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Förderung der körperlich-
motorischen Entwicklung
von Kindern im Anfangsunterricht der Grundschule

 
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Inhalt
03 Einleitung
04 Körperlich-motorische Entwicklung
04
Körperliche Entwicklung
05
Motorische Entwicklung
07
Motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten
07
Koordinative Fähigkeiten
08
Motorische Leistungsfähigkeit von Grundschulkindern
09 Körperlich-motorische Entwicklung im Anfangsunterricht
09
Anknüpfen an die frühkindliche Bildung
10
Bewegung im Anfangsunterricht
10
Körpererfahrung und Wahrnehmung
11
Anspannung und Entspannung
11
Anerkennung des Einzelnen und der Gemeinschaft
12
Besondere Rolle des Sports
13 Diagnostik der körperlich-motorischen Entwicklung
15
Pädagogische Minimaldiagnostik
17 Präventive Förderung der körperlich-motorischen
Entwicklung im Anfangsunterricht
17
Förderung und Prävention
17 Präventionsebenen
22 Der Bewegungsbaukasten
23
Kraft im Körper
26
Beweglichkeit und Dehnung
29 Yogaübungen
32
Körperwahrnehmung und Atmung
37
Anspannung und Entspannung
40 Massageübungen
41 Koordination und Rhythmus
41 Bewegungslieder
46 Förderliche Bedingungen
46 Pausenkiste
49
Kleine Rückenschule
53 Bewegungsprojekte
56 Literaturverzeichnis
58 Anhang: Motorik - Tests

 
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Einleitung
Die körperlich-motorische Entwicklung ist ein wesentlicher Entwicklungsbereich am Übergang
vom Kindergarten in die Grundschule. Die grundlegende Bedeutung der Motorik für die mensch-
liche Entwicklung in psychischer und geistiger, aber auch moralischer und ästhetisch-kultureller
Hinsicht lässt sich bis in die Frühgeschichte zurückverfolgen. Die Fähigkeit sich zu bewegen, ist
dabei immer auch das Ergebnis davon, Dinge auszuprobieren, zu üben und zu erfahren. Das gilt
insbesondere für Kinder im Grundschulalter, deren motorische Fähigkeiten sich noch stark in der
Entwicklung befinden.
Ziel dieser Broschüre ist es, Impulse zur Begleitung der Kinder zu geben, um ihre Motorik und
damit ein gutes Körpergefühl zu entwickeln. Für das körperliche Wohlbefinden spielen dabei nicht
nur klassische motorische Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koor-
dination eine wichtige Rolle, sondern auch die Wahrnehmung eigener Grenzen und eine Balance
zwischen Anspannung und Entspannung.
Mit der Broschüre wird den Lehrkräften im Anfangsunterricht ein Material an die Hand gege-
ben, das nützliches Hintergrundwissen zur körperlich-motorischen Entwicklung von Kindern im
Grundschulalter bereithält und gleichzeitig hilfreiche Tipps und Tricks in Form eines Bewegungs-
baukastens liefert, um das Wissen praktisch umzusetzen. Der Bewegungsbaukasten ermöglicht, je
nach Situation und strukturellen Gegebenheiten spezifische Übungen und Methoden zu finden. Sie
regen zum Ausprobieren und selbst Anpassen an. Von der Fingermotorikübung am Platz bis hin zu
Pausenhofspielen bietet der Bewegungsbaukasten erprobte spielerische Herangehensweisen, um
die motorische Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Eine adäquate motorische Entwicklung ist eine Voraussetzung für ein vitales Leben. Das belegen
etliche Studien. Es gilt, Kindern das motorische Lernen als Grundlage für ein gesundes Heranwach-
sen und als Rüstzeug für ihren weiteren Lebensweg mitzugeben. Wenn es um »Gesundheit« bezie-
hungsweise gesundheitsfördernde Faktoren geht, spielen sowohl physische als auch psychische
und soziale Faktoren eine Rolle. Kinder bringen verschiedene körperlich-motorische Entwicklungs-
stände, aber auch vielfältige genetische und soziale Voraussetzung mit, wenn sie in die Schule kom-
men. An die individuellen Entwicklungsstände anzuknüpfen und entsprechende Fördermöglich-
keiten anzubieten, ist ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung des Anfangsunterrichts. Sowohl die
Beschreibung der kindlichen Entwicklung in diesem Entwicklungsbereich als auch die vielfältigen
Praxistipps folgen dem Ansatz der präventiven Förderung wie er in der Broschüre »Bewährtes neu
denken« (SMK, 2019) grundgelegt ist. Mit dem vorliegenden Material wird nach der bereits 2018
erschienen Publikation zur Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung ein weiterer im
Sächsischen Schulgesetz verbindlich verankerter Entwicklungsbereich – die körperlich–motorische
Entwicklung - spezifisch untersetzt.
Zusätzlich zu dieser Broschüre gibt es ein praktisches Handkartenset mit den Übungen aus dem
Bewegungsbaukasten.

 
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Körperlich-motorische
Entwicklung
Körperliche Entwicklung
Die körperliche Entwicklung im Grundschulalter ist durch eine relativ konstante und eher verhalte-
ne Zunahme an Größe und Gewicht gekennzeichnet. Dabei kann die individuelle Entwicklung der
Kinder große Differenzen aufweisen. Der Gestaltwandel bei den Kindern kann unterschiedlich ver-
laufen. Das Längenwachstum der Extremitäten, die Abnahme der Fettpolster, das Sichtbarwerden
der Muskulatur, die Streckung des Rumpfes bzw. Proportionierung von Kopf und Rumpf, begin-
nender Zahnwechsel zählen zu den sichtbaren Merkmalen der körperlichen Entwicklung in dieser
Altersspanne.
Im Rahmen der Schulaufnahmeuntersuchungen werden sogenannte Grenzsteine als Orientierung
für die verschiedenen Entwicklungsbereiche herangezogen. So gelten für die körperliche Entwick-
lung bestimmte Richtwerte für die Körpergröße und das Gewicht. Grenzsteine der motorischen
Entwicklung, unterteilt in Grob- und Feinmotorik, sind Fertigkeiten des Alltags, die Kinder im Schul-
eingangsalter meistern sollten. Dazu gehören z. B.:
Hüpfen und Balancieren auf einem Bein (Grobmotorik)
Ballwerfen und –fangen aus 2 m Abstand (Grobmotorik)
Benutzen der Schere (Feinmotorik)
Korrekte Stifthaltung im 3-Punkt-Griff (Feinmotorik).
Die körperliche Entwicklung bestimmt maßgeblich die Entwicklung der Motorik.

 
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Motorische Entwicklung
In der Schulzeit setzt sich das Wachstum der Kinder weiterhin, wenn auch langsamer, fort. Die
Kraftfähigkeiten der Kinder nehmen zu und damit auch der Wunsch vieler Kinder nach neuen
Bewegungen.
Die Motorik, abgeleitet vom lateinischen Wort ‚motor’, wird in der Entwicklungspsychologie unter-
schieden in Grob- und Feinmotorik. Die beiden Begriffe können vereinfacht auch als grobe Bewe-
gungen und feine, detaillierte Bewegungen verstanden werden. Dabei gehören alle Bewegungen,
welche der Ortsveränderung des Menschen oder einzelner Gliedmaßen dienen, z. B. das Laufen und
Springen, zur Grobmotorik. Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, der Hände und Finger zählen zur
Feinmotorik (Moser, 2005).
AUF EINEN BLICK
Merkmale motorischer Entwicklung im Vorschulalter (3 - 6 Jahre)
ab 3 Jahren:
Erwerb und Festigung vielfältiger motorischer Bewegungsgrundformen
wie Gehen, Hüpfen, Springen, Klettern, Balancieren, Ziehen, Tragen,
Hängen, Schaukeln, Werfen und Fangen, Fingerspiele usw.
Erlernen einfacher Bewegungskombinationen, z. B. Laufen oder Hüpfen
Zunahme der Gleichgewichtsfähigkeit, z. B. Balancieren, Hüpfen
ständiger Aktivitätswechsel
Umsetzung von Rollenspielen, Konstruktionsspielen, Symbolspielen
ab 4 Jahren:
Zunahme von hochgradigem Bewegungs- und Spieldrang sowie
Neugier für Unbekanntes
Zunahme der Gleichgewichtsfähigkeit, z. B. Fahrrad fahren
ab 5 Jahren:
Verbindung von Laufen, Gehen und Hüpfen mit Prellen, Werfen, Fangen
und Balancieren
zunehmende Konzentrationsfähigkeit
verstärktes Miteinander- und Zusammenspielen, Regel- und Wettspiele
ab 6 Jahren:
ausgeprägte, ungestüme Bewegungsfreude
Merkmale motorischer Entwicklung im Grundschulalter (6 - 10 Jahre)
ab 6 Jahren:
begeistertes Sportinteresse
günstige psychophysische Voraussetzungen, deutliche Steigerung
konditioneller Fähigkeiten
ab 8 Jahren:
schnelles Erlernen neuer Bewegungsfertigkeiten, beste motorische
Lernfähigkeit
präzisere Bewegungen und komplizierte Koordination von Armen und
Beinen
ab 10 Jahren:
besondere koordinative Entwicklungsfähigkeit

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Entwicklung der Grobmotorik
Grundschulkinder machen deutliche Fortschritte in ihrer Beweglichkeit, dem Gleichgewicht, der
Koordination und den Kraftfähigkeiten. Sie sind gelenkiger und können viele Bewegungen schneller
und präziser ausführen als Kindergartenkinder. Das erhöhte Gleichgewicht ermöglicht den Schul-
kindern eine Erweiterung der Bewegungswelt. Zum Beispiel können die Kinder teilweise bereits
Radfahren und Skifahren oder erlernen derartige Bewegungen sehr gut. Diese motorischen Leis-
tungen resultieren auch aus der verbesserten Informationsverarbeitung und Reaktionszeit. Die
Kinder sind fähig, Informationen zu kanalisieren und nur relevante Informationen zu filtern (Berk,
2011, S.395f.).
Schwierigkeiten der Grobmotorik sind gekennzeichnet durch Gleichgewichtsstörungen und allge-
meine Auffälligkeiten in der Koordination. Sie sind im Alltag, auf dem Schulhof und im Sportun-
terricht erkennbar. Diese Kinder vermeiden Aufgaben mit Anforderungen an das Gleichgewicht,
laufen unsicher oder zeigen wenige automatisierte Bewegungsabläufe. Das Balancieren, das Wer-
fen/Fangen oder Prellen eines Balles fällt ihnen sichtlich schwer. Oft ist eine geringere körperliche
Belastbarkeit beobachtbar (Knitsch, 2004).
Entwicklung der Feinmotorik
Die Feinmotorik entwickelt sich in der Schulzeit stetig weiter. Erste Musikinstrumente werden er-
lernt, Hand- und Bastelarbeiten sind feste Bestandteile der kindlichen Interessenwelt in diesem
Alter. Kinder fädeln Perlen auf Schnüre oder versuchen sich z. B. am Xylophon. Das Schreiben
lernen gehört zu den detailliertesten Handbewegungen und bedarf viel Übung. Die Handhaltung
beim Schreiben und das entstandene Schriftbild zeigen den Entwicklungsstand der Feinmotorik
eines Kindes. So schreibt ein Kind z. B. flüssig und gleichmäßig und ein anderes Kind weist eine
verkrampfte Handhaltung auf (Hahnenberg, 2012). Das Ausmalen von Bildern oder das Basteln mit
Schere und Knete erfordern ebenso ein hohes Maß an Feinmotorik und machen die Unterschiede
bei Kindern sichtbar, z. B. ob sie Begrenzungslinien beim Ausmalen einhalten oder nicht. Das Schlei-
febinden bereitet einigen Kindern oft noch große Schwierigkeiten, da es eine komplizierte Abfolge
von Hand- und Fingerbewegungen erfordert. (Knitsch, 2004).
Hierbei ist auch auf die Ausprägung der Händigkeit acht zu geben. Den Kindern sollen verschiedene
Möglichkeiten zum Malen, Schreiben und Basteln angeboten werden. Dadurch lässt sich zum ei-
nen die Händigkeit zuordnen und zum anderen stärken. Meist finden die Kinder selbst heraus, mit
welcher Hand sie lieber malen und schreiben. Ergotherapeuten können hier unterstützen, falls sich
Schwierigkeiten ergeben.

 
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Das Erlernen von Bewegungen erfolgt stets vom Einfachen zum Schweren. Dabei unterscheidet
sich die Ausführung von Bewegungen in ihrer Bewegungsqualität. Zunächst kann ein Kind nur
hüpfen und später durch regelmäßiges Üben schlussendlich weit oder hoch springen. In der Sport-
motorik unterscheidet man die Phasen des motorischen Lernprozesses in Grob- und Feinform. Zu
Beginn der Grobform wird die Aufgabe zunächst erfasst und kann unter erleichterten Bedingungen
ausgeführt werden. So fällt es z. B. Kindern weniger schwer auf einer breiten Bank zu balancieren,
als auf einem unebenen Baumstamm. Mit zunehmender Verbesserung des Gleichgewichtes kann
das Kind auch auf einer schmalen, umgedrehten Bank balancieren. Die eigene Leistung ist deutlich
gesteigert und man spricht von Feinform. Intensives Üben führt zur Verbesserung und der soge-
nannten variablen Verfügbarkeit. Das Kind muss sich nicht mehr auf das Balancieren konzentrieren
und kann z.B. auch rückwärts über die Bank balancieren oder nebenher einen Ball prellen (Hart-
mann et.al, 2011, S. 307f.).
Motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten
Motorische Fähigkeiten sind die Voraussetzungen, um Fertigkeiten überhaupt ausführen zu kön-
nen. Die gängigen motorischen Fähigkeiten lassen sich in
Kraft,
Schnelligkeit,
Ausdauer,
Beweglichkeit (bei manchen Autoren auch Flexibilität genannt) und
allgemeine koordinative Fähigkeiten einteilen.
Dabei sind sie unterschiedlich konditionell und informationell bestimmt. So können Kraft, Schnel-
ligkeit und Ausdauer, aber auch die Koordination und Beweglichkeit, durch regelmäßiges Üben
verbessert werden. Die einzelnen Fähigkeiten lassen sich weiter untergliedern z. B. in Schnellkraft-
fähigkeit, Kraftausdauer oder Maximalkraftfähigkeit. Die motorischen Fähigkeiten sind also nicht
erlernbar, sondern können nur ausgeprägt werden. Außerdem sind sie relativ unstabil, d. h. wenn
Kinder über ein paar Monate regelmäßig Kräftigungsübungen machen und ihre Arm- und Beinkraft
verbessern, nimmt diese Verbesserung wieder ab, sobald sie nicht mehr trainieren.
Bei den sporttechnischen Fertigkeiten hingegen ist das anders. Von Fertigkeiten wird gesprochen,
wenn es sich um erlernbare Bewegungsabläufe handelt, wie z. B. Radfahren oder ein Rad schlagen.
Einmal eingeübt, bleibt das Bewegungsmuster erhalten und die Kinder können auch nach einer
längeren Pause wieder darauf zurückgreifen. Natürlich sind hierfür motorische Fähigkeiten die Vor-
aussetzung und so verschwimmen die Grenzen schnell.
Koordinative Fähigkeiten
Die koordinativen Fähigkeiten sind eine Voraussetzung, um motorische Fertigkeiten und Bewe-
gungskompetenzen zu erlernen. Innerhalb eines Bewegungsablaufs werden durch sie die Dauer, die
Stärke und der Umfang von Informationen koordiniert.
Zu den koordinativen Fähigkeiten gehören u.a.
die Gleichgewichts-,
Orientierungs-,
Umstellungs- und
Differenzierungsfähigkeit.
Dabei sind die Fähigkeiten immer alle gemeinsam für die Qualität der Bewegungsausführung ver-
antwortlich. Kinder im Anfangsunterricht unterscheiden sich zwar hinsichtlich der Ausprägung
der koordinativen Fähigkeiten, doch das Grundschulalter ist ideal, um diese Fähigkeiten zu verbes-
sern und letztendlich dadurch neue Fertigkeiten zu erlernen. So lernen die Kinder verhältnismäßig
schnell turnerische Elemente, Skifahren oder Skateboardfahren. Unterschiede zwischen Jungen und
Mädchen sind diesbezüglich nicht vorhanden.
Das regelmäßige Üben bereits gekonnter Bewegungen unter erschwerten Bedingungen führt zur
Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten aller Kinder und beschleunigt somit den motorischen
Lernprozess deutlich. So können die meisten Kinder bereits auf einer Turnbank balancieren und auf

