Rohstoffprognosen für Zinn, Wolfram,
Fluss- und Schwerspat im Mittelerzgebirge
Bergbau in Sachsen, Band 19
Bergbaumonografie
Bergbau in Sachsen, Band 19
Rohstoffprognosen
für Zinn, Wolfram,
Fluss- und Schwerspat
im Mittelerzgebirge
Andreas Brosig, Andreas Barth, Andreas Knobloch und Ellen Dickmayer
Bergbaumonografie
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Oberbergamt
Freiberg 2020
ROHSA 3 hat das Ziel, alle verfügbaren geologischen, geoche-
mischen und geophysikalischen Daten zu sichern, digital zu
erschließen und zu bewerten. Im Ergebnis werden die rohstoff-
geologischen Daten über zentrale Online-Anwendungen den
Nutzern verfügbar gemacht.
Die in dieser Monografie vorgestellten Rohstoffprognosen wur-
den anhand der digitalisierten Daten und unter Verwendung
Künstlicher Neuronaler Netze (KNN) erstellt und interpretiert.
Durch die begleitende rohstoffgeologische Interpretation der
Rechenergebnisse ergeben sich Wahrscheinlichkeiten, mit de-
nen die Anreicherungen eines Rohstoffes in einem bestimmten
Gebiet zu erwarten sind. Im Resultat entstand ein Kartenwerk,
das bei der Suche nach neuen Erz- und Spatvorkommen ein
wichtiges Hilfsmittel für die Festlegung potentieller Erkun-
dungsziele darstellen kann.
Allen Autoren und Beteiligten sei für die gute Zusammenarbeit
herzlich gedankt.
Für das Gebiet des Freistaates Sachsen existiert ein unver-
gleichbar großer rohstoffgeologischer Datenfundus. Dieser
entstand im Zuge des über Jahrhunderte umgehenden Berg-
baus durch intensive Lagerstättenerkundung, durch bergbau-
liche Aufschluss- und Gewinnungstätigkeit, durch die geolo-
gische Landesaufnahme sowie durch akademische Ausbildung
und Forschung in den Geomontanwissenschaften. Die inten-
sivste Phase der Erkundung der mineralischen Rohstoffe er-
lebte Sachsen zu Zeiten der DDR.
Dieser Datenpool ist angesichts der seit 15 Jahren anhaltend
hohen internationalen Nachfrage nach Erz- und Spatrohstof-
fen erneut von großer Bedeutung. Die Rohstofferkundung auf
Erz- und Spatlagerstätten erlebt auch in Sachsen eine intensi-
ve Renaissance. Die Verfügbarkeit rohstoffgeologischer Daten
stellt für Bergbauinvestoren in Sachsen ein wichtiges Argu-
ment für ihr Engagement im Freistaat dar.
Um in diesem Kontext die Zugänglichkeit zum vorhandenen
Wissen zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen, wurde
von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen ihrer Roh-
stoffstrategie das Projekt ROHSA 3 (Rohstoffdaten Sachsen)
gestartet.
Vorwort
Norbert Eichkorn
Präsident des Sächsischen Landesamtes für
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Prof. Dr. Bernhard Cramer
Oberberghauptmann
Präsident des Sächsischen Oberbergamtes
Vorwort | 3
Inhalt
Vorwort
03
Zusammenfassung – Summary
06
1 Das Projekt ROHSA innerhalb der Rohstoffstrategie
für Sachsen
08
1.1 Rohstoffstrategie für Sachsen
08
1.2 Projekthistorie
08
1.3 Projektorganisation - Projektpartner
08
1.4 Ziele und bisherige Ergebnisse
08
2 Geologie und Rohstoffe
12
2.1 Geologischer Rahmen
12
2.1.1 Tektonometamorphe Gliederung des
Projektgebiets
12
2.1.2 Gesteinsfolge
14
2.1.3 Mineralisationen
20
2.2 Bergbaugeschichte
22
2.2.1 Überblick
22
2.2.2 Annaberg/Scheibenberg/Schlettau
22
2.2.3 Aue/Zschorlau/Bockau
24
2.2.4 Geyer/Ehrenfriedersdorf
25
2.2.5 Marienberg/Wolkenstein/Pobershau
26
2.2.6 Schwarzenberg/Pöhla
27
2.3 Auswahl der zu prognostizierenden Rohstoffe
27
2.4 Lagerstättengeologie und Vorräte
29
2.4.1 Zinnlagerstätten
29
2.4.2 Wolframlagerstätten
32
2.4.3 Spatlagerstätten
35
2.4.4 Weitere Lagerstätten metallischer Rohstoffe
36
2.4.5 Bilanzierte Vorräte
38
3 Prognoseverfahren
40
3.1 Überblick der in Rohstoffprognosen
verwendeten Verfahren
40
3.1.1 Wissensbasierte Verfahren
40
3.1.2 Datengetriebene Verfahren
42
3.2 Verwendetes Prognoseverfahren und
genutzte Software
43
3.3 Erzeugung eines Rechenprojekts mit der
advangeo® Prediction Software
44
3.3.1 Definierung von Modellgrenzen
und Basisgrid („Base Data“)
44
3.3.2 Training, Test und Anwendung der KNN
Modellszenarien („Parameterized Model“) 45
3.3.3 Ablauf der Modellierung
46
4 Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten 47
4.1 Lagerstätten und Vorkommen
47
4.1.1 Daten zu Rohstoffvorkommen
47
4.1.2 Erstellung der Trainingsdaten
(„Training Data“)
48
4.2 Geologische Daten
50
4.2.1 Bohrungen
50
4.2.2 Zweidimensionale geologische Daten
51
4.2.3 Dreidimensionale geologische Daten
56
4.3 Geophysikalische Daten
64
4.3.1 Magnetik
64
4.3.2 Gravimetrie
65
4.3.3 Gammaspektrometrie
66
4.4 Geochemische Daten
70
4.4.1 Festgesteine
70
4.4.2 Bachsedimente
70
4.5 Andere Daten
73
4.5.1 Digitales Geländemodell
73
4 | Inhaltsverzeichnis
5 Prognostizierte Rohstoffe und Prognoseszenarien 74
5.1 Zinn
74
5.1.1 Übersicht
74
5.1.2 Strukturkontrollierte Mineralisationen
74
5.1.3 Greisenkörper im Endokontakt
80
5.1.4 Lithologisch kontrollierte Mineralisationen
82
5.2 Wolfram
89
5.2.1 Übersicht
89
5.2.2 Strukturkontrollierte Mineralisationen
89
5.2.3 Lithologisch kontrollierte Mineralisationen
95
5.3 Auftreten von Skarnen ohne Berücksichtigung der
darin potenziell enthaltenen Sn-W-Mineralisation 101
5.3.1 Übersicht
101
5.3.2 Skarnhorizont „Raschau-Formation“
106
5.3.3 Skarnhorizont „Grießbach-Formation“
110
5.3.4 Skarnhorizont „Herold-Formation“
113
5.4 Flussspat
116
5.4.1 Übersicht
116
5.4.2 Strukturkontrollierte Mineralisationen
116
5.5 Schwerspat
119
5.5.1 Übersicht
119
5.5.2 Strukturkontrollierte Mineralisationen
119
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
123
6.1 Schlussfolgerungen
123
6.2 Ausblick
124
7 Glossar 126
Literaturverzeichnis
130
Anlagen
Anlage 1: Rohstoffkarte Erze / Spate – Mittleres Erzgebirge
(ROHSA 3.1) 1:50,000
Anlage 2: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Zinn (Kassiterit) im Endo- und Exokontakt, struk-
turkontrolliert: Lokalitäten
Anlage 3: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Zinn (Kassiterit) im Endo- und Exokontakt, struk-
turkontrolliert: Lokalitäten und Metallinhalte
Anlage 4: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Zinn (Kassiterit) in Greisenkörpern im Endokontakt:
Lokalitäten
Anlage 5: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Zinn (Kassiterit) in lithologisch kontrollierten Mine-
ralisationen: Lokalitäten
Anlage 6: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Zinn (Kassiterit) in lithologisch kontrollierten Mine-
ralisationen: Lokalitäten und Metallinhalte
Anlage 7: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Wolfram (Wolframit) im Exokontakt, strukturkont-
rolliert: Lokalitäten
Anlage 8: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Wolfram (Wolframit) im Exokontakt, strukturkont-
rolliert: Lokalitäten und Metallinhalte
Anlage 9: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Wolfram (Scheelit) in lithologisch kontrollierten
Mineralisationen: Lokalitäten
Anlage 10: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Wolfram (Scheelit) in lithologisch kontrollierten
Mineralisationen: Lokalitäten und Metallinhalte
Anlage 11: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Auftreten von Skarnen in der Raschau-Formation
Anlage 12: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Auftreten von Skarnen in der Grießbach-Formation
Anlage 13: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Auftreten von Skarnen in der Herold-Formation
Anlage 14: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Flussspat in strukturkontrollierten Mineralisationen
Anlage 15: Prognosekarte – Mittleres Erzgebirge (ROHSA 3.1)
1:50,000. Schwerspat in strukturkontrollierten Mineralisationen
Inhaltsverzeichnis | 5
Im Rahmen des Projektes ROHSA 3.1 wurden Rohstoffprog-
nosen für ein 740 km² großes Gebiet im Mittelerzgebirge, das
die Orte Marienberg, Annaberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf, Aue
und Schwarzenberg umfasst, angefertigt.
Auf der Basis der
vorhandenen und neu mit dem Projekt ROHSA verfügbar
gemachten Daten wurde eine zusammenfassende Dokumen-
tation des im Bearbeitungsgebiet bekannten Rohstoffinven-
tars für Erze und Spate vorgenommen und das zu erwarten-
de Rohstoffpotenzial abgeschätzt.
Für die Projektbearbeitung wurden die regionalen geophysi-
kalischen Daten (Gravimetrie, Aeromagnetik und Aerogam-
maspektroskopie), die geochemischen Daten der Bachsedi-
mentbeprobung, Lagerstättenindikatoren (Mineralgänge,
Tektonik, Gesteinsgänge, erzkontrollierende Lithologien) und
die bisher erkundeten Rohstoffe (Vorratsblöcke verschiedener
Klassen) vollkommen neu aufbereitet und zu einer einheitli-
chen Datenbasis zusammengefasst. Die Prognosen erfolgten
mit dem Verfahren der künstlichen neuronalen Netze.
Die Auswahl der prognostizierten Rohstoffe richtete sich
nach den bekannten lagerstättengeologischen Gegebenheiten
der Region, der vorliegenden Datendichte und der zukünftig
erwarteten ökonomischen Bedeutung der Rohstoffe. Für die
Metalle Zinn und Wolfram sowie die Minerale Fluss- und
Schwerspat werden Prognosekarten mit den höffigen Gebie-
ten vorgestellt, wobei bei Zinn und Wolfram zwischen struk-
turkontrollierten (Gänge) und lithologisch kontrollierten
(Skarne, Greisen) Lagerstätten differenziert wird. Für Zinn
und Wolfram werden zusätzlich quantitative Prognosen
vorgestellt.
Das Zinnpotenzial in Skarnen wird insgesamt auf mindestens
600.000 t Metallinhalt geschätzt. Die bisher berechneten und
prognostizierten Vorräte (C1, C2, c1, c2 und Delta) liegen bei
insgesamt ca. 250.000 t. Weitere Vorräte sind in der strei-
chenden Verlängerung der bekannten Vorkommen an den
Flanken des mittelerzgebirgischen Granitplutons sowie im
Umring der Schwarzenberger Kuppel zu erwarten.
Das Wolframpotenzial in Skarnen wird insgesamt auf min-
destens 120.000 t WO
3
-Inhalt geschätzt. Die bisher berech-
neten und prognostizierten Vorräte (C1, C2, c1, c2 und Delta)
liegen bei insgesamt ca. 120.000 t. Damit kann davon ausge-
gangen werden, dass die bisher bekannte und prognostizierte
Wolframmenge in etwa das Gesamtpotenzial darstellt.
Within the framework of the project ROHSA 3.1 (Raw Mate-
rials in Saxony) commodity prognoses for a part of the cen-
tral Erzgebirge were produced. The project area of 740 km²
includes the localities Marienberg, Annaberg, Geyer, Ehren-
friedersdorf, Aue and Schwarzenberg. A comprehensive doc-
umentation of the raw material inventory of metal ores,
fluorite and barite for the project area was created based on
available data, and on data made available by the ROHSA
project.
Geophysical data (gravimetry, airborne magnetic and gamma
spectroscopic data), geochemical data (stream sediment
sampling), data indicative of deposits (mineral veins, tectonic
data, dykes and ore-controlling lithologies) and exploration
data (resources and reserves of various classes) were repro-
cessed and compiled to serve as a unified database for the
project. The prognoses were calculated with artificial neural
networks.
Commodities for prognoses were selected according to the
known deposits in the project area, the amount of available
data, and the predicted economic importance. Prognostic
maps for tin, tungsten, fluorite and barite delineating the
prospective areas are presented. For tin and tungsten sepa-
rate prognoses for structurally controlled (veins) and litho-
logically controlled (greisen and skarn) deposits are provided.
Additionally, quantitative prognoses for tin and tungsten are
presented.
The tin potential in skarns is estimated at no less than
600,000 metric tons. The explored and prognosticated re-
serves and resources (class C1 and C2: probable and proved
reserves; class c1 and c2: indicated and measured resources;
class Delta: inferred resources) amount to 250,000 metric
tons. Additional resources can be expected at the slopes of
the Central Erzgebirge Granite Pluton along the strike of the
known deposits and in the circumference of the Schwarzen-
berg gneiss cupola.
The tungsten potential in skarns (calculated as WO
3
) is esti-
mated at no less than 120,000 metric tons. The explored and
prognosticated reserves and ressources are in the same
range. Therefore, no additional resources beyond what is
already known and inferred should be expected in the project
area.
Zusammenfassung
|
Summary
6 | Zusammenfassung
Höffige Gebiete für Zinn-Wolfram-Skarne in größeren Teufen
wurden insbesondere zwischen der Schwarzenberger Kuppel
und dem Granitpluton des Mittleren Erzgebirges in den Me-
tasedimenten des Kambro-Ordoviziums identifiziert.
Aufgrund der vergleichsweise hohen Zinngehalte (0,4 bis 1 %
Zinn) und ihrer größeren Mächtigkeit (bis zu 10 m im südli-
cher gelegenen Hämmerlein) sind die Skarnmineralisationen
an der Grenze der Bauwürdigkeit.
Probleme bereitet insbesondere auch beim Wolfram die Auf-
bereitbarkeit der komplexen und feinkörnigen Erze.
Das Zinnpotenzial in Gängen im Endo- und Exokontakt wird
insgesamt auf mindestens 200.000 t Metallinhalt geschätzt.
Die bisher berechneten und prognostizierten Vorräte (C1, C2,
c1, c2 und Delta) liegen bei insgesamt ca. 67.000 t. Davon
sind ca. 20 % bereits abgebaut. Aufgrund der vergleichsweise
niedrigen Gehalte (0,15 bis 0,25 % Zinn) und der geringen
Mächtigkeit der Gänge und Trümer (Zentimeter bis Dezime-
ter) sind diese Mineralisationen zumindest derzeit nicht
bauwürdig. Weitere verdeckte strukturell kontrollierte Zinn-
mineralisationen sind im Gebiet von Annaberg-Buchholz
sowie im Südostteil des Granitplutons des Mittleren Erzge-
birges zu erwarten (z. B. bei Kühnhaide).
Das Wolframpotenzial in Gängen im Exokontakt wird mit ca.
1650 t WO
3
-Inhalt im Vorkommen Aue-Bärengrund als sehr
gering eingeschätzt. Aufgrund der geringen Gehalte
(< 0,03 % WO
3
) wurde für das Gebiet von Ehrenfriedersdorf
keine Schätzung des Wolframpotenzials vorgenommen. Dort
lagern berechnete und prognostizierte Vorräte (C1, C2, c1, c2
und Delta) von insgesamt etwa 4000 t.
Das Potenzial für das Auffinden von Zinnmineralisationen in
Endokontaktgreisen kann nicht hinreichend genau einge-
schätzt werden, da es vom Feinrelief der Granitoberkante
abhängt, welches außerhalb der Explorationsgebiete nicht
bekannt ist.
Fluorit und Baryt treten in Gängen entlang großer Nordwest-
Südost streichender Störungen auf. Die wenigen bekannten
und bereits abgebauten Lagerstätten im Projektgebiet sind
wesentlich kleiner als andere Lagerstätten im Erzgebirge. Auf
Grund der begrenzten Datenbasis sind keine quantitativen
Prognosen möglich. Die Prognosekarten zeigen höffige Ge-
biete, auf die die zukünftige Exploration konzentriert werden
kann.
Prospective areas for tin and tungsten skarns were identified
in particular in Cambrian to Ordovician metasediments be-
tween the Schwarzenberg gneiss cupola and the Central
Erzgebirge Granite Pluton.
Due to the relatively high tin content (0.4 to 1 % tin) and
significant thickness (up to 10 m at the Hämmerlein deposit
just to the south of the project area) the skarn deposits are
marginally economic.
However, the complex mineralogy and fine grain size - par-
ticularly of the tungsten ores – pose unsolved problems for
processing and metal extraction.
The tin potential in vein-hosted deposits is estimated at no
less than 200,000 metric tons. The explored and prognosti-
cated reserves and resources amount to 67,000 metric tons,
of which about 20 % is already mined out. Due to the rela-
tively low tin content (0.15 to 0.25 % tin) and the low thick-
ness of the veins and offshoots (centimeters to tens of cen-
timeters) this type of mineralization is currently subeconom-
ic. Additional resources of this ore type can be expected in
the area of Annaberg-Buchholz and in the southern part of
the Central Erzgebirge Granite Pluton (e.g. at Kühnhaide).
The tungsten potential in vein-hosted deposits at Aue-
Bärengrund is estimated at a very low 1650 metric tons of
WO
3
. For the Ehrenfriedersdorf area no quantitative esti-
mates were produced because of the very low metal contents
(less than 0.03 % WO
3
). The explored and prognosticated
reserves and resources at Ehrenfriedersdorf amount to 4000
metric tons WO
3
.
The potential for tin mineralizations in endocontatct greisen
bodies cannot be estimated with sufficient precision as it
depends on the poorly known local relief of the granite sur-
face in the unexplored areas.
Fluorite and barite occur in vein-hosted deposits along large
northwest-southeast striking faults. The few known and
mined out deposits in the project area are far smaller than
known deposits in other parts of the Erzgebirge. Due to the
limited data base, no quantitative estimates are possible.
Prognostic maps delineate prospective areas where further
exploration should be focused.
Zusammenfassung | 7
1.1 Rohstoffstrategie für Sachsen
Der globale Rohstoffbedarf wird in den kommenden Jahr-
zehnten weiter wachsen. Von besonderer Bedeutung für
Zukunftstechnologien (speziell in der Elektronik und Halblei-
terindustrie) werden dabei die so genannten Hochtechnolo-
giemetalle (Antimon, Cäsium, Gallium, Germanium, Indium,
Lithium, Niob, Rubidium, Scandium, Selen, Tantal, Tellur,
Wolfram, Zinn) sein (A
NGERER u.a., 2009).
Die Produktion dieser Metalle (sowohl Primärproduktion im
Bergbau als auch Sekundärproduktion durch Recycling) wird
in den kommenden Jahren steigen müssen, um mit der Nach-
frage Schritt zu halten. Derzeit wird die Hauptmenge vieler
dieser Rohstoffe nur in wenigen Ländern produziert, z. B.
Antimon, Germanium und Indium in China oder Niob und
Tantal in Brasilien. Ein möglicher Versorgungsengpass seitens
der Produzenten hätte gravierende Auswirkungen auf die
Wirtschaft, wenn die Produktionsbasis nicht diversifiziert
wird. Damit wird auch die Frage der Rohstoffsicherheit zu
einem bedeutenden Aspekt der Unternehmensstrategie sol-
cher Betriebe werden, die in hohem Maße auf diese Rohstof-
fe angewiesen sind.
Zur Sicherung der bestehenden und zur Ansiedlung neuer
Industrie ist daher eine koordinierte Rohstoffstrategie der
verschiedenen administrativen Ebenen (EU, Bund, Länder)
notwendig. Die Rohstoffstrategie für Sachsen (S
ÄCHSISCHES
STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR, 2017)
beinhaltet u.a. die Bestandsaufnahme vorhandener heimi-
scher Rohstoffe, die Verfügbarmachung von Daten zu diesen
Rohstoffen und die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingun-
gen für die Rohstoffgewinnung. Im Interesse der Wirtschafts-
förderung soll die Rohstoffkompetenz der bestehenden Ein-
richtungen (Universitäten, Forschungszentren, Fachbehörden)
gesteigert werden.
Zu den Bereichen der sächsischen Rohstoffpolitik zählen:
■
Einheimische Primärrohstoffe: Sachsen als Bergbau-
land
■
Sekundärrohstoffe: Sachsen als Sekundärrohstoff-
land
■
Sachsen als Standort der Rohstoffwirtschaft
■
Internationale Zusammenarbeit
■
Sächsische Rohsstoffforschung
■
Fachkräfte für die Rohstoffwirtschaft
■
Sächsische Verwaltung
■
Rohstoffbewußtsein
Mit dem Projekt ROHSA, einem Schlüsselprojekt der sächsi-
schen Rohstoffstrategie, erfolgt die Umsetzung von Zielen in
den zuvor genannten Bereichen.
