Alpakas und Lamas
Nutztiere in Sachsen
Herausgeber:
Sächsisches Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie
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Das LfULG ist eine nachgeordnete Behörde des Sächsischen
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Diese Veröffentlichung wird finanziert mit Steuermitteln
auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen
Landtags beschlossenen Haushaltes.
Redaktion:
Dr. Roland Klemm, Romi Wehlitz
Abteilung Landwirtschaft
Referat
Tierhaltung
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Fotos:
R. Klemm, D. Ullrich, A. Reinhardt, U. Wünsch
Gestaltung und Satz:
Sandstein Kommunikation GmbH
Serviceplan Solutions1 GmbH & Co.KG
Druck:
Druckerei Schütz GmbH
Redaktionsschluss:
30.10.2019
Auflage:
2.000 Exemplare; 3., aktualisierte Auflage
Papier:
gedruckt auf 100 % Recycling-Papier
Bezug:
Diese Druckschrift kann
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Zentraler Broschürenversand
der Sächsischen Staatsregierung
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Verteilerhinweis
Diese Informationsschrift wird von der Sächsischen
Staatsregierung im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen
Verpflichtung zur Information der Öffentlichkeit
herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von
deren Kandidaten oder Helfern im Zeitraum von sechs
Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung
verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen.
liegt zwischen 1,0 und 3,0 kg. Eine Ausnahme bilden die stark
bewollten Lamas, die jedes Jahr 1,5 bis 5,0 kg Wolle liefern.
Alpaka- und Lamafasern haben ein sehr gutes Isoliervermögen,
wirken temperaturausgleichend und können viel Feuchtigkeit
aufnehmen.
Das Isoliervermögen wird durch Luftein-
schlüsse (mehrere Hohlräume) in den Fasern gewährleistet.
Zudem ist
jedes einzelne Haar im Vlies von Schuppen
ummantelt. Diese Schuppen haben eine geringe Höhe. Der
Absatz von einer Schuppe zur anderen ist sehr gering. Daher
fühlt sich die Alpakafaser weich, geschmeidig und angenehm
an. Darüber hinaus hat naturbelassene Alpaka-/Lamawolle
eine antibakterielle Wirkung. Auf ihrer Oberfläche können sich
Bakterien nicht vermehren und sterben ab. Diese Eigenschaft
von Naturwolle verhindert eine lästige Geruchsentwicklung.
Neuweltkamelidenwolle ist besonders für Wollallergiker
geeignet. Die Wolle enthält wenig oder gar kein Lanolin, an
dem Staub und mikroskopische Allergene haften könnten.
Sehr feine Alpakawolle (Babyalpaka) wird für edle Textilien
und Babyartikel verwendet. Die übrige Wolle (Superfine) wird
z. B. für Mützen, Socken, Westen, Jacken, Ponchos oder Hüte
genutzt. Gröbere Alpakafasern und Lamawolle werden zu
Betten- und Deckenfüllungen verarbeitet. Sortiert wird aber
nicht nur nach Qualität, sondern auch nach Farbe.
Huacaya-Alpakas
– aufmerksame Beobachter
Welche Futtergrundlage ist notwendig?
Die Ansprüche von Neuweltkameliden an das Futter sind
eher bescheiden, sowohl was Energie- und Proteingehalt
als auch die Menge betrifft. Alpakas und Lamas sind Pflan-
zenfresser
und ernähren sich von Gräsern, krautigen
Pflanzen, Sträuchern, Flechten, Blättern und Pilzen. Ganz-
jährig wird Heu zugefüttert. Im Winter können Futterrüben,
Rübenschnitzel oder Möhren den fehlenden Grünlandauf-
wuchs ausgleichen. Zusätzliche Kraftfuttergaben sind nicht
notwendig, bei hochtragenden Stuten oder schwächeren
älteren Tieren aber sinnvoll. Zu einer ausgewogenen Ernäh-
rung gehören auch Mineralfutter und Salzlecksteine. Anders
als die Altweltkamele brauchen Alpakas und Lamas täglich
frisches Wasser.
Was ist besonders an der Wolle?
Die Alpakawolle gehört zu den wertvollsten Naturfasern.
Während die Huacaya-Alpakas jedes Jahr geschoren werden
und 1,5 bis 5,0 kg Wolle liefern, erzielen die Suri diesen Ertrag
bei einem zweijährigen Schurintervall. Auch bei den klassi-
schen Lamas erfolgt die Schur aller zwei Jahre, der Schurertrag
Wissens
W
e r t e s
kompakt
Zur Blütezeit des Inkareiches im 11. und 12. Jahrhundert er-
langte die Zucht der »Kleinkamele« ihren Höhepunkt. Auf den
Straßen Südamerikas – das Inkareich verfügte über ein gutes
Wegenetz – transportierten die Lamas Waren, Gold und Waf-
fen. Die kleineren Alpakas lieferten die Wolle für edle Klei-
dungsstücke. Mit Eroberung und Zerschlagung des Inkareiches
gingen auch 90 % der wertvollen Zuchttiere verloren.
Was sind Neuweltkameliden?
Im Unterschied zu den Altweltkameliden, den Trampeltieren
und Dromedaren, sind die Kameliden der Neuen Welt, in die-
sem Fall Südamerikas, höckerlos und kleiner. Daher rührt auch
der Name Kleinkamele. Neben den Alpakas und Lamas, die vom
Menschen domestiziert wurden, gibt es auch heute noch deren
wild lebende Vorfahren, das Vikunja und das Guanako. Lamas
und Alpakas gelten seit 1996 auch in Deutschland als land-
wirtschaftliche Nutztiere.
