Landesamt für Umwelt und Geologie
in Sachsen
1996 – 2000
Grundwassersituation
Impressum
2
Titelbild
Claraquelle bei Weischlitz
Foto: Hydrogeologie Nordhausen GmbH, Herr Schallschmidt
Herausgeber:
Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Öffentlichkeitsarbeit
Zur Wetterwarte 11, D-01109 Dresden
eMail: Abteilung2@lfug.smul.sachsen.de
Redaktion:
Karin Kuhn
Referat Grundwasser/Altlasten
Abteilung Wasser, Abfall
Bearbeitung:
Dr. Jörg Dehnert, Karin Kuhn, Rosemarie Lankau, Michael Scheerbaum,
Maren Zweig, Referat Grundwasser/Altlasten
Karsten Friedrich, Klaus Häfner, Dr. Gundula Schön,
Staatliches Umweltfachamt Leipzig
Dr. Ulrike Haferkorn, Staatliche Umweltbetriebsgesellschaft
Heike Kalweit, Staatliches Umweltfachamt Chemnitz
Anselm Klostermeier, Staatliches Umweltfachamt Plauen
Steffi Otting, Staatliches Umweltfachamt Radebeul
Gabriele Timmler, Staatliches Umweltfachamt Bautzen
unter Mitarbeit von:
Uta Ernst, Ines Krause, Christina Lausch, Ingrid Schnippa,
Referat Grundwasser/Altlasten
Redaktionsschluss:
März 2002
Gestaltung, Satz, Repro:
Werbeagentur Friebel
Pillnitzer Landstr. 37, D-01326 Dresden
Materialien zur Wasserwirtschaft
Grundwassersituation in Sachsen 1996 – 2000
Druck und Versand:
Sächsische Druck- und Verlagshaus AG
Tharandter Str. 23-27, D-01159 Dresden
Fax: 0351/4203186 (Versand)
eMail: versand@sdv.de
Auflage: 700
Bezugsbedingungen:
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AG Kostenfrei bezogen werden.
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Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des
Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (LfUG) herausgege-
ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern im Wahlkampf zum
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zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise
verwendet werden, die als Parteinahme des Landesamtes zugunsten einzel-
ner Gruppen verstanden werden kann. Den Parteien ist es gestattet, die
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Copyright:
Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die
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dem Herausgeber vorbehalten.
Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier
März 2002
Artikelnummer: L II-1/21
Das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie ist im Internet
Grundwassersitutation
Inhalt
1996 – 2000
3
Vorwort .................................................................................................................................................................5
1
System der landesweiten Grundwasserbeobachtung ............................................................................................6
1.1
Konzeption der landesweiten Grundwasserbeobachtung .....................................................................................6
1.1.1
Grundmessnetz Grundwasserstand .......................................................................................................................6
1.1.2
Grundmessnetz Beschaffenheit.............................................................................................................................7
1.1.3
Sondermessnetze...................................................................................................................................................7
1.1.4
Kontroll- und Steuernetze .....................................................................................................................................7
1.2
Aufgaben des Landesgrundwasserdienstes...........................................................................................................8
1.3
Entwicklung des Grundmessnetzes Beschaffenheit..............................................................................................9
1.4
Rekonstruktion des Grundmessnetzes Grundwasserstand..................................................................................12
1.4.1
Inhalt der Rekonstruktion....................................................................................................................................12
1.4.2
Durchführung der Rekonstruktion ......................................................................................................................13
1.5
Aufbau des Sondermessnetzes Landwirtschaft...................................................................................................16
1.6
Lysimeterstation – integraler Bestandteil der Grundwasserbeobachtung...........................................................17
2
Grundwasserverhältnisse Stand und Menge .......................................................................................................17
2.1
Datengrundlage ...................................................................................................................................................17
2.2
Meteorologische Situation ..................................................................................................................................17
2.3
Grundwasserverhältnisse an ausgewählten Messstellen.....................................................................................18
2.3.1
Lockergesteinsbereich.........................................................................................................................................18
2.3.2
Festgesteinsbereich .............................................................................................................................................18
2.3.3
Langjährige Entwicklung der Grundwasserstände .............................................................................................23
2.4
Sonderuntersuchungen ........................................................................................................................................24
2.4.1
Überwachung der Grenzgewässer im Gebiet Kirnitzsch/Krinice-Hrensko ........................................................24
2.4.2 Deutsch-polnische Tagebaumessnetze................................................................................................................25
3
Grundwasserverhältnisse Beschaffenheit ...........................................................................................................27
3.1
Datengrundlage ...................................................................................................................................................27
3.2
Nitratbelastung ....................................................................................................................................................27
3.2.1
Vorhandene Messstellen .....................................................................................................................................27
3.2.2
Allgemeine Situation...........................................................................................................................................27
3.2.3
Langjährige Entwicklung....................................................................................................................................28
3.3
PSM-Belastung ...................................................................................................................................................30
3.3.1
Vorhandene Messstellen .....................................................................................................................................30
3.3.2
Allgemeine Situation...........................................................................................................................................31
3.3.3
Langjährige Entwicklung....................................................................................................................................33
3.4.
Sulfatbelastung....................................................................................................................................................34
3.4.1
Vorhandene Messstellen .....................................................................................................................................34
3.4.2
Allgemeine Situation...........................................................................................................................................34
3.4.3
Langjährige Entwicklung....................................................................................................................................35
3.5
Sonderuntersuchungen ........................................................................................................................................36
3.5.1
Ergebnisse aus dem Sondermessnetz Landwirtschaft.........................................................................................36
3.5.2
Nitratbelastung unter forstwirtschaftlich genutzten Flächen ..............................................................................39
3.5.3
Ergebnisse aus dem Sondermessnetz Versauerung ............................................................................................42
4.
Ergebnisse der Lysimeterstation in Brandis........................................................................................................45
4.1
Dynamik der Grundwasserneubildung................................................................................................................45
4.2
Beziehungen zwischen Bodenwasserhaushalt, Bwirtschaftung und Stickstoffaustrag ......................................49
4.3
Wasserhaushaltsbilanzen verschiedener Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung.........................................51
4.4
Repräsentativität der Lysimetermessungen ........................................................................................................52
5
Grundwasserschutz .............................................................................................................................................56
5.1
Wasserschutzgebiete...........................................................................................................................................56
5.2
Erkundung, Sicherung und Sanierung von Grundwasserkontaminationen ........................................................57
5.2.1
Komplexe Grundwasserschadensfälle durch LHKW in den Stadtgebieten Niesky,
Görlitz und Königsbrück ....................................................................................................................................57
4
5.2.2
Altlasten-Modellstandort Stadtgebiet Zwickau ..................................................................................................60
5.2.3
Sanierung des ehemaligen Fluatwerkes Glauchau..............................................................................................62
5.2.4
Sanierung des ehemaligen Tanklagers Zeisigwald .............................................................................................65
5.2.5
Ökologisches Großprojekt „SOW Böhlen“ ........................................................................................................67
5.2.6
Wasserhaushaltssanierung im nordwestsächsischen Bergbaurevier...................................................................69
5.2.7 Großraum Leipzig...............................................................................................................................................70
6
Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ......................................................................................73
6.1
Ziele der Wasserrahmenrichtlinie .......................................................................................................................73
6.2
Organisatorische Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.................................................................................74
6.3
Fachliche Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.............................................................................................74
6.4
Bestandsaufnahme – Teil Grundwasser..............................................................................................................76
6.4.1
Erstmalige Beschreibung ....................................................................................................................................76
6.4.2
Weitergehende Beschreibung .............................................................................................................................79
6.4.3
Prüfung der Auswirkungen menschlicher Tätigkeit auf das Grundwasser.........................................................80
6.4.4
Weniger strenge Umweltziele.............................................................................................................................80
7
Forschungstätigkeit .............................................................................................................................................80
7.1
Untersuchung zur Grundwassergefährdung durch Mobilisierung von Schadstoffen
infolge Grundwasseranstieg Hoyerswerda-Weißwasser.....................................................................................80
7.2
Schadstoffmobilisierung und -verteilung in den Leipziger Flussauen................................................................81
7.3
Kontamination im Bereich der militärischen Altlast Luftschießplatz Belgern...................................................82
7.4
Entwicklung einer Messzelle zur Online-Messung des Leitkennwertes Radon-222 mit
dem Ziel der Bestimmung des optimalen Abpumpvolumens von Grundwassermessstellen .............................82
7.5
Untersuchung des Einflusses des Abpumpvolumenstromes auf die Partikelzahl im
Förderstrom der Pumpe.......................................................................................................................................83
8
Weiterbildung......................................................................................................................................................84
9
Zusammenfassung...............................................................................................................................................84
10
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................86
11
Abbildungsverzeichnis........................................................................................................................................87
12
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................................................89
13
Anlagenverzeichnis.............................................................................................................................................89
Anlagen ...............................................................................................................................................................91
Inhalt
5
Vorwort
D
er vorliegende Bericht ist die Fortschreibung des
„Berichtes zur Grundwassersituation 1993 bis
1994“. Er gibt einen Überblick über Zustand und
Entwicklung des Grundwassers in Sachsen im Zeitraum
1996 bis 2000. Schwerpunkte sind die Grundwasser-
beobachtung an Grund- und Sondermessnetzen und deren
Ergebnisse, der Grundwasserschutz und erste Erfahrungen bei
der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
Der sächsische Landesgrundwasserdienst wurde bereits
1912 an der Geologischen Landesanstalt gegründet. Das
Messnetz „Grundwasserstand“ ist eines der ältesten in
Deutschland und wird gegenwärtig rekonstruiert. Seit 1986
wird auch die Grundwasserbeschaffenheit beobachtet.
Die Ergebnisse der Grundwasserbeobachtung an Grund- und
Sondermessnetzen des Sächsischen Landesamtes für
Umwelt und Geologie (LfUG) und der Staatlichen Umwelt-
fachämter werden ausführlich analysiert. Es zeigt sich, dass
sich klimatische Veränderungen noch nicht auf die Entwick-
lung der Grundwasserstände ausgewirkt haben.
Da die Prozesse im Grundwasser komplex und langwierig
sind, kann trotz vielfältiger Aktivitäten zum Umweltschutz
noch keine deutliche Verbesserung in der Grundwasser-
beschaffenheit nachgewiesen werden. So hat sich die Nitrat-
belastung des Grundwassers in den letzten Jahren nicht
verändert und auch die regionale Verteilung der Belastung
mit Pflanzenschutzmitteln blieb seit 1993 gleich.
Die Durchsetzung eines wirksamen Grundwasserschutzes
hat für das dicht besiedelte Sachsen mit seiner industriellen
Vergangenheit einen besonderen Stellenwert. Von 250
Anträgen an das LfUG zur Bearbeitung von Gutachten zur
Ausweisung von Wasserschutzgebieten konnten 185 Ver-
fahren abgeschlossen werden.
Auch die Erkundung, Sicherung und Sanierung von Grund-
wasserschadensfällen macht Fortschritte, wie die Sanierung
des ehemaligen militärischen Tanklagers Zeisigwald bei
Chemnitz zeigt. Außer einer Hinweistafel erinnert heute
nichts mehr an die frühere Nutzung dieses Geländes, das mit
seinen zahlreichen Wasserflächen vollständig in ein Nah-
erholungsgebiet integriert ist.
Der nächste Bericht zur Grundwassersituation in Sachsen
erscheint in 5 Jahren. Darüber hinaus berichtet das LfUG
zeitnah zu Ergebnissen auf dem Gebiet Grundwasser in
„Grundwasser/Altlasten Aktuell“.
Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kinze
Präsident des Sächsischen Landesamtes
für Umwelt und Geologie
1
System der landesweiten Grund-
wasserbeobachtung
1.1
Konzeption der landesweiten Grundwasser-
beobachtung
Der gesetzliche Auftrag zum Betrieb eines landesweiten
Grundwasserbeobachtungssystems ist im Sächsischen
Wassergesetz (SächsWG) wie folgt formuliert:
§ 10 SächsWG – Gewässerkundliches Messnetz
„Die zuständige Fachbehörde hat die Aufgabe, gewässer-
kundliche Daten zu ermitteln, zu sammeln und aufzuberei-
ten, soweit dies für die Erfassung des natürlichen oder
menschlich beeinflussten Wasserdargebots oder für die was-
serwirtschaftlichen oder sich auf den Wasserhaushalt aus-
wirkenden Planungen, Entscheidungen und sonstigen Maß-
nahmen sowie für Zwecke der Wirtschaft, Wissenschaft oder
Rechtspflege erforderlich ist. Körperschaften des öffent-
lichen Rechts sind verpflichtet, der zuständigen Fach-
behörde auf Verlangen die bei ihnen vorhandenen wasser-
wirtschaftlichen oder für die Wasserwirtschaft bedeutsamen
Daten zu übermitteln, soweit dies zur Erfüllung der Auf-
gaben nach Satz 1 erforderlich ist.“
Im Rahmen der „Konzeption der Umweltmessnetze im Frei-
staat Sachsen“ wurde vom Landesamt für Umwelt und Geo-
logie die Konzeption zum „Messprogramm Grundwasser
(Stand und Beschaffenheit)“ erarbeitet. Mit Beschluss des
sächsischen Kabinetts vom 24.08.1993 wurde die Konzep-
tion zur Kenntnis genommen.
Im Messprogramm Grundwasser werden folgende drei Mess-
netztypen unterschieden (LfUG 1993 und SMUL 2000).
• Grundmessnetz
Messnetz zur flächenrepräsentativen vertikalen und hori-
zontalen Erfassung der Grundwasserverhältnisse in den
Grundwasserregionen der einzelnen hydrogeologischen
Einheiten.
• Sondermessnetze
Messnetze, die zur Lösung spezieller Problemstellungen
bzw. für die Bearbeitung von Spezialaufgaben zeitlich
und örtlich begrenzt, eingerichtet werden.
• Kontroll- und Steuernetze
Messnetze, die von Dritten zur Überwachung der Grund-
wasserverhältnisse betrieben werden (z. B. Wasserwerke,
Deponien, Bergbau, Altlasten usw.). Die Ergebnisse wer-
den bei Bedarf zur Bewertung der lokalen Grundwasser-
situation mit herangezogen.
Die Struktur des Beobachtungssystems ist in Anlage 1
schematisch dargestellt (SMUL 2000).
6
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Im Mittelpunkt der landesweiten Grundwasserbeobachtung
steht das Grundmessnetz, welches die Beobachtung des
Grundwasserstandes und der Grundwasserbeschaffenheit
umfasst. Die Messergebnisse dienen für die Beurteilung
sowohl
– der weitgehend anthropogen unbeeinflussten Grund-
wasserverhältnisse als auch
– der Auswirkungen langfristiger Einflussfaktoren (Land-
wirtschaft, Urbanisierung, Industrie).
Sie bilden eine wichtige Grundlage für die Ableitung
umweltpolitischer Maßnahmen zum nachhaltigen Schutz der
Grundwasserressourcen.
1.1.1
Grundmessnetz Grundwasserstand
Das Grundmessnetz Grundwasserstand entwickelte sich aus
dem Messnetz des 1912 gegründeten Sächsischen Landes-
grundwasserdienstes. Ein großer Teil der alten Wirtschafts-
brunnen wird auch heute noch regelmäßig beobachtet.
Dadurch reichen die Messwerte bis in die 40er und 50er
Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Bei einzelnen Mess-
stellen beginnen die Beobachtungsreihen zu Beginn des
20. Jahrhunderts. Die Entwicklung des Messnetzes zeigt
Abb. 1.1.
Nach einer ersten Rekonstruktion in den Jahren 1998 und
1999 (s. Kap. 2.3) umfasst das Messnetz heute 963 Mess-
stellen. Eine flussgebietsbezogene Übersicht über die
Anzahl der Messstellen sowie über den Messturnus gibt die
Tab. 1.1.
Den Überblick über die geografische Verteilung der Mess-
stellen zeigt die Karte in Anlage 2.
Als Messtermine für die Grundwasserbeobachtung sind der
1., 8., 15. und 22. jeden Monats festgelegt. Bei einem 14tägi-
gen Beobachtungsturnus erfolgt die Messung am 1. und
15. jeden Monats.
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
Jahr
Bohr- und Schachtbrunnen
Grundwasserbeobachtungsrohr
Quellen
Messnetzrekonstruktion
Anzahl
Abb. 1.1: Entwicklung des Grundmessnetzes Grundwasser-
stand, bezogen auf die Messstellenarten
7
Grundwassersitutation 1996 – 2000
nahme wird im Auftrag des Landesamtes für Umwelt und
Geologie durch die Staatliche Umweltbetriebsgesellschaft
durchgeführt. Die Analytik wurde ab 1998 an ein Fremdla-
bor vergeben.
1.1.3
Sondermessnetze
Das Messprogramm für die Sondermessnetze wird entspre-
chend den Erfordernissen jährlich neu festgelegt. Eine Über-
sicht über die im Auftrag des Landesamtes für Umwelt und
Geologie und der Staatlichen Umweltfachämter betriebenen
Messnetze zeigt Tab. 1.2. Entsprechend der Aufgabenstel-
lung können jedoch neben Behörden auch wissenschaftliche
Einrichtungen und Betriebe die Träger von Sondermessnet-
zen sein.
Im Vordergrund der Sondermessnetze des Landesamtes und
der Umweltfachämter stehen die
– Ermittlung der Auswirkungen der Maßnahmen aus der
Sächsischen Schutz- und Ausgleichsverordnung (Sächs-
SchAVO) auf das Grundwasser,
– Überwachung des Einflusses von Altlasten, insbesondere
von Rüstungsaltlasten, auf die Wasserfassungen in der
Torgauer Elbaue,
– Versauerung des Grundwassers in den Kammlagen des
mittleren Erzgebirges,
– Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit in in-
dustriellen Ballungsgebieten,
– Grundwasserbewirtschaftung in den Großstädten,
– Ermittlung der grenzüberschreitenden Auswirkungen von
Braunkohletagebauen auf den Grundwasserstand im
Bereich der Staatsgrenze zu Polen,
– Grenzüberschreitende Beobachtung des Grundwasser-
standes zur Nutzung des gemeinsamen Dargebots mit
Tschechien.
1.1.4
Kontroll- und Steuernetze
Zur Überwachung von Grundwasserbenutzungen und was-
serwirtschaftlichen Anlagen werden durch die jeweiligen
Betreiber zur Eigenkontrolle und auf der Grundlage von
Nebenbestimmungen in der wasserrechtlichen Erlaubnis
Kontroll- und Steuernetze betrieben. Messtermine und Para-
meterumfang sind entsprechend sehr verschieden.
Gegenwärtig werden vom Landesamt für Umwelt und Geo-
logie nur die Ergebnisse der Wasserversorgungsunternehmen
zur Verdichtung der Beschaffenheitsaussagen herangezogen.
Gemäß § 60 Abs. (2) SächsWG kann die oberste Wasser-
behörde durch Rechtsverordnung allgemein festlegen, dass
die Betreiber von Wasserversorgungsanlagen auf ihre
Kosten
– die Beschaffenheit des Rohwassers untersuchen oder
untersuchen lassen müssen,
Tab. 1.1: Gliederung des Grundmessnetzes-Stand nach
Hauptflussgebieten und Messturnus
Anzahl der Messstellen
Hauptflussgebiet
gesamt
Messung pro Monat
1 mal 2 mal 4 mal täglich
Elbe
181
1
55
122
3
Eger (Ohre)
3
3
Polzen (Ploucince)
3
3
Schwarze Elster
118
41
76
1
Zwickauer Mulde
77
5
72
Freiberger Mulde
71
11
60
Vereinigte Mulde
131
114
17
Saale von der Quelle
bis Loquitz
0
Saale von Unstrut
bis Weiße Elster
15
13
2
Saale von Weiße
Elster bis Bode
2
1
1
Weiße Elster
213
120
93
Spree
121
18
103
Lausitzer Neiße
28
28
963
1
378
580
4
1.1.2
Grundmessnetz Beschaffenheit
Das Messnetz befindet sich noch im Aufbau. Im Jahr 2000
wurden 95 Messstellen beprobt. Mittelfristig wird die Ein-
richtung von ca. 150 Messstellen angestrebt (s. Kap 2.3).
Alle Messstellen werden hydrogeologischen Einheiten zuge-
ordnet. Die Grundlage für die hydrogeologische Zuordnung
bildet die in der Karte der „Hydrogeologischen Einheiten“
vorgenommene Gliederung (SMUL 2000). Die Messstellen
sollen sich in Abhängigkeit von der Größe und Bewirtschaf-
tungsfähigkeit der einzelnen hydrogeologischen Einheiten
gleichmäßig über Sachsen verteilen. Die aktuelle Verteilung
zeigt die Karte in Anlage 3.
Zum Nachweis typischer flächenhafter anthropogener
Beeinflussungen werden die Messstellen so ausgewählt,
dass sie verschiedene Flächennutzungen repräsentieren.
Dabei werden fünf Nutzungstypen unterschieden:
– Acker
– Brachland
– Siedlung
– Wald
– Wiese
Der Probennahmerhythmus ist auf zweimal jährlich
(Mai/Juni und Oktober/November) festgelegt. Die Proben-
– im Bedarfsfall in Wasserschutzgebieten Untersuchungs-
einrichtungen zur Überwachung der Grundwasserverhält-
nisse errichten und Untersuchungen des Grundwassers
durchführen oder durchführen lassen müssen und
– die gewonnenen Ergebnisse in festgelegten Formaten und
zu geregelten Terminen an die zuständige Behörde über-
geben müssen.
Eine entsprechende Rechtsverordnung ist in Arbeit. Aus die-
sem Grund erfolgt derzeit die Übernahme der Daten durch
das Landesamt noch in unterschiedlichen Formaten. Auf der
Basis von Vereinbarungen mit dem jeweiligen Betreiber der
Anlage werden Wasserbeschaffenheitsdaten und ausge-
wählte Stammdaten an das Landesamt geliefert. Bisher wur-
den 1547 Messstellen lagemäßig erfasst.
1.2
Aufgaben des Landesgrundwasserdienstes
Die Aufgaben des Landesgrundwasserdienstes wurden
bereits 1935 von Rudolf Grahmann, dem Begründer des
sächsischen Landesgrundwasserdienstes, formuliert.
Zusammenfassend stellt Grahmann die Aufgaben wie folgt
dar (Grahmann 1935).
Zur Ermöglichung einer zweckmäßigeren Ausnützung der
Wasserschätze ist
1. die Verbreitung und die Ergiebigkeit der in Sachsen
gewinnbaren Grundwassermengen sowie ihrer bisherigen
und ihrer überhaupt möglichen Ausnützung festzustellen.
2. der Grundwasserhaushalt durch Überwachung der
Schwankungen von Brunnenpegeln oder von Quellschüt-
tungen festzustellen.
Diese Aufgaben bedingen ein dichtes, über das ganze Land
gespanntes Netz von dauernden Beobachtungsstellen, den
„Landesgrundwasserdienst“.
Da die menschlichen Aktivitäten, welche die Grundwasser-
verhältnisse beeinflussen, in ihrer Vielfalt und Nachhaltig-
keit in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen haben,
sind diese Aufgaben hoch aktuell. Aus heutiger Sicht werden
sie wie folgt zusammengefasst (SMUL, 2000):
– Erfassung der (weitgehend) anthropogen unbeeinflussten
Grundwasserverhältnisse (Zustandsbeschreibung der
Grundwasserkörper nach EU-Wasserrahmenrichtlinie)
8
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Messnetz
Verantwortlicher
Anzahl der
Beobachtung
Beprobung
Messstellen STAND- BESCHAFFEN-
Messungen HEIT- Messungen
pro Jahr
pro Jahr
Gröditz/Oschätzchen
StUFA Radebeul
10
10 Mst. 1x
Wülknitz
StUFA Radebeul
1
1 Mst. 1x
Radebeul-Coswig-Meißen
StUFA Radebeul
31
31 Mst. 1x
Stadt Dresden
StUFA Radebeul
32
3 Mst. 4x
6 Mst. 1x
8 Mst. 12x
7 Mst. 24x
8 Mst. 48x
WW Rödern
StUFA Radebeul
9
9 Mst.12x
Kirnitzsch
StUFA Radebeul
9
5 Mst. 6x
4 Mst. 12x
Görlitz
StUFA Bautzen
14
14 Mst. 2x
Königsbrück
StUFA Bautzen
9
9 Mst. 2x
Deutsch-Polnisches
StUFA Bautzen/
137 Mst. 1x
Tagebaumessnetz
LfUG
269
132 Mst. 2x
Stadtgebiet Chemnitz
StUFA Chemnitz
25
25 Mst. 12x
6 Mst. 2x
Bergbau
StUFA Chemnitz
5
5 Mst. 2x
GW-Versauerung
StUFA Chemnitz
8
8 Mst. 2x
Parthe
UBG, FB 31
134
62 Mst. 2x
72 Mst. 24x
20 Mst. 2x
Altlasten
StUFA Leipzig
40
40 Mst. 1x
Mockritz-Elsnig
StUFA Leipzig
75
75 Mst. 1x
50 Mst. 1x
Großraum Leipzig
StUFA Leipzig
50
50 Mst. 1x
Landwirtschaft
LfUG
51
51 Mst. 2x
gesamt:
772
547 Mst.
301 Mst.
Tab. 1.2: Sondermessnetze – Messprogramm 2000
– Erfassung der Auswirkungen langfristiger und flächen-
hafter Einflussfaktoren (Landwirtschaft, Urbanisierung,
Industrie)
– Erfassung der Auswirkungen von Grundwasserschadens-
fällen
– Überwachung von Grundwasserbenutzungen (im Sinne
von § 3 WHG)
Der Landesgrundwasserdienst ist damit ein Instrument ziel-
gerichteter staatlicher Umweltpolitik (Abb. 1.2).
Die Aufgaben des Landesgrundwasserdienstes gliedern sich
in 2 große Komplexe, die Betreuung und den Betrieb der
Messnetze.
Die Betreuung der Messnetze obliegt in Abhängigkeit von
der Aufgabenstellung dem Landesamt für Umwelt und Geo-
logie oder den Staatlichen Umweltfachämtern. Die fachliche
Gesamtverantwortung liegt beim Landesamt.
Zur Messnetzbetreuung gehören folgende Aufgaben:
– Erarbeitung von Grundsätzen und Methoden für die
Grundwasserbeobachtung sowie für die Erfassung,
Prüfung und Auswertung der Daten
– Konfiguration der Messnetze
–Erarbeitung und fachliche Betreuung der Mess-
programme
– Erarbeiten von Grundlagen für zentrale Vorgaben (Ver-
waltungsvorschriften, Merkblätter, Richtlinien ...)
– Auswertung der Untersuchungsergebnisse und Bericht-
erstattungen, z.B. im Rahmen der
• Zuarbeit zum Monatsbericht „Analyse und Prognose
der meteorologisch-hydrologischen Situation“,
• Zuarbeit für die Berichte der Bundesanstalt für Gewäs-
serkunde,
•
Zuarbeit für den Umweltbericht des Freistaates Sachsen,
• Zuarbeit zu Berichten der LAWA zur Belastung des
Grundwassers mit PSM bzw. Nitrat,
• Zuarbeit zum EU-Nitratbericht und
• Berichte und Veröffentlichungen zur landesweiten
Berichterstattung
• Berichte und Veröffentlichungen in Auswertung von
Sonderuntersuchungen bzw. entsprechend spezieller
Anforderungen
Der Messnetzbetrieb ist Aufgabe der Staatlichen Umweltbe-
triebsgesellschaft. Im Einzelnen umfasst er die Tätigkeiten:
– Wartung und Pflege sowie bei Bedarf Neubau, Regene-
rierung oder Rückbau von Messstellen
– Funktionsfähigkeitsprüfung (alle 5 Jahre werden die Mess-
stellen befahren, die Veränderungen vor Ort dokumentiert
und ein hydraulischer Funktionstest durchgeführt)
– Ermittlung gewässerkundlicher Daten bzw. Vergabe der
Ermittlung solcher Daten an Dritte (die Messungen von
Grundwasserständen und Quellschüttungen werden z.B.
von nebenberuflichen Beobachtern auf der Grundlage von
Dienstverträgen durchgeführt)
– Werbung und Betreuung der Grundwasserbeobachter vor
Ort (die Beobachter werden einmal pro Jahr aufgesucht,
um Probleme zu diskutieren. Gleichzeitig wird eine Kon-
trollmessung durchgeführt)
– Erfassung, Prüfung und Pflege der Stamm- und Bewe-
gungsdaten
1.3
Entwicklung des Grundmessnetzes Beschaf-
fenheit
Die konzeptionelle Planung eines Systems zur Beobachtung
der Grundwasserbeschaffenheit begann Anfang der 80er
Jahre. 1984 wurde ein Messnetz aufgebaut, welches sich aus
9
Grundwassersitutation 1996 – 2000
narürlicher
Wasserkreislauf
natürlicher
Wasserkreislauf
anthropogene
Einflüsse
anthropogene
Einflüsse
Voraussetzung
Messnetzkonzeption, Betrieb eigener
Messnetze, Einbindung externer Daten
Landesgrundwasserdienst
Aufgaben
Erfassung, Prüfung, Dokumentation und
Bewertung von Daten, Erarbeitung von
Prognosen
Ergebnis
langjährige Datenreihen,
Situationsberichte, Trendaussagen
Umsetzen gewässerkundlicher Auswertungen
in Richtlinien, Planungsgrundlagen, Gutachten,
Informationsverbesserung, Fortbildung,
Gesetzgebung, Überwachung, Warndienste,
Schadensprävention oder -verminderung,
Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen,
Schutzmaßnahmen, Renaturierung u.a.m.
Umsetzen gewässerkundlicher Auswertungen
in Richtlinien, Planungsgrundlagen, Gutachten,
Informationsverbesserung, Fortbildung,
Gesetzgebung, Überwachung, Warndienste,
Schadensprävention oder -verminderung,
Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen,
Schutzmaßnahmen, Renaturierung u.a.m.