1.2 Projekthistorie
Die Sammlung, Sicherung und Verfügbarmachung geologi-
scher, insbesondere rohstoffgeologischer Daten und Informa-
tionen ist eine der Hauptaufgaben der Abteilung Geologie
innerhalb des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirt-
schaft und Geologie (LfULG).
Durch gestiegene Rohstoffpreise ist seit 2006 wieder eine
verstärkte Erkundung durch nationale und internationale
Bergbauunternehmen auf Erze und Spate zu verzeichnen.
Dies führte zu einer starken Nachfrage nach geologischen
Informationen und Lagerstättendaten auch für die sächsi-
schen Rohstoffvorkommen.
Infolge der jahrhundertelangen Bergbautätigkeit besonders
im Erzgebirge verfügt Sachsen über einen großen Bestand an
geologischen und anderen lagerstättenrelevanten Daten.
Insbesondere die umfangreichen Daten der letzten Erkun-
dungs- und Bergbauetappe (1945 bis 1991) lagern größten-
teils unpubliziert in verschiedenen Archiven. Die Nutzung
dieser Daten zur Neubewertung bekannter Vorkommen und
zur Ausweisung von Höffigkeitsgebieten für die weitere Er-
kundung auf bislang unbekannte Vorkommen ist für potenzi-
elle Investoren im Bergbausektor von großer ökonomischer
Bedeutung.
Das Gesamtprojekt ROHSA läuft seit 2006 und gliedert sich
in verschiedene Teilprojekte.
1
Das Projekt ROHSA innerhalb der Rohstoffstra-
tegie für Sachsen
2006 ROHSA 1:
In diesem Teilprojekt wurden durch das
Geokompetenzzentrum Freiberg e. V. (GKZ) Steckbriefe für
ausgewählte Erz- und Spatvorkommen erstellt.
2008 ROHSA 2:
In dem Folgeprojekt wurden durch das GKZ
der Steckbriefkatalog auf insgesamt 139 Rohstoffvorkommen
komplettiert und veröffentlicht.
2010 bis 2011 ROHSA B:
In Zusammenarbeit von Tschechi-
schem Geologischem Dienst (Česká geologická služba, ČGS),
der Regionalen Entwicklungsagentur Ustí nad Labem (Regi-
onální rozvojová agentura Ústeckého kraje) und dem LfULG
erfolgte unter Leitung des GKZ eine Bewertung des Roh-
stoffpotenzials für acht ausgewählte Erz- und Spatlagerstät-
ten im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet. Dieses Teilprojekt
wurde im Rahmen des „Ziel 3-Programms der EU zur Förde-
rung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit 2007-2013
zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Re-
publik“ durch den Europäischen Fonds für regionale Entwick-
lung (EFRE) gefördert.
2012 Vorprojekt ROHSA 3:
Das Vorprojekt diente der Pla-
nung des Hauptprojektes ROHSA 3. Dabei wurde ein Zeitbe-
darf von 10 Jahren bei einem geplanten Budget von 22 Mio.
€ ermittelt.
2013 bis 2024 ROHSA 3:
Mit dem Beginn des Pilotprojektes
ROHSA 3.1 (Abb. 1-2) startete 2013 das auf 10 Jahre ausge-
richtete Projekt ROHSA 3. Weitere ROHSA 3 – Teilprojekte
werden in 2-Jahres-Scheiben konzipiert. Der Abschluss des
Gesamtprojektes ist für das Jahr 2024 vorgesehen. Die für die
Durchführung des Projektes ROHSA 3 erforderlichen perso-
nellen und finanziellen Ressourcen stellt der Freistaat Sach-
sen zu 100% aus dem Landeshaushalt zur Verfügung.
1.3 Projektorganisation - Projektpartner
Projektauftraggeber sind das Sächsische Staatsministerium
für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) und das Sächsische
Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
(SMWA).
Für die Bearbeitung des Projektes ROHSA 3 wurde im Jahr
2013 eine behördenübergreifende Projektgruppe gegründet,
die die Kompetenzen des LfULG und des Sächsischen Ober-
bergamts (SOBA) im Rahmen des Projektes ROHSA 3 zusam-
menfasst und die Vernetzung der Behörden bei der Projekt-
bearbeitung sicherstellt.
Ferner wurde im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum
Projekt ROHSA 3 am 22.01.2014 ein Projektbeirat berufen, in
dem Vertreter aus der Verwaltung sowie Partner aus der
Wirtschaft und der universitären Forschung aktiv mitwirken.
Der Beirat begleitet und unterstützt das Vorhaben, bewertet
die Planungen und Ergebnisse, berät die Projektgruppe in
methodisch-inhaltlichen Fragen und gibt Empfehlungen für
eine praxisorientierte Bereitstellung und Nutzung der
ROHSA-Ergebnisse.
Die Mitglieder des Projektbeirates sind
■
Prof. Dr. Wolfgang Schilka, Geokompetenzzentrum
Freiberg e.V.
■
Dr. Stefan Seiffert – SMUL
(ab 12/2019 SMEKUL)
■
Dr. Peter Jantsch (bis Februar 2015 Wolfgang Buch-
ner) – SMWA
■
Dr. Manfed Goedecke - IHK
■
Prof. Dr. Gerhard Heide (bis März 2018 Prof. Dr. Jörg
Schneider) – TU Freiberg
Abb. 1-1: Berufung der Beiratsmitglieder im Rahmen der Auftakt-
veranstaltung. v.l.n.r.: Prof. Dr. W. Schilka, Dr. S. Seiffert, W. Buch-
ner, Dr. M. Goedecke, Prof. Dr. J. Schneider. Quelle: LfULG
1.4 Ziele und bisherige Ergebnisse
Die Ziele des
Projekts ROHSA 3 lauten:
■
Nachhaltige Sicherung sächsischer Rohstoffdaten
vor Verlust, Verfall und Vergessen
■
Digitale
Verfügbarmachung der Daten für Wirt-
schaft, Wissenschaft und Verwaltung
■
Datenbereitstellung
für Neuinterpretation
■
Weitergabe
des Einsparpotenzials durch Datennut-
zung bei Erkundungs- und Untersuchungskosten
■
Stärkung
des Geomontanstandortes Sachsen
■
Ausbau
von Datenverarbeitungssystemen und Da-
tenbanken des LfULG in seiner Funktion als Staatli-
cher Geologischer Dienst.
Um diese Ziele zu erreichen, werden die Aufgaben innerhalb
des Projektes in vier Arbeitspakete untergliedert:
Arbeitspaket 1: DV-Arbeiten und Anpassungen
Bestehende Datenverarbeitungssysteme im LfULG werden
angepasst und bislang nicht vorhandene Datenbanken wer-
den neu entwickelt.
1 Das Projekt ROHSA innerhalb der Rohstoffstrategie für Sachsen | 9
Arbeitspaket 2: Archiverschließungen
In Archiven und Sammlungen werden die Unterlagen gesich-
tet und gesichert. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen bei der
Metadatenerfassung, der Digitalisierung und Verfügbarma-
chung unter Beachtung des rechtlichen Rahmens.
Arbeitspaket 3: Datenbanktechnische Erfassung von Roh-
stoffdaten
Alle relevanten Punktdaten (z. B. Bohrungen oder Probenorte)
aus analogen Unterlagen oder aus digitalen Dateien werden
erfasst und in die zentrale Aufschlussdatenbank des LfULG
übertragen. Scans zu Flächendaten, wie Karten oder Risse,
werden georeferenziert, um sie mit Geoinformationssystemen
darstellen und auswerten zu können.
Arbeitspaket 4: Wissenschaftliche Ergebnisse
Anhand von Publikationen werden die Erkenntnisse zugäng-
lich gemacht. In Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft
und Wirtschaft wurden zum Beispiel ein 3D-Modell (
) und eine Rohstoffprognose erstellt.
Abb. 1-
3
Abb. 1-3: 3D-Darstellung des im Rahmen von ROHSA 3.1 erstellten
geologischen Modells der Region Geyer-Ehrenfriedersdorf (K
IRSCH &
S
TEFFEN, 2017). In dieser Ansicht sind die Granite (hellgrau), Störun-
gen (mittelgrau) und verschiedene Typen von Erzgängen (gelb und
orange) eingeblendet.
Abb. 1-2: Das Projektgebiet ROHSA 3.1 im mittleren Erzgebirge umfasst auf einer Fläche von rund 740 km² traditionsreiche Bergbaustandorte
wie Aue, Schwarzenberg, Annaberg-Buchholz, Ehrenfriedersdorf und Marienberg
10 | 1 Das Projekt ROHSA innerhalb der Rohstoffstrategie für Sachsen
Ergebnisse
Seit 2013 wurden bisher unveröffentlichte Dokumente aus
folgenden Archiven gesichtet und erfasst:
■
Geologisches Archiv des LfULG,
■
Archiv des Sächsischen Oberbergamtes,
■
Geologisches
Archiv der Wismut GmbH,
■
Archiv der Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe (BGR),
■
Archive
von Instituten der TU Bergakademie Frei-
berg,
■
Sächsisches
Bergarchiv.
Bis Ende 2017 wurden etwa 40.000 Einzeldokumente mit
einem Umfang von etwa 2,6 Millionen Archivseiten gescannt.
Die Metadaten von rund 7.750 Dokumenten, Berichten, Qua-
lifizierungsarbeiten usw. wurden erfasst. Weiterhin wurden
über 460 Erz-Bohrungen der Wismut GmbH digitalisiert und
etwa 140.000 geophysikalische und rund 240.000 geochemi-
sche Daten datenbanktechnisch erfasst.
Für die Recherche nach rohstoffbezogenen Daten in Sachsen
steht nunmehr eine neu entwickelte ROHSA-Suchmaschine
zur Verfügung
Abb. 1-4: Startbildschirm der ROHSA-Suchmaschine. Hier können
Recherchen nach rohstoffbezogenen Daten durchgeführt werden.
1 Das Projekt ROHSA innerhalb der Rohstoffstrategie für Sachsen | 11
2.1 Geologischer Rahmen
2.1.1 Tektonometamorphe Gliederung des Projektgebiets
Das Erzgebirge ist ein variszisches Orogen, in dem verschie-
dene neoproterozoische und paläozoische Einheiten gesta-
pelt, teilweise tief versenkt und metamorphisiert wurden.
Das anschließende Zergleiten des Deckenstapels führte zur
Exhumierung einst tief versenkter Einheiten und der Platz-
nahme von granitischen Magmen in zahleichen in sich ge-
gliederten Intrusionen. Die Geschichte der geologischen
Erforschung und die sich wandelnden geowissenschaftli-
chen Konzepte und Interpretationen bis hin zum aktuellen
Kenntnisstand stellt S
EBASTIAN (2013) dar.
In der Phase der intensiven Rohstoffexploration der Jahre
1945 bis 1990 bildete sich ein stratigraphisches Modell
heraus, das die Metamorphite des Erzgebirges als mehrere
Kilometer mächtiges, vom Proterozoikum bis ins Paläozoi-
kum abgelagertes Sedimentpaket mit magmatischen Ein-
schaltungen ansieht. Die Sedimentation wird durch mehrere
Diskordanzen unterbrochen.
Nach diesem Modell werden im Proterozoikum mächtige
relativ monotone Grauwacken sedimentiert. An der Wende
Neoproterozoikum-Kambrium erfolgt eine Umstellung von
monotoner Grauwackensedimentation an einem Kontinen-
talrand zu einer abwechslungsreicheren Sedimentation in
einem stärker gegliederten marinen Ablagerungsraum. Im
frühen Ordovizium erfolgt wieder der Übergang zu mono-
toner pelitischer Sedimentation. Durch die verschiedenarti-
gen Einlagerungen und die Diskordanzen kann der Sedi-
mentstapel in Gruppen und diese in Formationen gegliedert
werden (L
ORENZ &HOTH, 1990). Dieser mächtige Sediment-
stapel wird anschließend metamorph überprägt, wobei die
untersten (und ältesten) Einheiten die stärkste Metamor-
phose erfahren. Daraus ergibt sich ein Metamorphoseprofil
von Gneisen über Glimmerschiefer zu Phylliten. In der
Spätphase der variszischen Orogenese werden diese Einhei-
ten von granitischen Schmelzen intrudiert, wobei ein älterer
und ein jüngerer Intrusivkomplex unterschieden werden.
In den 1990ern führten verschiedene Ansätze (Druck-
Temperatur-Bestimmungen von Metamorphiten: z. B. R
ÖTZ-
LER
, 1995; Geochemie: z. B. MINGRAM, 1995; tektonische
Untersuchungen: z. B. K
RONER, 1995 und zunehmend genaue
radiometrische Altersdatierungen: z. B. T
ICHOMIROWA, 2002)
zu einer Neubewertung der variszisch überprägten Einheiten
in Sachsen. Durch Untersuchung und Datierung von Zirko-
nen zeigte sich, dass der Freiberger Graugneis großteils eine
metamorph überprägte cadomische (etwa 540 Millionen
Jahre alte) granodioritische Intrusion darstellt. Entgegen der
früheren Annahme handelt es sich also nicht um die ältes-
ten proterozoischen
Grauwacken (Abb. 2-1). Datierungen
an
Metarhyolitoiden der ins mittlere Kambrium eingestuften
Grießbach-Formation erbrachten Alter von 460 bis 490
Millionen Jahren, also unteres bis mittleres Ordovizium
(L
EONHARDT, 2009b).
Aus den Druck-Temperatur-Bestimmungen an verschiede-
nen Metamorphiten wurde deutlich, dass benachbarte
Gneisareale sehr unterschiedliche Metamorphosepfade
durchlaufen haben. Diese Einheiten wurden bei der Oroge-
nese unterschiedlich tief versenkt und anschließend in ihre
heutige räumliche Anordnung gebracht. Diese Beobachtun-
gen lassen sich nicht mit dem Modell eines kontinuierlichen
Metamorphoseprofils und eines weitgehend ungestörten
Sedimentstapels vereinen. Stattdessen wird angenommen,
dass einzelne Einheiten als tektonische Decken oder als Teile
von
tektonischen Scherzonen in ihre heutige Position gelangt
sind (Abb. 2-1).
Die Intrusionsalter der Granite sind über radiometrische
Datierungen nur schwer zu ermitteln, da die Gesteine viel-
fach durch Fluide, die auch die verschiedenen Mineralisati-
onszyklen verursachten, überprägt wurden. Eine kritische
Betrachtung der bisherigen Datierungen (R
OMER, 2012)
kommt zu dem Schluss, dass nicht zwischen einem älteren
und einem jüngeren Intrusivkomplex unterschieden werden
kann und dass die Granite des Erzgebirges Intrusionsalter
von 318 bis 327 Millionen Jahren aufweisen.
Da die Untersuchungsmethoden (radiometrische Datierung,
Druck-Temperatur-Bestimmungen) nur punktuell verfügbar
sind, ist es derzeit noch schwierig, ein detailliertes tekto-
nisch-stratigraphisches Modell des Erzgebirges zu erstellen.
Die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Einheiten ist zwar
teilweise detailliert bekannt, aber durch die mangelnde
Probendichte ist eine Abgrenzung der Einheiten an man-
chen Stellen noch unsicher. Einen Überblick der tektonome-
tamorph-magmatischen Entwicklung des Erzgebirges geben
B
ERGER u. a. (2008a).
2
Geologie und Rohstoffe
12 | 2 Geologie und Rohstoffe
Im Projektgebiet kann mit den genannten Vorbehalten
folgende tektonometamorphe Gliederung aufgestellt wer-
den (Abb.
2-2):
Im Zentrum der Gneiskuppeln von Schwar-
zenberg, Annaberg, Marienberg und Reitzenhain befindet
sich das cadomische Basement (ehemals neoproterozoische
Grauwacken), das vom ausgehenden Neoproterozoikum bis
möglicherweise ins Ordovizium mehrfach von sauren Mag-
men, die heute als Augengneise und Rotgneise vorliegen,
intrudiert wurde. Diese Einheit erfuhr während der variszi-
schen Orogenese eine Mitteldruck-Mitteltemperatur-
Metamorphose. Zwischen den Gneiskuppeln von Annaberg,
Marienberg und Reitzenhain ist die Boden-Haßberg-
Měděnec-Decke, die eine Hochdruck-Hochtemperatur-
Metamorphose aufweist, dem cadomischen Basement auf-
gelagert. Über einer Scherzone folgt der Glimmerschiefer-
komplex (entspricht der Klínovec-Gruppe der lithostratigra-
phischen Gliederung), der während der variszischen Oroge-
nese geringen Drücken und mittleren Temperaturen ausge-
setzt war. Im Hangenden wird dieser von einer weiteren
Scherzone begrenzt, welche die Metarhyolitoide des Grieß-
bach-Vulkanitkomplexes und verschiedene andere Litholo-
gien mit unterschiedlichen Altern und Metamorphosegra-
den in einer tektonischen Mélange vereint. Die darauf fol-
genden Einheiten Granat-Phyllit-Komplex, Phyllitkomplex 1
und Phyllitkomplex 2 (entsprechen Breitenbrunn- bis Phy-
codenschiefer-Formation der lithostratigraphischen Gliede-
rung) sind vermutlich ein kontinuierliches Metamorphose-
profil mit nach oben hin abnehmendem Metamorphosegrad,
das nicht durch weitere Deckengrenzen getrennt ist. Der
nicht metamorphe Schieferkomplex tritt im Projektgebiet in
der Lößnitz-Zwönitz-Synklinale auf, die einen komplizierten
tektonischen Schuppenbau zeigt.
Losgelöst von der daran geknüpften stratigraphischen In-
terpretation sind die Einheiten der lithostratigraphischen
Gliederung nach wie vor ein wertvolles Mittel, um gleichar-
tige Gesteinspakete zusammenzufassen, im Gelände zu
Abb. 2-1: Lage des Projektgebiets (rot) im sächsischen Teil des Erzgebirges. Zur Gliederung der neoproterozoischen bis ordovizischen Einheiten
siehe die Erläuterungen im Text.
2 Geologie und Rohstoffe | 13
verfolgen und mit Bohrungen zu korrelieren. Die wichtigs-
ten im Projektgebiet auftretenden Einheiten mit Ausnahme
der quartären Deckschichten werden im Folgenden kurz
charakterisiert.
2.1.2 Gesteinsfolge (Abb. 2-3)
Neoproterozoikum
Osterzgebirge-Gruppe:
Von dieser Einheit tritt im Projektge-
biet nur das oberste Schichtglied, die Annaberg-Wegefarth-
Formation, im Kern der Annaberger Gneiskuppel mit einer
Mächtigkeit von etwa 1000 m auf. Diese besteht überwie-
gend aus monotonen klein- bis mittelkörnigen Zweiglimmer-
Plagioklasgneisen, die auf Grund ihrer wechselnden Einlage-
rungen in drei Subformationen gegliedert werden können.
Die Wiesa-Subformation im Liegenden zeichnet sich durch
Einlagerungen von feinkörnigen Gneisen und Amphiboliten
aus. Die folgende Neundorf-Subformation ist nahezu frei von
Einlagerungen. Im Hangenden folgt die Frohnau-
Subformation mit markanten graphitführenden Lagen (sog.
Schwarze Flöze bzw. Schwebende). Der Gneis ist häufig stark
feldspatblastisch mit flaserigem Gefüge (L
EONHARDT, 1998).
Preßnitz-Gruppe:
Die Preßnitz-Gruppe besteht in ihrer ur-
sprünglichen Definition aus der liegenden Rusová-Formation
und der hangenden Měděnec-Formation. Wie oben beschrie-
ben, werden Teile der Měděnec-Formation an den Flanken
der Annaberger Gneiskuppel heute als Scherzonen und ande-
re Teile als Decken mit eigener Metamorphosegeschichte
betrachtet. Die Preßnitz-Gruppe kann daher nicht länger als
Abb. 2-2: Tektonometamorphe Karte des Projektgebiets mit den wichtigsten Störungen, metamorphen und tektonischen Einheiten.
14 | 2 Geologie und Rohstoffe
ursprünglich sedimentärer Verband interpretiert werden. Die
heutigen Verbandsverhältnisse sind vielmehr ein Ergebnis der
variszischen Deckentektonik.
Die Rusová-Formation ist ein im Projektgebiet etwa 1000 m
mächtiger Verband aus Zweiglimmergneisen und Zweiglim-
merschiefern mit verschiedenen Einlagerungen. An der Basis
liegt mit der Natschung-Subformation eine 300 m mächtige
Abfolge von teilweise granatführenden Zweiglimmer-
Plagioklasgneisen mit Einschaltungen von Zweiglimmerschie-
fern, Muskovit-Zweifeldspatgneisen, Quarzitschiefern, Quar-
ziten und Amphiboliten. Der mittlere Teil wird von der 500
bis 700 m mächtigen Křimov-Subformation gebildet. Diese
ist durch das Auftreten klein- bis feinkörniger Zweiglimmer-
Plagioklasgneise, die lokal graphitführend sind, charakteri-
siert. An Einlagerungen treten Muskovit-Zweifeldspatgneise,
Quarzitschiefer, Quarzite und Amphibolite auf. Eine besonde-
re Erscheinung sind phyllitische Gesteine an der Fuchsleithe
bei Schlettau (L
EONHARDT, 1998). Im Hangenden folgt die bis
etwa 200 m mächtige Rittersberg-Subformation, die aus
glimmerreichen Zweiglimmerparagneisen und Zweiglimmer-
schiefern besteht. In diesen treten besonders im Raum Mari-
enberg Lagen von Metaschwarzschiefern (sog. Schwarze
Flöze) auf. Daneben gibt es Einlagerungen von Metabasiten,
Quarziten, selten auch von Metarhyolitoiden und Kalksilikat-
gesteinen (B
ERGER u. a., 2008b).
