinzugsgebietdesPegelsZittau5/MandaufürdasHoch-
wasserereignis von Ende September bis Anfang Oktober dar-
gestellt. Vom 25. September, 11:00 Uhr bis zum 30. September,
00:00UhristfürdasEinzugsgebietderMandaubiszumPegel
Zittau5einGebietsniederschlagvon102,7mmberechnetworden.
FürdiesesHochwasserwurdeeinDirektabflussvonfast40mmer-
mittelt.Etwa40%desNiederschlagessindimEinzugsgebietdirekt
zumAbflussgekommen.
Fast 12 Stunden später bildete sich am Pegel Görlitz am
28.Septemberum12:00UhrmiteinemWasserstandvon607cm
derHochwasserscheitelausundwardamit113cmniedrigerals
am 8. August. Der starke Wasserstandsanstieg am Pegel Görlitz
wurdenebendemhohenZuflussausderWitkaauchdurchdie
Pließnitzbeeinflusst.AmPegelOstróz˙no/WitkaaufpolnischerSeite
bildetesicham28.Septemberab03:00Uhreinsehrlanggestreck-
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Seifhennersdorf
Mandau
27.09.,23:30
165
33,3
Niederoderwitz
Landwasser
27.09.,23:15
136
14,6
Großschönau2
Mandau
27.09.,23:45
199
57,1
Zittau5
Mandau
28.09.,00:30
269
90,9
Tabelle4-5:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderMandauimSeptember2010
57
Abbildung4-14:BeobachteteWasserstandsganglinienanausgewähltenPegelnanderLausitzerNeißefürdenZeitraum15.09.–15.10.2010
4
Hydrologie
700
600
500
400
300
200
100
0
700
600
500
400
300
200
100
0
700
600
500
400
300
200
100
0
700
600
500
400
300
200
100
0
W [cm]
W [cm]
W [cm]
W [cm]
Zittau 1
15.09.
16.09.
17.09.
18.09.
19.09.
20.09.
21.09.
22.09.
23.09.
24.09.
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
06.10.
07.10.
08.10.
09.10.
10.10.
11.10.
12.10.
13.10.
14.10.
15.10.
Görlitz
Rosenthal
Podrosche 2
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
58
Abbildung4-16:Niederschlags-undAbflussverlauffürdasEinzugsgebietdesPegelsZittau5/MandaufürdenZeitraum25.09–05.10.2010
Abbildung4-15:AbflussgangliniederLausitzerNeißeandenPegelnHartauundZittau1sowieamPegelZittau5anderMandaufürdenZeitraum
25.09.–05.10.2010
250
200
150
100
50
0
Q [m
3
/s]
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
Hartau/LausitzerNeiße
Zittau1/LausitzerNeiße
Zittau5/Mandau
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
120
100
80
60
40
20
0
P [mm/h]
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Q [m
3
/s]
59
Abbildung4-17:AbflussganglinieandenPegelnRosenthalundGörlitz/LausitzerNeiße,Tauchritz/PließnitzundamPegelOstróz˙no/Witkafürden
Zeitraum25.09.–05.10.2010
4
Hydrologie
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Q [m
3
/s]
Rosenthal/LausitzerNeiße
Görlitz/LausitzerNeiße
Tauchritz/Pließnitz
Ostróz˙no/Witka
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Rennersdorf1
Petersbach
28.09.,08:00
120
11,1
Rennersdorf6
BerthelsdorferWasser
27.09.,22:15
92
5,37
Rennersdorf3
Pließnitz
28.09.,04:45
281
24,6
Tauchritz
Pließnitz
28.09.,02:45
222
49,5
Tabelle4-6:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderPließnitzimSeptember2010
terHochwasserscheitelaus.Fast12Stundenflossenüber90m³/s
ausderWitkaderLausitzerNeißezu.DiePließnitzbrachtemaximal
50m³/s(Tabelle
4-6).
Die Hauptwassermenge mit einem Scheiteldurchfluss von
336 m³/s am Pegel Rosenthal kam aber aus dem Oberlauf der
Lausitzer Neiße. Der Scheiteldurchfluss am Pegel Görlitz betrug
452m³/s(Abbildung
4-17).
Einen Tag später, am 29. September um 07:00 Uhr, wurde am
PegelPodrosche2rund50kmunterhalbdesPegelsGörlitzder
Höchststandmit605cmregistriert.Dassind86cmunterdem
Höchststand vom 8. August. Eine Übersicht über die Hoch-
wasserscheitelandenPegelnderLausitzerNeißezeigt
Tabelle 4-7.
ImweiterenVerlaufdesEreignisseserreichtedieHochwasserwelle
am 29. September in der zweiten Tageshälfte die Landesgrenze
von Sachsen zu Brandenburg. Am Brandenburger Pegel Klein
Bademeusel bildete sich am 30. September um 01:30 Uhr der
Hochwasserscheitelmit470cmaus.AmPegelGuben2,13,8km
vorderMündungderLausitzerNeißeindieOder,kameszum
höchstenWasserstandmit620cmam30.Septemberum14:45Uhr.
DieserWasserstandlagnur7cmunterdemHöchststandvom
10.August.DieAbflussganglinienderLausitzerNeißevomPegel
HartaubiszumPegelGuben2sindinAbbildung
4-18
dargestellt.
Das Hochwasserereignis im September/Oktober 2010 ist nicht
soextremabgelaufenwiedasEreignisimAugust.Dieaufgetre-
tenen Hochwasserscheitel gehören aber zu den höchsten be-
obachteten Hochwassern seit über 50 Jahren. Im Oberlauf der
LausitzerNeißeamPegelZittau1warennebendemAugusthoch-
wassernurdieHochwasservon1958,1981und1995höherge-
wesen,amPegelGörlitzdieEreignissevon1958,1981,1995und
2002.FürausgewähltePegelsinddieSpendenundFüllendes
DirektabflussessowiedieAbflussbeiwerteinTabelle
4-8enthal-
ten.DieAbflussbeiwertebewegensichauchaufgrundderhohen
VorfeuchtebeidenbetrachtetenPegelnimBereichvongut30%
bisfast60%undsindfürdassächsischeEinzugsgebietvergleich-
barmitdenenimAugust2010.DieScheitelabflussspendensind
imVergleichzumEreignisimAugustnichtsoextremundbewe-
gensichinAbhängigkeitvonderEinzugsgebietsgrößezwischen
270l/(s·km
2
)bis380l/(s·km
2
).