Abb. 1.2: Aufgaben des Landesgrundwasserdienstes aus
LAWA 1999 (geändert)
12 Landesmessstellen und 317 Messstellen der zentralen
Wasserversorgung zusammensetzte. Mit der Konzeption
„Messprogramm Grundwasser“ (LfUG 1993) wurde das
heutige Beobachtungssystem entwickelt und mit dem Auf-
bau des Grundmessnetzes Beschaffenheit begonnen.
Für den Aufbau des Messnetzes standen zur Verfügung
– 12 bereits beprobte Landesmessstellen,
– Messstellen aus dem Messnetz Grundwasserstand/
-menge,
– ausgewählte Messstellen der Wasserversorgung,
– Messstellen aus hydrogeologischen Erkundungen.
In die Auswahl der Messstellen wurden einbezogen
– Grundwasserbeobachtungsrohre, ohne Ausbau im stand-
festen Gebirge bzw. mit Ausbau aus verzinktem Stahl
bzw. in Einzelfällen aus Kunststoff,
– Bohr- und Schachtbrunnen,
– Quellen,
– Sammelentnahmen der Wasserversorgung.
Die Entwicklung des Messnetzes zeigt Abb. 1.3.
Im Verlauf der Bearbeitung wurden nicht nur Messstellen in
das Messnetz aufgenommen, sondern auch die Beobachtung
von Messstellen eingestellt. Insgesamt betraf das von 1993
bis 2000 38 Messstellen.
Hauptursache für die Aussonderung waren:
– der bauliche Zustand
– gravierende Nutzungsänderungen im Umfeld
– der Nachweis lokaler Einflüsse
– Unregelmäßigkeiten im Innenausbau
– Baumaßnahmen des Grundstückseigentümers im Bereich
der Messstelle
– die hydraulische Verbindung zwischen verschiedenen
Grundwasserleitern
– keine Zuordnung zum hydrogeologischen Umfeld mög-
lich
Für den Aufbau des Messnetzes wurden die Messstellen so
ausgewählt, dass in der ersten Aufbauphase alle wesentli-
chen hydrogeologischen Einheiten mit mindestens einer
Messstelle erfasst wurden. Im Endausbau soll ein Messnetz
entstehen, welches der hydrogeologischen Charakteristik
des Freistaates Sachsen angepasst ist. Dazu wurden die
Flächenanteile der verschiedenen Einheiten an der Gesamt-
fläche ermittelt, wobei alle Flächen unter 3 % in einer
Gruppe „Sonstige“ zusammengefasst wurden. Da die einzel-
nen hydrogeologischen Einheiten unterschiedliche wasser-
wirtschaftliche Bedeutung besitzen, wurden Bewertungs-
zahlen entwickelt, die die unterschiedliche
Bewirtschaftungsfähigkeit widerspiegeln. Vereinfachend
wurde dabei von einem homogenen Grundwasserleiter aus-
gegangen. Die Karte der Grundwasserbewirtschaftungs-
fähigkeit zeigt die Anlage 4. Eine Verteilung der Messstel-
10
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 1.3: Entwicklung des Grundmessnetzes Beschaffenheit, bezogen auf Messstellenarten
0
10
20
30
40
50
60
70
1995
1996
1997
1998
1999
2000
Anzahl der Messstellen
GW-beobachtungsrohr
Bohrbrunnen
Quelle
Schachtbrunnen
Stolln
Sammelentnahme
len ohne Berücksichtigung des Bewirtschaftungsfaktors im
Vergleich zur Messstellenverteilung unter Beachtung der
wasserwirtschaftlichen Bedeutung der einzelnen hydro-
geologischen Einheiten zeigt die folgende Abb. 1.4.
Im Jahr 2000 umfasst das Grundmessnetz Beschaffenheit
– 66 Grundwasserbeobachtungsrohre,
– 14 Brunnen,
– 11 Quellen,
– 4 Stolln.
Für die Erweiterung des Messnetzes sollte vorrangig auf
bereits bestehende Messstellen zurückgegriffen werden. In
einem ersten Arbeitsschritt wurde eine umfangreiche
Recherche im Datenspeicher Hydrogeologie durchgeführt,
der sowohl allgemeine Angaben zur Lage und zum Ausbau
von Messstellen als auch geologische Daten und Schichten-
verzeichnisse enthält. Es wurden 14742 Bohrungen recher-
chiert.
Bei der Recherche wurde darauf orientiert, dass
– Angaben zum Ausbau und zur Geologie einschließlich
Schichtenverzeichnis existieren,
– die Messstellen nicht älter als 10 Jahre sind,
– der Innendurchmesser größer als 50 mm, aber nicht
größer als 100 mm ist und
– der Ausbau mit Kunststoff erfolgte.
Im Ergebnis der Recherche konnten 189 potentielle Mess-
stellen für die weitere Bearbeitung ausgewählt werden. Nach
eingehender Prüfung aller vorhandenen Unterlagen sowie
der Befahrung von 52 Messstellen wurden 5 Messstellen in
das Grundmessnetz aufgenommen.
In einem zweiten Arbeitsschritt wurde in den Berichten zur
hydrogeologischen Erkundung und zur Ausgrenzung von
Wasserschutzgebieten nach potentiellen Messstellen recher-
chiert. Außerdem wurden die Ergebnisse der Recherche von
537 Messstellen genutzt, die im Rahmen der Erhebung von
Messstellen, welche im Auftrag der Wasserwirtschaftsdirek-
tion errichtet worden sind, bereits dokumentiert vorlagen.
Insgesamt wurden 24 dieser Messstellendokumentationen
näher geprüft und die Messstellen erneut befahren. Im
Ergebnis dieser Arbeiten wurden 2 Messstellen in das
Grundmessnetz Beschaffenheit und 23 Messstellen in das
Landwirtschaftsmessnetz übernommen.
Beim weiteren Ausbau des Messnetzes wird vorrangig auf
den Neubau von Messstellen orientiert.
Geht man davon aus, dass jede der genannten hydrogeologi-
schen Einheiten mit mindestens einer Messstelle belegt ist
und wendet die oben beschriebene Verfahrensweise an, so
wird ein Endausbau von 154 Messstellen berechnet. Den
Stand der Arbeiten beim Aufbau des Messnetzes zeigt die
Abb. 1.5.
11
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 1.4: Grundmessnetz Beschaffenheit – Verteilung der Messstellen auf die hydrogeologischen Einheiten (Endausbau)
Täler
Sander
Hochflächensande
End- und Stauchmoräne
Grundmoräne
Grundmoräne mit Decksand
Tertiär
Tertiärrandtyp
Pleistozänrandtyp
Rinnen- und Depressionstyp
Molasse
Sandstein
Tonschiefer, Grauwacke
Magmatische Gesteine
Gneise, Glimmerschiefer
Verteilung nach den flächen-
mäßigen Anteilen der
hydrogeologischen Einheiten
Verteilung nach den flächen-
mäßigen Anteilen der
hydrogeologischen Einheiten
und ihrer wasserwirtschaft-
lichen Bedeutung
Aus der Abbildung wird deutlich, dass insbesondere Mess-
stellen in Tälern und im Randpleistozän sowie in magmati-
schem Gestein zu ergänzen sind. Regional werden besonders
die Kreise Bautzen, Löbau-Zittau, Niederschlesischer Ober-
lausitzkreis, Weißeritzkreis, Annaberg, Aue-Schwarzenberg
durch Messstellen unterrepräsentiert. Hydrogeologische
Einheiten, welche auf Grund ihrer geringen Verbreitung in
Sachsen im Endausbau nur mit 2-3 Messstellen geplant sind,
wie Tertiär, End- und Stauchmoränen oder Sander, bieten
informelle Stützstellen, die durch die Ergebnisse aus Kon-
troll- und Steuernetzen verdichtet und manifestiert werden.
1.4
Rekonstruktion des Grundmessnetzes Grund-
wasserstand
In der Vergangenheit standen im Vordergrund der Messstel-
lenauswahl im wesentlichen der regionalgeologische Aspekt
sowie regionale Fragestellungen, insbesondere Baugrundbe-
wertungen. Ein weiteres Kriterium war die Zugänglichkeit
der Messstellen. Das Grundmessnetz umfasste 1993 1415
Messstellen.
Aufgabe des Messnetzes heute ist die flächenhafte vertikale
und horizontale Erfassung der hydrodynamischen Situation
im grundwasserleitenden Gesteinsverband. Ein wichtiges
Ziel ist die Erarbeitung von Grundlagen für die Bewertung
von anthropogenen Einflüssen auf die geohydraulischen
Verhältnisse.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zur Rekonstruktion des
Messnetzes mit dem Ziel einer Optimierung, die eine Redu-
zierung der Messstellenanzahl auf das notwendige Maß von
ca. 920 Messstellen einschließt. Dabei wurde die künftig
erforderliche Anzahl von Messstellen für jede hydrogeologi-
sche Einheit aus deren Flächengröße unter Berücksichtigung
ihrer wasserwirtschaftlichen Bedeutung ermittelt. Bei der
Festlegung des Gesamtumfanges wurde davon ausgegangen,
dass jede Einheit durch mindestens eine Messstelle reprä-
sentiert wird. Die in Tab 1.3 aufgeführte Aufschlüsselung
stellt eine erste Schätzung dar.
Als Ausgangssituation waren im Messprogramm 1998 noch
1345 Messstellen enthalten.
1.4.1
Inhalt der Rekonstruktion
Ziele der Rekonstruktion des Grundmessnetzes Grundwas-
serstand/Menge sind die Schaffung
– der Repräsentativität für die in Sachsen relevanten hydro-
geologischen Einheiten und deren relevante Grundwas-
serleiter,
– der regionalen Flächenrepräsentativität unter Berücksich-
tigung der Grundwasserneubildungsbedingungen, der
Grundwassergeschütztheit und der Flächennutzung und
– der Repräsentativität für die meteorologischen und hydro-
logischen Gegebenheiten in Sachsen.
12
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Täler
Sander
Hochflächensande
End- und Stauchmoräne
Grundmoräne
Grundmoräne mit Decksand
Tertiär
Tertiärrandtyp
Pleistozänrandtyp
Rinnen- und Depressionstyp
Molasse
Sandstein
Tonschiefer, Grauwacke
Magmatische Gesteine
Gneise, Glimmerschiefer
Anzahl der Messstellen
Ist
Soll
Abb. 1.5: Grundmessnetz Beschaffenheit, Verteilung der Messstellen auf die hydrogeologischen Einheiten (Soll-Ist Ver-
gleich, Stand 05/01)
Voraussetzungen für die Auswahl einer Messstelle für das
verbleibende Messnetz unter den genannten Gesichtspunk-
ten sind
– ein intakter Messstellenausbau,
– eine nach Möglichkeit vorhandene langjährige Beobach-
tungsreihe, bzw. die statistische Möglichkeit der Verlän-
gerung einer kurzen Reihe,
– möglichst wenige Datenlücken bzw. die statistische Mög-
lichkeit die Datenlücken zu schließen,
– die Konsistenz der Daten und
– die Möglichkeit des Erhaltes der Messstelle (Eigentums-
fragen).
Die Rekonstruktion des Messnetzes Grundwasserstand wird
in folgenden Teilschritten durchgeführt:
– Konzeptionelle bzw. methodische Vorarbeiten
– Reduzierung von Messstellen in Gebieten mit einer Kon-
zentration vorhandener Messstellen
– Bewertung der Einzelmessstelle hinsichtlich ihrer Aussa-
gefähigkeit im Sinne der Zielstellung
– Bewertung des Messprogramms (Anzahl der erforder-
lichen Messungen pro Monat)
– Feststellen und Schließen von Lücken durch Nutzung von
Messstellen Dritter oder Messstellenneubau
Das in Anlage 5 dargestellte Schema dokumentiert in einer
Zusammenfassung die Konzeption der Messnetzrekonstruk-
tion mit einzelnen Arbeitsschritten sowie die Verantwort-
lichkeiten innerhalb der Umweltverwaltung.
1.4.2
Durchführung der Rekonstruktion
Die Durchführung erfolgt in 2 Teilschritten:
Teilschritt 1
– Erstellung der methodischen Grundlagen
– hydrogeologische Zuordnung der Messstellen
– gezielte Reduzierung der Messstellen in den Gebieten mit
überhöhter Anzahl von Messstellen
Teilschritt 2
– Zusammenstellung der noch vorhandenen Messstellen
pro hydrogeologische Einheit
– Prüfen der Anzahl verschiedener Ganglinientypen als
Varianten innerhalb einer hydrogeologischen Einheit
– Prüfung des Einflusses von Grundwassergefälle und
Korngröße des Gesteins auf das Ganglinienverhalten.
Dabei soll auch das Verhalten gespannter Grundwasser-
verhältnisse geprüft werden.
– Verschneiden mit der Bodenkarte, Auswertung der
Grundwasserleiterüberdeckung, Einbeziehen der Ergeb-
nisse der Lysimeterstation Brandis
– Entwicklung von hydrogeologischen Einheiten = geolo-
gisch und morphologisch abgrenzbare Räume mit weit-
gehend einheitlichen und typischen Grundwasserverhält-
nissen
– Erarbeiten eines Vorschlages für die Anzahl von Basis-
messstellen und Ausweisung derselben
– Festlegen der Gebiete mit großräumigen Grundwasser-
beeinträchtigungen, Ausweisung von Trendmessstellen
– Prüfen und Neufestlegen des Messturnuses
– Ausweisung von Gebieten, die nicht durch Messstellen
belegt sind
– Suche nach vorhandenen Messstellen
– Aufgabenstellung für Neubau von Messstellen
– Neubau von Messstellen
Der Teilschritt 1 konnte 1999 im wesentlichen abgeschlos-
sen werden. Folgende Arbeiten wurden durchgeführt:
Erarbeitung methodischer Grundlagen:
– Erarbeitung einer Messnetzkonzeption, die Zusammen-
fassung ist in Anlage 2 dargestellt
– Ausgrenzung der hydrogeologischen Einheiten und
Zuordnung der erforderlichen Messstellenanzahl
(Tab. 1.3)
– Bereitstellung der methodischen Vorgaben und der Soft-
ware zur statistischen Bearbeitung von Messwerten
– Bereitstellung der methodischen Vorgaben zur Messstel-
lenbefahrung und einfachen Funktionsfähigkeitsprüfung
Im weiteren Verlauf der Arbeiten wurden alle Ganglinien
und verfügbaren Messstellendokumentationen überprüft.
13
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Hydrogeologische Einheit
Messstellen
Grundmessnetz
Stand/Menge
Taltyp 214
Sander 16
Hochflächensande 105
End- u. Stauchmoränen
12
Grundmoränen mit Decksand
7
Grundmoränen 59
Tertiär 15
Randpleistozän 164
Rinnen und Depressionstyp
23
Tertiärrandtyp 15
Sandsteine 44
Randzechstein 1
Molasse 40
Tonschiefer
39
Gneise
90
magmatische Gesteine
76
Gesamtanzahl Sachsen
920
Tab 1.3: Verteilung der Messstellen auf die hydrogeologi-
schen Einheiten von Sachsen
Die Messstellen mit unplausiblen Messwerten, schlechtem
baulichen Zustand und mangelhafter Begehbarkeit wurden
ausgesondert.
Die folgenden Schritte wurden nicht für Quellen durchge-
führt, da diese im Teilschritt 2 gesondert behandelt werden.
Für die Reduzierung der großen Anzahl von Messstellen in
den Ballungsgebieten
– Großraum Dresden,
– Talsperre Quitzdorf,
– Bahnlinie Dresden-Bautzen-Görlitz,
– Großraum Leipzig und
– Riesa-Großenhain
wurden die folgenden Arbeiten realisiert.
Nach durchgeführter Messstellenbefahrung und der Sich-
tung der Messwerte wurde für jedes Gebiet eine Korrela-
tionsmatrix erarbeitet, die auch alle wichtigen Informationen
zur Geologie enthielt. Gleichzeitig wurden die Messstellen
hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu einem Grundwasserneu-
bildungstyp eingeschätzt.
Im Wesentlichen sind in Sachsen im Lockergestein 3 Grund-
wasserneubildungstypen zu erkennen, die in den folgenden
Abb. 1.6 bis 1.8 beispielhaft für den Großraum Dresden dar-
gestellt werden.
Die Ganglinie in Abb. 1.6 zeigt, dass sich hier die Nieder-
schlagsereignisse zeitnah im Wasserstand wiederspiegeln
und die Grundwasserneubildung direkt stattfindet. Ein über-
jährliches Schwankungsverhalten ist nicht ausgeprägt.
Deutlich wird bei den beiden Ganglinien in Abb. 1.7 der
direkte Zusammenhang zwischen Oberflächenwasser (Elbe)
und dem Grundwasser.
Bei dem in Abb. 1.8 dargestellten Grundwasserneubildungs-
typ ist kaum noch ein innerjährliches Schwankungsverhalten
festzustellen. Die Grundwasserneubildung findet nur einge-
schränkt statt. Das deutlich sichtbare überjährliche Schwan-
kungsverhalten liegt in der Regel zwischen 7 und 10 Jahren.
Im weiteren Verlauf der Messnetzrekonstruktion wurden die
Messstellen auf Konsistenz der Messwerte geprüft. Daten-
lücken wurden aufgezeigt und der Grad der anthropogenen
Beeinträchtigung eingeschätzt.
Dann wurden die Messstellen mit gleicher geologischer
Zuordnung, gleicher Zuordnung zum Grundwasserneubil-
dungstyp und hohem Korrelationskoeffizienten zusammen-
gestellt. Unter Nutzung der Informationen
– zur Langjährigkeit der Messwerte,
– zum baulichen Zustand der Messstelle und
– zur Begehbarkeit der Messstelle
14
Grundwassersitutation 1996 – 2000
46464050
96
96,5
97
97,5
01.11.1978
01.11.1979
01.11.1980
01.11.1981
01.11.1982
01.11.1983
01.11.1984
01.11.1985
01.11.1986
01.11.1987
01.11.1988
01.11.1989
01.11.1990
01.11.1991
01.11.1992
01.11.1993
01.11.1994
01.11.1995
01.11.1996
01.11.1997
01.11.1998
01.11.1999
Grundwasserstand [m+NN]
Abb. 1.6: Flurnaher Grundwasserstand
15
Grundwassersitutation 1996 – 2000
106
107
108
109
110
111
112
113
114
22.12.1985
22.04.1986
22.08.1986
22.12.1986
22.04.1987
22.08.1987
22.12.1987
22.04.1988
22.08.1988
22.12.1988
22.04.1989
22.08.1989
22.12.1989
22.04.1990
22.08.1990
22.12.1990
22.04.1991
22.08.1991
22.12.1991
22.04.1992
22.08.1992
22.12.1992
22.04.1993
22.08.1993
22.12.1993
22.04.1994
22.08.1994
22.12.1994
22.04.1995
22.08.1995
22.12.1995
22.04.1996
22.08.1996
22.12.1996
22.04.1997
22.08.1997
Wasserstand [m+NN]
Oberflächenwasser
Grundwasserstand
48473500
100,5
101
101,5
102
102,5
103
103,5
104
104,5
105
01.11.1970
01.11.1971
01.11.1972
01.11.1973
01.11.1974
01.11.1975
01.11.1976
01.11.1977
01.11.1978
01.11.1979
01.11.1980
01.11.1981
01.11.1982
01.11.1983
01.11.1984
01.11.1985
01.11.1986
01.11.1987
01.11.1988
01.11.1989
01.11.1990
01.11.1991
01.11.1992
01.11.1993
01.11.1994
01.11.1995
01.11.1996
01.11.1997
01.11.1998
01.11.1999
Grundwasserstand [m+NN]
Abb. 1.8: Tiefer Grundwasserleiter, zum Teil mit hoher Grundwassergeschütztheit
Abb. 1.7: Oberflächenwasser beeinflusste Messstelle mit Ganglinie Oberflächenwasser
wurde das Messnetz so weit ausgedünnt, dass jede hydroge-
ologische Einheit und jeder Grundwasserneubildungstyp
hinreichend mit Informationen belegt ist.
Der erste Teilschritt der Messnetzrekonstruktion wurde 1999
mit der Reduzierung des Messnetzes um
357
Messstellen
abgeschlossen. Das Messnetz enthielt zu diesem Zeitpunkt
988
Messstellen.
Der 2. Teilschritt ist in Arbeit.
Insbesondere die geologische Einordnung von Messstellen,
inklusive Bereitstellung von Schichtenverzeichnissen und
Ausbaudaten, ist zwischenzeitlich weit fortgeschritten. Für
Messstellen, zu denen keine Unterlagen recherchiert werden
konnten, wurden Kunstschichtenverzeichnisse erstellt. In
der Regel betrifft das Brunnen, die zu verschiedensten
Zwecken gebaut wurden, und wegen der langen Messreihen
von hohem Wert für das Grundmessnetz sind. Tab. 1.4 zeigt
den Stand der Arbeiten.
Mit Reduzierung nicht benötigter Messstellen und der Auf-
nahme neuer Messstellen enthält das Messnetz derzeit 963
Messstellen. Die durchschnittliche Messstellenanzahl
beträgt damit in Sachsen ca. 5 Messstellen pro 100 km
2
.
Ohne Berücksichtigung der Stadtstaaten haben die Bundes-
länder eine Dichte von 1 (Saarland) bis 8 (Sachsen-Anhalt
und Brandenburg) Messstellen pro 100 km
2
.
1.5
Aufbau des Sondermessnetzes Landwirtschaft
Mit Erlass vom 21.10.1997 wurde das Landesamt für Umwelt
und Geologie beauftragt, in Abstimmung mit der Landesan-
stalt für Landwirtschaft ein Messnetz aufzubauen, mit dem
die Wirksamkeit der Sächsischen Schutz- und Ausgleichs-
verordnung (SächsSchAVO) für die Land- und Forstwirt-
schaft in Wasserschutzgebieten und des Programms
„Umweltgerechte Landwirtschaft“ auf die Umweltkomparti-
mente Wasser und Boden, insbesondere im Hinblick auf die
Nitratproblematik bewertet werden sollten. Dazu sind die
Daten und Ergebnisse von Grundwasseruntersuchungen der
Umweltverwaltung und Bodenuntersuchungen der Landwirt-
schaftsverwaltung zusammenzuführen. Eine Übersicht über
die Struktur des Messnetzes gibt Tab. 1.5.
Durch den Bezug zwischen Flächenbewirtschaftung, Nähr-
stoffzufuhr und dem Nitratgehalt von Boden und Grundwas-
ser soll die Wirkung der Schutzbestimmungen der Sächs-
SchAVO festgestellt werden.
Neben der Entwicklung der Grundwasserbeschaffenheit in
Wasserschutzgebieten sollten Messstellen mit landwirt-
schaftlicher Beeinflussung außerhalb von Schutzgebieten in
das Messnetz aufgenommen werden, um langfristig Trend-
aussagen für Sachsen treffen zu können.
Ein weiterer Schwerpunkt des Messnetzes ist, neben der
Nitratproblematik, die Untersuchung der Grundwasser-
belastung auf PSM in den landwirtschaftlich genutzten
Gebieten. Das Messnetz umfasst Vorfeldmessstellen, um
den Ausgangszustand des Grundwassers im Gebiet zu doku-
mentieren. Vorzugsweise werden als Vorfeldmessstellen
Messstellen aus dem Grundmessnetz genutzt, um die Beob-
achtung zu optimieren. Im Abstrom landwirtschaftlich
genutzter Flächen wird an Emittentenmessstellen der Grad
der Beeinflussung des Grundwassers ermittelt.
Eine kartenmäßige Darstellung des Messnetzes zeigt die
Anlage 6.
Gemäß § 12 der SächsSchAVO wird auf Ackerflächen im
Frühjahr der jeweilige N
min
-Gehalt des Bodens durch
Untersuchung festgestellt. Bei Flächeneinheiten über 2 ha
ist der Landwirt verpflichtet, diese Untersuchungen vor-
nehmen zu lassen. Die Ergebnisse sind neben weiteren
Angaben in Schlagkarten zu dokumentieren, welche 5
Jahre vom Landwirt aufzubewahren sind. Diese Maßnahme
dient der Optimierung des Düngemitteleinsatzes. Zur
Überwachung der Bodenbelastung werden im Herbst durch
die Ämter für Landwirtschaft auf festgelegten Flächen die
N
min
-Untersuchungen wiederholt. Zusätzlich zum Kon-
trollprogramm der SächsSchAVO wurden von der Landes-
anstalt für Landwirtschaft Dauertestflächen eingerichtet,
auf denen im Frühjahr und im Herbst der N
min
-Gehalt des
Bodens bestimmt wird, um den Nachweis der Wirksamkeit
von Förderprogrammen, wie z.B. des Programms
„Umweltgerechte Landwirtschaft“, zu erbringen. Insge-
samt wurden 1060 Dauertestflächen festgelegt, von denen
260 in Wasserschutzgebieten liegen.
10 Dauertestflächen wurden für das Sondermessnetz Land-
wirtschaft ausgewählt. Für 12 Flächen wurde die Einrich-
tung von Dauertestflächen durch das Landesamt für Umwelt
und Geologie bei der Landesanstalt für Landwirtschaft bean-
tragt. Durch die Einbeziehung dieser Ergebnisse soll der
16
Grundwassersitutation 1996 – 2000
StUFA
Mess-
stratigraph.
petrograph. abgeschlossene
stellen- eingestuft
eingestuft
geolog. Bearbeit.
anzahl
[%]
[%]
der Messstellen
[%]
Summe 963
98,6
85,4
35,5
Messstellen gesamt
Anzahl davon davon Dauertestfläche
Vorfeld Emittent gesamt vorhanden beantragt
50
2
48
22
12
10
Davon Messstellen in Wasserschutzgebieten
Anzahl davon davon Dauertestfläche
Vorfeld Emittent gesamt vorhanden beantragt
33
2
31
19
12
7
Tab. 1.4: Stand der hydrogeologischen Zuordnung der Mess-
stellen des Grundmessnetzes Grundwasserstand
Tab. 1.5: Sondermessnetz Landwirtschaft – Struktur
Stickstoffpfad – Eintrag durch Düngung => Transport im
Boden => Austrag ins Grundwasser bewertet werden.
1.6
Lysimeterstation – integraler Bestandteil der
Grundwasserbeobachtung
Die Lysimeter der Station Brandis werden als Messnetz
„Bodenwasserhaushalt“ im Rahmen der gewässerkund-
lichen Messnetze des Freistaates Sachsen betrieben. Gemes-
sen werden seit 1980 Verdunstung, Versickerung, Boden-
wasservorrat und Sickerwassergüte. Der Betrieb der Station
obliegt laut Gründungserlass vom 01.01.1994 der Staat-
lichen Umweltbetriebsgesellschaft.
Ziel der Messungen in der Lysimeterstation Brandis ist die
Schaffung unbefristeter Langzeitdatenreihen und die Daten-
bereitstellung zur Lösung wissenschaftlicher Fragestellun-
gen (u.a. in Zusammenarbeit mit dem Umweltforschungs-
zentrum Leipzig-Halle), um die Auswirkungen von
Landnutzungs- und Klimaänderungen auf die einzelnen
Komponenten des Wasser- und Stoffhaushaltes beschreiben
und prognostizieren zu können.
Folgende Schwerpunkte charakterisieren das derzeitige
Konzept der Station:
– Auswahl von neun, aus bodenkundlicher und hydrogeo-
logischer Sicht für Mitteldeutschland repräsentativen
Ackerstandorten, einschließlich eines Bodens von der
Braunkohlenkippe Espenhain,
– Gewinnung von drei Bodenmonolithen je Standort zur
Berücksichtigung der Heterogenität der Böden,
– Konzentration der Bodenmonolithe an einem Standort zur
intensiven und kontinuierlichen messtechnischen Betreu-
ung (auch an Sonn- und Feiertagen),
– mit dem Einsatz von 3 m tiefen Lysimetern mit freiem
Sickerwasser-Auslauf werden Standorte mit flurfernen
Grundwasserständen realisiert – diese sind typisch für den
mitteldeutschen Lockergesteinsbereich,
– Tensiometer, Saugkerzen, TDR-Sonden, Temperatur-
fühler und Sonden zur Entnahme von Bodenluft in jeweils
drei Lysimeterebenen liefern zusätzliche Informationen
über die im Bodenprofil ablaufenden Prozesse,
– landwirtschaftliche Nutzung der Lysimeterböden und des
umliegenden Feldes,
– detaillierte Erfassung der Bodenparameter, der Bewirt-
schaftungsmethoden und der Bestandsentwicklung
sowie Beobachtung der klimatologischen Bedingungen
am Lysimeterstandort als Grundlage für die Übertragbar-
keit der Lysimetermessungen,
– Durchführung von Wasserhaushaltsuntersuchungen im
„Repräsentativgebiet“ Parthe als Basis für die Einbindung
der Lysimeterergebnisse in den Gebietswasserhaushalt,
– Verwendung der Messreihen und Parameter zur Testung
von Berechnungs- und Simulationsverfahren des Wasser-
und Stoffhaushaltes in unterschiedlichen Maßstabsbe-
reichen.
2
Grundwasserverhältnisse
Stand und Menge
2.1
Datengrundlage
Zur Bewertung der Grundwasserverhältnisse wurden Mess-
stellen des landesweiten Grundmessnetzes Grundwasser-
stand/-menge ausgewählt, die für die Beschreibung des
Locker- und Festgesteinsbereichs besonders repräsentativ
sind.
Für die Messstellen (Tab. 2.1) wurden die Messwerte des
Abflussjahres 2000 sowie die 5-Jahresganglinie für den Zeit-
raum 1996 – 2000 ausgewertet.
Zusätzlich wird an zwei Messstellen die langjährige Ent-
wicklung dokumentiert.
2.2
Meteorologische Situation
Das Jahr
1996
war mit einer mittleren relativen Nieder-
schlagshöhe von 90 % trocken und bei einer mittleren Luft-
temperatur von 5
o
C um 1,4 Grad kälter.