Die Měděnec-Formation tritt als mehrere hundert Meter
mächtige stark tektonisch gegliederte und gescherte Einheit
an den Rändern der Annaberger Gneiskuppel und im Bereich
Annaberg-Jöhstadt-Boden als Hochdruckeinheit auf. Die
Hauptgesteine sind Zweiglimmerparagneise, Metarhyolitoide,
Zweiglimmerschiefer, z. T. Granat-Muskowit-Glimmerschiefer
und Gneisglimmerschiefer. Die Einlagerungen sind ungleich-
mäßig verteilt und umfassen Metakarbonate, Metagrauwa-
cken, Metabasite und lokal Metakonglomerate und Quarzite
(L
EONHARDT u. a., 2012).
Niederschlag-Gruppe:
Die Niederschlag-Gruppe wird im
Projektgebiet aus monotonen feinkörnigen, seltener mittel-
körnigen Zweiglimmer-Plagioklasgneisen aufgebaut. Selten
sind Linsen von Amphibolit oder Quarzit eingelagert (L
EON-
HARDT
, 1998). Bei Erla sind einzelne Skarnlinsen bekannt
(L
EONHARDT, 2009a), die jedoch gegenüber den Skarnen in den
kambroordovizischen Gesteinen volumenmäßig unbedeutend
sind. Die Mächtigkeit reicht von 200 bis 300 m in der
Schwarzenberger Kuppel bis zu 400 bis 600 m am Ostrand
der Hundsmarter Mulde. Die Gliederung in Kovářská- und
Kunnerstein-Formation ist im Projektgebiet nicht möglich.
Orthogneise (Augengneise, Rotgneise):
Im Projektgebiet
treten zwei große Augengneiskörper im Zentrum der Schwar-
zenberger Kuppel sowie im Raum Bärenstein-Schlettau auf.
Rotgneise sind wesentlich am Aufbau des Gneisdoms von
Reitzenhain beteiligt. Beide Gesteinstypen werden als präva-
riszische, metamorph überprägte saure Intrusiva angesehen,
die in die neoproterozoischen Sedimente intrudierten. Der
Augengneis wird charakterisiert durch bis über einen Zenti-
meter große weiße bis gelbliche, selten rötliche Feldspatau-
gen. Diese bestehen sowohl aus Kalifeldspat als auch aus
Plagioklas. An Glimmern überwiegt Biotit, dessen kleinschup-
pige Kristalle sich in Lagen anreichern. Das Gestein ist häufig
plattig deformiert mit streifenartig angeordneten Augen, die
je nach dem Grad der Deformation aus mehr oder weniger
feinkörnigen Feldspäten bestehen. Die Grenzen zum Umge-
bungsgestein sind manchmal scharf, manchmal bestehen
auch breite Übergangszonen zu Zweiglimmer-
Plagioklasgneisen mit nach außen hin abnehmendem Anteil
an Feldspataugen (L
EONHARDT, 1998).
Die so genannten Rotgneise umfassen ein Spektrum von
roten bis grauen, mittel- bis riesenkörnigen (sog. Riesengneis)
Gneisen, teilweise mit Augenbildung. Im Gneisdom von
Reitzenhain bilden diese eine komplizierte mehrlagige Struk-
tur mit eingeschalteten Zweiglimmergneisen (S
EBASTIAN,
2013). Kartiertechnisch können zahlreiche Varietäten mit
kaum erkennbarer bis hin zu starker Schieferung und platti-
ger Deformation unterschieden werden. In den massig er-
scheinenden Varietäten herrscht Biotit vor, während die
deformierten Gneise in zunehmendem Maß muskovitführend
sind. Lokal sind auch Vorkommen von Turmalin bekannt (G
Ä-
BERT
, 1904).
Altersdatierungen an Zirkonen zeigen, dass die Intrusionsalter
dieser Orthogneise vom Neoproterozoikum bis vermutlich ins
Ordovizium reichen, wobei für zahlreiche Kleinvorkommen
noch keine Altersdaten existieren. Für den Bärensteiner Au-
gengneis wird ein Intrusionsalter von 575±4 Millionen Jah-
ren, also Neoproterozoikum, angegeben. Der benachbarte
Schwarzenberger Augengneis scheint mit einem Intrusionsal-
ter von 486±7 Millionen Jahren deutlich jünger zu sein
(L
EONHARDT, 1998). Für die Rotgneise von Reitzenhain wird
kambrisches oder ordovizisches Alter diskutiert (S
EBASTIAN,
2013).
Kambrium(?) bis Ordovizium
Wie oben dargestellt, sind in Folge neuerer Erkenntnisse die
Altersstellung und der stratigraphische Rang der folgenden
Einheiten unsicher. Da noch keine Neugliederung vorliegt
und da die für die Rohstoffprognose verwendeten Quellen
dem alten stratigraphischen Schema folgen, werden die
historischen Begriffe hier weiter verwendet. Die Gruppen
dürfen jedoch nicht ohne weiteres als zusammenhängende
ehemals (vulkano-)sedimentäre Komplexe interpretiert wer-
den, ebenfalls kann aus der stratigraphischen Abfolge nicht
ohne weiteres auf die relativen Alter der beteiligten Einheiten
geschlossen werden.
2 Geologie und Rohstoffe | 15
Abb. 2-3: Stratigraphisches Schema des Projektgebiets mit tektonometamorpher Gliederung. Zusammengestellt aus den GK25 Blatt
5441 Schneeberg, Blatt 5542 Aue und Blatt 5543 Annaberg-Buchholz West sowie
BERGER u. a. (2008a).
16 | 2 Geologie und Rohstoffe
Klínovec-Gruppe:
Mit der Klínovec-Gruppe beginnt der Ab-
schnitt der sogenannten bunten Gesteine, die sich durch eine
größere lithologische Vielfalt als die neoproterozoischen
Einheiten auszeichnen. Als Ursache wird ein veränderter
Sedimentationsraum angenommen. Während im Neoprotero-
zoikum Grauwackensedimentation an einem wenig geglie-
derten Kontinentalrand angenommen wird, zeigen die jünge-
ren Sedimente einen stärker gegliederten Sedimentations-
raum, in dem sich auch z. B. Karbonate und kohlenstoffreiche
Pelite bildeten, an. Die vielfältigen basischen bis sauren Vul-
kanite zeigen einen aktiven bimodalen Vulkanismus in diesem
Zeitraum an.
Die 100 bis 650 m mächtige Raschau-Formation ist durch
Einlagerungen von teils mächtigen Quarziten und Metakar-
bonaten charakterisiert. Abgesehen davon besteht sie aus
granatführenden Muskovitgneisen bis Zweiglimmergneisen.
Im unteren Teil sind auch Zweiglimmergneise und Feldspat-
glimmerschiefer verbreitet. Der bis über 200 m mächtige
Emmler-Quarzit im Unteren Teil der Formation geht über
quarzitführende Glimmerschiefer und Quarzitschiefer aus den
Nebengesteinen hervor. Das Raschau-Karbonat ist besonders
mächtig am Nord- und Nordwestrand der Hundsmarter Mul-
de ausgebildet, wo Mächtigkeiten bis 260 m erreicht werden
(E
LICKI u. a., 2008). Der Metakarbonathorizont besteht bei
Pöhla und Raschau überwiegend aus Dolomitmarmor, bei
Oberscheibe dagegen aus Calcitmarmor. Oberflächennah
zeigen sich oft Verkarstungs- und Zersatzerscheinungen.
Einzelne Lagen zeichnen sich durch eingelagerten Glimmer
oder Graphit aus. Die Marmore sind in unterschiedlichem
Ausmaß metasomatisch überprägt, bis hin zu Skarnen (L
EON-
HARDT
, 1998). Die Zinn- und Wolfram-Skarnlagerstätte Pöhla-
Globenstein liegt in diesem Niveau.
Die Obermittweida-Formation erreicht in der Hundsmarter
Mulde Mächtigkeiten von 500 bis 900 m; im Norden des
Projektgebiets geht die Mächtigkeit auf 150 bis 300 m zu-
rück. Die Hauptgesteine sind feldspatporphyroblastische
Zweiglimmerschiefer und -gneise. Daneben treten feinkörni-
ge dichte Metagrauwackengneise und die charakteristischen
Metakonglomerate auf. Diese erscheinen über das ganze
Profil verteilt als 10 bis 35 m mächtige Zonen mit geröllfüh-
renden Lagen. Es handelt sich um gerundete polymikte Geröl-
le bis zu 30 cm Größe. Neben den dominierenden Metagrau-
wacken treten Metarhyolitoide, Granit und Quarzit, selten
auch Lamprophyr, Diabas, Quarz, Kalkstein und Kalksilikatfels
auf (E
LICKI u. a., 2008).
Die Fichtelberg-Formation ist im Projektgebiet etwa 200 bis
300 m mächtig. Sie besteht aus granatführenden Muskovit-
und Feldspatglimmerschiefern mit quarzitischen Einlagerun-
gen. Nordwestlich von Ehrenfriedersdorf treten zusätzlich
Einlagerungen von teilweise quarzitischen Zweiglimmerpara-
gneisen auf (E
LICKI u. a., 2008).
Jáchymov-Gruppe:
Die Jáchymov-Gruppe wird in die liegen-
de Grießbach-Formation und die hangende Breitenbrunn-
Formation gegliedert. Beide zeigen starke Mächtigkeits-
schwankungen und sind lithologisch sehr vielfältig. Dabei
herrscht in der Grießbach-Formation ein saurer Vulkanismus
(Metarhyolitoide vom Typ Gm-Gneis) vor, der mit dem basi-
schen Vulkanismus in der Breitenbrunn-Formation kontras-
tiert. L
EONHARDT (2009b) stellt die Grießbach-Formation auf
Grund der mit 460 bis 490 Millionen Jahren datierten Meta-
Rhyolitoide in das untere bis mittlere Ordovizium. Bei einer
Interpretation dieser Einheit als tektonische Mélange können
aber auch Gesteine anderen Alters beteiligt sein, die erst im
Zuge der variszischen Orogenese in ihre heutigen Verbands-
verhältnisse gelangt sind.
Die Grießbach-Formation setzt mit einem 50 bis 200 m
mächtigen Paket von Glimmerschiefer, Kalksilikatgestein,
Marmor, Skarnen, Muskovit-Zweifeldspatgneis, graphitfüh-
rendem Glimmerschiefer und seltener Amphibolit und Quarzit
ein. Darüber folgen im so genannten Grießbach-
Vulkanitkomplex die schon genannten Metarhyolitoide.
Diese ehemaligen Vulkanite liegen heute als Muskovit-
Zweifeldspatgneise vor, die mit Glimmerschiefern und einzel-
nen Marmorlagen vergesellschaftet sind (E
LICKI u. a., 2008).
Die Breitenbrunn-Formation erreicht im Raum Elterlein
Mächtigkeiten um 1000 m, dünnt aber in der Westerzgebir-
gischen Querzone auf 100 bis 150 m aus. Neben Muskovit-
glimmerschiefern, Zweiglimmerschiefern und den charakte-
ristischen Metabasiten treten in lokal unterschiedlicher Häu-
figkeit Kalksilikatfelse, Skarne (Abb. 2-4, Abb. 2-5), graphiti-
sche Glimmerschiefer, Quarzite, Epidot-Graphitquarzite und
Muskovit-Zweifeldspatgneise auf (E
LICKI u. a., 2008).
Abb. 2-4: Beginnende Verskarnung von Marmor entlang eines
pneumatolytischen Trums, mit Spuren von Scheelit und Malayait,
Ehrenfriedersdorf, 3. Sohle (Westfeld)
2 Geologie und Rohstoffe | 17
Abb. 2-5: Granat-Pyroxenfels, durch Verskarnung aus Marmorgebil-
det. Ehrenfriedersdorf, 3. Sohle (Westfeld)
Thum-Gruppe:
Die Thum-Gruppe setzt mit der rund 250 m
mächtigen Herold-Formation ein. Diese besteht aus einer
Wechsellagerung von teils quarzitstreifigen Phylliten bis
Muskovitphylliten mit Graphitphylliten, Kalkglimmerschiefern
und Marmor. An der Basis treten auch Glimmerschieferlagen
auf. Weiterhin kommen Einlagerungen von Kalksilikatfelsen,
Skarnen, Metabasiten und Quarziten vor (E
LICKI u. a., 2008).
Die folgende im Mittel 200 bis 300 m mächtige Halbmeile-
formation besteht aus Muskovitphylliten und phyllitischen
Glimmerschiefern, die teilweise granat- und feldspatführend
sind. Als Einlagerungen treten Metabasite und untergeordnet
Quarzitschiefer bis Quarzit auf (E
LICKI u. a., 2008).
Die Jahnsbach-Formation setzt mit rund 200 m mächtigen
grüngrauen bis grauen quarzitstreifigen Phylliten ein, in die
magnetitführende Quarzitschiefer bis Muskovitquarzite ein-
gelagert sind. Darauf folgt ein 300 m mächtiges Paket von
grüngrauen, bläulichgrauen und mittel- bis lokal schwarz-
grauen tonigen Phylliten, die nur geringmächtige Quarzitla-
gen führen. Im hangenden Abschnitt folgen grüngraue bis
dunkelgraue Phyllite mit Quarzitschiefern, Quarziten und
Phyllitlagen mit eingestreuten Blauquarzklasten. Die obersten
50 bis 80 m sind als sulfidvererzte Zone ausgebildet. Die
Sulfide treten als 1 bis 3 cm, selten bis 40 cm mächtige
schichtparallele Lagen von Sphalerit und Galenit auf. Selte-
ner sind Pyrit, Chalkopyrit und Pyrrhotin vertreten. Das in
dieser Schicht gelegene Blei-Zink-Vorkommen Jahnsbach
wird in Kapitel 2.2.4 und 2.4.4 kurz beschrieben. Die
stratiformen Vererzungen bei Bockau werden ebenfalls dieser
Zone zugeordnet (B
ERGER &LEONHARDT, 2008).
Den Abschluss der Thum-Gruppe bildet die etwa 300 m
mächtige Buchberg-Formation, die aus schluffigen und toni-
gen Phylliten aufgebaut wird. Erstere sind grau bis grüngrau,
letztere blaugrau bis dunkelgrau gefärbt. An der Basis, direkt
über der Sulfiderzzone der Jahnsbach-Formation, tritt ein
Metabasithorizont mit Amphibol-Chloritschiefern auf. Im
mittleren Abschnitt treten graphitische Tonschiefer bis Gra-
phitphyllite auf (B
ERGER &LEONHARDT, 2008).
Frauenbach-Gruppe:
Diese Gruppe wird in die liegende, etwa
350 m mächtige Frauenbach-1-Formation und die hangende,
etwa 300 m mächtige Frauenbach-2-Formation gegliedert.
Beide Schichtglieder bestehen überwiegend aus grauen bis
grünlichgrauen, lokal dunkel- und violettgrauen schluffigen
bis tonigen Phylliten. In der Frauenbach-1-Formation treten
zusätzlich quarzitische Lagen und Bänder bis hin zu Einlage-
rungen von Serizitquarziten auf (B
ERGER &LEONHARDT, 2008).
Ordovizium bis Devon
Phycoden-Gruppe, Gräfenthal-Gruppe und mittelpaläozoi-
sche Einlagerungen in der Lößnitz-Zwönitz-Synklinale:
Die
Phycoden-Gruppe besteht aus der 100 bis 200 m mächtigen
Phycodendachschiefer-Formation im Liegenden und der bis
800 m mächtigen Phycodenschiefer-Formation im Hangen-
den. Die Phycodendachschiefer-Formation besteht aus grün-
grauen, monotonen, oft schlecht geschichtet erscheinenden
Schluffschiefern bzw. Schluffphylliten. Vereinzelt sind mag-
netitführende Quarzite bis Quarzitschiefer eingelagert. Die
Phycodenschiefer-Formation besteht aus teils monotonen,
teils sandstreifigen Tonschiefern bzw. Tonphylliten (B
ERGER,
2008).
Die Schichtglieder der Gräfenthal-Gruppe (Griffelschiefer,
Hauptquarzit und Lederschiefer) sowie silurische bis unterde-
vonische Kiesel- und Alaunschiefer, Graphitphyllite und teils
mächtige Metabasite sind auf den zentralen, tektonisch stark
gegliederten Teil der Lößnitz-Zwönitz-Synklinale be-
schränkt. Westlich des Projektgebietes sind diese Gesteine in
der Lagerstätte Schlema-Alberoda stark mit Urangängen
durchsetzt. Die Verteilung der Uranmineralisation auf den
Gangflächen zeigt die Kontrolle dieser durch Metabasite und
kohlenstoffführende Gesteine. Die Bergbaumonographie
„Geologie und Uranbergbau im Revier Schlema-Alberoda“
(Bergbau in Sachsen Band 14, H
ILLER u. a., 2008) enthält eine
detaillierte Darstellung dieser Gesteine und der tektonischen
Verhältnisse. Im Projektgebiet ist innerhalb dieser Gesteine
keine bedeutende Uranmineralisation bekannt. Bei Hormers-
dorf wurde jedoch ein kleines Antimonvorkommen nachge-
wiesen.
Karbon bis Perm
Granite:
Die Bedeutung der geochemisch definierten Granit-
typen wurde schon angesprochen. Auch in petrographischer
Hinsicht sind die Granite vielfältig. Der Biotitgranit vom Typ
Kirchberg tritt in grob- bis feinkörnigen Varietäten auf, wobei
in den grobkörnigen Varietäten magnesiumreiche und in den
feinkörnigen Varietäten eisenreiche Biotite vorherrschen. Die
Feldspäte sind zonare Plagioklase und Kalifeldspäte, teils mit
deutlicher Mikroklingitterung, teils – vor allem bei größeren
Kristallen – mit albitischen Entmischungslamellen. In Spuren
treten Magnetit, Ilmenit, Rutil und Zirkon auf (F
ÖRSTER u. a.,
2008).
Die Zweiglimmergranite vom Typ Bergen führen als Glimmer
eisenreichen Biotit, Siderophyllit und Muskovit. Die Feldspäte
18 | 2 Geologie und Rohstoffe
sind zonare Plagioklase und Kalifeldspäte, die häufig Mikro-
klingitterung, selten Perthit zeigen. Akzessorische Minerale
sind Apatit, Turmalin, Andalusit, Zirkon, Monazit und Xeno-
tim (F
ÖRSTER u. a., 2008).
Die Lithiumglimmergranite vom Typ Eibenstock sind im Pro-
jektgebiet die volumenmäßig bedeutendsten Granite. Neben
fein- bis grobkörnigen und porphyrischen Varietäten treten
auch Aplite, Pegmatite und Greisen auf. Mit zunehmender
Fraktionierung sind die vorherrschenden Glimmer zunächst
Siderophyllit, dann Protolithionit und schließlich Zinnwaldit.
Muskovit tritt als Anwachssäume oder in Verdrängung ande-
rer Glimmer auf. Die Feldspäte sind anorthitarmer Plagioklas
und perthitreicher Kalifeldspat, teils mit Albitsäumen. Sowohl
die Plagioklase als auch Kalifeldspäte sind phosphorreich.
Akzessorisch treten Ilmenit, Rutil, Magnetit (in gering frakti-
onierten Varietäten), Topas, Apatit, Turmalin, Zirkon, Monazit
und Xenotim auf. Aus Pegmatiten im Raum Ehrenfriedersdorf
ist eine Reihe seltener Phosphate bekannt (F
ÖRSTER u. a.,
2008).
Gesteinsgänge:
Als älteste Gangbildungen treten im Projekt-
gebiet Lamprophyre auf. Diese treten in sehr verschiedener
Orientierung und Mächtigkeit (wenige Zentimeter bis wenige
Meter) auf. Neben steil stehenden Gängen, die die Schiefe-
rung durchschlagen, gibt es auch sogenannte Lagergänge, die
konkordant zur Schieferung verlaufen. Besonders im Bereich
der Schwarzenberger Kuppel sind „Doppelgänge“ zu be-
obachten, wo am Rand eines Lamprophyrgangs später noch-
mals ein Mikrogranitgang intrudiert ist. Die Gangfüllung ist
oft stark zerklüftet. Der Lamprophyr erscheint im Handstück
als gleichmäßig fein- bis kleinkörniges massiges Gestein von
dunkelgrauer bis schwarzer, auch dunkel bräunlicher oder
grünlicher, Farbe. Im Dünnschliff zeigt sich ein porphyrisches
Gefüge mit Einsprenglingen von Biotit, Plagioklas und Pyro-
xenen bis 0,8 mm Größe. Die Grundmasse wird überwiegend
von Plagioklas und Biotit gebildet. Mit wenigen Ausnahmen
kann das Gestein als Kersantit angesprochen werden. Einzel-
ne Proben zeigen erhöhte Zinn- und Lithiumgehalte, die als
Folge einer späteren Überprägung durch die Mineralisationen
der Sn-W-Assoziation interpretiert werden. Frühere Datie-
rungen ergaben relativ junge Intrusionsalter um 305 Millio-
nen Jahre, neuere Datierungen lassen dagegen Alter um 324
Millionen Jahre korrekt erscheinen (L
EONHARDT, 1998). Letzte-
res Alter (überwiegend älter als die Granite) steht mit den
durch Kartierung und Untertageaufschlüsse nachgewiesenen
Verbandsverhältnissen im Einklang.