60
Abbildung4-18:AbflussganglinienderLausitzerNeißevonPegelHartaubisPegelGuben2fürdenZeitraum25.09.–05.10.2010
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]
Hartau
LausitzerNeiße
377
107,3
48,0
18,1
45
103
273
Zittau5
Mandau
295
102,7
37,5
11,1
37
90,9
307
Zittau1
LausitzerNeiße
693
105,3
60,8
42,2
58
238
343
Rosenthal
LausitzerNeiße
879
105,5
58,5
51,4
55
336
382
Tauchritz
Pließnitz
162
107,2
33,9
5,5
32
49,5
304
Görlitz
LausitzerNeiße
1.630
105,6
42,4
69,3
40
452
277
Podrosche2
LausitzerNeiße
2.070
105,5
38,0
78,6
36
486
235
Tabelle4-8:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(Ψ),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürausgewähltePegelimEinzugsgebietderLausitzerNeißefürdenZeitraum25.09.–30.09.2010
Q [m³/s]
600
500
400
300
200
100
0
25.09.
25.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
Hartau
Zittau1
Rosenthal
Görlitz
Podrosche2
KleinBademeusel
Guben2
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Hartau
LausitzerNeiße
28.09.,04:00
254
103
Zittau1
LausitzerNeiße
28.09.,00:30
353
238
Rosenthal
LausitzerNeiße
28.09.,04:15
501
336
Görlitz
LausitzerNeiße
28.09.,12:00
607
452
Podrosche2
LausitzerNeiße
29.09.,07:00
605
486
KleinBademeusel
LausitzerNeiße
30.09.,01:30
470
423
Guben2
LausitzerNeiße
30.09.,14:45
620
534
Tabelle4-7:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelandenPegelnderLausitzerNeißeimSeptember2010
61
4
Hydrologie
VondenZuflüssenzurOberenElbewarendieimsächsischen
ElbsandsteingebirgegelegenenGebietederrechtselbischen
KirnitzschundderlinkselbischenBielasowiedasLachsbach-
unddasWesenitzgebietstarkbetroffen.Diebeidenletzteren
GebietesindrechtselbischundhabengrößereGebietsanteile
imLausitzerBergland(vgl.
Kapitel 2.2).
IndenvierobengenanntenGebietenzeichnetesichdasHoch-
wasserderKirnitzschaufgrunddesGradesderZerstörungen
alsbesondersmarkantaus.GewässerprofileundPegelwur-
denteilweisezerstört.MehrereStraßenmusstenwegenum-
gestürzterBäume,ÜberspülungenodernachErdrutschenge-
sperrtwerden.
Wasserstandsganglinien für ausgewählte Pegel an der Kir-
nitzschsindinAbbildung
4-19dargestellt.
Der Pegel Buschmühle an der Kirnitzsch hat das Hoch-
wasser vollständig aufgezeichnet. Der Hochwasserscheitel
stelltesichhieram7.Augustvon18:15Uhrbis18:30Uhr
bei einem Wasserstand von 324 cm ein und lag damit
58cmüberdemHHWvom20.07.1981.SechsKilometerun-
terhalb des Pegels Buschmühle befindet sich der Hoch-
wassermeldepegel Lichtenhain. Hier liegen kontinuierliche
Messwertaufzeichnungennurbiszum07.August,17:00Uhr
vor (W = 157 cm entspricht Alarmstufe 3), danach wurde
der Pegel überschwemmt. Der Wasserstand wurde nachfol-
gendimGeländemit300cmeingemessenundliegtdamit
höheralsderWasserstanddesHochwassersvom14.07.1897
(200cm)unddesHHWvom30.07.1927mit270cm.3,5km
vorderEinmündungderKirnitzschindieElbebefindetsich
der Pegel Kirnitzschtal. Auch hier wurde mit 318 cm ein
Wasserstand von mehr als 300 cm registriert. Mit diesem
4.2.2 Betroffene Nebenflüsse der Oberen Elbe
Abbildung4-19:WasserstandsganglinienderKirnitzschamPegelBuschmühleundKirnitzschtalfürdenZeitraum
01.08.–31.08.2010
400
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
W [cm]
Buschmühle
Kirnitzschtal
400
350
300
250
200
150
100
50
0
01.08.
02.08.
03.08.
04.08.
05.08.
06.08.
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
19.08.
20.08.
21.08.
22.08.
23.08.
24.08.
25.08.
26.08.
27.08.
28.08.
29.08.
30.08.
31.08.
62
Abbildung4-20:DurchflussganglinienderPegelBuschmühleundKirnitzschtalanderKirnitzschfürdenZeitraum07.08.–12.08.2010
Abbildung4-21:Niederschlags-undAbflussverlauffürdasEinzugsgebietdesPegelsBuschmühle/KirnitzschfürdenZeitraum07.08.–12.08.2010
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Q [m
3
/s]
0
5
10
15
20
P [mm/h]
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
120
100
80
60
40
20
0
Q [m
3
/s]
Buschmühle
Kirnitzschtal
63
4
Hydrologie
Abbildung4-22:WasserstandsganglinienmitentsprechendenRichtwertenderAlarmstufen1–4andenPegelnimGebietdesLachsbachesfür
denZeitraum01.08.–31.08.2010
01.08.
02.08.
03.08.
04.08.
05.08.
06.08.
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
19.08.
20.08.
21.08.
22.08.
23.08.
24.08.
25.08.
26.08.
27.08.
28.08.
29.08.
30.08.
31.08.