Im Winterhalbjahr (Nov. 1995 – Apr. 1996) wurde eine mitt-
lere relative Niederschlagshöhe von nur 60 % registriert. Das
Sommerhalbjahr dagegen war mit 122 % mittlerer relativer
Niederschlagshöhe nass, außerdem kälter und relativ son-
nenscheinarm.
Im Berichtszeitraum
1997
wurde eine mittlere relative Nie-
derschlagshöhe unter dem vieljährigen Durchschnitt erreicht
(96 %). Die mittleren Monatswerte schwankten dabei von
31 % im Januar bis 218 % im Juli. Mit 6,6
o
C war es um nur
0,3 Grad wärmer als normal. Die mittlere Sonnenschein-
dauer lag bei 112 %.
17
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Messstelle
Messstellen- hydrogeologische
kennzeichen Einheit
Kleinschirma
50452248
Gneise und
metamorphe Schiefer
Beiersdorf
53403675
Effusivgesteine
Roellingshain
50430645
Tertiärrandtyp
Tautenhain
49420065
Buntsandstein
Lindhardter Forst
47410404
Hochflächensande
Crostau
49520931
Intrusivgesteine
Klix
47530999
Urstromtal
Gruena
51426001
Rotliegendes
Dresden
Pohlandplatz
49483524
Taltyp
Dresden
Königstraße
49484004
Taltyp
Tab. 2.1: Messstellen zur Auswertung der Grundwasserver-
hältnisse nach Stand und Menge
Die Niederschlagsbilanz für das Jahr
1998
betrug 120 % des
vieljährigen Mittels. Dieser Überschuss ist auf die nieder-
schlagsreichen Monate September und Oktober zurück-
zuführen.
Die mittlere Jahressumme des Niederschlags betrug
1999
in
Sachsen mit 667 mm 95 % der normalen Jahressumme.
Dabei war in Sachsen eine von West nach Ost abnehmende
Niederschlagsneigung zu beobachten. Während an den Sta-
tionen in Westsachsen ein Überschuss von ca. 30 mm
bestand, war im äußersten Osten an der Station Görlitz ein
Defizit von 150 mm festzustellen.
Verglichen mit den mittleren Jahressummen der Reihe
1961/1990 war in Sachsen das Jahr
2000
im Gebietsmittel
etwa niederschlagsnormal, der Raum Dresden jedoch mit
einem Defizit von ca. 90 mm zu trocken. Im Mittel- und
Westerzgebirge war gebietsweise ein Überschuss von 50 –
70 mm Niederschlag vorhanden. An 10 Monaten des Jahres
lagen die Monatsmitteltemperaturen über den mehrjährigen
Vergleichswerten, was eine übernormale Verdunstung zur
Folge hatte.
2.3
Grundwasserverhältnisse an ausgewählten
Messstellen
Die Entwicklung der Grundwasserstände und -mengen zeigt,
dass nach einem deutlichen Überschreiten der langjährigen
Mittelwerte in den Jahren 1994 und 1995 sich im Betrach-
tungszeitraum 1996 bis 2000 ein leicht negativer Trend
zeigt. Dies ist insbesondere auf die geringen Niederschläge
in den Jahren 1996 und 1997 zurückzuführen. In den Jahren
1998 bis 2000 kam es aufgrund der allgemein mittleren Nie-
derschlagsverhältnisse zu einer Stabilisierung des Wasser-
haushaltes. Trotz negativem Trend bewegten sich im
Betrachtungszeitraum die Grundwasserstände im Lockerge-
steinsbereich über den langjährigen Mittelwerten. Die Quell-
schüttungen und Wasserstände der Festgesteinsmessstellen
liegen teilweise unter den langjährigen Mittelwerten.
2.3.1
Lockergesteinsbereich
Jahresganglinien 2000
Wie allgemein üblich lagen auch zu Beginn des Abflussjah-
res 2000 die Wasserstände im Niedrigwasserbereich. Die bis
März 2000 ansteigenden Niederschläge bewirkten einen
Anstieg der Grundwasserstände auf Werte, die deutlich über
dem Mittelwasserbereich lagen. Aufgrund der langsamen
Reaktionszeiten erreichten die Wasserstände erst im April
ihre Maximalwerte, obwohl die Niederschlagssumme in die-
sem Monat als sehr gering einzuschätzen ist. Danach erfolgte
ein kontinuierliches Absinken der Messwerte in den Bereich
des langjährigen Mittelwertes.
In Abb. 2.1 sind Jahresganglinien von 5 ausgewählten Mes-
sstellen als Monatsmittelwerte, die monatlichen Nieder-
schlagssummen, der Trend des Jahres 2000 und der
langjährige Mittelwert dargestellt.
5- Jahresganglinie
Der Betrachtungszeitraum begann, bedingt durch hohe Nie-
derschläge, in den Jahren 1994 und 1995 mit Messwerten,
die deutlich über den langjährigen Mittelwerten lagen. Auf-
grund der geringen Niederschläge im Winterhalbjahr
1995/1996 und den Jahren 1996 und 1997 sanken die Was-
serstände unter den langjährigen Mittelwert. Niedrigwasser-
werte wurden dabei nicht erreicht.
Erst die Jahre 1998 bis 2000, die im wesentlichen von mitt-
lerer Niederschlagstätigkeit geprägt waren, erbrachten einen
Anstieg der Wasserstände.
Das innerjährliche Schwankungsverhalten für diesen Zeit-
raum zeigt, dass im Frühjahr der langjährige Mittelwert
überschritten wurde. Im Laufe des Sommers sanken die
Grundwasserstände wieder ab, so dass sie im Herbst wieder
unter dem langjährigen Mittelwasserbereich lagen.
Die 5- Jahresganglinien zeigen aufgrund fehlender Feuchte-
jahre durchweg einen negativen Trend (Abb. 2.2). Der Mit-
telwert der fünf Jahre liegt trotzdem höher als der langjährige
Mittelwert. Die langjährige Entwicklung an den verwende-
ten Messstellen zeigt keinen Trend. Eine Ausnahme stellt die
Messstelle Lindhardter Forst dar, deren durchschnittlicher
Anstieg bei ca. 3 cm pro Jahr liegt (Messreihe 1971 bis
2000).
2.3.2
Festgesteinsbereich
Jahresganglinie 2000
In die Betrachtungen wurden vier Grundwassermessstellen
und eine Quelle einbezogen. Deutlich kann man anhand der
Ganglinien (Abb. 2.3) die Unterschiede zwischen Fest- und
Lockergestein erkennen.
Die Messstelle Beiersdorf zeigt eine verzögerte Reaktion auf
die Niederschlagsereignisse. Die Amplitude ist gering. Die
Wasserstände in Beiersdorf und Crostau lagen im Durch-
schnitt höher als der langjährige Mittelwert.
Die Quellschüttungsmessungen der Messstelle Klein-
schirma zeigen aufgrund des kleinen Einzugsgebietes eine
direkte, äquivalente Reaktion auf Niederschlagsereignisse.
Kleinschirma liegt im Zeitraum des Jahres 2000 bis auf den
Monat März deutlich unterhalb des langjährigen Mittelwer-
tes. Die Messstellen Gruena und Tautenhain liegen ebenfalls
unter den langjährigen Mittelwerten.
Bei allen Messstellen beginnen und enden die Messwerte im
Abflussjahr 2000 unter den langjährigen Mittelwerten.
18
Grundwassersitutation 1996 – 2000
19
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Lindhardter Forst (47410404)
0
20
40
60
80
100
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
Niederschlagshöhe [mm]
200
250
300
350
400
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Roellingshain (50430645)
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
600
650
700
Klix (47530999)
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
150
200
250
300
Dresden, Pohlandplatz (49483524)
0
20
40
60
80
100
120
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
450
500
550
600
Dresden, Königstraße (49484004)
0
20
40
60
80
100
120
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
550
600
650
700
750
800
Monatsmittel Niederschlag
Monatsmittel Grundwasserstand
MW
Trend Grundwasserstand 2000
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Niederschlagshöhe [mm]
Niederschlagshöhe [mm]
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Abb. 2.1: Jahresganglinien der Grundwasserstände im Lockergesteinsbereich
20
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Lindhardter Forst (47410404)
200
250
300
350
400
1996
1997
1998
1999
2000
Roellingshain (50430645)
600
650
700
1996
1997
1998
1999
2000
Klix (47530999)
150
200
250
300
1996
1997
1998
1999
2000
Dresden, Pohlandplatz (49483524)
400
450
500
550
600
1996
1997
1998
1999
2000
Dresden, Königstraße (49484004)
550
600
650
700
750
800
1996
1997
1998
1999
2000
Monatsmittel Grundwasserstand
MW
Trend 1996 – 2000
Wasserstand [cm unter Messpunkt]
Abb. 2.2: 5- Jahresganglinien der Grundwasserstände im Lockergesteinsbereich
21
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Beiersdorf (53403675)
0
20
40
60
80
100
120
140
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00 Sep 00
Okt 00
100
150
200
250
Tautenhain (49420065)
0
20
40
60
80
100
120
140
Nov 99 Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00 Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
900
950
1000
1050
1100
Crostau (49520931)
0
50
100
150
200
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00 Sep 00
Okt 00
500
550
600
650
700
750
Gruena (51426001)
0
50
100
150
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
250
300
350
400
450
Monatsmittel Niederschlag
Monatsmittel Grundwasserstand
MW
Trend Grundwasserstand 2000
Kleinschirma (50452248), Quelle
0
50
100
150
200
Nov 99
Dez 99
Jan 00
Feb 00
Mrz 00
Apr 00
Mai 00
Jun 00
Jul 00
Aug 00
Sep 00
Okt 00
0
0,5
1
1,5
2
2,5
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Niederschlagshöhe [mm]
Grundwasserstand
[cm unter Messpunkt]
Abb. 2.3: Jahresganglinien der Grundwasserstände und der Quellschüttung im Festgesteinsbereich
22
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Beiersdorf (53403675)
100
150
200
250
1996
1997
1998
1999
2000
Tautenhain (49420065)
900
950
1000
1050
1100
1150
1996
1997
1998
1999
2000
Crostau (49520931)
500
550
600
650
700
750
1996
1997
1998
1999
2000
Gruena (51426001)
250
300
350
400
450
1996
1997
1998
1999
2000
Kleinschirma (50452248), Quelle
0
0,5
1
1,5
2
2,5
1996
1997
1998
1999
2000
Monatsmittel Quellschüttung
MW
Trend 1996 - 2000
Wasserstand [cm unter Messpunkt]
Abb. 2.4: 5-Jahresganglinien der Grundwasserstände und der Quellschüttung im Festgesteinsbereich
5- Jahresganglinie
Wie im Lockergesteinbereich begannen auch im Festgestein
die Messwerte der 5-jährigen Reihe mit Werten über dem
langjährigen Mittelwert, sanken in den Jahren 1996 und
1997 darunter und erholten sich erst in den Jahren 1998 bis
2000 zu einem ausgeglichenen, mittleren Schwankungsver-
halten um den langjährigen Mittelwert.
Dabei zeigen die 5- Jahresganglinien in Abb. 2.4 mit Aus-
nahme der Messstelle Crostau, einen negativen Trend. Im
Gegensatz zu den Messstellen Beiersdorf, Crostau und
Gruena liegen die 5-jährigen Mittelwerte in den Messstellen
Tautenhein und Kleinschirma unter den langjährigen Mit-
telwerten.
Die langjährige Entwicklung der verwendeten Messstellen
zeigt in Gruena einen positiven Trend mit einem Anstieg von
ca. 3 cm pro Jahr (Messreihe 1984 bis 2000). Bei den ande-
ren Messstellen ist kein relevanter Trend erkennbar.
2.3.3
Langjährige Entwicklung der Grundwasser-
stände
Um die langjährige Entwicklung der Grundwasserstände zu
dokumentieren, wurde mit Hilfe des Programms STYX der
langjährige Trend der Wasserstände der Messstellen des
Datenspeichers Grundwasserstand ausgewertet. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass die wesentliche Anzahl von Messwer-
ten erst ab 1975 DV-technisch erfasst wurde.
Der Trend wurde auf der Grundlage der Tageswerte errech-
net, um das innerjährliche Schwankungsverhalten mit zu
erfassen. Bei der Auswertung der Ergebnisse wurden Trends
zwischen minus 2 cm und plus 2 cm pro Jahr gleich Null
gesetzt. Die Berechnung wurde für verschiedene Zeiträume
durchgeführt und ist in Tab. 2.2 dargestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei den langjährigen Reihen
(über 50 Jahre) nahezu kein Trend ablesbar ist. Änderungen
der klimatischen Situation haben sich noch nicht sichtbar auf
die Entwicklung der Grundwasserstände ausgewirkt.
Bei den kürzeren Reihen (25 Jahre) zeigen knapp 50% der
Messstellen einen Trend. Positiver und negativer Trend glei-
chen sich dabei aus. Diese Trendentwicklung ist auf ver-
schiedene Ursachen zurückzuführen.
Bei den Messstellen, die nicht von Oberflächenwasser beein-
flusst sind und nicht flurnahe Grundwasserstände zeigen,
kann deutlich ein überjährliches Schwankungsverhalten
festgestellt werden, dass in der Regel bei 7 – 10 Jahren liegt.
Das ist beispielhaft in der Ganglinie der Messstelle Putzkau
(Abb. 2.5) zu erkennen. Betrachtet man bei dieser Messstelle
nur den Zeitraum zwischen 1976 und 2000 erkennt man
einen geringfügig positiven Trend (0,2 cm pro Jahr), in den
Jahren 1950 bis 1975 beträgt der Trend plus 1,70 cm pro
Jahr. Die Auswertung des Zeitraumes der letzten 10 Jahre
lässt einen geringfügig positiven Trend (0,6 cm pro Jahr)
erkennen. Die Jahre 1920 bis 1950 weisen im Gegensatz
dazu einen negativen Trend auf (–0,7 cm pro Jahr).
Weitere Trendentwicklungen entstehen durch anthropogene
Einflüsse. Zum Beispiel sind im Betrachtungszeitraum, ins-
besondere in Sachsen, durch großflächigen Grundwasser-
wiederanstieg in Gebieten mit Braunkohlenbergbau positive
Trendentwicklungen erkennbar. Desweiteren steigt das
Grundwasser in den Gebieten an, in denen aufgrund des
rückläufigen Wasserbedarfs der letzten zehn Jahre Wasser-
werke in geringerem Umfang fördern bzw. ihre Förderung
eingestellt haben.
Die Messstelle Liebertwolkwitz ist ein Beispiel für das Ver-
halten einer Messstelle mit flurnahem Grundwasserstand
(Abb. 2.6). Hier werden direkt die meteorologisch bedingten
Schwankungen des Grundwasserstands erkennbar.
23
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Zeit- Durch Anzahl Positiver NegativerOhne
raum Werte der Trend Trend Trend
belegte Mess-
Mindest- stellen
jahre
= 100%
Angabe in %
1901 –
2000
80
7
0
0
100
1901 –
2000
50
323
7
8
85
1951 –
2000
40
218
10
7
83
1976 –
2000
15
1402
21
25
54
Tab. 2.2: Trendberechnungen Grundwasserstand
Abb. 2.5: Ganglinie der langjährigen Grundwasserstände
der Messstelle Putzkau
4851 0348
cm
u. MP
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 00
1300
1325
1350
1375
1400
1425
1450
1475
1500
1525
1550
1575
2.4
Sonderuntersuchungen
2.4.1
Überwachung der Grenzgewässer im Gebiet
Kirnitzsch/Krinice-Hrensko
Bericht des StUFA Radebeul
Zur Kontrolle der Grundwasserstandsentwicklung im
Bereich des Nationalparks Sächsische Schweiz erfolgte
unter besonderer Beachtung der Grundwasserentnahme zur
Trinkwasserversorgung in der Tschechischen Republik die
Einrichtung eines Sondermessnetzes durch das Staatliche
Umweltfachamt Radebeul.
Durch den Betrieb des Messnetzes und die Datenauswertung
wurde im südlichen Teil des „Großen Zschand“ in der Hin-
teren Sächsischen Schweiz ein signifikantes Absinken des
Grundwasserspiegels festgestellt.
Das Sondermessnetz „Kirnitzsch“ bildete in Verbindung mit
der neu errichteten Grundwassermessstelle am „Großen
Zschand“ (Abb. 2.7) eine wesentliche Grundlage für die
Erarbeitung eines „Gutachtens zur Entwicklung und Pro-
gnose der Grundwasserdynamik im Gebiet Hinterhermsdorf
und Hrensko“ (1997), mit dem Ergebnis, dass die Entwick-
lung der Grundwasserstände mit sehr hoher Wahrscheinlich-
keit auf meteorogene Einflüsse zurückzuführen ist.
Anlässlich regelmäßiger Arbeitstreffen mit Vertretern der
tschechischen Institutionen wurde in der Vergangenheit die
Weiterführung der Datenerhebung und des Datenaustauschs
zwischen den beauftragten Behörden bzw. Institutionen ver-
einbart und aktuell bestätigt.
Darauf aufbauend und im Auftrag der gemeinsamen Sach-
verständigengruppe für wasserwirtschaftliche Planung und
Bilanzierung an den Grenzgewässern der Bundesrepublik
Deutschland und der tschechischen Republik ist durch das
StUFA Radebeul die Koordinierungsvereinbarung im Raum
Kirnitzsch/Krinice – Hrensko federführend zu bearbeiten.
Der Entwurf dieser Koordinierungsvereinbarung ist bis zum
Jahr 2002 vorzulegen.
Hierfür sind in erheblichem Umfang gewässerkundliche
Daten zu erfassen, auszuwerten und zu dokumentieren.
Diese gutachterliche Bearbeitung wird derzeit über Leistun-
gen Dritter durch ein Fachunternehmen vorgenommen. Der
Untersuchungsraum umfasst das Gebiet der Sächsisch-
Böhmischen Schweiz östlich der Elbe und hier konkret das
Einzugsgebiet des Grenzgewässers Kirnitzsch/Krinice zwi-
schen Beginn der grenzbildenden Gewässerstrecke und Bad
Schandau, einschließlich der Ortslagen Hinterhermsdorf (im
Norden) und Hrensko/Kamenice (im Süden).
Im Fachteil Grundwasser soll beispielsweise die Beschrei-
bung der hydrologisch-hydrogeologischen Verhältnisse mit
einer Stichtagsmessung, der Erstellung von grundwasserlei-
terbezogenen Hydroisohypsenplänen und der Bewertung der
Grundwasserstandsentwicklung und -dynamik erfolgen.
Probennahmen und Auswertung der Analysenergebnisse
dienen der Zustandserfassung und Bewertung der Grund-
wasserbeschaffenheit. Bestandteil der gutachterlichen
Arbeiten sind außerdem eine aktuelle Grundwassernut-
zungsanalyse und Empfehlungen für zukünftige Maßnah-
men der Grundwasserüberwachung.
Maßgeblich sind die kritische Bewertung aller verfügbaren
Daten und die direkte Zusammenarbeit mit den betroffenen
Institutionen einschließlich der tschechischen Seite.
Im Ergebnis der Arbeiten ist zu erwarten, dass den zuständi-
gen Behörden konkrete Schlussfolgerungen für den Schutz
sowie die Koordinierung der weiteren Nutzung und Bewirt-
schaftung des Grund- und Oberflächenwassers im Beobach-
tungsgebiet möglich sind.
Kernstück der Präzisierung der Koordinierungsvereinbarung
wird eine neue wasserwirtschaftliche Betrachtung der Nut-
24
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 2.6: Ganglinie der langjährigen Grundwasserstände
der Messstelle Liebertwolkwitz
Abb. 2.7: Grundwassermessstelle 1/95 am Großen Zschand
4740 0049
cm
u. MP
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 00
100
125
150
175
200
225
250
275
300
zungsmöglichkeiten und -restriktionen der Gewässer im Ein-
zugsgebiet der Kirnitzsch (zwischen Staatsgrenze und Bad
Schandau) unter umweltpolitischen Gesichtspunkten und bei
strikter Beachtung der Belange der Nationalparke und Öko-
systeme sein.
Neben den erforderlichen Festlegungen zum ökologisch
begründeten oberirdischen Abfluss der Kirnitzsch/Krinice
ist insbesondere der Schutz der Grundwasservorkommen in
den Kreidesedimenten der Sächsischen und Böhmischen
Schweiz vor anthropogenen Beeinträchtigungen Ziel der
geplanten Vereinbarungen.
2.4.2
Deutsch-polnische Tagebaumessnetze
Auf der Grundlage des Deutsch-Polnischen Grenzgewässer-
vertrages vom 19. Mai 1992 arbeitet die Arbeitsgruppe W1
der deutsch-polnischen Grenzgewässerkommission unter
anderem an der Beurteilung der grenzüberschreitenden
Beeinflussung der Grundwasserabsenkung auf das jeweils
andere Territorium. Es werden gemeinsame Messnetze
Grundwasserstand aufgebaut, gemessen und die Ergebnisse
bewertet. In Sachsen betrifft das auf deutscher Seite die
Tagebaue Reichwalde/Nochten, Berzdorf und auf der polni-
schen Seite den Tagebau Turow. Das Messnetz enthält 147
Messstellen in denen zweimal im Jahr gemeinsam mit der
polnischen Seite der Grundwasserstand gemessen wird.
Tagebaue Reichwalde/Nochten
Der Tagebau Reichwalde wird seit 1999 betriebsbereit
gehalten. Es findet kein Tagebaufortschritt und kein Weiter-
bau der Entwässerungsanlagen in Vortriebsrichtung statt.
Die Weiterführung des Tagebaus hängt von der Entwicklung
auf dem Energiemarkt sowie dem damit verbundenen Bau
des 2. Blockes in Boxberg ab und ist derzeit nicht absehbar.
Der Tagebau Nochten befindet sich zur Zeit in seiner gering-
sten Entfernung zur polnischen Grenze. In den nächsten Jah-
ren wird er sich in nordwestlicher Richtung von der polni-
schen Grenze fortbewegen. Ab 2003 werden dann auch die
der polnischen Seite nächstgelegenen Entwässerungsanla-
gen abschnittsweise zurückgebaut.
Die prognostizierte maximale Grundwasserabsenkung der
beiden Tagebaue befindet sich etwa im Bereich der deutsch-
polnischen Grenze, so dass mit einer Überschreitung der
Grenze durch die Absenkung nicht zu rechnen ist.
Bisher wurden sieben gemeinsame Messungen an 36 Mess-
stellen im deutsch-polnischen Grenzraum entlang der Lau-
sitzer Neiße im Hangend- und Liegendgrundwasserbereich
durchgeführt.
Eine Bewertung der Ergebnisse kann aufgrund der geringen
Anzahl der Messungen noch nicht durchgeführt werden.
Tagebau Berzdorf
Im Tagebau Berzdorf wurde seit 1998 die Braunkohlenför-
derung eingestellt. Im Moment werden die Arbeiten zur Vor-
bereitung der Flutung des Tagebaus durchgeführt.
Für die gemeinsamen deutsch-polnischen Messungen stehen
derzeit nur Messstellen auf deutscher Seite zur Verfügung.
Auf polnischer Seite existieren nur Wirtschaftsbrunnen, die
sich für das Messnetz nicht eignen. Die 13 Messstellen wur-
den bisher fünf mal gemeinsam gemessen.
Ähnlich wie im Gebiet Reichwalde/Nochten kann auch hier
noch keine Bewertung der Ergebnisse vorgenommen wer-
den.
Tagebau Turow
Der Abbau von Braunkohle im Raum Zittau/Turow ist bis in
die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts belegt.
Der Tagebau Turow befindet sich in Polen auf einem Gebiet,
das mit drei Seiten an Deutschland und die Tschechische
Republik grenzt und nur über einen schmalen Verbindungs-
streifen zu Polen verfügt. Die Fläche wird etwa zur Hälfte
vom Tagebau Turow in Anspruch genommen. Die Neiße bil-
det als Staatsgrenze auch die natürliche Abbaugrenze für den
Tagebau Turow in westlicher Richtung. Auf deutscher Seite
liegt der zur Gemeinde Hirschfelde gehörende Ort Drausen-
dorf dem Tagebau am nächsten. Von dort bis zum westlichen
Tagebaurand sind es nur wenige hundert Meter. Die Entfer-
nung der Stadt Zittau zum Tagebau beträgt ebenfalls nur
2,5 km. Zittau ist mit mehr als 30.000 Einwohnern die mit
Abstand größte Siedlung in der Region dicht am Tagebau.
Für den Betrieb des Braunkohlentagebaus muss das Grund-
wasser bis unter das unterste Flöz abgesenkt werden. Dabei
entsteht ein Senkungstrichter für das Grundwasser, der je
nach geologischen Randbedingungen weit über das Umfeld
des Tagebaus hinausreicht. Mit der Grundwasserabsenkung
sind Geländesetzungen verbunden, die bis in das Gebiet der
Stadt Zittau reichen.
In den Jahren 1994 bis 1995 wurde im Auftrag des LfUG
durch die Fa. G.E.O.S. Freiberg die Studie „Hydrogeologi-
sche, geotechnische und geodätische Untersuchungen im
Raum Zittau/Turow“ erarbeitet. In dieser Studie wurden
unter anderem die Absenkung des Grundwassers durch den
Tagebaubetrieb sowie die Bodensetzungen untersucht. Seit
1997 werden die Grundwassermessungen gemeinsam mit
der polnischen Seite durchgeführt und bewertet.
Die bisherigen Messungen haben ergeben, dass der Tage-
bau Turow deutsches Gebiet beeinflusst.
Das Messnetz, dass gemeinsam mit der polnischen Seite
gemessen und bewertet wird, besteht aus 98 Messstellen auf
25
Grundwassersitutation 1996 – 2000
deutscher und polnischer Seite. Für die Bewertung der
Grundwassersituation im Grenzgebiet der Auswirkungen
des Tagebaus Turow und der Auswirkungen des Restsees
Olbersdorf werden zusätzliche Messungen unter anderem
auch das Sondernetz der LMBV einbezogen.
Die in den letzten Jahren durchgeführten Untersuchungen
zeigen folgende Ergebnisse:
– Die Grundwasserverhältnisse im quartären Grundwasser-
leiter und im Bereich des Oberflözes sind gegenwärtig
quasistationär. Beispielhaft sind diese in Abb. 2.8 dar-
gestellt.
– In den Horizonten der unteren Braunkohlenflöze findet
nach wie vor eine Druckentspannung statt, die sich inner-
halb des Kontrollzeitraums verlangsamte. Beispielhaft ist
dies in Abb. 2.9 dargestellt.
– Im Grenzbereich zum bereits gefluteten Tagebau Olbers-
dorf zeigt sich, dass hier bisher der erwartete Druckan-
stieg in den tertiären Schichten ausblieb. Eine Auswir-
kung des Wiederanstiegs Olbersdorf auf die
Grundwasserabsenkung Turow ist derzeit nicht festzu-
stellen.
Trotz der weiteren Vertiefung des Tagesbaus haben sich die
Auswirkungen der Grundwasserabsenkung auf deutsches
Gebiet verringert. Grund dafür ist unter anderem eine verän-
derte Grundwasserhaltung auf polnischer Seite.
26
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 2.8: Grundwasserverhältnisse im quartären Grundwasserleiterbereich
Abb. 2.9: Grundwasserverhältnisse im Bereich des unteren
Braunkohlenflözes
216
218
220
222
224
226
228
230
232
Okt 96
Dez 96
Feb 97
Apr 97
Jun 97
Aug 97
Okt 97
Dez 97
Feb 98
Apr 98
Jun 98
Aug 98
Okt 98
Dez 98
Feb 99
Apr 99
Jun 99
Aug 99
Okt 99
Dez 99
Feb 00
Apr 00
Jun 00
Aug 00
Okt 00
Dez 00
Feb 01
Apr 01
50007264
50557692
50557236
50557160
Grundwasserstand [m HN]
130
150
170
190
210
230
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
Grundwasserstand [m HN]
50557696
50557701
51547704
51547712
3
Grundwasserverhältnisse
Beschaffenheit
3.1
Datengrundlage
In die Auswertung wurden folgende Untersuchungsergeb-
nisse einbezogen:
1. Grundmessnetz Beschaffenheit
Die Messstellen werden jährlich zweimal beprobt.
Probennahme und Analytik erfolgen nach den gleichen
Kriterien.
– 118 Messstellen für 1996 bis 2000
2. Sondermessnetz Landwirtschaft
Die Messstellen werden jährlich zweimal beprobt.
Probennahme und Analytik erfolgen nach den gleichen
Kriterien wie beim Grundmessnetz.
– 61 Messstellen für 1998 bis 2000
3. 592 Messstellen der Wasserversorgungsunternehmen
Die Messwerte werden durch die Wasserversorgungsun-
ternehmen in Listen übergeben. Im Landesamt erfolgt die
UIS-gerechte Umschlüsselung der Angaben und es wer-
den die Analysenergebnisse in der Datenbank erfasst. Der
Datenspeicher enthält die übergebenen Messergebnisse
bis 2000. In der Mehrzahl der Fälle liegen die Ergebnisse
für Nitrat als Jahresmittelwert vor.
4. Quellmessnetz der Landesanstalt für Forsten
– 5 Messstellen
5. Sondermessnetz Versauerung
– 8 Messstellen für 1994 bis 1999
3.2
Nitratbelastung
Durch die massive Einflussnahme des Menschen auf den
Stickstoffhaushalt von Lithosphäre (Einsatz von Kunstdün-
gern), Atmosphäre (Eintrag von Stickoxiden infolge Ver-
brennung fossiler Brennstoffe; Ammoniakeintrag bei der
Massentierhaltung) und Hydrosphäre (Abwassereinleitung)
wurde und wird der natürliche Stickstoffkreislauf nachhaltig
gestört. Es kommt dabei auch zur unerwünschten Anreiche-
rung des Stickstoffs im Grundwasser.
So stellt die Nitratbelastung des Grundwassers in vielen
Gebieten ein anhaltendes Problem dar.
