MISSION SACHSEN 2038
EMPFEHLUNGEN DES
INNOVATIONSBEIRATES SACHSEN
FÜR EINE ZUKUNFTSWEISENDE
STRUKTURENTWICKLUNG
IM FREISTAAT
2
Vorwort
Mission Sachsen 2038
Sachsen war schon immer ein Land der Entdecker, Erfinder und Unternehmer. Deshalb darf man zuversichtlich
sein, dass der jetzt anstehende Strukturwandel durch die sprichwörtliche Kreativität der Sachsen beflügelt wird.
Über die beträchtlichen Finanzhilfen des Bundes hinaus, braucht es vor allem eine gesamtgesellschaftlich ge-
tragene Veränderungskultur, die zu neuen Wertschöpfungsketten führt. Hier sind alle Akteure aus Wirtschaft,
Wissenschaft, Politik und Gesellschaft gefragt. Tatsächlich ist der Strukturwandel im Freistaat Sachsen das
zentrale Zukunftsthema. Ohne Übertreibung darf gesagt werden: ein Strukturwandel von historischer Dimension.
Im Auftrag von Ministerpräsident Michael Kretschmer hat der
Innovationsbeirat Sachsen
– unbeeindruckt von
den Unbilden der COVID-19-Pandemie – die
MISSION SACHSEN 2038
erarbeitet und anlässlich der 4. Bei-
ratssitzung am 12. Juli 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Beratungen konnten auf ein breites, differenziertes
Experten- und Erfahrungswissen der Beiratsmitglieder zurückgreifen, wobei die regionalen Kompetenzen als
die „innere Anschauung“ mit der kritischen Distanz der „äußeren Anschauung“ aufeinander abgestimmt wurden.
Weil im Freistaat Sachsen eine starke Industrie überwiegend mittelständischer Prägung ebenso zu Hause ist
wie respektable Forschungseinrichtungen mit internationaler Sichtbarkeit, konnte der Beirat
zehn Zukunftsmis-
sionen
empfehlen:
Energie – Wasserstoff – Kreislaufwirtschaft – Gesundheit – Intelligente Wirkstoffe – Bioöko-
nomie, Biotech, Biopharma – Mikroelektronik der nächsten Generation – Mikro-Nanoelektronik, Quantentech-
nologie/Künstliche Intelligenz – Mobilität – Leichtbau, Additive Fertigung.
Auf allen diesen Gebieten kann sich
der Freistaat Sachsen zur nationalen oder gar europäischen Modellregion entwickeln, indem er für neue Unter-
nehmen attraktiv wird und vielen jungen Menschen neue Beschäftigungsperspektiven und eine lebenswerte
Heimat bietet.
Der unternehmerische Geist wird sich umso stärker entfalten, je besser die Infrastrukturversorgung ist – immer-
währende Herausforderung jeder nachhaltigen Strukturpolitik! Hier sieht der Innovationsbeirat große Chancen
in der Verschränkung der sächsischen Innovations- und Strukturpolitik mit seinen unmittelbaren Nachbarländern
im In- und Ausland. Darüber hinaus werden die dargestellten Zukunftsmissionen zusätzliche Dynamik aus the-
matisch definierten Allianzen mit jenen Standorten gewinnen, die selbst auf Zukunftskurs sind und wettbewerbs-
förderliches Ergänzungspotenzial einbringen. Kooperation und Wettbewerb sind nämlich kein Widerspruch.
Wir konnten bei unserer Arbeit auf große Unterstützung aus der sächsischen Staatsregierung einschließlich der
Ministerien zurückgreifen, aber auch auf viele sachkundige Zurufe aus Wissenschaft und Wirtschaft. Hierfür gilt
allen unser herzlicher Dank, verbunden mit der begründeten Hoffnung, dass der Strukturwandel angesichts der
Aufgeschlossenheit der sächsischen Bevölkerung gelingen möge.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann,
Vorsitzender des Innovationsbeirates Sachsen
3
Inhalt
KAPITEL 1: ANLASS, AUFTRAGSLAGE UND METHODISCHES VORGEHEN
5
KAPITEL 2: INHALTLICH-KONZEPTIONELLER ORIENTIERUNGSRAHMEN
7
KAPITEL 3: ZEHN ZUKUNFTSMISSIONEN FÜR SACHSEN 2038
14
Mission 1: Energiemodellregion Sachsen
15
Mission 2: Wasserstoffmodellregion Sachsen
16
Mission 3: Kreislaufwirtschaft
19
Mission 4: Gesundheitsregion von morgen
21
Mission 5: Intelligente Wirkstoffentwicklung
23
Mission 6: Bioökonomie, Biotech und Biopharma
24
Mission 7: Mikroelektronik der nächsten Generation
25
Mission 8: Anwendung von Mikro- und Nanoelektronik, Quantentechnologien und Künstlicher Intelligenz
25
Mission 9: Mobilität von morgen
27
Mission 10: Leichtbau, Additive Fertigung
28
KAPITEL 4: ZUSAMMENFASSUNG
30
KAPITEL 5: AUSBLICK - VISION SACHSEN 2038
32
ANHANG: PROJEKTSTECKBRIEFE ZU DEN ZEHN ZUKUNFTSMISSIONEN
34
Mission 1: Energiemodellregion Sachsen
34
Regionale und regenerative Stromproduktion
34
Energiemodellregion Lausitz
37
Mission 2: Wasserstoffmodellregion Sachsen
41
Wasserstoff in Sachsen
41
Mission 3: Kreislaufwirtschaft
44
DAS Zentrum für zirkuläre Wirtschaft in der Lausitz aufbauen
44
Mission 4: Gesundheitsregion von morgen
48
Gesundheit und Lebensqualität im ländlichen Raum und Digital Health
48
Mission 5: Intelligente Wirkstoffentwicklung
56
Pharmakologie, Bioökonomie, Biopharma und Wirkstoffforschung
56
4
Mission 7: Mikroelektronik der nächsten Generation
63
Schaffung eines Entwicklungszentrums für Nanotechnologien und Schaltkreise der nächsten Generation
63
Fraunhofer-Ausbau eines Mikroelektronik-Zentrums
65
Mission 8: Anwendung von Mikro- und Nanoelektronik, Quantentechnologien und Künstlicher Intelligenz
67
Sensorregion häusliche Altenpflege, Gesundheitsrobotik, AR
67
Spitzentechnologieforschung für die Zukunft des Gesundheitswesens
69
Technologieentwicklung, insbesondere Mikro-, Nano- und Quantentechnologien und Künstliche Intelligenz
72
Mission 9: Mobilität von morgen
81
Innovative Verkehrs- und Mobilitätsvorhaben in Sachsen
81
H2-TRAM - Innovative Straßenbahn mit Brennstoffzellenantrieb
84
Mission 10: Leichtbau, Additive Fertigung
86
Leichtbau als Querschnittsthema
86
ÜBERSICHT DER MITGLIEDER DES INNOVATIONSBEIRATES SACHSEN
89
5
Kapitel 1:
Anlass, Auftragslage und methodisches Vorgehen
Der Innovationsbeirat Sachsen wurde am 19. August 2019 vom Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen,
Michael Kretschmer, ins Leben gerufen.
Dem Gremium gehören 17 ständige Mitglieder sowie der Ministerpräsident und der Staatsminister für Regional-
entwicklung, Thomas Schmidt, an (vgl. Übersicht im Anhang dieses Berichtes). Der frühere langjährige Präsi-
dent der TU München, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann, steht dem Beirat vor.
Bei den Mitgliedern des Innovationsbeirates handelt es sich um herausragende Persönlichkeiten aus Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, die mit ihrem Expertenwissen, ihren Netzwerken und ihrer langjäh-
rigen Erfahrung den Ministerpräsidenten und die Sächsische Staatsregierung bei Innovations- und Transforma-
tionsprozessen sowie in Fragen der Strukturentwicklung in sämtlichen Regionen des Freistaates Sachsen be-
raten.
Zu den Hauptaufgaben des Innovationsbeirates gehört es, Innovationspotentiale zu identifizieren und Vor-
schläge für einen ökonomisch erfolgreichen, ökologisch nachhaltigen und sozial verträglichen Strukturwandel
hervorzubringen. Dabei geht es um wirtschaftliche, technologische, demografische und gesellschaftliche Verän-
derungsprozesse in ganz Sachsen. Insofern hat der Bericht einen Empfehlungscharakter.
Ein besonderes Augenmerk legt der Innovationsbeirat dabei auf die besonderen Herausforderungen, Hand-
lungsnotwendigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem vorzeitigen Ausstieg aus der
Gewinnung, Verstromung und Veredlung von Braunkohle im Lausitzer Revier und im Mitteldeutschen Revier.
Aufgrund der Einschränkungen infolge der COVID-19-Pandemie und der Verzögerungen bei der Verabschie-
dung der Bundesgesetze zur Strukturstärkung in den Kohleregionen und vorzeitigen Kohleausstieg hat der In-
novationsbeirat nach seiner konstituierenden Sitzung vom 19. August 2019 bislang je ein weiteres Mal in den
Jahren 2020 und 2021 getagt.
Themenschwerpunkt der 2. Sitzung vom 24. August 2020 war die Digitalisierung in Wirtschaft, Forschung, Ge-
sellschaft und Arbeitswelt. In dieser Sitzung hat der Innovationsbeirat drei Arbeitsgruppen eingerichtet, um Zu-
kunftstrends in den Bereichen Energie, Mobilität und Forschung/Gesundheit zu ergründen.
In seiner 3. Sitzung vom 8. Februar 2021 hat der Innovationsbeirat die Erkenntnisse der Arbeitsgruppen zu den
drei genannten Themenfeldern diskutiert und bewertet. Die Beiratsmitglieder kamen in dieser Sitzung zudem
überein, den vorliegenden Bericht zu erstellen.
Der Bericht dient zum einen der Zusammenfassung der bisherigen Arbeitsergebnisse. Zum anderen enthält er
Empfehlungen, welche Megatrends für die weitere Entwicklung des Freistaates Sachsen maßgeblich sein wer-
den und welche Potenziale sich hieraus für den Freistaat Sachsen auf den einzelnen Themenfeldern, wie z. B.
Bioökonomie, Robotik, Künstliche Intelligenz, Mikroelektronik der nächsten Generation, Gesundheits-, Kreislauf-
und Wasserstoffwirtschaft, ergeben.
Der vorliegende Empfehlungsbericht verfolgt eine zweifache Zielstellung:
Einerseits soll der Bericht einen möglichst vollständigen Überblick über diejenigen Chancen und Herausforde-
rungen in technischen und gesellschaftlichen Schlüsselbereichen („Zukunftsmissionen“) geben, die nicht nur im
globalen Maßstab, sondern auch für die Entwicklung des Freistaates Sachsen von herausragender Bedeutung
sind.
Andererseits soll der vorliegende Bericht die Inhalte und Ergebnisse der Beratungen des Innovationsbeirates
und seiner Arbeitsgruppen dokumentieren.
6
Aufgrund der Themenfülle konnte der Innovationsbeirat die einzelnen Zukunftsmissionen noch nicht in all ihren
Facetten untersuchen. Vor diesem Hintergrund muss der vorliegende Bericht zwangläufig unvollständig bleiben.
Dies gilt z.B. für den besonders vielschichtigen Mobilitätssektor, bei dem bislang nur einzelne Teilbereiche im
Innovationsbeirat diskutiert wurden. Der Empfehlungsbericht versteht sich insoweit als Grundlage dafür, in den
kommenden Sitzungen das Bild der einzelnen Zukunftsmissionen weiter zu komplettieren. Dies gilt auch für die
in den einzelnen Missionen und den damit verbundenen 20 Projektsteckbriefen in der Anlage dieses Berichtes
benannten Akteuren, die wichtige aber sicher nicht alle in Sachsen verorteten Kompetenzträger aufzeigen und
damit beispielhaft zu verstehen sind.
Die insgesamt zehn Zukunftsmissionen geben somit einen Ausblick auf die weitere Tätigkeit des Innovations-
beirates, der in jeder seiner kommenden Sitzungen den Schwerpunkt auf mindestens eines dieser Themenfelder
umfänglicher legen wird und zu allen anderen Schwerpunkten neue Sachstände entgegennimmt.
Ein Ansatz für die MISSION SACHSEN 2038 ist es, die sozioökonomischen Auswirkungen des Übergangs in
ein postfossiles Zeitalter der Klimaneutralität in Europa bis 2050 in kohle- und kohlenstoffintensiven Regionen
abzumildern und die Wirtschaftsstruktur in jenen Regionen durch Investitionen zu diversifizieren.
Sachsen hat dabei gute Voraussetzungen, sich zu einer europaweit führenden, klimaneutralen (Industrie-)Re-
gion zu entwickeln und neue Anwendungen und Güter in den Bereichen Energie-, Umwelt und Klimatechnik
hervorzubringen. In einem nächsten Schritt sollten sich Politik und Wirtschaft in Sachsen darauf fokussieren,
neue Absatzmärkte im Ausland zu erschließen und das Exportvolumen des Freistaates bei besagten, zukunfts-
trächtigen Gütern weiter erfolgreich zu steigern.
Dabei ist eine solide Fachkräftebasis ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Der Freistaat Sachsen sollte daher
großen Wert auf die Aus- und Weiterbildung der klugen Köpfe und Innovatoren von morgen legen. Die Verfüg-
barkeit gut ausgebildeter Fachkräfte – sowohl im berufsbildenden als auch im akademischen Bereich – ist heute
und in Zukunft ein entscheidendes Kriterium für die Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit Sachsens in
einer zunehmend globalisierten Welt.
7
Kapitel 2: Inhaltlich-konzeptioneller Orientierungsrahmen
I. Einführung: Transformationsprozesse im Lichte des vorzeitigen Kohleausstiegs und der COVID-19-
Pandemie
Die in Kapitel 3 des Berichtes behandelten Innovationen, Technologien und Zukunftsbereiche, wie Bioökonomie,
Energie, Mobilität, Mikroelektronik oder Wasserstoff, stellen globale Megatrends dar, bei denen sämtliche säch-
sische Regionen in einem nationalen, europäischen und weltweiten Standortwettbewerb stehen.
Diesem Umstand trägt der Freistaat Sachsen in seiner bereichsübergreifenden Innovationsstrategie und in spe-
zifischen Fachstrategien, wie z.B. der Wasserstoffstrategie, Rechnung.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität, die Digitalisierung oder das Gesundheitswesen
der Zukunft stehen in langfristigen Zusammenhängen wie auch der Klima- oder der demografische Wandel, die
seit Jahren und Jahrzehnten auf der politischen Agenda stehen und in der Wahrnehmung der Fachwelt wie der
breiten Öffentlichkeit gefestigt sind.
Für die Arbeit des Innovationsbeirates sind hingegen der
vorzeitige Kohleausstieg
und die
COVID-19-Pande-
mie
aus mehreren Gründen von besonderem Interesse:
Es handelt sich in beiden Fällen um konkrete „Ereignisse“, die wie ein Brennglas den Fokus auf ohnehin
bestehende Transformationsprozesse bzw. kritische Infrastrukturen richten und den Veränderungsdruck in
diesen Bereichen spürbar erhöht haben.
Beim vorzeitigen Kohleausstieg ist dies neben dem Umbau des Energiesektors vor allem die Strukturent-
wicklung in den Kohleregionen, die insbesondere in den ostdeutschen Ländern ohnehin von Strukturschwä-
chen geprägt sind. Im Falle der COVID-19-Pandemie wären z. B. die Digitalisierung der Schule (
Home-
Schooling), der Arbeitswelt (
Home-Office) oder des Gesundheitswesens (
e-Health) zu nennen. Vor
diesem Hintergrund werden die Maßnahmen zur Abfederung der COVID-19- und der Kohleausstiegs-Folgen
auch nach Überwindung der Pandemie bzw. nach erfolgtem Kohleausstieg auch außerhalb der Kohleregio-
nen wegweisend für vergleichbare Strukturwandel-Prozesse sein (z.B. in der Automobilindustrie in Südwest-
sachsen).
Beim vorzeitigen Kohleausstieg wie bei der COVID-19-Pandemie werden auf nationaler und europäischer
Ebene spezifische Förderinstrumente diskutiert und eingeführt, wie z.B. Sonderabschreibungen, Anpas-
sungs- oder Kurzarbeitergeld. Beide Ereignisse geben somit auch im Hinblick auf andere Transformations-
prozesse Anlass, die betreffenden Instrumente auf den Prüfstand zu stellen, anzupassen oder im Misser-
folgsfall zu verwerfen.
Im Gegensatz zu den ebenso akuten wie ungewissen wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Folgen
der COVID-19-Pandemie bietet der vorzeitige Kohleausstieg die Chance auf eine langfristige erfolgreiche
und geordnete Strukturentwicklung bis zum Ende des Jahres 2038 hinzuarbeiten.
Die Fördermittel der EU
1
und des Bundes rufen nicht nur Länder und Kommunen auf den Plan. Vor allem Un-
ternehmen, Wissenschaft und Forschung sowie zivilgesellschaftliche Akteure wollen mit einer staatlichen För-
derung ihrer Vorhaben zum Gelingen der Strukturentwicklung beitragen.
1
Neben den bewährten Strukturfonds EFRE/ESF+ stellt die EU weitere Mittel aus dem Fonds für einen gerechten Übergang
(Just Transition Fund – JTF) sowie aus dem Programm InvestEU (
Anreize für private Investitionen) und der Darlehens-
faszilität der Europäischen Investitionsbank (EIB) für den öffentlichen Sektor (
Anreize für öffentliche Investitionen) bereit.
Für die Europäische Kommission ist die Strukturentwicklung in den drei deutschen Kohleregionen im Lausitzer, Mitteldeut-
schen und Rheinischen Revier eine Blaupause, die auch für den Kohleausstieg in den anderen EU-Mitgliedstaaten bei-
spielgebend sein kann.
8
Vor diesem Hintergrund soll an dieser Stelle der Rechts- und Finanzrahmen für die Förderung des Strukturwan-
dels aus Bundesmitteln dargestellt werden, der über den Erfolg der Strukturentwicklung entscheiden wird.
II. Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für die Strukturentwicklung in den Kohleregionen
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber
1990 zu senken und bis 2045 Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen. Zu diesem Zweck hat sie beschlos-
sen, die Braun- und Steinkohleverstromung schrittweise zu reduzieren und bis spätestens 2038 zu beenden,
um auf diesem Wege neben dem nationalen Klimaschutzplan auch die internationalen Klimaziele zu erreichen.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Kohleausstieg, auch marktwirtschaftlich bedingt (deutlicher
Preisanstieg der
CO
2-
Zertifikate,
CO
2
-Bepreisung über das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG)), noch
frühzeitiger vollzieht. Umgekehrt bedeutet dies, die Anstrengungen zu beschleunigen.
Die Bundesregierung folgt damit einem Vorschlag der von ihr im Juni 2018 eingesetzten Kommission „Wachs-
tum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (KWSB), deren Empfehlungen im Abschlussbericht vom 31. Januar
2020 mit dem
Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen
und
Kohleausstiegsgesetz
vom 8. August 2020 um-
gesetzt werden.
In der KWSB bestand Einvernehmen, dass die ausstiegsbedingten Veränderungen nicht einseitig die hiervon
betroffenen Braunkohle-Regionen belasten dürfen, die im Falle der beiden ostdeutschen Reviere bereits in den
1990er Jahren einen weitgehend ungeordneten Strukturwandel nach der Wiedervereinigung durchlaufen haben.
Um dies zu vermeiden, hielt die KWSB es für unabdingbar, den Unternehmen und ihren Beschäftigten Chancen
für eine nachhaltige wirtschaftliche Dynamik mit qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen zu eröffnen, ehe die Ta-
gebaue und Kraftwerke in den Braunkohle-Regionen stillgelegt werden.
Braunkohle: Arbeitsplätze und Beschäftigung in den ostdeutschen Revieren
2
Arbeitsplätze (einschl. Zulieferindustrie und Dienstleistungssektor; Stand 2018)
Lausitzer Revier
Mitteldeutsches Revier
Direkt Beschäftigte
ca. 8.300
ca. 2.700
Indirekte Beschäftigte
ca. 16.000
ca. 5.400
Beschäftigte gesamt
ca. 24.000
ca. 8.100
Jährliche Wertschöpfung in Mio. EUR (Stand 2017)
Lausitzer Revier
Mitteldeutsches Revier
Direkte Wertschöpfung
ca. 1.400
ca. 360
Indirekte Wertschöpfung
ca. 650
ca. 180
Wertschöpfung gesamt
ca. 2.050
ca. 540
1
Quellen: Stellungnahmen der Unternehmen LEAG und MIBRAG an die KWSB vom 21. bzw. 29. August 2018, IW-Gut-
achten, Folgenabschätzung Klimaschutzplan und Strukturwandel in den Braunkohleregionen, Köln, 15.Oktober 2018
9
Die strukturpolitischen Empfehlungen der KWSB für wirtschaftliche und soziale Begleit- und Unterstützungs-
maßnahmen zum Kohleausstieg hat der Bund mit dem
Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen
(StStG) um-
gesetzt, das ebenfalls vom 8. August 2020 datiert. Das StStG bietet den maßgeblichen inhaltlichen und finanzi-
ellen Rahmen für die Strukturhilfen für die betroffenen Regionen bis spätestens 2038.
Eines der zentralen Elemente des StStG ist das
Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG
), auf dessen
Grundlage der Bund bis Ende des Jahres 2038 bis zu 40 Mrd. Euro für die Strukturentwicklung in den drei
deutschen Braunkohle-Regionen bereitstellen wird, die sich auf zwei Bereiche („Arme“) des InvKG aufteilen:
Finanzhilfen des Bundes für Investitionen von Ländern und Kommunen („1. Arm“), und
eigene Maßnahmen des Bundes („2. Arm“).
Auf den Freistaat Sachsen entfällt folgender Anteile an den 40 Mrd. Euro Bundesmitteln:
Sachsen erhält insgesamt 25,2 Prozent der bis zu 40 Mrd. Euro = 10,08 Mrd. Euro
Der Anteil des
Lausitzer Reviers
beträgt insgesamt bis zu 17,2 Mrd. Euro, von denen ein Teilbetrag von 6,88
Mrd. Euro auf den sächsischen Teil der Lausitz entfällt.
Der Anteil des
Mitteldeutschen Reviers
beläuft sich auf insgesamt bis zu 8 Mrd. Euro, von denen 3,2 Mrd.
Euro für den sächsischen Teil dieses Reviers vorgesehen sind.
Differenziert nach 1. und 2. Arm des InvKG, ergibt sich folgende Aufteilung der Mittel:
Die bis zu
14 Mrd. Euro Finanzhilfen
des Bundes für Investitionen der Länder und Kommunen teilen sich,
wie folgt, auf die Reviere und Länder auf:
Lausitz insgesamt: bis zu 6,02 Mrd. Euro, davon Sachsen: bis zu 2,408 Mrd. Euro,
Mitteldeutschen Revier insgesamt: bis zu 2,8 Mrd. Euro, davon Sachsen: 1,084 Mrd. Euro
(Anteil 1,12 Mrd. € abzüglich des Anteils für den Freistaat Thüringen i.H. v. 36 Mio. €)
10
Die bis zu
26 Mrd. Euro für Bundesmaßnahmen
in den ostdeutschen Braunkohle-Ländern werden, wie folgt,
aufgeteilt:
Lausitzer Revier insgesamt: bis zu 11,18 Mrd. Euro, davon Sachsen: bis zu 4,472 Mrd. Euro,
Mitteldeutsches Revier insgesamt: bis zu 5,2 Mrd. Euro, davon Sachsen: bis zu 2,08 Mrd. Euro.
1. Arm des InvKG: Finanzhilfen des Bundes
Kapitel 1
des InvKG regelt die Gewährung von
Finanzhilfen des Bundes
für Investitionen der Braunkohle-
Länder und ihrer Kommunen zum Ausgleich unterschiedlicher Wirtschaftskraft und zur Förderung des wirtschaft-
lichen Wachstums in den Braunkohlerevieren nach Artikel 104b des Grundgesetzes (GG). Die Finanzhilfen sind
auf solche Förderbereiche beschränkt, die in den Aufgabenbereich der Länder und Kommunen und in die Re-
gelungskompetenz des Bundes fallen, so dass z.B. der Bau von kommunalen oder Staatsstraßen nicht förder-
fähig ist. Eine Finanzierung nicht-investiver Vorhaben von Ländern und Kommunen oder die Förderung von
Unternehmensinvestitionen aus Finanzhilfen des Bundes sind ebenfalls nicht zulässig, was die Verwendungs-
breite der Finanzhilfen zusätzlich einschränkt.
Die in § 13 InvKG vorgesehene
Verwaltungsvereinbarung
zur Durchführung des InvKG haben der Bund, die
Länder Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sowie der Freistaat Sachsen am 27. August
2020 unterzeichnet.
Nach § 6 Abs. 1 Satz 1 der Bund-Länder-Vereinbarung legen die Länder vor Beginn der ersten Förderung ein
Verfahren zur Vergabe und Verwendung der Finanzhilfen fest. Der Freistaat Sachsen hat daraufhin am 31.
August 2020 eine
Richtlinie
zum Sächsischen Strukturentwicklungsprogramm in den Braunkohlerevieren (
1.
RL StEP Revier
) in Kraft gesetzt.
Flankierend hat der Freistaat Sachsen ein sogenanntes
Narrativ
vom 11. August 2020 ausgearbeitet, das die
vorläufigen Programmziele und das Verfahren zur Ausreichung der Finanzhilfen nach dem InvKG zur Entwick-
lung der sächsischen Braunkohlereviere enthält.
Dieses rein vorläufige Dokument hat die Staatsregierung mit Kabinettsbeschluss vom 23 Dezember 2020 durch
ein
Handlungsprogramm
ersetzt, das nunmehr die Grundlage für die Auswahl der kommunalen und landesei-
genen Finanzhilfe-Investitionsvorhaben nach Kapitel 1 bildet.
Die Förderrichtlinie 1. RL StEP Revier wurde zwischenzeitlich durch die überarbeitete und an das Handlungs-
programm angepasste
Förderrichtlinie
des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung (SMR)
zur Gewährung von Zuwendungen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (
RL InvKG
) ersetzt. Die RL In-
vKG trat am 1. Mai 2021 in Kraft.
Diese Förderrichtlinie ist nicht nur in einen „Überbau“ aus StStG / InvKG, Verwaltungsvereinbarung und Hand-
lungsprogramm eingebettet, sondern sie ist auch zur
Innovationsstrategie sowie anderen spezifischen
Fachstrategien
des Freistaates Sachsen passfähig.
Hinzu kommen die
revierspezifischen Leitbilder
für die künftige Entwicklung der beiden sächsischen Braun-
kohle-Regionen. Wie das Handlungsprogramm der Sächsischen Staatsregierung tragen sie dem Umstand
Rechnung, dass jedes Revier seine eigenen Gegebenheiten und Handlungsnotwendigkeiten aufweist, auf die
Bund, Länder und Kommunen durch differenzierte Förder- und Entwicklungsansätze reagieren müssen.
11
In einer Zusammenschau der Leitbilder und des Handlungsprogramms ergeben sich für die sächsischen Braun-
kohleregionen damit folgende Ziele und Schwerpunkte:
Lausitzer Revier:
► Europäische Modellregion für den Strukturwandel
► Zentraler, europäischer Verflechtungsraum
► Innovative und leistungsfähige Wirtschaftsregion
► Moderne und nachhaltige Energieregion
► Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge
► Region mit hoher Lebensqualität & kultureller Vielfalt
Mitteldeutschen Revier:
► Attraktiver Wirtschaftsstandort & zentraler Industriestandort
► Stärkung des Logistik- & Mobilitätssektors
► Digitalisierung, Bildung & Kreativität
► Führender Innovationshub in Deutschland und Europa
► Heimat, Anziehungspunkt und lebenswerter Ort
Kernstück des Auswahlverfahrens für die Finanzhilfe-Investitionsvorhaben des Freistaates und seiner Kommu-
nen ist ein
an Regeln gebundenes und auf Indikatoren gestütztes Scoring-Verfahren
. Dort wird anhand
objektiver Kriterien der Beitrag jedes einzelnen Projektes zur Erreichung der bundesgesetzlichen Förderziele
quantifiziert (Steigerung von Beschäftigung, Wertschöpfung, Standortattraktivität, Diversifizierung der Wirt-
schaftsstruktur; Nachhaltigkeit und demografische Auswirkungen des Vorhabens).
Diese Selbstbindung der Staatsregierung und der Kommunen bei der Auswahl der Finanzhilfe-Investitionsvor-
haben trägt dem Umstand Rechnung, dass die Finanzhilfen des Bundes betraglich begrenzt sind und nur für die
am besten geeigneten Projekte eingesetzt werden sollen. Das Scoring-Verfahren dient also der Qualitätssiche-
rung sowohl im Hinblick auf das Auswahlverfahren, als auch auf die Güte und Strukturwirksamkeit der Vorhaben.
Wie auch die Einbindung regionaler Akteure in den Auswahlprozess leistet das Scoring einen Beitrag zur Trans-
parenz und Akzeptanz der Projektauswahl und der Strukturentwicklung insgesamt.
2. Arm des InvKG: Bundeseigene Maßnahmen der Strukturentwicklung
Die Kapitel 3 und 4 des InvKG bieten ein weites Spektrum an Maßnahmen, die der Bund im Rahmen seiner
verfassungsrechtlichen Finanzierungs-, Regelungs- und Vollzugskompetenzen zur Strukturentwicklung in den
Braunkohle-Regionen ergreifen kann.
12
Kapitel 3 InvKG:
§ 14 InvKG: Finanzierung von Forschungsförderung nach Art. 91b GG aus InvKG-Mitteln.
§ 15 InvKG: Bundesförderprogramm für die Entwicklung von Gemeinden und Gemeindeverbänden zu bun-
desweiten Modellregionen einer treibhausgasneutralen, ressourceneffizienten und nachhaltigen Entwicklung.
§ 16 InvKG: Maßnahmen zur Unterstützung der Energiewende (
Aufstockung der Forschungsinitiative „Re-
allabore der Energiewende“, Einrichtung zusätzlicher DLR-Einrichtungen in den Braunkohle-Regionen) und
des Klimaschutzes (
Einrichtung eines Kompetenzzentrums Wärmewende).
§ 17 InvKG: Einsatz von InvKG-Mitteln zur Einrichtung, Ausweitung oder Aufstockung bestehender oder neuer
Programme, Initiativen und Einrichtungen, die in § 17 beispielhaft, aber nicht abschließend konkret benannt
sind.
§ 18 InvKG: Ansiedlungen von Einrichtungen des Bundes in den Revieren mit dem Ziel, dort bis zum 31.
Dezember 2028 mindestens 5.000 neue, zusätzliche Arbeitsplätze in Behörden des Bundes und sonstigen
Einrichtungen zu schaffen.
§ 19 InvKG: Einrichtung einer Beratungs- und Koordinierungsstelle zur Dezentralisierung von Bundesaufga-
ben.
Kapitel 4 InvKG: Zusätzliche Investitionen in die Bundesfernstraßen und Bundesschienenwege zur
Förderung der Braunkohleregionen
Eine eingehende Betrachtung der Kapitel 3 und 4 erübrigt sich an dieser Stelle, weil die Entscheidung über die
Verwendung des sächsischen Anteils an den InvKG-Mitteln für bundeseigene Maßnahmen bereits gefallen ist.
Die bereits nahezu vollständig mit Bundesvorhaben untersetzten Bundesmittel stehen somit nicht mehr als „Ver-
fügungsmasse“ für weitere Projekte (z.B. für eine Aufstockung oder Schaffung von Programmen zur Förderung
von unternehmerischen Investitionen bzw. Innovationen) zur Verfügung.