 
08 |
einem Bein stehen, jedoch sind die Anforderungen an das Gleichgewicht auf einer umgedrehten
Bank oder einer wackeligen Unterlage (z. B. Weichbodenmatte) deutlich höher. Übungen zur Gleich-
gewichtsschulung können auch im Klassenzimmer durchgeführt werden. Übungen auf einem Bein
oder einer Linie mit temporärer Einschränkung des Sehens sind eine große Herausforderung für
Kinder und machen Spaß. Hilfsmittel wie Papprollen zum Durchschauen (das andere Auge muss
geschlossen sein) oder einseitig abgeklebte Schwimmbrillen sind dafür sehr gut geeignet. »Die im
Grundschulalter erworbenen koordinativen Fähigkeiten sind von großer Bedeutung für Bewe-
gungshandlungen im gesamten späteren Leben. Je umfangreicher, stabiler, abwechslungsreicher
die Bewegungserfahrungen aus den ersten Jahren der Schulzeit sind, umso höher die Bewegungs-
sicherheit im Erwachsenenalter« (Hartmann, Minow & Senf, 2011).
Motorische Leistungsfähigkeit
von Grundschulkindern
Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Forschung zur motorischen Leistungsfähigkeit von
Kindern. Die Motorik-Modul-Studie (MoMo), eine Teilstudie, die im Rahmen der groß angelegten
KiGGS-Studie (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey |
www.kiggs.de),
einer Längsschnittstudie des
Robert-Koch-Instituts stattfindet, erhebt seit 2003 die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern
in Deutschland. Dabei werden die motorischen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Koordination, Schnel-
ligkeit und Beweglichkeit mit einem mehrdimensionalen Testprofil aus elf sportmotorischen Tests
erfasst (Worth, Woll, Albrecht, Karger, Mewes, Oberger, Schlenker, Schmidt, Wagner & Bös, 2015.).
Die Ausgangslage für diese Studie war, dass vereinzelte Studien nachweisen konnten, dass die mo-
torische Leistungsfähigkeit von Kindern deutlich abgenommen hat. Nun kann man auf die Entwick-
lung der letzten 20 Jahre zurückblicken und feststellen, dass zunächst eine leichte Verbesserung der
motorischen Leistungsfähigkeit von 2004 bis 2012 stattgefunden hat und seither eine Stagnation
zu verzeichnen ist. Möglicherweise zeigen bewegungsförderliche Aktivitäten im organisierten Sport
erste Wirkungen. Dieses auf den ersten Blick positive Ergebnis darf aber nicht beruhigen, denn die
Schere zwischen den sehr fitten Kindern und solchen, die sich kaum bewegen, öffnet sich immer
weiter. Lediglich 65% der Jungen und nur 38% der Mädchen im Grundschulalter (6-10 Jahre) errei-
chen die täglichen Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Außerdem
konnte durch die Studie ein deutlicher Rückgang der unorganisierten körperlich-sportlichen Akti-
vität und des freien Spiels draußen beobachtet werden.
INFORMATION
Wie oft und wie lange sollten sich Kinder
im Grundschulalter bewegen?
»Kinder ab dem Grundschulalter sollen eine tägliche Bewegungszeit von 90 Minuten
und mehr in moderater bis hoher Intensität erreichen. 60 Minuten davon können
durch Alltagsaktivitäten, wie z. B. mindestens 12.000 Schritte/Tag, absolviert werden.«
(vgl. Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung/ Rütten &
Pfeifer, 2016).
Dabei gilt es zu beachten, dass bewegungsarme Kinder schrittweise an die tägliche
Bewegungszeit herangeführt werden und sich zunächst an ein bis zwei Tagen die
Woche für ca. 30 Minuten bewegen sollten, um eine Überforderung und damit Frust
zu vermeiden, was wiederum zu einer völligen Abwendung von körperlicher Anstren-
gung führen kann. Die Dauer und Intensität lässt sich dann langsam und sukkzessiv
steigern.

 
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Körperlich-motorische Entwick-
lung im Anfangsunterricht
»In der Schuleingangsstufe bewältigen Kinder eine umfangreiche Anzahl von schwierigen Entwick-
lungsaufgaben und komplexen Lernprozessen« (Hartke, 2010, S.19). Die große Herausforderung des
Anfangsunterrichts besteht für Lehrkräfte darin, die Klasse kennenzulernen und sie in die Regeln
und Gepflogenheiten der Schule einzuführen. Dabei ist es nicht das Ziel, alle Kinder auf den glei-
chen Entwicklungsstand zu bringen und eine homogene Klasse zu formen, sondern vielmehr die
individuelle Entwicklung der Kinder zu berücksichtigen und zu fördern. Kinder bringen unterschied-
liche »körperliche, intellektuelle, emotionale und entwicklungspsychologische Unterschiede sowie
verschiedene kulturelle und soziale Erfahrungen« mit (Hanke, 2007, S.9), mit denen die Lehrerinnen
und Lehrer konfrontiert sind und die sich im heutigen schnelllebigen Zeitalter auch rasch ändern
können.
Gerade im Anfangsunterricht ist es notwendig, möglichst viele Lernerfahrungen durch und in
Bewegung zu machen. Diese sollen an die in der Kindertageseinrichtung begonnenen Bildungs-
prozesse anknüpfen und durch geeignete Lernumgebungen erweitert und ausdifferenziert wer-
den (Hanke, 2007, S.21). Für Kinder ist Bewegung in ihrem Lebensalltag unerlässlich. Sie setzen
ihre vielfältige Sinneswahrnehmung sofort in Bewegungen um. Schulanfänger haben meist ein
freudiges Interesse daran, sportliche Bewegungsaufgaben zu lösen. Durch die verschiedenen Be-
wegungserfahrungen, die Kinder bei alltäglichen körperlichen Aktivitäten machen, entwickelt sich
auch ihr Zugang zur Welt. Aus funktional-motorischer Sicht ist tägliche körperliche Anstrengung
notwendig, damit sich der Stütz- und Bewegungsapparat, aber auch die Organe gut entwickeln
können. Aber nicht nur körperliche, auch emotionale und soziale Erfahrungen, die Kinder in ihr
umfangreiches Bewegungsrepertoire integrieren, prägen die Persönlichkeiten. Während das kogni-
tive Lernen für lange Zeit ausschließlich der Verbesserung von Denkprozessen zugeordnet wurde,
ist heute wissenschaftlich belegt, »dass Bewegung, Spiel und Sport sich positiv auf das Lernverhal-
ten und die geistige Leistungsfähigkeit von Grundschulkindern auswirken können« (Püse & Ludiga
2015, S. 2). Bei dieser Art von Forschung spielt der technische Fortschritt der vergangenen Jahre
eine entscheidende Rolle, da Hirnaktivitäten im Zusammenhang mit Bewegung besser überprüft
und beobachtet werden können. Durch Methoden wie Neuroimaging konnten Wissenschaftler un-
ter anderem beobachten, dass körperliche Aktivität unsere Gehirnstrukturen verändert (ebd., S. 3).
Durch Bewegung verbessern »[v]erschiedene Mechanismen […] die Gehirnstruktur und -funktion,
die sich zusammen positiv auf die exekutiven Funktionen auswirken. Diese wiederum beeinflussen
die kindlichen Lernprozesse und bestimmen maßgeblich den Lernerfolg in der Grundschule« (ebd.,
S. 3).
Anknüpfen an die frühkindliche Bildung
Der Sächsische Bildungsplan ist die verbindliche Grundlage für die inhaltliche Gestaltung der Arbeit
in den Kindertageseinrichtungen. Insbesondere der Bereich somatische Bildung umfasst Bildungs-
aspekte, die den Körper, die Bewegung und die Gesundheit betreffen. (»Spielend Lernen«, 2018
- Somatische Bildung, S. 12). Beim Spielen, Springen, Tanzen, Malen und Ausruhen kommen im
Kindergarten vielfältige Bewegungsformen zum Einsatz. »Genügend Raum für Bewegung sowie
spezifische Bewegungsmaterialien wie Podeste, Klettergerüste, Höhlen, verschiebbares und sta-
pelbares Mobiliar können Anregung bieten. Die alltäglichen, frei zugänglichen Bewegungsmög-
lichkeiten können durch bewegungspädagogische Einheiten ergänzt werden, die die Entfaltung
aller Sinne unterstützen oder zur Übung von Motorik und Koordination beitragen« (vgl. Sächsischer
Bildungsplan – Somatische Bildung, S. 7). In Kooperation mit Grundschulen können am Übergang
die motorischen Fähigkeiten in gemeinsamen Sport- und Spielnachmittagen erprobt und später
daran angeknüpft werden.

 
10 |
Bewegung im Anfangsunterricht
Die Impulse für die körperlich-motorische Entwicklung im Anfangsunterricht können im Schulalltag
im Unterricht aller Fächer, in Pausen und bei zusätzlichen schulischen Angeboten gesetzt werden.
Lehrkräfte wissen, wie schwierig es manchen Kindern fällt, an ihren Arbeitsplätzen sitzen zu bleiben
und sich auf ruhige und konzentrierte Arbeit zu fokussieren, da sie doch viel lieber rennen und
toben wollen. Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule bedeutet für manche Kinder eine
enorme Begrenzung ihrer Möglichkeiten zur motorischen Entwicklung. Bewegungswissenschaftler
bemängeln dies und weisen auf die Konsequenzen hin. Sollte man Kinder sich viel mehr bewegen
lassen und aufhören, sie in Sitzhaltungen zu zwingen? Ganz ohne Sitzen geht es nicht. Dennoch
kann ein bewegter Schulalltag die Anforderungen an einen gelungenen Anfangsunterricht erfüllen.
BEISPIEL
Bewegter Schultag
Die »Schul-Rallye«
Die Kinder bekommen eine Karte (gemalt oder als Luftbild aus Google-Maps) des Schulge-
ländes. Dort sind die wichtigen Gebäude und Orte des Schulgeländes abgebildet. Zu jedem
Ort gibt es eine Frage, welche die Kinder nur beantworten können, wenn sie den Ort besucht
haben. In Kleingruppen oder als gesamte Klasse gilt es nun das Schulgelände kennenzulernen.
»Mein lustiges Spiegelbild«
Die Kinder stehen sich paarweise gegenüber, wobei ein Kind den Spiegel darstellt. Das Kind
vor dem Spiegel macht nun Bewegungen, Grimassen usw. vor und das Spiegelbild versucht,
diese entsprechend nachzuahmen, ohne dabei zu lachen. Muss das Spiegelbild lachen, hat es
verloren und die Rollen werden getauscht.
Körpererfahrung und Wahrnehmung
Im Anfangsunterricht ist es wichtig, die Wahrnehmungsfähigkeit weiterzuentwickeln und auszu-
differenzieren, den Körper als Ausdrucksmittel erleben zu können und Musik in körperliche Bewe-
gung umzusetzen. Dies geschieht z. B. durch die Schulung des Gleichgewichts, aber auch durch
Bewegungen, die rhythmisch untermalt sind. Die Differenzierung der Wahrnehmungsfähigkeit ist
auch eine wichtige Voraussetzung zum Schriftspracherwerb. Bei der Raumerkundung und der Be-
wegung im Raum wird der Körper wahrgenommen und der Orientierungssinn geschärft. Kinder
lernen oder festigen sich zu zurecht zu finden und dies auch zu artikulieren, z. B. rechts-links und
oben-unten. Bewegungsabläufe, die in Liedern oder Sprechreimen inszeniert werden, z. B. sich stre-
cken und zusammenkauern, fördern die Entwicklung der Körperwahrnehmung und Orientierung.
Vor allem in den Fächern Kunst und Musik verweist der Lehrplan auf vielfältige Möglichkeiten.
BEISPIEL
Übungen zur Körpererfahrung
und Wahrnehmung
Fingerspiel: Der Daumen sagt »Hallo« und »Tschüss« (Feinmotorik der Hände)
Schaut euch euren Daumen mal genau an! Was für Bewegungen könnt ihr damit machen?
Jetzt sagt der Daumen zu allen anderen Fingern an der Hand »Hallo«, dabei berührt der Dau-
men jeden einzelnen Finger, zuerst den Zeigefinger, dann den Mittelfinger, dann den Ringfin-
ger und zuletzt den kleinen Finger. Und jetzt sagt er wieder »Tschüss« und beginnt mit dem
kleinen Finger, dann ist der Ringfinger dran usw. Danach ist der andere Daumen der anderen
Hand dran. Ganz schwierig wird es wenn der eine Daumen »Hallo« sagt und der andere Dau-
men gleichzeitig »Tschüss«. Probiert das mal!

 
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Ganzkörperübung »Das Flugzeug fliegt los.« (Gleichgewichtsfähigkeit)
Die Kinder haben ein wenig Platz um sich herum, sodass sie ihre Arme zur Seite ausstrecken
können. Wenn mehr Platz ist, kann die Übung auch in der Fortbewegung durchgeführt wer-
den. Die Kinder werden zu Flugzeugen. »Streckt eure Arme so weit aus, wie die Flügel eines
Flugzeugs. Du bist jetzt ein Flugzeug, das noch am Boden ist (dabei in die Hocke gehen). Nun
startet das Flugzeug langsam und fliegt immer höher (langsam die Beine strecken und den
Körper ganz lang und groß machen, bis in den Ballenstand). Das Flugzeug macht eine Links-
kurve, dann wieder gerade aus und jetzt noch eine Rechtskurve (die ausgestreckten Arme
imitieren einen Kurvenflug und die Arme kommen in eine Diagonale, evtl. nur auf einem Bein
stehen). Nun landet das Flugzeug wieder« (in die Hocke gehen).
Anspannung und Entspannung
Die Fähigkeit, Spannung und Entspannung in der eigenen Muskulatur, aber auch die eigene At-
mung wahrzunehmen, sind Grundvoraussetzungen für den Umgang und die Bewältigung von
Stresssituationen. Übungen zu An- und Entspannung können schon nach kurzer Zeit Entspan-
nungsreaktionen hervorrufen und verbessern die Körperwahrnehmung der Kinder.
BEISPIEL
Übung zur An- und Entspannung
Das Zitronengesicht: Die Kinder spannen im Sitzen ganz bewusst verschiedene Muskeln an,
halten die Anspannung für einen Moment und lassen dann alles locker. »Nun spannen wir un-
sere Muskeln im Gesicht ganz fest an und machen ein Zitronengesicht. Dazu schauen wir ganz
grimmig und machen einen Kussmund und ziehen den zur Nasenspitze. Jetzt ballen wir noch
die Hände zu Fäusten und heben die Füße vom Boden ab. Jetzt nochmal so fest und hoch ihr
könnt (5-8 sek. halten). Jetzt lassen wir alles locker, das Gesicht ist ganz entspannt, der Mund,
die Augen, auch die Arme sind ganz locker. Was habt ihr gespürt? Wie hat sich das angefühlt?
Was fühlt sich für dich besser an?«
Anerkennung des Einzelnen und
der Gemeinschaft
Die Anerkennung des Einzelnen mit seinen körperlich-motorischen Voraussetzungen und die Ge-
staltung eines guten Miteinanders in der Gemeinschaft des Klassenverbandes schaffen eine wert-
schätzende Atmosphäre im Anfangsunterricht. Hier zeigt sich auch die enge Verbindung zur emo-
tionalen und sozialen Entwicklung.
BEISPIEL
Spiele in der Gemeinschaft
Buchstabensalat
Die Kinder sitzen im Kreis. »Ihr seid jetzt ein Buchstabensalat. Einen guten Salat muss man
aber erst ein bisschen mischen, damit er gut schmeckt. Darum mischen wir jetzt. Die Kinder
sind der Buchstabe, mit dem ihr Vornamen beginnt. Alle Kinder, deren Buchstaben von der
Lehrperson aufgerufen wird, sollen ihre Plätze wechseln (Platzwechselspiel). »Alle Buchstaben
A und F wechseln ihre Plätze«.