Das Nitrat gelangt dabei auf verschiedenen Wegen in den
Boden und das Grundwasser:
– atmosphärische Deposition (nass, trocken)
– Freisetzen beim Abbau stickstoffhaltiger organischer
Substanz als oxidatives Endprodukt z. B. von Gülle, Stall-
mist, Stroh aber auch Grün- und Wurzelmasse u.a.
– Nitrifikation anorganischer Stickstoffverbindungen
(Harnstoff-, Kalkstickstoffdünger u.a.)
– mineralische Düngung in Form von Nitrat
Haupteintragspfad ist die landwirtschaftliche Flächennut-
zung.
Inwieweit der aufgebrachte Stickstoff oder die Einträge aus
der Luft zu einer Beeinflussung der Grundwasserqualität
führen, ist abhängig von
– Applikationsmenge und -häufigkeit,
– Applikationszeit,
– Bodenart,
– Sickerwassermenge,
– hydrogeologischen Verhältnissen,
– klimatischen Verhältnissen und
– Bodennutzung/Fruchtfolgen.
Der Nitratgehalt des unbeeinflussten, oberflächennahen
Grundwassers beträgt in der Regel weniger als 5 mg/l
(LfW 1992). In S
CHENK (1992) wird ein Gehalt bis zu
30 mg/l NO
3
angegeben.
3.2.1
Messstellen
Zur Bewertung der Grundwasserverhältnisse wurden die
Daten des Grundmessnetzes, des Sondermessnetzes Land-
wirtschaft und Ergebnisse der Wasserversorgungsunterneh-
men herangezogen.
Die Datenlieferung der Wasserversorgungsunternehmen
erfolgt auf freiwilliger Basis und ist durch Verträge zwischen
dem Landesamt für Umwelt und Geologie und den einzelnen
Wasserversorgungsunternehmen geregelt. Im allgemeinen
werden die Ergebnisse der Rohwasseranalysen übergeben.
Die Datenlieferung ist rückläufig. Die übergebenen Mess-
stellen wechseln häufig, so dass Trendaussagen nur in Ein-
zelfällen möglich sind.
Für die Auswertung zur Entwicklung der Nitratbelastung
wurden für den Zeitraum 1996 – 2000 aus dem Grundmess-
netz 45 Messstellen ausgewählt. Voraussetzung für die Aus-
wahl der Messstellen war das Vorhandensein mindestens
einer Analyse pro Jahr. Wurden mehrere Probennahmen
durchgeführt, so bildete der Mittelwert pro Jahr die Grund-
lage für die Zuordnung der Messstelle zu einer Beschaffen-
heitsgruppe.
Eine Trendanalyse für Einzelfälle wurde an 107 Messstellen
durchgeführt.
3.2.2
Allgemeine Situation
Die Auswertung des Grundmessnetzes zeigt, dass bei 20
Messstellen (12,6 %) der Grenzwert der TrinkWV über-
schritten wird. Davon weisen 7 Messstellen (7,4 %) eine
27
Grundwassersitutation 1996 – 2000
starke Belastung auf. Die Nitratgehalte liegen bei diesen
Messstellen über 90 mg/l (Tab. 3.1).
An den Messstellen der Wasserversorgungsunternehmen
stellt sich die Situation nicht so problematisch dar. Bei 9 %
der übermittelten Werte liegt der Nitratgehalt über dem
Grenzwert der TrinkWV. Messstellen mit einem Nitratge-
halt über 90 mg/l wurden für das Jahr 2000 nur in einem Fall
gemeldet. Auch die regionale Verteilung der Belastungs-
schwerpunkte unterscheidet sich etwas von den Aussagen
aus dem Grundmessnetz. Hier ist aber zu berücksichtigen,
dass nicht alle Zweckverbände in gleichem Umfang Unter-
suchungsergebnisse an das Landesamt liefern. Der Norden
und Nordosten des Regierungsbezirkes Leipzig werden im
Verhältnis durch Messstellen der Wasserversorger unterre-
präsentiert. Die Auswertungen in Tab. 3.2 geben keinen Hin-
weis auf die Beschaffenheit des Trinkwassers, da es sich
hierbei um Rohwasseranalysen handelt..
Aus der Auswertung aller zur Verfügung stehenden Unter-
suchungsergebnisse wird deutlich, dass sich hochbelastete
Messstellen mit Nitratwerten über 90 mg/l überwiegend
in ländlichen Gemeinden bzw. Gemüse- und Obstanbau-
gebieten befinden. Messstellen mit einer Nitratbelastung
von 50 bis 90 mg/l liegen meist in intensiv landwirtschaft-
lich genutzten Gebieten. In der Regel handelt es sich um
Messstellen im oberflächennahen, unbedeckten Grund-
wasserleiter.
Regional betrachtet bilden die Kreise Meißen, Kamenz und
Riesa-Großenhain (Teil Großenhain) im Regierungsbezirk
Dresden sowie der Muldentalkreis im Regierungsbezirk Leip-
zig die Schwerpunktgebiete der Nitratbelastung. Auffällig
hohe Werte werden auch im Westteil des Kreises Mittweida
(Regierungsbezirk Chemnitz) gemessen. Allgemein sind die
Flachfassungen in der Verwitterungszone des Festgesteins
durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung im Regie-
rungsbezirk Chemnitz als gefährdet bzw. belastet einzu-
schätzen. Dagegen spielt die Nitratbelastung in den Tief-
brunnen der Gebirge bisher nur eine untergeordnete Rolle.
Ebenfalls niedrige Konzentrationen zeigen die Gebiete im
Osten Sachsens, insbesondere im Niederschlesischen Ober-
lausitzkreis.
Eine kartenmäßige Darstellung der Untersuchungsergeb-
nisse 2000 für die Messstellen des Grundmessnetzes, des
Sondermessnetzes Landwirtschaft und der Wasserversor-
gungsunternehmen gibt die Anlage 7.
Wie wichtig es ist, die genaue Entnahmetiefe einer Grund-
wasserprobe zu kennen und eine einmal festgelegte Entnah-
metiefe auch bei den folgenden Probennahmen beizubehal-
ten, zeigt die Abb. 3.1.
3.2.3
Langjährige Entwicklung
Vergleicht man die Ergebnisse aus Tab. 3.1 mit der entspre-
chenden Auswertung, die im „Bericht zur Grundwasser-
situation 1993 – 1994“ für 60 Messstellen durchgeführt
wurde (LfUG 1995), könnte man auf eine Verschlechterung
der Situation schließen (vgl. Tab. 3.3).
Diese Schlussfolgerung wäre jedoch voreilig, wie aus der
Abb. 3.2 deutlich wird. Um Aussagen zur Entwicklung über
28
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 3.1: Nitratbelastung an den Messstellen des Grundmessnetzes für 2000
Grad der
Nitratgehalt
Anzahl der Messtellen
Belastung
[mg/l]
Chemnitz
Dresden
Leipzig
gesamt
unbeeinflusst
< 10
9
15
12
36
weitgehend unbeeinflusst
10 – 25
9
7
5
21
gefährdet
25 – 50
6
6
6
18
belastet
50 – 90
3
2
8
13
stark belastet
> 90
2
5
7
Summe Messstellen.
27
32
36
95
Tab. 3.2: Nitratbelastung an den Messstellen der Wasserversorgungsunternehmen für 2000
Grad der
Nitratgehalt
Anzahl der Messtellen
Belastung
[mg/l]
Chemnitz
Dresden
Leipzig
gesamt
unbeeinflusst
< 10
91
44
69
204
weitgehend unbeeinflusst
10 – 25
93
57
30
180
gefährdet
25 – 50
85
43
34
162
belastet
50 – 90
18
19
8
45
stark belastet
> 90
-
1
1
Summe Messstellen.
287
164
141
592
29
Grundwassersitutation 1996 – 2000
einen längeren Zeitraum zu gewinnen, ist es erforderlich, nur
die Messstellen auszuwählen, die im gesamten Zeitabschnitt
untersucht worden sind. Dieser Bedingung genügen die
Messstellen aus Abb. 3.2.
Wie die Abb. 3.2 und 3.3 zeigen, weist die zeitliche Ent-
wicklung der Nitratsituation keinen eindeutigen Trend auf.
Ein direkter Vergleich zwischen den Aussagen der Tab. 3.3
und denen aus Abb. 3.2 ist jedoch nicht möglich, weil die
Messstellengruppen inkonsistent sind.
Zur Bestimmung der Tendenz wurde für jede der insgesamt
107 Messstellen über lineare Regression eine Ausgleichsge-
rade für die gemessenen Nitratgehalte berechnet. Die Trend-
berechnung wurde mit dem Programm STYX durchgeführt.
Der ermittelte Trend wurde in die folgenden Klassen unter-
teilt:
>
6 mg/(l*a)
stark steigend
> 1,5 bis 6 mg/(l*a)
steigend
- 1,5 bis 1,5 mg/(l*a)
gleichbleibend
<
- 1,5 bis - 6 mg/(l*a)
fallend
< - 6 mg/(l*a)
stark fallend
Wie aus Abb. 3.3 ersichtlich ist, sind die meisten Messstel-
len der Klasse „gleichbleibend“ zuzuordnen. Allerdings ist
das Schwankungsverhalten ohne Trend bei den Messstellen
des Grundmessnetzes ohne landwirtschaftliche Flächennut-
zung ausgeprägter als bei den Landwirtschaftsmessstellen.
Der Anteil der Messstellen mit steigendem bis stark steigen-
dem Trend ist bei Messstellen aus dem Sondermessnetz
Landwirtschaft mit 37,5 % am höchsten. Demgegenüber
weisen nur 12,5 % der Messstellen dieses Messnetzes einen
fallenden Trend auf.
Nitratbelastung an einer Messstelle mit Doppelausbau
0
5
10
15
20
25
30
35
40
1995
1996
1997
1998
1999
2000
Probennahme
Nitrat [mg/l]
Messstelle 45430522
Messstelle 45430522_a
Messstelle 45430522_c
Abb. 3.1: Nitratbelastung an einer Messstelle mit Dreifach-
ausbau
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Anzahl der Messstellen
1996
1997
1998
1999
2000
Verteilung der Nitratbelastung 1996 bis 2000
0-25 mg/l
25-50 mg/l
50-90 mg/l
> 90 mg/l
Abb. 3.2: Entwicklung der Nitratbelastung 1996 bis 2000
an 45 Messstellen des Grundmessnetzes
Tab. 3.3: Nitratbelastung an den Messstellen des Grundmessnetzes 1993 bis 1994 (aus LfUG 1995)
Grad der
Nitratgehalt
Anzahl der Messtellen
Belastung
[mg/l]
Chemnitz
Dresden
Leipzig
gesamt
unbeeinflusst
< 10
4
9
7
20
weitgehend unbeeinflusst
10 – 25
7
5
1
13
gefährdet
25 – 50
9
9
2
20
belastet
50 – 90
2
1
–
2
stark belastet
> 90
-
3
1
4
Summe Messstellen
22
27
11
60
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
nur LW
GM_LW
GM_sonst
Häufigkeitsverteilung der Nitratkonzentration
stark steigend
steigend
gleichbleibend
fallend
stark fallend
Abb. 3.3: Häufigkeitsverteilung der Tendenzen für die
Nitratkonzentrationen im Zeitraum 1995 bis 2000
für 107 Messstellen
Abb. 3.4 dokumentiert die Nitratganglinien für drei Mess-
stellen aus verschiedenen Bewirtschaftungsgebieten. Die
beiden belasteten Messstellen mit ihrem hohen Schwan-
kungsverhalten belegen anschaulich die Notwendigkeit
langjähriger Beobachtungsreihen. Der Nitrataustrag ins
Grundwasser wird neben den natürlichen Standortbedingun-
gen stark von der ständig wechselnden Flächenbewirtschaf-
tung und den sich ändernden klimatischen und hydrologi-
schen Bedingungen beeinflusst. Die Stickstoffüberhänge aus
der Stickstoffbilanz werden oft weder im Jahr ihrer Entste-
hung noch im Folgejahr ausgewaschen. Die Auswaschung
dieser von den Pflanzen ungenutzten Stickstoffrestmengen
ist stark an die Abfolge feuchter und trockener Jahre gebun-
den. (LfUG, LfL und LfF, 2001)
3.3
PSM-Belastung
Pflanzenschutzmittel werden schon seit Jahrzehnten in der
Land- und Forstwirtschaft, im Obst-/Gemüse- und Weinbau
sowie die Totalherbizide bei der Entkrautung von Frei- und
Verkehrsflächen angewendet. Nach STAN, FUHRMANN (2001)
werden in Deutschland jährlich rund 28.000 – 31.000 t
Pflanzenschutzmittel abgesetzt. Dabei entfallen 55 % auf
Herbizide (vor allem im Getreideanbau), 30 % auf Fungizide
(Obst-, Wein- und Kartoffelanbau) und 4 % auf Insektizide
(besonders bei Obst, Wein, Hopfen). Die restlichen 11 %
setzen sich aus verschiedenen PSM-Gruppen zusammen, die
nur in geringem Umfang zum Einsatz gelangen, wie z. B. die
Bakterizide.
Bei der Anwendung von PSM gelangen insbesondere die
Herbizide je nach Vegetationsdichte und Anwendungsart in
mehr oder weniger großem Umfang auf und in den Boden.
Wirkstoffe mit einer großen Persistenz können bei entspre-
chend hohen Aufbringungsraten zu einer Kontamination des
Bodens führen. Besitzen die Wirkstoffe eine gute Wasser-
löslichkeit und Mobilität, können sie unter bestimmten
bodenkundlichen und hydrogeologischen Gegebenheiten
mit dem Sickerwasser bis in das Grundwasser gelangen. Wie
tief eine Kontaminationsfront im Bodenprofil vordringt und
wie hoch gegebenenfalls die PSM-Einträge in das Grund-
wasser sind, hängt neben den Wirkstoffeigenschaften auch
wesentlich von den Bodeneigenschaften und den Witte-
rungsbedingungen ab. Ein weiterer Eintragspfad in das
Grundwasser sind die Oberflächengewässer.
Als Grenzwert für Einzelstoffe legt die TrinkWV 0,1 μg/l
fest. In der Summe dürfen die Gehalte an PSM 0,5 μg/l nicht
überschreiten.
3.3.1
Messstellen
Die zur Beurteilung der PSM-Belastung des Grundwassers
herangezogenen Grundwasserproben stammen aus
30
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
1990
1990
1991
1991
1992
1992
1993
1993
1994
1994
1995
1995
1996
1996
1997
1997
1998
1998
1999
1999
2000
2000
Probennahme
Nitrat [mg/l]
Messstelle 50452248 (Acker)
Messstelle 51512002 (Wald)
Messstelle 49484012 (Acker)
Abb. 3.4: Nitratentwicklung an drei ausgewählten Messstellen
31
Grundwassersitutation 1996 – 2000
– 95 Grundwassermessstellen des Grundmessnetzes
– 77 Grundwassermessstellen aus Sondermessnetzen
– 218 Rohwasserentnahmestellen der Wasserversorgungs-
unternehmen
In die Trendauswertung wurden einbezogen:
– 83 Grundwassermessstellen des Grundmessnetzes
– 18 Grundwassermessstellen des Sondermessnetzes Land-
wirtschaft
Voraussetzung für die Auswahl der Messstellen war das
Vorhandensein mindestens einer Analyse pro Jahr.
Für die Zuordnung der Messstelle zu einer Beschaffenheits-
gruppe wurde die höchste Einzelsubstanzkonzentration her-
angezogen.
Insgesamt liegen Untersuchungsergebnisse für 89 verschie-
dene Parameter vor.
3.3.2
Allgemeine Situation
Gegenwärtig sind in Deutschland ca. 250 PSM-Wirkstoffe
zugelassen, die in über 1000 verschiedenen Präparaten zum
Einsatz kommen (LfL 2001). Aus dieser umfangreichen
Liste wurde ein Parameterkatalog erarbeitet, der neben aktu-
ell zugelassenen, auch grundwasserrelevante PSM mit aus-
gelaufener Zulassung und Metabolite umfasst. Es wurden 37
Parameter in diesem Katalog festgelegt. Grundlage für die
Auswahl waren:
– Empfehlungen des BGA zum Vollzug der TrinkWV
– Auswertungen des UBA
– Auskünfte der Landesanstalt für Landwirtschaft ( betrifft
im wesentlichen die bis 1990 eingesetzten Wirkstoffe)
– Auswertungen der Wasserversorgungsunternehmen
– Ergebnisse von Untersuchungen aus dem Ober-
flächenwasser
Eine großräumige Übersicht über die Beeinflussung des
Grundwassers durch PSM gibt die Anlage 8. In der Karte
sind die höchsten Einzelsubstanzkonzentrationen der zuletzt
entnommenen Grundwasserprobe für den Zeitraum 1996 bis
2000 dargestellt. Belastungen treten insbesondere in den
Kreisen Meißen, Riesa-Großenhain, Muldentalkreis und
Leipzig-Land auf. Die Belastungen im Kreis Delitzsch ent-
stammen in 3 Fällen einer lokalen Sonderuntersuchung.
Die regionale Verteilung der Belastung hat sich demnach
gegenüber der Situation 1990 bis 1993 nicht verändert. Aller-
dings ist die Anzahl der Grenzwertüberschreitungen seit 1993
deutlich gesunken. Wurden für den Zeitraum 1990 bis 1993
12,5 % der Messstellen als belastet bis stark belastet gemel-
det, sind es für den Zeitraum 1996 bis 2000 nur noch 5,9 %.
Wie sich die einzelnen PSM-Befunde insgesamt auf die
Messstellen des Grundmessnetzes verteilen, zeigt die
Abb. 3.5. Für die Bewertung der Messergebnisse wurden
fünf Gruppen gebildet.
1. unbeeinflusste Messstellen
= Werte unterhalb der Nachweis- bzw. Bestimmungs-
grenze
2. weitgehend unbeeinflusste Messstellen
= PSM-Gehalte
≤
0,05 μg/l
3. gefährdete Messstellen
= PSM-Gehalte > 0,05 und
≤
0,1 μg/l
4. belastete Messstellen
= PSM-Gehalte > 0,1 und
≤
0,5 μg/l
5. stark belastete Messstellen
= PSM-Gehalte > 0,5 μg/l
Es werden nicht nur die Messstellen als unbeeinflusst einge-
stuft, für die kein qualitativer Nachweis erbracht wurde
(Messstellen unterhalb der Nachweisgrenze). Es werden
auch die Messstellen in die Gruppe „unbeeinflusst“ einge-
ordnet, bei denen die Substanzen zwar qualitativ ermittelt,
ihre Gehalte aber nicht mehr statistisch gesichert quantifi-
ziert werden konnten (Messstellen unterhalb der Bestim-
mungsgrenze). Maßgebend für die Gruppenzuordnung einer
Messstelle war der jeweils höchste gemessene Einzelsub-
stanzwert für das Jahr 2000.
An sieben Messstellen des Grundmessnetzes (fünf im Regie-
rungsbezirk Leipzig, zwei im Regierungsbezirk Dresden)
wurden PSM-Gehalte über dem Grenzwert der TrinkWV
PBSM-Befunde an den Messstellen des
Grundmessnetzes 2000 (bezogen auf Einzelwirkstoff)
nicht bestimmbar
< 0,05µg/l
> 0,05-< 0,1µg/l
> 0,1-< 0,5µg/l
>0,5
µ
g/l
Abb. 3.5: Häufigkeitsverteilung der PSM-Befunde an den
Messstellen des Grundmessnetzes für 2000
beobachtet. Fünf dieser Messstellen (vier im Regierungs-
bezirk Leipzig, eine im Regierungsbezirk Dresden) sind
schon über Jahre mit PSM belastet. An den zwei übrigen
Messstellen wurden die hohen Werte erst ein- bzw. zweimal
festgestellt.
Betrachtet man die Zusammenstellung aller von 1996 bis
2000 im Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie
vorliegenden PSM-Befunde (vgl. Tab. 3.4), so ist in den
Regierungsbezirken Dresden und Leipzig die Situation etwa
vergleichbar. Im Regierungsbezirk Chemnitz ist die Einhal-
tung des Trinkwassergrenzwertes weniger problematisch.
Auffällig in Tab. 3.4 ist die hohe Anzahl der Messstellen mit
PSM-Gehalten
≤
0,1 μg/l. Die Gruppenbildung erfolgte auf
der Grundlage der Bestimmungsgrenzen der Labore der
Wasserversorgungsunternehmen, die in der Mehrzahl der
Fälle nur zwischen Ergebnissen < 0,1 μg/l und Absolutanga-
ben, die über dem Grenzwert liegen, unterscheiden. Eine
Untergliederung der Messstellen mit Werten bis 0,1 μg/l in
unbeeinflusst, weitgehend unbeeinflusst und gefährdet ist
daher nicht möglich.
Eine Information, welche PSM-Wirkstoffe und Abbau-
produkte im Zeitraum 1996 bis 2000 untersucht und welche
Gehalte für die einzelnen Substanzen gemessen worden sind,
gibt die Anlage 9. Einen Auszug aus dieser Tabelle, der die
wichtigsten PSM und Metabolite zusammenfasst, zeigt
Tab. 3.5.
Die Untersuchungsergebnisse bis 1993 zeigten Grenzwert-
überschreitungen in erster Linie bei den Triazinen. Ange-
führt wurde die Wirkstoffliste von Simazin, gefolgt von
Atrazin und Desethylatrazin. Daher wurden diese 3 Stoffe
neben Propazin, Desethylatrazin und Sebutylazin in den
folgenden Jahren besonders häufig untersucht.
Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass der Wirkstoff Simazin
nach wie vor die meisten Positivbefunde aufweist. Auch die
Anzahl der Grenzwertüberschreitungen ist nach wie vor bei
Simazin am höchsten. Gegenüber dem Zeitraum 1990 bis
1993 ist eine Reduzierung der Grenzwertüberschreitungen
um 51 % zu verzeichnen. Simazin wurde in der DDR oft als
32
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 3.4: Auswertung der PSM-Untersuchungen für alle dem Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie vorliegen-
den Messungen für den Zeitraum 1996 bis 2000
Regierungsbezirk
Anzahl Messstellen 1996 – 2000
insgesamt
davon mit gemessener PSM-Menge (μg/l)
nn
≤
0,1 > 0,1 bis
≤
1 > 1
Chemnitz
109
1
106
2
–
Dresden
166
44
111
10
1
Leipzig
114
44
60
6
4
Sachsen
389
89
277
18
5
Ausweichwirkstoff für Atrazin eingesetzt, da atrazinhaltige
Präparate nur schwer im Handel erhältlich waren.
Unmittelbar nach Simazin steht Atrazin in der „Wirkstoff-
liste“. Die Anzahl und auch die Höhe der Grenzwertüber-
schreitungen sind jedoch deutlich zurückgegangen. Der
Rückgang der Grenzwertüberschreitungen liegt hier sogar
bei 85,7 %. Atrazin-Gehalte über 1,0 μg/l wurden seit 1996
nicht mehr beobachtet.
An dritter Stelle der Positivbefunde stehen Desethylatrazin
und Terbutylazin. Die Wirkstoffgehalte sind aber beim
Desethylatrazin höher. An einer Messstelle wurden Gehalte
über 1,0 μg/l gemessen.
Auffällig an der Wirkstoffstatistik ist die offensichtlich
zunehmende Bedeutung des Desisopropylatrazins.
Der Rückgang der Positivbefunde bei Atrazin und Simazin
wird seit einiger Zeit erwartet. Atrazin ist seit März 1991 mit
einem Anwendungsverbot belegt (Ausnahmeregelung für
die neuen Bundesländer bis Dezember 1992). Für Simazin
ist im Sommer 2000 die Zulassung ausgelaufen. Ein konkre-
tes Anwendungsverbot wurde jedoch nicht ausgesprochen.
Ein Einsatz von Simazin erfolgt gegenwärtig kaum noch, da
die simazinhaltigen Präparate zwar preisgünstig aber weni-
ger wirksam als vergleichbare sonstige Produkte sind (LfL
2001). Es werden demnach unverbrauchte Überhänge bzw.
deren Abbauprodukte ausgewaschen. Aus diesem Grund
wächst auch der Anteil von Desethylatrazin und Desisopro-
pylatrazin an den Positivbefunden. Die unverbrauchten
Atrazin- und Simazinreste werden zum Teil ausgewaschen,
zum großen Teil aber nach und nach im Boden abgebaut.
Desethylatrazin ist ein Abbauprodukt des Atrazins. Desiso-
propylatrazin entsteht sowohl durch den Abbau von Atrazin
als auch von Simazin.
Bei einer weiteren Betrachtung der Wirkstoffstatistik fallen
Dichlorprop, Hexazinon und Bentazon auf. Bei diesen drei
Wirkstoffen waren bis 1993 keine Positivbefunde bekannt.
Allerdings lagen dem LfUG bis zu diesem Zeitpunkt nur
Analysenergebnisse für Hexazinon vor. Alle drei Wirkstoffe
sind Bestandteil des Untersuchungsprogramms des Landes-
amtes. Ein Vergleich mit der Liste der insgesamt untersuch-
ten Messstellen zeigt, dass den drei Parametern im Vergleich
zu ihren Grenzwertüberschreitungen zu wenig Aufmerk-
samkeit geschenkt wird. Die Wasserversorgungsunterneh-
men sollten daher prüfen, ob Präparate, welche Dichlorprop,
Hexazinon bzw. Bentazon enthalten, in ihren Trinkwasser-
schutzgebieten zum Einsatz kommen und ggf. die drei Para-
meter in ihrem Analysenspektrum ergänzen.
3.3.3
Langjährige Entwicklung
Zur Bestimmung der Tendenz wurde wie bei der Nitrataus-
wertung vorgegangen. Für jede der insgesamt 101 Messstel-
len aus dem Grundmessnetz und dem Sondermessnetz Land-
wirtschaft wurde über lineare Regression eine
Ausgleichsgerade für die gemessenen Atrazin- bzw.
Desethylatrazingehalte berechnet. Die Anstiege dieser Aus-
gleichsgeraden wurden wie folgt in Klassen eingeteilt und
einer Tendenzbezeichnung zugeordnet:
> 20 ng/(l*a)
stark steigend
> 5 bis 20 ng/(l*a)
steigend
- 5 bis
5 ng/(l*a)
gleichbleibend
< - 5 bis - 20ng/(l*a)
fallend
< -20 ng/(l*a)
stark fallend
Über 90 % der Messstellen zeigen weder für Atrazin noch für
Desethylatrazin einen Trend. Die Anzahl der Messstellen
mit fallendem bis stark fallendem Trend ist deutlich höher
als die der Messstellen mit steigenden Gehalten (Abb. 3.6).
33
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 3.5: Auszug aus der PSM-Wirkstoffstatistik von 1996 bis 2000 für alle dem Sächsischen Landesamt für Umwelt und
Geologie vorliegenden Einzelstoffmessungen
Wirkstoff/Metabolit
Anzahl der insgesamt
untersuchten Messstellen
Atrazin
379
Simazin
378
Propazin
377
Desethylatrazin
371
Sebutylazin
367
Terbutylazin
363
HCH, alpha
349
HCH, beta
347
HCH, gamma (Lindan)
347
Hexachlorbenzen
347
o,p-DDT
347
p,p-DDE
347
p,p-DDT
347
Wirkstoff/Metabolit
<= 0,1μg/l
Anzahl der Messstellen
absolut
[%]
Atrazin
281
74,1
Simazin
274
72,5
Propazin
269
71,4
Desethylatrazin
265
71,4
Terbutylazin
263
72,5
Sebutylazin
254
69,2
HCH, gamma (Lindan)
245
70,6
p,p-DDE
244
70,3
HCH, alpha
243
69,6
HCH, beta
243
70,0
Positivbefunde
≤
0,1 μg/l
Positivbefunde 0,1 bis
≤
1,0 μg/l
Wirkstoff/Metabolit
0,1 bis <=1,0 μg/l
Anzahl der Messstellen
absolut
[%]
Simazin
11
2,9
Desisopropylatrazin
7
2,5
Atrazin
3
0,8
Desethylatrazin
3
0,8
Dichlorprop
3
1,1
Hexazinon
3
0,9
o,p-DDT
3
0,9
Propazin
3
0,8
Bentazon
2
0,8
HCH, alpha
2
0,6
Wirkstoff/Metabolit
> 1,0 μg/l
Anzahl der Messstellen
absolut
[%]
HCH, delta
3
1,1
HCH, beta
2
0,6
Desethylatrazin
1
0,3
Desisopropylatrazin
1
0,4
Endosulfan, alpha
1
0,6
HCH, alpha
1
0,3
HCH, gamma (Lindan)
1
0,3
Sebutylazin
1
0,3
Positivbefunde > 1,0 μg/l
3.4
Sulfatbelastung
Schwefel liegt in der Liste der häufigsten Elemente der Erd-
kruste an 13. Stelle zwischen Mangan und Stickstoff.
In der Pedosphäre bzw. Lithosphäre tritt Schwefel vorwie-
gend als Sulfid und Sulfat in verschiedenen Mineralien (z. B.
Pyrit FeS
2
, Gips CaSO
4
∑
2H
2
O) sowohl in Magmatiten als
auch in Metamorphiten und Sedimenten auf. In der Hydros-
phäre stellt das Sulfat die wichtigste Schwefelform dar
(DVWK 1996).
Als weitere Formen des Schwefels sind neben SO
4
2-
auch
H
2
S, HS
-
und S
2-
im Grundwasser in geringeren Konzentra-
tionen enthalten, wobei ihre Konzentration pH-wertabhän-
gig ist. Der Eintrag in das Grundwasser erfolgt über Auswa-
schung aus dem Boden (ca. 20 – 120 kg Sulfat pro ha und a).
Der Hintergrundwert eines unbelasteten Grundwassers liegt
im allgemeinen bei 20 bis 50 mg/l, gelegentlich werden auch
bis zu 100 mg/l SO
4
gemessen (SCHENK 1992).
Er stammt vor allem aus
– dem Schwefelkreislauf der Organismen, wo Sulfat spe-
ziell im Eiweiß von Pflanzen und Tieren vorkommt und
– aus der Verwitterung schwefelhaltigen Ausgangsgesteins
(Lösungsvorgänge).