Noch offen ist die Entscheidung über die Standorte und Forschungsbereiche der beiden
Großforschungszen-
tren
im Sinne des § 17 Satz 1 Nr. 29 InvKG, die im Jahr 2022 von einer unabhängigen Kommission im Rahmen
eines Wettbewerbsverfahrens getroffen werden wird.
Raum für neue Vorhaben der Strukturentwicklung bietet das
Bundesförderprogramm STARK
, das eine För-
derung nicht-investiver Projekte von einer maximalen Dauer von vier Jahren in bestimmten Förderbereichen
vorsieht. Die Bundesmittel sind jedoch mit einer Gesamtsumme von 25 Mio. Euro p.a. für beide sächsischen
Reviere begrenzt. Sie dürften zu einem nicht unerheblichen Anteil auf solche nicht-investiven Projekte entfallen,
mit denen Finanzhilfe-Investitionen des Freistaates Sachsen und seiner Kommunen flankiert werden. Hinzu
kommt, dass die Förderung in der Regie des Bundes, konkret des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkon-
trolle (BAFA), als Bewilligungsbehörde, liegt.
III. Weitere Finanzierungsquellen zur Unterstützung der Strukturentwicklung im Freistaat Sachsen
Zu Unterstützung der Strukturentwicklungs- und Transformationsprozesse in den verschiedenen Landesteilen
des Freistaates Sachsen kommen neben den Mitteln aus dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen u.a. auch
weitere Finanzierungsinstrumente des Bundes und der EU zur Abfederung der ökonomischen Folgen der
Corona-Pandemie, der EU-Strukturfondsförderung und des Fonds für einen gerechten Übergang (Just Transi-
tion Fund - JTF) in Betracht.
Die nachfolgenden Schaubilder geben einen Überblick über die zuständigen
Akteure
bei der Umsetzung der
Strukturentwicklungsmaßnahmen
im Freistaat Sachsen
auf kommunaler Ebene und Landesebene von der
Ideenentwicklung über die Antragsstellung bis hin zum geförderten Projekt.
13
Verfahren für die Auswahl kommunaler Vorhaben der Strukturentwicklung
Verfahren für die Auswahl von Landesvorhaben der Strukturentwicklung
14
Kapitel 3: Zehn Zukunftsmissionen für Sachsen 2038
Auf Basis der in Kapitel 2 dargestellten Rahmenbedingungen der Strukturentwicklung hat der Innovationsbeirat
folgende
zehn Zukunftsmissionen für Sachsen
erarbeitet, die im Weiteren ausführlich erläutert werden.
Mission 1:
Energiemodellregion
Sachsen
Mission 2:
Wasserstoffmodellregion
Sachsen
Mission 3:
Kreislaufwirtschaft
Mission 4:
Gesundheitsregion von
morgen
Mission 5: Intelligente
Wirkstoffentwicklung
Mission 6: Bioökonomie,
Biotech und Biopharma
Mission 7:
Mikroelektronik der
nächsten Generation
Mission 8: Mikro-
Nanoelektronik,
Quantentechnologie /
Künstliche Intelligenz
Mission 9: Mobilität von
morgen
Mission 10: Leichtbau,
Additive Fertigung
15
Mission 1: Energiemodellregion Sachsen
Die schrittweise Abkehr von fossilen Brennstoffen ist eine zentrale Antwort auf die zunehmende globale Klima-
erwärmung. Ziel des Freistaates Sachsen muss es aus Sicht des Innovationsbeirates daher sein, sich aktiv in
die Transformation des Energiesystems einzubringen. Die Herausforderung besteht nicht allein im Ausstieg aus
der Gewinnung, Verstromung und Veredlung heimischer Braunkohle sowie in der signifikant steigenden Nach-
frage aller Sektoren nach erneuerbaren Energien zur Erreichung der nationalen und europäischen Klimaschutz-
ziele. Zugleich muss dabei die Sicherheit und Bezahlbarkeit der Energieversorgung für die privaten Verbraucher
und die Wirtschaft bundesweit gewährleistet werden. Bezogen auf die Energieversorgung des Freistaates
selbst, müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, den sächsischen Energiebedarf bilanziell voll-
ständig aus erneuerbaren Energien zu decken. Um eine verbrauchsorientierte und zuverlässige Strom- und
Wärmeversorgung auch in ländlichen Regionen mit ungünstiger demografischer Entwicklung zu sichern, gilt es
die vorhandenen, zentralen mit neuen dezentralen Energietechnologien zu vernetzen.
Für diese Herausforderungen bietet der Freistaat Sachsen auch außerhalb seiner beiden Braunkohle-Regionen
den Vorteil schon bestehender Industriestandorte und (Netz-)Infrastrukturen. Auch die Kompetenzen zur Ent-
wicklung von Schlüsseltechnologien sind bereits vorhanden. Für den Ausbau intelligenter Netze im Bereich der
Energie- und Wasserversorgung bietet Sachsen beste Voraussetzungen, namentlich mit seinen Kompetenzen
im Bereich neuartiger Quantenbits (Qubits) und Höchstleistungsrechnerkonzepten sowie deren Kombination
durch Aufbau- und Verbindungstechnologien in der Elektronik und den Materialwissenschaften. Mit der Sächsi-
schen Wasserstoffstrategie ist die Staatsregierung zudem im Begriff, einen Rahmen zu schaffen, um diesem
zukunftsträchtigen Energieträger im Prozess des Umbaus der Energieversorgung und seiner Energiestandorte
zum Durchbruch zu verhelfen.
Im Folgenden wird beispielhaft dargestellt, wie die sächsischen Braunkohleregionen in der Lausitz und in Mit-
teldeutschland aus Sicht des Innovationsbeirates zu einer Energiemodellregion entwickelt werden können:
Der Strukturwandel in der Lausitz und in Mitteldeutschland beinhaltet á priori eine Transformation der derzeitigen
Energieversorgungsstrukturen. Die heutige sternförmige, zentrale Versorgung mit elektrischer sowie thermi-
scher Energie von großen Anlagen hin zu zahlreichen Nutzern/Verbrauchern wird durch einen Mix aus gut ver-
netzten, zentralen und vielen dezentralen Versorgungsstrukturen, erzeugungs- wie verbrauchsseitig, ersetzt
werden. Dabei ist die an industriellen Standorten bereits vorhandene Infrastruktur soweit zu berücksichtigen,
wie sie als Wettbewerbsvorteil für künftige Anwendungen sowie für die Weiterentwicklung der Energieversor-
gung dienen kann. Wo es sinnvoll ist, sind modularisierte Energiesysteme zu bevorzugen, welche die Herstel-
lung von Komponenten bzw. Teilkomponenten in der Region ermöglichen.
Im Hinblick auf eine künftige Reduktion von CO
2
-Emissionen soll regenerativ erzeugte Elektroenergie primär
direkt genutzt oder ggfls. mittels Elektrolyse in Form von Wasserstoff gespeichert und erschlossen werden.
Dabei soll der fossile Energieträger Erdgas anteilig durch den Sekundärenergieträger Wasserstoff sukzessive
substituiert werden. Der so erzeugte Wasserstoff kann zunächst zur Abfederung von Lastspitzen dienen, in dem
dieser z.B. in der Industrie oder Mobilität eingesetzt wird. In der Endkonsequenz soll die Zielstruktur eine künftige
und vollständig auf der Basis von regenerativen Energieträgern basierte Versorgung beinhalten.
Im Zuge des Strukturstärkungsprozesses Kohleregion sollen die sächsischen Braunkohlereviere damit weiter
Energieregionen bleiben und bestehende mit neuer Wertschöpfung verknüpfen. Hierzu wird das Fraunhofer IEG
im Bereich der Technologieentwicklung und der Analysen zur Wärme- und Kälteversorgung wesentliche Bei-
träge leisten können. Hierfür soll zukünftig die Stromerzeugung (gesicherte Leistung) sowie die Wärme- und
Kälteversorgung zu 100 % erneuerbar aus regionalen Kraftwerksstandorten heraus im Zusammenspiel mit de-
zentralen Systemen der Erzeugung und Versorgung gewährleistet werden. Durch eine Kombination von EE-
Erzeugungsanlagen und neuen Technologien im Sinne einer Energieumwandlung (z.B. Speichertechnologien,
Wandler, wie Wärmepumpen oder die Elektromobilität) sollen innovative Technologieergänzungen und eine
Technologieführerschaft in Sachsen realisiert werden, die die Basis für die Transformation des Energieversor-
gungssystems darstellen und die Kopplung zu neuen regionalen Wertschöpfungsketten ermöglichen (bspw.
16
Batterieherstellung, stoffliche Kreislaufwirtschaft, Wasserstoff-Wirtschaft). Dazu sollen regionale Leuchtturmpro-
jekte identifiziert und umgesetzt werden.
Mission 2: Wasserstoffmodellregion Sachsen
Um die langfristigen energie- und klimapolitischen Ziele der Europäischen Union, Deutschlands und Sachsens
– im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen 2015 – zu erreichen, ist aus Sicht des Innovationsbeirates
eine zeitnahe weitgehende Substitution fossiler Energieträger in allen Sektoren notwendig, insbesondere in der
Industrie, Mobilität, Energie- und Wärmeversorgung sowie im Gebäudebereich. Dies bedingt die konsequente
Fortsetzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, die Sektor übergreifende Forcierung der Elektrifizierung
und den Einsatz von klimaneutralen Alternativen für Anwendungen, die auch langfristig nicht elektrifizierbar sind.
Wasserstoff bietet die Möglichkeit, vorhandene technologische Lücken zu schließen, die Sektorenkopplung zu
intensivieren und die Defossilisierung aller Sektoren ökonomisch, ökologisch und sozial gerecht voranzutreiben.
Bei ambitionierten Klimazielen können grüner Wasserstoff und dessen Syntheseprodukte bei der Realisierung
der Treibhausgasneutralität besonders im Verkehr und der Industrie, aber auch in anderen Anwendungsfeldern
eine wichtige Rolle einnehmen. Für Deutschland wird in ambitionierten Klimaschutzszenarien je nach Studie
und Szenario ein Bedarf nur an synthetischen Brenn- und Kraftstoffen im Jahre 2050 von 530 TWh bis 910 TWh
erwartet
3
(Zum Vergleich: Im Jahr 2018 betrug die gesamte Stromnachfrage in Deutschland 560 TWh und der
gesamte Endenergieverbrauch 2.500 TWh.). Für das Jahr 2030 prognostiziert die Bundesregierung auf Basis
der Nationalen Wasserstoffstrategie einen Wasserstoffbedarf von ca. 90 bis 110 TWh
4
. Um einen Teil dieses
Bedarfs zu decken, sollen bis zum Jahr 2030 in Deutschland Erzeugungsanlagen von bis zu 5 GW Gesamtleis-
tung einschließlich der dafür erforderlichen Offshore- und Onshore-Energiegewinnung entstehen. Das entspricht
einer grünen Wasserstoffproduktion von bis zu 14 TWh und einer benötigten erneuerbaren Strommenge von bis
zu 20 TWh. Diese Bedarfsentwicklung zeigt, welche Anstrengungen im Bereich der Wasserstoff-Anwendungen
künftig notwendig sein werden, aber auch welche Potenziale für Investitionen und wirtschaftliche Impulse im
Rahmen des Strukturwandels sich hier bieten.
Die Entwicklung der Wasserstoffnachfrage unterliegt jedoch einigen Unsicherheiten wie der anstehenden För-
derung, die in den ersten Jahren notwendig sein wird, und technologischen Weiterentwicklungen bei Wasser-
stofftechnologien sowie Konkurrenztechnologien, insbesondere der Nutzung der direkten Elektrifizierung.
Nach Ansicht einer Studie des Hydrogen Council
5
sind nach heutigem Kenntnisstand die vielversprechendsten
Einsatzgebiete für Wasserstoff in Kombination mit der Brennstoffzelle (BZ) folgende Anwendungsbereiche: LKW
der mittleren und schweren Gewichtsklassen, Fernreisebusse und Langstreckenbusse im urbanen Umfeld,
große PKW und SUV mit hohen Reichweitenanforderungen, Taxiflotten, Regionalzüge und Flurförderfahrzeuge.
Einschränkungen für die direkte Nutzung von Wasserstoff im Verkehr existieren bei Anwendungen, bei denen
eine sehr hohe Energiedichte gefordert wird. Dies gilt bspw. für den internationalen Flug- und Seeverkehr. Hier
ist man i.d.R. auf die Syntheseprodukte von Wasserstoff für eine Treibhausgasminderung angewiesen. Da das
Verkehrsaufkommen vor allem im Luftverkehr, aber auch im internationalen Schiffsverkehr in den meisten Prog-
nosen stark wächst, kommt Syntheseprodukten von Wasserstoff hier eine wichtige Rolle zu.
Die Entwicklung einer ostdeutschen Wasserstoffwirtschaft bietet große Potenziale für neue, nachhaltige Wert-
schöpfung und
CO
2
-Einsparungen in Ostdeutschland. Erfolgreich wird diese Entwicklung aber nur dann sein,
wenn jedes Land seine spezifische Stärke bei der Entwicklung nachhaltiger Wasserstoffwertschöpfungsketten
3
Vgl. BDI (2018): Klimapfade für Deutschland. Studie im Auftrag des BDI, durchgeführt von BCG und Prognos. Berlin:
BCG; Dena (2018): dena-Leitstudie – Integrierte Energiewende. Deutsche Energie-Agentur: Berlin; Hebling et al. 2019:
Eine Wasserstoff-Roadmap für Deutschland, Fraunhofer, Karlsruhe und Freiburg, Okt. 2019
4
Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi): Nationale Wasserstoffstrategie, S. 5
5
Vgl. Hydrogen Council (2020): Path to hydrogen competitiveness - A cost perspective
17
einbringt. Zudem müssen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus Sicht des Innovationsbeirates koordiniert
vorgehen und länderübergreifend agieren.
In den ostdeutschen Bundesländern und hier insbesondere in Mitteldeutschland sind eine Reihe an hoch spe-
zialisierten und international renommierten Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau sowie führende For-
schungsinstitutionen im Bereich der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie angesiedelt. Diese Struktur
bietet hervorragende Voraussetzungen, um den erwarteten Markthochlauf der Wasserstofferzeugung und -nut-
zung mitzugestalten. Damit werden Arbeitsplätze in der Region geschaffen und gesichert.
6
Der Großteil der Akteure konzentriert sich aktuell in und um die Zentren Dresden, Chemnitz und Berlin sowie im
mitteldeutschen Chemie-Dreieck mit der Metropolregion Leipzig/Halle.
Das Potenzial zum Aufbau einer ostdeutschen Wasserstoffwirtschaft ist somit vorhanden, allerdings gilt es die-
ses Potenzial schnell und gezielt auszubauen und zu nutzen, weil der Konkurrenzdruck beim Thema „grüner
Wasserstoff“ hoch ist und sich viele Länder und Regionen in Deutschland derzeit gezielt in diesem Bereich
positionieren. Mit Blick auf die Klimaziele wird langfristig grüner Wasserstoff den Markt dominieren; für einen
effizienten und schnellen Übergang und Markthochlauf sind allerdings auch blauer und türkiser Wasserstoff
wichtige Technologieoptionen.
Seine theoretisch unbegrenzte Verfügbarkeit, seine Speicher- und Transportfähigkeit, die Möglichkeit beste-
hende Infrastrukturen zu verwenden und seine Nutzbarkeit als koppelndes Element machen Wasserstoff attrak-
tiv und in Zukunft unverzichtbar. Gleichzeitig bieten Wasserstofftechnologien, bedingt durch den notwendigen
Aufbau zum Teil völlig neuer Wertschöpfungsketten, ein großes Wachstumspotenzial. Dadurch gewinnen Tech-
nologien, Produkte und Geschäftsmodelle, um Wasserstoff zu produzieren, zu transportieren, zu speichern und
anzuwenden eine besondere Bedeutung. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Innovationsbeirat der Staatsre-
gierung, die Chancen und Möglichkeiten, die sich durch den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft
bieten, konsequent zu nutzen.
Mitteldeutschland hat aufgrund der bereits heute vorhandenen, zweitlängsten deutschen Wasserstoff-Pipeline,
der enormen Mengen an regenerativem Strom und der großen Industrietradition ideale Voraussetzungen, um
die europäische Wasserstoff-Modellregion zu werden. Um jedoch das Potenzial der gesamten Region zu er-
schließen, muss Sachsen nach Meinung des Innovationsbeirates mit den benachbarten Bundesländern Bran-
denburg und Sachsen-Anhalt einen Wasserstoff-Verbund etablieren. Derzeit liegt der Schwerpunkt in Sachsen
auf Mobilität und Industrie als mögliche Anwendungen. In Sachsen-Anhalt besteht der Bedarf an grünem Was-
serstoff v.a. in der Chemie- und Petrochemie-Industrie. In Brandenburg werden Projekte in der Stahl- und Ze-
mentindustrie verfolgt. Die Anwendung ist aber sekundär. Wasserstoff ist der gemeinsame Nenner. Hierfür sind
Landesgrenzen übergreifende Infrastrukturen erforderlich, die Erzeuger und Nutzer von Wasserstoff aus ver-
schiedenen Sektoren verbindet. Der Innovationsbeirat empfiehlt der Staatsregierung, sich an der alsbald zu
erwartenden Bedarfs-/Machbarkeitsanalyse „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland" für den Ausbau der Infrastruk-
tur zu orientieren.
Der Freistaat Sachsen ist mit seinen Kraftwerksstandorten bereits Energieregion und verfügt nicht nur über die
notwendige Infrastrukturanbindung, sondern auch über gut ausgebildete Fachkräfte mit energietechnischem
Fachwissen und innovative Unternehmen. Diese strategischen Stärken wirken sich positiv auf die Nutzung von
Wasserstoff als Energieträger aus. Sachsen ist zudem ein exzellenter Wissenschafts- und Forschungsstandort.
Der Forschungsstandort Sachsen ist im Bereich der Wasserstofftechnologien thematisch breit und qualitativ
sehr hochwertig aufgestellt. Der Freistaat verfügt über eine hohe Dichte an Forschungseinrichtungen und in-
dustriellen Akteuren, die sich untereinander seit Jahren eng vernetzen und Vorhaben zur Technologieentwick-
lung umsetzen konnten. Die verschiedenen Forschungsarbeiten bilden die gesamte Wasserstoffwertschöp-
fungskette (Herstellung, Speicherung, Transport, Nutzung/Anwendung) ab. Wichtig sind auch Wertschöpfungs-
netzwerke im Bereich der Brennstoffzellen in Chemnitz, im Bereich der industriellen Wasserstoff-Nutzung um
Leipzig, der Elektrolyse in Dresden und Görlitz und der Wasserstoff-Infrastrukturen in Zittau. Exemplarisch sei
6
Vgl. Fraunhofer-Studie „H2-Masterplan für Ostdeutschland“, Mai 2021, im Auftrag der VNG AG, Leipzig S. 3 ff.
18
an dieser Stelle das Projekt Hydrogen Lab Görlitz mit einem Fördervolumen von über 30 Mio. Euro aus Mitteln
des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen des Bundes zu nennen. Auch die Netzwerke HZwo e.V., HYPOS
e.V. und Energy Saxony e.V., welche sich explizit mit der Koordination der gesamten Wasserstoff-Wertschöp-
fungskette beschäftigen, können einen wichtigen Beitrag leisten.
Eine Schwäche, gegenüber anderen Bundesländern, ist der viel zu geringe Ausbau von Anlagen zur Gewinnung
von erneuerbaren Energien. Außerdem fehlen in Sachsen die geologischen Voraussetzungen für natürliche
Untergrundspeicher.
Als Chance wird dagegen die gute technische und politische Vernetzung Sachsens mit seinen Nachbarbundes-
ländern gesehen, auf deren Basis Erzeugungs- und Speicherkapazitäten kooperativ ausgebaut werden und
technologische Kooperationen eingegangen werden können.
Der Beirat begrüßt die Bildung eines komplementären Wasserstoff-Verbunds zwischen Sachsen und Sachsen-
Anhalt und regt an, diesen Verbund um Brandenburg zu erweitern. Gerade im Netzgebiet Südbrandenburgs und
der Lausitz ist der Anteil der erneuerbaren Energien besonders hoch - es wird deutlich mehr erneuerbare Ener-
gien erzeugt und eingespeist als verbraucht werden kann, tlw. mehr als drei Mal so viel. Die erneuerbaren Ener-
gien stellen heute und in Zukunft einen wichtigen Standortvorteil dar und sollten für die grüne Versorgung von
bestehenden und potentiellen Ansiedlungen und die Umwandlung in grünen Wasserstoff stärker genutzt wer-
den. Dies ist zugleich ein wichtiger Standortvorteil gegenüber Sachsen und bietet die Chance, die Lausitz zu
einer klimaneutralen (Industrie-)Region zu entwickeln.
Sachsen beheimatet zudem die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig, welche als Europas führende
Energiebörse Strom-Terminmärkte und Gasmärkte unter einem Dach anbietet. Die EEX nimmt außerdem be-
reits heute die führende Rolle beim Handel mit Emissionsrechten im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems
(ETS) ein, dem größten Emissionsmarkt der Welt. Neben dem Sekundärmarkthandel mit Emissionsrechten fin-
den ausschließlich an der EEX die Primärmarktauktionen von Emissionsrechten für alle 27 EU-Mitgliedsstaaten
statt. Im Hinblick auf die notwendige Etablierung eines weltweiten Handels von Wasserstoffprodukten, wirbt der
Innovationsbeirat dafür, die EEX als zentrale Handelsplattform für Wasserstoff und Wasserstofffolgeprodukte in
Europa und der Welt zu etablieren. In diesem Zusammenhang empfiehlt der Innovationsbeirat der Staatsregie-
rung, zu prüfen, inwieweit der (global ausgerichtete) Handel mit Wasserstoff als Energieträger in Sachsen über
die Europäische Energiebörse in Leipzig als Innovationsfeld perspektivisch weiter erschlossen werden kann.
19
Mission 3: Kreislaufwirtschaft
Die heutige Art und Weise des Produzierens und Konsumierens, basierend auf einer Maximierung des Roh-
stoffdurchsatzes stößt sowohl mit Blick auf die Rohstoffverfügbarkeit, als auch im Hinblick auf wachsende Um-
weltfolgen an seine Grenzen. Laut International Ressource Panel (IRP) hat die Menschheit 2020 den globalen
Ökosystemen erstmals mehr als 100 Mrd. Tonnen Rohstoffe entnommen, deren Bereitstellung und Nutzung für
mehr als 50% der Treibhausgasemissionen und für mehr als 90% der Biodiversitätsverluste verantwortlich sind.
Auch wenn Deutschland hinsichtlich wichtiger Abfallarten auf der Basis von Inputmengen hohe Verwertungs-
quoten aufweist und die Gesamtrohstoffproduktivität gestiegen ist, bewegen sich Abfallaufkommen und Primär-
rohstoffeinsatz auf einem ungebrochen hohen Niveau. Der pro Kopf Rohstoffkonsum liegt mit 22,8 Tonnen fast
doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt von 12,2 Tonnen, in der Kreislaufmaterialnutzungsrate liegt
Deutschland mit 12,2% sogar leicht unterhalb des Durchschnittswertes der EU-Länder von 12,4%.
Umgekehrt erwachsen aus Sicht des Innovationsbeirates aus dem Schließen der Stoffkreisläufe für Deutschland
und für Sachsen neben einer deutlichen Umwelt- und Klimadividende ganz erhebliche Chancen zur Sicherung
der industriellen Rohstoffbasis, zur Entwicklung und Etablierung neuer, ressourcenschonenderer Grundstoffe
und Produkte in allen Wirtschaftssektoren, der Entwicklung und Produktion der hierfür notwendigen Technolo-
gien, Prozesse und Anlagen, inklusive der Einbindung klimaneutraler Energie als notwendigen Antrieb für die
Kreislaufwirtschaft, sowie neuer, daraus abzuleitender Geschäftsmodelle und Dienstleistungen.
Nicht zuletzt erfordert eine moderne Kreislaufwirtschaft entlang derart veränderter Wertschöpfungsketten Infor-
mationen und Managementunterstützung auf digitaler Ebene. Auch die Diskussion um eine Kreislaufwirtschaft
4.0 von der Herstellung neuer Stoffe und Produkte bis zu ihrem Verbleib eröffnet neue wirtschaftliche Chancen.
Reduzierung, Wiederverwertung, Wiedernutzbarmachung von Rohstoffen bringen die Zielsetzung dieser tiefge-
henden Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft auf den Punkt und umreißen gleichermaßen das große
Potential für zusätzliche Wertschöpfung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Dabei setzt die Kreislaufwirt-
schaft nicht erst bei der Wiederverwertung, sondern bereits bei der Produktentwicklung, der Produktion und der
Nutzung der Produkte an.
Diese Chancen sollte Sachsen nach Meinung des Innovationsbeirates ergreifen und insbesondere in den Struk-
turwandelregionen Lausitz und Mitteldeutschland zielgerichtet und Sektor bezogen Forschung und Entwicklung,
den Aufbau funktionierender Netzwerke sowie bereits bestehende und neue unternehmerische Innovationen
wie auch deren praktische Umsetzung unterstützen.
Bereits vorhandene und die in Diskussion befindlichen, rechtlichen Rahmenbedingungen unterstützen die Ent-
wicklung einer modernen Kreislaufwirtschaft auf europäischer, nationaler wie regionaler Ebene.
Schon seit längerer Zeit erhöhen sich das Niveau und die Dichte rechtlicher Anforderungen an die Wiederver-
wertung und den Rezyklateinsatz, u.a. durch Quoten an recyclinggerechtem Produktdesign und einer Erweite-
rung der Produktverantwortung durch Rücknahme- und Entsorgungspflichten der Hersteller erheblich. Insbe-
sondere jedoch mit dem europäischen Grünen Deal, dem EU-Aktionsplan Kreislaufwirtschaft, den daraus abge-
leiteten Verordnungen, wie bspw. der EU-Batterie-VO oder der EU-Kunststoffstrategie, und auch der Taxonomie
erfolgt eine klare Weichenstellung im o.g. Sinne, die auch den Kapitalmarkt einbindet. Damit entstehen nicht nur
berechenbare, langfristige Orientierungen für Forschung, Entwicklung und Investitionen. Neben öffentlicher Un-
terstützung geraten zunehmend auch verfügbare private Kapitalströme als Finanzierungswege verstärkt in den
Fokus.
Damit verbessern sich auch die bislang eher geringen Marktchancen von Sekundärrohstoffen und Recycling-
produkten. Gerade für Materialien und Produkte, welche für die Energiewende und Zukunftstechnologien es-
sentiell sind (Solar/Photovoltaik, Windkraft, Leichtbau, Elektromobilität, Digitalisierung) stecken Rückgewin-
nungstechnologien vielfach noch in den Kinderschuhen oder sind noch nicht wirtschaftlich. Absehbar große
Mengen Faserverbundstoffe als materieller Bestandteil von Windkraftanlagen müssen deshalb ebenso zeitnah
bewältigt werden wie die Rückgewinnung seltener Erden, Lithium oder Kobalt als Bestandteil vielfältig geplanter
20
Batteriespeichertechnik. Ein weiteres wichtiges Ziel ist das Kunststoffrecycling. Darüber hinaus muss das Re-
cycling in Branchen, die heute bereits ein hohes Niveau der Wertstoffrückgewinnung aufweisen (z.B. Metall-
schrott, Glas, Papier; im Ansatz Phosphor aus Klärschlämmen) weiter verbessert werden.
Die Rohstoffverfügbarkeit und die Bereitstellung klimaneutraler Energie sind die Grundlagen für die Produktion
neuer Güter. Die Herausforderungen und Chancen dieser Zukunftsmission bestehen für Sachsen darin,
1. dass F&E-Lösungen entwickelt werden können, die gerade auch für die mittelständisch geprägte sächsische
Recyclingwirtschaft praxisgerecht und wirtschaftlich sind und einen schnellen Praxistransfer ermöglichen;
2. dass für die rückgewonnenen Wertstoffe ausreichend Abnahme auf dem Markt generell gesichert ist und
sich ein Rezyklateinsatz etablieren wird;
3. dass sich erhebliches Potential in der Forschung nach Technologien, welche die Effizienz sowohl der Ge-
winnung heimischer Rohstoffe, als auch der Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen ermöglichen, aus der
Vernetzung dieser beiden Bereiche ergibt (siehe dazu die Sächsische Rohstoffstrategie);
4. dass in der Bewältigung der Bergbaufolgen ein besonderer Schwerpunkt auf einen funktionierenden lokalen
und regionalen Wasserkreislauf und die Entwicklung von Wassersystemtechnologien gelegt werden sollte;
5. dass bei der Etablierung einer modernen Kreislaufwirtschaft von vornherein auf erneuerbare Energien und
deren Speicherung zu setzten ist;
6. dass smarte digitale Werkzeuge und Technologien entwickelt werden und ein eigenes Geschäftsfeld dar-
stellen;
7. dass für bereits diskutierte oder begonnene innovative Ansätze u.a. mit nachhaltigen Verpackungsmateria-
lien, Phosphorrecycling, Leichtbau (siehe Mission 10), Baumaterialien- und Batterierecycling oder biogener
Grundstoffproduktion (siehe Mission 6) ein dynamischer Hochlauf gelingt für heimische wie für Exportmärkte;
8. dass die jeweils Sektor bezogenen Technologien, Prozesse und Anlagen auch selbst produktiv gesetzt wer-
den und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze v.a. mit starker Exportkomponente entstehen; und
9. dass sich nahe an der Verfügbarmachung von Rohstoffen, Grundstoffen und Materialien auch neue Wert-
schöpfungsketten ergeben können.
Eine große Stärke Sachsens liegt aus Sicht des Innovationsbeirates zudem darin, dass der Freistaat als eine
„Wiege“ des Maschinenbaus in Deutschland und traditionsreicher Industriestandort in Europa bis heute über
geschlossene Wertschöpfungsketten vom Rohstoff bis zum Endprodukt verfügt und damit in Wissenschaft und
Wirtschaft wertvolle Erfahrungswerte nutzen kann.
Der grundsätzlich unterschiedliche systemische Ansatz der Kreislaufwirtschaft gegenüber der linearen Art und
Weise des Produzierens erfordert nicht nur eine Umstellung in der Wirtschaft, von der Materialforschung und
-entwicklung bis zu Produkten und Verfahren, sondern auch Änderungen von Nutzungs-, Verkaufs-, Marketing-
und Entlohnungssystemen. Neben der Notwendigkeit in Information, Transparenz, Beteiligungsmöglichkeiten
oder dem Werben um Akzeptanz zu investieren, erwachsen auch hieraus Chancen für neue Geschäftsmodelle
von gemeinsamen Diensten bis hin zur Wiederentdeckung von Dienstleistungen im Reparaturbereich.
Auf dem Weg in eine moderne Kreislaufwirtschaft wird es selbstverständlich weiter Stoffe geben, die noch nicht
in den Kreislauf zurückgeführt werden können, für die Lösungen zur Wertstoffrückgewinnung entwickelt werden
müssen und die bis dahin entsprechend umweltgerecht zu behandeln sind.