 
12 |
Spinnennetz
Die Kinder stehen im Kreis und ein Wollknäuel wird kreuz und quer im Kreis von Kind zu
Kind geworfen. Ein Kind beginnt und hält das Ende des Wollknäuels fest. Ein Kind gegenüber
fängt das Knäuel und hält es an der Stelle fest, dass die Schnur leicht gespannt ist und wirft
das Knäuel weiter. Dazu sagt das Kind den Namen des Kindes an, zu dem es wirft. Am Ende
entsteht ein schönes Spinnennetz, das niemand alleine so gut hinbekommen hätte, nur in der
Gemeinschaft war das möglich. Das Netz kann dann auf dem Boden abgelegt und als Aus-
gangspunkt für ein passendes Thema genutzt werden.
Besondere Rolle des Sports
Im Sportunterricht sollen vielfältige Formen des Laufens, Springens, Werfens erkundet, geübt und
angewendet werden, z. B. Formen des ausdauernden Laufens, des Weit- und Hochspringens, des
Werfens mit unterschiedlichen Wurfgegenständen. Im Sportunterricht erfahren die Kinder ihren
Körper in verschiedenen Dimensionen, wenn sie beispielsweise eine Rolle vorwärts machen oder
sich im Raum orientieren müssen, aber auch beim Springen über Turngeräte, wenn sie nach einer
Absprungphase fliegen und so ihren Körper und die Schwerkraft erleben. Außerdem werden Bewe-
gungsformen beim Wetteifern im Spiel oder bei Wettkämpfen und beim Sportfest angewendet, die
Kraft und Ausdauer schulen.

 
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Diagnostik der körperlich-
motorischen Entwicklung
Motorische Auffälligkeiten bei Kindern können dazu führen, dass sie von Gruppen- oder Einzelak-
tivitäten ausgeschlossen werden, was wiederum zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Einer
solchen Vereinsamung und Ausgrenzung soll pädagogisch begegnet werden. Oft sehen Lehrerinnen
und Lehrer sowohl Stärken als auch Schwächen ihrer Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer
nicht ausreichend. Absprachen mit den Kollegen, die Sport unterrichten, und im gesamten Lehrer-
team können hier Abhilfe schaffen.
Betroffen sind z. B. das Umziehen im Sportunterricht oder die Stiftführung beim Schreiben und
Malen. Beim Schneiden, Kleben, Basteln, aber auch beim Fangen, Verstecken und weiteren infor-
mellen Bewegungsspielen auf dem Schulhof, in der Sporthalle oder auf dem Sportplatz lassen sich
Entwicklungsstände und Entwicklungsbesonderheiten beobachten.
Motorische Entwicklungsstörungen können sowohl die Grob- als auch die Feinmotorik betreffen,
wobei meist die Koordinationsleistungen eingeschränkt sind. Dies kann sich auf andere Lern- und
Entwicklungsbereiche auswirken. Um Schülerinnen und Schülern im Anfangsunterricht eine opti-
male Förderung ihrer körperlich-motorischen Entwicklung zu bieten, ist es notwendig Diagnose-
möglichkeiten zu kennen und durchzuführen. Bereits vor der Einschulung werden Kinder bei der
Schulaufnahmeuntersuchung auf motorische Entwicklungsbesonderheiten untersucht. Stellen die
Ärzte solche Besonderheiten fest, beraten sie die Eltern hinsichtlich notwendiger medizinischer und
therapeutischer bzw. pädagogischer Fördermaßnahmen.
Die Ermittlung des aktuellen Entwicklungsstandes aus pädagogischer Sicht erfolgt im Rahmen der
Schuleingangsphase durch die Grundschule. Sie wird grundsätzlich in den ersten Schulwochen als
Grundlage für die individuelle Förderung im Anfangsunterricht durchgeführt (§ 5 Abs. 3 SOGS).
Die Ermittlung des aktuellen Entwicklungsstandes und, wenn notwendig das Erarbeiten konkreter
Maßnahmen zur individuellen Förderung, erfolgt prozessual und wird mindestens bis zum Ende des
Anfangsunterrichts zielgerichtet und immanent fortgeführt. Sie umfasst u. a. auch den Bereich der
körperlichen und motorischen Entwicklung, spezifisch der Grob- und Feinmotorik, die Ausdauer,
Koordination und Geschicklichkeit sowie das Gleichgewicht und die allgemeine Bewegungsfreude
(SMK Broschüre – Bewährtes neu denken, S. 8).
Es gibt eine große Anzahl vielfältiger Motorik-Tests aus der Sportwissenschaft, Medizin und Ent-
wicklungspsychologie, die geschultes Fachpersonal standardisiert durchführen kann. Diagnose-
instrumente sind meist Tests, die normative Anforderungen voraussetzen. Sie sind nicht Aufgabe
von Lehrerinnen und Lehrern.
Die Handreichung zur Leistungsermittlung und Leistungsbewertung im Schulsport (herausgegeben
vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus, 2005) enthält eine Vielzahl von Tests und Testbe-
schreibungen. Die Übungen der dort aufgeführten motorischen Basistests können ein Feedback
über verschiedene Bereiche des motorischen Leistungsstands der Kinder geben.
Die folgende Liste zeigt einen Teil der dargestellten Testaufgaben und deren Zuordnung zu den
motorischen Fähigkeiten.
Schnellkraftfähigkeit:
Dreierhopp, Standweitsprung, Medizinballweitwurf,
Standsprung-Reichhöhe (jump and reach)
Kraftausdauerfähigkeit:
Seilspringen, Halten im Hang, Liegestütze
Schnelligkeitsfähigkeit/Reaktionsschnelligkeit:
Seilspringen, Hockernummernlauf,
Ballreaktionstest
Ausdauerfähigkeit:
9-Minutenlauf

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Zur Erfassung der Auge-Hand-Koordination eignen sich beispielsweise unterschiedliche Übungen
zum Werfen und Fangen. Dazu zählen die Zehnerballprobe, Ballreaktionstests und das Beherrschen
von mehreren Ballkunststücken. Die Gleichgewichtsfähigkeit als Teil der koordinativen Fähigkeiten
wird besonders in der Aufgabe »Drehungen auf der Turnbank« gefordert.
Für alle aufgeführten Tests ist eine sachliche Bezugsnorm in Form einer Tabelle vorhanden, welche
erste Vergleiche zulässt. Darüber hinaus können einzelne Übungen und Tests auch mit anderen
Kennzahlen, wie den Ergebnissen der KIGGS-Studien verglichen werden.
Neben der sachlichen Bezugsnorm und den deutschlandweiten Referenzwerten, können an den
Schulen auch individuelle Bezugsnormen oder schulinterne Normen festgelegt und damit schulin-
terne Vergleiche vollzogen werden.
INFORMATION
Der Münchner Fitnesstest (MFT) dient zur Feststellung des Förderbedarfs hinsichtlich einer
besonderen körperlich-motorischen Förderung. Dabei gilt es zu beachten, dass die Inhalte des
Münchner Fitnesstests nicht ausschließlich zur Förderdiagnose entwickelt wurden. »Ziele der
Testanwendung können sowohl die Grobdiagnose von Muskel-, Organleistungs- und Koordi-
nationsschwächen als auch Veränderungsdiagnosen zur Beurteilung des Unterrichtserfolges
sein.« (Rusch & Irrgang, 1994). Neben Testerfassungsbögen und Testprotokollen sind Normie-
rungstabellen für Kinder im Alter von 6-9, 10, 11, 12 und 13 Jahre zu finden. Ausführliche
Aufgabenbeschreibungen erleichtern die Anwendung des Testmanuals.
Wir haben eine Auswahl an einfachen motorischen Testaufgaben, speziell für den Anfangsunter-
richt in der Schule, aufbereitet. Diese stellen lediglich eine Minimaldiagnostik dar, die einen ersten
Eindruck über die körperlich-motorische Entwicklung geben soll. Weitere Testverfahren finden In-
teressierte im Anhang dieser Broschüre.
Motorische Tests erfordern einen höheren Aufwand, da Zeit, Platz und aufwändigere Vorbereitung
nötig sind und die Kinder schneller ermüden als bspw. bei diagnostischen Verfahren, die am Tisch
durchgeführt werden. Kinder mit körperlich-motorischen Besonderheiten können hier schnell an
ihre Grenzen kommen und verlieren die Motivation. Hier ist ökonomisches Vorgehen besonders
wichtig.

 
| 15
Pädagogische Minimaldiagnostik
Körperteile benennen
Arme und Beine
Schulter, Knie und Ellbogen
Bauch, Brust und Po
Stirn und Hals
Hände und Füße
Einbeinstand
(beide Seiten)
Rückwärtslaufen
auf einer Linie
Hüpfen
(vor-, rück- und seitwärts)
über Linie (
beidbeinig
)
Hüpfen
(vor-, rück- und seitwärts)
über Linie (
einbeinig
)
Kniebeuge
(Ferse am Boden)

16 |
Daumen und Finger
berühren
(Nacheinander soll der Daumen
alle Finger berühren; erst mit
der einen, dann mit der anderen
Hand.)
Finger-Boden-Abstand
mit gestreckten Beinen
(Der Boden muss nicht
berührt werden. Es geht
darum zu sehen, ob das
Kind mit den Fingerspitzen
mindestens bis über Knie-
höhe kommt.)
Ellbogen und diagonales Knie
(Erst die eine, dann die andere
Diagonale im Wechsel berühren.)
Hampelmann - beidseitige
Koordination
(hüpfend in die Grätsche und
Arme über den Kopf; beim
nächsten Hüpfen die Füße
zusammenbringen und die Arme
an die Oberschenkelseiten)
Sandsäckchen oder
kleinen Ball vor sich hoch
(über Kopfhöhe)
werfen
und wieder
fangen
Auge-Hand-Koordination
-
Ball an Schnur in Hütchen treffen
Bastelanleitung:
https://www.familie.de/diy/becher-
fang-spiel-aus-papier-basteln/
Nach
rechts
und nach
links zeigen
Nach
unten
und nach
oben zeigen

image
 
| 17
Präventive Förderung der
körperlich-motorischen Entwick-
lung im Anfangsunterricht
Förderung und Prävention
Am Übergang vom Kindergarten in die Grundschule sind die Einrichtungen verpflichtet, »sich ge-
genseitig bei der Förderung insbesondere der kognitiven, sprachlichen, emotionalen und sozialen
sowie körperlich-motorischen Entwicklung der Kinder zu unterstützen« (§ 5 Absatz 5, Satz 1 Säch-
sisches Schulgesetz). Die Förderung und Prävention verschiedener Entwicklungsbereiche sind für
den Grundschulbereich im Sächsischen Schulgesetz verankert.
Im Hinblick auf Maßnahmen zur Förderung und Prävention ist es besonders wichtig die zunehmen-
de Heterogenität der Kinder zu berücksichtigen. Es gibt hierfür verschiedene Präventionsmaßnah-
men. Dabei können Förderung und Prävention zwar fließend ineinander übergehen, dennoch lassen
sie sich hinsichtlich der verschiedenen Zielgruppen zueinander abgrenzen und bilden den Ansatz
der präventiven Förderung sächsischer Schulen.
Um die körperlich-motorische Entwicklung von Kindern im Anfangsunterricht zu fördern, sollen
zunächst die verschiedenen Präventionsebenen zueinander abgegrenzt werden.
Die Präventionsebene 1, die universelle Förderung, umfasst die Förderung für alle Kinder, die Prä-
ventionsebene 2, die selektive Förderung für bestimmte Kinder mit Entwicklungsbesonderheiten
und die Präventionsebene 3, die indizierte Förderung für Kinder, die an einer spezifischen Maßnah-
me, wie z. B. Physio- oder Ergotherapie teilnehmen sollten.
Präventionsebenen
Präventionsebene 1 | universelle Prävention
Präventionsebene 2 | selektive Prävention
Präventionsebene 3 | indizierte Prävention
Die erste Ebene bildet die Basis und sieht vor, alle Schüler in ihrer körperlich-motorischen Entwick-
lung zu fördern. Für die Förderung der körperlich-motorischen Entwicklung gibt es im Schulalltag
vielfältige Möglichkeiten, Maßnahmen sowohl im Unterricht (bewegtes Lernen) als auch in den
Pausen und im Hort (Bewegungsspiele) durchzuführen.
Die Maßnahmen, wie z. B. Bewegungsrituale im Unterricht, dienen der allgemeinen körperlich-
motorischen Förderung und werden in der Schulpraxis meist bereits erfolgreich eingesetzt.

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BEISPIEL
Ein bewegter Guten-Morgen-Gruß
Das sage ich:
Das mache ich:
Guten Morgen, liebe
Erde, du gibst mir Kraft
und Mut.
Stehe aufrecht, beuge dich dann
möglichst mit gestreckten Beinen
vor und berühre den Boden mit
deinen Händen.
Richte dich wieder auf, breite die
Arme seitlich auf Schulterhöhe
aus, beuge sie und lege die Hände
auf die Schultern.
Guten Morgen, liebe
Sonne, deine Wärme tut
mir gut.
Richte dich wieder auf und
gehe in diese Stellung (Sonne).
Grätsche im aufrechten Stand
die Beine und hebe die Arme in
V-Stellung. Spreize die Finger und
atme tief ein.
Guten Morgen, lieber
Baum, du gibst mir
frische Luft
Richte im Stehen die Augen auf
einen Punkt. Stelle dich auf das
linken Fuß, hebe den rechten
Fuß an die Innenseite des linken
Beines. Dehne das Knie nach
außen. Hebe die Arme und lege
die Handflächen über dem Kopf
aneinander. Mache die gleiche
Übung auf dem anderen Bein.
Guten Morgen, liebe
Blumen, ich liebe euren
Duft.
Forme eine Blume mit den
Händen. Stelle dir vor,
den Duft
einzuatmen: Stehe oder sitze
dabei aufrecht.
Lege deine Handflächen vor der
Brust aneinander. Dehne die
Ellenbogen zu den Seiten. Löse
die Finger voneinander, spreize
sie und dehne sie nach außen.
Daumen und kleiner Finger
behalten Kontakt.
Quelle: aus Holtersdorf & Prossowsky,
2010, S. 35/44f

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Das sage ich:
Das mache ich:
Guten Morgen, liebe
Kinder, ich freue mich
euch zu sehen.
Alle Kinder fassen sich an die
Hände.
Lasst uns lernen, lasst
uns träumen, unsere Erde
ist so schön.
Alle Kinder gehen einmal im
Kreis herum und beschreiben
zum Schluß mit den Armen einen
Kreis.
Ziel ist es, die körperlich-motorische Entwicklung genauso zu fördern, wie die soziale, emotionale
und geistige Entwicklung. Die unterschiedlichen Maßnahmen der verschiedenen Bereiche lassen
sich oft sehr gut verbinden. Bewegungsspiele, die die sozial-emotionale Entwicklung fokussieren,
sind dafür ein Beispiel. Eine gute Balance zwischen Bewegung und einem ruhenden Körper unter-
stützt ein lernförderliches Klima.
INFORMATION
Alle Bewegungsspiele und Übungen im Bewegungsbaukasten (ab Seite 22) lassen sich der
Präventionsebene 1 zuordnen.
Maßnahmen auf der Präventionsebene 2 richten sich an Kinder mit Auffälligkeiten bei Bewegungs-
ausführungen wie bei der Auge-Hand-Koordination oder einer überhöhten Bewegungsaktivität.
In Entwicklungsplänen werden für die Schülerinnen und Schüler mit Entwicklungsbesonderheiten
Ziele festgelegt, evaluiert und ggf. angepasst. Dafür können spezifische Förderangebote im Schul-
alltag, im Rahmen von Sportförderunterrichtsangeboten und Ganztagsangeboten integriert wer-
den. Sportförderunterricht ist ein den obligatorischen Sportunterricht ergänzendes Zusatzangebot
für Schülerinnen und Schüler mit motorischen und psycho-sozialen Auffälligkeiten, das darauf
zielt, ihre Bewegungsentwicklung positiv zu beeinflussen sowie ihre Gesundheit und ihr Wohlbe-
finden zu steigern.