Über die Niederschläge wird in Deutschland ca. 50 kg
Schwefel pro ha und a aus der Atmosphäre in die Hydro-
sphäre eingetragen (DVWK 1996).
Geogen bedingt können jedoch auch Konzentrationen auf-
treten, die deutlich über dem Grenzwert der TrinkWV von
240 mg/l liegen. Durch geogen bedingte hohe Sulfatgehalte
zeichnen sich u.a. Wässer känozoischer Sedimente, Löß-
böden und Randzechsteinablagerungen aus (LfUG 1995).
Anthropogen beeinflusste Gebiete weisen höhere Sulfat-
gehalte im Grundwasser auf, was u.a. zurückzuführen ist auf
(DVWK 1996)
– die Düngung in Land- und Forstwirtschaft (in Deutsch-
land ca. 19 kg pro ha und a),
– den Einsatz von schwefelhaltigen Fungiziden
(bis zu 3 kg pro ha und a im Obst-/Weinbau),
– Verbrennung fossiler Energieträger (hohe SO
2
-Emis-
sion),
– Sickerwassereintrag von Abfall- und Bauschuttdeponien,
– die Auswaschung aus Halden und Kippen des Bergbaus
(soweit pyrithaltig) und
– AMD-Wässer (acid mine drainage).
3.4.1
Messstellen
Grundlage für die Bewertung des Sulfatgehaltes im Grund-
wasser waren 95 Messstellen aus dem Grundmessnetz
Beschaffenheit.
Um die Entwicklung des Sulfatgehaltes in den letzten fünf
Jahren zu bewerten, wurden die Messstellen aus landwirt-
schaftlicher und forstwirtschaftlicher Flächennutzung heran-
gezogen, die über den gesamten Zeitraum von 1996 bis 2000
beprobt worden sind. In die Auswertung wurden demnach 80
Messstellen mit ihren Jahresmittelwerten einbezogen.
3.4.2
Allgemeine Situation
In weiten Teilen sind in Sachsen, speziell im oberen Grund-
wasserstockwerk unter landwirtschaftlicher und forstwirt-
schaftlicher Flächennutzung, keine rein geogen bedingten
Sulfatkonzentrationen zu finden. Wie die Abb. 3.7 zeigt, ent-
fallen nur 35,5 % der Messstellen auf die beiden unteren
Bewertungsklassen und entsprechen damit den in SCHENK
(1992) genannten Gehalten für ein unbelastetes Grundwas-
ser. An 20 % der Messstellen wird der Grenzwert der
TrinkWV von 240 mg/l überschritten.
34
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Atrazin
Desetylatrazin
Anzahl der Messstellen
stark steigend
steigend
gleichbleibend
fallend
stark fallend
Abb. 3.6: Häufigkeitsverteilung der Tendenzen für die Kon-
zentrationen an Atrazin und Desethylatrazin im
Zeitraum 1992 bis 2000 für 101 Messstellen
Prozentuale Verteilung des mittleren Sulfatgehaltes
des Grundwassers im Jahr 2000
16%
30,8%
12,8%
20,2%
20,2%
< 40 mg/l
40 - 100 mg/l
100 - 150 mg/l
150 - 240 mg/l
> 240 mg/l
Abb. 3.7: Prozentuale Verteilung des mittleren Sulfatgehal-
tes an den Messstellen des Grundmessnetzes für
2000
Um den Einfluss der Landwirtschaft auf die Sulfatbelastung
des Grundwassers zu bewerten, wurden aus dem Grundmess-
netz die Messstellen mit rein landwirtschaftlicher Flächen-
nutzung ausgewählt. Insgesamt wurden 17 Messstellen in
die Auswertung einbezogen. Den Landwirtschaftsmessstel-
len werden 14 Messstellen mit ausschließlich forstwirt-
schaftlicher Flächennutzung gegenübergestellt.
Um optimale Erträge zu erzielen, ist eine Düngung mit
schwefelhaltigen Substraten unentbehrlich. Schwefel ist für
Pflanzen ebenso ein Hauptnährelement wie Stickstoff. Die
Pflanzen decken ihren Schwefelbedarf überwiegend aus dem
Sulfatvorrat der Böden, aber auch durch direkte Aufnahme
von SO
2
und SO
3
aus der Luft. Der kontinuierliche Entzug
von Sulfat durch landwirtschaftliche Produkte, die Verrin-
gerung der SO
2
–Emissionen in den letzten Jahren sowie die
Sulfat-Auswaschung ins Grundwasser (im Mittel, 50 – 60 kg
S pro ha und a) erfordern eine Düngung der Böden. Bei der
Sulfat-Düngung von 30 – 60 kg S pro ha und a (je nach
Bedarf der Pflanzen) finden neben den industriell hergestell-
ten Mineraldüngern wie Gips, Kalium- und Ammoniumsul-
fat auch die herkömmliche Gülle (Rindergülle: 400 bis 500
mg/l; Schweinegülle: 500 bis 3000 mg/l Sulfat Anwendung
(V
OIGT 1990).
Ein Vergleich der Messstellen auf landwirtschaftlichen
Flächen mit den Messstellen in Forstgebieten (Abb. 3.8)
zeigt, dass in der Mehrzahl der Fälle eine Beeinflussung des
Grundwassers durch die Landwirtschaft nachweisbar ist.
Der Anteil der mit einem nach SCHENK (1992) als unbeein-
flusst zu betrachtenden Grundwasser ist mit 64,3 % bei den
Forstmessstellen jedoch eindeutig höher als bei den Land-
wirtschaftsmessstellen, wo dieser Anteil bei 47 % liegt. Irri-
tierend wirkt auf den ersten Blick der Anteil von 21,5 % mit
Sulfatgehalten über 240 mg/l bei den Messstellen in Forst-
gebieten. Dieser Anteil wird gebildet von drei Messstellen.
Auf Grund der Lage dieser Messstellen ist davon auszuge-
hen, dass hier eine antropogene Beeinträchtigung vorliegt.
Dabei können in der Nähe gelegene Tagebaue in Betracht
kommen. In einem Fall ist ein Deponieeinfluss nicht auszu-
schließen.
Ein Vergleich der Häufigkeitsverteilungen für die 3 Regie-
rungsbezirke (Abb. 3.9) macht deutlich, dass die höchsten
Sulfatgehalte an Messstellen im Regierungsbezirk Leipzig
anzutreffen sind. Die Ursache für die deutlich höhere Bela-
stung ist vermutlich in der großflächigen Beeinträchtigung
des Grundwassers durch den Braunkohlebergbau zu suchen.
Aber auch die Beeinflussung durch lokale Quellen ist an den
betroffenen Messstellen noch einmal näher zu untersuchen.
Im Einflussbereich des Lausitzer Braunkohlenreviers wurde
bisher vom Landesamt eine Grundwassermessstelle im
Grundmessnetz Beschaffenheit eingerichtet. Lokale Ein-
flüsse sind an den Messstellen im Regierungsbezirk Dresden
nicht bekannt und werden auf Grund der Analysenergebnisse
auch nicht vermutet. Die Belastungsschwerpunkte konzen-
trieren sich daher ausschließlich auf den Regierungsbezirk
Leipzig.
3.4.3
Langjährige Entwicklung
Die in der Abb. 3.10 dargestellte Häufigkeitsverteilung der
Sulfatkonzentrationen von 80 Grundwassermessstellen zeigt
einen deutlichen Zuwachs bei den Messstellen mit Sulfatge-
halten unter 100 mg/l. Wogegen bei der Bewertungsgruppe
über 240 mg/l ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist.
35
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Prozentuale Verteilung der Sulfatbelastung auf landwirtschaftlich
und forstwirtschaftlich genutzten Flächen
150 - 240 mg/l
< 40 mg/l
40 - 100 mg/l
100 - 150 mg/l
> 240 mg/l
Messstellen
mit forstwirt-
schaftlicher
Flächennutzung
Messstellen
mit landwirt-
schaftlicher
Flächen-
nutzung
Abb. 3.8: Prozentuale Verteilung der Sulfatbelastung auf
landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutz-
ten Flächen für 2000
Prozentuale Verteilung des mittleren Sulfatgehaltes
des Grundwassers im Jahr 2000
16%
30,8%
12,8%
20,2%
20,2%
< 40 mg/l
40 - 100 mg/l
100 - 150 mg/l
150 - 240 mg/l
> 240 mg/l
Abb. 3.9: Häufigkeitsverteilung des mittleren Sulfatgehaltes
für 2000, aufgesplittet nach Regierungsbezirken
Ein Vergleich der mittleren Sulfatgehalte der Einzelmess-
stellen macht deutlich, dass ein Rückgang der Sulfatbela-
stung ab 1996 nicht nur bei den Messstellen mit landwirt-
schaftlicher Flächennutzung zu beobachten ist, auch die
Messstellen in den Forstgebieten zeigen eine rückläufige
Tendenz (Abb. 3.11).
3.5
Sonderuntersuchungen
3.5.1
Ergebnisse aus dem Sondermessnetz
Landwirtschaft
Voraussetzung für optimale Wachstumsbedingungen der
Kulturpflanzen sind eine bedarfsgerechte Wasserversorgung
und die ausreichende Zuführung von Nährstoffen. Der Stick-
stoff nimmt unter den Pflanzennährstoffen eine besondere
Stellung ein. Der Stickstoffbedarf der Pflanzen ist im Ver-
gleich zu anderen Nährstoffen am höchsten. Stickstoff ist der
Nährstoff im Boden, der in Mitteleuropa den Ertrag am
stärksten bestimmt (S
CHEFFER & SCHACHTSCHABEL 1992).
Durch mikrobielle Reaktionen im Untergrund sind die ein-
zelnen Stickstoffverbindungen ineinander umwandelbar. In
der oberen Bodenzone, wo aerobe Verhältnisse vorherr-
schen, entsteht Nitrat. Da Nitrate leicht wasserlösliche Salze
sind, im Unterschied zum Ammonium, aber nicht an den
negativ geladenen Bodenteilchen sorbiert werden, gelangen
sie leichter in tiefere Bodenzonen und ins Grundwasser.
Dass die Landwirtschaft zwar die hauptsächliche, jedoch
nicht die einzige Quelle für einen flächenhaften Stickstoff-
eintrag darstellt, wird an der folgenden Abb. 3.12 deutlich.
Im Durchschnitt kann in Mitteldeutschland von einem luft-
bürtigen Stickstoffeintrag von 17 bis 22 kg N/(ha*a) ausge-
gangen werden (GAUGER, ANSELM
und KÖBLE 1999). Wei-
tere, punktuelle Untersuchungen verweisen aber auch auf
Einträge von bis zu 60 kg N/(ha*a) (W
EIGELT et al, 2000).
Die Auswirkungen des luftbürtigen Stickstoffeintrags wer-
den aus Abb. 3.12 deutlich. Die Vorfeldmessstelle ist ein-
deutig nitratbelastet, obwohl sie in einem Waldstück liegt,
das sich im Anstrom eines Ackers befindet. Der zusätzliche
36
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Sulfat [mg/l]
0 1020304050607080
2000
1999
1998
1997
1996
< 40 mg/l
40 - 100 mg/l
100 - 150 mg/l
150 - 240 mg/l
> 240 mg/l
Abb. 3.10: Häufigkeitsverteilung des mittleren Sulfatgehal-
tes an den Messstellen des Grundmessnetzes für
den Zeitraum 1996 bis 2000
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
1996
1997
1998
1999
2000
Sulfat [mg/l]
Landwirtschaft
Forst
Abb. 3.11: Entwicklung des mittleren Sulfatgehaltes an
Messstellen mit land- oder forstwirtschaftlicher
Flächennutzung für den Zeitraum 1996 bis 2000
Frühj.
98
Herbst
98
Frühj.
99
Herbst
99
Frühj.
00
Herbst
00
Vorfeldmessstelle
Emittenten-
messstelle 0001
Emittenten-
messstelle 0002
Emittenten-
messstelle 0003
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Nitratgehalt [mg/l]
Termine der Probennahmen
Vorfeldmessstelle
Emittentenmessstelle 0001
Emittentenmessstelle 0002
Emittentenmessstelle 0003
Abb. 3.12: Vergleich der Nitratbelastung an Vorfeld- und
Emittentenmessstellen im Trinkwasserschutzge-
biet Canitz Thallwitz
Allerdings ist der Rückgang der Sulfatbelastung bei den
Forstmessstellen mit ca. 7 mg/(l*a) nicht so groß wie bei den
Landwirtschaftsmessstellen, wo er ca. 9 mg /(l*a) beträgt.
Befürchtungen, dass die Landwirte den Rückgang der Sulfat-
immissionen aus der Atmosphäre durch die Erhöhung von
sulfathaltigen Düngemittelgaben kompensieren, was lang-
fristig eine Erhöhung des Sulfatgehaltes im Grundwasser zur
Folge hätte, können an den untersuchten Messstellen bisher
nicht bestätigt werden.
Eintrag durch die landwirtschaftliche Flächennutzung wird
an den Emittentenmessstellen nachgewiesen.
Nach Kolbe (2000) ist bei intensiver Ackernutzung mit Aus-
waschungswerten um 60 kg N/(ha*a) (Schwankungsbreite
20 bis 100 kg) und einem durchschnittlichen Nitratgehalt
von 79 mg/l Wasser zu rechnen. Auf schweren Böden liegen
die Werte im unteren, auf leichteren Böden im oberen
genannten Schwankungsbereich.
Nachfolgend sind einige Faktoren der landwirtschaftlichen
Flächenbewirtschaftung zusammengestellt, die maßgebli-
chen Einfluss auf die Höhe des Stickstoffentzugs durch die
Pflanze und den Nitrataustrag über das Sickerwasser aus der
durchwurzelten Bodenzone haben (H
AFERKORN 2000):
– Standortanpassung der Fruchtfolge, Brachezeiten und
Zwischenfrüchte (Dauerbegrünung)
– Zeit, Art und Intensität der Bodenbearbeitung (z. B. tiefes
Pflügen oder Grubbern des Bodens bis zur pfluglosen
Bearbeitung)
– aktueller pflanzenverfügbarer Stickstoff- (Nan) Gehalt im
Boden während der Periode der Grundwasserneubildung
– Art (ob mineralisch oder organisch), Menge und Zeit-
punkt der Stickstoffdüngung
Eine wesentliche Maßnahme zur Minderung des Nitrataus-
trags ist die Bemessung der Düngung nach dem tatsächlichen
Nährstoffbedarf. Dazu sind gemäß Düngeverordnung (1996)
in jedem Frühjahr zu Vegetationsbeginn die im Boden ver-
fügbaren Nährstoffmengen vom Landwirtschaftsbetrieb zu
ermitteln. Die Landesanstalt für Landwirtschaft führt seit
1993 ein entsprechendes Kontrollprogramm auf fest einge-
messenen Dauertestflächen (DTF) durch. In diesem Pro-
gramm werden neben der Frühjahrsbeprobung auch im
Spätherbst in der Bodenschicht 0 bis 30 und 30 bis 60 cm
Proben entnommen und auf Nitratstickstoff untersucht. Auf
diese Weise wird ein Überblick über die potentielle Auswa-
schungsgefahr geschaffen. Eine Übersicht über die Ent-
wicklung der durchschnittlichen Nitratstickstoffgehalte für
den Zeitraum 1990 bis 1999 zeigt Abb. 3.13.
Nach LfL (1999) beträgt für 1999 der durchschnittliche
Nitratstickstoffgehalt aller Dauertestflächen 88 kg N/ha.
Dies entspricht etwa dem Wert von 1994 und ergibt einen
Anstieg gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um
32 kg N/ha. Gegenüber 1990 nimmt der Nitratgehalt im
Boden jedoch weiterhin ab. Allerdings ist dieser Trend deut-
lich abgeflacht und in den letzten 3 Jahren immer stärker
jahresspezifischen Schwankungen unterworfen.
Wie sich die Situation an den Grundwassermessstellen auf
landwirtschaftlichen Nutzflächen darstellt, zeigt Abb. 3.14.
37
Grundwassersitutation 1996 – 2000
119
120
37
26
35
38
33
35
37
46
51
30
57
41
38
51
41
47
0
20
40
60
80
100
120
140
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
Messungen im Herbst
NO3-N [kg/ha]
NO3-N, 0-30 cm
NO3-N, 30-60 cm
NO3-N, 0-60 cm
Abb. 3.13: NO
3
-N-Gehalte an den Dauertestflächen der LfL, Herbst 1990 bis 1999 (LfL 1999)
Die Messstellen außerhalb von Trinkwasserschutzgebieten
sind im Mittel alle als gefährdet oder belastet bis stark be-
lastet einzustufen. Innerhalb der Trinkwasserschutzgebiete
sind 50% der Messstellen der Gruppe „gefährdet“ zuzuord-
nen. 31 % der Messstellen sind mit Nitrat belastet.
Da das Messnetz erst 1998 eingerichtet wurde, ist eine
Trendberechnung aufgrund des geringen Datenkollektivs
nicht möglich, wie die Ganglinien an 3 ausgewählten Mess-
stellen in Abb. 3.4 zeigen.
Aus diesem Grund wurden nur allgemeine Betrachtungen
zur Entwicklung der Nitratbelastung angestellt.
Der Nitratgehalt zeigt bei 43 % der Messstellen außerhalb
der Trinkwasserschutzgebiete keine Veränderung. Bei den
Messstellen innerhalb von Trinkwasserschutzgebieten sind
es 50 %. Bei 50 % der Messstellen außerhalb der Trinkwas-
serschutzgebiete ist im Grundwasser für den Beobachtungs-
zeitraum eine fallende bis stark fallende Tendenz zu be-
obachten. An einer einzigen Messstelle wurden steigende
Nitratwerte beobachtet. Bei den Messstellen in Trinkwasser-
schutzgebieten ist mit 20 % die Anzahl der Messstellen,
deren Belastung sich verminderte, deutlich geringer. An
30 % der Messstellen wurde dagegen eine Erhöhung der
Nitratgehalte beobachtet.
Die Aussagen aus dem Grundwassermessnetz zeigen damit
nicht die selben Ergebnisse wie die Auswertungen der Lan-
desanstalt für Landwirtschaft für die Bodenmessungen auf
den Dauertestflächen, vgl. Abb. 3.15.
Ein Vergleich der Nitratstickstoffgehalte im Boden zeigt
deutliche Unterschiede zwischen den konventionell und den
düngerreduzierten Bewirtschaftungsmethoden. Die konven-
tionelle Bewirtschaftung zeigt die höchsten Nitratrest-
38
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Messstellen
im TSG
Messstellen
außerh.TSG
stark steigend
steigend
gleichbleibend
fallend
stark fallend
Abb. 3.14: Prozentuale Verteilung der Nitratbelastung
2000 auf die Messstellen innerhalb und außer-
halb von TSG
79
85
118
63
104
72
87
47
84
55
38
82
41
54
0
20
40
60
80
100
120
140
1995
1996
1997
1998
1999
NO3-N Herbst [kg/ha]
konventionell
WSG
ökologisch
Bewirtschaftung
Abb. 3.15: Vergleich der Nitratstickstoffgehalte zwischen düngerreduzierter (WSG, ökologisch) und nicht düngerreduzier-
ter Bewirtschaftungsweise (konventionel)
Herbstmessungen 1995 bis 1999 (LfL 1999)
gehalte. Die um 20 % verringerte Stickstoffdüngung in den
Wasserschutzgebieten führt zu einer Senkung des Stickstoff-
überschusses im Boden. Als umweltfreundlichste Methode
stellt sich nach dieser Auswertung der ökologische Landbau
dar. Die Bodenuntersuchungen weisen darauf hin, dass die in
den letzten Jahren eingeleiteten Maßnahmen zur Verminde-
rung des Stickstoffaustrags bereits Auswirkungen zeigen.
Diese positive Entwicklung spiegelt sich bisher nur bedingt
in den Grundwasserbeobachtungen wider, da neben dem
nutzungsbedingten auch das standortbedingte Verlagerungs-
risiko Einfluss auf die Höhe der N-Einträge in das Grund-
wasser hat. Hierzu zählen bodenphysikalische Eigenschaften
und Mächtigkeit der Dränwasserzone sowie Temperatur und
Niederschlag. Auch wenn die Nitrate zu den leicht löslichen
Salzen gehören, werden die von den Pflanzen unverbrauch-
ten Überhänge nicht sofort vollständig ins Grundwasser aus-
gewaschen. Der Grad der Auswaschung ist regional sehr
unterschiedlich. Jedes Gebiet hat seine bestimmte Reten-
tionszeit, die bei Kenntnis der Sickerwassermengen und der
Eigenschaften der Grundwasserleiterdeckschichten ermittelt
werden kann. Untersuchungen im Einzugsgebiet der Parthe
(M
ÜLLER 2002) verweisen darüber hinaus auf sehr lange
Verweilzeiten eingetragener Stoffe in den Grundwasserlei-
tern und zeigen, wie sich die Heterogenität der N-Einträge
mit der Heterogenität des N-Umsatzpotentials im Grund-
wasser überschneidet.
Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, wie wichtig
die Untersuchung des gesamten Stickstoffpfades ist, um die
Gefährdung des Grundwassers beurteilen zu können.
Insgesamt sind die mittleren Nitratgehalte der Messstellen in
den Trinkwasserschutzgebieten jedoch niedriger als die der
außerhalb liegenden Messstellen (Abb. 3.16).
3.5.2
Nitratbelastung unter forstwirtschaftlich
genutzten Flächen
In das Kapitel wurde eine umfangreiche Zuarbeit der Lan-
desanstalt für Forsten (LAF 2001) einbezogen.
Grundsätzlich gelten für die Beurteilung einer Nitratbe-
lastung des Grundwassers aus überwiegend forstwirtschaft-
lich genutzten Flächen die Grundlagen, wie sie bereits im
Kapitel 3.2 beschrieben worden sind. Neben der Gebiets-
charakteristika und der aktuellen Nutzungsform ist der
Stickstoffeintrag insbesondere aber auch von der Nutzungs-
geschichte abhängig. Die Besonderheiten der forstwirtschaft-
lichen Nutzungsgeschichte liegen vor allem im Bestockungs-
wandel von naturnahen Mischwäldern mit hohen Anteilen
tiefwurzelnder Baumarten zu flachwurzelnden Fichtenbestän-
den, was längerfristig zu erhöhten Stickstoffausträgen führt.
Zur Belastbarkeit mit Stickstoff liegen für viele Ökosysteme
mehr oder weniger gesicherte Erfahrungen vor (empirischer
Ansatz). Danach liegen in Waldökosystemen – je nach
Vegetationstyp – die kritischen Raten für eutrophierende
Stickstoffeinträge zwischen etwa 5 und 20 kg/(ha*a). Unter-
halb von 10 kg/(ha*a) treten nach Untersuchungen von DISE
und W
RIGHT (1995) nur geringe Stickstoffausträge auf,
während im Eintragsbereich von 10 bis 25 kg/(ha*a) nur eine
schwache Beziehung zwischen Stickstoffeintrag und -aus-
trag besteht (WILSON und E
MMET 1999). MATZNER und
G
ROSHOLZ (1997) sowie DISE
et al. (1998) konnten zeigen,
dass durch Kombination von Stickstoffeintrag und C/N-Ver-
hältnis der Humusauflagen bis zu einem Eintrag von jährlich
30 kg N/ha die mittleren Stickstoffausträge recht gut vorher-
gesagt werden konnten.
Diese mehr oder weniger empirisch abgeleiteten Werte zur
Stickstoffbelastbarkeit der Ökosysteme wurden in den letz-
ten Jahren durch das Critical Load-Konzept auf eine ver-
stärkt naturwissenschaftliche Basis gestellt. Die Critical
Load-Werte legen jeweils die langfristig tolerierbare Depo-
sition des betreffenden Ökosystems fest, die zu keinen
erheblichen schädlichen Wirkungen im Ökosystem führt
(N
AGEL und GREGOR 1999). Die Critical Loads für die Wald-
bestände (-ökosysteme) der Bodenzustandserhebung (BZE =
Level I) im 4 x 4-km-Raster zeigt die Anlage 10 (BECKER
2000).
Im Rahmen eines Forschungsprojektes (ARMBRUSTER und
LANGUSCH 2000) zu den „Indikatoren des Stoffhaushaltes
von Waldökosystemen“ wurden unter Einbeziehung jähr-
licher Flussdaten (Eintrag und Austrag) aus europäischen
Waldökosystemen und der sächsischen Level II-Flächen
u. a. die N-Austräge mit dem Sickerwasser für die Nadel-
waldstandorte des 8 x 8 km BZE-Netzes (Bodenzustands-
erhebung) in Sachsen kalkuliert (Abb. 3.17).
Danach beträgt der Mittelwert des prognostizierten N-Aus-
trages 9,6 kg/(ha*a), wobei die Austräge von 2,2 bis
39
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
1998
1999
2000
Mittlere Nitratgehalte [mg/l]
Messstellen im TSG
Messstellen außerh. TSG
Abb. 3.16 Mittlere Nitratgehalte der Einzeljahre an den
Messstellen innerhalb und außerhalb von TSG
21,5 kg/(ha*a) reichen. An 75 % der dargestellten Standorte
werden mit Stickstoffausträgen über 5,9 kg/(ha*a) erheb-
liche Stickstoffmengen an das Grundwasser weitergegeben.
Eine regionale Differenzierung zwischen Gebieten mit
hohem und geringem Stickstoffaustrag ist nicht ohne weite-
res möglich. Am ehesten ist der Nordosten des Freistaates
Sachsen als Gebiet mit überwiegend geringem Stickstoff-
austrag (< 7,5 kg/(ha*a N) zu charakterisieren. (LAF 2001)
Die kritischen Belastungsraten für eutrophierenden Stick-
stoff in den sächsischen Waldökosystemen werden, trotz im
Landesdurchschnitt abnehmender Stickstoffeinträge, weiter-
hin meist deutlich überschritten. Die in Abb. 3.18 darge-
stellten Kalkulationen zum Stickstoffaustrag verweisen auf
eine fortgeschrittene Stickstoffsättigung der Ökosysteme.
Die Verfügbarkeit organisch gebundenen Stickstoffs über-
steigt dadurch oftmals den Bedarf stickstoffverbrauchender
Prozesse, wodurch es, einerseits durch Eutrophierung, ande-
rerseits in Verbindung mit Versauerungeffekten durch Über-
schussnitrifikation und erhöhten Nitratausträgen in das
Grundwasser, zu Destabilisierungen des Ökosystems kom-
men kann. Besonders die Böden mit geringer Pufferkapa-
zität, wie die Waldböden im Erzgebirge, sind versauerungs-
gefährdet.
Wie die Abb. 3.18 zeigt, weisen die mittleren Nitratgehalte
der Grundwässer unter landwirtschaftlich und forstwirt-
schaftlich genutzten Flächen deutliche Unterschiede auf.
Aus der Abbildung wird aber auch deutlich, dass die Waldö-
kosysteme in der Mehrzahl bereits stickstoffgesättigt sind, so
dass erhöhte Nitratgehalte im Grund- und Quellwasser beob-
achtet werden.
Während in die Abb. 3.18 alle im Zeitraum von 1990 bis
2000 beprobten Messstellen des Grundmessnetzes ausge-
40
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 3.17: Prognostizierter Stickstoffaustrag mit dem
Sickerwasser an den BZE-Standorten im 8 x 8
km Netz, nur Nadelbaumstandorte (ARMBRUSTER
UND LANGUSCH 2000) aus LAF 2001
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
Forst
Landwirtschaft
0
10
20
30
40
50
60
70
Nitrat [mg/l]
Forst
Landwirtschaft
Abb. 3.18: Entwicklung des mittleren Nitratgehaltes an Messstellen mit land- oder forstwirtschaftlicher Flächennutzung für
den Zeitraum 1990 bis 2000
wertet wurden, bietet Abb. 3.19 die Darstellung einer kon-
sistenten Messstellengruppe für die forstwirtschaftliche
Flächenutzung. Die mittleren Nitratgehalte schwanken von
0,3 mg/l bis zu einem Maximalwert von 43 mg/l. Bei etwa
der Hälfte der Messstellen liegen die Nitratwerte unter
10 mg/l. Insgesamt ist für den Zeitraum ein Anstieg der mitt-
leren Nitratbelastung um 0,5 mg/(l*a) zu verzeichnen. Den
Auswertungen des Grundmessnetzes werden in der
Abb. 3.20 die Ergebnisse von 5 Messstellen der Landes-
anstalt für Forsten gegenübergestellt.
Im Gegensatz zu den Ergebnissen aus dem Grundwasser-
messnetz konnte an den drei Standorten Klingenthal,
Olbernhau und Cunnersdorf kein Anstieg der Nitratgehalte
festgestellt werden. Vielmehr sind die Konzentrationen ten-
denziell gleichbleibend bis fallend (Klingenthal) oder ein-
deutig abnehmend (Olbernhau und Cunnersdorf). Zur Zeit
liegen die Nitratgehalte der betreffenden Quellen zwischen
etwa 3 und 12 mg/l. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit
Untersuchungsergebnissen der sächsischen Landestalsper-
renverwaltung (LTV), die ebenfalls abnehmende Nitrat-
gehalte in den Zuläufen der Talsperren aus Waldgebieten
feststellen konnte (LAF 2000).
In der folgenden Abbildung (Abb. 3.21) wird die Nitratent-
wicklung für 3 Quellen am Standort Klingenthal untersucht.