Der Freistaat Sachsen bietet mit einer ausgeprägten Wissenschaftslandschaft, einer ingenieurtechnisch gepräg-
ten Wirtschaft und den besonderen Rahmen, des durch den Bergbau bedingten Strukturwandels, sehr gute
Voraussetzungen dafür, dass sich die bereits bestehenden Standorte, v.a. in der Lausitz, zum deutschlandweit
führenden Zentrum für zirkuläres Wirtschaften – zunächst für Leichtbau, Verpackungen, Batterie- ,Baustoff- und
Phosphorrecycling, Wassersystemtechnologie und Bioökonomie – weiterzuentwickeln. Dies gilt für die Schaf-
fung neuer Materialien, Grundstoffe und Prozesstechnologien ebenso, wie für die Produktion Sektor bezogener
Komponenten, Anlagen, spezifischer Recycling- oder Aufbereitungs- sowie digitaler Technologien bis hin zur
Nutzung von Abwärme und synergetisch vernetzter, klimaneutraler Energiebereitstellung. Diese Entwicklung zur
Herstellung und Rückgewinnung ressourcenschonender Materialien und wertvoller Rohstoffe, wie der hierfür
notwendigen Technologien und Komponenten für den nationalen, europäischen wie globalen Markt, stellt aus
21
Sicht des Innovationsbeirates für Sachsen am Beginn eines sich rasch entwickelnden Trends eine besondere
Chance dar, die es zu nutzen gilt. Der Aufbau der hierfür notwendigen Netzwerke zwischen Wissenschaft und
Wirtschaft sollte Unterstützung finden.
Mission 4: Gesundheitsregion von morgen
Die Lausitz soll zu einer europäischen Modellregion entwickelt werden, in der die neusten Gesundheitstechno-
logien in Ausbildung, Lehre und Forschung wie auch in der Praxis Anwendung finden. Damit soll zugleich ein
Beitrag zur Steigerung der Standortattraktivität, Sicherung der Daseinsvorsorge und Verbesserung der Lebens-
qualität und -erwartung der Bürgerinnen und Bürger in der Lausitz und weit darüber hinaus geleistet werden.
Dazu sollen nach dem Dafürhalten des Innovationsbeirates Ausbildungsstrukturen und -formate geschaffen wer-
den, die schul- und hochschulübergreifend vorbildhafte neue Wege im deutschen Bildungssystem beschreiten.
a) Die Lausitz als Sensorregion für die Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsrobotik
Die Qualität und Verfügbarkeit der Gesundheitsversorgung für breite Bevölkerungsschichten wird weltweit durch
zukünftige medizinische Anwendungen gesteigert werden können, die die neuesten Entwicklungen der Sensor-
, IoT-, Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Technologien nutzen. Dies ist eine echte Chance für Unterneh-
men der Gesundheitswirtschaft in einem sich wechselseitig unterstützendem Netzwerk Innovationen hervorzu-
bringen, zu erproben, anzuwenden und zu produzieren. Gleichermaßen könnte so ein hochmoderner Stand
medizinischer Versorgung gesichert bzw. geschaffen werden.
Innovationen, wie Smart Homes, Telepräsenz-Assistenz, robotergestützte Gesundheitsanwendungen usw., bie-
ten überall dort Lösungen an, wo die Bereitstellung medizinischer Hilfe mit herkömmlichen Mitteln an ihre Gren-
zen stößt; u.a. wegen der ungünstigen demografischen Entwicklung im ländlichen Raum (Überalterung, Abwan-
derung junger Menschen in die Städte usw.) und des generellen Mangels an medizinischem Personal.
Als Beispiele für innovative Anwendungsformen seien an dieser Stelle die Smart Homes und robotische Ge-
sundheitsanwendungen genannt:
Smart Homes
Zukünftige Anwendungen für die häusliche Pflege setzen auf Fernüberwachungstechniken, die auf Sensor-, IoT-
und Virtual-Reality-Technologie basieren. Diese Techniken werden es ermöglichen, zu erkennen, ob ältere Men-
schen in ihrem Haus einen Unfall erleiden (z.B. Sturzerkennung), ob sie ihre Medikamente richtig einnehmen,
ob sie ihren Sport auf die richtige Weise ausüben oder wie sich ihre Körperfunktionen verändern. Telepräsenz-
Assistenz wird möglich sein, die in Echtzeit mündliche Ratschläge und haptische Hilfestellungen gibt. Anwen-
dungen, wie Fern- Physiotherapie, Fern-Ergo-Therapie, Fern-Reha-Training, werden durch IoT und virtu-
elle/augmentierte Realität ermöglicht.
Robotische Gesundheitsanwendungen
Weiterhin werden in der zukünftigen Gesundheitsversorgung robotische Anwendungen eine große Rolle spie-
len. Daher werden die sächsischen Initiativen zur Robotik für die zukünftige Gesundheitsversorgung sehr wichtig
sein. So werden beispielsweise im Exzellenzcluster „Center for Tactile Internet (CeTI)“ neue Formen von Ope-
rationsassistenten, neue Formen des Co-Learnings von Fähigkeiten zwischen Robotern und Menschen sowie
neue Formen des robotergestützten Rehabilitationstrainings erforscht. Kombiniert mit Augmented-Reality-Tech-
niken können Roboter ferngesteuert werden („taktiles Internet“), sodass ferngesteuerte roboterbasierte Trai-
nings- und Behandlungsanwendungen ermöglicht werden, bei denen telemedizinische Anwendungen Ärzte und
Therapeuten in die Lage versetzen, Menschen mit Hilfe von häuslichen Robotern zu trainieren und zu behan-
deln. Darüber hinaus werden zukünftige Heimroboter-Plattformen älteren Menschen dienen, damit sie länger zu
Hause bleiben können.
22
b) Gründung eines „Europäischen Kollegs für Heilberufe“
Die Lausitz soll als modellhafte Gesundheitsregion für häusliche und stationäre Altenpflege, beste Krankenver-
sorgung im Kooperationsverbund der Kliniken und niedergelassenen Ärzteschaft sowie attraktiver Reha- und
Wellnessangebote weltweiten Pilotcharakter einnehmen.
Der Innovationsbeirat regt an, in der Lausitz ein „Kolleg für Heil- und Gesundheitsberufe“ zu gründen, dass mit
seiner gemeinsamen Lehrkörper- und Lehrraumstruktur die Berufsausbildung vor Ort mit der medizinischen
Hochschulbildung in Sachsen verbindet und sämtliche Ausbildungsformen vom Berufsabschluss über den Ba-
chelor bis zum Master sowie zu jeder Form der Fort- und Weiterbildung im Sinne eines modernen „Life Long
Learning" abdeckt.
Derzeit erfolgt die fachschulische Ausbildung in den Gesundheitsberufen an den Medizinischen Berufsfachschu-
len, die an die sächsischen Krankenhäuser angegliedert sind. Die Akademisierung einzelner Berufe erfordert
eine Verlagerung dieser bisherigen Ausbildungsgänge als neue Studiengänge an die sächsischen Hochschulen
bzw. an die Berufsakademien.
Die Gründung eines „Kollegs für Heil- und Gesundheitsberufe“ trägt dem Umstand Rechnung, dass die moderne
Versorgung im Gesundheitswesen eine interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit erfordert, um
den zunehmend komplexen Behandlungsmethoden und der Spezialisierung gerecht zu werden. Besonders die
Nutzung neuer Technologien (z.B. Robotik, Smart Devices) und innovativer Software mit Künstlicher Intelligenz
nehmen stark zu. Dies führt zu einer neuen Behandlungskultur, welche in der Ausbildung von Beginn an ein
interdisziplinäres und interprofessionelles Lernen notwendig macht. Deshalb sollen die klassische Separation
und Parallelität in der Gesundheitsbildungslandschaft aufgelöst und in ein "Kolleg für Heilberufe" integriert wer-
den. Das Kolleg soll sich auch über die Grenzen hinweg an Menschen aus Polen und Tschechien richten, die
nach den neusten EU-Standards ausgebildet werden und danach auch barrierefrei im deutschen Gesundheits-
wesen tätig werden können.
c) Gründung eines „Med-Tech-Zentrums Saxony (MTZS)“
Der Innovationsbeirat regt an, in der Lausitz ein Technologiezentrum „Med-Tech-Zentrum Saxony“ (MTZS) zu
gründen. Gemeinsam mit geeigneten Industriepartnern könnte das MTZS die Erprobung neuer, vom Else Krö-
ner-Fresenius-Zentrum Dresden (EKFZ) entwickelte, Med-Tech-Produkte sowie deren anschließende Weiter-
entwicklung und Anpassung koordinieren. Das MTZS soll zu einem Gründerinkubator werden, der Aus- und
Neugründungen in der Region fördert, die vorhandene Versorgungsstruktur verbessert und eine „verlängerte
Werkbank“ für innovative Medizintechnik schafft.
Bisher verfügt Sachsen über keine Einrichtung, die eine vergleichbar koordinierte Erprobung und Weiterentwick-
lung von Innovationen bis zur Marktreife leisten könnte. Grundsätzlich hat die Lausitz jedoch den Ruf einer
europäischen Region, in der zukünftige digitale Gesundheitstechnologien, insbesondere digitale medizinische
Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und für die Gesellschaft zugänglich gemacht wer-
den sollen.
d) Gründung eines Zentrums für Infektiologie und Krankenhaushygiene (ZIKH)
Der Freistaat Sachsen kann nach dem Dafürhalten des Innovationsbeirates im Bereich Digital Health einen
signifikanten Beitrag zur Steigerung der Gesundheit und Lebensqualität im ländlichen Raum leisten, indem ko-
ordinierte Strategien für den Infektionsschutz und die Krankenhaushygiene in den einzelnen ambulanten Ein-
richtungen und Krankenhäusern entwickelt werden.
Infektionen, wie auch die aktuelle COVID-19-Pandemie zeigt, nehmen in allen medizinischen Fachbereichen
einen zunehmend wachsenden Stellenwert ein. Ihre Prävention, Diagnostik und Therapie gewinnen aufgrund
einer steigenden Resistenzentwicklung an Bedeutung. Die über alle Fachbereiche hinweg immer komplexer
23
werdende Medizin, z.B. Organtransplantation, Endoprothetik und Onkologie, steigert das Risiko der Patienten,
an behandlungsassoziierten Infektionen, insbesondere mit multiresistenten Erregern, zu erkranken.
Um hier Abhilfe zu schaffen, wird die Neugründung eines Zentrums für Infektiologie und Krankenhaushygiene
(ZIKH) empfohlen, das sich mit Prävention, Diagnostik und Therapie ambulanter, nosokomialer und importierter
Infektionen mit multiresistenten Erregern sowie mit Pandemiemanagement befassen soll. Zugleich berät das
ZIKH die kooperierenden Krankenhäuser und ambulanten Gesundheitseinrichtungen in allen Fragen der Kran-
kenhaushygiene und der Infektionsprävention einschließlich der Koordination des Managements bei Ausbrü-
chen und der Durchführung von Ausbruchsanalysen.
Auf diese Weise soll das ZIKH, u.a. in Kooperation mit der Medizinischen Mikrobiologie, eine qualitativ hoch-
wertige Betreuung von Patienten mit Infektionskrankheiten und eine kompetente Infektionsprävention in der
Lausitz sowie grenzübergreifend sicherstellen.
Da Infektionen nicht vor Staatsgrenzen haltmachen, soll das ZIKH die Funktion der „Krankenhaus-Leitstelle“ für
Ostsachsen mit einer Liaison-Funktion in die jeweiligen zuständigen Stellen der Nachbarländer Polen und
Tschechien wahrnehmen. Um die Attraktivität des öffentlichen Gesundheitsdienstes zu steigern, wird das Zent-
rum ein bundesweit einmaliges Curriculum für diesen Bereich entwickeln und in Zusammenarbeit mit dem Ge-
sundheitscampus Dresden Experten in diesen Mangelberufen ausbilden. Die Lausitz bietet hierfür exzellente
Voraussetzungen. Sie hat schon heute den Ruf einer europäischen Modellregion, in der zukünftige digitale Ge-
sundheitstechnologien, insbesondere digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum erforscht,
entwickelt, in die Gesellschaft überführt werden und die dazu passfähige Ausbildung erfolgt.
Mission 5: Intelligente Wirkstoffentwicklung
Sachsen hat aus Sicht des Innovationsbeirates das Potenzial, durch die Entwicklung innovativer KI-Methoden
zum europaweit ersten akademischem Zentrum für Intelligente Wirkstoffentwicklung und einem weltweiten Vor-
reiter in der computergestützten Wirkstoffentwicklung aufzusteigen. Zugleich hält Sachen viele Trümpfe in der
Hand, bei der Optimierung von biologischen Wirkstoffkandidaten (Proteinen, Antikörper, Vakzinen) in Zukunft
eine international führende Rolle einzunehmen.
Mit der in Deutschland einmaligen Zusammenführung von Pharmazie und Medizin unter dem Dach einer Medi-
zinischen Fakultät und der Errichtung eines neuen Instituts für Wirkstoffentwicklung entsteht in Leipzig aktuell
ein Schwerpunkt auf dem Gebiet der akademischen Wirkstoffentwicklung. Die Aktivitäten der virtuellen, synthe-
tischen, experimentellen und präklinischen Wirkstoffentwicklung werden in einem gemeinsamen Forschungsbau
zusammengeführt, der den Nukleus weiterer neuer Verbundinitiativen bilden soll.
Die computergestützte Entwicklung, Produktion und klinische Testung nachhaltiger Impfstoffe und präziser Arz-
neimittel mittels Künstlicher Intelligenz führt die kritischen Entwicklungen der letzten zehn Jahre unter einem
Dach zusammen, um die nächste Generation von Therapeutika zur Behandlung von Krankheiten zu entwickeln.
In diesem Zusammenhang sei auf das Nationale Kompetenzzentrum für Big Data und Künstliche Intelligenz an
der Fakultät für Mathematik und Informatik an der Universität Leipzig (und federführend an der Technischen
Universität Dresden) als Teil des KI-Kompetenzzentrums ScaDS.AI Dresden/Leipzig verwiesen, das ab 2022
deutlich ausgebaut wird. Daher empfiehlt der Innovationsbeirat die Errichtung eines neuen Instituts für Wirk-
stoffentwicklung als bisherigem „Missing Link“. Damit könnte die gesamte Wertschöpfungskette von der Ent-
wicklung über die Produktion bis hin zur klinischen Testung von Wirkstoffen am Standort Leipzig vervollständigt
werden.
24
Mission 6: Bioökonomie, Biotech und Biopharma
Der Freistaat Sachsen erfüllt aus Sicht des Innovationsbeirates alle Voraussetzungen, sich mit einem ganzheit-
lichen Biopharming-Projekt in der Lausitz als Standort einer innovativen, ressourceneffizienten und wettbe-
werbsfähigen Medizin zu präsentieren. Die Lausitz könnte damit eine Vorreiterrolle für nachhaltige Pharmaent-
wicklung- und Produktion einnehmen, die moderne und nachhaltige pharmakologische Forschung mit der Ent-
wicklung zukunftsträchtiger Fertigungstechnologien sowie medizinischer Anwendungen vereint und Grundla-
genforschung ebenso einschließt, wie anwendungsnahe Pilot-Projekte.
Das Biopharming in lebenden pflanzlichen Organismen wird Klimaschutz und biopharmazeutische Produktions-
technologie Hand in Hand voranbringen und auch in anderen Bereichen die Ansiedlung nachhaltiger Industrie
und Wertschöpfungsketten mit Raum für Spin-offs, Start-ups, Think-Tanks und Inkubatoren stimulieren.
Die Medizin befindet sich im Wandel. Sie soll künftig stärker auf die individuelle Situation der Patienten ausge-
richtet sein. Dies bedeutet insbesondere auch den Einsatz neuer Medikamente. Insofern sind neue digitale und
KI-basierte Fertigungs- und Anwendungsmethoden genauso gefragt, wie der Einsatz besser verträglicher und
ressourcen- wie umweltschonender Rohstoffe. Ein Instrument dafür können Verfahren des Biopharmings (ge-
netisch veränderte Nutzpflanzen = „grüne“ Gentechnik) auf Basis natürlicher Ausgangsstoffe sein. Sie werden
in den kommenden Jahren maßgeblich Eingang in die medizinische Anwendung finden und damit auch hohe
Wachstumszahlen für die Pharmaindustrie generieren (= „rote Gentechnik“).
Der Innovationsbeirat empfiehlt, in der Lausitz einen Forschungsstandort der TU Dresden zu gründen, der sich
mit neuen Methoden des Biopharmings zur Herstellung von Medikamenten aus Pflanzen beschäftigt. Im Zent-
rum des Projektes könnte die Produktion biogener Arzneimittel aus nachwachsenden und biogenetisch verän-
derten Rohstoffen stehen. Im Fokus liegt dabei die Präzisionsmedizin für überwiegend altersbezogene Krank-
heiten (insbesondere kardiologische, onkologische, immunologische und metabolische Erkrankungen). Die
neuen Medikamente und Produkte werden in präklinischen Studien sowie in modernen klinischen Studien in
den Partner-Krankenhäusern der Region validiert und dabei ein KI-basiertes Datenmanagement nutzbar ge-
macht. Bei den klinischen Studien werden die regionalen Besonderheiten der Lausitz sowie die Stärken und
Kompetenzen der TU Dresden, z. B. durch den Einsatz telemedizinischer Ansätze in den bestehenden regiona-
len Zentren/Krankenhäusern in der Lausitz mit digitalen Gesundheitstechnologien verknüpft und zu einer Einheit
zusammengeführt. Hierbei entsteht eine zukunftsweisende Synergie zwischen den regionalen Zentren/Kranken-
häusern in der Lausitz und dem Potenzial der Digitalisierungstechnologien in der akademischen Medizin. Die
genauen Bedarfe und mögliche Umsetzungsszenarien sollten zunächst mit Hilfe einer Machbarkeitsstudie er-
mittelt werden.
Der Freistaat Sachsen ist schon heute ein Standort hochinnovativer medizinischer und pharmakologischer For-
schung. Mit seinen beiden medizinischen Fakultäten sowie den zahlreichen außeruniversitären Forschungsein-
richtungen in den Regionen Dresden und Leipzig verfügt er über exzellente Netzwerke, die insbesondere für die
Pharmaunternehmen in und außerhalb Sachsens kompetente Partner für hochinnovative Produkte bereitstellen.
Etwa 300 Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen kooperieren bereits mit den sächsischen
Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Molekulares Bioengineering und Bioinformatik gehören zu den
Schwerpunktthemen. Außerdem nehmen die Kooperationen zwischen Dresden und Leipzig stetig zu. Darüber
hinaus ist der Freistaat Sachsen Sitz zahlreicher FuE-Partner, Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus
sowie der Fertigungstechnologien.
Soweit noch nicht vorhanden, sollen alle Varietäten der Gentechnik (rot, grün, weiß) im Freistaat Sachsen zu
einer starken Forschungspräsenz entwickelt werden. Damit würden Voraussetzungen geschaffen, um internati-
onal vermarktungsfähiges geistiges Eigentum zu erzeugen. Insofern empfiehlt der Innovationsbeirat eine grund-
sätzliche Offenheit für Themen der Forschung und Entwicklung zur Gentechnik in den Bereichen Bioökonomie,
Biotech und Biopharma.
Der Innovationsbeirat erkennt in der Bioökonomie und in den Biogenen Rohstoffen (einschließlich „Weiße Gen-
technik") ein großes ökonomisches und ökologisches Potenzial im Sinne einer doppelten Wertschöpfung.
25
Aufgrund der inhaltlichen Nähe zwischen den Missionen 5 und 6 regt der Innovationsbeirat an, entsprechende
Synergieeffekte und Potenziale für eine enge Zusammenarbeit mit dem Vorhaben der „Intelligenten Wirkstoff-
forschung“ im Mitteldeutschen Revier (Mission 5) durch die potenziellen Partner aus Dresden und Leipzig zu
prüfen. Doppellungen sind unbedingt zu vermeiden und etwaige fehlende Kompetenzen durch eine Zusammen-
arbeit zwischen beiden Projektteilen auszugleichen.
Mission 7: Mikroelektronik der nächsten Generation
Der Forschungs- und Fertigungsstandort Silicon Saxony ist Europas größtes und weltweit fünftgrößtes Mikro-
elektronikcluster, das in technologischer Hinsicht als eines der innovativsten IKT-Cluster weltweit gilt. Die säch-
sische Mikroelektronik ist einer der wenigen Wirtschaftszweige, in denen der Freistaat Sachsen eine europäi-
sche Spitzenposition eingenommen hat. Die Mikroelektronik ist eine Schlüsselindustrie für den Erhalt und Aus-
bau der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit aller wichtigen Wirtschaftssektoren.
Um seine Spitzenstellung in der europäischen Mikroelektronik zu festigen und auszubauen, empfiehlt der Inno-
vationsbeirat der Staatsregierung, im Freistaat Sachsen ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Chips
der nächsten Generation zu etablieren. Neben anwendungsnahen Fragestellungen im Bereich der CMOS-Tech-
nologie-Entwicklung auf 300 mm Plattformen, der Hetero-Integration sowie dem zugehörigen Entwurf von
Schaltkreisen spielen für die Zukunft neue Technologien für das Next-Generation-Computing, wie Neuromorphe
Rechnersysteme / In-Memory-Computing sowie für das Quanten-Computing, eine entscheidende Rolle.
Die Entwicklung und Produktion dieser neuen Next-Generation-Computing-Technologien bildet z.B. die Grund-
lage für eine erfolgreiche Mobilitätswende und dienen auch als Anknüpfungspunkt für Innovationen in zahlrei-
chen weiteren Bereichen, wie E-Health, BioTech, Informationstechnologie, Internet der Dinge (IoT). Ein Ausbau
dieser Bereiche befördert gleichsam die Nutzung von Synergien mit anderen Zukunftstechnologien, wie Quan-
tencomputing und Neuromorphem Computing.
Die in Sachsen aufgebauten, umfangreichen Kapazitäten in der Mikroelektronik-Produktion (u.a. Infineon, Glo-
balfoundries, Robert Bosch Semiconductor Manufacturing) werden durch ein leistungsfähiges Netzwerk an For-
schung und Entwicklung (sowohl in den Mikro- und nanotechnologischen Grundlagen als auch im Design und
in der Anwendung) ergänzt. Dazu wird das Forschungsumfeld, bestehend aus Universitäten, Start-ups und For-
schungseinrichtungen (Fraunhofer IPMS, IZM/ASSID, IIS/EAS, ENAS sowie Helmholtz- und Max-Planck-Insti-
tute), ausgebaut und gezielt in Richtung zukunftsweisender Themen weiterentwickelt. Aus Sicht des Innovati-
onsbeirates sollte es das Ziel sein, in Sachsen keine reine Fertigung, sondern eine Entwicklung von Mirko - und
Nanoelektronik der nächsten Generation zu etablieren.
Mission 8: Anwendung von Mikro- und Nanoelektronik, Quantentechnologien und Künstlicher
Intelligenz
Der Innovationsbeirat empfiehlt der Staatsregierung, im Freistaat Sachsen ein Innovationssystem zu etablieren,
das durch Spitzenforschung in den Bereichen Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie Künst-
liche Intelligenz (KI) u.a. die Zukunft des Gesundheitswesens weltweit prägen wird, indem zukünftige digitale
Technologien für Diagnose, Therapie und telemedizinische Anwendungen erforscht, entwickelt und der Gesell-
schaft zugänglich gemacht werden.
Mikro-, Nano- und Quantentechnologien sowie KI haben sich als vielversprechende Technologien erwiesen, um
die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie die technologische Basis bieten Krankheiten vorbeugen,
eine schnelle Diagnose ermöglichen, Krankheiten mit weniger Nebenwirkungen zu behandeln und neue bzw.
verbesserte medizinische Hilfsmittel zu schaffen.
Dazu bedarf es neben geeigneten Reallaboren auch eines innovativen interdisziplinären Clusters von For-
schungsinstituten, Unternehmensinkubatoren sowie bereits etablierten Unternehmen. Ziel sollte es aus Sicht
des Innovationsbeirates sein, diese Reallabore und das interdisziplinäre Cluster zu entwickeln und aufzubauen,
26
um somit das volle Potenzial der Mikro-, Nano- und Quantentechnologie und KI zu nutzen, um revolutionäre
Gesundheitsanwendungen der nächsten Generation zu unterstützen. Dazu zählen insbesondere Gewebeent-
wicklung, neuronale Implantate, Systeme zur gezielten Verabreichung von Medikamenten, bio-inspirierte und
Quantencomputing-Systeme, tragbare Gesundheits-Tracker und neue Abbildungs- und Diagnosesysteme.
Das Vorhaben kombiniert drei hochinnovative Bereiche in einmaliger Weise:
1) Neuromorphe Systeme für die digitale Transformation des Gesundheitswesens
Digitale Gesundheitstechnologien bauen schon lange auf dem Konzept des Internets der Dinge (IoT) auf. Zu-
künftige, tragbare und implantierbare medizinische Geräte sollen eingehende, medizinische Sensordaten an Ort
und Stelle verarbeiten, sodass die gesundheitsdienstleistenden Einrichtungen Patienten aus der Ferne und in
Echtzeit überwachen, diagnostizieren und sogar behandeln können. Dazu müssen die Geräte große Mengen
an IoT-Daten austauschen und in ultrahoher Geschwindigkeit verarbeiten können; zugleich müssen sie ener-
gieeffizient und wärmereduziert sein. Für die Implementierung digitaler Gesundheitsanwendungen, wie Teleme-
dizin, KI-gestützter Computerdiagnostik, prädiktiver Gesundheitsversorgung usw. werden sogen. "In-Memory-
Computing-Systeme" benötigt, d.h. Informationsverarbeitungsarchitekturen, die die Arbeitsweise des Gehirns
nachahmen.
2) Quantencomputing und Gesundheitswesen
Quantencomputer können Daten unter bestimmten Grundbedingungen erheblich schneller verarbeiten als der
klassische Rechner. Dieser Umstand eröffnet beispiellose Möglichkeiten für die Simulation komplexer Materia-
lien und Phänomene und wird die bildgestützte Diagnostik erheblich verbessern. Dies wird die Behandlung und
Prävention von Krankheiten kostengünstiger machen, auch in entlegenen Gebieten gewährleisten und auf das
Individuum zugeschnittene rechtzeitige und genaue Risikovorhersagen ermöglichen.
3) Mikro- und Nanotechnologie für zukünftige medizinische Geräte und Systeme
Zu den jüngsten Entwicklungen in der Mikroelektronik zählt die Implementierung von Organ-auf-Chip-Plattfor-
men, die in der Lage sind, Funktionen des menschlichen Körpers unter Einbeziehung von Organen, wie Gehirn,
Leber, Herz, Lunge usw., zu simulieren. Durch die Kombination von mikroelektronischer Chiptechnologie mit
Mikrofluidik und Biomaterialien (Bio-MEMS) können damit wichtige medizinische Studien im Labor durchgeführt
werden. Die Entwicklung neuartiger Nanomaterialien eröffnet neue Möglichkeiten in der Behandlung von Krebs,
Herz- und anderen akuten Krankheiten, z. B. durch den Einsatz von Nanopartikel und Nanobots im menschli-
chen Körper zur Tumorbekämpfung, Wundheilung u.ä..
Aus Sicht des Innovationsbeirates vereint der Freistaat Sachsen die Vorzüge einer hausragenden Region für
die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony) und eines bedeutenden Standortes für Mikro- und
Nanoelektronik von europäischem Rang (SiliconSaxony) mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizin-
technikunternehmen. Darüber hinaus verfügt Sachsen über eine starke Sensorik-Industrie und eine aktive Zu-
sammenarbeit zwischen Hochschulen, FuE-Einrichtungen und Unternehmen. Diese Potenziale gilt es, in Zu-
kunft weiter erfolgreich zu heben.
27
Mission 9: Mobilität von morgen
Das Ziel einer emissionsfreien, intelligenten und multimodalen Mobilität der Zukunft hat vielfältige Facetten. Die
Teilaspekte reichen von intelligenten Verkehrssystemen über automatisiertes Fahren und alternativen Antriebs-
techniken (Elektromobilität, Wasserstoff) bis hin zu integrierten Verkehrslösungen im Sinne von Mobilität als
Dienstleistung („Mobility as a Service“), die durch eine intelligente Vernetzung bestehender und innovativer Mo-
bilitätsangebote eine Abkehr vom eigenen Auto ohne Mobilitätseinschränkungen ermöglicht.
Die Mobilitätsstrategie der Zukunft soll die persönliche (Fortbewegungs-)Freiheit des Einzelnen gewährleisten,
städtische und ländliche Regionen miteinander verbinden und zugleich umweltverträglich und ressourceneffi-
zient sein, um auf diese Weise einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energie- und Mobilitätswende zu leisten.
Dieses Bündel von Zielstellungen soll mithilfe technologieoffener, innovativer, bedarfsgerechter und verkehrs-
trägerübergreifender (= multimodalen) Mobilitätsangeboten erreicht werden. Leitbild ist ein leistungsfähiges, ef-
fizientes, sicheres, einfach zugängliches und multimodales Gesamtverkehrssystem, das modernste Technik und
insbesondere die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt und so Verkehrsmittel und Verkehrsträger miteinander
vernetzt.
In diesem Zusammenhang regt der Innovationsbeirat an, dass sich die Staatsregierung in ihren Aktivitäten dar-
über hinaus folgenden Anwendungsfeldern verstärkt widmet:
Entwicklung einer Strategie zur Mobilitätswende für den Zeitraum 2021 bis 2038 im Freistaat Sachsen mit
Fokus auf das Lausitzer Revier und das Mitteldeutsche Revier als Basis einer vernetzten Projektstruktur.
Rascher Ausbau der Lade- und Tankinfrastrukturen für alle klimafreundlichen Energieträger im privaten wie
auch gewerblichen Bereich.
Aufbau der Ladeinfrastruktur für LKWs entlang der Hauptverkehrsachsen Sachsens und im Depot.
Aufbau leistungsfähiger digitaler Infrastrukturen und Kommunikationsnetze, die den optimalen Austausch
von Verkehrs- und Fahrzeuginformationen ermöglichen, damit mit intelligenter Verkehrsteuerung Staus und
Umwege vermieden und Kraftstoff oder Strom eingespart werden können.
Aufbau von sicheren Datenräumen (z.B. für intelligente Verkehrssteuerung: Mobility Data Space des Fraun-
hofer IVI in Dresden).
Entwicklung von Chips der nächsten Generation (Quanten-/Next Generation Computing) zur Ermöglichung
von Echtzeit-Verkehrssteuerung (
vgl. Mission 7
).
Schaffung von Reallaboren/Experimentierräumen, um vielversprechenden (aber noch nicht wirtschaftlichen)
Technologien schneller zur Marktreife zu verhelfen, z.B. zur Anwendung von Brennstoffzellen bei PKW und
Nutzfahrzeugen (Lkw, Reisebusse, Regionalzüge, Gabelstapler/Flurförderzeuge).
Bereitstellung von Teststrecken für das Autonome Fahren.
Förderung der Schienenbahntechnik der Zukunft in Sachsen mit dem Fokus auf den „Straßenbahnbaureihe
Sachsen“ (z.B. H2-Tram, H2-Brennstoffzellen-Umrüstung von Nahverkehrszügen, Abwärme basierte Klima-
tisierung von Brennstoffzellen-Triebzügen, Digitalisierte Zentralwerkstätten) und Fokus auf innovativen
Bahnverkehr (z.B. Entwicklung Trailer-Schienengüterwagen, Internationale Business-Reisen im Piano-
Xpress).
Einbindung der Bevölkerung durch kostengünstige Nutzungsangebote für ÖPNV-Pilotprojekte.
Förderprogramme des Freistaates Sachsen für die Entwicklung und Qualifizierung zur Begleitung der Trans-
formation des Mobilitätssektors.
Förderung digitaler Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern, um den hohen Fachkräftebedarf heute
und in Zukunft sicherzustellen.
Unterstützung bei gesetzlichen Novellen auf Bundesebene zur Realisierung der Mobilitätswende (z.B. Auf-
nahme von Fahrzeugen ab 3.5 t in das Elektromobilitätsgesetz) und wettbewerbsfähige Energiepreise.