W [cm]
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Porschdorf 1/Lachsbach
W [cm]
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Neustadt 1/Polenz
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
W [cm]
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Sebnitz 2/Sebnitz
64
Höchststand wurde das bisherige HHW vom 16.04.1917 um
118cmüberschritten
(vgl. Tabelle A-3).InTabelle 4-9sinddie
Hochwasserscheitelzusammengefasst.
AberauchdiebisherigenHHQ-WertevomJuli1981wurdenan
denPegelnBuschmühleundKirnitzschtaldeutlichüberschrit-
ten(Tabelle
A-4).DieDurchflussganglinienbeiderPegelzeigt
Abbildung 4-20.
DenNiederschlags-undAbflussverlauffürdenPegelBusch-
mühlezeigtdieAbbildung
4-21.Niederschlags
intensitätenmit
teilweiseüber10mm/hübervierStundenhinweghattenfast
unmittelbardenstarkenAnstiegderWasserführungzurFolge.
DiecharakteristischenAbflusskennwertefürausgewähltePegel
anderKirnitzschenthältdieTabelle
4-10.DieAuswertungen
habenergeben,dasseinDritteldesNiederschlageswährenddes
EreignissesdirektzumAbflussgekommenist.Trotzdeskata-
strophalen Hochwasserereignisses liegen die Abflussspenden
deutlich unter denen im Oberlauf des Einzugsgebietes der
LausitzerNeißeoderSpree.
Erneute Starkniederschläge ließen in den frühen Morgen-
stundendes16.AugustdieWasserständenocheinmalrasch
ansteigen.InderKirnitzschamPegelLichtenhainwurdedabei
derRichtwertderAlarmstufe4erreicht.
AuchamLachsbachundseinenQuellflüssenSebnitzundPolenz
wurdenam7.AugustdiebisherigenHHWüberschritten(Tabelle
A-3).DiebeobachtetenWasserstandsganglinienimGebietdes
LachsbachesenthältAbbildung
4-22.
In
Tabelle 4-11
sind die Hochwasserscheitel der Pegel von
Sebnitz,PolenzundLachsbachzusammengestellt.Nochinden
frühen Morgenstunden des 7. August 2010 lag die Wasser-
führung in den Fließgewässern im Mittelwasserbereich. Bis
in die Abendstunden wurden Wasserstandsanstiege an den
PegelnvonüberzweiMeteranderPolenzundfastdreiMeter
an der Sebnitz und Lachsbach beobachtet. Dabei wurden die
RichtwertederAlarmstufe4amPegelNeustadt1umfastei-
nenhalbenMeterundamPegelSebnitz2umübereinenMeter
überschritten.DerWasserstandamPegelSebnitz2stieginner-
halbvonzweiStundenum135cman.
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Buschmühle
Kirnitzsch
07.08.,18:15
324
59,9
Lichtenhain
Kirnitzsch
07.08.,k.A.
300
k.A.
Kirnitzschtal
Kirnitzsch
07.08.,21:30
318
96,0
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Porschdorf1
Lachsbach
08.08.,00:15
362
116
Sebnitz2
Sebnitz
07.08.,21:15
326
42,0
Neustadt1
Polenz
07.08.,20:30
238
20,3
Tabelle4-9:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderKirnitzscham07.08.2010
Tabelle4-11:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelderPegelimEinzugsgebietdesLachsbachesAnfangAugust2010
Tabelle4-10:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(Ψ),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürdiePegelBuschmühleundKirnitzschtalanderKirnitzschfürdenZeitraum06.08.–11.08.2010
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]
Buschmühle
Kirnitzsch
97,3
132,1
35,3
3,43
27
59,9
616
Kirnitzschtal
Kirnitzsch
154,3
133,1
44,2
6,82
33
96,0
622
65
Abbildung4-23:AbflussganglinienderPegelimEinzugsgebietdesLachsbachesfürdenZeitraum07.08.–12.08.2010
4
Hydrologie
Abbildung4-24:Niederschlags-undAbflussverlauffürdasEinzugsgebietdesPegelsSebnitz2/SebnitzfürdenZeitraum
07.08.–12.08.2010
Q [m
3
/s]
P [mm/h]
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
0
5
10
15
20
50
40
30
20
10
0
120
100
80
60
40
20
0
Q [m
3
/s]
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
Porschdorf1/Lachsbach
Sebnitz2/Sebnitz
Neustadt1/Polenz
66
AberauchdiebisherbeobachtetenHHQwurdenandenPegeln
Sebnitz2/SebnitzundPorschdorf1/Lachsbachdeutlichüber-
schritten
(Tabelle A-4).
Abbildung 4-23zeigtdieAbflussganglinienderPegelim
Einzugsgebiet des Lachsbaches. Knapp drei Stunden nach-
demandenPegelnimOberlaufvonSebnitzundPolenzdie
Hochwasserscheitelbeobachtetwordensind,kamesunter-
halbdesZusammenflussesamPegelPorschdorf1/Lachsbach
zum Scheitel. Dabei müssen aus dem 126 km² großen
Zwischeneinzugsgebietnochmalsüber4Mio.m³Wasserdi-
rektabgeflossensein.
BeispielhaftfürdasEinzugsgebietwirdinAbbildung
4-24der
Niederschlags-undAbflussverlauffürdasGebietdesPegels
Sebnitz 2/Sebnitz dargestellt. Insgesamt fielen im Einzugs-
gebiet 116 mm Niederschlag. Von 13:00 Uhr bis 16:00 Uhr
wurden die höchsten Niederschlagsintensitäten beobachtet,
dieunmittelbardenstarkenAnstiegderWasserführungzur
Folgehatten.