41
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Grundmessnetz LfUG
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
1996
1997
1998
1999
2000
Beprobungsjahr
Mittelwert Nitrat [mg/l]
Nitratgehalt an drei Quellen bei Klingenthal
2
3
4
5
6
7
8
9
10
1993-07
1993-10
1994-01
1994-04
1994-07
1994-10
1995-01
1995-04
1995-07
1995-10
1996-01
1996-04
1996-07
1996-10
1997-01
1997-04
1997-07
1997-10
1998-01
1998-04
1998-07
1998-10
1999-01
1999-04
1999-07
1999-10
2000-01
2000-04
2000-07
2000-10
Probennahmezeitraum
Nitrat [mg/l]
Quelle 1
Quelle 2
Quelle 3
Abb. 3.19: Entwicklung des mittleren Nitratgehaltes für 10
Messstellen des Grundmessnetzes mit forstwirt-
schaftlicher Flächenutzung 1996 bis 2000
Abb. 3.21: Entwicklung der Nitratgehalte in 3 ausgewählten Quellen bei Klingenthal, 1993 bis 2000
Messstellen LAF
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
1996
1997
1998
1999
2000
Beprobungsjahr
Mittelwert Nitrat [mg/l]
Abb. 3.20
:
Entwicklung des mittleren Nitratgehaltes für 5
Messstellen (Quellen) der Landesanstalt für
Forsten 1996 bis 2000 (LAF 2001)
Die 3 Messstellen gehören zum Messnetz der Landesanstalt
für Forsten. Die Ergebnisse unterstreichen die Abhängigkeit
der Nitratgehalte von den Gebietscharakteristika. Es wurden
Quellen mit fallendem und alternierendem Trend in relativer
Nähe zueinander angetroffen. Die kleinräumigen Unter-
schiede der Standortverhältnisse in den Einzugsgebieten
können sich folglich entscheidend auf den Nitrataustrag aus
Waldgebieten auswirken.
3.5.3
Ergebnisse aus dem Sondermessnetz
Versauerung
Bericht des StUFA Chemnitz
Umfang der Untersuchungen
Das Sondermessnetz Versauerung wurde in den Jahren
1992-94 vom StUFA Chemnitz aufgebaut und umfasst 8
Messstellen im oberen mittleren Erzgebirge des Regierungs-
bezirkes Chemnitz. Bestandteil des Sondermessnetzes sind
neben 6 Quellaustritten auch zwei Grundwasserbeobach-
tungsrohre, die Grundwasser in unterschiedlichen Teufen
erschließen und somit Aussagen zu evtl. Versauerungspro-
zessen auch in tieferen Schichten gestatten.
Zielstellung der Untersuchungen ist es, die Auswirkungen
des Eintrages von sauren Luftschadstoffen in Form von
Schwefel- und Stickstoffverbindungen aus Kraftwerken,
Hausbrand, Verkehr und Intensivlandwirtschaft auf die
Grundwasserbeschaffenheit in den Hanglagen des oberen
Erzgebirges kontinuierlich zu verfolgen.
Untersucht werden alle Hauptan- und -kationen sowie
Metalle und Schwermetalle. Anfangs betrug die Untersu-
chungshäufigkeit vier bis sechsmal pro Jahr. Auf der Grund-
lage der umfangreichen Datenbasis konnte die Beprobungs-
häufigkeit jedoch auf zweimal jährlich (Frühjahr und Herbst)
verringert werden.
Charakterisierung der Beschaffenheit der Quellwässer
Die anthropogen erhöhte Deposition von Säuren und Säure-
bildnern in der Atmosphäre, die insbesondere aus der Ver-
brennung fossiler Brennstoffe stammt, beschleunigt die
Verwitterung der Gesteine und verursacht nachteilige Ver-
änderungen der Zusammensetzung der Porenlösung in der
ungesättigten Zone sowie des Grundwassers vor allem in
Gebieten, wo basenarme Kristallingesteine, wie im Erz-
gebirge, anstehen. Diese Gesteine können den Säureeintrag
nur schlecht abpuffern.
Neben dem SO
2
- und NOx- Eintrag aus der Luft über die
Niederschläge ist in den betroffenen Gebieten zusätzlich
auch eine natürliche Versauerung (moorige Böden) zu nen-
nen, die durch die Zersetzung organischer Stoffe im Boden
hervorgerufen wird. Beide Prozesse sind sich prinzipiell
ähnlich und daher nur schwer voneinander zu trennen. Die
anthropogenen Veränderungen sind nur anhand jahrzehnte-
langer Messungen auf Grund des Absinkens des pH-Wertes
und der Hydrogenkarbonatgehalte (teilweise bis auf 0), der
Zunahme der Sulfat- und Nitratgehalte und der Freisetzung
von Aluminium abzuleiten.
Die Darstellung der Ionenverteilung in den Quellwässern
(Abb. 3.22) zeigt, dass in den meisten der untersuchten Mess-
stellen der Hydrogenkarbonatpuffer bereits erschöpft ist. Bei
den Anionen überwiegt in allen Fällen das Sulfat. Bei den
Kationen dominieren Calcium und Magnesium. In den Mess-
stellen Rauschenfluss und Tellerhäuser wird Aluminium in
Konzentrationen bis 3,5 mg/l beobachtet. Ein erhöhter
Aluminiumanteil ist auch in den Messstellen Ansprung und
Fichtelbergnordhang zu verzeichnen.
Am Vorhandensein von Hydrogenkarbonat und den ver-
gleichsweise hohen pH-Werten (Abb. 3.23) wird ersichtlich,
dass in den Messstellen Schmalzgrube und Eisenbergquelle
der Versauerungsprozess nicht so weit fortgeschritten ist wie
an den anderen Messstellen.
42
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Ionenverteilung
-1,5
-1
-0,5
0
0,5
1
1,5
12 3 4 5 6
mmol eq/l
SO4
Cl
NO3
HCO3
Al
K
Na
Mg
Ca
Abb. 3.23: Mittelwerte und Schwankungsbreiten der pH-
Werte
pH-Werte
4
5
6
7
Rauschenfluss
Ansprung
Schmalzgrube
Tellerhäuser
Fichtelbergnh.
Eisenbergqu.
pH
Min
Max
Mittelwert
Abb. 3.22: Ionenverteilung in den Quellwässern (1 – Rau-
schenfluss, 2 – Ansprung, 3 – Schmalzgrube, 4 –
Tellerhäuser, 5 – Fichtelbergnordhang, 6 –
Eisenbergquelle
43
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 3.24: pH-Werte und Aluminiumgehalte am Beispiel Quelle Rauschenfluss
pH-Wert und Al-Gehalt Quelle Rauschenfluss
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
3
3,5
4
4,5
5
5,5
6
Al
pH
07.04.1992
11.05.1992
29.06.1992
31.08.1992
27.10.1992
22.03.1993
10.05.1993
17.08.1993
11.10.1993
05.04.1994
26.07.1994
08.11.1994
01.03.1995
08.05.1995
28.08.1995
08.11.1995
09.04.1996
25.06.1996
17.09.1996
05.11.1996
23.04.1997
24.06.1997
07.10.1997
12.11.1997
31.03.1998
09.06.1998
01.09.1998
03.11.1998
30.03.1999
09.06.1999
30.08.1999
03.11.1999
04.04.2000
10.10.2000
Die Abb. 3.23 verdeutlicht die Mittelwerte und Schwan-
kungsbreiten der pH-Werte in den einzelnen Messstellen. Die
pH-Werte schwanken zwischen 4 als Minimum und 6,8 als
Maximalwert. Die niedrigsten Werte wurden in den Mess-
stellen Tellerhäuser und Rauschenfluss gemessen. Hierbei ist
eine gute Korrelation zu den Aluminiumgehalten festzustel-
len (Abb. 3.24). Insbesondere bei pH-Werten unter 5 erfolgt
eine verstärkte Freisetzung von Aluminium. Der Grenzwert
der Trinkwasserverordnung von 0,2 mg/l Al wird an der aus-
gewählten Messstelle generell überschritten. Eine Trinkwas-
sernutzung ohne Aufbereitung ist nicht zu empfehlen. Freie
Aluminiumionen wirken bereits in geringen Konzentrationen
als Zellgift und können in Gewässern Fischsterben auslösen.
In allen sechs Messstellen sind Spuren von Schwermetallen
(Cd, Cu, Ni, Co, teilweise Pb) feststellbar, die geogen im
Boden vorhanden sind und auf Grund veränderter pH-Werte
verstärkt gelöst werden. Die Schwermetallgehalte erreichen
jedoch keine toxikologisch relevanten Konzentrationen und
liegen noch weit unter den Grenzwerten der Trinkwasser-
verordnung.
Vergleich oberer und unterer Grundwasserleiter
Die in Gelobtland errichteten Grundwassermessstellen
erschließen Grundwasser in 17-21 m (Gelobtland 1) und
5 – 7 m Tiefe (Gelobtland 2).
Die unterschiedliche Ionenzusammensetzung verdeutlicht
Abb. 3.25. Im Vergleich zu den Quellwässern lässt sich die
Ionenverteilung Gelobtland 2
23%
12%
2%
11%
8%
4%
38%
2%
Ca
Mg
K
Na
Al
HCO3
NO3
Cl
SO4
Ionenverteilung Gelobtland 1
23%
10%
1%
16%
27%
1%
6%
16%
Ca
Mg
K
Na
Al
HCO3
NO3
Cl
SO4
Abb. 3.25: Ionenverteilung an den Messstellen Gelobtland
1 und 2
oberflächennahe Messstelle Gelobtland 2 sehr gut mit dem
Quellgebiet Ansprung vergleichen, wobei bei letzterem
lediglich der Nitratanteil höher ist.
Während im tieferen Bereich (Gelobtland 1) Hydrogen-
karbonat das vorherrschende Anion darstellt, dominiert im
oberflächennahen Bereich das Sulfat. Bei den Kationen sind
die Differenzen nicht so ausgeprägt. Lediglich ein erhöhter
Aluminiumanteil kommt im oberflächennahen Bereich
hinzu.
Die Unterschiede zwischen den beiden Messstellen in den
Schwermetallgehalten und dem pH-Wert verdeutlicht
Tab. 3.6. Es wurden die Mittelwerte aus durchschnittlich
30 Messungen ausgewertet.
Bei Blei, Kupfer und Chrom waren keine signifikanten
Unterschiede feststellbar. Diese Schwermetalle waren in der
Mehrzahl der Fälle nicht nachweisbar. Die Messwerte wer-
den aus diesem Grund nicht in der Tabelle ausgewertet.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich Versauerungspro-
zesse im oberflächennahen Grundwasser eindeutig nachwei-
sen lassen. Ein eindeutiger messtechnischer Nachweis für
eine Beeinträchtigung des tieferen Grundwasservorkom-
mens wurde noch nicht erbracht. Es besteht jedoch die
Besorgnis, dass auch in tieferen Schichten erste Versaue-
rungstendenzen zu beobachten sind.
Tendenzen der Grundwasserversauerung
Für alle 8 Messstellen wurde eine Auswertung der zeitlichen
Entwicklung der pH-Werte, der Nitratgehalte und der Sul-
fatgehalte vorgenommen. Aus der Berechnung des linearen
Trends lassen sich folgende Aussagen für die einzelnen
Messstellen ableiten (Tab. 3.7):
(↑ steigend;
→
gleichbleibend;
↓
sinkend)
Die überwiegende Mehrzahl der Messstellen zeigt für den
pH-Wert leicht abnehmende Tendenzen.
Eine positive Entwicklung zeigt die Messstelle Fichtelberg-
nordhang. Allerdings steigt der pH-Wert nur geringfügig an.
Eine eindeutige Zunahme der Versauerungstendenz weist
die Messstelle Schmalzgrube auf. Bedenklich ist der zuneh-
mende Nitrateintrag und der leicht abnehmende pH-Wert in
der tieferen Messstelle Gelobtland.
Als Beispiel sind in Abb. 3.26 für die Quelle Tellerhäuser die
zeitliche Entwicklung der pH-Werte und der Sulfatgehalte
dargestellt.
Der Sulfatgehalt weist eine leicht abnehmende Tendenz auf.
Dies könnte eine erste Auswirkung der Reduzierung der
Schwefelemissionen durch verstärkte Luftreinhaltungsmaß-
nahmen sein.
Trotz der verringerten Belastung der Luft mit Säurebildnern
ist in der Regel kein pH-Wertanstieg im Grundwasser zu ver-
zeichnen. Dies kann zum einen aus der sehr hohen Sulfat-
gesamtbelastung in den letzten Jahrzehnten (Desorption von
vormals aufgespeichertem Bodensulfat) und zum anderen
aus anhaltend hohen Einträgen von Stickstoffverbindungen
aus Verkehr und Landwirtschaft resultieren.
Der verringerte SO
2
-Ausstoß auf tschechischer Seite sowie
die forstwirtschaftlichen Maßnahmen (Kalkung, Auf-
forstung) haben bisher noch keinen messbaren Einfluss in
Form einer Trendumkehr im Grundwasser gezeigt. Die Ver-
sauerungsprozesse sind im Grundwasser somit nicht schnell
reversibel. Der sehr langwierige Prozess einer Verbesserung
der pH-Wertsituation im Grundwasser ist durch eine konti-
nuierliche Beobachtung der Messstellen des Sondermessnet-
zes weiter zu verfolgen.
Eine Entwarnung hinsichtlich der Grundwasserversauerung
kann noch nicht gegeben werden.
44
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 3.6: Vergleich von pH-Wert und ausgewählten
Schwermetallen im oberflächennahen und tiefen
Grundwasser an den Messstellen Gelobtland 1
und 2
Parameter
Gelobtland 2
Gelobtland 1
(oberflächennah)
(tief)
pH
5,1
6,5
Cadmium [μg/l]
0,86
<0,1
Nickel [μg/l]
1,7
1
Zink [μg/l]
20
9
Tab. 3.7: Entwicklung der pH-Werte und der Sulfat- und
Nitratgehalte für den Zeitraum 1992 – 1999
Messstelle
pH-Wert
Sulfat
Nitrat
Fichtelbergnordhang
↑
↓ →
*
Eisenbergquelle
→→ ↓
*
Schmalzgrube
↓ ↑ ↑
Rauschenfluss
→ ↓ →
Gelobtland 1
↓ → ↑
Gelobtland 2
↓ → ↓
*
Ansprung
↓ ↓ ↓
Tellerhäuser
↓ ↓ →
*
* Anmerkung: Die Trendangaben sind auf den Zeitraum bis
1998 anzuwenden, 1999 erfolgte ein deutlicher Anstieg
4
Lysimeterstation Brandis
In den folgenden Abschnitten werden auszugsweise aus
HAFERKORN (2000) Untersuchungsergebnisse der Lysi-
meterstation Brandis vorgestellt.
4.1
Dynamik der Grundwasserneubildung
Die bei eindimensionaler Betrachtungsweise über Lysimeter
ermittelte Sickerwassermenge ist der maximal mögliche
Abfluss – der Gesamtabfluss eines Standortes. Welcher
Anteil davon als Grundwasserneubildung tatsächlich die
Grundwasseroberfläche erreicht, hängt von den jeweiligen
geographischen und hydrogeologischen Eigenschaften im
Einzugsgebiet ab.
Deshalb wird in den folgenden Ausführungen vorwiegend
von Sickerwassermenge und nicht von Grundwasserneu-
bildung gesprochen.
Unter den klimatischen Bedingungen am Standort Brandis
ist die Sickerwasserbildung der untersuchten Böden durch
drei Merkmale gekennzeichnet:
– einen typischen jahreszeitlichen Gang mit relativ hohen
Werten im Winter und sehr geringen oder keinen Neubil-
dungsraten im Sommer
– einen mehrjährigen Rhythmus von Jahren mit überdurch-
schnittlich hohen bzw. niedrigen Sickerwassermengen
– einer sehr hohen Abweichung der Einzelwerte vom
langjährigen Mittelwert
Größten Einfluss auf die Variabilität der Sickerwasserbildung
der untersuchten Böden haben Höhe der Bodenwasseraus-
schöpfung und Höhe der Niederschläge im Anschluss an die
Vegetationsperiode. Je geringer die Bodenwasserdefizite am
Ende des Sommerhalbjahres und je höher die Niederschläge
in den darauffolgenden Herbst- und Wintermonaten sind, um
so eher beginnt die Neubildungsperiode und um so höher sind
die Neubildungsmengen. Aus diesem jährlichen Wechselspiel
zwischen Niederschlagshöhe und Bodenwasserdefizit resul-
tiert eine hohe Varianz der Sickerwassermengen.
Jahreswerte
In Tab. 4.1 sind die Jahreswerte der Sickerwasserbildung,
sortiert nach der Vegetation, zusammengestellt. Die durch-
schnittliche Sickerwasserleistung der einzelnen Böden
schwankt zwischen 175 mm bei Sandböden und rd. 50 mm
bei Lößböden. Das sind 27 % bzw. 8 % des korrigierten Nie-
derschlags von 655 mm. Diese Unterschiede in der Sicker-
wasserleistung resultieren aus der unterschiedlichen Verfüg-
barkeit von Bodenwasser (max. 75 mm bei Sandböden und
max. 450 mm bei Lößböden).
45
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 3.26: Entwicklung von pH-Wert und Sulfatgehalt an der Quelle Tellerhäuser
07.04.1992
SO
4
[mg/l]
pH
Entwicklung von pH-Wert und Sulfatgehalt Quelle Tellerhäuser
10
20
30
40
3
3,5
4
4,5
5
5,5
6
11.05.1992
29.06.1992
31.08.1992
22.03.1993
10.05.1993
17.08.1993
11.10.1993
29.03.1994
27.07.1994
11.10.1994
02.03.1995
11.05.1995
29.08.1995
20.11.1995
10.04.1996
24.06.1996
16.09.1996
04.11.1999
21.04.1997
23.06.1997
06.10.1997
11.11.1997
30.03.1998
08.06.1998
31.08.1998
02.11.1998
29.03.1999
07.06.1999
30.08.1999
02.11.1999
10.10.2000
03.04.2000
SO
4
mg/l
pH-Wert
Linear
(SO
4
mg/l)
Über den Beobachtungszeitraum von 17 Jahren ist ein Wech-
sel von Jahren mit hoher und niedriger Sickerwasserbildung
zu beobachten (Abb. 4.1). Die Trocken- und Feuchtperioden
umfassen Zeiträume von 3 bis 6 Jahren und spiegeln sich
auch in den Abflussschwankungen der Vorfluter und im Ver-
lauf der Grundwasserstände wieder. Dies ist sowohl Folge
des klimatisch bedingten unterschiedlichen Wasser- und
Energieangebotes als auch der bereits geschilderten Wir-
kung des Bodenwasserspeichers. So sind positive Abwei-
chungen vom Mittel seltener, aber meist größer als die nega-
tiven, d. h. die Jahreswerte der Sickerwasserbildung sind
nicht normal verteilt. Unter den gegebenen Bedingungen
werden im Untersuchungsgebiet kaum „mittlere“ Grund-
wasserneubildungswerte und damit auch keine „mittleren“
Abflüsse und Grundwasserstände auftreten.
Für eine Charakterisierung der Untersuchungsjahre in Bezug
auf Trocken- oder Feuchtjahre wurden die Jahreswerte vom
Niederschlag (P) und die Grundwasserneubildung (GWN) der
Reihe 1981 bis 1997 für jeden Boden separat in das Wasser-
haushaltsdreieck nach G
OLF (1993) eingetragen. Die sich
unter der jeweiligen Linie zwischen den Punkten (0;0) und
(GWN/P*700) befindenden Jahre werden in Hinsicht auf die
Neubildungsmenge als trocken, die darüberliegenden als
feucht definiert
.
Als repräsentativ für mittlere Verhältnisse
gelten die Jahre, deren Ordinaten- und Abszissenwerte in der
Nähe (±10 % Abweichung) der o. g. Linien liegen. Mit dieser
Normierung wird für die Einzeljahre eine bodenabhängige
Charakterisierung der Beziehung zwischen Niederschlag und
Grundwasserneubildung vorgenommen. Der Wert 700 orien-
tiert sich am größten Jahresniederschlag im Beobachtungs-
zeitraum. Das Ergebnis wird in Tab. 4.2 dargestellt.
46
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab 4.1:
Jahreswerte (November – Oktober) 1981 bis 1997 der Sickerwasserbildung für die 8 verschiedenen Böden (Grup-
penmittel) unter Reihung nach der Vegetation in mm
Jahr
Fruchtart
korrigierter
Grundwasserneubildung [mm/Jahr]
Niederschlag
(von November – Oktober)
[mm]
Lys 5
Lys 4
Lys 8
Lys 1
Lys 7
Lys 11
Lys 9
Lys 10
1981
Zu.-Rüben
753
231
201
214
165
135
132
174
115
1990
Zu.-Rüben
661
100
47
53
30
24
26
0
0
Mittelwert
707
165
124
134
97
79
79
87
57
1985
Kartoffeln
521
132
113
120
95
67
118
60
33
1987
Kartoffeln
702
268
254
290
223
161
267
162
132
1996
Kartoffeln
583
98
24
50
7
65
29
0
0
Mittelwert
602
166
130
153
108
98
138
74
55
1982
Wi.-Weizen
528
163
120
124
72
84
71
5
11
1986
Wi.-Weizen
658
197
154
163
129
104
143
99
67
1988
Wi.-Weizen
585
213
208
212
204
152
208
184
184
1991
Wi.-Weizen
508
111
62
67
40
34
18
0
0
Mittelwert
570
171
136
141
111
93
110
72
65
1983
Wi.-Gerste
739
210
138
155
91
70
91
0
0
1989
Wi.-Gerste*
642
134
111
101
95
55
84
0
28
1992
Wi.-Gerste**
685
138
95
101
71
45
66
0
0
1997
Wi.-Gerste
595
146
98
103
90
101
94
2
0
Mittelwert
665
157
110
115
87
68
84
1
7
1984
Weidelgras
630
96
75
81
69
56
63
2
0
1993
Grünbrache
747
145
72
94
82
55
74
0
0
1994
Grünbrache
808
381
352
351
314
269
292
134
117
1995
Rotklee
786
217
175
211
150
191
163
144
170
Mittelwert
743
209
168
184
154
142
148
70
72
Winter
302
136
105
113
91
76
93
47
43
Sommer
353
40
31
33
23
22
21
10
7
*und als Zweitfrucht Ölrettich;
**anschließend Grünbrache
47
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 4.1:
Jahressummen der Sickerwasserbildung, unterteilt in Sommer- und Wintersumme [mm]
Korrigierter
Niederschlag
der Station
Brandis
0
100
200
300
400
500
600
700
800
1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Mittel
Sommer
Winter
Versickerungs-
typ a Sandlöß
über Sand
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Sommer
Winter
Versickerungs-
typ b Sandlöß
über lehmigen
Sanden
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Sommer
Winter
Versickerungs-
typ c
Sandlöß über
Geschiebelehm
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Sommer
Winter
Versickerungs-
typ d
Tiefgründiger
Löß
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Sommer
Winter
1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Mittel
1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Mittel
1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Mittel
1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Mittel
Feuchtjahre
sind Jahre mit überdurchschnittlich hoher
Sickerwasserbildung, in deren Verlauf es in Speisungs-
gebieten zu einem Ansteigen der Grundwasserstände über
den jahreszeitlich bedingten Schwankungsbereich hinaus
kommt.
Als
Trockenjahre
gelten Jahre mit unterdurchschnittlicher
bzw. keiner Sickerwasserbildung, die zu einem dauerhaften
Absinken der Grundwasserstände unter den sommerlichen
Tiefstand führen.
In der Regel treten mehrere Trocken- oder Feuchtjahre in
Folge auf (Tab. 4.2).
Halbjahreswerte
Die Ergebnisdarstellung in Tab. 4.3 soll auf die mögliche
Spannbreite von Halbjahreswerten der Sickerwasserbildung
hinweisen.
Hohe Sickerwassermengen sind zu verzeichnen, wenn hohe
Winterniederschläge auf einen vollständig gefüllten Boden-
wasserspeicher treffen. Diese außergewöhnlich guten Bedin-
gungen zur Sickerwasserbildung traten am Standort Brandis
im Verlauf der 17jährigen Versuchsreihe nur in den Winter-
halbjahren 1988 und 1994 auf (für die Lößstandorte nur im
Jahr 1988). Unter diesen Bedingungen zeigen die Sicker-
48
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 4.2:
Charakterisierung der Wasserhaushaltsjahre 1981 bis 1997 in Abhängigkeit von der Bodenart
Bodenart
Typ a
Typ b
Typ c
Typ d
Lysi.-Gr. 5
Lysi.-Gr. 4, 8
Lysi.-Gr. 1, 7, 11
Lysi.-Gr. 9, 10
Feuchtjahre
1982-83, 1986-88, 1994 1981, 1986-88, 1994-95
1981, 1986-88, 1994
1981,1986-88, 1994-95
Normaljahre
1981, 1985, 1995, 1997
1982-83, 1985
1985, 1997
(1985)
Trockenjahre
1984, 1989-93, 1996
1984, 1989-93, 1996-97
1982-84, 1989-93, 1996 1982-84, 1989-93,
1996-97
Lysi.-Gr. – Lysimetergruppe
Tab. 4.3: Mittel der Grundwasserneubildung für die Untersuchungsjahre 1981-97 und maximale bzw. minimale Grundwas-
serneubildung für die acht Lysimetergruppen
Halbjahr
korrigierter
Grundwasserneubildung [mm/Halbjahr]
(Jahr)
Niederschlag
(von November – April, Mai – Oktober)
[mm]
Lys 5
Lys 4
Lys 8
Lys 1
Lys 7
Lys 11
Lys 9
Lys 10
Winter
Mittel
136
105
113
91
76
93
47
43
Winter
max
1988
311
198
188
194
189
143
199
182
184
1994
418
313
308
314
293
244
275
125
97
Winter
min
1990
296
68
33
26
13
6
13
0
0
1996
185
73
7
30
2
48
21
0
0
Sommer
Mittel
40
31
33
23
22
21
10
7
Sommer
max
1983
387
107
83
83
54
37
50
0
0
1981
375
63
61
64
50
34
44
54
37
Sommer
min
1982
281
13
12
13
11
9
9
0
0
Sommer (Mai-Oktober), Winter (November-April)
wasserleistungen zwischen Sand-, Geschiebelehm- und
Lößböden nur geringe Unterschiede.
Häufiger sind Jahre mit geringen Sickerwasser-Raten. Im
Verlauf dieser Jahre zeigen sich große Unterschiede in der
Höhe der Sickerwasserbildung von Sand-, Geschiebelehm-
und Lößböden (s. Winterhalbjahre 1990 und 1996).
Die hohe Sickerwasserbildung im Sommer 1981 resultiert
aus der in diesem Jahr lang andauernden Sickerwasserperi-
ode mit noch sehr hohen Neubildungswerten im Mai. Dage-
gen ist die hohe Sickerwasserbildung im Sommerhalbjahr
1983 Folge eines außergewöhnlichen Niederschlagsereig-
nisses im August. Dieses führte bei allen Böden kurzfristig
zur Wiederauffüllung und zu hohen Neubildungsmengen.
Nur bei den Lößböden reichte dieser Extremniederschlag
nicht zur Wiederauffüllung der Bodenwasserdefizite und zur
Sickerwasserbildung aus.
Der Sommer 1982 zeichnete sich durch ein hohes Strah-
lungsangebot aus. Auf Grund geringer Niederschläge kam es
bei einem Bewuchs mit Winterweizen schon im März zu
einer erheblichen Inanspruchnahme von Bodenwasser. Die
Sickerwasserperiode endete bereits im März.
Auch diese Auswertung ergab, dass „mittlere“ Neubil-
dungsmengen sehr selten auftreten. Deshalb sollten
langjährige Jahres- und Halbjahresmittelwerte nur für lang-
fristige und großräumige Untersuchungen verwendet wer-
den.
Monatswerte
Die winterliche Sickerwasserperiode beginnt stets unmittel-
bar nach erfolgter Auffüllung der sommerlichen Bodenwas-
serdefizite.
Die zum Zeitpunkt der erreichten Wiederauffüllung fallen-
den Niederschläge bestimmen die Höhe der GWN zu Beginn
der Sickerwasserperiode und ihren weiteren Verlauf.
Der Beginn der Sickerwasserperiode kann nach den bisheri-
gen Beobachtungen in einem Zeitraum von Oktober bis
April liegen.
Bei den Sandböden (Lysimetergruppe 5) ist auf Grund der
beschränkten Kapazität des Bodenwasserspeichers die Wie-
derauffüllung in der Regel im Dezember abgeschlossen.
Bei den Geschiebelehmböden (Lysimetergruppe 1, 7, 11) ist
der Wasserbedarf für die Wiederauffüllung der Bodenwas-
serdefizite schon erheblich größer, so dass dieser Prozess in
der überwiegenden Anzahl der Jahre erst im Januar abge-
schlossen ist, aber auch bis März oder April dauern kann.
Bei den Lößböden (Lysimetergruppe 9 und 10) sind die Nie-
derschläge, die nach dem Erreichen des sommerlichen Maxi-
mums der Bodenwasserausschöpfung fallen, in 10 von 17
Untersuchungsjahren geringer als die zur Wiederauffüllung
der Bodenwasserdefizite erforderlichen Wassermengen.
Deshalb kam es in diesen Jahren zu keiner Sickerwasser-
bildung.
Das Maximum der jährlichen Neubildungsperiode wird bei
allen Böden in der überwiegenden Anzahl der Jahre im März
oder April erreicht, während aus der oberen Bodenzone
infolge Verdunstung bereits wieder Bodenwasser entnom-
men wird.
Die Dauer der Sickerwasserperiode beträgt im Durchschnitt
ca. 6 Monate. Sickerwasser, das im Verlauf der Sommermo-
nate in 3 m Tiefe das Lysimeter verlässt, resultiert aus der
winterlichen Neubildungsperiode. Nur in Ausnahmefällen
wie im August 1983 führen im Sommer Starkregenereig-
nisse zur erhöhten Sickerwasserbildung, d. h., GWN als eine
Reaktion auf einen „auslösenden Niederschlag“ (H
ELLEKES
1985) ist nur während der kurzen Phasen vollständiger Auf-
füllung zu verzeichnen. Die Sickerwasserbildung am Aus-
lauf des Lysimeters in 3 m Tiefe entspricht mengenmäßig
der Versickerung unterhalb der verdunstungsbeeinflussten
Bodenzone. Der zeitliche Verlauf resultiert aus einer Abfla-
chung und Phasenverschiebung der Sickerwasserwellen auf
dem Weg von der Unterkante der verdunstungsbeeinflussten
Bodenzone bis zum Lysimeterauslauf. Im Verlauf eines
hydrologischen Jahres (November bis Oktober) kann eine
Neubildungsperiode vollständig erfasst werden, wobei zu
Beginn des hydrologischen Jahres die Wiederauffüllung der
Bodenwasservorräte noch nicht abgeschlossen ist.