Hinsichtlich der Mobilitätsstrategie für den Freistaat Sachsen ist aus Sicht des Innovationsbeirates hervorzuhe-
ben, dass Sachsen bundesweit eine der ersten Adressen in Fragen der Wasserstoffforschung und -anwendung
ist (
vgl. Mission 2
). Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Sachsen verfügen aus Sicht des Innovati-
28
onsbeirates über das Potenzial, in Zusammenarbeit mit den im Freistaat ansässigen Schienenfahrzeugherstel-
lern und deren Zulieferindustrie ihre Exzellenz in diesem Bereich dazu nutzen, die erste emissionsfreie Straßen-
bahn in ganz Europa zu entwickeln und eine lückenlose Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen.
Mission 10: Leichtbau, Additive Fertigung
Der Freistaat Sachsen ist von der deutschen Wiedervereinigung 1990 bis heute zum viergrößten Leichtbau-
Standort in Deutschland avanciert (vgl. Leichtbauatlas des BMWi). Viele namenhafte Leichtbau-Akteure aus
Wirtschaft und Wissenschaft haben sich in den vergangenen 30 Jahren in Sachsen angesiedelt und seitdem
bahnbrechende Innovationen hervorgebracht, die weit über die Grenzen des Freistaates hinaus großen Anklang
finden. In Sachsen haben sich die Akteure des Fachgebietes in der Leichtbau-Allianz zusammengeschlossen.
Die Allianz hat es sich zum Ziel gesetzt, vorhandene Kompetenzen weiterzuentwickeln und neue Potenziale zu
erschließen.
Der Leichtbau mit seinen technologischen Ansätzen für eine höhere Material- und Energieeffizienz kann einen
signifikanten Beitrag zur Lösung der globalen Umwelt- und Klimaproblematik leisten. Aus diesem Grund bildet
der Leichtbau für den Innovationsbeirat einen der wichtigsten Innovationstreiber für die prägenden sächsischen
Wirtschaftssektoren des Fahrzeug-, Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbaus. Innovativer nachhaltiger Leicht-
bau erfordert nicht nur signifikante Gewichtseinsparungen bei gleichzeitiger Verbesserung der Bauteileigen-
schaften. Damit stellt der ökologische Ressourceneinsatz einen Schwerpunkt bei der Entwicklung zukunftsfähi-
ger Leichtbaukonzepte und Fertigungstechnologien dar.
Der Innovationsbeirat empfiehlt der Staatsregierung, den Freistaat Sachsen über verschiedene Landesteile hin-
weg zum Produktionsstandort technischer Komponenten entlang des Dekarbonisierungspfades für den Ener-
giesektor, für Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln. Damit werden weitere Funktionen in sich bewegende
oder mobile Anwendungen integriert. Diese substitutiv eingebrachten Module ermöglichen nicht nur zusätzliche
Funktionalitäten; sie sind auch integraler Bestandteil der neuen Gesamtkonstruktion, die ihrerseits die Eigen-
schaften, wie die Masse und die Masseverteilung, beeinflussen. Dies sind beispielsweise Brennstoffzellen, Ver-
dichter, Windräder, Wärmeüberträger, Batterien etc., welche einen großen Einfluss auf das bewegte Gewicht
haben. Ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil liegt in der Fähigkeit, das jeweilige Gewicht zu reduzieren bzw. an
die Funktionalität anzupassen. Zudem ist Entwicklung und Herstellung intelligenter, effizienzverbessernder und
ressourcenschonender Materialien für den nationalen, europäischen wie globalen Markt von fundamentaler Be-
deutung.
Mit der Erforschung und Entwicklung attraktiver und anforderungskonformer Wärmespeichersysteme in Kombi-
nation mit integrierter Funktionalität von Sensorik und Aktorik soll die bisher ungenügende Kompensation zwi-
schen Nachfrage und Bereitstellung, insbesondere thermischer Energie bei Wärmewende und Sektorenkopp-
lung, überwunden werden.
Die technisch orientierte, universitäre und außeruniversitäre, sowie international vernetzte Lehr- und For-
schungsinstitutionen im Freistaat Sachsen bilden aus Sicht des Innovationsbeirates eine ausgezeichnete Basis
für den Transfer, die Ausbildung von Nachwuchskräften und die Weiterqualifizierung von Beschäftigten aus der
Industrie.
Die zukünftige positive Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Sachsens wird durch eine Förderung der heraus-
ragenden sächsischen Forschungslandschaft im Bereich des Leichtbaus sowie eine engere Verzahnung mit
Unternehmen und Initiativen der Wirtschaft in Sachsen unterstützt.
Der Innovationsbeirat regt in diesem Zusammenhang an, ein europaweit einzigartiges Forschungszentrum für
kostengünstige, maßgeschneiderte und „grüne“ Carbonfasern als interdisziplinäre Forschungseinrichtung durch
die TU Chemnitz unter Einbeziehung der Partner MER-GE/TU Chemnitz, Fraunhofer IWU, Fraunhofer IAP und
das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden einzurichten.
29
Durch Einbeziehung von erneuerbaren Energien und eines nachhaltigen Energiemanagements könnte erreicht
werden, die gesamte Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung und Aufbereitung über Werkstoffe und
Verfahren bis hin zu Strukturen und Systemen treibhausgasneutral zu gestalten und in eine industrielle Fertigung
zu überführen. Dabei kann die gute Position Sachsens bei dem 3D-Druck (Agent-3D) diese neue Fertigungs-
technologie dazu genutzt werden, den Firmen neue Wege zur Realisierung von Leichtbau an die Hand zu geben,
zum Beispiel in der Produktion oder Medizintechnik.
30
Kapitel 4: Zusammenfassung
Der Freistaat Sachsen ist seit jeher ein Land der klugen Köpfe und guten Ideen. Sachsen ist die Wiege vieler
bahnbrechender Innovationen. Innovationen sind Treiber des Fortschrittes im Freistaat. Sie mehren Wachstum,
Wohlstand und Beschäftigung. Sachsens traditionsreiche Industriekultur von Bad Muskau bis Plauen, von Tor-
gau bis Zittau fußt auf der Bereitschaft zur Veränderung und der Kraft zur Innovation. Die Globalisierung, der
Übergang in ein postfossiles Zeitalter der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 und die voranschreitende
Digitalisierung stellen neue Anforderungen an den Wirtschaftsstandort Sachsen.
Die in diesem Bericht dargestellten Zukunftsmission für Sachsen 2038 sollen einen Beitrag dazu leisten, den
Weg in ein postfossiles Zeitalter der Klimaneutralität erfolgreich zu beschreiten, ausgewählte wertschöpfungs-
intensive und produktive Wachstumspfade zu definieren und weitere Innovationskräfte im Freistaat freizusetzen.
Im Zuge des Strukturstärkungsprozesses soll Sachsen dabei weiterhin eine vitale Energieregion bleiben und
bestehende mit neuer Wertschöpfung verknüpfen. Hierfür sollte zukünftig die Stromerzeugung (gesicherte Leis-
tung) sowie die Wärme- und Kälteversorgung zu 100% erneuerbar aus weit überwiegend regionalen Kraftwerks-
standorten heraus in Zusammenspiel mit dezentralen Systemen der Erzeugung und Versorgung gewährleistet
werden. Durch eine Kombination von EE-Erzeugungsanlagen und neuen Technologien im Sinne einer Ener-
gieumwandlung (z.B. durch neuartige Speichertechnologien, Wandler, wie Wärmepumpen oder die Elektromo-
bilität)) sollen innovative Technologieergänzungen und eine Technologieführerschaft realisiert werden, die die
Basis für die Transformation des Energieversorgungssystems darstellen und die Kopplung zu neuen regionalen
Wertschöpfungsketten ermöglichen (bspw. Batterieherstellung, stoffliche Kreislaufwirtschaft, Wasserstoff-Wirt-
schaft). Dazu sollten regionale Leuchtturmprojekte identifiziert und umgesetzt werden. Die Lausitz sollte auch
zu einer klimaneutralen (Industrie-)Region entwickelt werden. Hier wird deutlich mehr erneuerbare Energie er-
zeugt als vor Ort verbraucht werden kann. Dies ist ein wichtiger Standortvorteil für die Region. Die erneuerbaren
Energieträger gilt es insbesondere für eine klimaneutrale Versorgung bestehender und potentieller Unterneh-
mensansiedlungen und eine grüne (Industrie-)Produktion zu nutzen.
Sachsen bietet mit einer ausgeprägten Wissenschaftslandschaft, einer ingenieurtechnisch geprägten Wirtschaft
und den besonderen Rahmen, des durch den Bergbau bedingten Strukturwandels, aus Sicht des Innovations-
beirates sehr gute Voraussetzungen dafür, dass sich die bereits bestehenden Standorte, v.a. in der Lausitz,
zum deutschlandweit führenden Zentrum für zirkuläres Wirtschaften zunächst für Batterie-, Baustoff- und Phos-
phorrecycling, Leichtbau, Verpackungen, Wassersystemtechnologie und Bioökonomie weiterentwickeln. Dies
gilt für die Entwicklung neuer Materialien, Grundstoffe und Prozesstechnologien ebenso, wie für die Produktion
Sektor bezogener Komponenten, Anlagen, spezifischer Recycling- oder Aufbereitungs- sowie digitaler Techno-
logien bis hin zur Nutzung von Abwärme und synergetisch vernetzter, klimaneutraler Energiebereitstellung.
Beide Reviere sollten aus Sicht des Innovationsbeirates zu einer Modellregion entwickelt werden, in der die
neusten Gesundheitstechnologien in Ausbildung, Lehre, Forschung und Praxis Anwendung finden. Hier sollten
künftig u.a. digitale Gesundheitstechnologien, insb. digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen
Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft überführt werden. Damit wird zugleich ein Beitrag zur Stei-
gerung der Standortattraktivität, Sicherung
der Daseinsvorsorge und Verbesserung der Lebensqualität und
-erwartung der Bürgerinnen und Bürger in den sächsischen Braunkohleregionen und darüber hinaus geleistet.
In Sachsen sollte ein Innovationssystem etabliert werden, das durch Spitzenforschung in den Bereichen Mikro-
technologien, Nano- und Quantentechnologien sowie Künstliche Intelligenz (KI) die Zukunft des Gesundheits-
wesens weltweit prägt. Aus Sicht des Innovationsbeirates verfügt Sachsen über das Potenzial, durch die Ent-
wicklung innovativer KI-Methoden zum europaweit ersten akademischen Zentrum für Intelligente Wirkstoffent-
wicklung und weltweiten Vorreiter in der computergestützten Wirkstoffentwicklung und bei der Optimierung von
biologischen Wirkstoffkandidaten (Proteinen, Antikörper, Vakzinen) aufzusteigen.
31
Sachsen vereint dabei die Vorzüge einer hausragenden Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnolo-
gien (BioSaxony) und eines bedeutenden Standortes für Mikro- und Nanoelektronik von europäischem Rang
(SiliconSaxony) mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintechnikunternehmen.
Der Freistaat Sachsen gehört nach Einschätzung des Innovationsbeirates zu den bundesweit ersten Adressen
in Fragen der Wasserstoffforschung und -anwendung. Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Freistaat
könnten in Zusammenarbeit mit den in Sachsen ansässigen Schienenfahrzeugherstellern ihre Exzellenz in die-
sem Bereich dazu nutzen, die erste emissionsfreie Straßenbahn in ganz Europa zu entwickeln.
Der Leichtbau mit seinen technologischen Ansätzen für eine höhere Material- und Energieeffizienz kann einen
signifikanten Beitrag zur Lösung der globalen Umwelt- und Klimaproblematik leisten. Aus diesem Grund bildet
der Leichtbau für den Innovationsbeirat einen der wichtigsten Innovationstreiber für die prägenden sächsischen
Wirtschaftssektoren des Fahrzeug-, Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbaus.
32
Kapitel 5: Ausblick - Vision Sachsen 2038
Auf Grundlage der Analysen und Empfehlungen des Innovationsbeirats Sachsen stehen für den Frei-
staat folgende Zukunftsvisionen im Fokus:
1) Vision Energiemodellregion Sachsen
Wir vernetzen in Sachsen vorhandene zentrale mit neuen dezentralen, erneuerbaren Energietechnologien und
schaffen die Grundlage für eine nachhaltige Basisinfrastruktur sowie eine verbrauchsorientierte und zuverläs-
sige Energieversorgung. Die sächsischen Braunkohlereviere und der Freistaat Sachsen insgesamt entwickeln
sich zum Produktionsstandort technischer Komponenten entlang des Dekarbonisierungspfades für den Ener-
giesektor, für Wirtschaft und Gesellschaft. Integrierte Wertschöpfungsketten mit zirkulärem Ansatz stehen dabei
im Mittelpunkt der Entwicklung.
2) Vision Wasserstoffmodellregion Sachsen
Wir entwickeln Sachsen zur europaweit beispielgebenden Modellregion für den Einsatz von Wasserstoff als
Baustein für eine nachhaltige und klimafreundliche Industrie, Mobilität, Wärme- und Energieversorgung. Ziel ist
die Industrialisierung von Wasserstofftechnologien in Sachsen für den globalen Markt.
3) Vision Kreislaufwirtschaft
Wir entwickeln Sachsen zum Zentrum für zirkuläres Wirtschaften und steigern damit die Standortattraktivität für
Industrieansiedlungen. Den Knowhow-Vorsprung sichern wir durch F&E und überführen ihn in großtechnische
Anlagen. Wir wollen Technologien wertstoffgebunden entwickeln und hieraus erneut Produktion technischer
Komponenten initiieren. Wertstoffketten sollen im Verbund mit produzierender Industrie hergestellt, Arbeits-
plätze gehalten und neu geschaffen und ein Businessmodell in Zusammenarbeit mit der Politik entwickelt wer-
den. Wir wollen Technologien für eine optimale Kreislaufführung von Wertstoffen entwickeln und hieraus erneut
Produktion technischer Komponenten initiieren. Wertstoffketten sollen im Verbund mit produzierender Industrie
hergestellt, Arbeitsplätze gehalten und neu geschaffen sowie ein Businessmodell in Zusammenarbeit mit der
Politik geschaffen werden.
4) Vision Intelligente Wirkstoffentwicklung
Wir sorgen dafür, dass Sachsen eine der dynamischsten Region für die Entwicklung von Pharmawirkstoffen
mittels Künstlicher Intelligenz wird.
5) Vision Bioökonomie, Biotech und Biopharma
Wir tragen dafür Sorge, dass Sachsen sich zu einem führenden Standort einer zukunftsorientierten Medizin
entwickelt. Wir nutzen dabei die Potenziale der Bioökonomie.
6) Vision Gesundheitsregion von morgen
Wir schaffen in der Lausitz die Voraussetzungen für die Gesundheitsregion von morgen, in der zukünftige digi-
tale Gesundheitstechnologien, insbesondere digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, er-
forscht, entwickelt und der Gesellschaft zugänglich gemacht werden. Außerdem legen wir den Schwerpunkt auf
eine moderne Ausbildung in Gesundheitsberufen in Europa. Damit wollen wir in Deutschland, Europa und der
Welt Maßstäbe setzen.
33
7) Vision Mikroelektronik der nächsten Generation
Wir sorgen dafür, dass Sachsen seine europäische Spitzenstellung in der Mikroelektronik weiterhin behauptet.
Zudem entwickeln wir Sachsen zu einem regionalen Innovationssystem, in dem Spitzenforschung in den Berei-
chen Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie Künstliche Intelligenz die Zukunft des Gesund-
heitswesens prägt.
8) Vision Mikro-Nanoelektronik, Quantentechnologie / Künstliche Intelligenz
Wir stärken in Sachsen die Bereiche Mikro-Nanoelektronik, Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz. Da-
bei bildet die Entwicklung und Produktion quantenbasierter Chips in Sachsen nicht nur die Grundlage für eine
erfolgreiche Mobilitätswende, sondern dient auch als Anknüpfungspunkt für weitere Innovationen (E-Health,
BioTech, Informationstechnologie, IoT). So schafft und erhält Sachsen Wissen, Wertschöpfung und Arbeits-
plätze in allen Landesteilen des Freistaates.
9) Vision Mobilität von morgen
Wir entwickeln Sachsen zum europaweit führenden Standort für alternative Antriebstechnologien in der Auto-
mobilindustrie und eines intelligenten, verkehrsträgerübergreifenden Mobilitätssystems.
10) Vision Leichtbau,
Additive Fertigung
Wir entwickeln Sachsen zu einem führenden Forschungs- und Produktionsstandort für innovative Leichtbau-
technologien in Automobil- und Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und Elektro-, Feinwerk-
und Mikrotechnik, Energie- und Umwelttechnik sowie Bauwesen. Außerdem wollen wir im Freistaat Sachsen
ein interdisziplinäres F&E-Zentrum Additive Manufacturing aufbauen.
Der Innovationsbeirat Sachsen empfiehlt, bei allen genannten Visionen überregionale Allianzstrukturen anzu-
streben, da diese im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe, klügsten Ideen und innovativsten Pro-
dukte fast immer die herkömmlichen Insellösungen übertreffen. Zugleich regt der Innovationsbeirat an, zur Um-
setzung der im Bericht empfohlenen Maßnahmen neben den Strukturstärkungsmitteln des Bundes auch weitere
Finanzierungsquellen, wie z.B. Förderinstrumente des Bundes und der EU, in Betracht zu ziehen.
34
Anhang: Projektsteckbriefe zu den zehn Zukunftsmissionen
Mission 1: Energiemodellregion Sachsen
Steckbrief I:
Regionale und regenerative Stromproduktion
Themenschwerpunkt:
Energiegewinnung und Energiespeicherung
Inhaltliche Untersetzung:
Der Strukturwandel in der Lausitz beinhaltet á priori eine Transformation der derzeitigen Energieversorgungs-
strukturen. Die heutige sternförmige Versorgung mit elektrischer sowie thermischer Energie von großen An-
lagen hin zu zahlreichen Nutzern/Verbrauchern wird durch eine vernetzte Versorgung durch zahlreiche Er-
zeuger/Verbraucherstrukturen ersetzt werden. Dabei ist die an industriellen Standorten bereits vorhandene
Infrastruktur soweit zu berücksichtigen, wie sie als Wettbewerbsvorteil für künftige Anwendungen sowie für
die Weiterentwicklung der Energieversorgung dienen kann. Wo es sinnvoll ist, sind modularisierte Energie-
systeme zu bevorzugen, welche die Herstellung von Komponenten bzw. Teilkomponenten in der Region er-
möglichen.
Im Hinblick auf eine künftige Reduktion von CO
2
-Emissionen soll regenerativ erzeugte Stromenergie primär
direkt genutzt oder ggf. mittels Elektrolyse in Form von Wasserstoff gespeichert und genutzt werden. Dabei
soll der fossile Energieträger Erdgas anteilig durch den Sekundärenergieträger Wasserstoff sukzessive sub-
stituiert werden. Der so erzeugte Wasserstoff kann zunächst zur Abfederung von Lastspitzen dienen. In der
Konsequenz soll die Zielstruktur eine künftige und vollständig auf der Basis von regenerativen Energieträgern
basierte Versorgung beinhalten.
Im Zuge des Strukturstärkungsprozesses Kohleregion soll die Oberlausitz damit weiter Energieregion bleiben
und bestehende mit neuer Wertschöpfung verknüpfen. Hierfür soll zukünftig die Stromerzeugung (gesicherte
Leistung) sowie die Wärme- und Kälteversorgung aus regionalen Kraftwerksstandorten heraus gewährleistet
werden. Durch eine Kombination von EE-Erzeugungsanlagen und neuen Technologien im Sinne Energieum-
wandlung (z.B. Speichertechnologien) sollen innovative Technologieergänzungen und eine Technologiefüh-
rerschaft in der Oberlausitz realisiert werden, die die Basis für die Transformation des Energieversorgungs-
systems darstellen und die Kopplung zu neuen regionalen Wertschöpfungsketten ermöglichen (Bspw. Batte-
rieerstellung, stoffliche Kreislaufwirtschaft, H2-Wirtschaft). Dazu sollen regionale Leuchtturmprojekte identifi-
ziert und umgesetzt werden.
Ausgangssituation in Sachsen:
An den industriellen Standorten in den Revieren kann auf eine vorhandene funktionierende (Netz)Infrastruktur
zurückgegriffen werden. Die regionalen Netze können als Grundstock für die weitere Entwicklung genutzt und
unabhängig vom Erzeugungsort (Strom und Wärme) optimiert werden. Gerade für die Industriestandorte Lip-
pendorf und Boxberg wäre die künftige Nutzung der bestehenden Infrastruktur auch zum Erhalt von Arbeits-
plätzen von Vorteil; zusätzliche Innovationen sind zur Weiterentwicklung dieser Standorte notwendig.
35
Vision für Sachsen 2038:
Die schrittweise Abkehr von fossilen Brennstoffen ist eine zentrale Antwort auf die zunehmende globale
Klimaerwärmung. Die Transformation des Energiesystems wird dabei aktiv gestaltet. Der Anteil der erneuer-
baren Energien bei der Strom- und Wärmeerzeugung wird deutlich gesteigert. Ein auf erneuerbaren Energien
basierendes Energiesystem ist komplex und stärker dezentral aufgebaut und muss dennoch eine sichere
Energieversorgung gewährleisten. Da die Braunkohleverstromung gemäß dem Kohleausstiegsgesetz bis
zum Jahr 2038 beendet wird, werden gleichlaufend die Voraussetzungen geschaffen, um danach den säch-
sischen Strombedarf bilanziell vollständig mit erneuerbaren Energien decken zu können.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Standortvorteile durch bestehende Industriestandorte und (Netz)Infrastrukturen
Große Flächenpotentiale für den Ausbau von erneuerbaren Energien
Kompetenzen zur Entwicklung von Schlüsseltechnologien sind bereits vorhanden
Beispiele/Projektvorschläge:
Projekt: „Effiziente (innovative) Hybridkraftwerke“
Schwerpunkte:
Implementieren von H2 zur Energiespeicherung, Schaffung hybrider Strukturen
Transformation der derzeitigen Energieversorgungsstrukturen
Bereitstellung von gesicherter Residualleistung durch Umwandlung von fluktuierender regenerativer Ener-
gie unter Nutzung hochmoderner Gas-Dampf-Kombikraftwerke und innovativen Speichertechnologien
Demonstration und Betrieb mehrerer hochmoderner energietechnischer Systeme
Kopplung von wasserstoffbasierten (speicherfähigen) Anlagen mit dezentralen Versorgungsstrukturen
Herstellen und Weiterentwickeln von Komponenten für modularisierte Energiesysteme
Sukzessiver Einsatz von innovativen Komponenten für die Energieumwandlung
Beispiele:
Regenerativ erzeugte Energie direkt mittels Elektrolyse zur Energiespeicherung nutzen - sukzessive Sub-
stitution von Erdgas durch Wasserstoff
Gas-Dampf-Kraftwerk
Flexibles Hybridkraftwerk
Projekt: „Integrierte Stromspeicher“
Schwerpunkte:
Ausbau Speichertechnologien im industriellen Maßstab, Sektor übergreifend für Strom, Wärme, Industrie,
Mobilität
Entwicklung initialer Ankerprojekte des Strukturwandels zur Entwicklung und Sicherung eines zukunftssi-
cheren Energie-/Industriestandortes
Beispiele:
Power to Heat Anlage
Kombination eines Großspeichers mit weiteren Technologien an den Kraftwerksstandorten
Projekt: „Bergbaufolgelandschaften“
Schwerpunkte:
Nutzung von Hochkippen und rekultivierten Flächen für Windkraftanlagen
Nutzung PV Anlagen auf Äckern - parallele Bewirtschaftung
Nutzung zukünftiger Waldflächen als Potentiale für Windkraftanlagen
Nutzung von Restseen zur Errichtung schwimmender PV Anlage
36
Beispiele:
Agriculture (Agri) PV
Floating PV
Wind über Wald
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Dresden, TU Chemnitz, TU Freiberg, DLR
LEAG, Siemens, Sunfire, diverse KMU aus dem Anlagenbau
Stadtwerke, VNG
Zusammenfassung:
Transformation der derzeitigen Bereitstellung von gesicherter Residualleistung durch Umwandlung von
fluktuierender Erzeugung aus regenerativen Energien unter Nutzung eines hochmodernen Gas-und-
Dampf-Kombikraftwerks (F-Class) und innovativen Speichertechnologien
Demonstration und Betrieb mehrerer hochmoderner „Energietechnischer Systeme“
vorhandene industrielle Infrastruktur für regionale Netze berücksichtigen, sofern für künftige Anwendun-
gen dienlich und weiterzuentwickeln (z. B. H2-Gasturbine)
Kopplung von wasserstoffbasierten (speicherfähigen) Anlagen mit dezentralen Versorgungsstrukturen
und Systeme mit unterschiedlichen Umwandlungstechnologien (hybrid)
Regenerativ erzeugte Stromenergie direkt mittels Elektrolyse zur Energiespeicherung nutzen – sukzes-
sive Substitution von Erdgas durch Wasserstoff – anfangs zur Lastspitzenabfederung, schließlich zur
100%-igen Versorgung auf der Basis regenerativer Energieträger, Bereitstellung von Wasserstoff für End-
nutzer
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
☒
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Ziel 4:
Moderne und nachhaltige Energieregion
/ Handlungsempfehlung 1:
Förderung von Ansätzen inno-
vativer Energieerzeugung, -versorgung und-speicherung
, Handlungsempfehlung 3:
Schaffung und Nutzung
von Anwendungsclustern für innovative Energiekonzepte
, Handlungsempfehlung 4:
Nachnutzungsvorha-
ben alter Kraftwerksstandorte für innovative Energiekonzepte
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
☒
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
☒
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
☒
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
EKP 2030
-
„Dieser Umbau geht mit großen Herausforderungen einher. Dazu gehört beispiels-
weise, dass die derzeit überwiegend zentrale und fossile Kraftwerksstruktur durch dezentrale, vor allem re-
generative Erzeugungseinheiten ergänzt beziehungsweise ersetzt werden wird.“
37
Steckbrief II:
Energiemodellregion Lausitz
Themenschwerpunkt:
Intelligente Netze
Inhaltliche Untersetzung:
Energetisch betrachtet ist die Abkehr von einer starren, angebotsorientierten Energieversorgung hin zu einer
sektoriellen Energienachfrage anzustreben, die sich auf stationäre wie auch auf mobile Anwendungen er-
streckt. Die intelligenten Netze bilden ein dynamisch regelbares hochflexibles Energieversorgungssystem, mit
dem Ziel einer „zero emissions“ Energieversorgung in der Lausitz. Die Bereitstellung von Energie aus rege-
nerativen Energieträgern durch Unternehmen und Privathaushalten aus der Region ist passgenau in das
elektrische und thermische Energiesystem zu integrieren.
Ein besonderer Aspekt in der Energiemodellregion soll der abgestimmte, optimierte, effiziente und parallele
Betrieb von dezentralen und zentralen Energiebereitstellungs- und -nutzungsanlagen im Bereich Strom und
Wärme sein. Voraussetzung hierfür ist neben einer umfassenden informationstechnischen Erschließung und
Koppelung aller Komponenten der intelligenten Netze und leistungsfähige Algorithmen zu deren Überwa-
chung und Steuerung ebenfalls die Implementierung innovativer Betriebsführungskonzepte. Ausführungen
hierzu sind im Schwerpunkt „Effiziente innovative Hybrid-Kraftwerke“ enthalten. Entsprechende Investitions-
programme liegen z. B. für das Mitteldeutsche Revier für den Einsatz von H2 als Energieträger für verschie-
dene Wertschöpfungsstufen vor.
Eine besondere Rolle bei diesen Netzen kommt dabei auch der Anpassung der bestehenden Trinkwasser-
und Fernwärmenetze zu. Es geht nicht nur darum, dass das Trinkwassernetz die Versorgungssicherheit auf
dem Status quo absichert.
Die Wasserinfrastruktur wird maßgeblich Einfluss auf die Ansiedlungsmöglichkeiten künftiger Gewerbe- und
Industriestandorte sowie auf den Zuzug von Menschen haben. Das Wassermanagement ist auf diese Zukunft
vorzubereiten und auszubauen. Die Wertschöpfungsketten rund um die Wasserinfrastruktur sind auf diese
Herausforderungen anzupassen. Es wird ein integriertes Wasserversorgungsmanagement ebenso wie eine
mittels KI gesteuerte Ketten- und Kaskadennutzung von Wasser benötigt. Dabei sind intelligente Ressour-
cenverteilungen sowie eine vernetzte, sektorenübergreifende Infrastruktur notwendig.
Die komplexe Aufgabe der Wasserverfügbarkeit wird nur über intelligente Zufluss-Steuerung und intelligente
Verteilnetze zu lösen sein. Die Nutzung von Abwärme sowie die intelligente Anbieter- und nutzeroffene Netz-
einspeisung ist eine weitere Schlüsseltechnologie für die Energiemodellregion Lausitz. Im Kern geht es da-
rum, mittels der eingangs beschriebener Technologien und methodischen Ansätze eine möglichst CO2-neut-
rale Ansiedlung von neuen Wertschöpfungsketten zu sichern.
Ausgangssituation in Sachsen:
Durch starke Abwanderung und mangelnden Zuzug kann die notwendige Basis-Infrastruktur in den ländlichen
Regionen nicht sinnvoll aufrechterhalten werden. Dies betrifft sowohl die elektrische Energieversorgung und
die Wasserversorgung als auch die Nahwärmeversorgung. Den Unternehmen fehlen Fachkräfte und die Wirt-
schaftsleistung sowie öffentliche Steuereinnahmen, die für Investitionen benötigt werden, gehen zurück – da-
mit gehen Zukunftschancen verloren. Darüber hinaus verliert die Lausitz durch den Ausstieg aus der Kohle-
verstromung die Rolle als bedeutender Energielieferant in Deutschland. Dies hat weitreichende Auswirkun-
gen, auch auf die lokale Infrastruktur, da diese an der Kohleverstromung ausgerichtet war, als Beispiel sei
hier die Nahwärmeversorgung genannt.
38
Vision für Sachsen 2038:
Wir vernetzen in Sachsen vorhandene zentrale mit neuen dezentralen Energietechnologien und schaffen die
Grundlage für eine nachhaltige Basisinfrastruktur sowie eine verbrauchsorientierte und zuverlässige Energie-
versorgung.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sichtbarkeit Sachsens im Bereich neuartiger Quantenbits (Qubits) und Höchstleistungsrechnerkonzepte
sowie deren Kombination durch Aufbau- und Verbindungstechnologien in der Elektronik und den Materi-
alwissenschaften.
Transformation der Energiemodellregion Lausitz zur sektoriell verbrauchs-orientierten flexiblen „zero
emission“ Versorgung mit neuen Produkt- und Dienstleistungsangeboten für intelligente Energiesysteme.
Beispiele/Projektvorschläge:
Projekt: „Autarke regionale Energieversorgung im heterogenen Netz (inkl. H2) unter Verwendung von
Methoden der KI +QC“
Schwerpunkte:
Instantane KI-Prognosen zu Verbrauch und Erzeugung
Instantane Preisbildung und sektoriell algorithmischer Vertragsschließung zwischen IoT-Netzteilnehmern
Effiziente innovative Hybridkraftwerke
Beispiele:
National 5G Hub
Innovationskraftwerk Dresden-Reick
EU-Projekt Power2Power
Projekt: „Fernwärme und Wasserstoffversorgung“
Schwerpunkte:
Das bereits existierende LEAG /kommunale Fernwärmenetz wird zu einem interkommunalen modernen
Niedrigtemperatur-Fernwärmenetz basierend auf innovativen thermodynamischen Wandlern wie Groß-
wärmepumpen umgewandelt und ausgebaut.