Die charakteristischen Abflusskennwerte für die Pegel im
EinzugsgebietdesLachsbachesenthältdieTabelle
4-12.Die
Auswertungen haben ergeben, dass fast 30% des Nieder-
schlageswährenddesEreignissesdirektzumAbflussgekom-
Abbildung4-25:WasserstandsganglinienundentsprechendeRichtwertederAlarmstufen1–4andenPegelnCunnersdorf1/Cunnersdorfer
BachundBielatal1/BielafürdenZeitraum01.08.–31.08.2010
Tabelle4-12:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(Ψ),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürausgewähltePegelimEinzugsgebietdesLachsbachesfürdenZeitraum06.08.–11.08.2010
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]
Porschdorf1
Lachsbach
268
110,4
31,9
8,58
29
116
432
Sebnitz2
Sebnitz
102
115,5
29,2
2,97
25
42,0
412
Neustadt1
Polenz
40,2
112,2
30,5
1,23
27
20,3
505
250
200
150
100
50
0
W [cm]
W [cm]
01.08.
02.08.
03.08.
04.08.
05.08.
06.08.
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
19.08.
20.08.
21.08.
22.08.
23.08.
24.08.
25.08.
26.08.
27.08.
28.08.
29.08.
30.08.
31.08.
Cunnersdorf 1/Cunnersdorfer Bach
Bielatal 1/Biela
250
200
150
100
50
0
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
67
mensind.DieAbflussbeiwerteundAbflussspendensindmit
denenderKirnitzschvergleichbar.
Ein analoges Abflussverhalten zeigen die Biela und der
Cunnersdorfer Bach als bedeutendster Zufluss der Biela.
AmPegelBielatal1/BielawurdederHochwasserscheitelam
7.Augustum15:00Uhrbei172cmmitnureinemZentimeter
unterdemHHWvomAugust2002beobachtet.Dagegenstieg
der Wasserstand am Pegel Cunnersdorf 1/Cunnersdorfer
Wassermit188cm(17:15Uhr)umachtZentimeterüberdas
HHWvom20.07.1981
(Tabelle 4-13,Tabelle A-3). Abbildung
4-25enthältdiedazugehörigenWasserstandsganglinien,die
auchdiekleinenWelleninderzweitenAugustdekadezeigen.
DasHochwasserderBielaamPegelBielatalimAugust2010
ist vergleichbar mit dem Hochwasser im August 2002. Der
Scheiteldurchflussliegtmit23,7m³/snurknappunterdem
HHQmit24m³/svomAugust2002.ImCunnersdorferBach
wurdeimAugust2010nichtnurderScheiteldurchflussvom
HochwasserimAugust2002übertroffen,sondernauchdas
HHQvom20.07.1981
(vgl. Tabelle A-4).
DieDurchflussganglinienderPegelimEinzugsgebietderBiela
vom7.biszum12.AugustsindinAbbildung
4-26dargestellt.
WegeneineranderenzeitlichenNiederschlagsverteilungzeigt
sichderHochwasserverlaufimLängsschnittderWesenitzdif-
ferenzierter. Die dazugehörigen Wasserstandsganglinien für
diePegelanderWesenitzzeigtAbbildung
4-27.
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Cunnersdorf1
CunnersdorferBach
07.08.,17:15
188
11,9
Bielatal1
Biela
07.08.,16:00
172
23,7
Tabelle4-13:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelderPegelimEinzugsgebietderBielaam07.08.2010
Abbildung4-26:DurchflussganglinienderPegelimEinzugsgebietderBielafürdenZeitraum07.08.–12.08.2010
4
Hydrologie
Q [m
3
/s]
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
30
25
20
15
10
5
0
Cunnersdorf1/CunnersdorferBach
Bielatal1/Biela
68
Abbildung4-27:WasserstandsganglinienundentsprechendeRichtwertederAlarmstufen1–4derWesenitzvomPegelBischofswerdaund
ElbersdorffürdenZeitraum01.08.–31.08.2010
Abbildung4-28:Niederschlags-undAbflussverlauffürdasEinzugsgebietdesPegelsElbersdorf/WesenitzfürdenZeitraum07.08.–12.08.2010
50
40
30
20
10
0
Q [m
3
/s]
07.08.
00:00
07.08.
12:00
08.08.
00:00
08.08.
12:00
09.08.
00:00
09.08.
12:00
10.08.
00:00
10.08.
12:00
11.08.
00:00
11.08.
12:00
12.08.
00:00
0
5
10
15
20
P [mm/h]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
01.08.
02.08.
03.08.
04.08.
05.08.
06.08.
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
19.08.
20.08.
21.08.
22.08.
23.08.
24.08.
25.08.
26.08.
27.08.
28.08.
29.08.
30.08.
31.08.
Bischofswerda
Elbersdorf
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
69
4
Hydrologie
Am Pegel Bischofswerda/Wesenitz bildete sich der Hoch-
wasserscheitel mit einem Wasserstand von 205 cm am
8.Augustvon04:00Uhrbis05:15Uhraus.Dieserlagdeutlich
unterdemHHWvom30.07.1897mit260cm(Tabelle
A-3).
In der Folge entstand durch größere seitliche Zuflüsse am
PegelElbersdorf/WesenitzeinezweigipfligeHochwasserwelle.
Tabelle 4-14enthältdieHochwasserscheitelfürdiePegelan
derWesenitzfürdasEreignisAnfangAugust.
Vom 6. bis zum 8. August fielen im Einzugsgebiet teilwei-
seüber100mmNiederschlag.DiehöchstenNiederschlags-
intensitäten wurden am 7. August etwa in der Zeit von
12:00 Uhr bis 17:00 Uhr beobachtet und hatten den star-
ken Anstieg der Wasserführung unmittelbar zur Folge. In
Abbildung 4-28istderNiederschlags-undAbflussverlauffür
dasGebietdesPegelsElbersdorfbeispielhaftdargestellt.
Der erste Scheitel erreichte am 7. August zwischen
20:15 Uhr und 20:30 Uhr einen Wasserstand von 199 cm.
Der mit der zweiten Hochwasserwelle aus dem Oberlauf
kommende und höchste Scheitel erreichte am 8. August
zwischen15:15Uhrund15:30Uhr229cmundbliebdamit
unterhalbdesRichtwertesderAlarmstufe3.