20 |
INFORMATION
Ganztagsangebot: Bewegungsförderung
https://www.lernportal-sachsen-bewegung.de/
https://www.bewegte-schule-und-kita.de/
vgl. auch Christina Müller (2010): Bewegte Grundschule. Aspekte einer Didaktik der
fächerübergreifenden Bewegungserziehung. Academia
Darüber hinaus braucht es gerade im Anfangsunterricht Übungen zur Feinmotorik, konkret zur
Handmotorik für das Schreiben lernen. Sowohl Schwungübungen mit den Händen und Fingern, als
auch das Nachfahren von Linien und Schwüngen auf Papier oder Tafel
sind hierfür besonders ge-
eignet. Dabei können die Schüler verschiedene Schreibwerkzeuge benutzen. Für Linkshänder sollten
besondere Angebote vorgehalten werden (vgl. z. B. Johanna Barbara Sattler (2019): Schreibvor-
übungen für Linkshänder mit Jobasa Teil 1, Auer Verlag).
BEISPIEL
Übungen zur Feinmotorik
Malen, Ausmalen, Nachmalen, und freies Malen
Perlen fädeln, Kleben, Schneiden, Basteln
Kneten und Backen (Kekse ausstechen, Teig kneten)
Sticken, Knüpfen, Knoten
Fingerspiele
Die Präventionsebene 3 setzt auf indizierte Förderung. Zielgruppe sind einzelne Schüler mit er-
heblichen körperlich-motorischen Defiziten, die unbedingt spezifische Fördermaßnahmen benöti-
gen. Dies wird dadurch deutlich, das Schülerinnen und Schüler unsichere Bewegungen zeigen, das
Gleichgewicht schlecht halten können, häufig stolpern oder eine verkrampfte Stifthaltung haben.
Bei dieser indizierten Förderung sind Netzwerke aus Ärzten, Gesundheits- und Sportvereinen, Kran-
kenkassen, Ergo- und Physiotherapeuten, motopädischen Angeboten und weiteren Kooperations-
partnern notwendig, um Schüler auf dieser Ebene zu unterstützen und Folgeerscheinungen auch in
anderen Entwicklungsbereichen entgegenzusteuern. Beispielsweise bieten Gesundheitssportverei-
ne Bewegungsangebote für adipöse Kinder und ihre Familien an. Im Rahmen der Förderkonzeption
der Grundschule können z. B. je nach Bedarf gezielte Angebote in Kooperation mit Sportvereinen
im Rahmen des Ganztagangebots geplant und umgesetzt werden.

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Übersicht der Präventionsebenen im Anfangsunterricht
Präventionsebene
Zielgruppe
Alle Kinder der Klasse bzw.
Schülergemeinschaft
Ausgewählte Schüler bzw.
Schülergruppen mit Entwicklungs-
besonderheiten in der körperlich-
motorischen Entwicklung
Einzelne Schüler, bei denen sich
erste körperlich-motorische Auf-
fälligkeiten zeigen
Förderziele
Allgemeine Förderung der körper-
lich-motorischen Entwicklung
Förderung der Körperwahrneh-
mung
Lernförderliches Klima durch die
Balance zwischen An- und Ent-
spannung des Körpers und durch
motorische Bewegungsqualität
Zielgerichtete Förderung der
körperlich-motorischen Entwick-
lung
Förderung motorischer Fähigkeiten
und Fertigkeiten
Lernförderliches Klima durch an-
gemessene körperlich-motorische
Entwicklung
Optimale Entwicklung der Grob-
und Feinmotorik
Unbedingt erforderliche ziel-
gerichtete und individualisierte
Förderung
Einbezug von Netzwerk-
kooperationen
Förderung des Körper-
wohlbefindens
Dokumentation in einem Entwick-
lungsplan ermöglicht klassen-
stufenübergreifende Prozess-
begleitung
Lernförderliches Klima und
störungsfreie Teilnahme am
Unterricht und im Schulalltag
Zielvereinbarung
Regeln für Bewegungsaktivitäten
vereinbaren
Bewegungsrituale durchführen
Entwicklungsziele gemeinsam mit
Schülern und Eltern abstimmen
Regelmäßige Abstimmungen mit
Lehrerkollegium v. a. Sportlehr-
kräften und weiteren Netzwerk-
partnern
Entwicklungsziele gemeinsam mit
Schülern und Eltern abstimmen
Dokumentation in einem Entwick-
lungsplan festhalten
Weitere Begleitung durch
Fachkräfte, z. B. Physio- oder
Ergotherapeuten
Formen der
Maßnahmen
Förderung durch Bewegungsspiele
und körperlich-motorische Aufga-
ben im ganzen Schulalltag
Förderung weitestgehend durch
spezifische Maßnahmen für einzel-
ne Schüler oder Kleingruppen im
Schulalltag oder außerschulisch
Förderung durch individualisierte
Maßnahmen für einzelne Schüler
oder Kleingruppen im Schulalltag
oder außerschulisch

image
 
22 |
Der Bewegungsbaukasten
Für die Gestaltung der Förderung auf der Präventionsebene 1 (universelle Prävention) im Anfangs-
unterricht der Grundschule steht der folgende Bewegungsbaukasten als Angebot zur Verfügung.
Er beinhaltet vielfältige Bewegungsaufgaben für die körperlich-motorische Entwicklung. Je nach
Klassensituation und lokalen Gegebenheiten können die Bewegungsaufgaben vielfältig und flexi-
bel genutzt werden. Die Aufgaben können sowohl Körpererfahrungen als auch Möglichkeiten der
Kräftigung und Dehnung des Körpers umfassen. Der Bewegungsbaukasten enthält verschiedene
Bereiche, mit denen die Förderung körperlich-motorischer Entwicklung realisiert werden kann und
die alle Lehrerinnen und Lehrer in ihren Schulalltag integrieren können.
Im Unterricht lassen sich einige Fähigkeiten besser einbringen als andere. So sind z. B. Schnelligkeit
und Ausdauer eher diejenigen, die im allgemeinen Schulsport, bei der Pausenhofgestaltung oder
zu Wandertagen gefragt sind. Koordinationsübungen, kleine Kraft- und Beweglichkeitsübungen
und –spiele lassen sich sehr gut in das Unterrichtsgeschehen einbinden. Die Bewegungseinheiten
zwischendurch können nicht nur die körperlich-motorische Entwicklung fördern, sondern auch
soziale, emotionale und kognitive Lernprozesse in Gang setzen.
Mit diesem Baukasten ist eine Auswahl an Übungen zusammengestellt, die inspirieren soll, das
natürliche Bewegungsbedürfnis der Kinder im Anfangsunterricht nicht als Störfaktor, sondern viel-
mehr als Chance zum ganzheitlichen Lernen durch Bewegung wahrzunehmen.

 
| 23
Kraft im Körper
Die Schülerinnen und Schüler kommen mit verschiedenen Kraftfähigkeiten in die Schule, was auch
mit dem Körperbau, also genetischen und anatomischen Aspekten, zusammenhängt. Manche Kin-
der sind von Natur aus kräftiger als andere oder haben bereits im Kindergarten, in Sportvereinen
oder Kindersportangeboten ihre Kraftfähigkeiten gut entwickeln können. Um die körperlich-mo-
torische Entwicklung aller Kinder zu fördern, sind vor allem Kräftigungsübungen ohne oder mit
leichten Geräten auch im Klassenzimmer gut zu realisieren. Man kann den Kindern die Metapher
geben, dass die Muskeln im Körper Hunger haben und dass Bewegung eine Möglichkeit ist, sie zu
füttern. Auch im Sachunterricht wird der menschliche Körper näher betrachtet und dabei kann bei-
des miteinander verbunden oder durch fächerübergreifendes Arbeiten gemeinsam mit Kolleginnen
und Kollegen entwickelt werden.
»Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz« ist ein häufig verwendeter Werbeslogan. Inhaltlich
ist dieser nur teilweise korrekt, da nicht allein die Kräftigung der Muskulatur, sondern auch die
Dehnung ausschlaggebend für eine gesunde Körperhaltung ist. Die Muskulatur ist die Stütze der
Wirbelsäule und lässt sich mit den Abspannseilen eines Schiffsmastes vergleichen. Dabei spielt das
Verhältnis von Kräftigung und Dehnung eine große Rolle. Im menschlichen Körper unterscheidet
man Muskeln, die zur Abschwächung und Muskeln, die zur Verkürzung (häufig Haltemuskulatur)
neigen. Entsprechend muss die Muskulatur gedehnt und gekräftigt werden, um eine ausgewogene
Balance herzustellen. Störungen dieser Balance können zu funktionellen Beeinträchtigungen, zu
Haltungsschwächen und bei Verfestigung dieser Störungen, zu strukturellen Veränderungen oder
Haltungsschäden führen.
zur Abschwächung neigende Muskeln
zur Verkürzung neigende Muskeln
Brustmuskel
Bauchmuskeln
Hüftbeuger
vordere
Oberschenkel-
muskulatur
Kaputzenmusekl und
Schulterblattfixatoren
Rückenstrecker
(unterer Anteil)
Gesäßmuskel
Wadenmuskel
»Haltungsschwächen entwickeln sich häufig im frühen Kindesalter, etwa im 5. bis 7. Lebensjahr.«
(Hartmann et al., 2011). Fehlbelastungen oder die vermehrt sitzende Haltung in der Schule können
diese sogenannten Dysbalancen begünstigen. Die Folge sind Bewegungseinschränkungen und dauer-
hafte Veränderungen der Wirbelsäule (z. B. Rundrücken, Hohlkreuz, Skoliose u.a.). Durch gezielte
Übungen und einer bewussten Haltungsschulung kann diesem Prozess entgegengewirkt werden.
Übungen zur Kräftigung
Zur Kräftigung der Muskulatur für Kinder im Grundschulalter eignen sich Übungen mit dem ei-
genen Körpergewicht oder Kleingeräten wie kleinen Softbällen, Wasserflaschen, Gummibändern.
– siehe auch Kapitel 6: Pausenkiste.

24 |
DER BÄR
ZIEL
Kräftigung der Oberschenkel- und Bauchmuskulatur
Jedes Kind sucht sich einen Platz an der Wand und legt einen Gummiball
zwischen den Rücken und die Wand. Beide Füße werden schulterbreit
zwei Fußlängen von der Wand entfernt aufgestellt. Ziel der Übung ist, das
Gesäß bis zum rechten Winkel im Kniegelenk abzusenken, diese Position
kurz zu halten und sich wieder nach oben zu strecken. Es ist darauf zu
achten, dass die Knie nicht über die Fußspitzen reichen. Der Rücken bleibt
während der gesamten Übung am Ball.
UMFANG
12-15 Wiederholungen
HINWEIS
Die Übung ruhig und gleichmäßig ausführen. Die Übung kann auch
ohne Ball statisch an der Wand ausgeführt werden.
DER GORILLA
ZIEL
Kräftigung der Rückenmuskulatur
Alle Kinder sitzen aufrecht an der Vorderkante des Stuhles. Beide Arme
werden in U-Haltung auf Schulterhöhe gebracht. Nun gilt es, die Arme
anzuspannen und die Schulterblätter zusammenzuziehen.
UMFANG
10-12 Wiederholungen
HINWEIS
Die Übung ruhig und gleichmäßig ausführen. Die Schultern sollten
dabei nicht angehoben werden.

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DER PINGUIN
ZIEL
Kräftigung der seitlichen Bauch- und Rückenmuskulatur
Alle Kinder sitzen aufrecht an der Vorderkante des Stuhles. Beide Arme
werden in U-Haltung auf Schulterhöhe gebracht. Nun gilt es, den Bauch
und die Arme anzuspannen. Der Oberkörper wird abwechselnd zur rech-
ten Seite und zur linken Seite gedreht.
UMFANG
10-12 Wiederholungen
HINWEIS
Die Übung ruhig und gleichmäßig ausführen. Die Schultern sollten
dabei nicht angehoben werden.
DIE SCHILDKRÖTE
ZIEL
Kräftigung der Bauchmuskulatur
Alle Kinder legen sich auf den Rücken vor ihren Stuhl und legen die Un-
terschenkel auf die Sitzfläche. Die Beine sind leicht geöffnet und Hüft-
und Kniewinkel betragen 90°. Es gilt sich nun Wirbel für Wirbel aufzu-
rollen und mit den Händen auf dem Stuhl zu trommeln. Diese Position 5
Sekunden halten und anschließend den Rücken wieder ablegen.
UMFANG
10-12 Wiederholungen
HINWEIS
Die Übung ruhig und gleichmäßig ausführen. Den Rhythmus an die
eigene Atmung anpassen.

 
26 |
Beweglichkeit und Dehnung
»Unter Beweglichkeit werden Leistungsvoraussetzung zusammengefasst, die es ermöglichen, will-
kürliche und gezielte Bewegungen mit entsprechender Schwingweite (Amplitude) in den Gelenken
auszuführen bzw. bestimmte Haltungen einzunehmen.« (Hartmann et al., 2011). »Die Beweglichkeit
wird durch anatomisch-morphologische, energetische und nerval-regulative Prozesse geprägt.
Insofern lässt sich die Beweglichkeit, als motorische Fähigkeit, nicht eindeutig zuzuordnen und
nimmt eine »Zwischenstellung« ein.« Hartmann, 2011, S.278).
Die angesprochene Schwingweite wird nur durch ein optimales Zusammenspiel der ansetzenden
Muskeln möglich. Der arbeitende Muskel (Agonist) kann erst Bewegungen ermöglichen, wenn der
Gegenspieler (Antagonist) sich gleichzeitig entspannt. Wird von Dehnung gesprochen, so ist die
Dehnung der Muskeln gemeint, denn Sehnen und Bänder sind nur geringfügig dehnbar. Es gibt
verschiedene Dehnmethoden.
aktiv-dynamische Dehnung
aktiv-statische Dehnung
aktiv-statische Dehnung (Teilschritte)
passiv-statische oder dynamische Dehnung
Für Grundschulkinder eignen sich alle aktiven Dehnmethoden, da die Kinder sich durch die Bewe-
gung selbst ein Feedback geben, wie dehnbar sie sind.
Merkmale kindgerechter Dehnung:
Dehnung erfolgt ruhig und gleichmäßig, an die Atmung angepasst.
Dehnposition sollte demonstriert und die Ausführung kontrolliert werden.
Dehnposition ist erreicht, wenn die Kinder ein leichtes Ziehen im Muskel verspüren.
Dehnposition 10-15 Sekunden halten, anschließend langsam lösen.

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DER FLAMINGO
ZIEL
Dehnung der vorderen Oberschenkelmuskulatur
Alle Kinder stellen sich auf ein Bein und umfassen das Fußgelenk von ei-
nem Bein und führen den Fuß ans Gesäß. Die Knie sollten dabei geschlos-
sen sein. Es gilt gleichzeitig das Gleichgewicht zu halten. Kinder, denen
das schwerfällt, können sich am Tisch festhalten oder mit der freien Hand
ans Ohrläppchen fassen (Klingt lustig, aber es hilft!).
UMFANG
Dehnung 10-12 Sekunden halten und anschließend die Seite wechseln
HINWEIS
Die Übung ruhig und gleichmäßig ausführen.
DER SCHMETTERLING
ZIEL
Dehnung der Brust- und Bauchmuskulatur
Die Kinder breiten beide Arme in Höhe der Schultern aus und atmen dabei
tief in die Brust ein und aus. Die Kinder können versuchen, soweit wie
möglich nach hinten zu gelangen. Wird die Übung im Sitzen auf dem
Stuhl ausgeführt, können die Kinder durch Zurücklehnen über die Stuhl-
lehne zusätzlich die Bauchmuskulatur dehnen.
HINWEIS
Während der Übung ganz ruhig atmen.

28 |
DIE MAUS
ZIEL
Dehnung der Rückenmuskulatur
Die Kinder setzen sich auf ihre Fersen, legen den Oberkörper auf den
Oberschenkeln und die Stirn auf dem Boden ab. Beide Arme befinden sich
seitlich des Gesäßes auf dem Boden. Falls die Haltung mit auf dem Boden
abgelegter Stirn unbequem ist, können die Kinder ihre Stirn mit einem
zusammengerollten Schal oder Pullover abpolstern.
HINWEIS
Während der Übung ganz ruhig atmen.
DAS ERDMÄNNCHEN
ZIEL
Dehnung des Hüftbeugers
Die Kinder gehen in eine Schrittstellung. Dabei wird der vordere Fuß auf-
gestellt (Kniewinkel mindestens 90°) und das hintere Bein so abgesenkt,
dass der Fußrücken auf dem Boden liegt. Der Oberkörper bleibt aufrecht.
Die Dehnung erfolgt durch leichtes Nachvorneschieben der Hüfte.
HINWEIS
Während der Übung ganz ruhig atmen und die Übung langsam aus-
führen. Auf beiden Seiten üben!

 
| 29
Yogaübungen
Einfache Yogaübungen eignen sich hervorragend für den Einsatz in der Grundschule. Die Bewe-
gungen stärken den Organismus, kräftigen die Muskulatur und fördern die Aufmerksamkeit und
Konzentration der Kinder. Sie haben eine positive Wirkung auf die Körperhaltung und unterstützen
ein gesundes Maß an An- und Entspannung.
Die Übungen können kreativ in den Unterricht eingebunden werden. Die Bewegungen werden durch
Imitation oder Beschreibung der Eigenheiten der Tiere/ Naturphänomene und folgende Nachah-
mung eingeübt. Die Lehrperson kann die Übungen vormachen und dann als Ratespiel gestalten.
Kennen die Kinder die verschiedenen Übungen, können diese auch zu verschiedenen Geschich-
ten zusammengesetzt und aneinandergereiht geübt werden. Da sie die Übungen, schnell ohne
Anleitung ausführen können, bieten sie die Möglichkeit, in freien Arbeitsphasen als individuelle
Entspannung genutzt zu werden.
DER ADLER
Stelle dich aufrecht hin – breite deine Arme seitlich aus – drehe dei-
nen Oberkörper langsam von links nach rechts. Achte darauf, dass du die
Arme in Verlängerung der Schultern hältst und dein Becken nach vorne
gerichtet ist. Atme ein, wenn du dich nach links drehst. Atme aus, wenn
du dich nach rechts drehst. Wenn dir schwindelig wird, konzentriere dich
auf den Punkt zwischen den Augenbrauen oder trinke einen Schluck
Wasser.