Projekt: „Trinkwassernetze“
Schwerpunkte:
bestehendes Trinkwassernetz ist auf die demografischen und wasserwirtschaftlichen Bedürfnisse, welche
sich aus dem Strukturwandel ergeben, anzupassen (Leitungsquerschnitte verkleinern, etc.)
Durch modularen Netzaufbau stabile Versorgungssicherheit gewährleisten (z. B. kontaminierte Leitungen
als alternative Wasserwagen)
Projekt: „Flexible Arbeitsorganisationen“
Schwerpunkte:
Mobilitätssysteme, die Verbrauchsspitzen voraussehen und abflachen
Städte, die Nahverkehr durch intelligente Transportbuchungssysteme und Sharing flexibilisieren
Häuser, die Verbraucher smart an und abschalten
Tele-Teamarbeitsplätze mit virtueller und augmentierter Realität.
Projekt: „Handel und Vermarktung“
Schwerpunkte:
digitale Direktvermarktung
39
Plattformstrategien von Produzenten
Prosumer-Konzepte
virtuelle regionale Marktplätze
KI-basierte Empfehlungen im regionalen Kontext
dynamische Preisanpassungen
Virtual Reality-Marketing-Konzepte
digitalisierte Mitwirkungsmöglichkeiten der Verbraucher beim Produktions- und Lieferprozess
Projekt: „Langlebige und stabile Netz-Software, - Modellierung und Simulation“
Schwerpunkte:
Modellierung und Simulationen von Energiesystemen und -netzen, auch von Verkehrs-, Wasserver-
brauchs-, Recycling- und demografischen Prozessen.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Dresden, HTW Dresden, HSZG
Fh-IEG, Fh-IZM ASSID, Fh-IPMS, Fh-IKTS,
Fh-EAS, Fh-IWS, Fh-IEG HZDR, L-IPF, DLR
Industrieunternehmen (Siemens Görlitz, Yados Hoyerswerda, u. a.)
Zusammenfassung:
Intelligente Netze mit stärkerer Kopplung aller Energiesektoren (Elektrizität, Gas, Wärme) durch Integra-
tion neuer Typen von Verbrauchern, Speichern (z. B. Batteriesysteme, thermische Speicher) und Ener-
giewandlern (z. B. Power-to-Heat, Power-to-Gas- / Gas-to-Power) und intensive informationstechnische
(KI-basierte) Vernetzung unter Ausnutzung der Vorteile des Quantencomputings (QC).
Echtzeitsimulation von Verbraucherverhalten und Netzreaktionen: Entwicklung von Algorithmen für effizi-
ente, dezentrale, vernetzte und autonom agierende Energieversorgungstrukturen mit einer Vielzahl an
Sensoren und Reglern unter Ausnutzung der zeitkritischen Optimierungsvorteile des Quantencomputings
(QC).
Integration: Erneuerung und Nutzung der bestehenden Energieinfrastruktur in der Energiemodellregion
Lausitz für systemische Untersuchungen für gemischt zentral und dezentral strukturierte Energieversor-
gungsstrukturen, Nahwärmeversorgung und Wasserversorgung.
Bereitstellung von Energie aus regenerativen Energieträgern durch Unternehmen und Privathaushalten
aus der Region ist passgenau in das elektrische und thermische Energiesystem zu integrieren – für stati-
onäre wie auch auf mobile Anwendungen.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
☒
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Ziel 4:
Moderne und nachhaltige Energieregion /
Handlungsempfehlung 1:
Förderung von Ansätzen inno-
vativer Energieerzeugung, -versorgung und -speicherung
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
☒
Zukunftsfeld 4: Energie
☒
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
40
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
EKP 2030 - „Zur Sicherung einer stabilen Versorgung bei stetig wachsendem Anteil volatil ein-
gespeister Strommengen aus erneuerbaren Energien müssen Erzeugung und Verbrauch von Strom stärker
koordiniert werden. Intelligente, durch digitale Technologien gesteuerte Netze in Verbindung mit der optimier-
ten Steuerung und Automatisierung von Energieumwandlungsprozessen und Energienutzung bilden hierfür
eine wichtige Grundlage.“
41
Mission 2: Wasserstoffmodellregion Sachsen
Steckbrief III
Wasserstoff in Sachsen
Themenschwerpunkte:
Wissenschaft und Forschung / Energie / Industrie / Mobilität
Inhaltliche Untersetzung:
Um die langfristigen energie- und klimapolitischen Ziele der Europäischen Union, Deutschlands und Sachsens
– im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris – zu erreichen, ist eine weitgehende Substitution fossiler
Energieträger in allen Sektoren notwendig, insbesondere in der Industrie, Mobilität, Energie- und Wärmever-
sorgung. Dies bedingt die konsequente Fortsetzung des Ausbaus von erneuerbaren Energien, die Sektor
übergreifende Forcierung der Elektrifizierung und den Einsatz von klimaneutralen Alternativen, für Anwen-
dungen, die auch langfristig nicht elektrifizierbar sind.
Wasserstoff bietet die Möglichkeit vorhandene technologische Lücken zu schließen, die Sektorenkopplung zu
intensivieren und die Defossilisierung aller Sektoren ökonomisch, ökologisch und sozial gerecht voranzutrei-
ben. Wir wollen die Weichen stellen, damit Wasserstoff – als Energieträger im dezentralen und dekarbonisier-
ten Energie- und Mobilitätssystem der Zukunft – eine große Rolle spielen kann.
Seine theoretisch unbegrenzte Verfügbarkeit, seine Speicher- und Transportierfähigkeit sowie seine Nutzbar-
keit als koppelndes Element machen Wasserstoff attraktiv und unverzichtbar. Gleichzeitig bieten Wasserstoff-
technologien ein großes Wertschöpfungspotenzial. Dadurch gewinnen Technologien, Produkte und Ge-
schäftsmodelle, um Wasserstoff zu produzieren, zu transportieren, zu speichern und anzuwenden eine be-
sondere Bedeutung. Die Chancen und Möglichkeiten, die sich durch den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft
bieten, wollen wir im Freistaat Sachsen nutzen.
Ausgangssituation in Sachsen:
Sachsen ist mit seinen Kraftwerksstandorten bereits Energieregion und verfügt nicht nur über die notwendige
Infrastrukturanbindung, sondern auch über gut ausgebildete Fachkräfte mit energietechnischem Knowhow
und innovative Unternehmen. Diese strategischen Stärken wirken sich positiv auf die Nutzung von Wasser-
stoff als Energieträger aus. Schwächen gegenüber anderen Bundesländern sind die geografisch bedingten,
teilweise geringeren Erzeugungspotenziale und der aktuell im Vergleich zu anderen umliegenden Bundeslän-
dern sehr schwache Bestand an Anlagen der Erneuerbaren Energiegewinnung und der viel zu geringe Aus-
bau dieser. Außerdem fehlen in Sachsen die geologischen Voraussetzungen für natürliche Untergrundspei-
cher. Als Chance wird die gute technische und politische Vernetzung Sachsens mit seinen Nachbarbundes-
ländern gesehen, auf deren Basis Erzeugungs- und Speicherkapazitäten kooperativ ausgebaut werden kön-
nen.
Vision für Sachsen 2038:
Unser Ziel ist die Industrialisierung von Wasserstofftechnologien in Sachsen für den globalen Markt. Zugleich
wollen wir beispielgebend für den Einsatz von Wasserstoff als Baustein für nachhaltige und klimafreundliche
Industrie, Mobilität, Wärme- und Energieversorgung sein.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Vorteilhaft ist dabei, dass Sachsen mit seinen Kraftwerksstandorten in Mitteldeutschland und der Lausitz be-
reits Energieregion ist und nicht nur über die notwendige Infrastrukturanbindung, sondern auch über gut aus-
gebildete Fachkräfte mit energietechnischem Knowhow und innovative Unternehmen verfügt. Diese strategi-
schen Stärken können sich positiv auf die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger an diesen Standorten
im Sinne der Transformation an diesen auswirken.
42
Der Freistaat Sachsen ist zudem ein exzellenter Wissenschafts- und Forschungsstandort. Der Forschungs-
standort Sachsen ist im Bereich der Wasserstofftechnologien thematisch breit und qualitativ sehr hochwertig
aufgestellt. Sachsen verfügt über eine hohe Dichte an Forschungseinrichtungen und industriellen Akteuren,
die sich untereinander seit Jahren eng vernetzen und Vorhaben zur Technologieentwicklung umsetzen konn-
ten. Die verschiedenen Forschungsarbeiten bilden die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette (Herstel-
lung, Speicherung, Transport, Nutzung/Anwendung) ab.
Beispiele/Projektvorschläge:
Die für das Thema Wasserstoff als Energieträger wichtigsten Ideen für systemische Projekte in Sachsen sind
LHyVE – der geplante Wasserstoffring um Leipzig (Transport/Anwendung – exemplarisch sei hier auf die
P2X-Anwendungen im Zusammenhang mit dem Flughafen Leipzig verwiesen), LauHy (Erzeugung/Speiche-
rung), das Reallaborvorhaben Referenzkraftwerk Lausitz (Erzeugung/Speicherung/Infrastruktur), das Zent-
rum für grünen Wasserstoff in Dresden (Forschung/Elektrolyse) sowie die Projekte H2-SARA (Elektrolyse/BZ)
und Clean Energy City in Chemnitz (Erzeugung/Transport/Anwendung).
Mit der Idee des „Hydrogen and Mobility Innovation Center“ (HIC) konnte sich der HZwo e.V. und seine Mit-
glieder erfolgreich in der ersten Runde des Bundeswettbewerbs für das deutsche Technologie- und Innovati-
onszentrum Wasserstoff durchsetzen. Das HIC will künftig die Brücke zwischen Forschung und Wertschöp-
fung bauen und die Wasserstoffmobilität aus dem Labor und der Kleinserie in den Mittelstand und die Groß-
serie heben.
Dazu können weitere Wasserstoffmobilitätsprojekte im öffentlichen Verkehrssektor sowie einzelne Projekten-
gagements der Industrieunternehmen vor Ort einen wesentlichen Beitrag leisten.
Am Flughafen Leipzig (Sachsen) entsteht mittelfristig ein nicht unerheblicher Bedarf an synthetischem Kero-
sin. In Zeitz (Sachsen-Anhalt) existiert am Zucker-Ethanol-Verbundstandort eine große biogene C02 Punkt-
quelle, und es besteht Interesse zur Produktion synthetischer Kraftstoffe. Das genannte Potenzial ist folglich
nur durch Nutzung der Synergie beider Bundesländer nutzbar.
Der Anteil an erneuerbarem Strom in Sachsen-Anhalt liegt bei ca. 55 %, in Sachsen nur bei 13 %. Damit
Sachsen auch von dem Potenzial an erneuerbarem Strom in Sachsen-Anhalt profitieren kann, braucht es
grünen Wasserstoff, der z.B. in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) in Kavernen zwischengespeichert werden
kann.)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Wasserstoff ist ein Querschnittsthema, welches alle unter den Themenschwerpunkten genannten Branchen
verknüpft.
Die sächsische Akteurslandschaft ist gut aufgestellt und bereits heute mit über 200 Projekten auf dem Weg
in die Zukunft. Engagiert sind v. a. Fernnetzbetreiber Gas, Verteilnetzbetreiber, kommunale Energieversorger,
Produzenten technischer Gase, wie die Linde AG in Dresden, sowie größere Wirtschaftsunternehmen und
KMU insbesondere im Anlagenbau. Dazu kommen eine Vielzahl im Bereich Wasserstofftechnologien sehr gut
aufgestellte Forschungseinrichtungen (Hochschulen, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtun-
gen).
Die Akteure sind in den Branchennetzwerke Energy Saxony e.V., HYPOS e.V. sowie dem Innovationscluster
HZwo e.V. – Antrieb für Sachsen ausgezeichnet vernetzt.
Umfassende inhaltliche Zusammenfassungen der Stakeholder können auch:
der „HZwo Transferstudie“ des Innovationsclusters HZwo e.V.,
dem „Stakeholder-Dialog“ des Energy Saxony e.V.,
dem Kompetenzatlas „Energieinnovationen aus Sachsen“ der Wirtschaftsförderung Sachsen entnommen
werden.
43
An dieser Stelle sei auch auf die geplante Aktivitäten des Fraunhofer IEG in Zittau zur Systemintegration
von Elektrolyseuren und sektorengekoppelten Infrastrukturen, die Aktivitäten des IWU mit den Standorten
DD, Chemnitz, Görlitz und Zittau. IEG mit Zittau. Elektrolyse am IFAM DD und das IKTS mit den Brenn-
stoffzellen und den Batteriespeichern, die Brennstoffzellenproduktion mit IWU und IWS verwiesen.
Zusammenfassung:
Sachsen verfügt über sehr gut Voraussetzungen die vielfältigen Chancen die sich aus der zunehmenden
Nutzung von Wasserstoff als Energieträger ergeben zu profitieren.
Der Freistaat Sachsen hat für das komplexe und branchenübergreifende Thema Wasserstoff die sächsische
Wasserstoffstrategie erarbeitet. Diese bettet sich in die europäische und nationale Rahmensetzung ein und
gestaltet die dort vorhandenen Spielräume unter Berücksichtigung der sächsischen Besonderheiten aus.
In der sächsischen Wasserstoffstrategie werden konkrete Maßnahmen erarbeitet, die darauf abzielen Stärken
auszubauen, Schwächen auszugleichen und die Risiken zu minimieren, um so die Chancen einer landesspe-
zifischen Wasserstoffwirtschaft zu nutzen.
Dabei hat die Strategie die gesamte Wertschöpfungskette im Blick; von der Produktion notwendiger Anlagen
und Komponenten, über die Erzeugung, den Transport und die Speicherung von Wasserstoff bis hin zu des-
sen Anwendung. Ebenfalls betrachtet werden strategische Aspekte, die sich aus der vorhandenen Strom- und
Gasinfrastruktur ableiten.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Schulterschluss und Erweiterung der Handlungsempfehlungen
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Sächsische Wasserstoffstrategie
Nein:
Benennung:
IMAG Wassersoff (SMEKUL (FF); SK; SMR; SMWA; SMWKT)
44
Mission 3: Kreislaufwirtschaft
Steckbrief IV
DAS Zentrum für zirkuläre Wirtschaft in der Lausitz aufbauen
Themenschwerpunkt:
Transfer in Produktion und Industrie
(Wertschöpfungsketten und Kreislaufwirtschaft)
Inhaltliche Untersetzung:
Die sächsische Lausitz entwickelt sich an ausgewählten Standorten wie Lauta, Rothenburg und Schwarze
Pumpe mit perspektivischer Erweiterung zu dem deutschlandweit herausragenden Zentrum für zirkuläres
Wirtschaften.
Ziel ist die Entwicklung geschlossener Produktkreisläufe, die wirtschaftlich effizient und ressourcenschonend
aus den verschiedensten industriellen Anwendungsbereichen wie Automobilindustrie, Leichtbau, Bausektor,
Chemie- oder Pharmabereich nachgefragt werden.
Zunächst an ein bis zwei Standorten sollen heute schon wirtschaftliche Prozesse der Wertstoffrückgewinnung
einen Nukleus für Innovationen und den Transfer von Pilotverfahren bilden. Mit Forschung und Entwicklung,
beginnend bereits in der Materialwirtschaft, sollen deutlich bessere Recycling- und Rezyklateinsatzquoten
erreicht werden.
Der vergleichsweise „junge“ Trend betrifft zahlreiche Wirtschaftssektoren und ermöglicht eine Standortidenti-
fikation. Vielfältige Bedarfsnachfragen sind national wie international zu erwarten. Mit der neuen Form der
wissenschaftlichen Begleitung aus Forschung, Qualifikation und raschem Transfer in eine breitgefächerte
Praxis (Rückgewinnung / Rückführung / erneute Verarbeitung zu Produkten; Maschinen- und Anlagentech-
nologie; Grundstoffproduktion) erhöht sich die Standortattraktivität für die Entwicklung neuer Wertschöpfungs-
ketten und Arbeitsplätze.
Es sollen bestehende Wertschöpfungsketten (Abfallentsorgung, Recycling, Energienutzung, …) erhalten und
neue Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze in Forschung, Technologieproduktion und „Kreislaufwirtschaft“
geschaffen werden.
Ausgangssituation in Sachsen:
Der Freistaat Sachsen bietet mit einer ausgeprägten Wissenschaftslandschaft, einer ingenieurtechnisch ge-
prägten Wirtschaft und den besonderen Rahmen, des durch den Bergbau bedingten Strukturwandels, sehr
gute Voraussetzungen dafür, dass sich die bereits bestehenden Standorte v.a. in der Lausitz zum deutsch-
landweit führenden Zentrum für zirkuläres Wirtschaften zunächst für Leichtbau, Verpackungen, Batterie- ,Bau-
stoff- und Phosphorrecycling, Wassersystemtechnologie und Bioökonomie weiterentwickeln. Dies gilt für die
Entwicklung neuer Materialien, Grundstoffe und Prozesstechnologien ebenso, wie für die Produktion Sektor
bezogener Komponenten, Anlagen, spezifischer Recycling- oder Aufbereitungs- sowie digitaler Technologien
bis hin zur Nutzung von Abwärme und synergetisch vernetzter, klimaneutraler Energiebereitstellung. Diese
Entwicklung zur Herstellung und Rückgewinnung ressourcenschonender Materialien und wertvoller Roh-
stoffe, wie der hierfür notwendigen Technologien und Komponenten für den nationalen, europäischen wie
globalen Markt, stellt für Sachsen am Beginn eines sich rasch entwickelnden Trends eine besondere Chance
dar, die es zu nutzen gilt. Der Aufbau der hierfür notwendigen Netzwerke zwischen Wissenschaft und Wirt-
schaft sollte Unterstützung finden.
Vision für Sachsen 2038:
Wir entwickeln Sachsen/die Lausitz zum Zentrum für zirkuläres Wirtschaften und steigern damit die Standor-
tattraktivität für Industrieansiedlungen. Den Knowhow-Vorsprung sichern wir durch F&E und überführen ihn
45
in großtechnische Anlagen. Wir wollen Technologien wertstoffgebunden entwickeln und hieraus erneut Pro-
duktion technischer Komponenten initiieren. Wertstoffketten sollen im Verbund mit produzierender Industrie
hergestellt, Arbeitsplätze gehalten und neu geschaffen und ein Businessmodell in Zusammenarbeit mit der
Politik entwickeln werden.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Know-how durch breite Themenbesetzung an der TU Dresden sowie der TU Bergakademie Freiberg
Hervorragende regionale Wissenschaftskompetenz, die sich im Maschinenbau, Leichtbau, der Verfah-
renstechnik, der Chemie, der Forst- und Wasserwirtschaft aktuell mit hoher Dynamik und im Verbund mit
Wirtschaftsverbänden mit den Herausforderungen Ressourcenverknappung, wachsende Zugangsprob-
leme zu Ressourcen und Schutz der Ökosysteme befasst
traditionelle Prägung der Region im Maschinen- und Anlagenbau, im Chemiesektor, in Land- und Forst-
wirtschaft
Attraktive und gut ausgebaute Standorte wie Lauta, Rothenburg, Schwarze Pumpe
Beispiele/Projektvorschläge:
Klärschlammverwertung - Phosphorrecycling mit bspw. Weiteraufbereitung für den Düngemittel- und Che-
miebereich
Asphalt- und Baustoffrecycling bis hin zur vermehrten Herstellung von Carbonbeton aus Recyclingmate-
rial
Großanlage für Batterierecycling für den Mobilitätsbereich.
Ausgewähltes Kunststoffrecycling: Leichtbau / Rückführung und ggf. Herstellung von Leichtbauelementen
Recycling von Windkraftanlagen-Rotoren und Flugzeugtragflächen
Die genannten Bereiche (Recycling von Phosphor, Baustoffen, Batterien, Leichtbauelementen) zählen zu
den prioritären Produktströmen, deren Entsorgung künftig mit möglichst hoher Wertstoffrückgewinnung zu
bewältigen ist.
Weitere Beispiele: Entwicklung von Batterierecyclingverfahren im industriellen Maßstab (z.B. Versuchs-
anlage des Fraunhofer IKTS in Freiberg)
o
Zweitnutzungskonzepte für alte Batteriemodule (z.B. BMW-Speicherfarm in Leipzig)
o
Förderung von Kohlenstoffkreislauf-Technologien (z.B. NK2-Netzwerk in Freiberg)
o
Carbon Capture and Utilization (z.B. in Elektrolyseverfahren am Fraunhofer IKTS in Dresden)
o
Produktion synthetischer Kraftstoffe aus Biomasse (z.B. InnoSynfuels am Fraunhofer IMWS in Frei-
berg)
o
Nutzung von Wassersystemtechnologien zur Kreislaufführung (v.a. im landwirtschaftlichen Bereich)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Dresden, TU Bergakademie Freiberg,
IKS e.V. im Verbund mit weiteren Landesverbänden der Recyclingbranche,
Standorte Lauta, Rothenburg, Boxberg und Schwarze Pumpe,
Unternehmen wie GELSENWASSER AG, Tesla, andere Automobilhersteller, BASF, Scholz Recycling (Me-
tallschrott und Batterie), LEAG
evtl. Einbeziehung von Erfahrungen der EU, EIB, KfW, DENA, Fraunhofer IKT (an IMWS angebunden), IKTS
(Einbindung von Wassersystemtechnologien) FEP, IVV (Dresden)
Über die genannten „Stakeholder“ hinaus, ist die Beteiligung folgender Akteure wichtig:
weitere Hochschulen z. B. Zittau/Görlitz, Chemnitz
Fraunhofer Institute (z. B. IWU, IKTS)
Helmholtzinstitut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF)
Leichtbau-Allianz Sachsen
Energy Saxony e.V. (AG Ressourcen, Recycling & Energie)
Landesverbände der Recyclingbranche: LVR, FIRE
Elbe-Flugzeug-Werke
46
- KMU als Treiber von Innovationen
Zusammenfassung:
Der Freistaat Sachsen bietet mit einer ausgeprägten Wissenschaftslandschaft, einer ingenieurtechnisch ge-
prägten Wirtschaft und den besonderen Rahmen, des durch den Bergbau bedingten Strukturwandels, sehr
gute Voraussetzungen dafür, dass sich die bereits bestehenden Standorte v.a. in der Lausitz zum deutsch-
landweit führenden Zentrum für zirkuläres Wirtschaften zunächst für Leichtbau, Verpackungen, Batterie- ,Bau-
stoff- und Phosphorrecycling, Wassersystemtechnologie und Bioökonomie weiterentwickeln. Dies gilt für die
Entwicklung neuer Materialien, Grundstoffe und Prozesstechnologien ebenso, wie für die Produktion Sektor
bezogener Komponenten, Anlagen, spezifischer Recycling- oder Aufbereitungs- sowie digitaler Technologien
bis hin zur Nutzung von Abwärme und synergetisch vernetzter, klimaneutraler Energiebereitstellung.
Die Herausforderungen und Chancen dieser Zukunftsmission bestehen für Sachsen darin,
1. dass F&E-Lösungen entwickelt werden können, die gerade auch für die mittelständisch geprägte sächsi-
sche Recyclingwirtschaft praxisgerecht und wirtschaftlich sind und einen schnellen Praxistransfer ermög-
lichen,
2. dass für die rückgewonnenen Wertstoffe ausreichend Abnahme auf dem Markt generell gesichert ist und
sich ein Rezyklateinsatz etablieren wird,
3. dass sich erhebliches Potential in der Forschung nach Technologien, welche die Effizienz sowohl der
Gewinnung heimischer Rohstoffe, als auch der Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen ermöglichen, aus
der Vernetzung dieser beiden Bereiche ergibt (siehe dazu die Sächsische Rohstoffstrategie)
4. dass in der Bewältigung der Bergbaufolgen ein besonderer Schwerpunkt auf einen funktionierenden loka-
len und regionalen Wasserkreislauf und die Entwicklung von Wassersystemtechnologien gelegt werden
sollte,
5. dass bei der Etablierung einer modernen Kreislaufwirtschaft von vornherein auf erneuerbare Energien und
deren Speicherung zu setzten ist,
6. dass smarte digitale Werkzeuge und Technologien entwickelt werden und ein eigenes Geschäftsfeld dar-
stellen,
7. dass für bereits diskutierte oder begonnene innovative Ansätze u.a. mit nachhaltigen Verpackungsmate-
rialien, Phosphorrecycling, Leichtbau (siehe Mission 10), Baumaterialien- und Batterierecycling oder bio-
gener Grundstoffproduktion (siehe Mission 6) ein dynamischer Hochlauf gelingt für heimische wie für Ex-
portmärkte,
8. dass die jeweils Sektor bezogenen Technologien, Prozesse und Anlagen auch selbst produktiv gesetzt
werden und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze v.a. mit starker Exportkomponente entstehen und
9. dass sich nahe an der Verfügbarmachung von Rohstoffen, Grundstoffen und Materialien auch neue Wert-
schöpfungsketten ergeben können.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Ziel 3
Innovative und leistungsfähige Wirtschaftsregion
Handlungsempfehlungen. 1
Entwicklung und Etablierung von Elementen der Kreislaufwirtschaft
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Abb. 5 Kreislaufwirtschaft
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Abb. 6 Substitution von Rohstoffen
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
47
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: Rohstoffstrategie – Leitlinie „Sachsen wird Sekundärrohstoffland“
48
Mission 4: Gesundheitsregion von morgen
Steckbrief V
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Gesundheit und Lebensqualität im ländlichen Raum und Digital Health
Inhaltliche Untersetzung:
Ein wesentlicher Lösungsansatz für den Fachkräftemangel bei der medizinischen Versorgung ist die Akade-
misierung und damit Attraktivitätssteigerung klassischer Heilberufe nach modernsten EU-Standards. Moderne
Versorgung im Gesundheitswesen erfordert eine interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit,
um den zunehmend komplexen Behandlungsmethoden und der Spezialisierung gerecht zu werden. Beson-
ders die Nutzung neuer Technologien (z. B. Robotik, Smart Devices) und innovativer Software mit künstlicher
Intelligenz nehmen stark zu. Dies führt zu einer neuen Behandlungskultur, welche in der Ausbildung von Be-
ginn an ein interdisziplinäres und interprofessionelles Lernen notwendig macht. Deshalb sollen die klassische
Separation und Parallelität in der Gesundheitsbildungslandschaft aufgelöst und in eine "Akademie für Heilbe-
rufe" integriert werden. Diese vereint zukünftig die Berufsausbildung vor Ort mit der Hochschulbildung am
Gesundheits-Campus der Hochschulmedizin Dresden und berücksichtigt die verschiedenen Formen an Bil-
dungseinrichtungen. Eine gemeinsame Lehrkörper- und Lehrraumstruktur ermöglicht dem individuellen Po-
tential des Nachwuchses entsprechend Wechsel und Weiterbildung vom Berufsabschluss über den Bachelor
bis zum Master sowie jede Form der Fortbildung. Vorgesehen sind Studiengänge u.a. für Hebammen, Physi-
otherapeuten/Physiotherapeutinnen, Medizinische Fachangestellte, Medizinisch-technische Radiologie-As-
sistenten/Assistentinnen, Logopäden/Logopädinnen. Das Kolleg soll auch über die Grenzen hinweg Men-
schen aus Polen und Tschechien adressieren, die nach den neusten EU-Standards ausgebildet werden und
danach auch barrierefrei im deutschen Gesundheitswesen tätig werden können.
Ausgangssituation in Sachsen:
Derzeit erfolgt die fachschulische Ausbildung in den Gesundheitsberufen an den Medizinischen Berufsfach-
schulen, die an die sächsischen Krankenhäuser angegliedert sind. Im Zuge der Akademisierung einzelner
Berufe muss eine Verlagerung dieser bisherigen Ausbildungsgänge als neue Studiengänge an die sächsi-
schen Hochschulen bzw. an die Berufsakademie erfolgen.
Vision für Sachsen 2038:
Die Lausitz hat den Ruf einer europäischen Region, in der zukünftige digitale Gesundheitstechnologien, insb.
digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft
transferiert werden und die dazu passfähige Ausbildung erfolgt.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien und eine moderne
Ausbildung in Gesundheitsberufen.
Beispiele/Projektvorschläge:
Gründung „Europäisches Kolleg für Heilberufe“ (siehe oben)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Universitätsklinikum Dresden
Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl-Gustav-Carus
49
Zusammenfassung:
In der Lausitz wird ein „Kolleg für Heil- und Gesundheitsberufe“ gegründet, das die Berufsausbildung vor Ort
mit der Hochschulbildung verbindet. Eine gemeinsame Lehrkörper- und Lehrraumstruktur ermöglicht dem in-
dividuellen Potential des Nachwuchses entsprechend Wechsel und Weiterbildung vom Berufsabschluss über
den Bachelor bis zum Master sowie jede Form der Fortbildung.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR: x
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Lausitz: Ziel 5
(Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge)
, HE 3 (
Pilotierung innovati-
ver Ansätze in der Gesundheitsvorsorge),
4
(Pilotierung innovativer Ansätze in der Gesundheitsversorgung
für den ländlichen Raum),
6
(Ausbau der Branchen- und Innovationskerne um Maschinen- und Anlagenbau
sowie Gesundheitswirtschaft)
MR
:
Ziel 1
(Attraktiver Wirtschaftsstandort & zentraler Industriestandort),
HE 6
(Ausbau der Branchen- und
Innovationskerne um Maschinen- und Anlagenbau sowie Gesundheitswirtschaft);
Ziel 3
(Digitalisierung, Bil-
dung & Kreativität),
HE 3 (
Ausbildung von Kompetenzen im Bereich E-Health, insbesondere im ländlichen
Raum).
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: KI-Strategie, Digitalisierungsstrategie, Fachkräftestrategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist grundsätzlich umsetzbar. Die Folgewirkungen einer landesweiten Ausbil-
dung für die Gesundheitsberufe an einer zentralen Einrichtung in der Lausitz für die anderen Regionen in
Sachsen müssen kritisch beleuchtet werden.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten können derzeit noch nicht eingeschätzt werden.
50
Steckbrief VI
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Gesundheit und Lebensqualität im ländlichen Raum und Digital Health
Inhaltliche Untersetzung:
Die Aufgabe des „Med-Tech-Zentrum Saxony“ (MTZS) soll die Erprobung neuer Technologien und Methoden
in der Region Lausitz sein, die vorher im Else-Kröner-Fresenius-Zentrum Dresden (EKFZ) mit seinen multi-
disziplinären Teams entwickelt wurden. Die verschiedensten innovativen Technologien im Gesundheitsbe-
reich (z. B. Smart Systems, Digitalisierung, Robotik, Software, 5G, Sensorik), die im EKFZ Dresden fokussiert
für den Einsatz am Patientenbett entwickelt werden, müssen nach ihrer Entwicklung für die Anwendung ge-
testet werden. Nach dem Proof-of-Concept im Dresdner Living Lab ist ihre Skalierbarkeit für die Fläche zu
prüfen und umzusetzen. Neben der Koordination der Erprobung der neuen Entwicklungen, der nachfolgenden
Weiterentwicklung/Anpassung dieser soll das MTZS zusammen mit starken Industriepartnern einen Grün-
derinkubator bilden, der es Aus- sowie Neugründungen im MTZS in der Region fördert und die vorhandene
Versorgungsstruktur verbessert (Recruitment-Vorteil für internationale Experten) und eine „verlängerte Werk-
bank“ für innovative Medizintechnik schaffen. Das ergibt Synergieeffekte zu geplanten außeruniversitären
Forschungszentren in der Region.