Die charakteristischen Abflusskennwerte für die Pegel im
EinzugsgebietderWesenitzfürdasEreignisAnfangAugust
fasst
Tabelle 4-15
zusammen. Die Auswertungen ha-
ben ergeben, dass fast 30% des Niederschlages während
des Ereignisses direkt zum Abfluss gekommen sind. Die
Scheitelabflussspenden fallen deutlich geringer aus als die
derPegelanLachsbach,Sebnitz,PolenzundKirnitzsch.
ImVergleichzudenvorherbehandeltenElbezuflüssentratin
derzweitenAugustdekadeamWesenitzpegelElbersdorfein
höhererHochwasserscheitelalsindererstenDekadeauf.In
Tabelle 4-16sinddieHochwasserscheitelfürdiePegelinder
WesenitzfürdiesesEreigniszusammengestellt.
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Bischofswerda
Wesenitz
08.08.,04:00
205
26,4
Elbersdorf
Wesenitz
08.08.,15:15
229
45,3
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Bischofswerda
Wesenitz
16.08.,12:30
144
12,8
Elbersdorf
Wesenitz
16.08.,03:45
268
57,6
Tabelle4-14:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelderPegelimEinzugsgebietderWesenitzam08.08.2010
Tabelle4-16:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelderPegelimEinzugsgebietderWesenitzam16.08.2010
Tabelle4-15:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(
Ψ
),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürdiePegelimEinzugsgebietderWesenitzfürdenZeitraum06.08.–11.08.2010
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]
Bischofswerda
Wesenitz
69,2
107,8
29,0
2,01
27
26,4
381
Elbersdorf
Wesenitz
227
90,1
23,4
5,33
26
45,3
199
70
Abbildung4-29:DurchflussganglinienderPegelBischofswerdaundElbersdorfanderWesenitzfürdenZeitraum07.08.–18.08.2010
DasHochwasserhateinStarkniederschlagvom15.August,
23:00Uhrbiszum16.August,06:00Uhrausgelöst.Dabeisind
imEinzugsgebietderWesenitzmoderate33mmNiederschlag
gefallen,davonaberfast20mmineinerStunde.Unterfast
alleiniger Beteiligung des Gebietes zwischen den Pegeln
Bischofswerda und Elbersdorf stieg der Wasserstand am
PegelElbersdorfam16.Augustum03:45Uhraufdenhöchs-
ten Wert im August 2010. Der Scheitelwasserstand betrug
268cmundbliebdamitaberunterdemHHWvom02.03.1956
mit275cm
(vgl. Tabelle A-3).DieHochwasserwelleausdem
OberlauferreichtemitihremScheitelvon144cm(12:30Uhr
bis13:30Uhr)erstwesentlichnachdemScheiteldurchgang
amPegelElbersdorfdenPegelBischofswerda(Abbildung
4-29).
Dieser verzögerte dann lediglich den Rückgang des
WasserstandesamPegelElbersdorf.
Die nordwestlich und westlich davon gelegenen Einzugs-
gebietevonElbezuflüsseninSachsenverzeichnetenzwischen
AugustundOktoberimbetrachtetenZeitrauminihrerGröße
nurdurchschnittlicheHochwasser,diekeinenAnlassfüreine
genauereBetrachtunggebenundsomithiernichtbehandelt
werden.
Im Folgenden werden nur die Hochwasser näher beschrie-
ben,beidenendiemeistenPegeldessächsischenSchwarze-
Elster-GebietesdiezweihöchstenScheitelimZeitraumvom
1.Augustbis31.September2010aufwiesen.Dieswarzum
einen das Hochwasser vom 7. bis zum 9. August, zum an-
deren das Hochwasser 28./29. September. Entsprechend der
NiederschlagsverteilungwarenbeiersteremimAllgemeinen
dieScheitelimöstlichenSchwarze-Elster-Gebietetwashöher
alsbeiletzterem,währendesimwestlichenSchwarze-Elster-
Gebietumgekehrtwar.
EreignisAugust2010
ImsächsischenSchwarze–Elster-GebietkamesimAugust2010
zurAusbildungvonzweibedeutendenHochwasserscheiteln,
zumeinenam8.Augustundzumanderenam16./17.August.
Zwischen diesen beiden Ereignissen kam es durch weitere
Niederschläge zu erneuten Wasserstandsanstiegen, so dass
dieScheitelvom12.biszum17.Augustvoneinanderabhän-
genundessichumeinmehrgipfligesHochwasserereignisin
diesemZeitraumhandelt(Abbildung
4-30).
4.2.3 Schwarze Elster und Große Röder
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
60
50
40
30
20
10
0
Q [m
3
/s]
Bischofswerda
Elbersdorf
71
4
Hydrologie
Abbildung4-30:BeobachteteWasserstandsganglinienmitentsprechendenRichtwertenderAlarmstufen1–4andenPegelnanderSchwarzen
ElsterfürdenZeitraum01.08.–31.08.2010
01.08.
02.08.
03.08.
04.08.
05.08.
06.08.
07.08.
08.08.
09.08.
10.08.
11.08.
12.08.
13.08.
14.08.
15.08.
16.08.
17.08.
18.08.
19.08.
20.08.
21.08.
22.08.
23.08.
24.08.
25.08.
26.08.
27.08.
28.08.
29.08.
30.08.
31.08.
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
Kamenz
Trado 3
Neuwiese
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
72
DieinderletztenJulidekadeundAnfangAugustgefallenenNieder-
schlägehattenbereitseineerhöhteWasserführungzurFolge.Am
7.AugustlagendeshalbdieDurchflüsse,außerandenPegelnim
HoyerswerdaerSchwarzwasser,zwischen60%und80%desmehr-
jährigenJahresmittelsdesDurchflusses.DieNiederschlägebegan-
nenam6.Augustundhieltenfast20Stundenan.Dabeitraten
GebietsniederschlägeinHöhevon65mmbis90mm(außerMittel-
undUnterlaufGroßeRöder)auf.Wesentlichfürdenrelativschnel-
lenAnstiegderWasserständewarderindenDauerregeneingela-
gerte7-bzw.8-stündigeStarkregen,derimsüdlichenundöstlichen
Einzugsgebietsteilnichtnurörtlich,sondernflächendeckendauftrat.