30 |
DER BAUM
Stehe aufrecht – richte die Augen auf einen Punkt vor dir – verlagere
dein Gewicht auf ein Bein und lege den Fuß deines anderen Beins an
die Innenseite deines Oberschenkels. Lege deine Handflächen aneinander
und führe die Arme langsam über den Kopf. Wiederhole die Übung auf
dem anderen Bein.
DER HASE
Sitze aufrecht auf deinem Stuhl. Beuge den Oberkörper nach vorne und
strecke deine Arme nach hinten. Bring deine Hände zusammen, Ver-
schränke deine Finger und dehne die Handflächen nach oben. Lass deine
Stirn langsam zu den Oberschenkeln sinken.

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DER HALBMOND
Stehe aufrecht und strecke die Arme nach oben. Lass deinen rechten Arm
zum rechten Oberschenkel sinken und dehne den Oberkörper zu dieser
Seite. Dann richte dich langsam wieder auf und strecke beide Arme nach
oben. Wiederhole die Übung auf der linken Seite.
DER BRAUNBÄR
Stelle dich auf deine Füße, beuge dich nach vorn und stütze dich außer-
dem auf deine Hände. Deine Füße sind weit auseinander. Lass den Kopf
hängen. Laufe mit gestreckten Armen und Beinen auf der Stelle.

 
32 |
DER HAHN
Stehe aufrecht, hebe die Arme seitlich auf Schulterhöhe. Stelle dich auf
die Zehenspitzen, stelle die Fußsohlen wieder auf den Boden und lass
deine Arme runtersenken. Wiederhole die Übung ein paar Mal.
Körperwahrnehmung und Atmung
Die Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen Körpererfahrungen in die Schule. In einer Kindheit,
die oft gekennzeichnet ist von vollen Tagesabläufen und eng getakteten Zeitplänen ist das Thema
Entspannung wichtiger denn je. Die aktuellen Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssur-
veys, einer von der Robert-Koch-Stiftung in Auftrag gegebenen Langzeitstudie (KiGSS), zeigen, dass
sich das Krankheitsspektrum der Kinder und Jugendlichen in den letzten Jahren von somatischen
Krankheiten hin zu vermehrten psychosozialen Einschränkungen und Auffälligkeiten verschiebt.
Während der Stress bei vielen Kindern zunimmt, nimmt die Zeit für Ruhe und Entspannung deut-
lich ab und die Fähigkeit den eigenen Körper sowie seine Signale wahrzunehmen sinkt (Kalhorn
2008, S. 11). Die Orientierung am eigenen Rhythmus und die Balance zwischen Bewegung und
Ruhe können dadurch verloren gehen. Folgen sind chronische Verspannungen, Lern- und Leis-
tungsstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und stressbedingte Symptome wie Bauchschmer-
zen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen (Jaffan 2017, S.17).
Ein natürlicher Wechsel von An- und Entspannungsphasen ist für die gesunde geistige und kör-
perliche Entwicklung von Kindern unabdingbar und so ist auch in der Schule neben ausreichend
Bewegungsphasen der Einsatz von Entspannungsphasen und Ruhepausen wichtig. Entspannungs-
phasen können einen Beitrag zur Rhythmisierung des Unterrichts leisten und darüber hinaus den
Kindern die Möglichkeit geben, ihren eigenen Körper zu beobachten und wahrzunehmen.

| 33
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Methoden und Übungen, die eine Überspannung im Körper
ausgleichen, sodass eine Entspannungsreaktion eintritt. Für den Anfangsunterricht eignen sich
vor allem körperorientierte, bewegte und leicht erlernbare Entspannungsübungen, die sich gut in
fantasievolle Kontexte einbetten lassen und sich an den Interessen der Kinder orientieren (Fessler
2013, S. 24). Der Schwerpunkt sollte nicht so sehr auf der Entspannung selbst liegen, sondern mehr
auf der Geschichte und den damit verbundenen Körperübungen und ruhigen Bewegungen. Die
Entspannungsreaktion stellt sich früher oder später über die Bewegung und die eigene Körper-
wahrnehmung ein (Fessler und Weiler 2013, S.47).
Den Atem spüren
Eine gesunde und natürliche Atmung ist Grundvoraussetzung für alle Lebensfunktionen. Die Fä-
higkeit den eigenen Atem bewusst zu steuern, hat positive Auswirkungen auf physische und psy-
chische Prozesse im Körper (Fessler 2013, S.68). Stress und psychische Anspannung führen dazu,
dass Kinder flach atmen und ihr Körper nicht genügend Sauerstoff aufnimmt. Im Zustand der
Entspannung ist der Atem tief und ruhig, wirkt entspannend und optimiert die Sauerstoff- und
Energieaufnahme. Die Atemübungen sollen die Kinder dabei unterstützen, ihren eigenen Atem-
rhythmus zu finden.
Atemübungen lassen sich an verschiedenen Stellen im Unterricht einsetzen. Wenn die Unterrichts-
stunde in einem Stuhlkreis beginnt, können sie am Anfang stattfinden oder zwischendurch, wenn
die Konzentration der Kinder nachlässt und eine Pause notwendig erscheint. Das Ziel von Atem-
übungen ist es, verschiedene Atemtechniken auszuprobieren und wahrzunehmen, welche dem
Schüler individuell am besten gefallen und welche ihm besonders guttun. Diese Übungen sind
sowohl am Platz, aber auch in einem Stuhl- oder Sitzkreis durchzuführen. Optimal wäre ein Mat-
tenkreis, auf dem sich die Kinder auch hinlegen können.
BEISPIEL
Einführung in die Atemübungen
»Heute machen wir mal was mit unserer Lunge. Zeig mal bei dir selbst auf die Lunge«. Abwar-
ten wohin die Kinder zeigen. Dann ein paar Fragen zur Lunge stellen:
1. Wofür brauchen wir die Lunge?
Wir brauchen sie zum Atmen.
2. Wie funktioniert das?
Wir atmen ein und aus.
3. Kann man auch unterschiedlich atmen?
Ja.
4. Ja, wie? 2-3 Antworten der Kinder abwarten.
»Merkst du, du kannst ganz unterschiedliche Sachen mit deiner Lunge machen. Heute wollen
wir mal ausprobieren, wie es sich für dich am besten anfühlt, zu atmen. Ich habe ein paar
Lungenübungen mitgebracht, die deiner Lunge sehr viel Spaß machen. Und nicht nur Spaß,
denn die Übungen sind auch wie ein kleines Training für deine Lunge und wenn dir eine Übung
besonders gut gefällt, dann kannst du sie ja auch mal daheim durchführen.«
Bei den Atemübungen geht es primär darum, den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten
verschiedener Atemtechniken aufzuzeigen und sie spüren zu lassen, dass eine bewusste und tiefe
Ein- und Ausatmung förderliche Auswirkungen auf den ganzen Körper und das Wohlbefinden hat.

34 |
DIE LIPPENBREMSE
Plustere die Luft in deinen Backen ein bisschen auf und lasse sie durch die
lockereren Lippen langsam ausströmen. Die Lippen bremsen ein wenig die
ausströmende Luft, dadurch können sich deine Lungen entspannen – wie
fühlt sich das für dich an?
KING-KONG
Klopfe beim Ausatmen ganz leicht mit lockeren Fäusten auf den unteren
Brustkorb. Summe oder singe dazu laut verschiedene Vokale: »A...O...U...«.
Lass mit dem Verklingen des Tones die Arme wieder hängen – wie fühlt
sich das für dich an?

| 35
DER LUFTBALLON
Halte die Arme neben dem Körper, hebe sie langsam auf Brusthöhe. Mit
dem Einatmen führst du die Arme weit auseinander, wie wenn du einen
übergroßen Luftballon aufblasen würdest. Denke: »Die Lunge wird groß
und nimmt viel frische Luft und Neues/Alles, was ich brauche auf.« Beim
Ausatmen schrumpft dein Luftballon in den Armen wieder. Denke: »Die
verbrauchte Luft und alles, was ich nicht mehr brauche, wird mit dem
Atem weggetragen.«
DIE LUNGE ÖFFNEN
Setz dich auf die vordere Stuhlhälfte, beide Füße sind fest auf dem Boden.
Mache dich ganz lang nach oben und strecke deine Arme wie Sonnen-
strahlen zur Seite. Atme tief ein und aus. Nach drei tiefen Atemzügen
nimm deine Arme ganz nah an den Körper ran und mache dich ganz klein.
Atme wieder ein und aus. Hast du einen Unterschied gemerkt?

36 |
SCHNEIDERSITZ
Setz dich in den Schneidersitz. Lege deine Hände auf die Schultern und
drehe den Rumpf nach rechts. Komme wieder zur Mitte zurück und drehe
den Rumpf nach links. Atme dabei langsam ein und aus.
Probiere, ob du auf einer Seite ein- und auf der anderen ausatmen kannst.
Lass dir viel Zeit.
WANDLEHNE
Stell dich an ein freies Plätzchen an der Wand und lehne deine Unterarme
gegen die Wand. Lege die Hände übereinander und stütze die Stirn auf
die Hände. Spüre deine Fersen gut am Boden, atme langsam ein und aus.
Wie fühlt sich das für dich an?

 
| 37
Anspannung und Entspannung
Entspannungsübungen können ein festes Ritual im Unterricht sein oder situativ nach den Bedürf-
nissen der Kinder eingesetzt werden. Durch die bewusste An- und Entspannung verschiedener
Muskelgruppen erfahren die Kinder den Unterschied an ihrem eigenen Körper und lernen so, wie
sie in angespannten Situationen durch Körperübungen ihre Muskeln entspannen und somit auch
das Nervensystem beruhigen können. In folgenden Situationen ist es z. B. sinnvoll An- und Ent-
spannungsübungen einzusetzen:
nach dem Sportunterricht oder einer »schweißtreibenden« Hofpause
zwischen anstrengenden Unterrichtseinheiten
vor Klassenarbeiten oder anderen Situationen mit Anspannung
in der Unterrichtsstunde zur Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration.
Es ist wichtig, einige Regeln für die Durchführung festzulegen und die Kinder nicht zur Teilnahme
an Entspannungsübungen zu zwingen. Auch eine gemütliche und ruhige Atmosphäre (ein ruhi-
ger Raum, Kissen, gedämpftes Licht, Schuhe aus) und das regelmäßige Wiederholen der Übungen
tragen sehr zum Gelingen von Entspannungsübungen bei. Es soll eine ausgeglichene Balance zwi-
schen An- und Entspannung geschaffen werden. Vielen Kindern fällt es nicht leicht, sich auf Ent-
spannungsübungen einzulassen und Ruhe auszuhalten. Deshalb sollte man geduldig sein und die
Kinder langsam an Entspannungsübungen heranführen. Zu Beginn ist es auch schon wertvoll, die
Kinder auf kurze Entspannungsmomente einzustimmen und diese dann immer mehr auszudehnen
(Fessler & Weiler 2013, S. 51). Auch kleine Reflexionsphasen nach der Entspannungsübung können
hilfreich sein, um auftretende Störungen mit den Kindern zu reflektieren.
Im Folgenden werden verschiedene Entspannungsübungen vorgestellt, die sich für den Einsatz
im Anfangsunterricht eignen und problemlos im Klassenraum durchgeführt werden können. Die
Übungen sollen einen ersten Anhaltspunkt geben, was im Unterrichtskontext alles möglich ist und
können natürlich an die gegebenen Bedingungen in der Klasse angepasst oder weiter modifiziert
werden.
DER GEWICHTHEBER
Die Kinder sitzen oder stehen. Sie ballen die Fäuste, heben die Arme hoch,
spannen die Arm- und Handmuskeln an. Dann wird die Anspannung
losgelassen, die Arme sinken herab und die Muskeln werden warm und
weich.
Die Kinder spüren und beschreiben, wie sich der Körper nach der Übung
anfühlt.

38 |
DAS GRUSELMONSTER
Die Kinder sitzen auf ihrem Stuhl. Nacheinander spüren sie ihr Gesicht,
die Nase, die Augen, den Mund, die Stirn. Sie spannen alle Gesichtsmus-
keln an und ziehen eine Gruselmonster Grimasse. Dann lösen sie die An-
spannung, der Unterkiefer entspannt sich, das Gesicht wird warm und
weich.
Die Kinder spüren und beschreiben, wie sich der Körper nach der Übung
anfühlt.
LUFTMATRATZE
AUFPUMPEN
Die Kinder finden sich paarweise zusammen. Ein Partner ist die Luftma-
tratze und begibt sich in eine gemütliche Position. Der andere Partner
pumpt nun die Luftmatratze auf, indem er einzelne Körperteile (z. B. Füße,
Unterschenkel, Knie) des Partners berührt. Dieser spannt nacheinander
alle berührten Körperteile an. Sind alle Muskeln angespannt kann die Luft
wieder abgelassen werden. Die Körperteile entspannen sich und werden
wieder weich.

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DER SCHLEICHENDE
FUCHS
Die Kinder sitzen oder stehen mit geschlossenen Augen. Ein Kind schleicht
durch den Raum und versucht ein anderes Kind anzufassen. Wer ein Ge-
räusch in seiner Nähe hört, darf die Hand heben und darf nicht mehr
berührt werden. Wer berührt wird, wird zum Fuchs.
INFORMATION
Weiterführende Literatur:
Kalhorn, E. (2008). Entspannung mit Kindern: Ein Ideenbuch.
Norderstedt: Books on Demand.
Fessler, N. (2013). Entspannung lehren und lernen in der Grundschule.
Aachen: Meyer&Meyer.
Jaffan, N. (2017). Aktive Entspannung: Ruhepausen als Erlebnis.
In: Sportpraxis, S.15-18

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40 |
Massageübungen
Massagen haben eine wohltuende Wirkung und regen die taktil-kinästhetische Wahrnehmung der
Kinder an. Sie fördern die Durchblutung und lockern die Muskulatur in Schultern und Rücken. Da
Massageübungen körperliche Nähe und direkten Körperkontakt voraussetzen, ist es wichtig auf
einen achtsamen und respektvollen Umgang der Kinder untereinander zu achten. Zu Beginn sollten
Lehrerinnen und Lehrer unbedingt mit den Kindern darüber sprechen und einfache Formen des
Körperkontakts erproben. Als Einstieg in die Partnermassage eignet sich der Einsatz von Tennisbäl-
len oder Igelbällen.
BEISPIEL
Igelmassage
Die Kinder bilden Paare. Jeweils ein Partner setzt sich bequem auf den Stuhl, der andere Part-
ner sitzt mit einem Ball (Tennisball, Igelball, Flummi) neben ihm und lässt den Ball mit unter-
schiedlichen Druck hin und her rollen. Das Kind, das massiert wird, darf bestimmen, wie fest
massiert wird. Die Partner wechseln im Anschluss die Positionen.
Blumen pflanzen
Die Kinder bilden Paare, jeweils ein Partner setzt sich bequem auf den Stuhl, der andere Partner
führt die Massage aus. Danach wird gewechselt.
»Zuerst wird das Beet gut umgegraben.«
Mit den Fingerspitzen vorsichtig den
Rücken »umgraben«.
»Dann wird das Unkraut aus dem Beet
gezupft.«
Mit Zeigefinger und Daumen leicht
»zupfen«.
»Nun wird das Beet glatt geharkt und
eine lange Rinne für die Blumensamen
gezogen.«
Mit den Fingern einen Rechen formen und
den Rücken herunterfahren. Dann mit dem
Zeigefinger den Rücken entlangfahren.
»Jetzt werden die Blumensamen verteilt
und mit ein bisschen Erde bedeckt.«
Mit den Fingern vorsichtig auf den Rücken
drücken und langsam mit der Hand über
den Rücken streichen.
»Damit die Blumen wachsen werden sie mit
der Gießkanne gegossen.«
Mit gespreizten Fingern auf den Rücken
»prasseln«.
»Die Sonne kommt raus und scheint warm
auf die kleinen Blumen, damit sie wachsen
können.«
Die Handflächen aneinander reiben und
über den Rücken streichen.