Ausgangssituation in Sachsen:
Bisher verfügt Sachsen über keine Einrichtung, die eine vergleichbare koordinierte Erprobung und Weiterent-
wicklung von Innovationen bis zur Marktreife leisten könnte.
Vision für Sachsen 2038:
Die Lausitz hat den Ruf einer europäischen Region, in der zukünftige digitale Gesundheits-technologien, insb.
digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft
transferiert werden und die dazu passfähige Ausbildung erfolgt.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien und eine moderne
Ausbildung in Gesundheitsberufen.
Beispiele/Projektvorschläge:
Gründung eines „Med-Tech-Zentrum Saxony (MTZS)“ (siehe oben)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Universitätsklinikum Dresden
TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl-Gustav-Carus Dresden
Else Kröner-Fresenius Zentrum
Zusammenfassung:
In der Lausitz wird ein Technologiezentrum gegründet zur Koordination der Erprobung neuer Entwicklungen,
der nachfolgenden Weiterentwicklung/Anpassung zusammen mit geeigneten Industriepartnern. Damit soll
diese Einrichtung zu einem Gründerinkubator werden, der Aus- und Neugründungen in der Region fördert
und die vorhandene Versorgungsstruktur verbessert.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR: x
51
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Lausitz: Ziel 5
(Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge)
, HE 3
(Pilotierung innovati-
ver Ansätze in der Gesundheitsvorsorge),
4
(Pilotierung innovativer Ansätze in der Gesundheitsversorgung
für den ländlichen Raum),
6
(Ausbau der Branchen- und Innovationskerne um Maschinen- und Anlagenbau
sowie Gesundheitswirtschaft)
MR
:
Ziel 1
(Attraktiver Wirtschaftsstandort & zentraler Industriestandort),
HE 6
(Ausbau der Branchen- und
Innovationskerne um Maschinen- und Anlagenbau sowie Gesundheitswirtschaft);
Ziel 3
(Digitalisierung, Bil-
dung & Kreativität),
HE 3 (
Ausbildung von Kompetenzen im Bereich E-Health, insbesondere im ländlichen
Raum).
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
Digitalisierungsstrategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist grundsätzlich umsetzbar.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten können derzeit noch nicht eingeschätzt werden.
52
Steckbrief VII
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Gesundheit und Lebensqualität im ländlichen Raum und Digital Health
Inhaltliche Untersetzung:
Das Zentrum für Infektiologie und Krankenhaushygiene (ZIKH) befasst sich mit Prävention, Diagnostik und
Therapie ambulanter, nosokomialer und importierter Infektionen mit multiresistenten Erregern sowie mit Pan-
demiemanagement. Infektionen, wie auch die aktuelle Pandemie zeigt, nehmen in allen medizinischen Fach-
bereichen einen zunehmenden Stellenwert ein. Ihre Prävention, Diagnostik und Therapie gewinnen aufgrund
einer steigender Resistenzentwicklung an Bedeutung. Die über alle Fachbereiche hinweg immer komplexer
werdende Medizin, z.B., Organtransplantation, Endoprothetik und Onkologie, steigert das Risiko der Patien-
ten, an behandlungsassoziierten Infektionen, insbesondere mit multiresistenten Erregern, zu erkranken. Das
ZIKH soll in Kooperation u. a. mit der Medizinischen Mikrobiologie eine qualitativ hochwertige Betreuung von
Patienten mit Infektionskrankheiten und eine kompetente Infektionsprävention in der Lausitz/Ostsachsen so-
wie grenzübergreifend sicherstellen. Das ZIKH berät die kooperierenden Krankenhäuser und ambulanten Ge-
sundheitseinrichtungen in allen Fragen der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention, einschließlich
der Koordination des Managements bei Ausbrüchen und führt Ausbruchsanalysen durch. Wie die COVID-19-
Pandemie zeigt, machen Infektionen weder vor Länder- noch vor Staatengrenzen halt. Daher soll das Zentrum
die Funktion der „Krankenhaus-Leitstelle“ für Ostsachsen mit einer Liaison-Funktion in die jeweiligen zustän-
digen Stellen der Nachbarländer wahrnehmen. Um die Attraktivität des öffentlichen Gesundheitsdienstes zu
steigern und Experten in diesen Mangelberufen auszubilden, wird das Zentrum ein bundesweit einmaliges
Curriculum für diesen Bereich entwickeln und Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitscampus
Dresden durchführen.
Ausgangssituation in Sachsen:
Infektionsschutz und Krankenhaushygiene liegen aktuell in der Verantwortung der einzelnen ambulanten Ein-
richtungen und Krankenhäuser. Eine koordinierte Strategieentwicklung erfolgt nicht.
Vision für Sachsen 2038:
Die Lausitz hat den Ruf einer europäischen Region, in der zukünftige digitale Gesundheits-technologien, insb.
digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft
transferiert werden und die dazu passfähige Ausbildung erfolgt.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien und eine moderne
Ausbildung in Gesundheitsberufen.
Beispiele/Projektvorschläge:
Gründung eines „Zentrum für Infektiologie und Krankenhaushygiene (ZIKH)“ (siehe oben)
Beteiligte Partner (Stakeholder);
Universitätsklinikum Dresden
Zusammenfassung:
Das neu zu gründende ZIKH befasst sich mit Prävention, Diagnostik und Therapie von Infektionen mit multi-
resistenten Erregern sowie mit Pandemiemanagement. Zugleich berät das ZIKH die kooperierenden Kran-
kenhäuser und ambulanten Gesundheitseinrichtungen in allen Fragen der Krankenhaushygiene und der In-
fektionsprävention.
53
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales( )
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: Fachkräftestrategie, Digitalisierungsstrategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist grundsätzlich umsetzbar.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten können derzeit noch nicht eingeschätzt werden.
54
Steckbrief VIII
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Gesundheit und Lebensqualität im ländlichen Raum und Digital Health
Inhaltliche Untersetzung:
Die Aufgabe des „Med-Tech-Zentrum Saxony“ (MTZS) soll die Erprobung neuer Technologien und Methoden
in der Region Lausitz sein, die vorher im Else-Kröner-Fresenius-Zentrum Dresden (EKFZ) mit seinen multi-
disziplinären Teams entwickelt wurden. Die verschiedensten innovativen Technologien im Gesundheitsbe-
reich (z. B. Smart Systems, Digitalisierung, Robotik, Software, 5G, Sensorik), die im EKFZ Dresden fokussiert
für den Einsatz am Patientenbett entwickelt werden, müssen nach ihrer Entwicklung für die Anwendung ge-
testet werden. Nach dem Proof-of-Concept im Dresdner Living Lab ist ihre Skalierbarkeit für die Fläche zu
prüfen und umzusetzen. Neben der Koordination der Erprobung der neuen Entwicklungen, der nachfolgenden
Weiterentwicklung/Anpassung dieser soll das MTZS zusammen mit starken Industriepartnern einen Grün-
derinkubator bilden, der es Aus- sowie Neugründungen im MTZS in der Region fördert und die vorhandene
Versorgungsstruktur verbessert (Recruitment-Vorteil für internationale Experten) und eine „verlängerte Werk-
bank“ für innovative Medizintechnik schaffen. Das ergibt Synergieeffekte zu geplanten außeruniversitären
Forschungszentren in der Region.
Ausgangssituation in Sachsen:
Bisher verfügt Sachsen über keine Einrichtung, die eine vergleichbare koordinierte Erprobung und Weiterent-
wicklung von Innovationen bis zur Marktreife leisten könnte.
Vision für Sachsen 2038:
Die Lausitz hat den Ruf einer europäischen Region, in der zukünftige digitale Gesundheits-technologien, insb.
digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft
transferiert werden und die dazu passfähige Ausbildung erfolgt.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien und eine moderne
Ausbildung in Gesundheitsberufen.
Beispiele/Projektvorschläge:
Gründung eines „Med-Tech-Zentrum Saxony (MTZS)“ (siehe oben)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Universitätsklinikum Dresden
TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl-Gustav-Carus Dresden
Else Kröner-Fresenius Zentrum
Zusammenfassung:
In der Lausitz wird ein Technologiezentrum gegründet zur Koordination der Erprobung neuer Entwicklungen,
der nachfolgenden Weiterentwicklung/Anpassung zusammen mit geeigneten Industriepartnern. Damit soll
diese Einrichtung zu einem Gründerinkubator werden, der Aus- und Neugründungen in der Region fördert
und die vorhandene Versorgungsstruktur verbessert.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
55
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Lausitz: Ziel 5
(Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge)
, HE 3
(Pilotierung innovati-
ver Ansätze in der Gesundheitsvorsorge),
4
(Pilotierung innovativer Ansätze in der Gesundheitsversorgung
für den ländlichen Raum),
6
(Ausbau der Branchen- und Innovationskerne um Maschinen- und Anlagenbau
sowie Gesundheitswirtschaft)
MR
:
Ziel 1
(Attraktiver Wirtschaftsstandort & zentraler Industriestandort),
HE 6
(Ausbau der Branchen- und
Innovationskerne um Maschinen- und Anlagenbau sowie Gesundheitswirtschaft);
Ziel 3
(Digitalisierung, Bil-
dung & Kreativität),
HE 3 (
Ausbildung von Kompetenzen im Bereich E-Health, insbesondere im ländlichen
Raum).
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
Digitalisierungsstrategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist grundsätzlich umsetzbar.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten können derzeit noch nicht eingeschätzt werden.
56
Mission 5: Intelligente Wirkstoffentwicklung
Steckbrief IX
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Pharmakologie, Bioökonomie, Biopharma und Wirkstoffforschung
Inhaltliche Untersetzung:
Mit der in Deutschland einmaligen Zusammenführung von Pharmazie und Medizin unter dem Dach einer
Medizinischen Fakultät und den damit verbundenen Neuberufungen entsteht in Leipzig aktuell ein Schwer-
punkt auf dem Gebiet der akademischen Wirkstoffentwicklung. Ein Forschungsbau, der die an der virtuellen,
synthetischen, experimentellen und präklinischen Wirkstoffentwicklung zentral beteiligten Akteure zusam-
menführt, wird die diesbezüglichen Aktivitäten von fünf mit Wirkstoffentwicklung befasster Sonderforschungs-
bereiche zusammenführen und soll als Nukleus weiterer neuer Verbundinitiativen wirken.
Die Berufung von Jens Meiler als Humboldtprofessor (höchstdotierter Forschungspreis in Deutschland) und
Direktor eines neuen Instituts für Wirkstoffentwicklung ist ein Fokus geschaffen, den die Medizinische Fakultät
strategisch ausbauen möchte. Insbesondere möchte die Medizinische Fakultät mit der hier vorgeschlagenen
Initiative den „Missing Link“ herstellen, der die Wertschöpfungskette im Bereich der Intelligenten Wirkstoffent-
wicklung im Mitteldeutschen Revier vervollständigt: existierende Stärken in der Grundlagenforschung Künst-
liche Intelligenz und Big Data:
Nationales Kompetenzzentrum für Big Data und Künstliche Intelligenz – ScaDS.AI (Dres-
den/Leipzig) an der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität (Leipzig) federführend
TU Dresden
Max-Plank-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften (Leipzig)
LIFE und LIFEChild Studien am Institut für Medical Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE)
der Medizinischen Fakultät (Leipzig)
werden so verbunden mit existierenden Stärken in der Herstellung und Testung neuer molekularer und zellu-
lärer Wirkstoffe
Universitätsklinikum der Universität mit der „Early Clinical Trials Unit (ECTUL)“ (Leipzig)
Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI (Leipzig)
Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG, Außenstelle
Leipzig)
SaxoCell und SaxoChild Initiativen (Sachsen)
Computergestützte Entwicklung, Produktion und klinische Testung nachhaltiger Impfstoffe und präziser Arz-
neimittel mittels Künstlicher Intelligenz führt die kritischen Entwicklungen der letzten 10 Jahre unter einem
Dach zusammen um Verständnis von Biologie zu revolutionieren und dadurch die nächste Generation von
Therapeutika zur Behandlung von Krankheiten zu entwickeln. Strategie ist es erfolgreiche Beispiele wie das
vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard Universität gegründete BROAD Institutes
in der heutigen Zeit zu denken.
Der ganzheitliche Ansatz inkludiert kleine Moleküle, Proteine, Antiköper, Vakzine und Zelltherapien. Entwi-
ckelte Methoden werden auf Zivilisationskrankheiten inklusive Krebs, angeborene/seltene Krankheiten und
Infektionskrankheiten angewandt. Dieser Ansatz befördert Synergien in Anwendung dieser neuen computer-
gestützten Methoden, insbesondere im Bereich der Präzisionsmedizin und der Entwicklung von Impfstoffen
zur Verhinderung zukünftiger Pandemien.
57
Ausgangssituation in Sachsen:
Existierende Strukturen in Sachsen und insbesondere im Mitteldeutschen Revier, die diese Initiative unter-
stützen inkludieren:
1. Integration der Pharmazie in der Medizinischen Fakultät Leipzig verbunden mit der Berufung von Hum-
boldtprofessor Jens Meiler als Direktor des Institutes für Wirkstoffentwicklung und fünf mit Wirkstoffent-
wicklung befasster Sonderforschungsbereiche (SFB 1423, SFB 1052, TRR 67, TRR 102, TRR 152)
2. Die Exzellenz im Bereich Künstliche Intelligenz und Big Data gegeben durch das Nationales Kompetenz-
zentrum für Big Data und Künstliche Intelligenz – ScaDS.AI (Dresden/Leipzig) an der Fakultät für Mathe-
matik und Informatik der Universität (Leipzig) und Max-Plank-Institut für Mathematik in den Naturwissen-
schaften (Leipzig); LIFE und LIFEChild Studien am Institut für Medical Informatik, Statistik und Epidemio-
logie (IMISE) der Medizinischen Fakultät (Leipzig)
3. Translationskapazitäten mit dem Universitätsklinikum der Universität mit der „Early Clinical Trials Unit (EC-
TUL)“, dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI, und dem Helmholtz-Institut für Meta-
bolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG), SaxoCell und SaxoChild Studien
Vision für Sachsen 2038:
1. Europaweit erstes akademisches Zentrum unter Nutzung von Monte Carlo Simulation gekoppelt mit Künst-
licher Intelligenz
2. Entwicklung innovativer Methoden der künstlichen Intelligenz generiert weltweite Alleinstellungsmerkmale
in der computergestützten Wirkstoffentwicklung
3. Ganzheitlicher Ansatz für kleine Wirkstoffe, Proteine, Antiköper, Vakzine, und Zelltherapien befördert Sy-
nergien in Anwendung dieser neuen computergestützten Methoden
4. Vervollständigung der gesamten Wertschöpfungskette von Entwicklung zur Produktion und klinischen Te-
stung in Zusammenarbeit mit existierenden Forschungseinrichtungen im Raum Leipzig
5. Hit-to-lead-Pipeline: Integration von experimentellem Hochdurchsatz-Screening (HTS) und schneller Opti-
mierung von Wirkstoffkandidaten
6. Optimierung von biologischen Wirkstoffkandidaten (Proteinen, Antikörper, Vakzinen) durch gerichtete Evo-
lution und Glykosylierung
7. Computergestütztes Design und experimentelle Optimierung viraler und nicht-viraler Wirkstoffabgabesys-
teme gekoppelt an Herstellungskapazitäten für klinische Studien
8. Zusammenarbeit mit Partnern im Raum Leipzig zur Produktion nach „Guter Herstellungspraxis“ – GMP
und klinischen Studien für zeitnahe Translation in die Anwendung
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Das Zentrum für Intelligenten Wirkstoffentwicklung entwickelt und nutzt Monte Carlo Computer Algorithmen
und Künstliche Intelligenz, um Wirkstoffkandidaten am Computer zu entwerfen, ein Ansatz, auf den sich zur-
zeit nur zwei größere Zentren in den USA konzentrieren. Wir integrieren Next-Generation Sequenzierung,
Hochdurchsatz-Screening und Strukturelle Charakterisierung und nutzen dadurch große Datensätze (Big
Data) die fortlaufend nach oben skaliert werden.
Im Gegensatz zu den Vorbildzentren in den USA bildet das Zentrum für Intelligente Wirkstoffentwicklung in
Zusammenarbeit mit existierenden Forschungs- und klinischen Einrichtungen im Raum Leipzig und in Sach-
sen die gesamte Wertschöpfungskette und klinischen Studien ab:
1. Europaweit erstes akademisches Zentrum unter Nutzung von Monte Carlo Simulation gekoppelt
mit Künstlicher Intelligenz
2. Entwicklung innovativer Methoden der künstlichen Intelligenz generiert weltweite Alleinstellungs-
merkmale in Form von neuen Technologien in der computergestützten Wirkstoffentwicklung
58
Beispiele/Projektvorschläge:
1. Resistenzmutationen in Krebspatienten werden mit Präzision analysiert, um eine personalisierte Behand-
lungsstrategie mit optimaler Wirkstoffkombination vorzuschlagen
2. Computergestütztes Design entwickelt humane Antikörper, die Infektionskrankheiten durch virale Erreger
(COVID-19 Viren, Humanes Immundefizienz Virus – HIV, Influenza) nachhaltig, potent und breit neutrali-
sieren
3. Kenntnis der Funktionsweise dieser Antikörper erlaubt computergestütztes Design von Vakzinen, die mit
einmaliger Impfung lebenslang vor Krankheiten schützen, die durch diese Erreger ausgelöst werden
(Schweres Akutes Atemwegssyndrom – SARS, Erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom – AIDS, In-
fluenza)
4. Computergestütztes Design von Chimären Antigen-Rezeptoren – CARs für optimale Aktivität und Selekti-
vität in zellbasierter Immunotherapie (Zelltherapien) gegen Zivilisationskrankheiten inklusive Krebs, ange-
borene Krankheiten und Infektions-krankheiten (auch SARS-CoV-2)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Medizinische Fakultät der Universität Leipzig
Universitätsklinikum Leipzig
Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI (Leipzig)
Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG, Außenstelle Leipzig
SaxoCell, SaxoChild, LIFE und LIFE-Child-Initiativen
Nationales Kompetenzzentrum für Big Data und Künstliche Intelligenz – ScaDS.AI (Dresden/Leipzig) an
der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Leipzig
Max-Plank-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften Leipzig
Zusammenfassung:
Das Zentrum für Intelligente Wirkstoffentwicklung führt die kritischen Entwicklungen der letzten 10 Jahre unter
einem Dach zusammen, um Verständnis von Biologie zu revolutionieren und dadurch die nächste Generation
von Therapeutika zur Behandlung von Krankheiten zu entwickeln. Das Zentrum für Intelligente Wirkstoffent-
wicklung entwickelt und nutzt Monte Carlo Computer Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, um Wirkstoff-
kandidaten am Computer zu entwerfen, ein Ansatz, auf den sich zurzeit nur zwei größere Zentren in den USA
konzentrieren. Das Zentrum integriert Next-Generation Sequenzierung, Hochdurchsatz-Screening und Struk-
turelle Charakterisierung und nutzt dadurch große Datensätze (big/scalable data). Im Gegensatz zu den Vor-
bildzentren in den USA bildet dieses Zentrum für Intelligente Wirkstoffentwicklung in Zusammenarbeit mit
existierenden Forschungs- und klinischen Einrichtungen im Raum Leipzig und in Sachsen die gesamte Wert-
schöpfungskette inklusive Produktion nach „Guter Herstellungspraxis“ – GMP und klinischen Studien ab. Der
ganzheitliche Ansatz inkludiert kleine Moleküle, Proteine, Antiköper, Vakzine und Zelltherapien. Entwickelte
Methoden werden auf Zivilisationskrankheiten inklusive Krebs, angeborene Krankheiten und Infektionskrank-
heiten angewandt. Dieser Ansatz befördert Synergien in Anwendung dieser neuen computergestützten Me-
thoden, insbesondere im Bereich der Präzisionsmedizin und der Entwicklung von Impfstoffen zur Verhinde-
rung zukünftiger Pandemien.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
LR: Ziel 3
(Innovative und leistungsfähige Wirtschaftsregion),
HE 4
(Ausweisung / Erstellung großflächiger
und dauerhafter Entwicklungsflächen und Reallabore),
5
(Stärkung der Region als Forschungs- und Entwick-
lungsstandort);
Ziel 5
(Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge),
HE 5 (
Schaffung von Einrichtungen
für Forschung, Innovation und Wissenschaft)
59
MR: Ziel 1
(Attraktiver Wirtschaftsstandort & zentraler Industriestandort),
HE 7 (
Stärkung der Standortattrak-
tivität für Unternehmen in den wachsenden Bereichen BioTech und Life Science, Ernährung)
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt ( )
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und
Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens
technologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite
28
der Fortschreibung der Innovationsstrategie des Frei-
staates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe( )
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
Digitalisierungsstrategie, KI-Strategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist grundsätzlich umsetzbar. Sofern die Finanzierung sichergestellt werden kann, wäre dies ein
prioritäres Vorhaben.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten können derzeit noch nicht eingeschätzt werden.
60
Mission 6: Bioökonomie, Biotech und Biopharma
Steckbrief X
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Pharmakologie, Bioökonomie, Biopharma und Wirkstoffforschung
Inhaltliche Untersetzung:
Die Medizin befindet sich in einem Wandel. Sie soll künftig stärker auf die individuellen Bedingungen der
Patienten ausgerichtet sein. Dies bedeutet insbesondere auch den Einsatz neuer Medikamente. Insofern sind
neue digitale und KI-basierte Fertigungs- und Anwendungsmethoden genauso gefragt wie der Einsatz besser
verträglicher und ressourcenschonender Rohstoffe. Ein Instrument dafür können Verfahren des Biopharming
(genetisch veränderte Nutzpflanzen = „grüne“ Gentechnik) auf Basis natürlicher Ausgangsstoffe sein. Sie
werden in den kommenden Jahren maßgeblich Eingang in die medizinische Anwendung finden und damit
auch hohe Wachstumszahlen für die Pharmaindustrie generieren (= „rote Gentechnik“).
In der Lausitz soll ein ganzheitliches und innovatives Biopharming-Projekt als Sinnbild moderner und nach-
haltiger pharmakologischer Forschung inkl. zukunftsträchtiger Fertigungstechnologien sowie medizinischer
Anwendungen geschaffen werden. Dafür sollen Vorhaben der Grundlagenforschung genauso stattfinden wie
anwendungsnahe Pilot-Projekte. Zentral geht es um die Produktion biogener Arzneimittel aus nachwachsen-
den und biogenetisch veränderten Rohstoffen und deren Anwendung am Menschen unter Reallaborbedingen.
Im Fokus steht die Präzisionsmedizin für altersbedingte Erkrankungen. Die neuen Medikamente und Produkte
werden in präklinischen Studien sowie in modernen klinischen Studien validiert. Bei den klinischen Studien
werden die regionalen Besonderheiten der Lausitz sowie die Stärken und Kompetenzen der TU Dresden z.
B. durch den Einsatz telemedizinischer Ansätze in den bestehenden regionalen Zentren/Krankenhäusern in
der Lausitz mit digitalen Gesundheitstechnologien verknüpft und zu einer Einheit zusammengeführt. Hierbei
entsteht eine zukunftsweisende Synergie zwischen den regionalen Zentren/Krankenhäusern in der Lausitz
und dem Potenzial der Digitalisierungstechnologien in der akademischen Medizin.
Ausgangssituation in Sachsen:
Der Freistaat Sachsen ist ein Standort hochkompetenter und hochinnovativer der medizinischen und pharma-
kologischen Forschung. Mit seinen beiden medizinischen Fakultäten sowie den zahlreichen außeruniversitä-
ren Forschungseinrichtungen in den Regionen Dresden und Leipzig verfügt er über exzellente Netzwerke, die
insbesondere für die Pharmaunternehmen in und außerhalb Sachsens kompetente Partner für hochinnovative
Produkte bereitstellen. Etwa 300 Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen kooperieren be-
reits mit den sächsischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Molekulares Bioengineering und Bio-
informatik gehören zu den Schwerpuntthemen.
Außerdem nehmen die Kooperationen zwischen Leipzig und Dresden stetig zu. Dies führt u.a. dazu, mit dem
SaxoCell ein mit 45 Mio. € durch das BMBF finanziertes Zukunftscluster nach Sachsen zu holen. Darüber
hinaus ist der Freistaat der Sitz zahlreicher FuE-Partner sowie Unternehmen des Maschinen- und Anlagen-
baus sowie der Fertigungstechnologien.
Die Lausitz verfügt mit ihrer Nähe zum überregionalen Zentrum Dresden und den Hochschulen in Dresden,
Zittau/Görlitz übe die Basis, sich zu einem forschungsbezogenen Innovationszentrum mit innovativen nach-
haltigen Produkten zu entwickeln. Die traditionelle Prägung im Maschinen- und Anlagenbau, im Chemiesektor
sowie in der Land- und Forstwirtschaft bieten dafür entsprechende Anwendungsbereiche.
Vision für Sachsen 2038:
Sachsen kann sich durch die Umsetzung des Vorhabens als Standort einer zukunftsorientierten Medizin prä-
sentieren. Das Projekt bietet die Chance, einen holistischen Ansatz zur Umsetzung einer innovativen, res-
sourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Strategie zu schaffen. Das CRISPR/Cas basierte Biopharming in
61
lebenden pflanzlichen Organismen ermöglicht es, Klimaschutz und biopharmazeutische Produktionstechno-
logie Hand in Hand voranzubringen.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen kann mit der Umsetzung des Projekts eine Vorreiterrolle für nachhaltige Pharmaentwicklung- und
Produktion einnehmen. Aufgrund der Lage und strukturpolitischen Voraussetzungen bietet sich die Lausitz
als Standort an. Potenzielle Effekte ergeben sich wie folgt:
Signifikanter Beitrag für eine klimaneutrale pharmazeutische Produktion;
Ansiedlung weiterer akademischer Projekte und Anstoß für weitere wissenschaftliche Innovation;
Stärkere Nutzung und Ausbau vorhandener interdisziplinärer Verbünde (Medizin, Biotechnologie, Anla-
genbau, Chemie, Landwirtschaft) z.B. über Kooperation mit dem Projekt „DAS Zentrum für zirkuläre Wirt-
schaft und Bioökonomie in der Lausitz“.
Ansiedlung nachhaltiger Industrie und Wertschöpfungsketten mit Raum für Spin-Offs, Start-Ups, Think-
Tanks und Inkubatoren;
Schaffung attraktiver sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze im Forschungs-, Medizin und Pharma-
sektor.
Beispiele/Projektvorschläge:
Das Vorhaben besteht aus mehreren Teilprojekten:
1) Es nutzt methodisch das CRISPR/Cas basierte Biopharming. Damit soll die Herstellung von medizinisch
relevanten pharmazeutischen Wirkstoffen in Pflanzen oder Pflanzenzellkulturen gelingen. Dies kann auch
eine synthetisch optimierte Wirksamkeit und Verträglichkeit umfassen (Lead-Optimierung). Vor allem kann
auf die Nutzung tierischer Zellen oder embryonaler Eier sowie auf die biotechnologische Produktion von
Nukleotiden und Enzymen verzichtet werden. Als „Rohstoff“ wird die Tabakpflanze genutzt.
2) Die klinische Anwendung der hergestellten Pharmaka erfolgt über dezentrale klinische Studiendesigns mit
KI-basiertem Datenmanagement in Zusammenarbeit mit lokalen Kliniken in der Lausitz mit telemedizini-
schen Systemen zur Optimierung der medizinischen Versorgung komplexer überwiegend altersbezogener
Krankheiten (insbesondere kardiologische, onkologische, immunologische und metabolische Erkrankun-
gen).
3) Als Partner soll das Verbundprojekt „DAS Zentrum für zirkuläre Wirtschaft und Bioökonomie in der Lausitz
aufbauen“ integriert werden.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Dresden (Biomedizinische Technik, Software & adaptive Programmierung,
Datentechnologie, telemedizinische Anwendungen, Health Kit, Verfahrenstechnik & Umwelttechnik)
Hochschule Zittau-Görlitz (Pharmazeutische Biotechnol., "Bioplatz")
Universität Leipzig (Pharmazie, Institut für Innovation im Rational Drug Design, RosettaAntibodyDesign)
Novartis AG
Krankenhäuser in der Lausitz
Zusammenfassung:
In der Lausitz wird ein Forschungsstandort der TU Dresden gegründet, der sich mit neuen Methoden des
Biopharming zur Herstellung von Medikamenten aus Pflanzen beschäftigt. Dabei werden sowohl fertigungs-
technologische Verfahren entwickelt wie klinische Anwendungsstudien in den Partner-Krankenhäusern der
Region durchgeführt.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
62
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
LR: Ziel 3
(Innovative und leistungsfähige Wirtschaftsregion),
HE 4
(Ausweisung / Erstellung großflächiger
und dauerhafter Entwicklungsflächen und Reallabore),
5
(Stärkung der Region als Forschungs- und Entwick-
lungsstandort).
Ziel 5
(Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge),
HE 5 (
Schaffung von Einrichtungen
für Forschung, Innovation und Wissenschaft)
MR: Ziel 1
(Attraktiver Wirtschaftsstandort & zentraler Industriestandort),
HE 7 (
Stärkung der Standortattrak-
tivität für Unternehmen in den wachsenden Bereichen BioTech und Life Science, Ernährung)
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: Fachkräftestrategie, Digitalisierungsstrategie, KI-Strategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung: Das Vorhaben scheint grundsätzlich umsetzbar und bietet eine hohe Attraktivität für den Phar-
mastandort Sachsen. Gleichfalls werden zahlreiche Parameter zur Umsetzung (Was genau bis wann mit wel-
chen Bedarfen durch wen?) für eine umfassende Bewertung jedoch nicht benannt.
Die TU Dresden setzt sich seit langem für die Umsetzung des Vorhabens in der Lausitz ein. (1.) Aufgrund der
Nähe zu Dresden sowie (2.) bereits vorhandenen und weiter anwachsenden Partnern aus Wissenschaft, For-
schung und Industrie und (3.) der dortigen Bedingungen (wenige, aber kooperationswillige Krankenhäuser,
überalterte Bevölkerung, Raumangebote für entsprechende FuE-Vorhaben in strenger Abgrenzung zur Um-
welt etc.) kann das Vorhaben durchaus pull-Effekte für junge Nachwuchswissenschaftler und Unternehmen
erzielen.
Aufgrund der inhaltlichen Nähe zum Projekt „Intelligente Wirkstoffforschung“ sollte über entsprechende Sy-
nergien zwischen beiden Vorhaben diskutiert werden. Ggf. lassen sich beide revierübergreifend miteinander
verknüpfen. Unnötige Doppelungen sind zu vermeiden.
Zu klären ist jedoch, inwieweit die Tabakpflanzen bereits vor ihrer Anpflanzung genetisch verändert werden
(Genom) oder ob der gentechnische Eingriff erst nach der Ernte erfolgt. Laut Koalitionsvertrag ist der Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen mit Blick auf den „Pflanzenschutz“ abzulehnen (vgl. Koalitionsvertrag
2019-24, S. 90: „Wir tragen das auf Bundesebene verankerte Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter
Organismen mit.“).
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung: Es sind keine Mittelbedarfe bekannt. Aus früheren Gesprächen mit Vertretern des Projekts
haben sich die damaligen Bedarfsmeldungen stetig enorm erhöht. Hier gilt es zunächst klar herauszuarbeiten,
was, wie und mit welchen Mitteln an welchem Standort erfolgen soll. Dies kann z.B. im Rahmen einer Bedarfs-
und Potenzialanalyse erfolgen, die auch Standortszenarien umfasst. Erst daran anschließend könnte über
eine umfassende Umsetzung inkl. Großinvestitionen entschieden werden. Aus Mitteln des Landeshaushalts
ist das Vorhaben nicht finanzierbar. Das InvKG kann eine mögliche Quelle sein.