InderSchwarzenElster,aberauchindenZuflüssenwieKloster-
wasserundHoyerswerdaerSchwarzwasser,bildetensichinden
Oberläufenam8.AugustindenfrühenMorgenstundenbegin-
nenddieHochwasserscheitelaus.DabeiwurdenandenHoch-
wasserpegeln meist die Richtwerte der Alarmstufe 2, nur am
PegelZeschaamHoyerswerdaerSchwarzwasserderRichtwertder
Alarmstufe3überschritten.AusgewählteWasserstandsganglinien
derPegelanderSchwarzenElsterfürdenMonatAugustsindin
Abbildung 4-30dargestellt.
DieHochwasserscheitelmitihrenEintrittszeitensindfürausge-
wähltePegelderSchwarzenElsterundihrenZuflüssenbisPegel
NeuwieseinTabelle
4-17zusammengestellt.
DasHochwasserinderSchwarzenElsterbiszumPegelNeuwiese
wurdemaßgeblichdurchdasHoyerswerdaerSchwarzwasserbe-
einflusst. Dabei sind im Oberlauf des Hoyerswerdaer Schwarz-
wassers mit dem Langen Wasser die höchsten Gebietsnieder-
schlägeaufgetreten.InderAbbildung
4-31sindderNiederschlags-
undAbflussverlauffürdenPegelPietzschwitzamLangenWasser
fürdasHochwasserereignisimAugustdargestellt.
Für das Einzugsgebiet des Langen Wassers bis zum Pegel
Pietzschwitz ist für den Zeitraum vom 6. August, 08:00 Uhr
bis zum 8. August, 08:00 Uhr ein Gebietsniederschlag von
83,5mmermitteltworden.DerDirektabflusswurdemit17,2mm
berechnet. Nur 21% des Niederschlages sind am Pegel direkt
zum Abfluss gekommen. Trotzdem hatte der eingelagerte sie-
benstündigeStarkregeninHöhevon57mm(Gebietsmittel)zur
Folge,dassderHochwasserscheitelamPegelPietschwitzdasbis-
herhöchstebeobachteteHochwasserHHQvomJuli1981über-
schrittenhat
(vgl. Tabelle A-6).
Am Pegel Prischwitz/Hoyerswerdaer Schwarzwasser bildete sich
derHochwasserscheitelam8.Augustum00:00Uhrmiteinem
Wasserstandvon202cmundeinemDurchflussvon15,2m³/saus
undlagknappunterdemRichtwertderAlarmstufe3.Derrela-
tivlanganhaltendeHochwasserscheitelunddieverhältnismäßig
breitgezogeneWelleam15kmunterhalbgelegenenPegelZescha
zeigtdieRückhaltewirkungdesbeiNeschwitzundZeschagelege-
nennatürlichenÜberschwemmungsgebietes.
AuchinderPulsnitzundGroßenRöderkamesindiesemZeitraum
zu Wasserstandsanstiegen. An den Hochwassermeldepegeln an
der Großen Röder wurden Wasserstände maximal bis in den
BereichderAlarmstufe3registriert.DieseEinzugsgebietever-
zeichnetenimbetrachtetenZeitraumnur2-bis5-jährlicheHoch-
wasserscheiteldurchflüsse, die keinen Anlass für eine genauere
Betrachtunggebenundsomithiernichtbehandeltwerden.
DieNiederschlägeam16./17.AugusthattennochmalsWasser-
standsanstiegeimgesamtenEinzugsgebietzurFolge.Dabeiwur-
den ähnliche Hochwasserscheitel wie Anfang August beobach-
tet. Nur an den Pegeln Zescha/Hoyerswerdaer Schwarzwasser
(16.08.,12:30Uhr,W=210cm)undKleinraschütz/GroßeRöder
(17.08., 06:45 Uhr, W = 215 cm) wurden geringfügig höhere
Wasserständeregistriert.
Das Hochwasserereignis von Anfang August 2010 im Ein-
zugsgebiet der Schwarzen Elster war nicht so extrem wie die
EreignisseimFlussgebietderSpreeoderderLausitzerNeiße.Im
AnhangsindindenTabellen
A-5undA-6
fürausgewähltePegel
zumVergleichdieHauptwertezusammengestellt.Diefürdiesen
ZeitraumausgewertetenScheitelabflussspendenbestätigendie-
seAussage(Tabelle
4-18).DieGründedafürliegenprimärinder
VerteilungderNiederschlägeinOstsachsen,dieimEinzugsgebiet
derSchwarzenElsternichtsoextremwieindenEinzugsgebieten
derLausitzerNeißeundSpreeausfielen.
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Kamenz
SchwarzeElster
08.08.,03:00
149
-
Trado3
SchwarzeElster
08.08.,17:00
158
9,47
Schönau
Klosterwasser
08.08.,16:30
192
15,8
Pietzschwitz
LangesWasser
08.08.,01:15
182
6,66
Prischwitz
Hoyerswerdaer
Schwarzwasser
08.08.,00:00
202
15,2
Zescha
Hoyerswerdaer
Schwarzwasser
08.08.,13:30
206
19,9
Neuwiese
SchwarzeElster
09.08.,07:45
283
35,3
Tabelle4-17:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderSchwarzenElsterAnfangAugust2010
73
Abbildung 4-31: Niederschlags- und Abflussverlauf für das Einzugsgebiet des Pegels Pietzschwitz/Langes Wasser für den Zeitraum 06.08.–
21.08.2010
Abbildung4-32:AbflussganglinieimEinzugsgebietderSchwarzenElsterfürdenZeitraum06.08.–21.08.2010
4
Hydrologie
06.08. 07.08. 08.08. 09.08. 10.08. 11.08. 12.08. 13.08. 14.08. 15,08 16.08
17.08. 18.08
19.08. 20.08. 21.08.