 
| 41
Koordination und Rhythmus
Bewegung ist das erste Kommunikationsmittel eines Neugeborenen mit seiner Umgebung. Studien
belegen, dass sich Sprache in Verbindung mit motorischer Aktivität bei den meisten Kindern besser
entwickelt. Die empirischen Befunde zum Zusammenhang des Spracherwerbs und körperlich-mo-
torischer Entwicklung zeigen, dass besonders die Feinmotorik, koordinative Aufgaben der Hand-
Auge-Koordination und die Gleichgewichtsfähigkeit in einem Zusammenhang mit kognitiven Leis-
tungen stehen (Everke, 2009).
Der regelmäßige Einsatz von Bewegungslieder hat einen motivierenden Charakter, wenn sich Be-
wegungen mit Musik und Text verbinden. Es gibt eine Vielzahl an Bewegungsliedern und rhyth-
mischen Übungen. Besonders feinmotorische Bewegungen stehen im engen Zusammenhang mit
der Ausbildung kognitiver Strukturen (Morgenstern, 2007, S.9). »Eine strikte Trennung von Körper
und Geist ist heute wissenschaftlich weitgehend widerlegt, da über wechselseitige, komplexe Re-
gelmechanismen sich Gehirn und Körper gegenseitig beeinflussen und steuern.« (Engelke & Hlatky
2007, S.36).
Bewegungslieder
BEISPIEL
Mehr Bewegung
Inhalt
Liedtext (auf die Melodie von Bruder Jacob)
»Mehr Bewegung, mehr Bewegung,
das tut gut, das tut gut.
Kommt macht alle mit, kommt macht alle mit,
So bleibt man fit, so bleibt man fit!
Auf ein Bein, auf ein Bein,
steh ganz ruhig, steh ganz ruhig.
Du bist ein Elefant, du bist ein Elefant,
wie elegant, wie elegant.«
Durchführung
Bei diesem kurzen Lied bietet es sich an die Kinder in Gruppen eigene
Bewegungen zu den einzelnen Textteilen erfinden zu lassen. Jede
Gruppe darf ihre eigene Bewegungsidee vor der Klasse vorführen und
alle Zuschauer machen mit. Die beliebteste Bewegungsvariante wird
dann im Kanon gesungen und bewegt.
Varianten
Da der Text ganz einfach aufgebaut ist, lassen sich leicht noch weitere
Strophen zusammen mit den Kindern erfinden.
Quellen:
Textliche Neubearbeitung von Caroline Handt-
mann, traditionell überlieferte Melodie »Bruder Jakob«.

42 |
BEISPIEL
Hörst du die Regenwürmer husten
Inhalt
Liedtext (mit Bewegungen)
»Hörst du die Regenwürmer
husten,
(Hände ans Ohr, danach:
leicht husten)
wenn sie durchs dunkle Erdreich
zieh´n?
(Handflächen zusammen-
drücken und Schlangen-
bewegungen machen)
Wie sie sich winden –
und dann verschwinden auf
(Mit einem Arm durch die Luft
wedeln)
nimmer,
nimmer, Wiedersehen.
(In die Hocke gehen, klein
machen und dann wieder
aufstehen)
Und wo sie waren, da ist ein Loch,
Loch, Loch
(Mit den Händen einen Kreis
formen und dazu wippen)
und wenn sie wiederkommen,
(Handflächen zusammen-drücken
und Schlangen-bewegungen
machen)
ist es immer noch, noch, noch.«
(Mit den Händen einen Kreis
formen und dazu wippen)
Durchführung
Lied vorspielen/vorsingen und mitsingen. Dazu die vorgegebenen
Bewegungen durchführen. Die Schülerinnen und Schüler können bei
wiederholtem Durchführen mitsingen.
Varianten
Laut und leise singen; langsam und schnell singen/ bewegen.
Quellen: Hering, W. (1995). Spiele und Musik von 2-5.
Bewegungslieder für Kinder. Reinbek: Rowohlt.

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BEISPIEL
Dackel Waldemar
Inhalt
Liedtext (mit Bewegungen)
»Mein Dackel Waldemar
(mit der Hand kleinen Hund
anzeigen)
und ich
(auf sich selber zeigen)
wir zwei
(zwei Finger in die Luft halten)
wir wohnen in der
(mit den Händen ein Dach
formen)
Regenbogenstraße
(Bogen mit dem Arm
beschreiben)
drei
(drei Finger in die Luft halten)
und wenn wir draußen eine
(im Kreis marschieren)
Runde drehen,
dann kann man Dackelbeine
(Knie schnell öffnen und
wackeln sehen.«
schließen)
Durchführung
Lied einmal vorsingen und vormachen, dann zunächst den Text
einführen und dann mit obenstehenden Bewegungen kombinieren.
Kann direkt am Platz oder im Stehkreis erfolgen.
Varianten
Tempo des Liedes steigern und verlangsamen, Bewegungen ohne
Gesang (Pantomime).
Quellen: Metcalf, R. (2014). Das wilde Tier. 15
überlieferte Spiellieder für ungezähmte Kinder. Berlin:
Nubel.
Metcalf, R. & Nubel, K. (2001). Das wilde Tier.
Begleitheft mit Note, Gitarrenakkorden, Texten und
Spielanregungen zu 15 überlieferten Spielliedern für
ungezähmte Kinder. Berlin: Nubel.
BEISPIEL
Bei Müllers hat‘s gebrannt, brannt, brannt…
Inhalt
Liedtext
Bei Mül-lers hat´s ge-brannt, brannt, brannt,
da bin ich schnell ge- rannt, rannt, rannt,
da kam ein Po-li-zist, zist, zist,
der schrieb mich auf die List, List, List,
die List die fiel in den Dreck, Dreck, Dreck,
da war mein Name weg, weg, weg,
da lief ich schnell nach Haus, Haus, Haus,
und die Ge-schicht war aus, aus, aus!
Durchführung
Partnerweise gegenüberstellen. Inder ersten Zeile klatscht man in
die eigenen Hände. In der zweiten klatscht man mit dem Partner die
rechten Hände gegeneinander. In der der dritten Zeile wieder in die
eigenen Hände klatschen und bei der vierten mit dem Partner die linken
Hände gegeneinander klatschen. Bei der dreimaligen Wortwiederholung
am Ende jeder Zeile klatscht man beide Hände auf Brusthöhe gegen die
des Partners. Das wiederholt man z.B. achtmal und versucht sich dabei
zu steigern.
Varianten
Es gibt verschiedene überlieferte zusätzliche Strophen und die Schüler
und Schülerinnen können auch neue »dichten«.
Quellen: Traditionell überliefertes Klatschspiel
unbekannten Ursprungs, textliche Bearbeitung und
Bewegungsbeschreibung durch Anke Hanssen-Doose.

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44 |
Weiterführende Empfehlungen
Musik CD‘s
Breuer, K. & Draxler, T. (2019): Ich bin da - 24 Wohlfühllieder für Kin-
der. Lustige und ruhige Entspannungs-, Massage- und Mutmachlieder
für mehr Körperwahrnehmung (ISBN 978-3-95722-326-5)
Gnettner, I. (2012): Neue Spiel- und Bewegungslieder (ISBN 978-3-
7698-1880-2)
Grüger, C. & Sinapius, H. (2008): Fröhliche Kinder – motorisch mit
Musik gefördert. 12 lustige Mitmachlieder zum Turnen, Tanzen und
Spielen (ISBN 978-3-7853-1745-7)
Horn, R. & Handtmann, C. (2016): Bewegungspausen. Mit Bewegung
durch den Schultag (ISBN 978-3-89617-292-1)
Horn, R. (2017): Lieder zum musikalischen Bewegungs-Kalender 2017.
Kinderrechte in Bewegung (MP3 Download und CD unter
www.kon-
takte-musikverlag.de)

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Horn, R. Griffiths, L. & Hoppe, P. (2002): Step’n beat. Rhythmische
Instrumentalmusik zur bewegten Entspannung (ISBN 978-3-89617-
129-0)
Kern, W. (2012): Action Songs. 111 Bewegungslieder für coole Kids
(ISBN 978-3-85061-889-2)
Pig-Band Borste (2013): Vom Bewegungshit zum Entspannungslied.
Musikalische Rituale für den Klassenraum (ISBN 978-3-8346-2307-2)
Schneider, M. & Schneider, R. (1994): Bewegen und Entspannen nach
Musik. Rhythmisierungen, Bewegung und Ausgleich in Kindergarten
und Unterricht (ISBN 978-3-86072-150-6)
Schories, L. & van Bosch, J. (2013): Starke Kinder. Bewegungslieder
zum Mitmachen (ISBN 978-3-95513-834-9)
Sumfleth, M. & Lamp, F. (2013): Das Spiel- und Bewegungsliederbuch.
Die 100 besten Spiel- und Bewegungslieder (ISBN 978-3-9815408-
0-2)

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46 |
Förderliche Bedingungen
Die Förderung der körperlich-motorischen Entwicklung und die Ausbildung motorischer Basiskom-
petenzen sowie der Umgang mit Entwicklungsbesonderheiten in diesem Bereich erfordert Team-
arbeit auf kollegialer Ebene. Hier sind vor allem die Sportlehrerinnen und Sportlehrer diejenigen,
von deren Expertise die Kolleginnen und Kollegen zur körperlich-motorischen Entwicklung im
Grundschulalter profitieren können. Trotzdem können und sollen alle Pädagogen zu einer bewe-
gungsfreundlichen Grundschule beitragen. Die eigene Haltung ist hinsichtlich der Wertschätzung
und Anerkennung der körperlich-motorischen Leistung von Kindern ausschlaggebend. Auch Kinder
mit Entwicklungsbesonderheiten, übergewichtige Kinder und solche mit Adipositas bedürfen dieser
Anerkennung. Ihnen müssen Bewegungsgelegenheiten geboten werden, die sie einerseits bewälti-
gen können, um Erfolgserlebnisse zu schaffen. Andererseits ist ganz wesentlich darauf zu achten,
dass bei der allgemeinen Förderung der körperlich-motorischen Entwicklung nicht die Leistungsfä-
higkeit, die durch den motorischen Akt an sich immer auch sichtbar ist, im Vordergrund steht. Bei
weniger sportlichen Kindern kann das schnell dazu führen, dass sie keine gute Figur machen und
von Mitschülern gehänselt werden (Hunger, 2019).
Die Vorbildwirkung der Lehrkräfte ist ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der Motivation der Schü-
lerinnen und Schüler. Wenn sie selbst bei Bewegungspausen mitmachen, Übungen demonstrieren
und bei Sportfesten in Aktion treten, geben sie ein positives Beispiel.
Im Klassenzimmer und in der Schule können gemeinsam entsprechende Rahmenbedingungen für
Bewegungspausen und Übungen geschaffen werden. Die Schüler sollten von Anfang an wissen,
dass Bewegungspausen nicht lange dauern können und im Anschluss der Unterricht wieder wei-
tergeht. Die Pausenkiste und die kleine Rückenschule in den nächsten Kapiteln sind Möglichkeiten,
um förderliche Bedingungen zu schaffen.
Pausenkiste
In den Pausen können die Kinder ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen. Mit einer Pau-
senkiste können Anreize für eine sinnvolle Pausennutzung gegeben werden. Lehrerinnen und Lehrer
können die Pausenkiste mit den Kindern erarbeiten, gestalten und beliebig ergänzen bzw. erweitern.
Für die Nutzung in der Pause empfiehlt es sich, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern
Regeln aufzustellen. Eine »Pausenkistenordnung« oder die Ernennung eines wöchentlich wechseln-
den »Pausenkisten-Verantwortlichen« sind weitere Möglichkeiten. Mit den Inhalten der Pausenkiste
sind vielfältige Übungen möglich. Im Folgenden ist eine kleine Auswahl an möglichen Aktivitäten
aufgelistet. Diese lässt sich jedoch jederzeit erweitern. Der Kreativität ist keine Grenze gesetzt.
Das klassische
Gummitwist
kann die Kinder zum Hüpfen nach ei-
nem bestimmten Rhythmus (Beispiel: Trick – Track – Donald Duck
– Micky Maus – Rein und Raus«) anregen. Der Schwierigkeitsgrad
kann durch die Höhe des Gummis verändert werden. Für das Spiel
sind mindestens drei Spieler erforderlich.

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| 47
Es gibt auch
Fadenspiele
. Bei diesen ist die Fingerfertigkeit der
Kinder gefragt und mithilfe einer geschlossenen Kordel werden
verschieden Figuren geknüpft. Fadenspiele können allein, zu zweit
oder mit mehreren Spielern gespielt werden.
Mit
Tüchern
gibt es verschiedene Spielideen. Neben Jonglage-
übungen können die Kinder auch Zahlen/ Wörter/ Buchstaben
in die Luft zeichnen und diese dann erraten lassen. Eine weite-
re Möglichkeit ist der Transport von ein oder mehreren Tüchern,
ohne diese mit den Händen zu greifen.
Mit
Pappdeckeln
können die Kinder unterschiedliche Häuser bau-
en. Ein zusätzlicher Anreiz ist das Bauen auf Zeit oder auf einer
besonderen Unterlage (z.B. einer Teppichfliese). Eine zweite Übung
beinhaltet das Balancieren der Pappdeckel auf verschiedene Art
und Weise (mehrere übereinander; auf dem Kopf, auf einer Hand,
auf dem Fuß; paarweise mit und ohne Hände; …).
Teppichfliesen
können den Kindern auch als »Eisschollen« dienen.
Diese liegen dann auf dem Fußboden verteilt und man muss ver-
suchen ins Ziel zu gelangen, ohne dabei das »Eiswasser« (Fußbo-
den) zu berühren. Sie können auch probieren, sich auf verschie-
dene Art und Weise auf der Teppichfliese fortzubewegen (z. B.
sitzend, beide Hände/ Füße/ Knie berühren die Fliese, stehend auf
einem Fuß, …)
Mit Hilfe eines
Balls
(Tischtennis-, Papierknüll-, Watteball, …) und
einem
Becher
können die Kinder unterschiedliche Becher-Ball-
Fang-Spiele spielen. Dabei gilt es, den Ball in die Luft zu werfen
und anschließend mit dem Becher wieder aufzufangen. Beim
Wurf kann die Höhe variieren oder man zählt die Anzahl der Tref-
fer in einer vorgegebenen Zeitspanne.
Neben dem klassischen Seilspringen lassen sich auch andere Spie-
le mit einem
Seil
durchführen. Das Seil kann unter zwei Stühle
gelegt werden, sodass je ein Ende unter einem Stuhl liegt. Die
Stühle sollten in einem Abstand von zwei bis drei Metern mit den
Stuhllehnen zueinander aufgestellt werden. Beim Start sitzen bei-
de Spieler auf den Stühlen. Nach einem Kommando müssen sie
zwei Runden im Uhrzeigersinn um die Stühle rennen, sich schnell
wieder setzen und idealerweise als erster das Seilende auf ihrer
Seite greifen. Wer ist schneller? Mit den Bällen können die Kin-
der u.a. auch Zimmerbasketball spielen. Hierfür versuchen sie in
bestimmte Behälter (Eimer, Kartons, Körbe, Joghurtbecher, …) zu
zielen. Dabei kann der Abstand zum Zielobjekt verändert werden.
Mit Joghurtbechern lassen sich tolle Pyramiden bauen.