63
Mission 7: Mikroelektronik der nächsten Generation
Steckbrief XI
Mikroelektronik der nächsten Generation
Themenschwerpunkt:
Schaffung eines Entwicklungszentrums für Nanotechnologien und Schaltkreise der nächsten Generation
Inhaltliche Untersetzung:
Ein „Entwicklungszentrum für Nanotechnologien und Schaltkreise der nächsten Generation“ ist eine der
Ideen, die im Zuge der Ausschreibung des BMBF (und des Freistaates) für insgesamt zwei neue Großfor-
schungseinrichtungen (ursprünglich war von Helmholtz-Forschungszentren die Rede) zirkulieren.
Ausgangssituation in Sachsen (Angaben zu bereits bestehenden Strukturen):
Sachsen ist regionales Hightech-Ökosystem und führender Mikroelektronikstandort in Europa (Silicon Sa-
xony).
Vision für Sachsen 2038:
Sachsen behauptet weiterhin seine europäische Spitzenstellung in der Mikroelektronik. International ist Sach-
sen ein europaweit führender Standort für Mikro- und Nanotechnologie sowie Edge-Artificial-Intelligence.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Silicon Saxony als Forschungs- und Fertigungsstandort ist Europas größtes Mikroelektronikcluster (fünftgröß-
tes weltweit) und in technologischer Hinsicht eines der innovativsten IKT-Cluster weltweit. Die sächsische
Mikroelektronik ist einer der wenigen Wirtschaftszweige, in denen der Freistaat Sachsen eine europäische
Spitzenposition eingenommen hat. Die Mikroelektronik ist eine Schlüsselindustrie für den Erhalt und Ausbau
der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit aller wichtigen Wirtschaftssektoren.
Beispiele/Projektvorschläge:
Das Entwicklungszentrum ist für einen Projektvorschlag konkret genug.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
In Frage kommen: Fraunhofer IPMS, IZM, IIS/EAS, ENAS, TU-Dresden, NaMLab, Globalfoundries, Infineon,
Robert Bosch Semiconductor Manufacturing u. a.
Zusammenfassung:
Die Schaffung eines Entwicklungszentrums für Nanotechnologien und Schaltkreise der nächsten Generation
hat das Potenzial, Sachsens Spitzenstellung in der europäischen Mikroelektronik zu festigen und auszu-
bauen.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
64
Zukunftsfeld 4: Energie
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
Zukunftsfeld 5: Mobilität
sen.
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja: X
Nein:
Benennung:
65
Steckbrief XII
Mikroelektronik der nächsten Generation
Themenschwerpunkt:
Fraunhofer-Ausbau eines Mikroelektronik-Zentrums
Inhaltliche Untersetzung:
Im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes der Kohleregionen sowie der KI-Strategie Sachsen bietet sich der
Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für Mikroelektronik der nächsten Generationen in Kom-
bination mit einem IT-Institut zur zukunftsfähigen Fokussierung des Lausitzer Reviers an. Zur Entwicklung der
Basistechnologie ist eine Zusammenarbeit mit ansässigen Wirtschafts- und Innovationstreibern für Halbleiter-
technologien (Infineon, Bosch, Globalfoundries), Universitäten, Start-ups, und Forschungseinrichtungen
(Fraunhofer
IPMS, IZM/ASSID, IIS/EAS ENSAS sowie FMD
) erfolgsversprechend.
Ausgangssituation in Sachsen:
Sachsen ist regionales Hightech-Ökosystem und führender Mikroelektronikstandort in Europa (Silicon Sa-
xony).
Vision für Sachsen 2038:
Die Entwicklung und Produktion von Next-Generation-Computing-Systemen in Sachsen bildet nicht nur die
Grundlage für eine erfolgreiche Mobilitätswende, sondern dient auch als Anknüpfungspunkt für weitere Inno-
vationen (E-Health, BioTech, Informationstechnologie, IoT). So schafft und erhält Sachsen
Wissen, Wertschöpfung und Arbeitsplätze für die Region.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Silicon Saxony als Forschungs- und Fertigungsstandort ist Europas größtes Mikroelektronikcluster (fünftgröß-
tes weltweit) und in technologischer Hinsicht eines der innovativsten IKT-Cluster weltweit. Die sächsische
Mikroelektronik ist einer der wenigen Wirtschaftszweige, in denen der Freistaat Sachsen eine europäische
Spitzenposition eingenommen hat. Die Mikroelektronik ist eine Schlüsselindustrie für den Erhalt und Ausbau
der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit aller wichtigen Wirtschaftssektoren.
Beispiele/Projektvorschläge:
Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für Mikroelektronik der nächsten Generationen in Kom-
bination mit einem IT-Institut zur zukunftsfähigen Fokussierung des Lausitzer Reviers
Beteiligte Partner (Stakeholder):
siehe oben
Zusammenfassung:
Die Entwicklung und Produktion von Next-Generation-Computing-Systemen in Sachsen bildet nicht nur die
Grundlage für eine erfolgreiche Mobilitätswende, sondern dient auch als Anknüpfungspunkt für weitere Inno-
vationen (E-Health, BioTech, Informationstechnologie, IoT). Der Fraunhofer-Ausbau eines Mikroelektronik-
Zentrums veredelt und beflügelt das Hightech-Ökosystem Silicon Saxony.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
66
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
KI-Strategie
67
Mission 8: Anwendung von Mikro- und Nanoelektronik, Quantentechnologien und Künstlicher
Intelligenz
Steckbrief XIII
Mikro-Nanoelektronik, Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz
Themenschwerpunkt:
Sensorregion häusliche Altenpflege, Gesundheitsrobotik, AR
Inhaltliche Untersetzung:
Zukünftige medizinische Anwendungen, die die neuesten Entwicklungen in der Sensor-, IoT-, Virtual-Reality-
und Augmented-Reality-Technologien nutzen, werden sicherlich die allgemeine Verfügbarkeit und Qualität
der Gesundheitsversorgung weltweit verbessern. Smart Homes, Telepräsenz-Assistenz, robotergestützte Ge-
sundheitsanwendungen usw. sind wichtige Lösungen für die Gesundheitsversorgung, insbesondere in ländli-
chen Gebieten wie der Lausitz, die mit demografischen Problemen (Überalterung, Abwanderung junger Men-
schen in die Städte usw.) und generell mit einem Mangel an medizinischem Personal konfrontiert sind, sodass
die Bereitstellung medizinischer Hilfe mit herkömmlichen Mitteln meist unzureichend ist. Die Investition in
dieses interdisziplinäre Technologiefeld stärkt nicht nur den Forschungs- und Entwicklungsstandort Lausitz,
sondern fördert auch das Wirtschaftswachstum durch Ansiedlung von (inter-)nationalen Forschungs-instituten
und Unternehmen sowie durch Unterstützung von Neugründungen.
Ausgangssituation in Sachsen:
Mit der (und auch ohne) Schließung vom Tagebau steht die Lausitz vor demografischen Herausforderungen
(Überalterung, Abwanderung in Großstädte), die sich unter anderem auch auf die Verfügbarkeit und Qualität
von Gesundheitsdienstleistungen für die regionale Bevölkerung auswirken werden.
Vision für Sachsen 2038:
Ziel ist es, die Lausitz zu einer renommierten europäischen Region zu machen, in der
zukünftige digitale Gesundheitstechnologien, insbesondere digitale medizinische Anwendungen für den länd-
lichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft transferiert werden.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Die Lausitz hat daher alle notwendigen Eigenschaften, um die Implementierung von Reallaboren zu unter-
stützen, in dem zukünftige digitale Gesundheitstechnologien entwickelt werden können, um die Bedürfnisse
aller zu erfüllen. Darüber hinaus ist Sachsen eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheits-
technologien (BioSaxony) und ein bedeutender Standort für Mikro- und Nanoelektronik in Europa (SiliconSa-
xony), bestehend aus zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintechnikunternehmen. Darüber hinaus
verfügt Sachsen über eine starke Sensorikindustrie und eine aktive Zusammenarbeit zwischen Hochschulen
und Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen.
Beispiele/Projektvorschläge:
Smart Homes
Zukünftige Anwendungen für die häusliche Pflege setzen auf Fernüberwachungstechniken, die auf Sensor-,
IoT- und Virtual-Reality-Technologie basieren. Diese Techniken werden es ermöglichen, zu erkennen, ob äl-
tere Menschen in ihrem Haus einen Unfall erleiden (z. B. Sturzerkennung), ob sie ihre Medikamente richtig
einnehmen, ob sie ihren Sport auf die richtige Weise ausüben oder wie sich ihre Körperfunktionen verändern.
Telepräsenz-Assistenz wird möglich sein, die in Echtzeit mündliche Ratschläge und haptische Hilfestellungen
gibt. Anwendungen wie Fern- Physiotherapie, Fern-Ergo-Therapie, Fern-Reha-Training, werden durch IoT
und virtuelle/augmentierte Realität ermöglicht. Die Umsetzung eines Smart-Home-Demonstrationsprojekts
wird es den Bewohnern der Lausitz sowie Besuchern, die von jedem anderen Ort der Welt kommen, ermög-
lichen, die Möglichkeiten der Hausautomatisierung zu sehen und dafür ein Verständnis zu entwickeln.
68
Robotische Gesundheitsanwendungen
Weiterhin werden in der zukünftigen Gesundheitsversorgung robotische Anwendungen eine große Rolle spie-
len. Daher werden die sächsischen Initiativen zur Robotik für die zukünftige Gesundheitsversorgung sehr
wichtig sein. So werden beispielsweise im Exzellenzcluster „Center for Tactile Internet (CeTI)“ neue Formen
von Operationsassistenten, neue Formen des Co-Learnings von Fähigkeiten zwischen Robotern und Men-
schen sowie neue Formen des robotergestützten Rehabilitationstrainings erforscht. Kombiniert mit Aug-
mented-Reality-Techniken können Roboter ferngesteuert werden („taktiles Internet“), sodass ferngesteuerte
roboterbasierte Trainings- und Behandlungsanwendungen ermöglicht werden, bei denen ferngesteuerte Ärzte
und Therapeuten Menschen mit Hilfe von häuslichen Robotern trainieren und behandeln. Darüber hinaus
werden zukünftige Heimroboter-Plattformen älteren Menschen dienen, damit sie länger zu Hause bleiben
können. Die robotischen Helfer sind stark genug, um immobile Personen aus Betten oder Stühlen zu heben
und, ausgestattet mit haptischen Häuten, sind sie vorsichtig genug, um jede und jeden zu schützen. Für ältere
Menschen werden Roboter Such- und Rettungseinsätze in der Wohnung ermöglichen, Hol- und Bringdienste
leisten sowie Hilfen beim Einkaufen, Lagern und Putzen bieten.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Dresden, Silicon Saxony, BioSaxony, Organic Electronic Saxony (OES)
Zusammenfassung:
Zukünftige medizinische Anwendungen, die die neuesten Entwicklungen in der Sensor-, IoT-, Virtual-Reality-
und Augmented-Reality-Technologien nutzen, werden sicherlich die allgemeine Verfügbarkeit und Qualität
der Gesundheitsversorgung weltweit verbessern. Smart Homes, Telepräsenz-Assistenz, robotergestützte Ge-
sundheitsanwendungen usw. sind wichtige Lösungen für die Gesundheitsversorgung, insbesondere in ländli-
chen Gebieten wie der Lausitz, die mit demografischen Problemen (Überalterung, Abwanderung junger Men-
schen in die Städte usw.) und generell mit einem Mangel an medizinischem Personal konfrontiert sind, sodass
die Bereitstellung medizinischer Hilfe mit herkömmlichen Mitteln meist unzureichend ist. Die Investition in
dieses interdisziplinäre Technologiefeld stärkt nicht nur den Forschungs- und Entwicklungsstandort Lausitz,
sondern fördert auch das Wirtschaftswachstum durch Ansiedlung von (inter-)nationalen Forschungsinstituten
und Unternehmen sowie durch Unterstützung von Neugründungen.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
69
Steckbrief XIV
Mikro-Nanoelektronik, Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz
Themenschwerpunkt:
Spitzentechnologieforschung für die Zukunft des Gesundheitswesens
Inhaltliche Untersetzung:
Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie KI haben sich als vielversprechend erwiesen, um
die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie Krankheiten vorbeugen, eine schnelle Diagnose ermög-
lichen, Krankheiten mit weniger Nebenwirkungen behandeln und neue bzw. verbesserte medizinische Hilfs-
mittel schaffen. Es wird vorgeschlagen, ein Reallabor und ein innovatives interdisziplinäres Cluster zu entwi-
ckeln, das aus Forschungsinstituten, Unternehmensinkubatoren sowie bereits etablierten Unternehmen be-
steht, die sich der Vision anschließen. Ziel ist es, das volle Potenzial der titelgebenden Technologie-Toolbox
zu nutzen, um revolutionäre Gesundheitsanwendungen der nächsten Generation zu unterstützen, wie z. B.
Gewebeentwicklung, neuronale Implantate, Systeme zur Verabreichung von Medikamenten, die nur auf
kranke Stellen abzielen, bio-inspirierte und Quanten-Computing-Systeme, tragbare Gesundheits-Tracker
u.s.w. Diese Ausrichtung wird der Lausitzer Bergbauregion durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, Start-
ups und Forschungseinrichtungen zugutekommen, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbeln, die
Wettbewerbsfähigkeit, die Innovation, die internationale Zusammenarbeit durch technologischen Fortschritt
sowie die überregionale Sichtbarkeit erhöhen wird.
Ausgangssituation in Sachsen:
Sachsen ist regionales Hightech-Ökosystem und führender Mikroelektronikstandort in Europa (Silicon Sa-
xony). Die Bioökonomie (BioSaxony) entwickelt sich insbesondere forschungsseitig zu einem leistungsfähigen
Innovations- und Technologienetzwerk.
Vision für Sachsen 2038:
Die Lausitz entwickelt sich zu einem regionalen Innovationssystem, in dem Spitzenforschung in den Berei-
chen Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie künstliche Intelligenz die Zukunft des Ge-
sundheitswesens prägt.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony) und ein
bedeutender Standort für Mikro- und
Nanoelektronik in Europa (SiliconSaxony), mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintechnikunter-
nehmen. Darüber hinaus verfügt Sachsen über eine starke Sensorikindustrie und eine aktive Zusammenarbeit
zwischen Hochschulen und FuE-Einrichtungen.
Beispiele/Projektvorschläge:
Neuromorphes / In-Memory Computing für die digitale Transformation des Gesundheitswesens
Zukünftige tragbare und implantierbare medizinische Geräte sollen eingehende medizinische Sensordaten an
Ort und Stelle verarbeiten, sodass die gesundheitsdienstleistenden Einrichtungen Patienten aus der Ferne
und in Echtzeit überwachen, diagnostizieren und sogar behandeln können. Die Erforschung und Entwicklung
von NVM-basierten KI-Computing-Systemen der nächsten Generation wird für die Implementierung digitaler
Gesundheitsanwendungen wie Telemedizin, KI-gestützte Computerdiagnostik, prädiktive Gesundheitsversor-
gung usw. von entscheidender Bedeutung sein, die die allgemeine Verfügbarkeit und Qualität der Gesund-
heitsversorgung verbessern können, insbesondere in ländlichen Gebieten wie der Lausitz, um sicherzustellen,
dass Gesundheitsdienstleistungen existieren und von allen genutzt werden können.
70
Quantencomputing und Gesundheitswesen
Durch die Nutzung der einzigartigen Eigenschaften von mikro- und nanoelektronischen Geräten im Kontext
der Quantentheorie können Quantencomputer Daten immens schneller verarbeiten als der klassische Ansatz.
KI-Algorithmen, die auf Quantencomputern laufen, können genutzt werden, um Bio-Informationen in medizi-
nischen Bildern effizient zu interpretieren, was die bildgestützte Diagnostik erheblich verbessern würde. Aus-
gestattet mit der Rechenleistung, Korrelationen und Interdependenzen zwischen den oben genannten Beiträ-
gen zu identifizieren, könnte die Quantentechnologie in Kombination mit maschinellem Lernen und KI-Tech-
niken kostengünstige Ansätze zur Behandlung und Prävention von Krankheiten bieten, die ihre Reichweite
auf entlegene Gebiete ausdehnen können und die auf das Individuum zugeschnitten sind, um rechtzeitige
und genaue Risikovorhersagen zu ermöglichen.
Mikro- und Nanotechnologie für zukünftige medizinische Geräte und Systeme
Durch die Kombination von mikroelektronischer Chiptechnologie mit Mikrofluidik und Biomaterialien (Bio-
MEMS) können mit diesen Systemen wichtige medizinische Studien im Labor durchgeführt werden, die unser
Verständnis der menschlichen Anatomie weiter voranbringen und somit die Entwicklung von Körperimplanta-
ten erleichtern, die den normalen Betrieb grundlegender Organe unterstützen sollen, z. B. Gehirn- und Her-
zimplantate. Der Verfolg dieser Innovationen wird der Lausitz langfristig zugutekommen, da sie Akteure aus
Forschung und Industrie anzieht und ein großes Potenzial für die Gründung von Start-ups und die Weiterent-
wicklung regionaler Unternehmen bietet.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Potentielle Partner aus Universitäten, Forschungszentren und der Industrie: BBZ/ ICCAS/ BuildMoNa/
CRTD/ B CUBEC/ BIOTEC/ TU Dresden/ Uni Leipzig/ EKFZ/ CeTI/ IPF/ CEE-AI/ OncoRay/ IFW/ Fraun-
hofer Institute (IPMS, ENAS, IZM/ASSID, IIS/EAS) / HZDR/ DLR/ Wandelbots/ Sysmex Partec/ X-FAB/
Infineon Technologies/ BOSCH/ GlobalFoundries und eine
Unternehmen in den Clustern von BioSaxony und SiliconSaxony.
Zusammenfassung:
Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie KI haben sich als vielversprechend erwiesen, um
die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie Krankheiten vorbeugen, eine schnelle Diagnose ermög-
lichen, Krankheiten mit weniger Nebenwirkungen behandeln und neue bzw. verbesserte medizinische Hilfs-
mittel schaffen. Es wird vorgeschlagen, ein Reallabor und ein innovatives interdisziplinäres Cluster zu entwi-
ckeln, das aus Forschungsinstituten, Unternehmensinkubatoren sowie bereits etablierten Unternehmen be-
steht, die sich der Vision anschließen. Ziel ist es, das volle Potenzial der titelgebenden Technologie-Toolbox
zu nutzen, um revolutionäre Gesundheitsanwendungen der nächsten Generation zu unterstützen, wie z. B.
Gewebeentwicklung, neuronale Implantate, Systeme zur Verabreichung von Medikamenten, die nur auf
kranke Stellen abzielen, bio-inspirierte und Quanten-Computing-Systeme, tragbare Gesundheits-Tracker
u.s.w..
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge kann die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
71
Zukunftsfeld 4: Energie
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
Zukunftsfeld 5: Mobilität
sen dienen.
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
72
Steckbrief XV
Technologieentwicklung, insbesondere Mikro-, Nano- und Quantentechnologien und Künstliche Intelligenz
Themenschwerpunkte:
1) Lausitz: Spitzentechnologieforschung für die Zukunft des Gesundheitswesens
2) Sensorregion häusliche Altenpflege, Gesundheitsrobotik, Augmentierte Realität
Inhaltliche Untersetzung:
Mikro-, Nano- und Quantentechnologien sowie Künstliche Intelligenz haben sich als vielversprechend erwie-
sen, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie Krankheiten vorbeugen, eine schnelle Diag-
nose ermöglichen, Krankheiten mit weniger Nebenwirkungen behandeln und neue bzw. verbesserte medizi-
nische Hilfsmittel schaffen. In dem vorgeschlagenen Projekt möchten wir Reallabore und innovative interdis-
ziplinäre Cluster entwickeln, die aus Forschungsinstituten, Unternehmensinkubatoren sowie bereits existie-
renden Unternehmen bestehen, die sich unserer Vision anschließen.
Unser Ziel ist es, das volle Potenzial der titelgebenden Technologie-Toolbox zu nutzen, um revolutionäre
Gesundheitsanwendungen der nächsten Generation zu unterstützen, wie z. B. Gewebeentwicklung, neuro-
nale Implantate, Systeme zur Verabreichung von Medikamenten, die nur auf kranke Stellen abzielen, bio-
inspirierte und Quanten-Computing-Systeme, tragbare Gesundheits-Tracker, etc. Ein Einschlagen dieses We-
ges wird der Lausitzer Bergbauregion durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, Startups und Forschungsein-
richtungen zugutekommen, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbeln, die Wettbewerbsfähigkeit,
die Innovation, die internationale Zusammenarbeit durch technologischen Fortschritt sowie die überregionale
Sichtbarkeit erhöhen wird.
Ausgangssituation in Sachsen:
Sachsen verfügt über ein leistungsfähiges Netzwerk der Biotechnologie und Medizintechnik (BioSaxony) und
den größten Mikroelektronik- und IT-Cluster Europas (Silicon Saxony). Darüber hinaus verfügen sächsische
Hochschulen und Forschungseinrichtungen über ein breites Spektrum exzellenter Forschungsergebnisse und
Kompetenzen in für den erfolgreichen Abschluss der Mission notwendigen Feldern. Ausgeprägten Wertschöp-
fungsketten bzw. -netzwerke zum Einsatz von Mikro-, Nano- und Quantentechnologien sowie Künstliche In-
telligenz im Gesundheitswesen bestehen in Sachsen und insb. in der Lausitz bisher nicht.
Vision für Sachsen 2038:
1) Die Lausitz entwickelt sich zu einem regionalen Innovationssystem, in dem Spitzenforschung in den Be-
reichen Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie künstliche Intelligenz die Zukunft des
Gesundheitswesens prägt.
2) Die Lausitz ist eine renommierte europäische Region, in der zukünftige digitale Gesundheitstechnologien,
insbesondere digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in
die Gesellschaft transferiert werden.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien und der bedeutendste
Standort für Mikro- und Nanoelektronik in Europa, mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintech-
nikunternehmen. Darüber hinaus verfügt Sachsen über eine starke Sensorikindustrie und eine aktive Zusam-
menarbeit zwischen Hochschulen und FuE-Organisationen.
Beispiele/Projektvorschläge:
In-Memory Computing für die digitale Transformation des Gesundheitswesens
Vom Gehirn inspirierte Rechensysteme, welche die einzigartigen Eigenschaften von nichtflüchtigen Speicher-
bausteinen (NVM) nutzen.
Elektronik mit geringem Stromverbrauch und stark reduzierter Wärmeabgabe, ideal für medizinische Im-
plantate.
73
Ultra-Hochgeschwindigkeitsverarbeitungssysteme, zur Echtzeit-Diagnose und Echtzeit-Behandlung me-
dizinischer sensorischer Informationen an Ort und Stelle
Ideale Rechensysteme für die Ausführung von künstlich intelligenten Algorithmen, schnell und mit vglsw.
sehr geringem Energieverbrauch
Wichtige Voraussetzung für digitale Gesundheitsanwendungen wie Telemedizin, KI-gestützte Diagnosen,
vorausschauende Gesundheitsversorgung usw.
Quantencomputing und Gesundheitswesen
Quantencomputer mit In-Memory-Computing immens schnell
nie dagewesene Möglichkeiten, z. B. die Simulation chemischer und/oder pharmakologischer Prozesse
zur Implementierung fortschrittlicher Arzneimittelentwicklungstechnik
QC können effizient KI- und maschinelle Lernalgorithmen ausführen. Anwendungen:
o
Verbesserte bildgestützte Diagnostik
o
Identifizierung von Korrelationen und Zusammenhängen in riesigen Mengen medizinischer Daten
kostengünstige Ansätze zur Behandlung von Krankheiten und zur Prävention
QC ermöglichen eine individualisierte medizinische Versorgung in abgelegenen Gebieten mit zeitnaher
und genaue Risikovorhersage
Mikro- und Nanotechnologie für zukünftige medizinische Geräte und Systeme
Organ-on-a-Chip-Plattformen (Bio-MEMS), die in der Lage sind, Funktionen des menschlichen Körpers
mit Organen wie Gehirn, Leber, Herz, Lunge etc. zu simulieren
Entwicklung von modernen Körperimplantaten
Nanopartikel und Nanobots die in den menschlichen Körper injiziert werden, um Tumore zu identifizieren
und zu bekämpfen
Entwicklung von künstlichen Antikörpern
Fortschrittliche Gerüste zur Geweberegeneration oder Wundbehandlung.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Benannt werden folgenden potentielle Partner aus Universitäten, Forschungszentren und der Industrie,
u.a.:
BBZ/ ICCAS/ BuildMoNa/ CRTD/ B CUBEC/ BIOTEC/ TU Dresden/ Uni Leipzig/ EKFZ/ CeTI/ IPF/ CEE-
AI/ OncoRay/ IFW/ Fraunhofer Institute (IPMS, ENAS, IZM/ASSID, IIS/EAS) / HZDR/ DLR/ Wandelbots/
Sysmex Partec/
X-FAB/ Infineon Technologies/ BOSCH/ GlobalFoundries.
Zusammenfassung:
Die Zukunftsmission „Technologieentwicklung insbesondere Mikro-, Nano- und Quantentechnologien und
Künstliche Intelligenz“ mit den beiden Themenschwerpunkten „Lausitz: Spitzentechnologieforschung für die
Zukunft des Gesundheitswesens“ und „Sensorregion häusliche Altenpflege, Gesundheitsrobotik, Augmen-
tierte Realität“ beschreibt Ansätze zur Lösung globaler gesellschaftlicher Herausforderungen (Gesundheit,
Demografischer Wandel) unter der Nutzung von aktuell breit diskutierten Basistechnologien der Mikro- und
Nanoelektronik, des Quanten-Computing und des Einsatzes von Methoden Künstlicher Intelligenz.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Nicht konkret erkennbar.
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
74
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: Innovationsstrategie
75
Steckbrief XVI
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Technologieentwicklung insbesondere Sensor-, IoT-, Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Technologie (im
Schwerpunkt Technologieentwicklung insbesondere Mikro-, Nano- und Quantentechnologie und Künstliche
Intelligenz)
Inhaltliche Untersetzung:
Zukünftige medizinische Anwendungen, die die neuesten Entwicklungen in der Sensor-, IoT-, Virtual-Reality-
und Augmented-Reality-Technologie nutzen, werden sicherlich die allgemeine Verfügbarkeit und Qualität der
Gesundheitsversorgung weltweit verbessern. Smart Homes, Telepräsenz-Assistenz, robotergestützte Ge-
sundheitsanwendungen usw. sind wichtige Lösungen für die Gesundheitsversorgung, insbesondere in ländli-
chen Gebieten wie der Lausitz, die mit demografischen Problemen (Überalterung, Abwanderung junger Men-
schen in die Städte usw.) und generell mit einem Mangel an medizinischem Personal konfrontiert sind, so
dass die Bereitstellung medizinischer Hilfe mit herkömmlichen Mitteln meist unzureichend ist. Die Investition
in dieses hochgradig interdisziplinäre Technologiefeld wird nicht nur den Forschungs- und Entwicklungsstand-
ort Lausitz stärken, sondern auch das Wirtschaftswachstum durch die Ansiedlung von (inter-) nationalen For-
schungsinstituten und Unternehmen sowie die Unterstützung von Existenzgründungen weiter fördern.
Ausgangssituation in Sachsen:
Die demografischen Herausforderungen in der Lausitz sind die Überalterung und die Abwanderung in die
Großstädte. Zugleich ist Sachsen ist dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien
(BioSaxony) und es ist ein bedeutender europäischer Standort für Mikro- und Nanoelektronik (Silicon Saxony).
Hinzukommt, dass Sachsen über eine starke Sensorindustrie verfügt und Kooperationen praktiziert.
Vision für Sachsen 2038:
Die Lausitz hat den Ruf einer europäischen Region, in der zukünftige digitale Gesundheitstechnologien, insb.
digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft
transferiert werden.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony) und ein
bedeutender europäischer Standort für Mikro- und Nanoelektronik (Silicon Saxony). Hinzukommt, dass Sach-
sen über eine starke Sensorindustrie verfügt und Kooperationen praktiziert. Verschiedene Forschungspro-
jekte, insbesondere das EXC CeTI aber auch Sniffbot und ARAILIS, liefern bereits wichtige Anknüpfungs-
punkte.
Beispiele/Projektvorschläge:
Smart Homes
Zukünftige Anwendungen für die häusliche Pflege setzen auf Fernüberwachungstechniken, die auf Sensor-,
IoT- und Virtual-Reality-Technologie basieren. Diese Techniken werden es ermöglichen, zu erkennen, ob äl-
tere Menschen in ihrem Haus einen Unfall erleiden, ob sie ihre Medikamente richtig einnehmen, ob sie ihren
Sport auf die richtige Weise ausüben oder wie sich ihre Körperfunktionen verändern. Telepräsenz-Assistenz
wird möglich sein, die in Echtzeit mündliche Ratschläge und haptische Hilfestellungen gibt. Anwendungen wie
Fern-Physiotherapie, Fern-Ergo-Therapie, Fern-Reha-Training, werden durch IoT und virtuelle/augmentierte
Realität ermöglicht. Ein Forschungsprojekt, das sich mit der Thematik aktuell befasst ist ARAILIS; es wird vom
SMWK gefördert.
76
Robotische Gesundheitsanwendungen, auch in Verbindung mit augmentierter Realität
In der zukünftigen Gesundheitsversorgung werden robotische Anwendungen eine große Rolle spielen. So
werden beispielsweise im Exzellenzcluster „Center for Tactile Internet (CeTI)“ neue Formen von Operations-
assistenten, neue Formen des Co-Learnings von Fähigkeiten zwischen Robotern und Menschen sowie neue
Formen des robotergestützten Rehabilitationstrainings erforscht. Kombiniert mit Augmented-Reality-Techni-
ken können Roboter ferngesteuert werden („taktiles Internet“), so dass ferngesteuerte roboterbasierte Trai-
nings- und Behandlungsanwendungen ermöglicht werden, bei denen Ärzte und Therapeuten Menschen mit
Hilfe von häuslichen Robotern ferngesteuert trainieren und behandeln. Darüber hinaus werden zukünftige
Heimroboter-Plattformen älteren Menschen dienen, damit sie länger zu Hause bleiben können. Die roboti-
schen Helfer sind stark genug, um immobile Personen aus Betten oder Stühlen zu heben, ohne diese zu
verletzen. Für ältere Menschen werden Roboter Hol- und Bringdienste leisten sowie Hilfen beim Einkaufen,
Lagern und Putzen bieten.
Forschungsprojekte wie Sniffbot (SMWK-gefördert) oder das Exzellenzcluster CeTI (Bund-Land-Förderung
über die DFG) arbeiten bereits an der Thematik.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Dresden • Fraunhofer-Institute (IPMS, ENAS, IZM/ASSID, IIS/EAS), Silicon Saxony • BioSaxony •
Organic Electronic Saxony (OES)
Zusammenfassung:
Anwendungen der ländlichen Gesundheit, der medizinischen Gesundheit und der digitalen Gesundheit beru-
hen auf Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz sowie der Mikro-, Nano- und sogar Quantentechnologie.