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Q [m
3
/s]
0
5
10
15
20
P [mm/h]
Q [m
3
/s]
06.08. 07.08. 08.08. 09.08. 10.08. 11.08. 12.08. 13.08. 14.08. 15,08 16.08
17.08. 18.08
19.08. 20.08. 21.08.
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Trado3/SchwarzeElster
Schönau/Klosterwasser
Zescha/HoyerswerdaerSchwarzwasser
Neuwiese/SchwarzeElster
Prischwitz/HoyerswerdaerSchwarzwasser
Pietzschwitz/LangesWasser
74
Tabelle4-18:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(
Ψ
),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürausgewähltePegelimEinzugsgebietderSchwarzenElsterfürdenZeitraum
06.08.–12.08.2010
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]
Trado3
SchwarzeElster
166
69,2
7,32
1,21
11
9,47
57
Neuwiese
SchwarzeElster
669
76,8
8,86
5,92
12
35,3
53
Schönau
Klosterwasser
106
84,7
21,7
2,29
26
15,8
150
Pietzschwitz
LangesWasser
42,3
83,5
17,2
0,73
21
6,66
157
Prischwitz
Hoyerswerdaer
Schwarzwasser
104
88,8
18,1
1,89
20
15,2
146
Zescha
Hoyerswerdaer
Schwarzwasser
181
78,7
15,5
2,80
20
19,9
110
Radeberg
GroßeRöder
114
71
18,6
2,11
26
24,7
217
Großdittmanns-
dorf
GroßeRöder
299
57,3
11,8
3,53
21
37
124
Kleinraschütz
GroßeRöder
679
35,7
3,52
2,39
10
25,3
37
EreignisSeptember2010
Zu Beginn des Dauerregens Ende September 2010 la-
gen die Durchflüsse aufgrund der über den mehrjährigen
Mittelwasserstand aufgefüllten Grundwasserleiter und der
hohen Bodenfeuchte zwischen 110% und 140% des mehr-
jährigen mittleren Jahresdurchflusses. Am Pegel Zescha/
Hoyerswerdaer Schwarzwasser flossen dagegen nur noch
70% und in Radeberg/Große Röder 90% des mittleren
Jahresdurchflusses,währendesamPegelNeuwiese/Schwarze
Elster noch 160% waren. Der ergiebige Dauerregen führ-
te am 27. September ab etwa 03:00 Uhr zu einem relativ
schnellenAnstiegderWasserständeinderSchwarzenElster
oftbisindenBereichderAlarmstufen3,amPegelTrado3/
Schwarze Elster bis in den Bereich der Alarmstufe 4. Die
HochwasserscheitelindenOberläufenvonSchwarzerElster,
Klosterwasser, Hoyerswerdaer Schwarzwasser wurden am
28.SeptemberindenfrühenMorgenstunden,inderSchwarzen
ElsteramPegelNeuwieseeinenTagspätererreicht(Abbildung
4-33).DieHoch
wasserscheitelmitihrenEintrittszeitensind
fürausgewähltePegelimEinzugsgebietderSchwarzenElster
bisPegelNeuwieseinTabelle
4-19zusammengestellt.
Pegel
Gewässer
Scheiteleintrittszeit
(MESZ)
Scheitelwasserstand
[cm]
Scheitelabfluss
[m³/s]
Kamenz
SchwarzeElster
28.09.,04:00
192
–
Trado3
SchwarzeElster
28.09.,09:30
206
16,3
Schönau
Klosterwasser
28.09.,15:15
179
14,3
Pietzschwitz
LangesWasser
28.09.,03:30
175
6,12
Prischwitz
Hoyerswerdaer
Schwarzwasser
28.09.,04:30
187
14,2
Zescha
Hoyerswerdaer
Schwarzwasser
28.09.,13:00
196
18,4
Neuwiese
SchwarzeElster
29.09.,06:15
325
55,2
Tabelle4-19:ÜbersichtüberdieHochwasserscheitelimEinzugsgebietderSchwarzenElsterEndeSeptember2010
75
4
Hydrologie
Abbildung4-33:BeobachteteWasserstandsganglinienunddieentsprechendenRichtwertederAlarmstufen1–4andenPegelnander
SchwarzenElsterfürdenZeitraum15.09.–15.10.2010
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
Kamenz
Trado 3
Neuwiese
15.09.
16.09.
17.09.
18.09.
19.09.
20.09.
21.09.
22.09.
23.09.
24.09.
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
06.10.
07.10.
08.10.
09.10.
10.10.
11.10.
12.10.
13.10.
14.10.
15.10.
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
76
Das Klosterwasser reagierte ähnlich wie Anfang August.
Die Höchstwasserstände im Gebiet des Hoyerswerdaer
Schwarzwasserslagenunterdenenvom8.August2010,wäh-
rendsieandenPegelnderSchwarzenElsterbisfast50cm
höherlagen.
WährendderScheitelamPegelTrado3/SchwarzeElstermit
206cmam28.Septemberum09:30Uhrunddamit4Stunden
nachStarkniederschlagsendeauftrat(Abbildung
4-34),dau-
erteesknapp20Stunden,bisderHöchststandmit325cmund
einemAbflussvon55,3m³/s(29.09.,06:15Uhrbis10:45Uhr)
inNeuwieseregistriertwurde.DasHWvon325cmamPegel
Neuwieselagdamit21cmunterdemHochwasservomJuli
1981
(Tabelle A-7).AmPegelTrado3kameshöchstwahr-
scheinlich ca. 2 cm unter Höchststand am 28. September
von05:00Uhrbis14:00UhrzurrechtsseitigenPegelumflut,
diesichoberhalbdesWegesmitvielStrohalsSchwemmgut
anstaute und trotz der relativ kleinen Ursache massive
Auswirkungenhatte.EinTeildesUmflutwasserspassiertedas
Gewässerprofil des Lattenpegels Trado 2/Schwarze-Elster-
Umflut(Teichabzugsgraben).