Mikrogranitgänge repräsentieren im Projektgebiet die jünge-
ren Bildungen aus granitischen Schmelzen. Diese bis mehrere
Meter mächtigen Gänge zeigen verschiedene Abstufungen
von gleichmäßig-feinkörnigem bis porphyrischem Gefüge,
welches Anlass für die historische Bezeichnung „Quarz-
porphyr“ war. Das Gestein ist häufig hellgrau, aber auch
hellrötlich, gelblichbraun, mittel- oder dunkelgrau. In einer
Grundmasse aus innig verwachsenem Quarz und Feldspat
treten vereinzelt Hellglimmer, häufiger idiomorphe Quarze
von 1 bis 4 mm Größe und Feldspäte bis 5 mm Größe auf
(L
EONHARDT, 1998).
Lokal kommen auch Lagergänge, die konkordant in der Schie-
ferung des Umgebungsgesteins liegen, vor. Diese können
Mächtigkeiten von 10 m und mehr erreichen, z. B. im Bereich
der Wolframvererzung von Aue-Bärengrund (L
EONHARDT,
2009a). Einige Gangschwärme sind an Granithochlagen ge-
bunden; besonders im Raum Geyer-Ehrenfriedersdorf, am
Buchholz-Granit westlich von Annaberg-Buchholz, sowie im
Südosten des Projektgebiets an der Reitzenhainer Gneiskup-
pel. Dort ist das Gestein teilweise metasomatisch verändert
(vergreisent, siehe Anlage 1).
Känozoikum
Basalte und unterlagernde Sedimente:
Unter den basalti-
schen Decken des Scheibenbergs und des Pöhlbergs haben
sich kleine Reste von eozänen Sedimenten erhalten, die ma-
ximal 40 m mächtig werden. Es handelt sich um überwiegend
fluviatile Sedimente, die ins Eozän gestellt werden. Generell
folgen über Kiesen mit bis zu faustgroßen Geröllen Sande, die
teilweise kreuzgeschichtet sind. Zum Hangenden schalten
sich vermehrt Tonlagen ein, die auf Grund ihres Schwermine-
ralspektrums und des Auftretens von Montmorillonit zumin-
dest teilweise als Tuffe angesprochen werden können. Als
Ausbruchszentrum dieser vulkanischen Aschen wird der Erup-
tivkomplex von Oberwiesenthal angenommen (L
EONHARDT,
1998).
Die Basalte können nach ihrer mineralogischen Zusammen-
setzung als Augit-Nephelinite und Augit-Leucitite klassifi-
ziert werden. Augiteinsprenglinge bis 1 cm Größe sind das
makroskopisch am besten erkennbare Mineral. Im Dünnschliff
können neben den Feldspatvertretern Nephelin und Leucit
noch Magnetit und kleinere Mengen von Biotit und Perowskit
nachgewiesen werden. Vereinzelt treten noch Analcim und
randlich serpentinisierter Olivin sowie als sekundäre Bildun-
gen Karbonate auf. Die Aufschlüsse am Scheibenberg zeigen
die Natur der Basaltkörper als Reste von Lavaströmen, die
sich in ehemaligen Tallagen ausbreiteten. Durch die Heraus-
hebung des Erzgebirges und die fortschreitende Erosion hat
sich mittlerweile das Relief umgekehrt: Die umliegenden
Hochlagen sind abgetragen, Teile des Talbodens haben sich,
geschützt durch die erosionsresistente Basaltdecke, als Tafel-
berge erhalten. Diese Deckenreste zeigen ein Abkühlgefüge
in Form von ein bis zwei Meter dicken und bis zu 20 m hohen
Basaltsäulen. An der Basis sind diese häufig durch Stauwas-
sereinfluss mehr oder weniger stark zersetzt.
Für den Basalt am Scheibenberg wurde ein K/Ar-Alter von
21,5±1,8 Millionen Jahren bestimmt, was dem Untermiozän
entspricht (P
FEIFFER u. a., 1984).
2 Geologie und Rohstoffe | 19
Weitere kleine Stöcke und Gänge von vergleichbarer Litholo-
gie sind im gesamten Zentralteil des Projektgebiets (umrissen
durch das Kartenblatt 5443 Annaberg-Buchholz West) zu
finden. So ist z. B. am Waldschachtgang des in Kapitel 2.4.3
beschriebenen Schwerspatvorkommens Schlettau auch ein
Basaltgang untertägig erschlossen worden (F
RÖLICH, 1957).
2.1.3 Mineralisationen
Das Projektgebiet beinhaltet die strukturkontrollierten Mi-
neralisationen von Marienberg, Pobershau, Annaberg und
Geyer-Ehrenfriedersdorf sowie die lithologisch kontrollier-
ten Mineralisationen im Umfeld der Schwarzenberger Kup-
pel und von Geyer. Einen Überblick über die im Untersu-
chungsgebiet bekannten Mineralvorkommen gibt
Abb. 2-6.
Ökonomische Bedeutung erlangten in der Vergangenheit
vor allem verschiedene Typen von struktur- und lithologisch
kontrollierten Zinn- und Wolfram-Mineralisationen sowie
strukturkontrollierte Fluorit-Baryt- und Polymetallminerali-
sationen (Cu, Pb, Zn, Ag, U, Co, Ni). Bekannt sind weiterhin
lithologisch kontrollierte Zn-Mineralisationen (Jahnsbach,
Zinnskarne von Geyer) mit vergleichsweise geringen Vorrä-
ten, sowie unbedeutende Mineralisationen von Antimon, z.
B. bei Hormersdorf.
Die Sn-W-Mineralisationen des Projektgebiets werden durch
die räumliche Lage verschiedener Typen von Granitintrusio-
nen kontrolliert, welche umfassend von F
ÖRSTER u. a. (1998,
2008) beschrieben und klassifiziert wurden (vgl. Tabelle 1):
■
Granit Typ Eibenstock: fluor- und phosphorreich,
mit Lithiumglimmer
→
Zinn-spezialisiert,
■
Granit Typ Bergen: fluorarm,
Zweiglimmergranit
→
Wolfram-spezialisiert,
■
Granit
Typ Kirchberg: fluorarm, Biotitgranit
→
.
of-
fensichtlich ohne metallogenetische Spezialisie-
rung
Die Zinn-Mineralisationen sind ausschließlich an den Granit
Typ Eibenstock
gebunden, der einen bedeutenden Teil des
Projektgebiets unterlagert und nur an wenigen Stellen aus-
streicht. Im Zentrum und Ostteil des Projektgebiets befindet
sich eine gut strukturierte Kuppel mit einer nach Südosten
hin offenen ringartigen Ausbildung. Über den Hochlagen
dieser Kuppel befinden sich die strukturkontrollierten (z. B.
Ehrenfriedersdorf, Wiesenbad) und die lithologisch kontrol-
lierten (Geyer) Zinn- und Polymetallmineralisationen des
mittleren Erzgebirges (Abb. 2-8). Die
weiter westlich aus-
streichende Granitkuppel des Typs Eibenstock kontrolliert
gemeinsam mit den Karbonatgesteinen der Metasedimente
der Thum-, Jáchymov- und Klínovec-Gruppe die Zinnverer-
zungen von Pöhla-Globenstein, Antonsthal und Bernsbach.
Im Osten des Untersuchungsgebietes befinden sich über
einer weiteren Hochlage dieses Granits die Zinnmineralisati-
Abb. 2-6: Der Ausschnitt aus der Karte Mineralische Rohstoffe Erzgebirge-Vogtland/Krušné hory zeigt die wichtigsten Vorkommen im Projektge-
biet und dessen Umgebung (siehe auch Anlage 1). Erläuterungen zur Karte finden sich in H
ÖSEL u. a. (1997).
20 | 2 Geologie und Rohstoffe
onen von Pobershau und die silberführenden Polymetallmi-
neralisationen von Marienberg. Die silberführenden struk-
turkontrollierten Mineralisationen von Annaberg befinden
sich im Zentrum des Untersuchungsgebietes über der Innen-
seite der Granitkuppel des Mittleren Erzgebirges.
Tabelle 1: Zuordnung der im Modellgebiet auftretenden Granitaus-
striche zu den Granittypen
Granitausstrich
Granittyp
Greifenstein-Granit
Typ Eibenstock
Ziegelberg-Granit TypEibenstock
Geyersberg-Granit
Typ Eibenstock
Wiesenbad-Granit TypEibenstock
Buchholzer Granit
Typ Eibenstock
Aue-Granit TypKirchberg
Neuwelt-Granit
Typ Bergen
Schwarzenberg-Granit TypBergen
Lauter-Granit
Typ Bergen
Erla-Granit TypBergen
Im Südwesten des Untersuchungsgebietes befinden sich
sowohl lithologisch kontrollierte (Bernsbach, Antonsthal,
Pöhla) als auch strukturell kontrollierte Wolframmineralisa-
tionen (Aue-Bärengrund). Diese Wolframmineralisationen
stehen in räumlichem Zusammenhang mit dem Granit vom
Typ Bergen, dessen Intrusionen den Granit Typ Eibenstock
ringartig umgeben.
Bedeutendere Fluorit-Barytmineralisationen (Marienberg-
Lauta, Gehringswalde, Schlettau) sind zumeist als jüngere
Mineralisationen an NW-SE streichende größere Bruchtek-
tonik bzw. anschaarende Strukturen gebunden. Fluorit tritt
weiterhin als Nebenkomponente in vielen anderen Minerali-
sationstypen auf.
Das in
Abb. 2-7
dargestellte Sn-Explorationsmodell gibt
einen schematischen Überblick über die räumliche Lage der
Sn-Lagerstätten des Erzgebirges in Bezug zu den verschie-
denen Granittypen und wesentlichen strukturellen und
lithologischen Fallen. Relevant für das Untersuchungsgebiet
sind dabei die Lagerstättentypen Ehrenfriedersdorf, Skarne
Westerzgebirge und Geyer.
Abb. 2-8: Granithochlage des mittleren Erzgebirges mit strukturkon-
trollierten Zinnlagerstätten (B
EAK, unveröffentlicht)
Abb. 2-7: Zusammenfassendes Lagerstättenmodell der granitkontrollierten Sn-Lagerstätten des Erzgebirges (BARTH u. a., 2015)
2 Geologie und Rohstoffe | 21
2.2 Bergbaugeschichte
2.2.1 Überblick
Im Vergleich zum Beginn des Bergbaus im Osterzgebirge mit
dem Silberfund in Freiberg 1168 und den Abbau von Zinnsei-
fen im böhmischen Krupka im 13. Jh. beginnt der nachgewie-
sene Bergbau im mittleren Erzgebirge rund ein Jahrhundert
später. Die ältesten Bergbauzeugnisse belegen hier ebenfalls
den Abbau von Zinnseifen, der 1278 in Ehrenfriedersdorf
erstmals urkundlich belegt ist. Der erste Höhepunkt des
Bergbaus in dieser Region wird durch die Gründung der
Bergstädte Annaberg (1496) und Marienberg (1521) und den
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts florierenden Sil-
berabbau markiert. In dieser Zeit wurden die vorhandenen
mineralogischen und lagerstättenkundlichen Kenntnisse
durch Georg Agricola (1494 – 1555) erstmals systematisch in
dessen Hauptwerken De natura fossilium libri X (1546) und
De re metallica libri XII (1556 posthum erschienen) zusam-
mengefasst.
Der Rückgang der Silbergewinnung in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts nach dem Abbau der in geringer Tiefe vor-
handenen Vorräte führte zu einer höheren Bedeutung des
Kupfer- und Zinnbergbaus. Durch den Dreißigjährigen Krieg
kam der Bergbau vielerorts zum Erliegen und auch in den
folgenden Jahrzehnten war nur eine geringe Erholung zu
verzeichnen. In dieser Zeit wurde lokal der Kobaltabbau zur
Blaufarbenherstellung bedeutsam. Ein zweiter Höhepunkt der
Silber- und Zinngewinnung im ausgehenden 18. und begin-
nenden 19. Jahrhundert geht auf die Reformen Friedrich
Wilhelm Heinrich von Trebras (1740 – 1819) zurück, der
durch die Einführung neuer Technologien eine Aufwältigung
der alten Gruben und ein Fortschreiten des Abbaus in größere
Tiefen ermöglichte. Die zunehmende Erschöpfung der Vorrä-
te, die Konkurrenz durch überseeische Silberproduzenten und
die Einführung des Goldstandards im Deutschen Reich 1873,
mit der die jahrhundertelange Bedeutung von Silber als
Münzmetall stark abnahm, führten zu einer Einstellung des
Silberbergbaus Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
(Marienberg 1899, Freiberg 1913).
Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wurden
mehrere Versuche zur Wiederaufnahme und Ausweitung des
Bergbaus insbesondere auf Zinn unternommen, die hinter den
Erwartungen zurückblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg
rückte 1946/47 die Uranprospektion und –gewinnung durch
die spätere SDAG Wismut in das Zentrum des bergbaulichen
Interesses. In den Jahren 1947 bis 1954 wurden zahlreiche
auch kleine und kleinste Uranlagerstätten im mittleren Erz-
gebirge erkundet und abgebaut. Nach dieser Phase kon-
zentrierte sich der Uranabbau auf wenige größere Lagerstät-
ten wie Schlema-Alberoda am Westrand des Prognosege-
biets. Daneben wurde auch die Zinngewinnung im Raum
Geyer-Ehrenfriedersdorf wieder aufgenommen. Nach dem
Ende der DDR erfolgten 1991 die Einstellung des Erzbergbaus
und die Einleitung verstärkter Sanierungsmaßnahmen von
bergbaulich belasteten Flächen.
Abb. 2-9: Erzwäsche in den Annaberger Gruben. Darstellung auf
dem Annaberger Bergaltar, um 1522.
Abb. 2-10: Transport des abgebauten Gesteins mit Eimern und
Schubkarren; Zerkleinerung und Auslesen der Erzstücke. Darstellung
auf dem Annaberger Bergaltar, um 1522.
2.2.2 Annaberg/Scheibenberg/Schlettau
Im Lagerstättendistrikt Annaberg wurden nach Angaben in
B
AUMANN u. a. (2000) mindestens 350 t Silber, 8700 t Kobalt,
2600 t Kupfer, 205 t Zinn und 496 t Uran (1590 t nach H
ÖSEL
u. a., 1997) gefördert. Wahrscheinlich begann der Bergbau in
diesem Revier im 15. Jahrhundert mit dem Abbau von Zinn-
seifen bei Buchholz und im Seifengrund bei Dörfel. Bereits
1477 ist ein Silberabbau in Schlettau belegt, der aber nie
größere Bedeutung erlangte. Der Silberfund bei Frohnau im
Jahre 1492 veranlasste Herzog Gregor den Bärtigen im Jahr
1496 zur Gründung der Bergstadt Annaberg. Die wuchs zu-
sammen mit der benachbarten 1501 gegründeten Bergstadt
St. Katharinenberg im Buchholz rasch auf mehr als 10.000
Einwohner an. Der erste Höhepunkt der Silberproduktion
wurde bereits um 1500 mit etwa 5500 kg Silber pro Jahr
erreicht. Im Jahr 1514 sind 38 aktive Silberguben belegt
22 | 2 Geologie und Rohstoffe
(M
ÜLLER, 1894). Eine weitere Steigerung der Produktion setze
in den 1530er Jahren mit der Entdeckung der reichen Silber-
erze in der Himmlisch-Heer-Fundgrube ein. Bis 1550 wurden
mit dem Dorothea-Stolln Abbautiefen von 110 m erreicht
(L
AHL, 1992); die Gesamtbelegschaft lag bei über 2000 Berg-
leuten (M
ÜLLER, 1894). In dieser Zeit wirkte unter anderem
der Mathematiker Adam Ries (1492 – 1559) als Bergbeamter
in Annaberg. Ein bemerkenswertes kunsthistorische Zeugnis
aus dieser Epoche ist der Annaberger Bergaltar, der auf vier
von Hans Hesse 1522/23 geschaffenen Bildtafeln detailreich
den Abbau und die Verarbeitung des Silbererzes zeigt (s. Abb.
2-9 bis Abb. 2-13). Ab 1565 ging durch den Abbau der
Reicherzzonen in geringen Tiefen die Silberproduktion stetig
zurück. Zur gleichen Zeit erlangte die Kupfergewinnung u. a.
in der St.-Briccius- und Heilige-Dreifaltigkeit-Fundgrube
größere Bedeutung (1523 bis 1712 etwa 1480 t (B
ITTMANN,
2014), davon allein im Zeitraum 1552 – 1565 ca. 340 t Kup-
fer (B
AUMANN u. a., 2000)). Die Entwicklung des Silberberg-
baus im benachbarten Scheibenberg verlief nach demselben
Muster: 1515 erster Silberfund, 1522 Gründung der Berg-
stadt Scheibenberg, ab 1545 Nachlassen der Produktion.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann mit der Gründung
des Blaufarbenwerks im Sehmatal die Kobaltförderung zur
Farbherstellung. Nach dem Abbau der bei der Silbergewin-
nung stehen gelassenen Gangzonen und der Aufarbeitung der
Halden verlagerte sich der Schwerpunkt des Bergbaus auf die
Gruben Markus Röhling und St. Andreas. Der Höhenpunkt des
Kobaltbergbaus wurde im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts
erreicht; im Jahr 1857 erfolgte aber bereits die Einstellung
der Kobaltgewinnung. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Grube
Markus Röhling mit 411 m die größte im Annaberger Revier
erreichte Tiefe (L
AHL, 1992). Ab 1730 wurde zusätzlich wieder
in geringem Umfang Silber abgebaut. Die Schließung der
letzten Silbergruben (St.-Briccius- und Himmelfahrt-
Fundgrube) erfolgte 1892, nachdem in den Jahren 1853 bis
1870 nochmals umfangreiche, aber erfolglose Arbeiten zur
Aufwältigung der alten Silbergruben auf dem Himmlisch
Heer Stehenden unternommen wurden (L
AHL, 1992). Die
letzte kurze Betriebsperiode begann 1946 mit der Uraner-
kundung durch die SAG Wismut. Der Abbau konzentrierte
sich auf das Zentralrevier im Bereich der Gruben Himmlisch
Heer, Uranus und Zeppelin in Tiefen bis 245 m (L
AHL, 1992).
Mit der Schließung von Schacht 116 endete diese Betriebs-
periode im Jahr 1959.
In den 1950er Jahren wurden bei Schlettau Gesamtvorräte
von 61.950 t Schwerspat in drei Erzgängen erkundet (F
RÖLICH,
1957).
In den Jahren 1966 bis 1991 waren die Zinnvorkommen bei
Dörfel und Buchholz Gegenstand mehrerer Erkundungsetap-
pen, in deren Ergebnis für die Struktur Buchholz Außerbilanz-
vorräte von 8380 t Zinn berechnet wurden (H
ÖSEL u. a.,
1991).
Abb. 2-11: Herstellung von Silbermünzen. Silber war über Jahrhun-
derte das wichtigste Münzmetall im Mitteleuropa, bis sich Ende des
19. Jahrhunderts der Goldstandard durchsetzte. Darstellung auf dem
Annaberger Bergaltar, um 1522.
Abb. 2-12: Schmelzöfen im Annaberger Bergbau. Darstellung auf
dem Annaberger Bergaltar, um 1522.
2 Geologie und Rohstoffe | 23
Abb. 2-13: Darstellung verschiedener bergmännische Anlagen im
16. Jahrhundert. Links wird ein neuer Stollen vorgetrieben. Darstel-
lung auf dem Annaberger Bergaltar, um 1522.
Abb. 2-14: Georg der Bärtige (1471 – 1539), Herzog von Sachsen
(Albertiner Linie) veranlasste 1496 die Gründung der Stadt Anna-
berg
Abb. 2-15: Der Rechenmeister und Annaberger Bergbeamter Adam
Ries (1492 – 1559), Holzschnitt um 1550
2.2.3 Aue/Zschorlau/Bockau
Im Gebiet von Bockau währte der Zinnbergbau von spätes-
tens 1534 bis 1847. Nach unvollständig erhaltenen Unterla-
gen betrug die Zinnproduktion mindestens 920 Zentner
(H
ÖSEL, 1969). Neben Zinngängen standen hier auch flach
einfallende Erzlager (sog. Zwitterlager) im Abbau. Außerdem
wurde in der Erzbaum-Christi-Fundgrube Smirgel (ca. 1700
bis 1840) und in der Drandorf-Fundgrube Pyrit (1810 bis
1860) gefördert. Im 17. Jahrhundert verlagerte sich der
Schwerpunkt des Bergbaus nach Norden zum Heidelberg.
Dort wurde 1661 zum ersten Mal Zinn gefunden. Bereits im
Folgejahr ging die erste Schmelzhütte in Betrieb und um das
Jahr 1700 waren etwa 40 Zinngruben im Betrieb. Die Förde-
rung ging schon nach wenigen Jahrzehnten zurück und war
zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch unbedeutend. Zur
gleichen Zeit standen in mehreren Gruben in der Umgebung
von Aue Eisenerzgänge im Abbau. Eine Besonderheit des
Bergbaus im Auer Revier sind die Kaolinvorkommen der Ze-
che St. Andreas, die um 1700 bei der Eisenerzgewinnung
entdeckt wurden. Ab 1709 war diese Grube für 150 Jahre der
alleinige Kaolinlieferant für die Porzellanmanufaktur Meißen
(S
TUTZER, 1905). An der Hakenkrümme östlich von Aue wurde
nach 1945 nochmals kurzzeitig Uran abgebaut.