Bei den Lehm- und Lößböden liegen zwischen dem Zeit-
punkt der Wiederauffüllung und dem Beginn der Periode der
Ausschöpfung oft nur eine oder zwei Dekaden. Es kommt
auch vor, dass die Wiederauffüllung erst nach dem Beginn
der Vegetationsperiode erreicht wird.
4.2
Beziehung zwischen Bodenwasserhaushalt,
Bewirtschaftung und Stickstoff-Austrag
Die im vorstehenden Kapitel beschriebene Diskontinuität
der Sickerwasserbildung beeinflusst auch die Stickstoff(N)-
Umsatz- und Transportprozesse erheblich.
An Hand der überwiegend geringen Austauschhäufigkeiten
und der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit von Boden-
lösung (Abb. 4.1), kann für alle Böden der mangelnde
Zusammenhang zwischen jährlichem N-Saldo und N-Aus-
trag begründet werden. Deutliche Hinweise auf die zeitweise
Akkumulation von N-Bilanzüberschüssen in den Böden lie-
fert die Korrelation zwischen Sickerwassermenge und
Nitratkonzentration. Bei hohen Sickerwasserraten kommt es
nicht zu einem Verdünnungseffekt, sondern zu einem ver-
stärkten Austrag von akkumuliertem Stickstoff aus der Wur-
zelzone. Dieser Effekt ist standortabhängig (Höhe der N-Sal-
den, Sickerwassermenge und Austauschhäufigkeit der
49
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Bodenlösung) und resultiert (im Mittel der Jahre) bei vor-
wiegend geringen Sickerwasserraten aus der Abfolge von
Trocken- und Feuchtjahren. Trockenjahre sind Jahre der
Akkumulation. Feuchtjahre führen zu erhöhtem N-Austrag.
Zum Schutz des Grundwassers wird eine Reduzierung des
Stickstoff-Auswaschungspotentials durch Bewirtschaf-
tungsbeschränkungen und Vorsorgemaßnahmen angestrebt.
Deren standortbezogene und langfristige ökologische Aus-
wirkungen gilt es nachzuweisen (H
ENNINGS & SCHEFFER
1999). Mit dieser Zielstellung werden die Brandiser Unter-
suchungen nachfolgend ausgewertet.
Im Ergebnis der Brandiser Lysimeterversuche stehen fol-
gende Messwerte zur Verfügung:
– mineralische N
-
Düngung und N-Einträge
– Niederschläge (nasse Deposition)
– N-Abfuhr durch das Erntegut
– N-Austräge über das Sickerwasser in 3 m Tiefe
Nach Flächenstillegungsmaßnahmen in den Jahren 1993 bis
1995 wurde 1996 auf den Lysimetern und dem umliegenden
0,66 ha großen Lysimeterfeld mit einer „umweltgerechten,
nachhaltigen feldbaulichen Nutzung“ begonnen. Zielstel-
lung ist ein „optimaler Flächenertrag ohne (bzw. mit gerin-
ger) Umweltbelastung“ – eine Bewirtschaftung nach den
Prinzipien des geschlossenen Stoffkreislaufs eines Land-
wirtschaftsbetriebes (Ökologischer Landbau). Auf Grund
dieses Bewirtschaftungswechsels werden hier nur die Jahre
1981 bis 1995 ausgewertet.
N-Abfuhr über das pflanzliche Erntegut [kg/(ha*a)]:
Die N-Mengen, die über das Erntegut der verschiedenen
Fruchtarten von den 8 Lysimeterböden abgeführt worden
sind, wurden jeweils als Mittel der drei Wiederholungen
berechnet. Es ist zu beachten, dass die einzelnen Fruchtarten,
bis auf das Wintergetreide, innerhalb der Beobachtungsreihe
von 1981 bis 1995 nur ein oder zweimal angebaut wurden,
die Ergebnisse also stark von der jeweiligen Witterung der
Anbaujahre abhängig sind.
N-Saldo [kg/(ha*a)]:
Auf Grundlage von N-Eintrag (nasse Deposition + minerali-
sche Düngung) und N-Entzug über die Pflanzen wurden für
die Fruchtfolge im Zeitraum von 1981 bis 1992 sowie für die
Jahre 1993 bis 1995 (Gras/Klee mit Umbruch, ohne Düngung)
mittlere N-Salden für die verschiedenen Böden ermittelt.
Die N-Düngung von durchschnittlich 130 kg/(ha*a) (1981
bis 1992) wurde von den einzelnen Böden im Mittel der
Jahre recht unterschiedlich verwertet. So wurde auf den
Lößböden durch die Pflanzen der N-Speicher im Boden über
die Düngegabe hinaus beansprucht, beim Sand dagegen die
Hälfte der N-Einträge nicht genutzt
Liegen die Werte für die Austauschhäufigkeit über 100 %
(z. B. bei Lysimetergruppe 5), wird die Bodenlösung im
Jahresverlauf vollständig ausgetauscht (d. h. im Fall der
Lysimetergruppe 5 mehr als 2 mal). Bei der überwiegenden
Anzahl der Böden ist der Austausch in Folge der Boden-
wasserausschöpfung sehr gering. Die Werte für die Aus-
tauschrate liegen unter 100 %. Eine hohe Ausschöpfung im
Sommerhalbjahr reduziert die winterliche Sickerwasser-
höhe, verzögert den jährlichen Beginn der Sickerwasserbil-
dung und damit den Beginn der Nitratauswaschung aus der
Wurzelzone. Diese Folgewirkungen treten in den Einzel-
jahren extrem in Erscheinung und werden insbesondere bei
bindigen Böden durch die Aufeinanderfolge mehrerer
Trockenjahre verstärkt. Im umgekehrten Fall bewirken
hohe Niederschläge und eine geringe Ausschöpfung im
Vorjahr eine überdurchschnittlich intensive Auswaschung
aus der effektiven Wurzelzone.
Je bindiger die Böden, d.h. je höher der maximal nutzbare
Bodenwasservorrat, um so höher ist auch die mögliche
Variabilität des Verlagerungsrisikos in den Einzeljahren.
Besonders hervorzuheben ist, dass in Einzeljahren auch die
Lysimeterböden 7 und 9 ein mittleres bis großes Verlage-
rungsrisiko aufweisen.
Nach dem Verlassen der Wurzelzone erfolgt der Weiter-
transport des ausgewaschenen Nitrats in der Dränwasser-
zone bis hin zum Grundwasser. Im Durchschnitt dauert es
noch rd. 2 bis 10 Jahre (je nach Bodenart) bis es zum Sicker-
wasserauslauf in 3 m Tiefe gelangt.
Die Ergebnisse zu den Berechnungen zur Austauschhäufig-
keit und zu den Verlagerungsgeschwindigkeiten von Boden-
wasser sind in Abb. 4.2 dargestellt.
Bei der Verwendung der Berechnungsergebnisse sollte
Berücksichtigung finden, dass beim tatsächlichen vertika-
len Wassertransport selten der gesamte Porenraum gleich-
mäßig durchströmt wird, wie es hier Grundlage der Berech-
nungen war.
Die Dynamik des monatlichen N-Austrags der verschiede-
nen Böden ist eng mit dem Jahresgang der Sickerwasser-
bildung gekoppelt.
In den leichten Sandböden ist die winterliche Wiederauffül-
lung des Bodenwasservorrats relativ schnell erreicht, so dass
in der Regel bereits im Januar ein Maximum der jährlichen
Sickerwasserperiode erreicht wird. In gleicher Weise zeigt
sich auch die innerjährliche Verteilung der monatlich ausge-
waschenen N-Mengen. Die größte N-Menge wird im Mittel
der Jahre 1981 bis 1992 demzufolge im Januar mit durch-
schnittlich 10 kg/ha ausgewaschen.
Beim Geschiebelehm (Lysimetergruppe 7) wird die größte
monatliche N-Menge im Durchschnitt der Jahre im März
ausgetragen.
50
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Für den Lößstandort (Lysimetergruppe 9) liegt das Maxi-
mum der Sickerwasserbildungsperiode ebenfalls im März.
Auf Grund der sehr geringen N-Konzentrationen im Sicker-
wasser ist das Maximum der N-Auswaschung mit durch-
schnittlich 2,2 kg/ha aber erst im Mai zu verzeichnen.
4.3
Wasserhaushaltsbilanzen verschiedener Böden
unter landwirtschaftlicher Nutzung
Für überschlägige bzw. langfristige Wasserhaushaltsunter-
suchungen werden Mittelwerte der Wasserhaushaltsgrößen
benötigt. Auf Grund der hohen Persistenz trockener und
feuchter Jahre sollte die Reihe ausreichend lang sein, damit
davon ausgegangen werden kann, dass die Wasservorratsän-
derung im Boden nahezu „0“ ist. Bei der Verwendung der
Reihe 1981 bis 1997 ist zu berücksichtigen, dass dieser Zeit-
raum das Trockenjahr 1982 und die Trockenperiode von
1989 bis 1992 sowie die sich anschließenden feuchten Jahre
1993 und 1994 beinhaltet.
Anhand der Jahreswerte ist jedoch festzustellen, dass am
Ende der 17jährigen Messphase alle vorübergehenden, über
mehrjährige Trockenperioden existierenden Defizite nahezu
wieder ausgeglichen wurden.
Mit Blick auf die Darstellung der mittleren Jahresverläufe in
Abb. 4.3 soll die abschließende Diskussion zum mittleren
innerjährlichen Verlauf der Wasserhaushaltsgrößen wesent-
liche Erkenntnisse zusammenfassen:
• Von November bis Februar ist die Verdunstung auf allen
Böden gleich groß und entspricht in etwa der potentiellen
Verdunstung. Der verbleibende Niederschlagsanteil wird
zur Auffüllung der Bodenwasservorräte verwendet.
• Im März steigt auf Grund der klimatischen Bedingungen
die potentielle Verdunstung, wobei die reale Verdunstung
(da vorwiegend Wintergetreide in der Fruchtfolge)
geringfügig über der potentiellen Verdunstung liegt. Die
negative Bilanz des Bodenwasservorrats resultiert aus der
anhaltend hohen Versickerung aus dem Unterboden.
Auch im April sind bei höheren Niederschlägen und
Zunahme der Verdunstung bei allen Böden nahezu unver-
mindert hohe Sickerwassermengen zu verzeichnen.
• Erst im Mai gehen die Sickerwassermengen überall deut-
lich zurück.
• In Abhängigkeit von Bodenart und Ackerkultur erreicht
die Verdunstung im Mai (bei Wintergetreide), Juni oder
Juli (Grünland und Hackfrüchte) Höchstwerte, wobei die
potentielle Verdunstung (außer bei den leichten Böden)
deutlich überschritten wird. Die Entnahme aus dem
Bodenwasservorrat erreicht im Mittel der Untersuchungs-
jahre mit unterschiedlichen Ackerfrüchten bei allen
Böden bei einem vergleichsweise niedrigen Sommernie-
derschlag die höchsten Werte.
51
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
Tiefe in [dm]
Lys 1
Lys 4
Lys 5
Lys 7
Lys 8
Lys 9
Lys 10
Lys 11
Abb. 4.2
Verlagerungsgeschwindigkeit im Lysimeter [dm/Jahr] aus jährlicher Sickerwassermenge [mm/Jahr] und Feld-
kapazität des 3m mächtigen Bodenprofils
• Im Juni und Juli wird der Bodenwasservorrat nicht mehr
so stark (außer bei den Lößböden) in Anspruch genom-
men. Dies hat in Bezug auf Einzeljahre verschiedene
Ursachen: hohe Niederschläge im Juni, Rückgang des
Wasserbedarfs der Pflanzen oder Aufbrauch der aus-
schöpfbaren Wassermengen.
• In den Monaten Juli bis November findet aus keinem der
3 m mächtigen Bodenmonolithe eine nennenswerte
Sickerwasserbildung statt. Der fallende Niederschlag und
die aus dem Boden entnommenen Wassermengen
(Abb. 4.3) werden im Juli
vollständig verdunstet. Dabei
ist die reale Verdunstung außer bei den Lößböden im Mit-
tel der Jahre geringer als die potentielle Verdunstung.
• Im August geht die reale Verdunstung im Vergleich zur
potentiellen Verdunstung noch weiter zurück, teils weil
die Ernte bereits erfolgt ist, die Ackerpflanzen im Reife-
stadium wenig verdunsten oder der Bodenwasservorrat
erschöpft ist. Die reale Verdunstung ist bereits etwas
geringer als der Niederschlag. Es entstehen die ersten
Rücklagen, so dass die Wiederauffüllung des Bodenwas-
servorrates beginnt.
• Im September geht die Verdunstung weiter zurück. Da
aber im Mittel der Jahre im September weniger Nieder-
schlag fällt als im August, bleibt es bei den geringen
Überschuss-/Wiederauffüllungsmengen. Bei den Löß-
böden sind Verdunstung und Niederschlag etwa gleich
groß. Im Oktober sind die gleichen Tendenzen zu ver-
zeichnen, nur ist nun auch bei den Lößböden die Verdun-
stung geringer.
Bei der Aufstellung von Nomogrammen zur Ableitung von
Jahreswerten der Sickerwasserbildung aus Niederschlag,
Verdunstung und verfügbarem Bodenwasservorrat ergeben
sich Probleme, da keine geeignete Abgrenzung des Bilanz-
zeitraumes (=Jahres) gelingt. Im Mittel der Jahre sind drei
Phasen zu verzeichnen:
– die Phase der Ausschöpfung von März bis Juli
– die Phase der Wiederauffüllung der Bodenwasservorräte
von August bis Dezember (auch bis Januar oder
Februar)
– die Phase der Sickerwasserbildung von Dezember
(Januar oder Februar) bis Juni.
Auf Grund der jährlichen Variabilität dieser Prozesse lässt
sich weder für das hydrologische Jahr (November bis Okto-
ber) noch für das Lysimeterjahr (April bis März) ein zufrie-
denstellender Zusammenhang zwischen Boden, Jahresnie-
derschlag und Sickerwassermenge in 3 m Tiefe herstellen.
Regressionsbeziehungen für das hydrologische Jahr entste-
hen erst, wenn das aktuelle Bodenwasserdefizit zu Beginn
des entsprechenden Bilanzjahres berücksichtigt wird. Dieses
jährliche bodenabhängige Bilanzdefizit kann aus Lysimeter-
oder Bodenfeuchtemessungen ermittelt werden. Wird als
Beginn des Jahres der April gewählt, ist es auf Grund der
Laufzeiten bis in 3 m Tiefe nicht möglich, eine vollständige
Neubildungsperiode zu erfassen.
4.4
Repräsentativität der Lysimetermessungen
• Bei gleicher Witterung und Bewirtschaftung wird die
Abflussbildung im Untersuchungsgebiet bei Böden mit
flurfernen Grundwasserständen primär durch die Sedi-
mente geprägt, die in der Elster- bzw. Saalekaltzeit
(Schmelzwassersande und Geschiebelehm) und der
Weichselkaltzeit (Sandlöß) zur Ablagerung kamen. Die in
Folge der bodenbildenden Prozesse wie u. a. Verbraun-
ung, Lessivierung (bei Fahlerden), Vergleyung und
Humusakkumulation (bei Schwarzerden) entstandenen
Bodentypen haben für die Abflussbildung sekundäre
Bedeutung, wobei Ausgangssubstrat und bodenbildende
Prozesse in genetischem Zusammenhang stehen.
52
Grundwassersitutation 1996 – 2000
-60
-40
-20
0
20
40
60
80
100
120
NOV
DEZ
JAN
FEB
MÄR
APR
MAI
JUN
JUL
AUG
SEP
OKT
ETPGras
Top a
Top b
Top c
Top d
Pkorr
kWB
0
20
40
60
80
100
120
NOV
DEZ
JAN
FEB
MÄR
APR
MAI
JUN
JUL
AUG
SEP
OKT
ETPGras
Top a
Top b
Top c
Top d
Verdunstung
0
20
40
60
80
100
120
NOV
DEZ
JAN
FEB
MÄR
APR
MAI
JUN
JUL
AUG
SEP
OKT
Top a
Top b
Top c
Top d
Sickerwassermenge
[mm/Monat]
[mm/Monat]
[mm/Monat]
Abb. 4.3 Mittlerer Jahresgang von Bodenwasservor-
ratsänderung (dSB), Niederschlag (P
korr
), Gras-
referenzverdunstung (ETP
Gras
), klimatischer
Wasserbilanz (kWB), realer Verdunstung und
Grundwasserneubildung am Standort Brandis
(Reihe 1981 bis 1997)
• Für Gebietsuntersuchungen können die acht analysierten
Bodentypen zu vier „Versickerungstypen“ zusammen-
gefasst werden, ohne dass dadurch mit großen Fehlern bei
der Ermittlung des Gebietsabflusses zu rechnen ist.
• Auf den Geschiebelehmböden (Typ c) der Grundmoräne,
die auf Grund ihrer Entstehungsgeschichte eine große
räumliche Diskontinuität aufweisen (Kap. 3.3.1), ist bei
gleicher Witterung und Bewirtschaftung mit einer hohen
räumlichen Varianz der Abflussbildung zu rechnen.
• Im Unterschied dazu ist in Gebieten mit Schmelzwasser-
sanden und -kiesen (Typ a und b) und mit äolischen Abla-
gerungen (Typ d) bei gleicher Witterung und Bewirt-
schaftung mit einer relativ geringen räumlichen Varianz
der Abflussbildung zu rechnen.
• In Bezug auf die Verdunstung ist die Zuordnung zu den
Versickerungstypen nicht ganz so eindeutig. Hier sind
neben den physikalischen Eigenschaften der Ausgangs-
substrate auch die Bodenfruchtbarkeit innerhalb eines
Bodentyps und der aktuelle Zustand des Bestandes von
Einfluss.
Vergleichbare Standorte in Sachsen
Nachdem Standortuntersuchungen abgeschlossen sind,
besteht in den meisten Fällen der Wunsch, diese Ergebnisse
auf die Fläche zu übertragen. Deshalb wird nachfolgend
recherchiert, wie groß in Sachsen die Flächenanteile sind, für
die auf Grund ihrer Böden und hydrogeologischen Verhält-
nisse eine Übertragung der Brandiser Untersuchungen denk-
bar ist. Der sächsische Festgesteinsbereich und seine Rand-
bereiche wurden dabei nicht betrachtet.
Zunächst zeigte sich bei diesen Arbeiten, dass keine Karte
existiert, die die ”ungesättigte Zone” und die Reichweite
eines Brandiser Lysimeters vollständig beschreibt.
Legt man allein die Übersichtskarte der Böden des Freistaa-
tes Sachsen 1 : 400 000 (LfUG 1993) zugrunde, so reprä-
sentieren die Lysimeterböden die Bodengesellschaften im
Verbreitungsgebiet von Löß, Lößderivaten und Sand. Das
sind nach MANNSFELD & RICHTER (1995) rd. 67 % des säch-
sischen Lockergesteinsbereiches.
SÄMISCH (1990) hat auf Grundlage der Verteilung der
„Natürlichen Standorteinheiten (NStE) in % der Acker-
fläche“ (mit Stand von 1963) nach SCHILLING, BANNORTH &
SCHLICHT (1965) folgende Zahlen erarbeitet: Die Lysimeter
repräsentieren acht natürliche Bodenformen und sechs NStE
und damit 53 % des Ackerlandes der Neuen Bundesländer,
69 % des Ackerlandes von Sachsen und 49 % des Acker-
landes von Sachsen-Anhalt.
Mit Hinweis auf die Stellung der ungesättigten Zone im
Gebietswasserhaushalt sind Betrachtungen, die nur bis in
0,8 m bis 1 m Tiefe angestrebt werden, nicht ausreichend.
Um das Verständnis und einen Flächenbezug für die darun-
terliegenden hydrogeologischen Formationen zu erhalten,
wurden von DUTELOFF (1996) Untersuchungen auf Basis der
Geologischen Übersichtskarte 1 : 400 000 (GÜK 400, 1992)
vorgenommen. Diese Karte stellt die unmittelbar unterhalb
der in Zuständigkeit der Bodenkartierung befindlichen
Gesteine dar und repräsentiert damit die unteren 2/3 der
Lysimetermächtigkeit. Im Ergebnis einer stark vereinfa-
chenden Betrachtung, bei der davon ausgegangen wird, dass
die Unterschiede zwischen den Schmelzwassersanden der
Elster-Kaltzeit und der Saale-Kaltzeit sowie zwischen den
jeweiligen Grundmoränen vernachlässigbar sind, werden
den acht Lysimeterböden drei Gebiete zugewiesen:
– Gebiete mit Schmelzwassersanden
– Gebiete mit Geschiebelehm/-mergel
– Lößgebiete
Anhand der GÜK 400 lassen sich die Verbreitungsgebiete
von Schmelzwasserablagerungen der Saale- und Elster-Kalt-
zeit, Grundmoränen der Saale- und Elster-Kaltzeit sowie
Löß und Lößlehme ausgrenzen, womit folgende Flächen-
größen repräsentiert werden:
Schmelzwasssersande
1731 km
2
Grundmoränen
1026 km
2
Löß und Lößlehm
1766 km
2
gesamt
4523 km
2
Bei einer Gesamtfläche des Lockergesteinsbereiches in
Sachsen von 9.887 km
2
entspricht das etwa 46 % dieser
Fläche.
Die Untersuchungen ergaben auch, dass folgende geologi-
sche Einheiten durch Lysimeter bisher nicht repräsentiert
werden, so dass eine Ergänzung der Brandiser Lysimeter aus
folgenden hydrologischen Einheiten erforderlich ist:
– Endmoränen und Eisstausee-Ablagerungen
– Flussterrassen
– Auelehme
– tertiäre Schichten, die an der Oberfläche anstehen, sowie
– Gehängelehme.
Verwendung der Standortuntersuchungen im Maßstab
eines Einzugsgebietes
Ziel der nachfolgenden Untersuchungen ist ein Vergleich zwi-
schen dem für die Einzugsgebietsfläche ermittelten Gesamt-
abfluss und den im vergleichbaren Zeitraum 1981-97 gemes-
senen Abflüssen am Gebietspegel Thekla. Die überwiegende
Anzahl der Lysimeterböden wurde im Einzugsgebiet der Par-
the gewonnen. Deshalb war es möglich, dass mittels Lysime-
termessungen ermittelte „Gesamtdargebot“ (unter Berück-
sichtigung der anstehenden Böden und der Flächenutzung)
auf die Einzugsgebietsfläche zu extrapolieren.
53
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Rd. 74 % der Einzugsgebietsfläche werden landwirtschaft-
lich genutzt, wobei drei Lysimetergruppen mit jeweils 5 %,
28 % und 41 % vertreten sind (Abb. 4.4). Rd. 14 % der Ein-
zugsgebietsfläche sind Wald. Der hohe Bebauungsanteil von
8 % resultiert aus dem Flächenanteil der Stadt Leipzig, der
aber erst unterhalb des Bezugspegels Thekla in die Parthe
entwässert. Der Pegel Thekla hat ein Einzugsgebiet von
314 km
2
. Das sind 87 % des 366 km
2
großen Parthegebietes.
Um das Abflussverhalten im Einzugsgebiet besser beurteilen
und mit den über Lysimeter ermittelten Standortabflüssen
vergleichen zu können, wurden die am Pegel Thekla seit
1951 gemessenen Durchflüsse der Parthe (Tageswerte) ana-
lysiert. Mittels Ganglinienseparation nach dem Verfahren
DIGFA (SCHWARZE 1985) wurden die drei Abflusskompo-
nenten:
– langfristiger Basisabfluss
– kurzfristiger Basisabfluss und
– Direktabfluss
identifiziert und prozentual zum Gebietsniederschlag in
Beziehung gesetzt (MELLENTIN & HAFERKORN 1999).
Abb. 4.5 zeigt die mittleren Wasserhaushaltskomponenten
für den Vergleichszeitraum von 1981 bis 1997, ausgehend
von einem korrigierten Gebietsniederschlag von 660 mm.
Die Gebietsverdunstung resultiert bei der Gangliniensepara-
tion als Restgröße in einer Höhe von rd. 540 mm. Damit Ver-
gleiche möglich werden, erfolgte eine Umrechnung aller
Komponenten in mm/Zeiteinheit.
Der
langfristige Basisabfluss
stellt die eigentliche grund-
wasserbürtige Abflusskomponente dar und ist im Einzugs-
gebiet der Parthe mit
42 mm/Jahr
die größte Abflusskom-
ponente. Herkunftsraum sind die mächtigen Muldeschotter,
die im Parthegebiet den Hauptgrundwasserleiter bilden. Aus
dem Grundwasserleiter entnehmen die Wasserwerke Naun-
hof erhebliche Wassermengen, die zu 75 % außerhalb des
Parthegebietes im Stadtgebiet Leipzig genutzt werden. Mit
27 mm/Jahr
stellt diese Grundwasserentnahme einen
wesentlichen Anteil an der Gesamtbilanz dar und wird
deshalb berücksichtigt. Inwiefern sie vollständig dem lang-
fristigen Basisabfluss zuzurechnen ist, bleibt noch ungeklärt.
Der langfristige Basisabfluss ist auf Grund des großen
Retentions- und Translationsraumes im Einzugsgebiet die
einzige kontinuierliche, auch in Trockenzeiten fließende,
Komponente. Beim Standortwasserhaushalt ist dieser
Umsatzraum vergleichsweise sehr gering und es kann kein
horizontaler Austausch erfolgen. Deshalb kommt es u. a.
beim Standortwasserhaushalt zu einer erheblichen zeitlichen
Umverteilung der Abflussbildung (Abb. 4.6).
Kurzfristiger Basisabfluss
entstammt vorwiegend den obe-
ren lokalen Grundwasserleitern, die gut entwässerbar sind
und geringe Umsatzräume haben, so dass diese Abfluss-
komponente bereits großen Schwankungen unterliegt. Hin-
sichtlich des Abflussregimes am Standort handelt es sich
vorwiegend um verzögerten bodeninneren lateralen Abfluss,
der bei geschichteten Böden und Bodensättigung insbeson-
dere im Februar, März und April entsteht und der im Lysi-
meter nur vertikal zum Abfluss kommen kann.
Verzögerter Direktabfluss
entsteht als bodeninnerer latera-
ler Abfluss, der überwiegend nur bei Vorflutnähe abfluss-
wirksam wird.
Schneller Direktabfluss
ist Oberflächenland-
abfluss von versiegelten sowie gewässer- und
54
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Braunerde-Fahlerde
28%
Wald
14%
Braunerde-Pseudogley
41%
Bebauung
8%
oberflächennahes
Festgestein
2%
Gewässer
2%
Erodierte Braunerde
5%
Verdunstung
83%
langsamer Basisabfluß
6%
schneller Basisabfluß
4%
Direktabfluß
3%
GW-Entnahme
4%
Abb. 4.4.
Flächennutzung und Böden der landwirtschaft-
lichen Nutzflächen im Einzugsgebiet der Parthe
Abb. 4.5: Mittlere Wasserhaushaltskomponenten am Pegel
Thekla/Parthe der Jahre 1981 bis 1997
grundwassernahen Bereichen (Sättigungsflächen). Nur er ist
echtes Ereigniswasser, welches ohne bedeutsame Retention
zum Abfluss gelangt und damit der Bezeichnung Direkt-
abfluss im Sinne von Wasser „direkt aus dem Niederschlag“
gerecht wird.
Mittels Lysimeter werden alle Abflusskomponenten sum-
marisch als Gesamtabfluss gemessen. Aus den vergleichen-
den Untersuchungen zwischen Abflussbildung am Standort
und im Einzugsgebiet lassen sich folgende Schlussfolgerun-
gen ableiten:
• Auch im Einzugsgebiet bestimmt die hohe Ausschöpfung
des Bodenwasserspeichers durch die Verdunstung den
Wasserhaushalt. Nur 13 % (mit Grundwasserentnahme 18
%) des fallenden Niederschlages kommen zur Abflussbil-
dung. Der grundwasserbürtige Abfluss ist die wichtigste
Abflusskomponente.
• Unter den semiariden Bedingungen des Untersuchungs-
gebietes kommt es in Gebieten mit flurnahen Grund-
wasserständen im Sommerhalbjahr zu einer erheblichen
Zehrung aus dem Grundwasser.
• Durch die Wirkung des Grundwasserspeichers kommt
es zwischen Standort und Einzugsgebiet zu signifikan-
ten Unterschieden in der innerjährlichen Abfluss-
dynamik. Mengenmäßig kann eine Übereinstimmung
erzielt werden.
Diese Unterschiede im zeitlichen Verlauf der Abflusskom-
ponenten verweisen auf das unterschiedliche Systemverhal-
ten des Einzugsgebietes im Vergleich zum Standort. Von
einer Regionalisierung hydrologischer Größen kann also erst
dann gesprochen werden, „wenn der laterale Transport
berechnet wird und dabei Übertragungsbedingungen von
einem Rasterpunkt (bzw. Fläche) zum nächsten berücksich-
tigt werden, das heißt, auch hierbei räumliche Zusammen-
hänge einbezogen werden“ (KLEEBERG & CEMUS 1992).
Besonders beim Vergleich zwischen diffusen Stoffeinträgen
im Einzugsgebiet (z. B. Nitrat) infolge landwirtschaftlicher
Bewirtschaftung und der Höhe der das Einzugsgebiet mit der
Vorflut verlassenden Frachten gewinnen Fließweg, Fließ-
und Verweilzeiten des Wassers und seine Herkunftsräume
an Bedeutung. Wie mittels Ganglinienseparation gezeigt
werden konnte, spielt im Untersuchungsgebiet der Parthe
neben dem Herkunftsraum „ungesättigte Zone“ auch die
gesättigte Zone als Transport- und Umsatzraum eine ent-
scheidende Rolle.