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48 |
Mit den
Taschentuchgeistern
können die Kinder Zielwerfen üben,
indem sie beispielsweise mit Kreide eine Zielscheibe an die Tafel
malen. Auch Weitwurf ist möglich, wobei geschaut wird, welches
Kind den Geist am weitesten werfen kann. Eine dritte Möglichkeit
ist »Geister-Tennis«. Hierbei können die Kinder auf zwei Becher
oder zwei Fliegenklatschen zurückgreifen und versuchen den Geist
möglichst oft hin und her zu spielen.
Die
Fliegenklatschen
können auch in Verbindung mit einem Luft-
ballon zum Einsatz kommen. Beim »Fliegenklatschen-Federball«
wird der Ballon hin und her gespielt. Der Ballon kann auch in der
Luft jongliert und dabei möglichst lang in der Luft gehalten wer-
den. Die Kinder können den Luftballon außerdem durch den Raum
transportieren, z. B. ohne ihn zu berühren (pustend), ihn dabei auf
der Fliegenklatsche oder der Handfläche balancieren und mit ei-
nem Finger oder Fuß stupsen.
Zeitungen
lassen sich prima in ein Transportspiel umwandeln.
Ähnlich wie bei dem Luftballon können die Kinder versuchen, die
Zeitung mit Hilfe verschiedener Körperteile zu transportieren. Da-
bei können sie die Zeitungen z. B. glatt lassen oder einrollen.
Auch einen
Zimmerbumerang
können die Kinder selbst basteln.
Anschließend können sie probieren, ihn zu werfen und im An-
schluss wieder aufzufangen.
INFORMATION
Weiterführende Literatur
Kurze Bewegungspausen in der Grundschule von Anke Hanssen-
Doose, Caroline Handtmann, Elke Opper, Annette Worth (2019)
- 68 Bewegungspausen für den Fachunterricht. Hofmann Verlag

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| 49
INFORMATION
TIPP
Spiel- und Bewegungsfeste im Anfangsunterricht, die über die meist leistungsorientierten
Sportfeste der Schule hinausgehen, sollen Spaß an der Bewegung für alle Schülerinnen und
Schüler fördern. Damit kann das Potential der Bewegungsfreude zur Motivation der körper-
lich-motorischen Anstrengungsbereitschaft ausgeschöpft werden.
INFORMATION
Weiterführende Literatur
Lehner, P. (2016). Zur Sache: Spielfeste planen. Das Spielfest
als Bewegungsevent. Grundschule Sport, (10).
Kleine Rückenschule
Im Sächsischen Lehrplan Grundschule Sport ist »Die kleine Rückenschule« verortet und sollte im
Unterricht im Klassenzimmer fortgeführt und ergänzt werden. Hierbei werden folgende Themen
für Schülerinnen und Schüler spezifisch auf den Grundschulbereich zugeschnitten: Anwenden rü-
ckenfreundlicher Alltagsbewegungen: rückenfreundliches Sitzen – Aufstehen – Hinsetzen, Bücken
– Heben – Tragen sowie Stehen – Gehen – Laufen.
Ziel ist es, einen Einblick in den Aufbau und die Funktion der Wirbelsäule zu gewinnen, wesentliche
Merkmale über die Anatomie und Physiologie der Wirbelsäule als Lebensraum der Bandscheiben
kennenzulernen. Mit der Verwendung von Wirbelsäulenmodellen, z. B. aus Klopapierrollen und
Spülschwämmen können die Funktionen der Wirbelsäule und Bandscheibe für die Kinder gut visu-
alisiert und kindgerecht erklärt werden.
INFORMATION

50 |
Funktionen der Wirbelsäule:
Stützfunktion (Aufrechthaltung des Oberkörpers)
Federfunktion (durch die doppelte S-Form, Federung beim Gehen, Laufen und Hüpfen)
Bewegungsfunktion (durch die einzelnen Wirbelkörper, keine starre Säule)
Schutzfunktion (für das darin liegende Rückenmark, das viele Nervenzellen hat)
Funktionen der Bandscheibe:
Wasserkissenfunktion zum Druckausgleich
durch Be- und Entlastung ernährt
alle Nährstoffe wie ein Schwamm aufsaugen und durch die Bewegung: gehen, hüpfen, springen
etc. alle verbrauchten Stoffe wieder raus quetschen
Mit Kollegen, insbesondere denen, die das Fach Sport unterrichten, aber auch fachübergreifend
oder fächerverbindend z. B. in Kombination mit dem Sachunterricht zum Thema »Mein Körper und
meine Gesundheit« können gemeinsam die folgenden Bausteine erarbeitet werden:
INFORMATION
Der rückenfreundliche Stand
Füße schulterbreit auseinander
Knie leicht gebeugt
Brust raus – ganz stolz sein
Schultern leicht nach hinten ziehen
Kopf aufrecht
Bauchnabel ein bisschen einziehen
INFORMATION
Wie hebt man schwere Sachen
rückenfreundlich hoch?
nah zu dem schweren Gegenstand hingehen
in die Knie gehen, aber dabei die Knie nicht über die Zehenspitzen schieben
Rücken gerade lassen
Bauch ein bisschen anspannen
mit Arm- und Beinkraft hochheben
Achtung: Zu schwere Sachen sollten Kinder nicht hochheben, da sonst die Gefahr eines Leis-
tenbruchs entsteht. Die Kinder sollten wissen, dass sie schwere Gegenstände nur gemeinsam
oder mit Hilfe von Erwachsenen hochheben und tragen.
FALSCH
RICHTIG

| 51
Dynamisches Sitzen
Zu langes Sitzen soll generell vermieden werden. Um präventiv Fehlhaltungen vorzubeugen, wie
beispielsweise Rundrücken, Kopfschieflage und Nackenschmerzen, sollen Schüler mit verschiede-
nen Sitzhaltungen vertraut gemacht werden. Ziel ist es, den Kindern verschiedene Sitzhaltungen
vorzustellen und längere unphysiologische Sitzpositionen durch Bewegungspausen und dynami-
sches Sitzen zu unterbrechen.
Mögliche Sitzhaltungen:
Der Kutschersitz
Setz dich auf die vordere Stuhlhälfte, grätsche die Bei-
ne. Beide Füße sind fest auf dem Boden. Dann stütze
die Unterarme auf deinen Knien ab, streck deinen Rü-
cken. Dein Kopf ist wie eine Verlängerung vom Rücken
und dein Nacken ist lang. Schau auf den Boden und
atme langsam ein und aus. Wie fühlt sich das für dich
an?
Der Cowboysitz
Setze dich umgedreht auf deinen Stuhl. Stütze die
Unterarme auf der Lehne ab und halte deinen Rücken
gerade. Atme langsam ein und aus. Wie fühlt sich das
für dich an?

52 |
Dynamisch Sitzen – wie geht das?
Becken vor- und zurückwippen
Gewicht mal auf die rechte, mal auf die linke Gesäßhälfte verlagern
Brustkorb vor, zurück und zur Seite schieben
Kopf nach hinten schieben und so den Nacken strecken
in der vorderen Sitzhaltung auf dem Arbeitstisch abstützen
in der hinteren Sitzhaltung entspannt gegen die Rückenlehne lehnen
im Sitzen die Hüfte kreisen
Hinweise zum Tragen des Ranzens
Der erste Schulranzen hat für jedes Kind eine sehr große Bedeutung. Manchmal ist zu beobachten,
dass die Ranzen teilweise viel zu schwer für die Kinder sind. Als Faustregel gilt: Das Gewicht eines
gepackten Ranzens soll 10 % des Körpergewichts des Kindes nicht überschreiten (SMK Broschüre
- Das Jahr vor Schulbeginn S. 19).
Hinweise zur Qualität und Nutzung eines Ranzens:
Der Ranzen sollte eine ergonomisch geformte Rückenpartie haben.
Der Ranzen sollte nicht über die Schultern hinausragen und dicht am Rücken anliegen.
Die Tragegurte sollten gepolstert, breit und einstellbar sein.
Ein zusätzlicher Brustgurt ist empfehlenswert.
Eltern sollten täglich den Inhalt prüfen. Nur Materialien für den aktuellen Tag sollten im Ranzen
sein. Schwere Gegenstände nah zum Rücken einpacken (Kempf, 2004, S.99).
Zusätzlich sollte der Ranzen stets richtig auf dem Rücken getragen werden, um Haltungsschäden
zu vermeiden. Im ersten Bild wird der Ranzen richtig getragen. Beim zweiten Bild liegt der Ranzen
nicht richtig am Körper, so kann es zu einer ungünstigen Hohlkreuzposition kommen, die länger-
fristig Schmerzen verursachen kann. Längerfristiges einseitiges Tragen im Kindesalter, wie auf Bild
drei, kann zu Wirbelsäulenverkrümmungen (Skoliosen) führen und sollte vermieden werden.

 
| 53
Bewegungsprojekte
Auswahl verschiedener Bewegungsprojekte:
INFORMATION
Prof. Dr. Pühse, Uwe (Universität Basel/ Institut für Sport und Sportwissenschaften):
SchoolDance Projekt. 01/2007-07/2009.
https://www.bisp-surf.de/Record/PR020100600097/Details#tabnav
Das School Dance Projekt ist eine zweijährige Tanzintervention bei SuS der Grundschule (7-9
Jahre) mit Tänzern des Cathy Sharpe Dance Ensemble. Untersucht wurden Konzentrations-
fähigkeit, soziales Selbstkonzept, Schulfreude sowie diverse koordinativen und konditionelle
Fähigkeiten. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von dem ISSW Basel und der
Humboldt-Universität Berlin.
Prof. Dr. Heim, Rüdiger (Universität Heidelberg/ Institut für Sport und Sportwissenschaften/
Arbeitsbereich Sport und Erziehung): Sportpädagogische Begleitstudie des Schwimmfix-
Projekts. 01/2007 – 12/2011.
https://www.bisp-surf.de/Record/PR020170600064
Die Begleitstudie des Schwimmfix-Projekts erfasst mithilfe von Fragebögen dessen Auswir-
kungen auf das Selbstkonzept der teilnehmenden SuS. Das Schwimmfix-Projekt verfolgt
das Ziel, SuS der 2. Klasse eine grundlegende Schwimmfähigkeit zu vermitteln und darüber
hinaus durch eine komprimierte Vermittlung, sowie häufige positive Rückmeldungen auf das
Selbstkonzept der SuS Einfluss zu nehmen.
Lindel, Matthias: Das Projekt Drachenstark: die Turnhalle wird zum Lesesaal. In: Sportpraxis,
Heft 56, Ausgabe 11+12, S.10-13, 2015.
Das Projekt Drachenstark verbindet die Förderung der Lesekompetenz mit dem Sportunter-
richt und bietet die Möglichkeit sonst fachlich und räumlich getrennte Unterrichtsinhalte zu
vereinen. Die Turnhalle als Lesesaal ermöglicht die Kombination von Bewegungsförderung,
Förderung der Lesemotivation und Selbstbehauptung. Auf der Grundlage des Buches »Der
kleine Drache Kokosnuss und der große Zauberer« von Ingo Sieger wird die Sporthalle zum
»Drachenland«. Angelehnt an das Konzept des Zirkeltrainings können die SuS an verschiede-
nen Stationen Bewegungs-, Selbstbehauptungs- und Leseaufgaben lösen. Das Projekt richtet
sich an SuS der Grundschule und besonders an SuS, die mit dem »klassischen« Lesen nicht
viel zu tun haben.
Mittelbach, Tom: Boxen in der Schule: Projekt zur Gewaltprävention. In: Sportpraxis, Heft 55,
Ausgabe 3+4, S. 22-26, 2014.
In dem Projekt »Boxen in der Schule: Projekt zu Gewaltprävention« lernen die SuS verschie-
denen Grundstellungen und Grundschläge aus unterschiedlichen Boxstilen kennen. Boxen
eignet sich gut um sportlichen Ehrgeiz mit der eigenen Aggression und bewusst gesteuerter
Beherrschung in Einklang zu bringen und fördert darüber hinaus die Schnellkraft, Reaktions-
fähigkeit, Kondition, Augen-Hand-Koordination und Antizipationsfähigkeit der SuS. Boxen
im Sportunterricht kann eine gute Möglichkeit sei, Empathie und Einfühlungsvermögen der
SuS zu fördern.

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Katzer, Stefanie Josefine: Das Volmarsteiner Dschungelbuch: ein inklusives Musik- und Be-
wegungsprojekt In: Praxis der Psychomotorik. Heft 41, Ausgabe 3, S. 146-151, 2016.
Idee des inklusiv gestalteten Schuljahresprojekts an der Oberlinschule (Förderschwerpunkt
körperliche und motorische Entwicklung) ist, Musik und Ideen aus dem Musical Dschungel-
buch umzugestalten und zu den einzelnen Themen Gäste aus dem Umkreis einzuladen. Nach
einer Einführungsstunde, wurden in jeweils 1-2 Unterrichtseinheiten 8 verschiedene Szenen
mit unterschiedlichen Themen bearbeitet. Dabei wurden die 8-12-jährigen SuS jeweils von
Menschen aus der Umgebung unterstützt. Den Abschluss des Projekts bildet ein große
gemeinsame »Dschungelparty«.
Schmidt, Melitta: Wir für euch!: Jugendliche entwickeln ein gesundheitsorientiertes
Bewegungsprojekt für ihre jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler. In: Sportpädagogik:
Zeitschrift für Sport-, Spiel- u. Bewegungserziehung. Heft 39, Ausgabe 1, S. 18-21, 2015.
Das Projekt »Wir für euch!« unterstützt eine nachhaltige gesundheits- und bewegungs-
orientierte Schulentwicklung und Fördert die Interaktion zwischen SuS unterschiedlicher
Jahrgangsstufen. Im Rahmen eines Wahlpflichtkurses setzen sich SuS der 10. Klasse über ein
Schuljahr mit dem Schwerpunkt Bewegung und Ernährung auseinander und entwickeln ein
bewegungsorientiertes Projekt für die Fünftklässler.
Krüger, Birgit: Bewegung mit Spaß beim Trommeln auf großen Bällen – Projekt »Weltreise«:
der Einsatz von Drums Alive bzw. Kids Beats in der Psychomotorik – Teil II. In: Praxis der
Psychomotorik. Heft 37, Ausgabe 4, S.195-200. 2012.
Das Projekt bietet die Möglichkeit, die psychomotorische Praxis durch Fitnesstrends wie
Drums Alive und Kids Beats in modifizierter Form zu bereichern. Das Trommeln auf großen
Bällen verbindet Bewegungen aus dem Aerobic Bereich mit Trommelrhythmen und Musik. In
Form einer Weltreise erleben die SuS in 5 Unterrichtseinheiten eine Mischung aus Trommel-
einheiten, freien Bewegungsmöglichkeiten und ruhigen Phasen.
Kolb, Michael: »Fit am Ball«: ein sportpädagogisches Projekt? In: Sportpädagogik im Span-
nungsfeld gesellschaftlicher Erwartungen, wissenschaftlicher Ansprüche und empirischer
Befunde; Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 7.-9. Juni 2007 in Augsburg.
Hamburg: Czwalina (Verlag), 2008, S.155-159.
Ziel des Projekts ist es durch zusätzliche präventive Bewegungseinheiten mit integrierten
Trink- und Ernährungstipps SuS zu fördern, die deutliche Bewegungsdefizite zeigen oder von
Übergewicht bedroht sind. Das elfwöchige Projekt richtet sich an SuS der Klassen 3-6 und
wird von der Sporthochschule Köln betreut. Das Stundenkonzept orientiert sich an einem
allgemeinen (Fuß-)Ball-Koordinationstraining und wird den Lehrkräften in einem Unter-
richtsmaterialien-Ordner zur Verfügung gestellt.
Von Gosen, Andrea: SpielRaum für Bewegung. Online im Internet: URL:
http://www.kinder-
gartenpaedagogik.de/515.html [Stand: 01.11.17]
Im SpielRaum für Bewegung können vorhandene Materialen von Kindern selbstständig er-
probt werden. Dies soll freudvoll und ohne Leistungsdruck frei nach der Selbsteinschätzung
der Kinder geschehen. Durch viel Eigenverantwortung werden die Kinder nicht überfordert
und erlernen Selbstvertrauen, Initiative und innere Stärke, aber auch klare Regeln und Gren-
zen. Erwachsene greifen in diesem Projekt lediglich ein, wenn sie das Kind explizit um Hilfe
bittet, was eine vertrauensvolle Grundhaltung erfordert.

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INFORMATION
Seufert, Tina. Gesundheitsförderung in der Grundschule: Komm mit in - Das Gesunde Boot -
Grundschule.Stuttgart: Baden-Württemberg-Stiftung, 2012.
Das Programm verfolgt Ziele und Inhalte des Bildungsplans für die Grundschule und des
Orientierungsplans für den Kindergarten. Übergeordnete Ziele des Programms sind die
Vermittlung von gesundheitsförderlichen Themen in Fortbildungen für Betreuungskräfte im
Elementar- und Primarbereich und die Bereitstellung von Ideen und Materialen für die Um-
setzung. Begleitet durch die Piratenkinder Finn und Fine als Identifikationsfiguren erlernen
die Kinder sich ausreichend zu bewegen, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und sich gesund
zu ernähren.
Kinderturnstiftung Baden-Württemberg: Übersicht: Bundesweite Projekte – Kinder und
Bewegung. Online im Internet: URL:
http://www.kinderturnstiftung-bw.de/uebersicht-bun-
desweite-projekte-kinder-und-bewegung [Stand: 01.11.17]
Mit Projekten in den Handlungsfeldern Familie, Kindertageseinrichtung, Grundschule und
Kommune setzt sich die Stiftung für vielseitige, tägliche Bewegung von Kindern und für
bewegungsfördernde Rahmenbedingungen ein, indem die Akteure miteinander vernetzt
werden und das Kinderturnen gestärkt wird.