Die Wolframlagerstätten von Aue-Bärengrund und Zschorlau
werden vom Modellgebiet nur randlich berührt. Während in
Zschorlau knapp westlich des Modellgebiets von 1917 bis
1955 Wolfram abgebaut wurde, fanden in Aue-Bärengrund
bisher nur Erkundungsarbeiten in den Jahren 1958 bis 1962
statt.
24 | 2 Geologie und Rohstoffe
2.2.4 Geyer/Ehrenfriedersdorf
Die Lagerstätten Ehrenfriedersdorf und Geyer wurden bereits
in den Bänden 1 und 4 der Reihe Bergbau in Sachsen (H
ÖSEL
u. a. 1994, 1996) vorgestellt. Dort finden sich auch ausführli-
che Informationen zur Bergbaugeschichte, die hier nur kurz
referiert werden.
In Ehrenfriedersdorf ist der Zinnbergbau seit 1278 urkundlich
belegt. Im benachbarten Geyer reicht der Bergbau mindes-
tens bis 1315 zurück. Ende des 14. Jahrhunderts wurde durch
den Bau des 4,9 km langen Röhrgrabens Aufschlagwasser für
Gruben und Pochwerke herangeführt und zu diesem Zweck
der Greifenbach-Stauweiher (bzw. Geyerscher Teich) und
weitere kleinere Stauweiher (s. Abb. 2-16) angelegt.
Abb. 2-16: Pingen im Greifensteingebiet bei Geyer im Manuskript
der Ersten Kursächsischen Landesaufnahme (aufgenommen von
Matthias Öder in den Jahren 1586 bis 1614; Deutsche Fotothek). Die
Greifensteine befinden sich unterhalb der Bildmitte, rechts sind die
Stauweiher am Greifenbach zu erkennen, Süden ist oben.
Nach einem Rückgang des Bergbaus zur Zeit des Dreißigjäh-
rigen Krieges stieg die Förderung bis zur Mitte des 18. Jahr-
hunderts wieder stark an. In dieser Zeit kam es durch Raub-
bau der in geringer Tiefe gelegenen Reicherzzonen zu den
Pingeneinbrüchen an der Vierung (1745) und bei Geyer (1791
bis 1807). B
AUMANN u. a. (2000) nennen für den Zeitraum
1692 bis 1847 in Geyer eine Zinnförderung von 3600 t. Dabei
waren in den Jahren 1740/41 in diesem Bereich 17 Gruben
mit rund 200 Mann Belegschaft aktiv. Der Bergbau in Geyer
wurde 1913 eingestellt. In Neundorf fand ebenfalls in gerin-
gem Umfang Zinnbergbau statt, der Mitte des 19. Jahrhun-
derts eingestellt wurde (H
ÖSEL u. a., 1985).
In Ehrenfriedersdorf wurden die bestehenden Gruben 1847
zur Vereinigt-Feld-Fundgrube zusammengeschlossen. Um
1882 wurde der Bergbau zunächst eingestellt. Im Ersten
Weltkrieg begann eine weitere kurze Betriebsperiode (Abb. 2-
17 bis Abb. 2-19), die bereits 1922 wieder endete.
Abb. 2-17: Rolle im Bergwerk Vereinigt Feld, Ehrenfriedersdorf um
1930 (Aufnahme von Arno Heinicke; Deutsche Fotothek)
Abb. 2-18: Separation des Zinnerzes auf Klaubebühnen, Ehrenfrie-
dersdorf um 1920 (Aufnahme von Arno Heinicke; Deutsche Foto-
thek)
Abb. 2-19: Ehrenfriedersdorf, Schacht und Halden am Sauberg, um
1920 (Aufnahme von Arno Heinicke; Deutsche Fotothek)
Ab 1936 unternahm die Sachsenerz GmbH weitere Erkun-
dungen und bereitete die Wiederaufnahme des Bergbaus vor.
Diese erfolgte jedoch erst 1948 mit der bisher letzten Be-
triebsperiode, die 1991 endete. In dieser Zeit wurde das
West- und Nordwest-Feld sowie das Feld Röhrenbohrer (öst-
lich der Greifensteine) im Tiefbau erschlossen. Für diese Be-
2 Geologie und Rohstoffe | 25
triebsperiode nennen BAUMANN u. a. (2000) eine Zinnproduk-
tion von 10.650 t.
Erkundet, jedoch nicht abgebaut wurden in dieser Zeit auch
die Felder Neundorf und Wiesenbad sowie die Skarnlager-
stätten Geyer-SW und Geyer-NW.
Im Gebiet von Jahnsbach wurden von 1740 bis 1855 mit
Unterbrechungen silberhaltige Blei-Zink-Erze abgebaut.
Dabei wurde ein flach einfallendes, auf etwa 200 m strei-
chender Länge aufgeschlossenes Lager auf 50 m Breite bis zu
einer Tiefe von 50 Metern abgebaut. Für die Zeiträume 1741
bis 1749, 1772 bis 1785 und 1829 bis 1837 ist eine gesamte
Silberausbeute von nur 26 kg belegt. Weitere Untersuchun-
gen in den Jahren 1962 bis 1985 wiesen Restvorräte von
22.800 t Zink und 6600 t Blei nach (H
AAKE &KÜHNE, 1985).
2.2.5 Marienberg/Wolkenstein/Pobershau
Für den Lagerstättendistrikt Marienberg-Pobershau geben
B
AUMANN u. a. (2000) die Gewinnung von rund 4000 t Zinn,
790 t Silber, 1000 t Kupfer, 120 t Uran und 45.000 t Fluss-
spat an.
Nach archäologischen Untersuchungen wurde schon Ende
des 12. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts Eisenerz abge-
baut (H
AJEK & IHLE, 2008). Bereits 1484 begann der Kupfer-
bergbau auf der Mönchsgrube bei Pobershau. Aber erst die
1519 beginnenden Silberfunde veranlassten Herzog Heinrich
den Frommen zur Gründung der Bergstadt Marienberg. Die
planmäßige Anlage der Stadt auf einem schachbrettartigen
Grundriss durch den vormaligen Freiberger Bürgermeister
Ulrich Rülein von Calw wurde zum Vorbild für ähnliche
Stadtgründungen (z. B. die Bergstadt Platten, heute Horní
Blatná, gegründet 1532).
Der Höhepunkt des Silberbergbaus wurde in den Jahren 1540
bis 1560 erreicht. Für das Jahr 1540 ist die höchste jährliche
Silberproduktion mit 10.794 kg belegt (H
AJEK &IHLE, 2008). In
den folgenden Jahrzehnten verlagerte sich die Silbergewin-
nung aus dem Stadtgebiet auf neu entdeckte periphere Vor-
kommen im Raum Lauta (Elisabeth Flacher und andere Gän-
ge) sowie südlich von Marienberg (Gelobt Land). Die dortigen
Gänge der Quarz-Polymetall-Assoziation führten vor allem
silberreiche Kupfererze, wodurch die Kupferproduktion zu-
nahm. Für den Zeitraum 1526 bis 1712 gibt B
ITTMANN (2014)
eine Förderung von 12.943 ¼ Zentner und 38 ½ Pfund Kup-
fer (etwa 655 t) an. Bei Drebach wurden auch Gänge mit
ähnlichen Paragenesen wie im Freiberger Lagerstättendistrikt
entdeckt, die ebenfalls auf Silber abgebaut wurden. Daneben
gewann auch der Zinnbergbau in Pobershau an Bedeutung.
Abb. 2-20: Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (1740 – 1819)
führte als Bergmeister von Marienberg (1767-70) Reformen ein, die
dem Silber- und Zinnabbau neuen Aufschwung gaben.
In der St. Ursula Fundgrube soll bereits 1545 die für damalige
Verhältnisse beachtliche Tiefe von 400 m erreicht worden
sein. Weitere wichtige Zinngruben waren in dieser Zeit die
Christoph-, die Vier-Brüder-, die Schießwecken- und die
Zinnerne-Flasche-Fundgrube in Pobershau. In geringerem
Umfang wurde auch in Lauta sowie Wolkenstein und Geh-
ringswalde Zinn abgebaut.
Durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) kam der
Bergbau mit Ausnahme von vier Zinngruben zum Erliegen.
Die Zahl der Bergleute ging auf weniger als 150 zurück und
auch nach dem Westfälischen Frieden erholte sich der Berg-
bau nur im geringen Maße (H
AJEK &IHLE, 2008). Zur gleichen
Zeit wurde aber auch die Gewinnung der bis dahin uninteres-
santen Metalle Wismut und Kobalt begonnen, zu der sich im
18. Jahrhundert noch die in geringerem Umfang betriebene
Gewinnung von Eisenerzen gesellte. Die wirtschaftlichen und
politischen Folgen des für Sachsen katastrophal verlaufenen
Siebenjährigen Kriegs (1756 – 1763) führten zu einem erneu-
ten Niedergang des Bergbaus.
Die Einsetzung von Trebras als Bergmeister führte ab 1767
zur Umsetzung zahlreicher Reformen zur Anhebung der Sil-
ber- und Zinnproduktion. Durch die Anlage neuer Wasserlö-
sestollen und den Einbau von Wassersäulenmaschinen war
ein Abbau in größeren Tiefen möglich. Im Jahr 1772 wurde
26 | 2 Geologie und Rohstoffe
dadurch wieder eine Silberausbeute von über 4000 Mark
(entsprechend 936 kg) erzielt (H
AJEK &IHLE, 2008). Der Rück-
gang der Silbergehalte unterhalb der Zementationszone und
die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führ-
ten im 19. Jahrhundert erneut zu rückläufiger Produktion. Die
Marienberger Silberbergbau Gesellschaft vereinigte 1861 die
verbleibenden Gruben. Die Förderung erfolgte hauptsächlich
durch den Rudolfschacht, der 1877 noch eine dampfbetrie-
bene Fördermaschine erhielt. Schließlich führte der weiter
fallende Silberpreis 1899 zur Einstellung des Bergbaus.
In den Jahren 1937 bis 1939 wurde in Pobershau auf Zinn
und Wolfram erkundet. Dazu wurde der Wildberger Richt-
schacht auf 300 m abgeteuft, letztlich auf Grund zu geringer
Metallgehalte aber kein Abbau begonnen.
In den Jahren 1947 bis 1954 wurde der Lagerstättendistrikt
auf Uran erkundet und die gewinnbaren Mengen wurden
vollständig abgebaut. Dabei konzentrierte sich der Bergbau
im so genannten Objekt 5 (F
EIRER & HILLER, 1995) auf die
Umgebung von Lauta, Gehringswalde und Wolkenstein. Mit
Hilfe von 49,2 km neuen Auffahrungen wurden mehr als
150.000 m² Gangfläche abgebaut und eine Teufe von 560 m
erreicht (H
AJEK &IHLE, 2008). Im Nachgang des Uranbergbaus
wurde noch bis 1958/59 Flussspat auf dem Tscherper Flachen
abgebaut (L
ANGE, 2000). In den Jahren 1976/77 brachte man
bei Pobershau nochmals Erkundungsbohrungen nieder, die
unter anderem den unterlagernden Granit erreichten.
2.2.6 Schwarzenberg/Pöhla
Die älteste Nachricht über den Bergbau im Schwarzenberger
Revier betrifft eine 1361 beim Kloster Grünhain in Betrieb
stehende Grube. Um 1380 sind die Anfänge der Eisenerzge-
winnung (aus flach lagernden Magnetitskarnen) bei Erla und
auch der Abbau von Zinnseifen bei Breitenbrunn belegt. Das
Schwarzwassertal entwickelte sich in den folgenden Jahr-
hunderten zu einem bedeutenden Standort der Eisengewin-
nung und -verarbeitung mit zeitweise acht Hammerwerken.
Der Bergbau auf Eisenerze lief mit Unterbrechungen bis
1933. Zeitweise wurden auch größere Mengen an Zinn und
Silber (z. B. an der Waschleithe) sowie Buntmetallen gewon-
nen. B
AUMANN u. a. (2000) nennen für die letzte Betriebsperi-
ode 1869 bis 1933 eine Fördermenge von 16.540 t Eisen, 160
t Mangan, 1080 t Zinkblende und eine kombinierte Silber-
und Kupfermenge von 14 t. In den Jahren 1946 bis 1954
wurden durch die SAG Wismut in Grünstädtel und Antonsthal
(Grube Weißer Hirsch) insgesamt ca. 640 t Uran gewonnen.
Neben den zahlreichen Magnetitskarnen wurde nördlich von
Schwarzenberg und bei Bermsgrün in geringerem Umfang
Bergbau auf Ganglagerstätten betrieben. Zu nennen sind hier
die gelbe-Birke-Fundgrube, Treue Freundschaft, Unverhofft
Glück und Stamm Asser, die jeweils auf Wismut-Kobalt-
Nickelerze bauten.
Im Süden des Schwarzenberger Reviers liegt die Komplexla-
gerstätte Pöhla-Globenstein – Hämmerlein – Tellerhäuser.
Der zentrale und der südöstliche Lagerstättenteil sind Gegen-
stand der Bergbaumonografie „Die Komplexlagerstätten
Tellerhäuser und Hämmerlein“ (Bergbau in Sachsen Band 17,
S
CHUPPAN u. a., 2012). Die nördliche Teillagerstätte Pöhla-
Globenstein liegt etwa zur Hälfte im Projektgebiet und wird
in der Monografie „Die polymetallische Skarnlagerstätte
Pöhla-Globenstein“ (Bergbau in Sachsen Band 8, H
ÖSEL u. a.,
2003) beschrieben. Hier wurden mindestens seit dem 17.
Jahrhundert oberflächennahe flach einfallende Magnetitlager
zur Eisengewinnung abgebaut. Um 1790 verzeichnen die
Sächsischen Meilenblätter allein in Pöhla drei Hammerwerke
(s. Abb. 2-21). Für die Neu-Silberhoffnungs-Fundgrube nen-
nen B
AUMANN u. a. (2000) für die Periode 1822 bis 1941 eine
Magnetitförderung von rund 27.300 t (entspricht knapp
20.000 t Eisen). Eine umfangreiche Erkundung erfolgte dann
seit der 1950ern bis 1988. Die berechneten Vorräte in Pöhla-
Globenstein betragen etwa 30.000 t Wolfram (berechnet als
WO
3
) und 79.500 t Zinn. Versuchsabbaue in dieser Zeit hin-
terließen die bekannten Zinnkammern, die heute im Besu-
cherbergwerk besichtigt werden können.
Abb. 2-21: Der Bergbau bei Pöhla um 1790 in der Darstellung der
Sächsischen Meilenblätter (Freiberger Exemplar, Blatt 243 Schwar-
zenberg/Erzgebirge; Deutsche Fotothek). Norden ist rechts oben.
Südlich und nördlich der Stauteiche sind mehrere Hammerwerke zu
erkennen. Nördlich von Groß-Pöhla wurden in einem Kalkbruch
Metakarbonate abgebaut.
2.3 Auswahl der zu prognostizierenden Rohstoffe
Wie aus dem kurzen Abriss der Bergbaugeschichte ersichtlich
wird, gibt es im Projektgebiet vielfältige Rohstoffvorkommen
der Metalle und Spate, die im Lauf der Jahrhunderte unter
verschiedenen wirtschaftlichen und technologischen Bedin-
gungen gewonnen wurden. Während im Mittelalter und der
frühen Neuzeit die Silbergewinnung im Vordergrund stand,
wuchs in der Folge die Bedeutung von anderen Metallen wie
Kobalt und Zinn. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Sil-
berabbau weitgehend eingestellt. In der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts waren Zinn und Uran neben Spaten die
bedeutendsten Produkte. Wie eingangs (siehe Kap. 1.1) er-
wähnt, wird für die kommenden Jahrzehnte ein steigender
Bedarf an Hochtechnologiemetallen (z. B. Zinn, Abb. 2-22)
erwartet.
Abb. 2-22: Der Zinnpreis zeigt bereits seit Beginn der 2000er eine
langfristig steigende Tendenz
Im Projektgebiet sind von diesen Metallen vor allem Zinn und
Wolfram in bedeutender Menge und in für einen wirtschaftli-
chen Abbau relevanter Qualität höffig. Vorkommen dieser
Metalle wurden insbesondere im Zeitraum von 1950 bis 1990
intensiv erkundet und abgebaut. Damit existiert für diese
Rohstoffe ein hoher Kenntnisstand, der Prognosen für weitere
Vorkommen und auch für die zu erwartenden Metallinhalte
erlaubt. Zinn kommt im Projektgebiet in nennenswerter
Menge in drei Lagerstättentypen vor: In strukturkontrollier-
ten Lagerstätten (Ganglagerstätten) und in lithologisch kon-
trollierten Lagerstätten im Endokontakt (Greisen) und im
Exokontakt (Skarne). Wolfram tritt ebenfalls in Ganglager-
stätten und Skarnen auf. Wolframgreisen sind bisher aus dem
Projektgebiet nicht bekannt, existieren aber in benachbarten
Regionen (z. B. Pechtelsgrün und Vykmanov bei Jáchymov)
Für einige andere Hochtechnologiemetalle (z. B. Indium) sind
Vorkommen im Projektgebiet schon lange bekannt, jedoch
rechtfertigen die bekannten geringen Gehalte keine eigen-
ständige Gewinnung. Als Nebenprodukt eines möglichen
Zinn-Wolfram-Bergbaus sind aber auch diese Metalle von
Interesse. Da vielen dieser Elemente vor dem 21. Jahrhundert
wenig Beachtung geschenkt wurde und die Gehalte allge-
mein gering sind, bestehen bisher nur unzureichende Kennt-
nisse über die Verbreitung dieser Metalle. Somit ist es noch
nicht möglich, Prognosekarten für diese Rohstoffe zu erstel-
len.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts
WISTAMERZ soll der Kenntnisstand zu diesen Metallen ver-
bessert werden. Neben der wissenschaftlichen Untersuchung
von existierendem Probenmaterial in den geowissenschaftli-
chen Sammlungen werden auch neue Primärdaten, z. B.
durch eine flächendeckende Beprobung der Bachsedimente
im Erzgebirge mit über 6000 Proben, gewonnen.
Weiterhin sind im Modellgebiet kleinere Vorkommen von
Fluss- und Schwerspat, die eine vielfältige Verwendung als
Industrieminerale finden, bekannt. Zwei kleinere Vorkommen
(Flussspat auf dem Tscherper Flachen bei Marienberg und
Schwerspat bei Schlettau) wurden bereits abgebaut. Unmit-
telbar südlich des Projektgebiets befindet sich die Grube
Niederschlag, in der seit 2013 wieder Flussspat gewonnen
wird. Durch die geringe Anzahl von Vorkommen mit bekann-
tem Rohstoffinhalt sind fundierte Prognosen für die zu er-
wartenden Mengen nicht möglich, aber es lassen sich quali-
tative Prognosen zur Lokalität weiterer möglicher Vorkom-
men erstellen. Diese können bereits ein Hilfsmittel für die
weitere Exploration sein. Daher wurden die folgenden Roh-
stoffe zur Prognose ausgewählt:
■
Zinn
■
In strukturkontrollierten Lagerstätten
■
In lithologisch kontrollierten Lagerstätten
im Exokontakt
■
In
lithologisch kontrollierten Lagerstätten
im Endokontakt
■
Wolfram
■
In
strukturkontrollierten Lagerstätten
■
In lithologisch kontrollierten Lagerstätten
im Exokontakt
■
Flussspat
in strukturkontrollierten Lagerstätten
■
Schwerspat in strukturkontrollierten Lagerstätten.
Im Projektgebiet kommen zahlreiche Skarne vor, die auch
unabhängig von ihrem Zinn- oder Wolframgehalt von Inte-
resse sein können und evtl. für die Gewinnung von Indium,
Buntmetallen oder Flussspat in Frage kommen. Die Skarnkör-
per sind dabei im Wesentlichen in drei Horizonten in der
Raschau-, Grießbach-, und Herold-Formation konzentriert.
Daher werden auch Prognosen für das Auftreten von Skarnen
ohne Beachtung des Metallinhalts durchgeführt, die ebenfalls
ein Hilfsmittel zur Exploration bisher unbekannter oder un-
genutzter Ressourcen sein können. Folgende Prognosen wer-
den daher in einem gesonderten Kapitel dargestellt:
■
Skarne
unabhängig vom Metallinhalt
■
Skarnhorizont
Raschau-Formation
■
Skarnhorizont
Grießbach-Formation
■
Skarnhorizont Herold-Formation.
28 | 2 Geologie und Rohstoffe
2.4 Lagerstättengeologie und Vorräte
2.4.1 Zinnlagerstätten
2.4.1.1
Strukturell kontrollierte Lagerstätten (Gänge,
Trümer und Greisentrümer)
Die bedeutendsten strukturell kontrollierten Zinnlagerstätten
im Erzgebirge liegen im Raum Geyer-Ehrenfriedersdorf; ande-
re Vorkommen sind Annaberg-Buchholz, Pobershau, Mühllei-
ten und auf der tschechischen Seite unter anderem Krupka,
Přebuz und Rolava. Das einzige bedeutende Erzmineral ist der
Kassiterit, der oft fein verwachsen mit anderen Mineralen
auftritt. Alle strukturkontrollierten Zinnlagerstätten sind an
die Dachbereiche bestimmter geochemisch spezialisierter
Granite (Typ Eibenstock [fluor- und phosphorreich], Typ
Schellerhau [fluorreich, phosphorarm] und einige kleine In-
trusionen) gebunden. Die Gänge treten häufig als Trümerzüge
auf, wobei mehrere geringmächtige Trümer (Abb. 2-23) in
einige Meter breiten Zonen kulissenartig angeordnet sind.