Am 29. September nachmittags wurde am Pegel Neuwiese
bei einem Wasserstand von 319 cm und bereits fallen-
der Wasserführung mit einem Ultraschall-Messboot ein
Durchflussvon53,1m³/sgemessen(Abbildung
4-35).
InAbbildung
4-36sinddieAbflussganglinienderSchwarzen
ElsterbiszumPegelNeuwieseundderwichtigstenZuflüsse
Hoyerswerdaer Schwarzwasser und Klosterwasser darge-
stellt. Die Darstellung zeigt, wie die Hochwasserwellen aus
denZuflüssenmitderWelleausdemOberlaufderSchwarzen
Elsterfastgleichzeitigstarkanwuchsenunddamitdensteilen
AnstiegamPegelNeuwieseverursachten.
Die Betrachtung der Füllen der Hochwasserganglinien und
der gefallenen Niederschläge zeigt aber auch, dass von
den 100 bis 105 mm flächendeckend im östlichen säch-
sischen Schwarze-Elster-Gebiet vom 25. September bis
28. September gefallenen Niederschlag in den Teileinzugs-
gebietenetwa20mmabgeflossensind.Eskannabgeschätzt
werden,dassgleichmäßiginallenTeileinzugsgebieten,abge-
sehenvomOberlaufderGroßenRöder,trotzdesbedeuten-
den Hochwassers über zwei Drittel des Niederschlages ge-
speichert worden sind. Die entsprechenden Abflussbeiwerte
undAbflussfüllensindinTabelle
4-20fürausgewähltePegel
imEinzugsgebietderSchwarzenElsterzusammengefasst.
WährendimOberlaufderPulsnitzamPegelReichenaunurder
RichtwertderAlarmstufe2indenfrühenMorgenstundendes
28.Septembererreichtwurde,überschrittamBrandenburger
Pegel Ortrand am 28. September in den Abendstunden
(18:15 Uhr) der Hochwasserscheitel mit 248 cm kurzzeitig
den Richtwert der Alarmstufe 4. Dabei überschwemmte die
PulsnitzunterhalbOrtranddieAutobahnA13.
An allen Pegeln der Großen Röder wurde beim September-
hochwasser2010derRichtwertderAlarmstufe4überschrit-
ten(Abbildung
4-37).AmPegelGroßdittmannsdorflagder
Hochwasserscheitel vom 28. September mit 293 cm um
30 cm und am Pegel Radeberg mit 211 cm um 40 cm hö-
heralsdieHochwasserscheitelvomAugust2010.Beibeiden
PegelnwurdenjedochnichtdiehöchstenHochwasserstände
erreicht.AmPegelKleinraschützwurdenichtnurderHoch-
Abbildung 4-34: Niederschlags- und Abflussverlauf für das Einzugsgebiet des Pegels Trado 3/Schwarze Elster für den Zeitraum 25.09.–
05.10.2010
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04:10
05.10.
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
Q [m
3
/s]
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
P [mm/h]
77
4
Hydrologie
Abbildung4-36:AbflussganglinieimEinzugsgebietderSchwarzenElsterbiszumPegelNeuwiesefürdenZeitraum25.09.–05.10.2010
Abbildung4-35:DurchflussmessungderBfULmittelsUltraschall(ADCP)–MessbootamPegelNeuwiese/SchwarzeElsterbeiW=319cm(fallend)
am29.09.2010nachmittags(Foto:BfUL)
Q [m
3
/s]
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.01.
03.10.
04.10.
05.10.
60
50
40
30
20
10
0
Trado3/SchwarzeElster
Schönau/Klosterwasser
Zescha/HoyerswerdaerSchwarzwasser
Neuwiese/SchwarzeElster
78
Abbildung4-37:BeobachteteWasserstandsganglinienunddieentsprechendenRichtwertederAlarmstufenandenPegelnanderGroßenRöder
fürdenZeitraum15.09.–15.10.2010
15.09.
16.09.
17.09.
18.09.
19.09.
20.09.
21.09.
22.09.
23.09.
24.09.
25.09.
26.09.
27.09.
28.09.
29.09.
30.09.
01.10.
02.10.
03.10.
04.10.
05.10.
06.10.
07.10.
08.10.
09.10.
10.10.
11.10.
12.10.
13.10.
14.10.
15.10.
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
W [cm]
350
300
250
200
150
100
50
0
Kleinraschütz
Großdittmansdorf
Radeberg
Alarmstufe1
Alarmstufe2
Alarmstufe3
Alarmstufe4
79
wasserstandvomAugust2010um108cmüberschritten,son-
dernauchderbisherigehöchsteHochwasserstandvon2002
um15cm(vgl.
Tabelle A-7).Dabeiwurdederrechtsseitige
TeilschutzdeichunmittelbarunterhalbdesPegelsüberströmt.
Auch am Pegel Großdittmannsdorf wurde die rechtsseitige
VerwallungzwischenBrückeHeidestraßeundPegeletwaab
250cmüberströmt.Damitumflosseinschwerbestimmbarer
AnteildesHochwasserdurchflussesdenMessstegquerschnitt
undgelangteindasdurchRückstaubereitsüberschwemmte
150mbreite„Flügeldeichhinterland“.
DieHochwasserscheitelundDurchflüssemitihrenEintritts-
zeitensindfürausgewähltePegelderGroßenRöderin
Tabelle
4-21zusammengestellt.
Tabelle4-20:Einzugsgebietsfläche(A
Eo
),Gebietsniederschlag(P),Direktabflusshöhe(RD),Direktabflussfülle(V(RD)),Abflussbeiwert(
Ψ
),
Scheitelabfluss(HQ)undScheitelabflussspende(Hq)fürausgewähltePegelimEinzugsgebietderSchwarzenElsterfürdenZeitraum25.09.–04.10.2010
Pegel
Gewässer
A
Eo
[km²]
P
[mm]
RD
[mm]
V(RD)
[Mio. m³]
Ψ
[ %]
HQ
[m
3
/s]
Hq
[l/(s∙km
2
)]