55
Grundwassersitutation 1996 – 2000
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
26
28
30
32
34
Nov
Dez
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
[mm/Monat]
Direktabflußbildung
Bildung des schnellen Basisabflusses
Bildung des langsamen Basisabflusses
GW-Entnahme
Gesamtabfluß am Standort (Lysimeter)
Abb. 4.6: Vergleich der mittleren Abflussbildung am Standort (Lysimetermessungen) und im Einzugsgebiet der Parthe
(Reihe 1981-97)
56
Grundwassersitutation 1996 – 2000
5
Grundwasserschutz
5.1
Wasserschutzgebiete
Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel. Es wird aus
Grundwasser, Oberflächenwasser und Uferfiltrat gewonnen.
Die Dargebote dieser sich erneuernden Ressourcen müssen
hinsichtlich Menge und Güte bewirtschaftet und geschützt
werden. Eines der nachhaltigsten Instrumente des Gewäs-
serschutzes stellt die Ausweisung von Trinkwasserschutz-
gebieten dar.
Die Festsetzung eines Wasserschutzgebietes steht im Ermes-
sen der zuständigen Wasserbehörde und erfolgt durch
Rechtsverordnung, wenn die Belange der Allgemeinheit es
erfordern (§19 WHG, §46 und 48 SächsWG).
Wasserschutzgebiete, die auf der Grundlage des Wasser-
gesetzes der DDR vom 02.07.1982 festgesetzt wurden, gel-
ten nach § 139 SächsWG weiter, wenn das WHG dem nicht
entgegen steht.
Überarbeitungen und Neubearbeitungen von Schutzgebieten
erfolgen im Einvernehmen mit den Staatlichen Umwelt-
fachämtern, wenn
– das Wasservorkommen schutzwürdig, schutzbedürftig
und schutzfähig ist und
– der Gewässerschutz nicht auf andere Weise sichergestellt
werden kann.
Die Durchsetzung eines ausreichenden Gewässerschutzes
zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Trink-
wasser bei Entscheidungen zur Entwicklung neuer und
bestehender Siedlungsräume erfordert ein verantwortungs-
volles Verwaltungshandeln auf der Grundlage fachtechnisch
und naturwissenschaftlich begründeter Unterlagen. Tab. 5.1
zeigt die Entwicklung der Trinkwasserschutzgebiete im
Freistaat Sachsen. Der hohe Anteil der Schutzgebiete an der
Landesfläche verdeutlicht den verantwortungsvollen
Umgang mit den für die Trinkwasserversorgung nutzbaren
Dargeboten.
von Aufhebungen und von Überarbeitungen bestehender,
z. T. unvollständiger Wasserschutzgebiete auf der Grund-
lage des aktuellen Regelwerkes nur um rund 25 % verringert.
Zur Sicherung eines einheitlichen Verwaltungshandelns der
fachtechnischen und Wasserbehörden erfolgt die Ermes-
sens- und Entscheidungsfindung zur naturwissenschaftlich
begründeten Ausgrenzung und zur Erstellung von Rechts-
verordnungen zur Festsetzung der Schutzgebiete seit dem
30.09.1998 nach der Handlungsanleitung Wasserschutz-
gebiete (SMUL 1998). Danach ist der Verfahrensträger die
zuständige Wasserbehörde. Das LfUG ist seit 1992 auf
Antrag für die Erstellung und Bewertung der hydrogeologi-
schen/hydrologischen Gutachten zuständig.
Als fachliche Grundlage für die Erstellung der Wasser-
schutzgebietsgutachten werden die DVGW-Arbeitsblätter
W 101 (Grundwasser) und W 102 (Oberflächenwasser)
angewendet. Für die Erstellung von Wasserschutzgebiets-
gutachten erarbeitete das LfUG zwei Empfehlungen:
– Materialien zur Hydrogeologie – Trinkwasserschutz in
Quellgebieten (1997)
–
Materialien zur Wasserwirtschaft – Empfehlungen für
Trinkwasserschutzgebietsgutachten für Grundwasser (1998)
Für die Bearbeitung der Schutzgebiete im LfUG wurde zur
Absicherung des personellen und finanziellen Aufwandes
mit Gründungserlass des SMUL vom 30.10.1997 die Pro-
jektgruppe „Gutachten für Trinkwasserschutzgebiete“ gebil-
det. Dem Gründungserlass folgte am 06.12.2000 ein Erlass
zur Fortführung der Projektgruppe bis zum 31.12.2002. Die
Fortführung wurde insbesondere mit der Änderung des
SächsWG durch den Art. 5 des Haushaltbegleitgesetzes
2001 und 2002 vom 14.12.2000 begründet, wonach künftig
der Begünstigte eines Wasserschutzgebietes den Ausgleich
für erhöhte Anforderungen der ordnungsgemäßen land- oder
forstwirtschaftlichen Nutzung an den Ausgleichsberechtig-
ten leistet. Somit werden u. a. die begünstigten Wasserver-
sorger auf angemessene Schutzgebietsausweisung drängen.
Aufgaben der Projektgruppe sind:
– Vergabe von Aufträgen an Dritte zur Erarbeitung von
hydrogeologischen Gutachten
– Bestätigung von hydrogeologischen Gutachten, die von
Dritten vorgelegt werden
– Erstellung von hydrogeologischen Gutachten
Bisher wurden beim LfUG über 250 Anträge zur Gutachten-
bearbeitung gestellt. Davon konnten 185 Verfahren (Stand
12/2000) abschließend bearbeitet werden. Hierbei sind auch
Anträge berücksichtigt, die nach Prüfung der Antragsunter-
lagen wegen fehlender Schutzwürdigkeit des Wasserein-
zugsgebiets storniert wurden oder für die im Ergebnis der
Gutachtenbearbeitungen keine Schutzfähigkeit ausgewiesen
bzw. Empfehlungen zur Festsetzung eines Wasserschutzge-
bietes gegeben werden konnten.
Tab. 5.1: Trinkwasserschutzgebiete im Freistaat Sachsen
1993 – 1999
Jahr
1993
1995
1998
1999
Anzahl
2055
1796
1424
1186
Fläche in km
2
2410
2223
2222
2000
Anteil an
Landesfläche in %
13,1
12,1
12,1
10,9
Seit 1990 wurden zahlreiche Wasserfassungen wegen des
sinkenden Wasserbedarfes stillgelegt und fast 50 % aller vor
1990 bestehenden Wasserschutzgebiete aufgehoben. Die
Gesamtfläche der Schutzgebiete hat sich jedoch als Folge
57
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Schutzzonengutachten bzw. Ausgrenzungsvorschläge für
Oberflächenwasser werden in der Regel von der LTV Sach-
sen vorgenommen und dem LfUG zur Bestätigung vorge-
legt. Hierzu erfolgt die Einbeziehung des zuständigen Refe-
rates Oberflächenwasser im LfUG. Bisher wurden vier
Verfahren abschließend bearbeitet.
Schutzzonengutachten für Heilquellen spielten bis 2000 nur
eine untergeordnete Rolle. Im Rahmen eines Heilquellen-
schutzprojektes des Landkreises Vogtland wird derzeit mit
Fördermitteln der EU unter fachlicher Begleitung von LfUG
und StUFA Plauen ein länderübergreifender Vorschlag zur
Ausweisung von Heilquellenschutzgebieten erarbeitet. Die-
ser soll als weiterführende Präzisierung der LAWA-Richt-
linie für Heilquellenschutzgebiete (LAWA 1998) zur
Anwendung kommen. Es ist vorgesehen, die im Landkreis
Vogtland bestehenden Heilquellenschutzgebiete nach die-
sem Vorschlag zu überarbeiten.
5.2
Erkundung, Sicherung und Sanierung
von Grundwasserkontaminationen
In diesem Abschnitt werden beispielhaft ausgewählte Fälle
aus der Arbeit der Staatlichen Umweltfachämter Bautzen,
Chemnitz, Leipzig und Plauen dargestellt.
5.2.1
Komplexe Grundwasserschadensfälle
durch LHKW in den Stadtgebieten Niesky,
Görlitz und Königsbrück
Bericht des Staatlichen Umweltfachamts Bautzen
Die Grundwassersituation in den Stadtgebieten von Niesky,
Görlitz und Königsbrück ist durch komplexe Grundwasser-
schadensfälle mit LHKW geprägt. Die Hauptkontaminanten
bei allen Schadensfällen sind die Einzelstoffe Trichlorethen
und Tetrachlorethen. Diese Stoffe gehören zur Gruppe der
synthetischen Lösungsmittel. Sie fanden auf Grund ihres
hervorragenden Lösevermögens vielfältige Anwendung
z. B. in chemischen Textilreinigungen und in der metallver-
arbeitenden Industrie.
In den Stadtgebieten Niesky und Görlitz gelten mehrere alt-
lastverdächtige Industriestandorte als potentielle Quellen für
die Kontaminationen. Der Grundwasserschadensfall im
Stadtgebiet Königsbrück geht überwiegend von altlastver-
dächtigen militärischen Liegenschaften aus. Die Schadherd-
zuordnungen und Kontaminationseingrenzungen konnten
durch die bisher durchgeführten Altlastenuntersuchungen
noch nicht abgeschlossen werden.
Zur Überwachung der örtlichen Grundwasserverhältnisse
hat das StUFA Bautzen die Errichtung und den Betrieb von
Sondermessnetzen initiiert. Die Messnetze werden zweimal
jährlich durch die Umweltbetriebsgesellschaft beprobt.
Sondermessnetz Niesky
Im östlichen Stadtgebiet von Niesky befinden sich die Was-
sergewinnungsanlagen der Stadtwerke Niesky AG, für die mit
Beschluss vom 22.12.1983 ein Trinkwasserschutzgebiet fest-
gesetzt wurde. 1991 wurden im Rahmen von Rohwasserun-
tersuchungen des Betreibers an 3 der 6 Versorgungsbrunnen
Grundwasserkontaminationen mit LHKW nachgewiesen.
Im nördlichen Anstrom zu den Wassergewinnungsanlagen
befindet sich ein komplexes Industriegebiet mit metallverar-
beitenden Unternehmen und Industriebrachen, die nach der
Branchenzuordnung als potentielle Verursacher für die Kon-
taminationen anzusehen sind. Die bisherigen Untersuchun-
Abb. 5.1:
Lage der Messstellen des Sondermessnetzes Niesky
gen zur Grundwasserbeschaffenheit lassen darauf schließen,
dass die Schadstoffe überwiegend von Eintragsquellen aus
diesem Gebiet stammen, z.B. ist eine Beteiligung der
Betriebsdeponie des Waggonbaus Niesky nicht auszusch-
ließen (UMWELTBÜRO GMBH VOGTLAND 1999) .
Das durch den Betreiber des Wasserwerkes im Rahmen der
Eigenkontrollpflicht nach § 60 SächsWG durchgeführte
Grundwassermonitoring ist zur Gewinnung fundierter Aus-
sagen und Prognosen zur Schadstoffentwicklung nicht aus-
reichend. Aus diesem Grund wurde im Führjahr 2001 mit
dem Betrieb des Sondermessnetzes begonnen. Das Messnetz
besteht aus 16 Grundwassermessstellen. Für das tiefenorien-
tierte Grundwassermonitoring in dem bis 30 m mächtigen
Grundwasserleiter wurden 2 Messstellengruppen mit 3 Mess-
stellen und eine Messtellengruppe mit 4 Messstellen einbe-
zogen. Abb. 5.1 zeigt die Lage der Messstellen im Unter-
suchungsgebiet und Tab. 5.2 die Beschaffenheitsergebnisse
der Frühjahrsbeprobung 2001.
Derzeit kann keine Trendwende in der Beschaffenheitsent-
wicklung für das Schutzgut Grundwasser festgestellt wer-
den. Die Schadstoffbelastungen mit LHKW im pleistozänen
Grundwasserleiter erfordern die Weiterführung eines quali-
fizierten Grundwassermonitorings.
Sondermessnetz Görlitz
Das Grundwasser im zentralen Stadtgebiet von Görlitz ist
großflächig mit LHKW kontaminiert. Die vorgefundenen
Schadstoffkonzentrationen liegen teilweise um ein Viel-
faches über den Geringfügigkeitsschwellen der LAWA.
Die Messergebnisse des seit 1997 betriebenen Sondermessnet-
zes sowie durchgeführte und laufende Erkundungen zur
LHKW-Kontamination des Grundwasserleiters im Stadtgebiet
Görlitz zeigen, dass die pleistozäne Hauptrinnenstruktur zwi-
schen August-Bebel-Platz und Pontestraße besonders stark
belastet ist. Eine Ausbreitung der Kontamination in Richtung
Grenzgewässer Neiße hat jedoch bisher nicht stattgefunden.
Ursachen sind vermutlich die lokal gespannten Grundwasser-
verhältnisse und Exfiltrationen in den Pontekanal.
Die räumliche Schadstoffverteilung und die Beschaffenheits-
muster weisen auf das Vorhandensein mehrerer LHKW emit-
tierender Schadherde hin. Als mögliche Kontaminations-
herde kommen sowohl altlastverdächtige Standorte in der
pleistozänen Hauptrinne als auch drei Altstandorte im
Bereich einer Wasserscheide in Betracht. Als einer der Haupt-
verursacher werden die ehemaligen Feinoptischen Werke in
der Arndtstraße vermutet. Einen weiteren Kontaminations-
schwerpunkt bildet mit LHKW-Gehalten > 100.000 μg/l das
Umfeld der Justizvollzugsanstalt, wo früher Leistungen für
die Feinoptischen Werke erbracht wurden.
58
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 5.2: Konzentrationen von Trichlorethen, Tetrachlorethen sowie
∑
LHKW bei der Frühjahrsbeprobung 2001 des Son-
dermessnetzes Niesky
0,1
1,3
5,1
11,9
0,3
0,1
0,42
0,22
0,34
0,23
0,37
0,1
4,31
10,84
31,53
49,67
3
0,71
7,6
0,72
8,32
0,1
1
10
100
4654S00010
4654S00020
4654S00030_1
4654S00030_2
4654S00030_3
4654S00040_1
4654S00040_2
4654S00040_3
Trichlorethen
Tetrachlorethen
Summe LHKW
Konzentration [µ g/l]
Messstellen
0,1
0,1
0,1
Das Sondermessnetz Görlitz besteht aus 9 Grundwassermess-
stellen und 6 Schacht- bzw. Bohrbrunnen (Abb. 5.2). In
Tab. 5.3 werden die Beschaffenheitsergebnisse der Früh-
jahrsbeprobung 2001 für die Hauptkontaminanten darge-
stellt. Eine Tendenz zur Konzentrationsabnahme der Schad-
stoffe konnte nicht beobachtet werden.
Im Zuge von weiterführenden Untersuchungen der LHKW-
Kontamination ( INGENIEURBÜRO FÜR WASSER UND BODEN
POSSENDORF 1999) wurden 27 neue Grundwassermessstellen
errichtet. Das Sondermessnetz wurde optimiert und besteht
wegen der Großräumigkeit der Kontamination und den
hohen Schadstoffkonzentrationen nun aus 20 Messstellen.
59
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 5.3: Konzentrationen von Trichlorethen, Tetrachlorethen sowie
∑
LHKW bei der Frühjahrsbeprobung 2001 des Son-
dermessnetzes Görlitz
95
10
23,6
2,8
23,3
1160
0,17
0,1
1340
109,92
1192,9
0,17
3630
4100
5,5
268000
5,4
844
889
10,4
35,52
4593,2
5112,1
29,77
269461,2
31,2
0,1
1
10
100
1000
10000
100000
1000000
4855 5030
4855 5040
4855 5050
4855 5051
4855 5052
4855 5053
4855 5060
4855 5061
4855 5092
Trichlorethen
Tetrachlorethen
Summe LHKW
Konzentration [µ g/l]
Messstellen
0,17
Abb. 5.2: Lage der Messstellen des Sondermessnetzes Görlitz
Dabei konnten Messstellen mit Negativbefund und für Pro-
bennahmen ungeeignete Brunnen durch neue Messstellen
ersetzt werden.
Sondermessnetz Königsbrück
1992 wurde bei Trinkwasseruntersuchungen im Versor-
gungsgebiet Königsbrück unerwartet eine hohe Belastung
mit Trichlorethen festgestellt. Weiterführende Untersuchun-
gen an Wasserfassungen im Stadtgebiet Königsbrück erga-
ben hohe Belastungen des Grundwassers mit Trichlorethen
als Hauptkontaminanten und mit Tetrachlorethen (G
OLD-
BACH 1993).
Als potentielle Verursacher der Kontaminationen wurden
die südlich der Pulsnitz gelegenen militärischen Liegen-
schaften ermittelt. Die im Rahmen von Erkundungen gewon-
nenen Untersuchungsergebnisse belegen, dass eine
Verfrachtung der Schadstoffe bis zur Grundwasser-
leiterunterkante stattgefunden hat. Auf Grund der hydrogeo-
logischen Verhältnisse im Untersuchungsgebiet muss von
mehreren Schadstoffausbreitungspfaden ausgegangen wer-
den. Das kontaminierte Grundwasser infiltriert im ober-
flächennahen Bereich in den Vorfluter Pulsnitz und breitet
sich auch in nordwestlicher Richtung aus.
Das Sondermessnetz Königsbrück besteht aus 2 Einfach-
und drei Mehrfachmessstellen. Abb. 5.3 zeigt die Lage
der Grundwassermessstellen im Untersuchungsgebiet. In
Tab. 5.4 werden Beschaffenheitsergebnisse der Frühjahrsbe-
probung 2001 dargestellt:
Die Auswertung der Analysenergebnisse ergab nach einem
zwischenzeitlichen Anstieg nun eine fallende Tendenz für
den Hauptkontaminanten Trichlorethen. Andere LHKW
sind von untergeordneter Bedeutung.
Schlussfolgerungen für den Messnetzbetrieb
Der Betrieb der Sondermessnetze Niesky und Görlitz ist mit-
tel- bis langfristig erforderlich. Für das Sondermessnetz
Königsbrück ist ein Betrieb bis zum Jahr 2002 vorgesehen,
über eine Weiterführung wird in Abhängigkeit vom Güte-
trend entschieden.
Ab dem Jahr 2002 wird der Summenparameter AOX in das
Parameterspektrum aufgenommen, um für die Chlororga-
nika Plausibilitätskontrollen durchführen zu können.
5.2.2
Altlasten-Modellstandort Stadtgebiet Zwickau
Bericht des Staatlichen Umweltfachamts Plauen
Im Rahmen des Altlasten-Modellstandort-Programms
(MOST) des Freistaates Sachsen wurde der westlich der
Zwickauer Mulde gelegene Teil des Stadtgebietes von
Zwickau von 1994 bis 2000 untersucht. Anlass für die Aus-
wahl als Modellstandort war u. a. die Überlagerung der Fol-
gen des ehemaligen Steinkohlenbergbaus mit denen konven-
tioneller Altlasten im urbanen Raum. Projektträger war die
Stadt Zwickau. Die Arbeiten wurden durch die HGN Hydro-
geologie GmbH in Zusammenarbeit mit der vom StUFA
Plauen geleiteten MOST-Arbeitsgruppe, bestehend aus dem
Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, der Was-
serwerke Zwickau GmbH und der GVV mbH, Bergwerk
Zwickau, ausgeführt (HGN HYDROGEOLOGIE GMBH
2000).
60
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Abb. 5.3:
Lage der Messstellen des Sondermessnetzes Königsbrück
Das Ziel der Untersuchungen bestand in der Erfassung und
komplexen Bewertung von Grundwasserschäden konventio-
neller Altlasten sowie der Grundwasserbeeinflussung im
Bereich der Bergsenkungsgebiete und in den teilweise
defekten Abwassersystemen.
Die Bearbeitung des MOST Zwickau erfolgte als integrale
Altlastenbehandlung in 3 Stufen.
In der Stufe 1 wurde 1994 eine Kenntnisstandsanalyse zum
Modellstandort realisiert.
Die Stufe 2 wurde 1995-1996 durchgeführt und bestand vor-
rangig in der Nacherhebung und Präzisierung zur histori-
schen Erkundung, in der Luftbildauswertung und -interpre-
tation sowie in der Prüfung der Durchführbarkeit einer
geohydraulischen Modellierung.
Die Stufe 3 gliederte sich in die Phasen 3.1 und 3.2.
Die Phase 3.1 wurde 1996/97 durchgeführt und beinhaltete
die komplexe Untersuchung des Schutzgutes Grundwasser
unter Berücksichtigung der vorhandenen Altlasten und Ver-
dachtsflächen sowie die Abwehr von drohenden oder akuten
Gefahren für Mensch und Umwelt. Dazu wurden aus der
systematischen und integralen Altlastenbewertung abgelei-
tete technisch-laborative Arbeiten realisiert. Es wurden u.a.
14 Grundwassermessstellen errichtet, 64 Grundwasserpro-
ben analysiert und die Monitoringnetze „Grundwasserstand“
und „Grundwassergüte“ installiert. Aus mehreren Stichtags-
messungen an jeweils über 100 Grundwassermessstellen
wurden Grundwassergleichenpläne erstellt. Bei der karto-
grafischen Darstellung und Auswertung der Grundwasser-
kontaminationen wurden drohende Gefahren erkannt (z. B.
Grundwasserabstrom der Teerfabrik Aschenborn auf der
Leipziger Straße zur Kleingartenanlage Nordlicht). Es
wurde eine zusammenfassende komplexe hydrochemische
Bewertung durchgeführt, eine vorläufige Bewertung des
Gefährdungspotenzials gegeben und Schwerpunkte für den
Handlungsbedarf zur Gefahrenabwehr genannt.
Die Phase 3.2 wurde 1998/99 durchgeführt und beinhaltete ein
Grundwassermonitoring, eine geohydraulische Modellierung
und eine altlastenbezogene Komplexinterpretation. Die
Grundwasserkontaminationen im MOST-Gebiet konnten auf-
grund des umfassenden Monitorings wesentlich deutlicher als
bei früheren Untersuchungen erkannt werden. In Teilberei-
chen wurden signifikante Verschlechterungen der Grund-
wasserbeschaffenheit ermittelt. Besonders auffällig waren
61
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Tab. 5.4:
Konzentrationen von Trichlorethen, Tetrachlorethen sowie
∑
LHKW bei der Frühjahrsbeprobung 2001 des Son-
dermessnetzes Königsbrück
30,8
16,7
4940
210
12,3
3
1,1
18,56
211,36
15,42
42,9
0,51
0,74
0,66
0,67
5104
44,14
32,58
0,1
1
10
100
1000
10000
4749 5020
4749 5021
4749 5030
4749 5031
4749 5050
4749 5060
Trichlorethen
Tetrachlorethen
Summe LHKW
Konzentration [µ g/l]
Messstellen
– sich ausweitende Kontaminationen von halogenierten
Kohlenwasserstoffen,
– eine ansteigende, scheinbar „urbane“ Hintergrundbela-
stung durch MKW,
– fortdauernde standortspezifische Belastungen im Umfeld
sanierter bzw. langzeitig gesicherter Altlasten (z.B. ehe-
malige Kokereien, Teerfabrik Aschenborn, Chemische
Fabrik Breithauptstraße),
– Trichterförmige Grundwassertiefstellen (Grundwasser-
dellen) im Bereich der Innenstadt und des Stadtteils
Schedewitz.
Ein wesentliches Ergebnis war die gutachterliche Feststel-
lung, dass für bewirtschaftetes Grundwasser im oberen
Grundwasserleiter keine Gefahren von den im Einzugs-
bereich von Grundwasserdellen liegenden Altlasten und
Verdachtsflächen zu besorgen sind. Das bedeutet, dass
– Betreiber von Brauchwasserbrunnen (Kleingartenanla-
gen, Autowaschanlagen, Grundwasserhaltungen bei Bau-
vorhaben usw.) das Grundwasser ohne Bedenken nutzen
können, solange sie weit genug außerhalb der Grundwas-
serdellen liegen, das bestehende hydraulische System
durch die Entnahme nicht nachteilig gestört wird und
andere Kontaminationsquellen keine Gefahr verursachen
und
– eine Sanierung der Grundwasserschäden innerhalb der
Grundwasserdellen nicht drängend ist (wenn nicht andere
Umstände das verlangen), da die Schadstofffahnen zu den
Zentren der Grundwasserdellen strömen und die z. T.
defekten Abwassersysteme Mitverursacher der Dellen
sind und somit das Abwassersystem der Stadt Zwickau als
„Altlasten-Wasserreinigungsanlage“ (unter Beachtung
der Reinigung in der Zentralkläranlage Crossen) funktio-
niert.
Die Ursachen für die Grundwasserdellen müssen noch auf-
geklärt werden, weil das kontaminierte Grundwasser bei
natürlichen Abflusswegen an unerwarteten Stellen wieder
auftauchen kann. Im Rahmen der unter Federführung des
LfUG 1995-1999 durchgeführten „Komplexuntersuchung
zu Auswirkungen des ehemaligen Steinkohlenbergbaus im
Raum Oelsnitz-Zwickau“ und des von der EU im Programm
INTERREG II C geförderten Teilprojektes „Beherrschung
und Nutzung der Bergbaufolgewirkungen im ehemaligen
Steinkohlenbergbaugebiet Zwickau“ wurden 1999 – 2001
Untersuchungen durchgeführt und Vorschläge für weitere
Arbeiten unterbreitet.
Als Werkzeug zur Gefährdungsabschätzung wurde 1998/99
ein nummerisches dreidimensionales GW-Strömungs- und
Schadstofftransportmodell aufgebaut. Zur Vorbereitung der
geohydraulischen Modellierung wurde bereits in der Stufe
3.1 eine Datei mit Daten von 359 überwiegend neuen geolo-
gischen Aufschlüssen, hydraulischen Durchlässigkeiten,
Pumpversuchsauswertungen u. a. aufgebaut.
Im Ergebnis der Bearbeitungsphase 3.2 wurden u. a. fol-
gende Maßnahmen vorgeschlagen:
– Weiterführung des Grundwassermonitorings,
– präzisierte Ermittlung des Schadstoffeintrags aus relevan-
ten Altlasten in die Gewässer,
– Fortschreibung der Gefährdungsbeurteilung im Rahmen
des Monitorings unter Berücksichtigung des natürlichen
Abbaus von Schadstoffen im Grundwasserabstrom
– Klärung der Transportvorgänge und des Verbleibs von
Schadstoffen in den Grundwasserdellen.
Die Ergebnisse der modellhaften Altlastenbehandlung nutzt
die Stadt Zwickau zur Ableitung des Handlungsbedarfs für
die Untersuchung und Sanierung der Altlasten. Weiterhin
dienen sie als wichtige Grundlage bei der Umsetzung der
EU-Wasserrahmenrichtlinie. Die Bedeutung für den Kennt-
niszuwachs, das Handeln von Vollzugs- und Fachbehörden
sowie die Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf analoge Pro-
blemstellungen wurde in den Schlussfolgerungen und in
einem Maßnahmenkatalog erläutert.
5.2.3
Sanierung des ehemaligen Fluatwerkes Glauchau
Bericht des Staatlichen Umweltfachamts Chemnitz
Lage und Historie
Das ehemalige Fluatwerk befindet sich im nördlichen Stadt-
gebiet von Glauchau innerhalb der Talaue der Zwickauer
Mulde. Auf dem Gelände war seit ca. 1890 chemische Indu-
strie angesiedelt. Die Produktionsschwerpunkte lagen in der
Cadmiumverarbeitung und der Herstellung von Fluaten,
Antimonsalzen und Borax. Der unsachgemäße Umgang mit
den eingesetzten Stoffen führte zu erheblichen Verunreini-
gungen von Boden und Grundwasser mit Cadmium, Fluorid
und lokal mit Antimon und Blei.
Die nach 1990 entstandene Industriebrache sollte zu einem
Gewerbe- und Industriegebiet umprofiliert werden. Auf dem
weniger belasteten Bereich des Fluatwerksgeländes (süd-
licher Teil) wurde eine moderne Lagerhalle errichtet, die im
nördlichen Teil über vier Andockstellen für LKW verfügt.
Die daran angrenzende und noch brach liegende, hoch bela-
stete Teilfläche B2 des Fluatwerkes sollte als Zufahrt bzw.
Abstellfläche für LKW hergestellt werden.
Am Standort sind zwei hydraulisch voneinander getrennte
Grundwasserleiter ausgebildet. Das Druckpotential des
gespannten 2. Grundwasserleiters liegt ca. 1 m über dem des
1. Grundwasserleiters.
Belastungssituation
Die umfangreichen Bodenuntersuchungen ergaben auf einer
Fläche von 3.800 m
2
etwa 18.000 m
3
hochkontaminierten
Boden, wovon ca. 6.500 m
3
in der gesättigten Zone lagen.
62
Grundwassersitutation 1996 – 2000
Wegen mangelnder Aushärtung der Dichtwandmasse
musste diese in zwei Bereichen gegen eine Fertigsuspension
mit höherem Bindemittelgehalt ausgetauscht werden.
Im Februar 2000 war der Dichtwandbau abgeschlossen
(Abb. 5.5). Nach der Baustellenberäumung wurde die Ober-
flächenversiegelung in Form einer Asphaltschicht aufge-
bracht. Mitte April 2000 war die gesamte Baumaßnahme
beendet und die Fläche konnte zur Nachnutzung freigegeben
werden (Abb. 5.6).
Überwachung der Sanierungsmaßnahme
Neben den Eignungsprüfungen und Labortests zur Einhal-
tung der Qualitätsparameter des Dichtwandmaterials ist im
Rahmen der Qualitätssicherung die Messung der Grundwas-
serstände innerhalb und außerhalb des gekapselten Berei-
ches vorgesehen. Dazu stehen je drei Grundwassermessstel-
len in beiden Bereichen zur Verfügung. Vier der Messstellen
waren bereits während der Baumaßnahme vorhanden, die
Messstellen GWM 5 und GWM 6 wurden nach Abschluss