Der Schwerpunkt "Technologieentwicklung insbesondere Mikro-, Nano- und Quantentechnologie und Künst-
liche Intelligenz" gibt charakteristische Beispiele dafür, wie die oben genannten Technologien zu Gesund-
heitsanwendungen der Zukunft führen können, zu denen auch die hier hervorgehobenen bemerkenswerten
Anwendungen gehören. Zur Entwicklung von ländlicher Gesundheit, medizinischer Gesundheit und digitaler
Gesundheit zusammen mit Mikro-, Nano- und Quantentechnologien für zukünftige Anwendungen im Gesund-
heitswesen stehen zahlreiche industrielle, akademische und Forschungspartner bereit, auf die zugegriffen
werden kann.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Ziel 5 – Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge
HE 3 +4: Pilotierung innovativer Ansätze in der Gesundheitsvorsorge (für den ländlichen Raum)
HE 5: Schaffung von Einrichtungen für Forschung, Innovation und Wissenschaft
Ziel 6 – Region mit hoher Lebensqualität & kultureller Vielfalt
HE 2: Sicherstellung und Verbesserung der Qualität der Kinder- und Seniorenbetreuung
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung
und Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens technologische Stärken in den Zukunftsfel-
dern“
auf
Seite 28
der Fortschreibung der Innovations-
strategie des Freistaates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
77
Querschnittsbereich:
KI
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: KI-Strategie, Digitalisierungsstrategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist umsetzbar und auch übertragbar auf andere sächsische Regionen, insbesondere wenn die
technologischen Grundlagen und Assistenzsysteme geschaffen bzw. etabliert sind. Wichtige Vorarbeiten sind
ebenfalls bereits am Laufen, allerdings nur punktuell und zeitlich befristet finanziert.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Einen Finanzierungsweg allein dürfte es nicht geben. Stattdessen sind Investitionen in die Forschung, den
Transfer und die Anwendung notwendig. Auch Anwenderschulungen sind zu finanzieren sowie Maßnahmen
zur Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz. Letztlich ist auch die Hardware zu finanzieren, also z. B. den
Assistenz-Roboter im Haushalt des älteren Menschen.
Kostenabschätzungen können an dieser Stelle nicht vorgenommen werden.
78
Steckbrief XVII
Forschung/Gesundheit
Themenschwerpunkt:
Technologieentwicklung insbesondere Mikro-, Nano- und Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz
Inhaltliche Untersetzung:
Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie KI haben sich als vielversprechend erwiesen, um
die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie Krankheiten vorbeugen, eine schnelle Diagnose ermög-
lichen, Krankheiten mit weniger Nebenwirkungen behandeln und neue bzw. verbesserte medizinische Hilfs-
mittel schaffen. Dazu bedarf es neben geeigneten Reallaboren auch eines innovativen interdisziplinären Clus-
ters bestehend aus Forschungsinstituten, Unternehmensinkubatoren sowie bereits etablierten Unternehmen.
Ziel ist es, diese Reallabore und das interdisziplinäre Cluster zu entwickeln und aufzubauen, um somit das
volle Potenzial der Mikro-, Nano- und Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz zu nutzen, um revoluti-
onäre Gesundheitsanwendungen der nächsten Generation zu unterstützen. Dazu zählen insbesondere Ge-
webeentwicklung, neuronale Implantate, Systeme zur Verabreichung von Medikamenten, die nur auf kranke
Stellen abzielen, bio-inspirierte und Quanten-Computing-Systeme, tragbare Gesundheits-Tracker usw. Diese
Ausrichtung wird der Lausitzer Bergbauregion durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, Start-ups und For-
schungseinrichtungen zugutekommen, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbeln wird, die Wettbe-
werbsfähigkeit, die Innovation, die internationale Zusammenarbeit durch technologischen Fortschritt sowie
die überregionale Sichtbarkeit erhöhen wird.
Ausgangssituation in Sachsen:
Sachsen ist eine dynamische Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony) und ein
bedeutender Standort für Mikro- und Nanoelektronik in Europa (SiliconSaxony) mit zahlreichen Elektronik-,
Software- und Medizintechnikunternehmen. Darüber hinaus verfügt Sachsen über eine starke Sensorikindust-
rie und eine aktive Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und FuE-Organisationen und Unternehmen.
Vision für Sachsen 2038:
In der Lausitz entsteht ein Innovationssystem, das durch Spitzenforschung in den Bereichen Mikrotechnolo-
gien, Nano- und Quantentechnologien sowie künstliche Intelligenz die Zukunft des Gesundheitswesens prägt.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Das Vorhaben kombiniert drei hochinnovative Bereiche in einmaliger Weise: In-Memory Computing für die
digitale Transformation des Gesundheitswesens; Quantencomputing und Gesundheitswesen; Mikro- und Na-
notechnologie für zukünftige medizinische Geräte und Systeme. Dafür bringt Sachsen die notwendigen Vo-
raussetzungen in Form von ausgewiesenen Wissenschaftler*innen an Hochschulen, in Forschungseinrich-
tungen und Unternehmen mit. Sachsen hat bereits einen internationalen Namen als herausragender Standort
für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony), für die Mikro- und Nanoelektronik in Europa
(SiliconSaxony) mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintechnikunternehmen und für eine starke
Sensorikindustrie.
Beispiele/Projektvorschläge:
In-Memory Computing für die digitale Transformation des Gesundheitswesens
Digitale Gesundheitstechnologien sind schon lange Teil des Internets der Dinge (IoT). Zukünftige tragbare
und implantierbare medizinische Geräte sollen eingehende medizinische Sensordaten an Ort und Stelle ver-
arbeiten, sodass die gesundheitsdienstleistenden Einrichtungen Patienten/Patientinnen aus der Ferne und in
Echtzeit überwachen, diagnostizieren und sogar behandeln können. Dazu müssen die Geräte massive Men-
gen an IoT-Daten austauschen und in ultrahoher Geschwindigkeit verarbeiten können; zugleich müssen sie
energieeffizient und wärmereduziert sein. Benötigt werden Informationsverarbeitungsarchitekturen, die die
Arbeitsweise des Gehirns nachahmen und die häufig als "In-Memory-Computing-Systeme" bezeichnet wer-
den. Kennzeichen dafür sind sog. „nicht-flüchtige Speicher“ (NVM).
79
Insofern wird die Erforschung und Entwicklung von NVM-basierten KI-Computing-Systemen der nächsten
Generation für die Implementierung digitaler Gesundheitsanwendungen wie Telemedizin, KI-gestützte Com-
puterdiagnostik, prädiktive Gesundheitsversorgung usw. von entscheidender Bedeutung sein.
Quantencomputing und Gesundheitswesen
Durch die Nutzung der einzigartigen Eigenschaften von mikro- und nanoelektronischen Geräten im Kontext
der Quantentheorie können Quantencomputer Daten immens schneller verarbeiten als der klassische Rech-
ner, was beispiellose Möglichkeiten für die Simulation komplexer Materialien und Phänomene bietet und die
bildgestützte Diagnostik erheblich verbessert. Insgesamt sind damit kostengünstige Ansätze zur Behandlung
und Prävention von Krankheiten möglich, die ihre Reichweite auf entlegene Gebiete ausdehnen können und
die auf das Individuum zugeschnitten sind, um rechtzeitige und genaue Risikovorhersagen zu ermöglichen.
Mikro- und Nanotechnologie für zukünftige medizinische Geräte und Systeme
Jüngste Entwicklungen in der Mikroelektronik beinhalten die Implementierung von Organ-auf-Chip-Plattfor-
men, die in der Lage sind, Funktionen des menschlichen Körpers unter Einbeziehung von Organen wie Ge-
hirn, Leber, Herz, Lunge usw. zu simulieren. Durch die Kombination von mikroelektronischer Chiptechnologie
mit Mikrofluidik und Biomaterialien (Bio-MEMS) können damit wichtige medizinische Studien im Labor durch-
geführt werden. Die Entwicklung neuartiger Nanomaterialien eröffnet neue Möglichkeiten in der Behandlung
von Krebs, Herz- und anderen akuten Krankheiten, z. B. durch die den Einsatz von Nanopartikel und Nanobots
im menschlichen Körper zur Tumorbekämpfung, Wundheilung u.ä..
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Hochschulen (TU Dresden, UL)
Kliniken, z.B. UKD
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (Institute von MPG, FhG, WGL, Helmholtz)
gemeinsame Forschungseinrichtungen von Hochschulen, Kliniken und der außeruniversitären Forschung
(z.B. Zentrum für erklärbare und effiziente KI Technologien - CEE- AI oder Else Kröner-Fresenius-Zentrum
(EKFZ) für Digitale Gesundheit)
weitere Forschungsinstitute, z. B. FILK gGmbH (Freiberg), DLR-Institut für Softwaremethoden zur Pro-
dukt-Virtualisierung (Dresden), OncoRay - Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie (Dresden)
Fraunhofer-Institute (IPMS, ENAS, IZM/ASSID, IIS/EAS)
Industrie, z. B. Wandelbots GmbH (Dresden), Sysmex Partec GmbH (Görlitz), denovoMATRIX (Dresden),
Biophysical Tools GmbH (Leipzig), Infineon Technologies Dresden, Robert Bosch Semiconductor Manu-
facturing Dresden GmbH, GlobalFoundries Dresden
Netzwerke, insbesondere BioSaxony und Silicon Saxony
Zusammenfassung:
Das Vorhaben kombiniert drei hochinnovative Bereiche in einmaliger Weise: In-Memory Computing für die
digitale Transformation des Gesundheitswesens; Quantencomputing und Gesundheitswesen; Mikro- und Na-
notechnologie für zukünftige medizinische Geräte und Systeme. Dafür bringt Sachsen die notwendigen Vo-
raussetzungen in Form von ausgewiesenen Wissenschaftler*innen an Hochschulen, in Forschungseinrich-
tungen und Unternehmen mit. Sachsen hat bereits einen internationalen Namen als herausragender Standort
für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony), für die Mikro- und Nanoelektronik in Europa
(SiliconSaxony) mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintechnikunternehmen und für eine starke
Sensorikindustrie.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
80
LR: Ziel 5
(Forschung, Innovation, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge),
HE 4
(Pilotierung innovativer
Ansätze in der Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum),
HE 5
(Schaffung von Einrichtungen für
Forschung, Innovation und Wissenschaft)
MR: Ziel 3
(Digitalisierung, Bildung & Kreativität),
HE 3
(Ausbildung von Kompetenzen im Bereich E-Health,
insbesondere im ländlichen Raum)
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und
Einordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens
technologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite
28
der Fortschreibung der Innovationsstrategie des Frei-
staates Sachsen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: KI-Strategie, Digitalisierungsstrategie, Fachkräftestrategie
Umsetzbarkeit des Vorhabens:
Einschätzung:
Das Vorhaben ist umsetzbar und auch übertragbar auf andere sächsische Regionen. Wichtige Vor- und For-
schungsarbeiten sind bereits am Laufen, allerdings nur punktuell und zeitlich befristet finanziert.
Finanzierungswege zur Realisierung des Vorhabens:
Einschätzung:
Einen Finanzierungsweg allein dürfte es nicht geben. Stattdessen sind Investitionen in die Forschung, den
Transfer und die Anwendung notwendig.
Kostenabschätzungen können an dieser Stelle nicht vorgenommen werden.
81
Mission 9: Mobilität von morgen
Steckbrief XVIII
Mobilität von morgen
Themenschwerpunkt:
Innovative Verkehrs- und Mobilitätsvorhaben in Sachsen
Inhaltliche Untersetzung:
Die strategische mobilitätspolitische Ausrichtung der Staatsregierung mit Blick auf das Jahr 2030 wird in fünf
Leitbildern formuliert:
LEITBILD 1
: Mobilität für Sachsen 2030 ist zukunftsweisend und orientiert sich an den Bedürfnissen der
Menschen in allen Landesteilen
LEITBILD 2:
Mobilität für Sachsen 2030 setzt auf ein leistungsfähiges, effizientes, sicheres, einfach zu-
gängliches und multimodales Gesamtverkehrssystem
LEITBILD 3:
Mobilität für Sachsen 2030 nutzt Digitalisierung, modernste
Technik und vernetzt Verkehrsmittel und Verkehrsträger
LEITBILD 4:
Mobilität für Sachsen 2030 ist umweltverträglich und ressourceneffizient
LEITBILD 5:
Mobilität für Sachsen 2030 rückt die Lebensqualität in Stadt und Land sowie Nahmobilität
stärker in den Fokus
Ausgangssituation in Sachsen:
Die Sächsische Staatsregierung hat am 25. Juni 2019 den neuen Landesverkehrsplan 2030 – Mobilität für
Sachsen (LVP Sachsen 2030) beschlossen und damit den Landesverkehrsplan 2025 aus dem Jahr 2012
abgelöst.
Der neue Landesverkehrsplan 2030 stellt die Weichen für eine zukunftsweisende, nachhaltige, barrierefreie
und insbesondere multimodale Mobilitätsentwicklung.
Wesentliche Handlungsschwerpunkte des LVP Sachsen 2030 sind die Stärkung des ÖPNV, besonders im
ländlichen Raum sowie die Förderung eines barrierefreien Zugangs zu Verkehrsanlagen und Informationen.
Dazu kommen der verstärkte Ausbau des Radwegenetzes an Bundes- und Staatsstraßen sowie die Imple-
mentierung von Radschnellwegverbindungen für den Alltagsradverkehr. Das bestehende Staatsstraßennetz
soll erhalten und verbessert werden. Grundsatz ist: Erhaltung vor Ausbau und Ausbau vor Neubau. Der Neu-
bau von Straßeninfrastruktur beschränkt sich künftig auf die Ergänzung wesentlicher Netzelemente. Für die
Staatsstraßen erfüllt der Landesverkehrsplan die Funktion eines Bedarfs- und Investitionsrahmenplans.
Vision für Sachsen 2038:
Maßnahmen für eine zukunftsweisende, ressourcenschonendere und klimafreundlichere Entwicklung der Mo-
bilität im Freistaat Sachsen
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Eine moderne Mobilitätspolitik im Freistaat Sachsen verfolgt das Ziel, die anstehenden Herausforderungen
durch einen ganzheitlichen Ansatz zu lösen: verkehrsvermeidend, verkehrsträgerübergreifend, ressoucen-
schonend und digital vernetzt. Eine zukunftsweisende Mobilitätspolitik rückt die Bedürfnisse des Menschen
in den Vordergrund, berücksichtigt die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Mobilitätsmöglichkei-
ten und leistet einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz.
82
Beispiele/Projektvorschläge
In diesem Zusammenhang regt der Innovationsbeirat an, dass sich die Staatsregierung in Aktivitäten darüber
hinaus folgenden Anwendungsfeldern verstärkt widmet:
Entwicklung einer Strategie zur Mobilitätswende für den Zeitraum 2021 bis 2038 im Bundesland Sachsen
mit Fokus auf das Lausitzer Revier und Mitteldeutsche Revier als Basis einer vernetzten Projektstruktur.
Rascher Ausbau der Lade- und Tankinfrastrukturen für alle klimafreundlichen Energieträger im privaten
wie auch gewerblichen Bereich.
Aufbau der Ladeinfrastruktur für LKWs entlang der Hauptverkehrsachsen Sachsens und im Depot.
Aufbau leistungsfähiger digitaler Infrastrukturen und Kommunikationsnetze, die den optimalen Austausch
von Verkehrs- und Fahrzeuginformationen ermöglichen, damit mit intelligenter Verkehrsteuerung Staus
und Umwege vermieden und Kraftstoff oder Strom eingespart werden können.
Aufbau von sicheren Datenräumen (z.B. für intelligente Verkehrssteuerung: Mobility Data Space des
Fraunhofer IVI in Dresden).
Entwicklung von Chips der nächsten Generation (Quanten-/Next Generation Computing) zur Ermögli-
chung von Echtzeit-Verkehrssteuerung (vgl. Mission 7).
Schaffung von Reallaboren/Experimentierräumen, um vielversprechenden (aber noch nicht wirtschaftli-
chen) Technologien schneller zur Marktreife zu verhelfen, z.B. zur Anwendung von Brennstoffzellen bei
PKW und Nutzfahrzeugen (Lkw, Reisebusse, Regionalzüge, Gabelstapler/Flurförderzeuge).
Bereitstellung von Teststrecken für das Autonome Fahren.
Förderung der Schienenbahntechnik der Zukunft in Sachsen mit dem Fokus auf den „Straßenbahnbau-
reihe Sachsen“ (z.B. H2-Tram, H2-Brennstoffzellen-Umrüstung von Nahverkehrszügen, Abwärme ba-
sierte Klimatisierung von Brennstoffzellen-Triebzügen, Digitalisierte Zentralwerkstätten) und Fokus auf in-
novativen Bahnverkehr (z.B. Entwicklung Trailer-Schienengüterwagen, Internationale Business-Reisen im
Piano-Xpress).
Einbindung der Bevölkerung durch kostengünstige Nutzungsangebote für ÖPNV-Pilotprojekte.
Förderprogramme des Landes Sachsen für Entwicklung und Qualifizierung zur Begleitung der Transfor-
mation des Mobilitätssektors.
Förderung digitaler Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern, um den hohen Fachkräftebedarf heute
und in Zukunft sicherzustellen.
Unterstützung bei gesetzlichen Novellen auf Bundesebene zur Realisierung der Mobilitätswende (z.B.
Aufnahme von Fahrzeugen ab 3.5t in das Elektromobilitätsgesetz) und wettbewerbsfähige Energiepreise.
Beteiligte Partner (Stakeholder):
Bund, Freistaat Sachsen, Landkreise und Kommunen, Verkehrsverbünde, Verkehrsunternehmen, Ver-
bände, Wirtschafskammern etc.
Zusammenfassung:
Mobilität ist Grundvoraussetzung für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Mit dem neuen Landesverkehrs-
plan 2030 stellt die Sächsische Staatsregierung die Weichen für eine zukunftsweisende, nachhaltige, barrie-
refreie und insbesondere multimodale Mobilitätsentwicklung im Freistaat Sachsen
.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Verkehrs- und Mobilitätsvorhaben in Sachsen
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
83
Zukunftsfeld 3: Digitales
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
Landesverkehrsplan Sachsen (LVP) 2030 - Mobilität für Sachsen
84
Steckbrief XIX
Mobilität von morgen
Themenschwerpunkt:
H2-TRAM - Innovative Straßenbahn mit Brennstoffzellenantrieb
Inhaltliche Untersetzung:
Im Fördervorhaben erfolgt die ganzheitliche Erforschung einer mit Wasserstoff zu betreibenden Straßenbahn.
Dabei werden notwendige brennstoffzellenrelevante Einzelsysteme forschungsseitig ausgelegt und zu einer
hocheffektiven Fahrzeuggesamtheit vereint. Diese neuartigen Brennstoffzellen-Straßenbahnen dienen der
nachhaltigen und schadstofffreien Erschließung neuer Stadt- und Stadtumlandgebiete unabhängig von einer
vorhandenen Bahnstrominfrastruktur.
Ausgangssituation in Sachsen:
Sachsen ist eine der ersten Adressen bundesweit in Fragen der Wasserstoffforschung und -anwendung.
Vision für Sachsen 2038:
Mit Brennstoffzellen-Straßenbahnen entsteht für Verkehrsbetriebe die Möglichkeit, nachhaltig und schad-
stofffrei neue Stadt- und Randgebiete, sog. abgeschnittene Vororte unabhängig von einer Bahnstrominfra-
struktur mit Schienenfahrzeugen anzubinden und somit zu integrieren.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Evtl. die erste emissionsfreie Straßenbahn in Europa
Beispiele/Projektvorschläge
H2-TRAM - Innovative Straßenbahn mit Brennstoffzellenantrieb
Beteiligte Partner (Stakeholder):
u.a. Schienenfahrzeughersteller, ggfls. perspektivisch Einbindung des Hydrogen Lab Görlitz andenken
ggfls. Fraunhofer IVI mit dem geplanten Versuchsfeld in Nickern einbinden
Zusammenfassung:
Im Fördervorhaben erfolgt die ganzheitliche Erforschung einer mit Wasserstoff zu betreibendem Straßen-
bahn. Dabei werden notwendige brennstoffzellenrelevante Einzelsysteme forschungsseitig ausgelegt und zu
einer hocheffektiven Fahrzeuggesamtheit vereint. Diese neuartigen Brennstoffzellen-Straßenbahnen dienen
der nachhaltigen und schadstofffreien Erschließung neuer Stadt- und Stadtumlandgebiete unabhängig von
einer vorhandenen Bahnstrominfrastruktur. Sachsen kann die erste emissionsfreie Straßenbahn in Europa
etablieren.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
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Zukunftsfeld 4: Energie
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
Zukunftsfeld 5: Mobilität
sen.
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung:
Strategiekonzept Schiene - Eisenbahninfrastruktur im Freistaat Sachsen
86
Mission 10: Leichtbau, Additive Fertigung
Steckbrief XX
Leichtbau
Themenschwerpunkt:
Leichtbau als Querschnittsthema
Inhaltliche Untersetzung:
Die sächsischen Braunkohlereviere sowie Sachsen insgesamt entwickeln sich zum Produktionsstandort tech-
nischer Komponenten entlang des Dekarbonisierungspfades für den Energiesektor, für Wirtschaft und Ge-
sellschaft. Dabei sind Themenfelder wie die Produktion von Elektrolyseuren, Brennstoffzellen, Brennwertkes-
seln, Verdichtern, Wärmeüberträgern, Windkraftanlagen, oder die Entwicklung und Herstellung intelligenter,
effizienzverbessernder und ressourcenschonender Materialien für den nationalen, europäischen wie globalen
Markt von fundamentaler Bedeutung.
Andockend an technisch orientierte, universitäre und außeruniversitäre, international vernetzte Lehr- und For-
schungsinstitutionen in Sachsen mit besten Transferchancen, bestehen bereits sehr gute Strukturen, die
durch Forschung und Innovation einen beständigen Vorsprung für Unternehmen unterstützen und gleicher-
maßen junge Menschen bestmöglich für diese Herausforderungen ausbilden oder erfahrenes Personal be-
rufsbegleitend bedarfsgerecht weiterqualifizieren. Die zukünftige positive Entwicklung des Wirtschaftsstan-
dortes Sachsens wird durch eine Förderung der herausragenden sächsischen Forschungslandschaft im Be-
reich des Leichtbaus sowie eine engere Verzahnung mit Unternehmen und Initiativen der Wirtschaft in Sach-
sen unterstützt.
Der Leichtbau ist als einer der wesentlichen technologischen Ansätze für eine höhere Material- und Energie-
effizienz ein zentraler Baustein für die Lösung der globalen Umwelt- und Klimaproblematik. Aus diesem Grund
bildet der Leichtbau einen der wichtigsten Innovationstreiber für die die sächsische Wirtschaftslandschaft prä-
genden Branchen des Fahrzeug-, Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbaus. Innovativer nachhaltiger Leicht-
bau erfordert nicht nur signifikante Gewichtseinsparungen bei gleichzeitiger Verbesserung der Bauteileigen-
schaften. Damit stellt der ökologische Ressourceneinsatz einen Schwerpunkt bei der Entwicklung zukunfts-
fähiger Leichtbaukonzepte und Fertigungstechnologien dar.
Mit der Erforschung und Entwicklung attraktiver sowie anforderungskonformer Wärmespeichersysteme in
Kombination mit integrierter Funktionalität von Sensorik und Aktorik soll die bisher ungenügende Kompensa-
tion zwischen Nachfrage und Bereitstellung insbesondere thermischer Energie bei Wärmewende und Sekto-
renkopplung überwunden werden. Projektideen wie „Funktionsintegrierte Leichtbaustrukturen zur effizienten
Energiebereitstellung und -speicherung sowie Effizienzsteigerung thermischer Energiespeicher durch den
Einsatz funktionsintegrierter Innenisolierungen für den Energieerhalt (EFREX)“ stützen sich auf langjährige
Kooperationen mit Unternehmen der Energiewirtschaft und generieren Innovationen.
Ein europaweit einzigartiges Forschungszentrum für kostengünstige, maßgeschneiderte und „grüne“ Carbon-
fasern soll als interdisziplinäre Forschungseinrichtung durch die TU Chemnitz unter Einbeziehung MERGE/TU
Chemnitz, Fraunhofer IWU und Fraunhofer IAP eingerichtet werden. Am Standort Boxberg sollen mit Hilfe
von Forschungs- und Pilotlinien, Laborkonfigurationen und Demonstrationssystemen durch synergetische
Bündelung der sächsischen und brandenburgischen Kompetenzen neue Wege für die Leichtbauwerkstoffe
und -produkte der Zukunft und deren nachgeschaltete Prozesse, erforscht und gemeinsam mit Unterneh-
mensgründungen, Startups und neuen Niederlassungen am Standort zur Marktreife entwickelt werden. Durch
Einbeziehung von erneuerbaren Energien und eines nachhaltigen Energiemanagements ist geplant, die ge-
samte Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung und Aufbereitung über Werkstoffe und Verfahren bis
zu Strukturen und Systemen treibhausgasneutral zu gestalten und in eine industrielle Fertigung zu überführen.
87
Ausgangssituation in Sachsen:
Im Freistaat Sachsen konnten sich in den Jahren nach der Wiedervereinigung weitgehend gute Strukturen im
Maschinenbau, der Automobilwirtschaft und in der Energiewirtschaft entwickeln. Die Hochschulen haben sich
den Herausforderungen der Wirtschaft angepasst und verfügen über besondere Stärken bei der anwendungs-
orientierten Forschung. Mit den gegenwärtigen Herausforderungen der Energiewende und der Dekarbonisie-
rung in allen Wirtschaftsbereichen werden die Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb einer Generation
herausgefordert. Damit werden bedeutende Ressourcen an Infrastrukturen und Arbeitskräften freigesetzt. Im
Freistaat Sachsen haben sich die Akteure des Fachgebietes in der Leichtbau-Allianz Sachsen zusammenge-
schlossen. Diese Potentiale stehen für die Weiterentwicklung von in Sachsen vorhandenen Kompetenzen zur
Verfügung.
Vision für Sachsen 2038:
Wir entwickeln Sachsen zu einem führenden Forschungs- und Produktionsstandort für innovative Leichtbau-
technologien in Automobil- und Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und Elektro-, Feinwerk-
und Mikrotechnik, Energie- und Umwelttechnik sowie Bauwesen.
Alleinstellungsmerkmal für Sachsen:
Sachsen verfügt als eine „Wiege“ des Maschinenbaus über langjährige Traditionen und Akzeptanz für die
gesamten Wertschöpfungsketten vom Rohstoff bis zum Endprodukt.
Im Bereich des Leichtbaus konnte nach dem Neustart der industriellen Produktion nach 1989 wieder eine
Positionierung als 4-größter Standort in Deutschland erreicht werden (Leitbauatlas BMWi).
Beispiele/Projektvorschläge:
Forschungsstandort zur Herstellung von grünen Carbonfasern zum Leichtbau:
InnoCarbEnergy in Boxberg
Fraunhofer IWU/IAP
Leichtbau-Anwendungen mit Glas-, Kohlenstoff- und Naturfasern im Schienenfahrzeug-, Automobil-,
Fahrzeug- und allgemeinen Maschinenbau:
Deutschlands/Sachsens renommierteste Leichtbauinstitute ILK in Dresden und SLK in Chemnitz
Cotesa, IMA, Mitras, RCS
IWU Zittau
Elbeflugzeugwerke mit Töchtern in der Lausitz (Leichtbauplattenflugzeuge)
Zukunftsweisende Leichtbau-Anwendungen:
Förderung eines Kompetenzzentrums für alternative Fahrzeugtechnik mit Anknüpfungspunkten für unbe-
mannte Luftfahrt bietet (Urban Air Mobility; AEF Kamenz)
Projekte zum 3D Druck: IWS (siehe auch Fraunhofer-Preis 2018 Additive Manufacturing Center Dresden
(AMCD):
IFAM DD: Infrastruktur: Elektronenstrahl-3D Druck Anlagen
Dann auch das IKTS: 3D-Druck mit Keramik
FEP: Entwicklung von Elektronenstrahlquellen für den 3D-Druck.
Universität Leipzig/IWU: Einsatz von 3D-Druck bei Implantaten / in der Medizintechnik (Zusammenarbeit
mit HP)
Beteiligte Partner (Stakeholder):
TU Chemnitz, TU Dresden, HSZG
Fh-IWU, Fh-IFAM , Fh-IWS
Luft- Automobil- und Transportindustrie
Forum Leichtbau BMWi
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Zusammenfassung:
Der Leichtbau ist als einer der wesentlichen technologischen Ansätze für eine höhere Material- und Energie-
effizienz ein zentraler Baustein für die Lösung der globalen Umwelt- und Klimaproblematik.
Konkordanz zum Handlungsprogramm der Staatsregierung ( ):
Ja:
Nein:
Anwendungsfeld im Lausitzer Revier und/oder Mitteldeutschen Revier ( )
LR:
MR:
Bezug zur Zielstellung / Handlungsempfehlung im Handlungsprogramm:
Querschnittsbereich Umwelt , neue Materialien und fortschrittliche Produktionstechnologien
Bezüge zu den Zukunftsfeldern in der Innovationsstrategie des FS Sachsen ( ):
Ja:
Nein:
Zukunftsfeld 1: Umwelt
Hinweis:
Als Orientierungshilfe für die Identifizierung und Ein-
ordnung der Bezüge dient die
Abbildung 11
„Sachsens tech-
nologische Stärken in den Zukunftsfeldern“
auf
Seite 28
der
Fortschreibung der Innovationsstrategie des Freistaates Sach-
sen.
Zukunftsfeld 2: Rohstoffe
Zukunftsfeld 3: Digitales
Zukunftsfeld 4: Energie
Zukunftsfeld 5: Mobilität
Zukunftsfeld 6: Gesundheit
Querschnittsbereich:
Anknüpfungspunkte zu bestehenden Fachstrategien der Ressorts ( ):
Ja:
Nein:
Benennung: Innovationsstrategie des Freistaates Sachsen
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Übersicht der Mitglieder des Innovationsbeirates Sachsen
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann, Präsident Emeritus der Technischen Universität München,
Vorsitzender des Beirates
Prof. Dr. Siegfried Bülow, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsleitung der Porsche Leipzig GmbH und
Honorarprofessor für Prozess- und Projektmanagement an der HTWK Leipzig
Prof. Dr. Nils Kroemer, Betriebsleiter des Werks Chemnitz der SIEMENS AG und Honorarprofessor für „In-
dustrielle Messtechnik“ an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Chemnitz
Dr. Katrin Leonhardt, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank - Förderbank
Dr. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender der envia Mitteldeutsche Energie AG
Dr. Thomas de Maizière, MdB, Bundesminister a.D.
Prof. Dr. Jürgen Mlynek, ehemaliger Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
Jörg Mühlberg, Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA)
Matthias Müller, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG
Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft
Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der LEAG
Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung a.D.
Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH & Prokuristin der Gelsenwasser
AG
Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen, Präsident der Dresden International University (DIU) und zuvor langjähri-
ger Rektor der Technischen Universität Dresden
Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)
Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung a.D. Ständige
Mitglieder der Sächsischen Staatsregierung im Innovationsbeirat:
Michael Kretschmer, MdL, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen
Thomas Schmidt, MdL, Staatsminister für Regionalentwicklung
Je nach Themenstellung nehmen Gastreferenten und anlassbezogen fachlich zuständige Mitglieder der Säch-
sischen Staatsregierung an den Beiratssitzungen teil.
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Kontakt/Ansprechpartner
Sächsische Staatskanzlei
Geschäftsstelle Innovationsbeirat Sachsen
Hannes Koch
Geschäftsstellenleiter
Telefon: +49 351 564-14525
E-Mail:
Herausgeber:
Sächsische Staatskanzlei
Archivstraße 1, 01097 Dresden
Telefon: +49 351 564-0
Telefax: +49 351 564-10999
E-Mail: info@sk.sachsen.de
Webseite:
Gestaltung und Satz:
Geschäftsstelle Innovationsbeirat Sachsen in der Sächsischen Staatskanzlei
Redaktionsschluss:
7. Juli 2021
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schen Landtages beschlossenen Haushaltes.