Diese sind oft mit Greisengängen und auch Greisentrümerzü-
gen vergesellschaftet, wodurch sich Übergänge von struktu-
rell und lithologisch kontrollierten Lagerstätten ergeben.
Beispiele sind die Löwenhainer Greisenzone südöstlich von
Altenberg und die Lagerstätte Schenkenshöhe im Osterzge-
birge. Auf den Gängen können die Kassiterit-Wolframit-
Quarz-Assoziation (Abb. 2-24), die Kassiterit-Silikat-
Assoziation und die Kassiterit-Sulfid-Assoziation vertreten
sein (H
ÖSEL u. a., 1997).
Abb. 2-23: Epidot-Granatfels mit schwarzem und grauem zinnfüh-
rendem Quarz-Trum (0,20 % Sn). Ehrenfriedersdorf, 3. Sohle (West-
feld)
In der Lagerstätte Ehrenfriedersdorf ist die mehrphasige
Mineralisation besonders gut untersucht. Eine Prägreisenme-
tasomatose führte im Endokontakt zur Autometasomatose
apikaler Bereiche der Granitintrusion und zur Bildung des
Stockscheiders (ein Pegmatit am Kontakt des Granits zum
Nebengestein). In den umgebenden Glimmerschiefern kann
eine durchgreifende Turmalinisierung beobachtet werden,
während in Gneisen die Ausbildung von diskreten Turmalin-
Quarz-Trümern vorherrscht. Die Hochtemperaturmetamor-
phose in Zuge der Intrusion der jüngeren Granitphasen glie-
dert sich in jeweils zwei Epochen von Vergreisenung und
anschließender Feldspatisierung. Die Vergreisenung erfasst
auch mikrogranitische Gesteinsgänge und Lamprophyre,
wodurch neben den Trümer- bzw. Gangzügen noch ein zwei-
ter Typ von strukturkontrollierter Mineralisation auftritt. Die
Ost-West bis WSW-ENE streichenden Trümerzüge sind in
dabei in Ehrenfriedersdorf die bedeutenderen Zinnträger.
Nahe des Granitkontakts können bis mehrere Dezimeter
mächtige Gänge mit Quarz als Hauptmineral festgestellt
werden, die sich im Nebengestein zunehmend im zentimeter-
bis millimeterdünne Trümer aufspalten, die im Abstand von
Zentimetern bis Dezimetern auftreten. Die Mächtigkeit der
Trümerzüge erreicht meist 2 bis 10 m, maximal 40 m.
Gangförmige Greisenzonen von teilweise mehreren Metern
Mächtigkeit, die zum zweiten Strukturtyp gehören, setzen
sich auch 70 bis 100 m tief im Granit fort. Die vergreisenten
Gesteinsgänge im Exokontakt sind meist um 10 cm, nur sel-
ten einen Meter und mehr mächtig. Die Vergreisenung er-
streckt sich bis etwa 120 m oberhalb des Granitkontakts. Die
erkundeten Restvorräte aller Vererzungstypen betragen
46.290 t Zinn mit Gehalten von 0,18 bis 0,32 % (H
ÖSEL u. a.,
1994).
Abb. 2-24: Kassiterit-Quarz-Reicherzschliere mit grobkörnigem
dunkelbraunem Kassiterit, randlich hellgrauer grobkristalliner Quarz
mit feinem grünlichem Glimmer, Übergang in feinkörnigen kassite-
ritführenden Quarz, Ehrenfriedersdorf, 2. Gezeugstrecke, Leimgrüb-
ner West
In der Lagerstätte Geyer haben stockwerkartige metasomati-
sche Vererzungen im Bereich der Pinge von Geyer die größte
Bedeutung, während Trümerzüge nur untergeordnet auftre-
ten. Der Granitstock der Pinge Geyer hat an der Oberfläche
einen Durchmesser von rund 230 m. Die Kontakte fallen über
200 m Teufe nahezu senkrecht ein, dann weitet sich der
Stock zu einer Granitkuppel aus. Der Stock ist von mehreren
Scharen von Greisentrümern durchzogen. Trümer mit umlau-
fendem Streichen finden sich nahe des Kontakts zum Neben-
2 Geologie und Rohstoffe | 29
gestein, herzyn streichende Trümer durchsetzen den ganzen
Stock, erreichen aber nur Mächtigkeiten um 3 cm. Am be-
deutendsten sind die in Trümerzügen auftretenden erzgebir-
gisch streichenden Trümer. Diese Trümerzüge sind 2 bis 6 m
mächtig und fallen mit 65 bis 85° steil ein. Mit der Teufe ist
eine zunehmende Aufspaltung und Feldspatisierung der Trü-
merzüge zu beobachten. Die Teufenreichweite der nutzbaren
Vererzung beträgt 180 m. Petrographisch handelt es sich um
Lithiumglimmer-Topasgreisen, die der ersten Vergreisenungs-
phase zuzuordnen sind. Die häufigsten Erzminerale sind Kas-
siterit und als jüngere hochthermale Bildungen Arsenopyrit
und Löllingit. Weniger häufig sind Wolframit und als ältestes
Erzmineral Molybdänit. Nach unvollständigen Aufstellungen
wurden aus der Lagerstätte, die bis auf unbedeutende Reste
abgebaut ist, 72.605 Zentner Zinn gewonnen. In der letzten
Betriebsperiode wurde Roherz mit Gehalten von 0,3 % Zinn
und 0,10 % WO
3
gefördert. (HÖSEL u. a., 1996).
Die bisher nicht abgebaute Lagerstätte Neundorf ist eine 200
m breite und 1100 m lange Zone mit drei WSW-ENE strei-
chenden Trümerzügen, die ähnlich wie in Ehrenfriedersdorf
ausgebildet sind. Die erkundeten Vorräte betragen 3570 t bei
Zinngehalten von 0,17 % (H
ÖSEL u. a., 1994).
In dem weiter sudöstlich befindlichen Vorkommen Wiesenbad
ist der Erkundungsstand gering. Es sind mehrere geringmäch-
tige Quarz-Kassiterit-Trümerzüge mit WSW-ENE- bis SW-
NE-Streichen bekannt. Diese werden von NW-SE streichen-
den Quarz-Hämatit-Gängen geschnitten (GKZ, 2008).
In Pobershau folgt ebenfalls auf die Bildung von Quarz-
Turmalin-Trümern die Bildung von bis zu 6 m mächtigen
Trümerzügen mit Kassiterit-Wolframit-Arsenopyrit-Löllingit-
Vererzung. In einer weiteren lithium- und fluorbetonten
Phase bildeten sich mit ähnlicher Mineralisation sowohl
weitere Trümerzüge als auch bis zu einem Meter mächtige
und im Streichen 1500 m aushaltende Zinnerzgänge
(B
AUMANN u. a., 2000). Die Teufenreichweite der Vererzung
beträgt maximal 500 m (GKZ, 2008). Eine Endokontaktverer-
zung ist bisher nicht bekannt, da nur wenige Bohrungen den
Granit erreichten. Der Großteil der 4000 t Zinn (B
AUMANN u.
a., 2000), die im Revier Marienberg gefördert wurden,
stammt aus Pobershau. Die Restvorräte werden mit 5000 t
Zinn bei Gehalten von 0,2 % angegeben (GKZ, 2008).
Zuletzt ist noch die in den 1980ern erkundete Lagerstätte
Buchholz mit einem Zinninhalt von 8380 t bei Gehalten von
0,23 % Zinn zu nennen. Das benachbarte Vorkommen Grund-
teichschänke bei Dörfel ist nach dem erreichten Erkundungs-
stand mit weniger als 1000 t Zinninhalt ohne ökonomisches
Interesse (H
ÖSEL u. a., 1991). Auch hier treten in den Nach-
barschaft der Granithochlage Buchholz mehrere WSW-ENE
streichende Trümerzüge und in geringerem Umfang Greisen-
gänge auf. Die Bildungsstadien und Vererzungstypen sind
ähnlich wie in Ehrenfriedersdorf.
2.4.1.2
Lithologisch kontrollierte Lagerstätten (Skarne
und Greisenkörper)
Greisenkörper
Greisen sind pneumatolytisch umgewandelte Granite oder
andere saure Magmatite, in denen der Feldspat verdrängt
wird. Dabei können sich Fluorit, Turmalin, Topas oder auch
Erzminerale wie Kassiterit und Arsenopyrit neu bilden (Abb.
2-25, Abb. 2-27). Greisen treten meist als Stöcke, schlauch-
oder gangförmige Körper in den höchsten Teilen von Gra-
nitintrusionen auf, wo sich bei der Kristallisation des Mag-
mas die Restschmelzen bzw. Fluide sammeln.
Zinngreisen sind im Projektgebiet bisher nur in einigen grö-
ßeren Körpern im Bereich der Lagerstätte Ehrenfriedersdorf
(Grubenreviere Sauberg und Vierung) bekannt. Neben diesen
kompakten Körpern gibt es im Raum Ehrenfriedersdorf-Geyer
auch zahlreiche Greisengänge mit unterschiedlicher Erzfüh-
rung. Es werden zwei Phasen der Greisenbildung unterschie-
den: In der älteren Phase bilden sich Lithiumglimmer-
Topasgreisen, in der jüngeren Phase Muskovit-Topasgreisen.
Hauptminerale sind der jeweilige Glimmer, Quarz und Topas,
daneben treten noch Fluorit und Triplit auf. Die Haupterzmi-
nerale sind in beiden Phasen Kassiterit und Arsenopyrit, un-
tergeordnet treten Molybdänit und Wolframit auf. Im Grei-
fensteingebiet tritt akzessorisch noch Sphalerit auf.
Die großen Greisenkörper im Revier Sauberg (Abb. 2-26) sind
an zwei NE-SW streichende Granithochlagen gebunden, die
jeweils an der Südostflanke steiler als an der Nordwestflanke
aufragen. Der Westgreisen ist ein langgezogener, flach nach
Südwesten einfallender schlauchförmiger Körper von etwa
500 m Länge und 30 bis 50 m Breite.
Abb. 2-25: Grauer mittelkörniger Greisen mit Arsenopyrit/Löllingit
(Asp), Pinge Geyer
30 | 2 Geologie und Rohstoffe
Abb. 2-27: Gelbgrauer grobkörniger Topas(Top)-Quarz-
Kassiterit(Kas)-Greisen mit Zinn-, Wolfram- und Niobführung.
Ehrenfriedersdorf, 6. Sohle, Ostfeld
Die Hangendgrenze folgt weitgehend dem Nebengesteins-
kontakt, im Liegenden zeigen sich fließende Übergänge zum
Granit. Die höchsten Zinnkonzentrationen von 0,4 bis 0,8 %
werden in der Hangendpartie erreicht, an den Flanken sinken
die Gehalte auf 0,2 % ab. Der Ostgreisen ist dagegen ein
gedrungener 130 x 80 m messender Körper (H
ÖSEL u. a.,
1994).
Skarne
Während Skarne im Projektgebiet weit verbreitet sind, wur-
den größere Vorkommen von Zinnskarnen bisher nur süd-
westlich und nordöstlich von Geyer sowie bei Pöhla erkundet.
Die Zinn- und Wolfram-Skarnlagerstätte Pöhla-Globenstein
wird in Kapitel 2.4.2.2 näher beschrieben.
Die Vorkommen bei Geyer liegen in der hier überwiegend aus
Glimmerschiefern aufgebauten Plavno-Subformation der
Grießbach-Formation. Im Hangenden schließt sich ein 40 bis
70 m mächtiger Muskovitgneis (Metarhyolitoid) an, der der
Boži-Dar-Subformation zugeordnet werden kann. Das ge-
samte Schichtpaket streicht SW-NE und fällt mit 30 bis 40°
nach Nordwesten ein. Die Tiefenreichweite beträgt etwa 200
m bis zum Granitkontakt. Über diesem ist ein 25 bis 50 m
mächtiger Kontakthof mit Hornfelsen ausgebildet.
Des Weiteren treten NE-SW und E-W streichende Mikrogra-
nitgänge sowie E-W streichende steil stehende Störungen
mit 2-15 m mächtigen Brekzienzonen auf. Die NW-SE ver-
laufenden ebenfalls steil stehenden 15 bis 20 m breiten Zer-
reibungszonen der Hermannsdorfer und Schönfelder Störung
sind weitere wichtige Strukturelemente. In Geyer-Südwest
lassen sich drei Skarnlager mit bis zu 3 km streichender Er-
streckung unterscheiden, die jeweils aus mehreren linsenför-
migen Skarnkörpern aufgebaut sind. Die streichende Erstre-
ckung dieser Körper schwankt von 50 bis 500 m, die Mäch-
tigkeit liegt meist bei wenigen Metern mit einer Schwan-
kungsbreite von 0,5 bis 7 m. Petrologisch lassen sich Granat-
Pyroxen- (Abb. 2-28), Vesuvian-Pyroxen-, Granat-Vesuvian-
Pyroxen-, Granat- und Vesuvian-Skarne unterscheiden.
Hauptbestandteile sind stets Pyroxene der Diopsid-
Hedenbergit-Reihe und Granate der Grossular-Andradit-
Reihe. Je nach Varietät kommen Vesuvian, Wollastonit, Akti-
nolith, Hornblende, Epidot und Fluorit in wechselnden Antei-
len vor.
Abb. 2-26: Die Greisenkörper (orange: abgebaut bzw. im Detail erkundet; violett: weniger detailliert erkundet) in den Grubenrevieren Sauberg
und Vierung bei Ehrenfriedersdorf im 3D-Modell. Die Granitoberfläche ist hellgrau dargestellt, die Oberkanten der metamorphen Einheiten sind
dunkelgrau dargestellt. Ansicht von Süden (K
IRSCH &STEFFEN, 2017)
2 Geologie und Rohstoffe | 31
Abb. 2-28: Sulfidskarn (Pyroxen-Granatfels) mit Sphalerit (Sph),
Chalkopyrit (Cpy) und Spuren von Scheelit (Sch). Ehrenfriedersdorf,
5. Sohle (Westfeld)
Das Gestein ist überwiegend klein bis feinkörnig ausgebildet.
Kassiterit tritt einerseits in regellos verteilten Körnern, ande-
rerseits in Quarz-Serizit-, Quarz-Serizit-Fluorit-, Magnetit-
Amphibol- und Arsenopyrit-Hämatit-Amphibol-Trümern im
Skarn auf (Abb. 2-29). Weitere Erzminerale sind Sphalerit,
Arsenopyrit, Pyrrhotin, Pyrit und Markasit (Abb. 2-30). Insbe-
sondere in den magnetit- und amphibolreichen Skarnen
werden Zinngehalte bis über 0,7 % erreicht. Dabei sind die
höchsten Metallgehalte innerhalb von 100 m über dem Gra-
nitkontakt vorhanden (durchschnittlich 0,67 %), bei 300 bis
400 m Entfernung gehen die Gehalte auf durchschnittlich
0,30 % zurück (H
ÖSEL u. a., 1996).
Die Skarne werden von SW-NE streichenden Trümerzügen,
die mit 70 bis 80 ° nach Nordwesten einfallen, durchschla-
gen. Diese Trümerzüge sind 3 bis 6 m mächtig und enthalten
neben millimeter- bis zentimeterstarken Trümern auch bis
0,15 m mächtige Quarz-Kassiterit-Arsenopyrit-Gänge. Diese
Trümerzüge werden von vergeisentem Nebengestein mit
feindispers verteiltem Kassiterit begleitet (H
ÖSEL u. a., 1996).
Die erkundeten Vorräte in Geyer-Südwest belaufen sich auf
46.000 t Zinn mit Gehalten von 0,56%. In Geyer-Nordost
sind 14.200 t Zinn mit Gehalten von 0,52 % ausgewiesen
(GKZ, 2008).
Abb. 2-29: Sulfidskarn mit durchschlagendem Arsenopyrit(Asp)-
Kassiterit(Kas)-Scheelit(Sch)-Quarz-Trum. Ehrenfriedersdorf, 5.
Sohle (Westfeld)
2.4.2 Wolframlagerstätten
2.4.2.1
Strukturell kontrollierte Lagerstätten (Gänge)
An strukturell kontrollierten Wolframlagerstätten im Erzge-
birge/Vogtland sind in erster Linie die Vorkommen von Pech-
telsgrün, Rotava, Tirpersdorf und Zschorlau zu nennen, die
alle im 20. Jahrhundert zeitweise in Abbau standen, heute
jedoch erschöpft sind. Ein kleineres noch nicht bebautes
Vorkommen in Modellgebiet ist das von Aue-Bärengrund
(auch als Vorkommen von Aue-Lauter bezeichnet). Die ge-
nannten Vorkommen zeigen eine relativ einfache Mineralogie
der Gänge: Hauptgangart ist Quarz und teilweise Muskovit,
Kalifeldspat und Turmalin (in Rotava), als Erzmineral tritt
Wolframit, untergeordnet auch Scheelit (in Rotava), Molyb-
dänit (in Pechtelsgrün), Arsenopyrit und Pyrit auf. In Pech-
telsgrün wurde durch den Bergbau eine streichende Erstre-
ckung der Gänge von mehr als 100 m bei einer Tiefenreich-
weite von 400 m nachgewiesen. Für das Vorkommen Aue-
Bärengrund ist nach vorliegenden Erkundungsergebnissen mit
wesentlich absätzigeren Vererzungen, verteilt über ein etwa
2,2 km langes und 500 m breites Gebiet, zu rechnen.
Die Nebengesteine dieses Vorkommens sind Quarzite, Quar-
zitschiefer, Knoten- bis Fleckschiefer und Quarz-Phyllit-
Hornfelse, die als kontaktmetamorph veränderte Gesteine der
Frauenbach-Gruppe eingestuft werden können. Außerdem
treten NW-SE orientierte Granitgänge auf, die lithologisch
meist dem im Südwesten aufgeschlossenen Biotitgranit von
Aue (Granit Typ Kirchberg) gleichen. Seltener sind Gänge von
feinkörnigem porphyrischen Mikrogranit anzutreffen.
32 | 2 Geologie und Rohstoffe
Abb. 2-30: Mineralanalysen von Skarnen mittels energiedispersiver Röntgenfluoreszenzmikroskopie (EDXRF) a) und b) Pyroxen-Granatskarn
mit Sulfidvererzung und fein verteiltem Kassiterit. Halde der Grube Gelbe Birke bei Langenberg; c) und d) Pyroxenskarn mit Sulfidvererzung,
Lagenbau und kleinräumiger Verfaltung, Ehrenfriedersdorf, 3. Sohle
2 Geologie und Rohstoffe | 33
Die Quarz-Wolframitgänge streichen mit 140 bis 150° bei
einem Einfallen von 30 bis 85° nach überwiegend SW. Dabei
soll der Einfallwinkel zum Granitkontakt hin zunehmen
(H
ÖSEL, 1959). Die Gänge zeigen rasche laterale Mächtig-
keitsschwankungen, wobei Mächtigkeiten bis zu einem Me-
ter, meist aber deutlich darunter erreicht werden. Die durch-
schnittliche Mächtigkeit wird mit 14 cm angegeben (L
EON-
HARDT
, 2009a). Einzelne Gänge sind nicht weiter als 100 m
verfolgbar (GKZ, 2008), wobei die Tiefenerstreckung maximal
150 m beträgt. Eine grobe Schätzung geht von 100 t WO
3
pro Gang aus, was bei angenommenen 25 Gängen im Vor-
kommen einen WO
3
-Inhalt von 2500 t ergibt (BOLDUAN u. a.,
1965). Damit ist eine wirtschaftliche Gewinnung als eigen-
ständige Lagerstätte derzeit ausgeschlossen.
Die Gangparagenese wird aufgrund der H/F-Koeffizienten des
Wolframits ans tiefpneumatolytisch eingestuft. Wie in ande-
ren Vorkommen auch ist Quarz die Hauptgangart: dieser
führt bis 2 cm lange leistenförmige Wolframitkristalle, gele-
gentlich auch größere Kristalle und Nester. Molybdänit, ge-
diegen Wismut, Pyrit und Chalkopyrit treten nur in Spuren
auf; einzig Gang 2 führt größerer Mengen von Arsenopyrit
und Chalkopyrit. Als Besonderheit treten noch Scheelit am
Kontakt porphyrischer Mikrogranit zu Glimmerschiefer sowie
stellenweise Turmalin im Salband auf. Der Wolframit zeigt an
Spaltrissen eine beginnende Umwandlung zu Brauneisen und
Manganoxiden (B
OLDUAN u. a., 1964).
Die Quarz-Wolframit-Gänge werden von 100 bis 120° strei-
chenden Gängen der Roteisen-Baryt-Formation geschnitten,
deren Mineralisation jünger ist und im keiner Beziehung zur
Wolframvererzung steht.
Ein anderer Typ von strukturkontrollierter Wolframlagerstätte
sind Quarz-Kassiterit-Gänge im Raum Ehrenfrieders-
dorf/Geyer, die teilweise Wolframit als Nebenkomponente
führen. Die WO
3
-Gehalte sind dort wesentlich zu gering für
eine Einstufung als eigenständige Lagerstätte, weshalb für
diesen Vererzungstyp keine gesonderte Prognose erfolgt.
2.4.2.2
Lithologisch kontrollierte Lagerstätten (Skarne)
Scheelitführende Skarne sind bei Zobes, Tirpersdorf, Kováršká
und im Projektgebiet bei Bernsbach, Antonsthal und insbe-
sondere Pöhla-Globenstein angetroffen worden. Es handelt
sich um unregelmäßig-linsenförmige an Metakarbonate bzw.