 
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Literaturverzeichnis
Berk, L. E. (2011). Entwicklungspsychologie. 5. Aufl. München: Pearson Verlag.
Engelke, K., & Hlatky, M. (2007). Bewegung beginnt im Kopf: Koordination macht‘s perfekt; Übun-
gen, Bewegungsabläufe; mit Übungen für Jung und Alt. Wien: Verlag-Haus der Ärzte.
Everke, J. (2009). Die CoMiK-Studie, Cognition and Motor activity in Kindergarten: Entwicklung
und Evaluation eines Bewegungsförderungsprogramms zur Verbesserung motorischer und ko-
gnitiver Fähigkeiten bei Kindergartenkindern (Dissertation). Universität Konstanz, Deutschand.
Fessler, N. (2013). Entspannung lehren und lernen in der Grundschule. Aachen: Meyer & Meyer.
Fessler, N., & Weiler, A. (2013). Didaktisch-methodische Grundlegung eines Basis-Entspannungs-
trainings. In Fessler, N. (Hrsg.). Entspannung lehren und lernen in der Grundschule. S. 39-52.
Aachen: Meyer & Meyer.
Hahnenberg, U. & Diephaus, D. (2012). Das große Förder-Spiele-Buch 3. Dortmund: Borgmann Me-
dia.
Hanke, P. (2007). Anfangsunterricht: Leben und Lernen in der Schuleingangsphase. 2. Aufl. Wein-
heim, Basel: Beltz.
Hartke, B., Koch, K., & Diehl, K. (2010). Förderung in der schulischen Eingangsstufe. Stuttgart: Verlag
W. Kohlhammer.
Hartmann, C., Senf, G., Minow, H. J. (2011). Sport verstehen – Sport erleben. Bewegungs- und trai-
ningswissenschaftliche Grundlagen. 2. Aufl. Berlin: Lehmanns Media Verlag.
Holterdorf, I., & Prossowsky, P. (2010). Kleine Yoga-Rituale für jeden Tag: mit einfachen Übungen
den Schulalltag rhythmisieren;[mit DVD]. Verlag an der Ruhr.
Hunger, I. (2019). Von der Last des Körpers. In Neumann, P. & Balz, E. (Hrsg.). Grundschulsport:
empirische Einblicke und pädagogische Empfehlungen. S. 145-157. Aachen: Meyer & Meyer.
Jaffan, N. (2017). Aktive Entspannung: Ruhepausen als Erlebnis. Sportpraxis, 58 (1+2), S. 15-18.
Kalhorn, E. (2008). Entspannung mit Kindern: Ein Ideenbuch. Norderstedt: Books on Demand.
Kempf, H. D. & Fischer, J. (2004). Rückenschule für Kinder. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschen-
buch Verlag.
Knitsch, A. (2004). Förderung der Schulfähigkeit: Arbeit mit entwicklungsverzögerten Kindern im
Schuleintrittsalter. Weinheim, Basel: Beltz.
Morgenstern, U. (2007). Zum Zusammenhang von Motorik und Kognition bei Vorschulkindern.
Pilotstudie zur Entwicklung eines Testverfahrens zur qualitativen Bewertung von Arm- und
Handbewegungen (Dissertation). Universität Potsdam, Deutschland.
Moser, T. (2008). Ein gesunder Geist in einem geschickten Körper? Zur Beziehung von Bewegung,
Kognition, Sprache und Selbstbild bei 6-und 7-jährigen Kindern. Eine theoretische und empiri-
sche Studie (Dissertation). Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland. Hamburg: Diplomica
Verlag.
Pühse, U., & Ludyga, S. (2015). Bewegung & Lernen in der Grundschule. Bewegung beeinflusst
Gehirnstrukturen. Grundschule Sport, 6, S. 2-5.

 
| 57
Rusch, H. & Irrgang, W. (1994). Der Münchener Fitnesstest (MFT). Haltung und Bewegung, 14(1),
S. 4-11.
Rütten, A. & Pfeifer, K. (2016). Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung.
Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Worth, A., Woll, A., Albrecht, C., Karger, C., Mewes, N., Oberger, J., Schlenker, L., Schmidt, S., Wagner,
M. & Bös, K. (2015). MoMo-Längsschnittstudie »Physical Fitness and Physical Activity as Deter-
minants of Health Development in Children and Adolescents«. Testmanual zu den motorischen
Tests und den anthropometrischen Messungen. Karlsruhe: KIT Scientific Publishing.
Weitere Literaturempfehlungen:
Krämer, S. (2019). Wache Schule: Mit Achtsamkeit zu Ruhe und Präsenz. Paderborn: Junfermann
Verlag GmbH.
Krapf, A., Igel, U. & Kaiser, R. (2020). SpielRaum - Aktive Raumnutzung von Grundschulkindern im
öffentlichen Raum. Sportunterricht, 69(4), S. 166-171.
Müller, Chr & Mende, J. (2009). Bewegtes Lernen in Musik. Klassen 1 bis 4. St. Augustin: Academia
Verlag.
Müller, Chr. & Engemann, M. (2003b). Bewegtes Lernen in Kunst. Klassen 1 bis 4. St. Augustin:
Academia Verlag.
Müller, Chr. & Petzold, R. (2002). Längsschnittstudie bewegte Grundschule. Ergebnisse einer vier-
jährigen Erprobung eines pädagogischen Konzeptes zur bewegten Grundschule. St. Augustin:
Academia Verlag.
Müller, Chr. (2003). Bewegtes Lernen in Ethik. Klassen 1 bis 4. St. Augustin: Academia Verlag.
Müller, Chr. (2010). Bewegte Grundschule. Aspekte einer Didaktik der Bewegungserziehung als um-
fassende Aufgabe der Grundschule (3. neu bearb. Aufl.). St. Augustin: Academia Verlag.
Müller, Chr. (2006). Bewegtes Lernen Klasse 1. Didaktisch-methodische Anregungen für die Fächer
Mathematik, Deutsch und Sachunterricht (3. Aufl.). St. Augustin: Academia Verlag.
Müller, Chr. (2006). Bewegtes Lernen Klasse 2. Didaktisch-methodische Anregungen für die Fächer
Mathematik, Deutsch und Sachunterricht (3. Aufl.). St. Augustin: Academia Verlag.
Müller, Chr. (2006). Bewegtes Lernen Klasse 3 bis 4. Didaktisch-methodische Anregungen für die
Fächer Mathematik, Deutsch und Sachunterricht (3. Aufl.). St. Augustin: Academia Verlag.
Müller, Chr., Ciecinski, A. & Schlöffel, R. (2016). Bewegtes Lernen in Englisch. Anfangsunterricht in
der Grundschule (2. neu bearbeitete Auflage). St. Augustin Academia Verlag.

 
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Veröffentlichungen Freistaat Sachsen:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2005). Handreichung zur Leistungsermittlung und Leis-
tungsbewertung im Schulsport. Radebeul.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2011). Große Übergänge für kleine Leute. Praxishand-
buch für Pädagogen in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Dresden.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2018). Spielend Lernen. Bildungsangebote im Übergang
von Kindertageseinrichtungen zur Grundschule gestalten. Dresden.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2018). Förderung der emotionalen und sozialen Entwick-
lung von Kindern im Anfangsunterricht der Grundschule.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2019). Bewährtes neu denken. Dresden.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2019). Das Jahr vor Schulbeginn. Ein Elternratgeber.
Dresden.
Schulgesetz für den Freistaat Sachsen (Sächsisches Schulgesetz- SächsSchulG).
Schulordnung Grundschulen

 
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Anhang: Motorik - Tests
Name
Beschreibung
BOT-2
Bruininks-Oseretzky Test of Motor Proficiency - Second Edition
Erfassung der motorischen Fähigkeiten von Kindern im Alter von 4;0 bis 14;11 im Rahmen der pädiatrischen Ergo-, Physio-
therapie und Motopädie
53 kindgerechte, alltagsrelevante motorische Aufgaben (z.B. Malen, Schneiden, Balancieren, Ball fangen, Rennen etc.)
Untertests: 1. Feinmotorische Genauigkeit, 2. Feinmotorische Integration, 3. Handgeschicklichkeit, 4. Beidseitige Koordination,
5. Gleichgewicht, 6. Schnelligkeit und Geschicklichkeit, 7. Ballfertigkeiten und 8. Kraft
Es werden zahlreiche fein- und grobmotorische Fähigkeiten abgedeckt (Feinmotorische Steuerung, Handkoordination, Kör-
perkoordination, Kraft und Gewandtheit) sowie ein Gesamtwert der motorischen Fähigkeiten erfasst.
GRAFOS
Screening und Differentialdiagnostik der Grafomotorik im schulischen Kontext
Instrument zur Erfassung des grafomotorischen Entwicklungsstandes bei Kindern zwischen 4 und 8 Jahren
kann in Gruppen von 10 bis 15 Schülerinnen und Schülern durchgeführt werden (Differentialdiagnostik für Kinder, welche im
Screening aufgefallen sind, wird individuell durchgeführt)
Drei Komponenten:
1. Grafomotorisches Screening, welches dabei hilft, Kinder mit entsprechenden Schwierigkeiten zu erkennen und deren
Fähigkeiten anhand von Normwerten zu beurteilen (Beurteilung des Schriftproduktes mit Fokus auf Formwiedergabe
und Strichführung)
2. Beobachtungsbogen zur qualitativen Beurteilung des Schreibprozesses (direkter Bezug zum Zeichnen oder Schreiben,
wie etwa Haltung, Bewegungsfähigkeit, Motivation und Ausdauer)
3. Individuelle Differentialdiagnostik zu unterschiedlichen, zentral an der Grafomotorik beteiligten Entwicklungsbereichen
(Merkmale wie Grobmotorik, Bewegungsqualität, Feinmotorik, Kopfbewegungen, Augenbewegungen, visuelle Wahrneh-
mung, visuelles Gedächtnis sowie taktil-kinästhetische Wahrnehmung)
M-ABC-2
MOVE 4-8
Motorische Entwicklung im Vor- und Grundschulalter –
Motoriktest für 4- bis 8-jährige Kinder
Liefert nicht nur Gesamtnormwert zum motorischen Entwicklungsstand, sondern auch getrennte Normwerte zur
Feinmotorik und Grobmotorik bzw. Ganzkörperkoordination
Enthält außerdem normierte Fragebögen zur Einschätzung des motorischen Alltagsverhaltens durch Eltern, Erziehern und
Lehrern
Feinmotorik: 7 Untertests
Ganzkörperkoordination: 8 Untertests
Fokus auf differenzierter Abbildung von schwachen koordinativen Leistungen sowie die damit verbundene Frage nach der
Notwendigkeit der Einleitung von Fördermaßnahmen
Hoher Aufforderungscharakter und auf kleinem Raum durchführbar
MOBAK
1-4
Test zur Erfassung Motorischer Basiskompetenzen für die Klassen 1–4
Erfassung motorischer Basiskompetenzen bei 6- bis 9-jährigen Kindern in der 1.–4. Klasse im Sportunterricht und in der
Forschung
Gruppen- oder Einzeltestung.
Zusammengesetzt aus MOBAK 1–2 für 6- bis 7-jährige Kinder der 1.–2. Klasse und dem MOBAK 3–4 für 8- bis 9-jährige
Kinder der 3.–4. Klasse
Erfassen der Kompetenzbereiche: »Sich-Bewegen« (Balancieren, Rollen, Springen, Laufen) und »Etwas-Bewegen« (Werfen,
Fangen, Prellen, Dribbeln)
Dichotome Kodierung der MOBAK-Aufgaben (bestanden vs. nicht bestanden)
Movement Assessment Battery for Children – Second Edition
Überprüfung kindliche Leistungsvermögen in verschiedenen motorischen Bereichen
Drei verschiedene Testbatterie: Altersgruppe 1 (3;0-6;11 Jahre), Altersgruppe 2 (7;0-10;11 Jahre) und Altersgruppe 3 (11;0-
16;11 Jahre)
Untersuchung von drei Komponenten mit insgesamt acht Aufgaben: Handgeschicklichkeit, Ballfertigkeit, statische und dy-
namische Balance.

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Name
Beschreibung
LoMo 3-6
Leistungsinventar zur objektiven Überprüfung der Motorik
von 3- bis 6-Jährigen
Unterstützt Ärzte und Therapeuten bei der Beurteilung des motorischen Entwicklungsstandes von Kindergarten- und
Vorschulkindern
Mögliche Einsetzung bei Verdacht auf eine umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen (UEMF) besteht
Zwei Testversionen:
Version A: für die Altersgruppe 3;0 bis 4;5 Jahre
(verkürzte und leicht modifizierte Variante der Testversion B)
Version B: für die Altersgruppe 4;6 bis 6;11 Jahre
Aufgaben aus den Bereichen »Handmotorik« und »Körpermotorik« ergeben gemeinsam die Gesamtskala »Gesamtmotorik«
Mittels Fragebogen kann ein Gesamtwert zu »Alltäglichen motorischen Aktivitäten« ermittelt werden
MOT 4-6
Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder
Erfasst den motorischen Entwicklungsstand von Kindern im Vorschulalter
(4 bis 6 Jahre)
Test ermöglicht eine quantitative Auswertung der Ergebnisse
Prozessbegleitendes Beobachtungsverfahren möglich
Ermittlung motorische Entwicklungsalter für Kinder mit Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen möglich
17 Testaufgaben aus sieben motorischen Bereichen (Koordinationsfähigkeit, Feinmotorik, Gleichgewicht, Reaktionsfähigkeit,
Sprungkraft, Bewegungsgeschwindigkeit, Bewegungssteuerung)
Wahrnehmung
FEW-2
Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung – 2
Einsatzbereich: Psychologische, psychotherapeutische Dienste, ergotherapeutische Praxen, Erziehungsberatungsstellen,
Frühförderstellen, sonder- und heilpädagogische Institutionen. Kinder zwischen vier und neun Jahren
Alter: 4;0 bis 8;11 J.
Explizite Trennung in motorikfreie (motorikreduzierte) und motorikabhängige Anteile ermöglicht differenzierte Beurteilung
der kindlichen Entwicklung zur visuellen Wahrnehmung
Insgesamt acht Subtests:
1. Auge-Hand-Koordination (Räumliche Beziehungen),
2. Lage im Raum,
3. Abzeichnen (Formkonstanz),
4. Figur-Grund,
5. Räumliche Beziehungen,
6. Gestaltschließen (Formkonstanz),
7. Visuo-motorische Geschwindigkeit (Formkonstanz),
8. Formkonstanz
Jeder der acht Subtests misst einen Typ visueller Wahrnehmungsfähigkeit – klassifizierbar als Lage im Raum, Formkonstanz,
räumliche Beziehungen oder Figur-Grund
FEW-JE
Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung –
Jugendliche und Erwachsene
Einsatzbereich: Diagnostik, Therapie und Forschung (Psychologen, Ergotherapeuten, Ärzten, Erzieher etc.)
Altersbereich: 9 bis 90 Jahre
Erfassung visueller Wahrnehmungsstörungen und visuo-motorischer Störungen, die Ableitung gezielter Fördermaßnahmen
und die Evaluation von Behandlungsmaßnahmen
Sechs Untertests:
1. Abzeichnen,
2. Figur-Grund,
3. Visuo-motorische Suche,
4. Gestaltschließen,
5. Visuo-motorische Geschwindigkeit und
6. Formkonstanz
Jeder der sechs Untertests erfasst eine oder mehrere Formen visuell-perzeptueller Fähigkeiten, welche sich den Wahrneh-
mungsprozessen Raum-Lage-Position, Formkonstanz, räumliche Beziehungen und Figur-Grund-Unterscheidung zuordnen
lassen.

 
Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1, 01097 Dresden
Bürgertelefon: +49 351 56465122
E-Mail: buerger@bildung.sachsen.de
www.bildung.sachsen.de
www.bildung.sachsen.de/blog
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Facebook: @SMKsachsen
Instagram: smksachsen
YouTube: SMKsachsen
Autoren:
Prof. Dr. Almut Krapf (Diplom-Sportlehrerin)
David Senf (Diplom-Sportlehrer/LfBA)
Vanessa Schiemann (Wissenschaftliche Hilfskraft)
Gestaltung:
Hi Agentur e.K.
Illustrationen:
Patricia Bammler
Titelbild:
iStock: damircudric
Druck:
Stoba-Druck GmbH
Redaktionsschluss:
November 2020
Auflagenhöhe:
3.000 Stück
Bezug:
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