Wie sind die Halter und Züchter organisiert?
Für Züchter in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und
Brandenburg ist in erster Linie der Alpaka- und Lama-
zuchtverband Mitteldeutschland e. V. Ansprechpartner. Einige
Züchter sind
auch
in dem bundesweiten Alpakazucht-
verband Deutschland e. V. (AZVD) organisiert, der etwa 600
Mitglieder zählt.
Außerdem zu nennen sind noch der Verein
der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden e.V.
sowie die Alpaca Association e.V..
Werden Rassen unterschieden?
Lamas und Alpakas werden nicht in Rassen, sondern in
Typen eingeteilt. Die beiden Alpakatypen Huacaya und Suri
werden nach der Struktur ihrer Wollfasern unterschieden.
Das Huacaya-Alpaka hat eine feine, gleichmäßig ge-
kräuselte Faser
(Crimp)
und einige Grannenhaare (Deck-
haare), die möglichst fein sein sollten. Das Suri-Alpaka
hingegen hat keine Kräuselung in der Faser, das Haar
bildet gelockte, gerade Strähnen, die am Tier herabhängen.
Der Anteil der Suri beträgt
weltweit
nur etwa 10 %. Bei
Lamas wird zwischen leicht, mittel und stark bewollten
Tieren unterschieden. Letztere sind wahrscheinlich durch
Einkreuzung mit Alpakas entstanden.
Wie ist die Zucht ausgerichtet?
Alpakas werden vor allem auf Wollfeinheit, einen geringen
Anteil an Deckhaaren sowie Dichte und Ausgeglichenheit
der Wolle gezüchtet. Auch bei den mittel bis stark
bewollten Lamas spielt die Wollqualität eine Rolle. Des
Weiteren wird der Phänotyp der Tiere (Körperbau und
-proportionen, Stellung der Gliedmaßen, Bau des Skeletts)
bewertet.
Was ist bei der Haltung dieser Tiere zu beachten?
Zunächst muss jeder Halter einen Sachkundenachweis ab-
legen.
Weil es sich bei Alpakas und Lamas um Herdentiere
handelt, sollten sie niemals einzeln gehalten werden. Für
die Unterbringung lassen sich Altställe nutzen. Es reicht
meist auch schon ein an drei Seiten geschlossener Unter-
stand mit 2 m² je Tier aus.
Bei Einstallung über Nacht wird
mehr Platz benötigt.
Wie viele Alpakas und Lamas werden in Sachsen gehalten?
Die 90 im Alpaka- und Lama-Zuchtverband Mitteldeutschland e.V.
organisierten Mitglieder halten etwa 1800
Alpakas und 100 Lamas.
Darunter sind 30 landwirtschaftliche Haupt- und Nebenerwerbs-
betriebe aus Sachsen mit
ca.
600 Tieren. Des Weiteren sind
noch 26 sächsische Hobbytierhalter mit schwankenden Tierzahlen
im Verband organisiert. Insgesamt gibt es in Sachsen 150 Halter. In
Deutschland
werden
mittlerweile
etwa 15.000 dieser
Tiere
gehalten. Der Weltbestand wird auf mehr als 8 Millionen Alpakas
und Lamas geschätzt, davon ca. 75 % in Südamerika. Große
Bestände befinden sich auch in Nordamerika und Australien.
Zu welchem Zweck werden Kameliden gehalten?
Alpakas und Lamas sind landwirtschaftliche Vielseitigkeitstiere.
Neben der Wollerzeugung werden die Tiere in der Landschafts-
pflege und zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Kameliden
sind Schwielensohler, d. h. sie schonen durch ihre weichen
Fußsohlen die Grasnarbe und verursachen kaum Trittschäden.
Lamas sind dennoch trittsicher und werden als Begleiter und
Lastenträger bei Wanderungen und Trekkingtouren eingesetzt.
Die Tiere eignen sich durch ihre Ruhe und Gelassenheit
auch gut für Therapien behinderter, suchtkranker und autistischer
Menschen.
Lama-Porträt
Lamas im Auslauf
Die offene Seite sollte dabei nach Süden, also von der
Wetterseite abgewandt, ausgerichtet sein. Der
Boden
des Stalles bzw. Unterstandes muss eben, rutschfest
und trocken sein. Günstig ist eine Einstreu mit Stroh
oder Heu. Empfehlenswert ist ein abgetrennter und
befestigter Vorplatz (Paddock) mit unmittelbarer Ver-
bindung zum Stall oder Unterstand, der jedem Tier eine
Fläche von etwa 3 m² bietet. Als Weidefläche rechnet
man mit 1 .000, besser 1.500 m² für zwei Alpakas, für
Lamas etwas mehr. Als Faustregel gilt: 10
bis
15 Tiere
pro ha.
Das Grünland sollte als Portionsweide bewirtschaftet
werden. Dadurch wird die Weide beinahe vollständig
abgefressen und die Fläche kann sich nachher besser
erholen. Zaunanlagen sollten erhöhtem Druck stand-
halten und eine Mindesthöhe bei Alpakas von 1,40
Metern und 1,60 Metern bei Lamas haben.
Des Weiteren
hat der Zaun die Mindestanforderungen zum Schutz
gegen den Wolf zu gewährleisten.
Alpakajungtier