Dolomite gebundene Körper mit den Hauptmineralen Mag-
netit, Scheelit und Fluorit sowie Kassiterit, Wolframit und
Sulfiden als Nebenkomponenten. Ein grundsätzliches Problem
auch der Wolframskarne ist die ungelöste Frage der Aufberei-
tung aufgrund der oftmals feinkörnigen Ausbildung und
innigen Verwachsung der Minerale.
In Antonsthal gibt es sowohl Zinn- als auch Wolframskarne,
die flach nach Westen einfallen, lateral stark in der Mächtig-
keit schwanken und von Bi-Co-Ni-Gängen durchsetzt wer-
den. Das Nebengestein ist die lithologisch bunte Breiten-
brunn-Formation, die aus Glimmerschiefern mit Einlagerun-
gen von Quarziten, Metakarbonaten und Metabasiten aufge-
baut ist. Der Scheelit tritt als unauffällige grauweiße Kristal-
laggregate auf (M
ÄDLER, 1992). Die geschätzten Vorräte lie-
gen bei 23.000 t Wolfram mit Gehalten von 0,37 % (GKZ,
2008).
In der Lagerstätte Bernsbach-Südost gibt es mehrere flach
nach Nordosten einfallende Skarnlager innerhalb der Jáchy-
mov-Gruppe. Das Nebengestein ist ein Muskowit-
Glimmerschiefer mit vielfältigen Einlagerungen von Quarzi-
ten, Metakarbonaten und Metabasiten. Die Skarne zeigen
neben den Haupterzmineralen Magnetit, Scheelit und Kassi-
terit auch wechselnde Gehalte von Sulfiden und Uraninit.
Ferner sind hydrothermale Baryt-Karbonatgänge vorhanden.
Der Metallinhalt wird auf 49.300 t Wolfram mit Gehalten
von 0,10 bis 0,15 % geschätzt.
Die verdeckte Lagerstätte Pöhla-Globenstein ist das am bes-
ten erkundete Vorkommen von Wolframskarnen im Projekt-
gebiet. Im Unterschied zu den anderen Vorkommen liegt
diese stratigraphisch tiefer in der Raschau-Formation. Die
Nebengesteine sind Quarzglimmerschiefer, Quarzitschiefer
und Quarzite sowie Metakarbonate (überwiegend dolomi-
tisch) und Kalksilikatgesteine. Unter geringer Überdeckung
(ca. 100 bis 300 m) treten vier wesentliche flach lagernde
Erzlager auf: vom Liegenden zum Hangenden das Siegelhof-
lager, das Neue Lager (bzw. Lager 3), das Hauptlager (Lager
4) und das später erkundete Lager 5. Dabei zeigt das Haupt-
lager die größten Mächtigkeiten mit durchschnittlich 6 bis 8
m, lokal bis 12 m. Die Lagerstätte wird durch SE-NW und
WSW-ENE streichende Störungen in Teilschollen zergliedert,
die um einige Meter vertikal versetzt sind. An Ganggesteinen
treten relativ häufig Lamprophyre auf, die petrographisch als
Kersantit (ein Biotit-Plagioklas-Pyroxengestein) klassifiziert
werden. Im Kontaktbereich zu den Skarnen sind diese meta-
somatisch verändert, wobei der Plagioklas albitisiert wurde
und teilweise beträchtliche Anteile von Chlorit, Epidot und
Fluorit auftreten. Weniger häufig sind porphyrische
Mikrogranite in bis zu 10 m mächtigen Gängen (H
ÖSEL u. a.,
2003). Innerhalb der Erzlager liegen in wechselnden Verhält-
nissen Metakarbonat, Pyroxenskarn, Granatskarn, Mag-
netitskarn, Amphibolskarn und metasomatisch veränderte
und alterierte Skarne vor. Der Scheelit tritt vor allem in den
Magnetitskarnen und den alterierten Skarnen auf. Die Meta-
somatose umfasste offenbar eine Zuführung von Fluor und
Bor, worauf die hohen Fluorit- und Ludwigitanteile in den
Skarnen hinweisen (Abb. 2-31). Dabei ist zu beobachten, dass
die Kassiterit- und Scheelit-Vererzung an WSW-ENE strei-
chende Klüfte gebunden ist (H
ÖSEL & PFEIFFER, 1965). Diese
Vererzung tritt als Quarz-Albit-Kassiterit-Assoziation, Quarz-
Fluorit-Scheelit-Assoziation und als Quarz-Sulfid-Wolframit-
34 | 2 Geologie und Rohstoffe
Abb. 2-31: Borführender Skarn mit Magnetit (Mag) und Ludwigit
(Lud, schwarzgraue strahlige Kristalle). Pöhla-Globenstein, +410 m
Sohle, Strecke 24
Assoziation auf. Entlang von SE-NW streichenden Störungen
sind diese Erze hydrothermal in tonig-sandigen Zersatz um-
gewandelt, der überwiegend aus Hydroglimmern, Tonminera-
len, Siderit, Opal, Chalcedon, Eisenoxiden und Eisenhydroxi-
den besteht (H
ÖSEL u. a., 2003).
Neben den stratiformen Vererzungen treten noch Gänge der
Zinn-Wolfram-Assoziation auf, die ebenfalls durch WSW-
ENE bis SW-NE streichende Trümerzüge kontrolliert werden.
Die N-S streichenden Gänge der Pechblende-Quarz-
Assoziation, die in den südöstlich gelegenen Teillagerstätten
Hämmerlein und Tellerhäuser bedeutsam sind, treten in
Pöhla-Globenstein nur untergeordnet auf (H
ÖSEL u. a. 2003).
Die gesamten erkundeten Vorräte belaufen sich auf 84.000 t
Zinn bei Gehalten von 0,57% und 43.400 t WO
3
bei Gehalten
von 0,45%. Teile davon liegen jedoch außerhalb des Projekt-
gebietes und gehen daher nicht in die quantitativen Progno-
sen ein. In Tabelle 3 sind dagegen die Gesamtmengen der in
Pöhla-Globenstein erkundeten Vorräte berücksichtigt. Als
Begleitrohstoffe werden Flussspat, Zink, Indium, Magnetit,
Wismut, Cadmium, Silber, Kupfer, Blei, Beryllium und Bor
ausgewiesen (H
ÖSEL u. a. 2003).
2.4.3 Spatlagerstätten
Fluss- und Schwerspat treten im Erzgebirge als Gangart in
den verschiedensten Mineralassoziationen auf, sowohl struk-
turkontrolliert auf Gängen als auch – im Fall von Flussspat –
lithologisch kontrolliert in Skarnen. Fluorit-Baryt-Gänge sind
besonders im Zentrum und im Osten des Projektgebiets ver-
beitet (Umgebung von Ehrenfriedersdorf (Abb. 2-32, Abb. 2-
33), Annaberg und Marienberg). Auf Grund von Anforderun-
gen an die Menge und Qualität der Spate kommen die meis-
ten dieser Vorkommen nicht als Lagerstätten in Betracht.
Bauwürdige Lagerstätten (z. B. Bösenbrunn, Schönbrunn,
Niederschlag) sind an größere NW-SE streichende Störungen
gebunden. Im Bereich von Krümmungen der Hauptstörung
bilden sich Fiederspaltensysteme, die mit linsenförmigen
Spatmineralisationen gefüllt sein können. Diese Linsen kön-
nen Ausdehnungen von mehreren hundert Metern bei Mäch-
tigkeiten von 10 m und mehr erreichen. Im Projektgebiet sind
bisher nur deutlich kleinere Vorkommen bekannt.
Abb. 2-32: Fluorit(Fl)-Baryt(Ba)-Gang mit weißem spätigen Baryt im
Zentrum und grauviolettem würfeligem Fluorit an den Rändern.
Ehrenfriedersdorf, 3. Sohle (Westfeld)
Abb. 2-33: Zonierte Fluoritwürfel am Rand eines Fluorit-Baryt-
Ganges. Die zentrale Gangfüllung besteht aus weißem spätigem
Baryt. Ehrenfriedersdorf, 3. Sohle (Westfeld)
Bei Schlettau erreichen die Schwerspatlinsen auf dem Rei-
cher Spat Flachen maximal 2,8 m Mächtigkeit bei 225 m
streichender Ausdehnung (Abb. 2-34). Als Nebengestein
treten in Schlettau Zweiglimmergneis, glimmerschiefer- bis
phyllitähnlicher Gneis, Amphibolitlinsen und vereinzelt Lam-
prophyrgänge auf. Mehrere Gänge streichen mit 15 bis 20°,
davon abweichend streicht der Reicher Spat Flache mit 175°
und der Waldschachtgang mit 145°. Auf dem Reicher Spat
Flachen reicht die Schwerspatführung bis in 70 m Teufe, die
durchschnittliche Mächtigkeit beträgt 1 m. Auf dem östli-
2 Geologie und Rohstoffe | 35
chen Schwerspatgang wurde eine kleinere Linse von 80 m
streichender Erstreckung und 0,5 m Mächtigkeit angetroffen.
Auf dem Waldschachtgang wurden zwei weitere kleine Lin-
sen von vergleichbarer Größe erkundet. Als Mineralisation
tritt fast nur Schwerspat auf, der am Rand durch Eisenoxid
braun gefärbt, zur Mitte des Gangs hin jedoch rosa oder weiß
ist. Durch eingeschlossene Nebengesteinsfragmente reduziert
sich der BaSO
4
-Gehalt auf 65 bis 70 % (FRÖLICH, 1957).
Auf dem NW-SE streichenden Tscherper Flachen bei Marien-
berg trat körniger bis massiger, grüner, gelber und blauer,
seltener weißer und violettschwarzer Fluorit auf. In geringe-
ren Mengen traten Baryt, Calcit und Sulfide auf. Teilweise
wurden die Spate von Quarz verdrängt. Die Mächtigkeit der
Gangfüllung schwankte zwischen 0,5 und 4 m. Über eine
streichende Erstreckung von 282 m gab es zwei Erzkörper, die
durch eine ca. 62 m breite Vertaubungszone getrennt waren.
Die vertikale Erstreckung betrug etwa 100 m. Das Nebenge-
stein ist monotoner Zweiglimmergneis. Geringmächtigere
Spatvorkommen von durchschnittlich 0,5 m Mächtigkeit
zeigten die benachbarten Gänge Gut Hoffnung Flacher und
Amandus Flacher, wobei letzterer überwiegend mit Schwer-
spat mineralisiert war (L
ANGE, 2000).
Im Unterschied zu Zinn und Wolfram stehen diese Rohstoff-
vorkommen nicht mit dem Abstand zur Granitoberfläche im
Zusammenhang. Die Lage der Granitintrusionen ist damit
kein Prognosekriterium. Bei einigen Lagerstätten (z. B. Nie-
derschlag) ist eine vertikale Gliederung mit einem oberen
Barytstockwerk, einem mittleren Baryt-Fluorit-Stockwerk und
einem unteren Fluorit(-Quarz)-Stockwerk zu erkennen. Damit
spielt das Anschnittsniveau für die Charakterisierung dieser
Lagerstätten eine wichtige Rolle. Es kann davon ausgegangen
werden, dass Barytlagerstätten zur Teufe hin gleichzeitig
Fluoritlagerstätten sind.
2.4.4 Weitere Lagerstätten metallischer Rohstoffe
Auf Grund der Fokussierung der Rohstoffprognosen auf die
oben genannten Rohstoffe wird die Lagerstättengeologie der
anderen im Projektgebiet vorhandenen metallischen Rohstof-
fe nur kurz zusammengefasst. Übersichtsdarstellungen mit
Verweisen zu weiterer Literatur finden sich z. B. bei B
AUMANN
u. a. (2000) und HÖSEL u. a. (1997) sowie in Anlage 1.
Blei
Der überwiegende Teil der Blei- und Zinkförderung im Erzge-
birge stammt aus strukturkontrollierten Vorkommen der
Quarz-Sulfid-Assoziation und der Baryt-Fluorit-Assoziation.
Diese sind im Projektgebiet aber kaum verbreitet. Bei Jahns-
bach ist ein kleines stratiformes Blei-Zink-Vorkommen be-
kannt, für das eine prävariszische Bildung angenommen wird.
Als Nebengestein treten niedrigmetamorphe Pelite bis Quarz-
sandsteine der Frauenbach-Gruppe auf. Der Hauptbleiträger
ist Galenit, daneben tritt als Erzmineral noch Sphalerit auf.
Die Bleigehalte liegen um 0,3% (H
ÖSEL u. a., 1997; siehe auch
Kapitel 2.2.4
und H
AAKE &KÜHNE, 1985).
Eisen
Im Projektgebiet gibt es drei Typen von Eisenmineralisatio-
nen, die in der Vergangenheit Ziel des Bergbaus waren:
Massivsulfiderze als stratiforme linsenförmige Körper in
kambro-ordovizischen (Meta-)Sedimenten werden als präva-
riszische sedimentäre oder submarin-exhalative Lagerstätten
gedeutet. Die Mächtigkeiten erreichen 0,5 bis 1,5 m, maximal
bis zu 12 Meter. Haupterzminerale sind Pyrit und Pyrrhotin,
daneben sind Spessartin, zinkreiche Spinelle und Siderophyllit
vertreten. Dieser Typ tritt zwischen Geyer und Elterlein sowie
in der Umgebung von Schwarzenberg auf.
Abb. 2-34: Saigerriss des Reicher Spat Flachen bei Schlettau mit der Lage und Mächtigkeitsverteilung der erkundeten Schwerspatlinsen (FRÖLICH,
1957)
36 | 2 Geologie und Rohstoffe
Magnetitskarne (Abb. 2-35) treten in verschiedenen Niveaus
der lithologisch bunten kambroordovizischen Abfolgen auf.
Die Skarne bilden linsenförmige Erzkörper mit bis zu 7 m
Mächtigkeit bei Eisengehalten von durchschnittlich 39 %.
Neben Magnetit treten Sphalerit und Granate der Grossular-
Andradit-Reihe auf (Abb. 2-36). Im Projektgebiet ist dieser
Typ bei Antonsthal, Pöhla und Geyer-Südwest verbreitet.
Strukturkontrollierte Eisenvorkommen gibt es auf Gängen der
Fluorit-Quarz-Assoziation und der Hämatit-Baryt-
Assoziation. Diese durchschnittlich einen Meter, maximal bis
zu 10 m mächtigen Gänge treten u. a. bei Schwarzenberg auf
(H
ÖSEL u. a., 1997).
Abb. 2-35: Pyoxen-Granatfels mit körnigem Magnetit (Mag) und
grobkritallinem Sphalerit (Sph). Pöhla-Globenstein, Halde vor Schurf
24
Abb. 2-36: Magnetit(Mag)-Sphalerit(Sph)-Skarn mit Chalkopyrit
(Cpy), Lagengefüge und Kleintektonik im Erz. Ehrenfriedersdorf, 5.
Sohle (Westfeld)
Kobalt
Kobalt tritt in Gängen der Bi-Co-Ni-(U-Ag)-Assoziation auf.
Im Projektgebiet haben diese ihre größte Verbreitung im
Revier Annaberg mit mindestens 160 bekannten Gängen. Die
Mineralisation setzte mit Quarz, Chalcedon, Pechblende und
dunkelviolettem Fluorit ein, darauf folgten gediegen Silber
und Wismut sowie verschiedene Sulfide und Arsenide (Skut-
terudit, Nickelin, Rammelsbergit, Safflorit, Löllingit, Millerit,
Cobaltin, Realgar). Die Mineralisation auf den Gangflächen
ist oft absätzig und an Gangkreuze und kohlenstoffreiches
Nebengestein (sog. schwarze Flöze bzw. Schwebende) ge-
bunden. Die Erzmächtigkeiten erreichen bis 60 cm (B
AUMANN,
u. a., 2000).
Kupfer
In Annaberg und Marienberg zeigen Gänge der Polymetall-
sulfid-Quarz-Assoziation teilweise erhöhte Kupfergehalte mit
einer Quarz-Chlorit-Kassiterit-Pyrit-Chalkopyrit-Sphalerit-
Arsenopyrit-Mineralisation (Abb. 2-37). Diese Gänge strei-
chen meist Richtung ENE und fallen mit 45 bis 65° nach
Norden oder Süden ein. Die Gänge sind bis 0,5 m, teilweise
auch bis einem Meter mächtig. Ausnahmsweise werden auch
bis 14 m Mächtigkeit erreicht (B
AUMANN, u. a., 2000).
Abb. 2-37: Kompaktes Kupfer-Arsen-Erz mit vorwiegend grobkörni-
gem Arsenopyrit (Asp), in der Gangmitte ein 1 – 2 cm mächtiges
Band von massivem Chalkopyrit (Cpy), im Arsenkieserz untergeord-
net schwarzbrauner Sphalerit (Sph), wenig Chalkopyrit, in einer
Gangart von vorwiegend grünlichem Chlorit (Chl). Haldenfund bei
Lauta
Silber
Die Silbermineralisation in Form von gediegen Silber, Argen-
tit, Proustit, Pyrargyrit, Freibergit und silberhaltigem Blei-
glanz ist an verschiedene Typen sulfidführender Gänge ge-
bunden. Von besonderer Bedeutung sind Gänge der Quarz-
Sulfid-Assoziation, der Karbonat-Sulfantimonid-Assoziation
und der Bi-Co-Ni-(U-Ag)-Assoziation. In der Anfangsphase
des Bergbaus wurden vor allem die oberflächennahen Ze-
mentationszonen dieser Gänge abgebaut (H
ÖSEL u. a., 1997).
2 Geologie und Rohstoffe | 37
Uran
Im Modellgebiet tritt Uran praktisch ausschließlich struktur-
kontrolliert auf. Das wesentlichste Uranmineral ist die Pech-
blende. Diese tritt primär in der Karbonat-Pechblende-
Assoziation auf. Durch spätere Remobilisation tritt Pechblen-
de in unterschiedlichen Mengen auch in der Karbonat-Sulfid-
Selenid-Folge, der Magnesiumkarbonat-Pechblende-Folge,
der Fluorit-Quarz-Assoziation, der Hämatit-Quarz-
Assoziation und speziell auch in der Bi-Co-Ni-(U-Ag)-
Assoziation auf. Dabei ist eine reiche Uranerzführung vor
allem auf die Gängen im Kontaktbereich zum kohlenstofffüh-
renden Nebengestein (Schwarzschiefer, Lydit, Graphitphyllit,
die so genannten schwarzen Flöze u. a.) im Dach von Gra-
nitintrusionen beschränkt. Gänge im Granit zeigen dagegen
im Allgemeinen geringe Urangehalte. Die am Westrand des
Projektgebiets gelegene Lagerstätte Schlema-Alberoda zählt
zu den weltweit größten Ganglagerstätten von Uran. Hier
wurden über 1000 Gänge erkundet, die sich häufig zu 10 bis
30 m mächtigen Gangscharen vereinigen. Einzelne Gänge
zeigen meist unter 20 cm Erzmächtigkeit (H
ÖSEL u. a., 1997).
Insgesamt ist die Erzführung sehr absätzig durch den oben
genannten Einfluss des Nebengesteins. Dadurch war jeweils
nur ein geringer Anteil der Gangfläche bauwürdig.
Zink
Das schon erwähnte stratiforme Blei-Zink-Vorkommen bei
Jahnsbach zeigt Zinkgehalte von 0,7 %. Daneben tritt Zink in
verschiedenen Polymetall-Skarnen, die teils große Mengen
von Sphalerit enthalten, auf. In den Skarnen von Geyer-
Südwest werden 1,6 % Zink, bei Breitenbrunn sogar 2,0 %
Zink erreicht (H
ÖSEL u. a., 1997).
2.4.5 Bilanzierte Vorräte
Erläuterungen zur Vorratsberechnung
Die Einstufung der im Modellgebiet zur Zeit des Bestehens
der DDR erkundeten Vorräte folgt der „Anordnung über die
Klassifikation der Lagerstättenvorräte an Erdöl und Erdgas,
die Klassifikation fester mineralischer Rohstoffe und die
Klassifikation der Grundwasservorräte – Vorratsklassifizie-
rungsanordnung“ (M
INISTERIUM FÜR GEOLOGIE, 1979).
In dieser Klassifikation umfasst die Gruppe der
Bilanzvorräte
jene Vorräte, die zum Zeitpunkt der Klassifizierung wirt-
schaftlich gewinnbar waren. Vorräte der
Klasse C2
sind so
weit untersucht, dass die Lagerungsverhältnisse, die Abgren-
zung des Rohstoffkörpers und die abbautechnischen Verhält-
nisse in allgemeinen Zügen bekannt sind. Vorräte der
Klasse
C1
sind so weit untersucht, dass eine exaktere Abgrenzung
der Rohstoffkörpers und das Auftreten nicht bauwürdiger
Bereiche bekannt sind und die Grundtypen der Gewinnungs-
Aufbereitungs- und Verarbeitungstechnologie ableitbar sind.
Vorräte der Klassen A und B kommen im vorliegenden Bericht
nicht vor.
Die Gruppe der
Außerbilanzvorräte
umfasst Vorräte die zum
Zeitpunkt der Klassifizierung nicht wirtschaftlich gewinnbar
waren, aber in der Zukunft nutzbar sein könnten (durch
technologischen Fortschritt oder veränderte wirtschaftliche
Bedingungen). Im Übrigen gelten für die
Klasse c2
dieselben
Bedingungen wie für Klasse C2 und für die
Klasse c1
diesel-
ben Bedingungen wie für Klasse C1.
Bilanz- und Außerbilanzvorräte werden im vorliegenden
Bericht auch als
berechnete Vorräte
zusammengefasst.
Die Gruppe der
prognostizierten Vorräte
umfasst Vorräte, die
wissenschaftlich begründet vorausgesagt werden, aber im
Einzelnen noch nicht nachgewiesen sind. Dabei umfasst die
Untergruppe
Delta2
Vorräte, deren Vorhersage nur auf der
Grundlage geologischer, geophysikalischer, geochemischer
und anderer Aussagen durch Analogieschlüsse getroffen
werden. Die Untergruppe
Delta1
umfasst Vorräte, die zusätz-
lich durch mindestens einen Aufschluss nachgewiesen sind.
Die in den quantitativen Rechenmodellen mit der advangeo®
Prediction Software ermittelten Vorräte werden im vorlie-
genden Bericht als
geschätzte Vorräte
bzw.
Potenziale
be-
zeichnet.
Die derart in den verschiedenen Erkundungsberichten klassi-
fizierten Vorratsblöcke wurden gesammelt, um die gesamten
bekannten und teilweise bereits abgebauten Vorräte im Mo-
dellgebiet zu bestimmen. Diese Rohstoffmengen sind in den
Tabellen 2 bis 4 aufgelistet. Dabei wurden vor 1950 abgebau-
te Rohstoffe nicht berücksichtigt, weil für diese nur lücken-
hafte Informationen zu Fördermengen und Gehalten vorlie-
gen. Wolfram ging bis ins 19. Jahrhundert in unbekannter
Menge in den Abraum bzw. die Hüttenschlacken.
Insgesamt darf für die hier betrachteten Rohstoffe ange-
nommen werden, dass der Abbau vor 1950 relativ zu den
danach erkundeten Vorräten von geringem Umfang war. Es
zeigt sich, dass auch nach 1950 nur ein geringer Teil der
erkundeten Rohstoffe abgebaut wurde. So wurden nicht
mehr als 30 % der strukturell kontrollierten und als Bilanz-
vorräte klassifizierten Zinn- und Wolfram-Vorräte abgebaut.
Bei den lithologisch kontrollierten Vorräten wurden die be-
kannten Zinngreisen weitgehend abgebaut, während in den
Skarnen nur Erkundungs- und Vorrichtungsarbeiten stattfan-
den. Die erkundeten Zinnvorräte belaufen sich auf 144.181 t
Bilanzvorräte sowie 46.652 t Außerbilanzvorräte. Dazu kom-
men noch prognostizierte Vorräte von 140.000 t.
Die Bilanzvorräte für Wolfram betragen 47.530 t (berechnet
als WO
3
), die überwiegend in den Skarnen von Pöhla-
Globenstein lagern. Neben vernachlässigbaren Außerbilanz-
vorräten gibt es noch rund 80.000 t prognostische Vorräte,
die überwiegend in den Skarnen von Bernsbach (ca. 49.300 t)
und Antonsthal (ca. 29.000 t) erwartet werden.
38 | 2 Geologie und Rohstoffe
Diesen bereits erkundeten bzw. prognostizierten Vorräten
sind in Tabelle 2 und 3 die Ergebnisse der quantitativen
Prognosen des Projekts ROHSA 3.1 gegenübergestellt. Weite-
re Angaben zur Einordung und Bewertung der Prognoseer-
gebnisse finden sich in den dort genannten Kapiteln. Eine
zusammenfassende Bewertung der Vorratssituation gibt
Kapitel 6.1.
Die bisher bekannten und auch fast vollständig abgebauten
Vorräte
an Fluss- und Schwerspat liegen jeweils in der Grö-
ßenordnung von 50.000 t. Damit handelt es sich um sehr
kleine Vorkommen, auch im Vergleich mit anderen Lagerstät-
ten im Erzgebirge/Vogtland, die Rohstoffinhalte von mehr als
einer
Million Tonnen Spat enthalten (z. B. Niederschlag: 1,39
Mio. t Rohspat, Brunndöbra: 2,79 Mio. t. Rohspat jeweils als
Bilanzvorräte nach GKZ, 2008). Damit zeigt sich, dass eine
Wiederaufnahme des Spatbergbaus im Modellgebiet nur
dann zu erwarteten ist, wenn erheblich größere als die bisher
bekannten Vorkommen entdeckt werden. Eine Perspektive
ergibt sich für die Gewinnung von Flussspat als Nebenkom-
ponente beim Abbau von Zinn- und Wolframskarnen in
Pöhla-Globenstein.
Tabelle 2: Gegenüberstellung der bekannten und geschätzten Metallinhalte für lithologisch kontrollierte Mineralisationen (Quellen siehe Litera-
turverzeichnis). Die Lagerstätte Pöhla-Globenstein, die nur zum kleinen Teil im Projektgebiet liegt, sind hier vollständig mit eingerechnet.
Rohstoff
Lagerstättentyp
lithologisch kontrolliert: Skarn
bekannte Vorräte (Gehalte und Metallinhalte)
Prognose,
Potenzial
> 0,25
Prognose,
Potenzial
> 0,5
Kapitel
C1,C2
c1,c2
Delta
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
davon
abge-
baut (%)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Zinn
0,59
83.753
0
0,38
45.837
0,44
126.226
775.888
593.034
5.1.4
Wolfram (als
WO
3
)
0,48
43.437
0
-
-
0,96
78.300
151.722
117.340
5.2.3
Flussspat
(Neben-
komponente
in Pöhla-Gl.)
17,1
38.317
-
-
-
-
-
keine Prognose
Schwerspat
-
-
-
-
-
-
-
keine Prognose
Tabelle 3: Gegenüberstellung der bekannten und geschätzten Metallinhalte für strukturell kontrollierte Mineralisationen (Quellen
)
siehe Litera-
turverzeichnis
Rohstoff
Lagerstättentyp
strukturkontrolliert: gangförmig
bekannte Vorräte (Gehalte und Metallinhalte)
Prognose,
Potenzial
> 0,25
Prognose,
Potenzial
> 0,5
Kapitel
C1,C2
c1,c2
Delta
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte
(t)
davon
abge-
baut (%)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte
(t)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Zinn
0,24
53.491
10 bis
32
0,107
815
0,23
12.230
232.733
196.632
5.1.2
Wolfram (als
WO
3
)
0,046
4.093
30
0,037
40
0,26
2.595
1.743
1.650
5.2.2
WO
3
(nur Aue-
Bärengrund)
0,29
191
0
-
-
0,29
2.309
1.743
1.650
5.2.2
Flussspat
70
48.600
100
-
-
-
-
nur qualitativ
5.4
Schwerspat
77,5
53.750
100
67
7.700
-
-
nur qualitativ
5.5
Tabelle 4: Bekannte Metallinhalte für Greisenkörperp im Endokontakt (Quellen siehe Literaturverzeichnis)
Rohstoff
Lagerstättentyp
Greisen
bekannte Vorräte (Gehalte und Metallinhalte)
Prognose
Kapitel
C1,C2
c1,c2
Delta
Gehalte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
davon ab-
gebaut (%)
Gehalte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Gehalte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoffinhalte
Zinn
0,42
6.937
78
-
-
-
-
nur qualitativ
5.1.3
Rohstoff
Lagerstättentyp
Greisen
bekannte Vorräte (Gehalte und Metallinhalte)
Prognose
Kapitel
C1,C2
c1,c2
Delta
Gehalte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
davon ab-
gebaut (%)
Gehalte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Gehalte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoffinhalte
Zinn
0,42
6.937
78
-
-
-
-
nur qualitativ
5.1.3
Rohstoff
Lagerstättentyp
strukturkontrolliert: gangförmig
bekannte Vorräte (Gehalte und Metallinhalte)
Prognose,
Potenzial
> 0,25
Prognose,
Potenzial
> 0,5
Kapitel
C1,C2
c1,c2
Delta
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte
(t)
davon
abge-
baut (%)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte
(t)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Zinn
0,24
53.491
10 bis
32
0,107
815
0,23
12.230
232.733
196.632
5.1.2
Wolfram (als
WO
3
)
0,046
4.093
30
0,037
40
0,26
2.595
1.743
1.650
5.2.2
WO
3
(nur Aue-
Bärengrund)
0,29
191
0
-
-
0,29
2.309
1.743
1.650
5.2.2
Flussspat
70
48.600
100
-
-
-
-
nur qualitativ
5.4
Schwerspat
77,5
53.750
100
67
7.700
-
-
nur qualitativ
5.5
Rohstoff
Lagerstättentyp
lithologisch kontrolliert: Skarn
bekannte Vorräte (Gehalte und Metallinhalte)
Prognose,
Potenzial
> 0,25
Prognose,
Potenzial
> 0,5
Kapitel
C1,C2
c1,c2
Delta
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
davon
abge-
baut (%)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Ge-
halte
(%)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Rohstoff-
inhalte (t)
Zinn
0,59
83.753
0
0,38
45.837
0,44
126.226
775.888
593.034
5.1.4
Wolfram (als
WO
3
)
0,48
43.437
0
-
-
0,96
78.300
151.722
117.340
5.2.3
Flussspat
(Neben-
komponente
in Pöhla-Gl.)
17,1
38.317
-
-
-
-
-
keine Prognose
Schwerspat
-
-
-
-
-
-
-
keine Prognose
2 Geologie und Rohstoffe | 39
3.1 Überblick der in Rohstoffprognosen verwendeten Ver-
fahren
3.1.1 Wissensbasierte Verfahren
Im günstigsten Fall wären bei einer Prognoserechnung alle
Faktoren bekannt, die den Prognosegegenstand beeinflussen.
Im Modellgebiet lägen für jeden Punkt exakte Werte der Fakto-
ren vor und der Einfluss jedes Faktors auf das Prognoseergebnis
wäre exakt bekannt. In diesen Fall würde ein wissensbasiertes
mathematisch-analytisches Verfahren eine exakte Prognose
liefern. In realen Szenarien ist oft keine dieser Voraussetzungen
erfüllt: Man weiß nicht mit Bestimmtheit, ob man alle Fakto-
ren kennt, die den Prognosegegenstand beeinflussen. Bei den
bekannten Faktoren kann qualitativ eingeschätzt werden, ob
sie starken oder schwachen Einfluss haben; die exakten analy-
tischen Beziehungen sind aber nicht bekannt und können al-
lenfalls durch Experimente empirisch angenähert werden.
Weiterhin sind die Faktoren nicht an jedem geforderten Punkt,
sondern nur lückenhaft, z. B. an einzelnen Messstellen oder
Probennahmepunkten, bekannt. Zusätzlich sind die Werte der
Faktoren nicht exakt bekannt, sondern nur innerhalb der Feh-
lergrenzen der verwendeten Analyse- oder Messmethoden. Eine
weitere Herausforderung bei Rohstoffprognosen besteht darin,
quantitative Faktoren (z. B. den Gehalt eines Elements in einer
Probe, den Messwert des Magnetfeldes u. a.) mit qualitativen
Faktoren (z. B. welches Gestein an einem bestimmten Punkt
vorkommt) in Beziehung zu setzen und rechnerisch zu verar-
beiten.
Rohstoffprognosen haben das Ziel, die Höffigkeit für einen
bestimmten Rohstoff in einem bestimmten Gebiet zu bestim-
men. Die Verfügbarkeit von geographischen Informationssys-
temen (GIS) und von ausreichend Rechenleistung für die Aus-
führung komplexer statistischer Berechnungen hat seit etwa
1980 zur Entwicklung einer Vielzahl von Prognoseverfahren
geführt(Abb. 3-1), die C
ARRANZA (2009) im Überblick darstellt.
Wissensbasierte Prognosen nehmen dabei im einfachsten Fall
die Form von Entscheidungsbäumen an. Der Grad der Höffig-
keit wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, die nachei-
nander an den Knoten des Entscheidungsbaums berücksichtigt
werden. Ein einfaches Beispiel könnte wie Abb. 3-2 aussehen.
Abb. 3-1: Verschiedene Prognoseverfahren und ihre Eignung zur
Rohstoffprognose
Abb. 3-2: Beispiel für einen einfachen Entscheidungsbaum mit vier
Knoten (Entscheidungspunkten) zur wissensbasierten Rohstoffprogno-
se
Wird dieses Verfahren für alle Punkte des Prognosegebiets
angewendet, erhält man eine Karte der prognostizierten
Höffigkeit. Die Voraussetzung ist, dass in jedem Schritt eine
Entscheidung zwischen zwei oder mehr Alternativen getroffen
werden kann. In der Praxis kann das problematisch sein. Zum
3 Prognoseverfahren
40 | 3. Prognoseverfahren
Beispiel wird es im Fall des Magnetfelds Punkte geben, an
denen eindeutig Anomalien vorhanden sind, und Punkte, an
denen eindeutig keine Anomalien vorhanden sind. Daneben
gibt es Punkte, an denen möglicherweise schwache Anomalien
in der Größenordnung der Messgenauigkeit vorhanden sind,
oder zu wenige Messungen vorliegen, oder Fehler bei der Mes-
sung vermutet werden. In solchen Fällen ist keine klare
Ja/Nein-Entscheidung möglich. Stattdessen kann der Sachver-
halt mittels Fuzzy Logic ausgedrückt werden: Neben den Mög-
lichkeiten Ja (1) und Nein (0) sind alle Werte zwischen 0 und 1
möglich, die über Fuzzyfunktionen ausgedrückt werden. Der
entsprechende Schritt im Entscheidungsbaum könnte so aus-
sehen:
Abb. 3-3: Ein Knoten des Entscheidungsbaums aus Abb. 3.1 mit im-
plementierter Fuzzy Logic. Der erhaltene Wert der Höffigkeit wird mit
den Fuzzyfunktionen der folgenden Knoten verrechnet.
Ein Nachteil dieser Methoden ist, dass der Einfluss der einzel-
nen Faktoren auf das Prognoseergebnis ohne Berücksichtigung
von deren Wechselwirkungen gewertet wird. Beispielsweise
könnte die Magnetfeldanomalie hohen prognostischen Wert
haben, wenn das Nebengestein Granit ist, während Vorkommen
im Gneis weniger stark durch Magnetfeldanomalien in Erschei-
nung treten. Diese Wechselwirkungen können durch das Ver-
fahren der Evidenzkarten (s. Abb. 3-4 für das folgende Beispiel)
berücksichtigt werden. Dabei wird jedem Faktor an jedem
Punkt im Modellgebiet ein Punktwert (Score) zugewiesen (ggf.
mittels Fuzzy Logic), der die Stärke des Einflusses auf das
Prognoseergebnis ausdrückt. Die Scores der Evidenzkarten
werden dann durch logische Verknüpfungen zu einem finalen
Score verrechnet, der die Höffigkeit angibt. Im vorliegenden
Beispiel sei bekannt, dass der Rohstoff häufig in Graniten,
manchmal in Gneisen und nie in Phylliten auftritt. Die Evidenz-
karte Lithologie (L) hat dann folgende Scores:
■
Granit: 10
■
Gneis:
5
■
Phyllit:
0
Die Evidenzkarte Magnetfeldanomalie (M) erhält Scores von
minus 20 für stark negative Anomalien bis plus 20 für stark
positive Anomalien. Damit wird ausgedrückt, dass die Magnet-
feldanomalien generell einen stärkeren Einfluss haben als die
Lithologie. Es
sei aber bekannt, dass in Gneisen dieser Einfluss
geringer ist, und dass in Phylliten unabhängig vom Magnetfeld
keine Vorkommen existieren. Damit könnte die Verknüpfung
folgendermaßen festgelegt werden:
Score(L) + Score(M) wenn L=Granit
Höffigkeit={Score
(L)
+ 0,25 . Score(M) wenn L = Gneis
0 wenn L=Phyllit
Abb. 3-4: Beispiel für die Verwendung von Evidenzkarten zur Roh-
stoffprognose, siehe Erläuterungen im Text
3. Prognoseverfahren | 41
3.1.2 Datengetriebene Verfahren
Auch wenn mit Hilfe der Fuzzy Logic Unsicherheiten bei der
Bewertung von Faktoren ausgedrückt werden können, erfor-
dern wissensgetriebene Verfahren immer noch die Festlegung
der Gewichtung der einzelnen Faktoren. Es muss z. B. bekannt
sein, ob Magnetfeldanomalien ein starkes oder ein schwaches
Kriterium zur Voraussage von Rohstoffvorkommen sind (oder
ob es gar keine Beziehung zu den Rohstoffvorkommen gibt).
Wenn unbekannt ist, wie stark einzelne Faktoren das Vorkom-
men des zu prognostizierenden Rohstoffs beeinflussen, können
datengetriebene Verfahren zum Einsatz kommen. Hier ist die
Voraussetzung, dass es im Modellgebiet bereits bekannte Roh-
stoffvorkommen gibt, die als Trainingsdaten genutzt werden,
um die Lokalitäten weiterer bisher unbekannter Vorkommen zu
prognostizieren. Die Gewichtung der einzelnen Faktoren wird
dadurch ermittelt, dass die Summe der gewichteten Faktoren
an den bekannten Vorkommen hohe Höffigkeiten ergeben
sollte und dass in den meisten Bereichen ohne Vorkommen die
Höffigkeit niedrig ist (nur ein kleiner Flächenanteil des Mo-
dellgebiets enthält den Rohstoff, der größere Flächenanteil ist
rohstofffrei). Es kommen verschiedene statistische und geosta-
tistische Verfahren zum Einsatz. Im Bereich der Rohstoffprog-
nose haben sich das Weights of Evidence-Verfahren (WoE) und
künstliche neuronale Netze (KNN) bewährt.
Im Weights of Evidence-Verfahren erfolgt die Gewichtung
vereinfacht dargestellt, indem die Anzahl der „Treffer“ mit der
Anzahl der „Nicht-Treffer“ verglichen wird. Zum Beispiel wird
für die bekannten Vorkommen (Trainingsdaten) ermittelt, wie
viele innerhalb von Graniten auftreten und wie viele außerhalb.
Dann ist
Anzahl Vorkommen im Granit
WoE(Granit) = ln
Anzahl Vorkommen außerhalb von Granit
Aus den gefundenen Gewichten kann z. B. mit dem Verfahren
der logistischen Regression die Höffigkeit berechnet werden.
Künstliche neuronale Netze sind dem biologischen Vorbild
nachempfunden. Das Grundelement ist das Neuron, das in
einem Netzwerk aus gerichteten Verbindungen mit anderen
Neuronen verbunden ist. Es verarbeitet eingehende Informatio-
nen nach einem bestimmten Algorithmus und leitet – falls es
aktiviert wird – das Ergebnis an nachfolgende Neuronen wei-
ter.
Abb. 3-5 zeigt schematisch ein Neuron mit drei eingehenden
und einer herausgehenden Verbindung. Den Eingangsinforma-
tionen x
1
, x
2
und x
3
werden die Gewichte w
1
, w
2
und w
3
zuge-
wiesen. Die so genannte Propagationsfunktion berechnet hie-
raus den Wert A. Der Wert der Aktivierungsfunktion bestimmt,
ob dieser Wert an die angeschlossenen Neuronen weitergege-
ben wird.
Abb. 3-5: Schematische Darstellung der Datenprozessierung in einen
Neuron, das in ein künstliches neuronales Netz eingebunden ist.
Meist sind die Neuronen in Schichten angeordnet, wobei die
Werte der letzten Schicht das Ergebnis der Berechnung, in
diesem Fall die prognostizierte Höffigkeit, darstellen. Dabei
sind viele Netzwerkkonfigurationen möglich, die für verschie-
dene Aufgaben geeignet sind. Entscheidend ist die Abstim-
mung der Netzwerkkonfiguration und der verwendeten ma-
thematischen Funktionen auf die jeweilige Anwendung.
Für die vorliegenden Prognoserechnungen kommt ein Multi
Layer Perceptron (MLP, s. Abb 3-6) zum Einsatz. Das MLP ist
eine spezielle Art eines KNN, welches aus einer Eingabeschicht
(Input Layer), einer verdeckten Schicht (Hidden Layer) und
einer Ausgabeschicht (Output Layer) besteht. Jede dieser
Schichten besteht aus einer Vielzahl von Neuronen. In der
Eingabeschicht entspricht die Anzahl der Neuronen der Anzahl
der Modelleingangsdaten. Der Informationsfluss innerhalb des
hier verwendeten KNN ist vorwärts gerichtet, d.h. „feed for-
ward“. Die Verbindungsrate (connection rate) zwischen den
Neuronen im KNN ist 1 – es existiert nur eine Verbindung
zwischen jeweils zwei Neuronen im KNN.
Abb. 3-6: Netzwerkkonfiguration eines Multi Layer Perceptrons (MLP),
wie es für die vorliegenden Prognosen zum Einsatz kam.
Die Gewichtung der Modelleingangsdaten erfolgt nach einem
Lernprinzip. Zunächst wird jeder Verbindung ein zufälliges
Gewicht zugewiesen. An den Punkten mit bekannten Werten
(den Trainingsdaten) wird das Ergebnis der Prognose mit den
realen Werten verglichen. Im Fall der qualitativen Prognose ist
42 | 3. Prognoseverfahren
das eine Höffigkeit gleich eins, im Fall der quantitativen Prog-
nose ist es z. B. der Metallinhalt in Kilogramm pro Tonne Ge-
stein. Aus der Differenz von Prognosewerten und realen Wer-
ten an den Trainingspunkten wird ein Modellfehler berechnet.
Die Gewichte der Verbindungen werden im nächsten Schritt
angepasst und wieder der Modellfehler berechnet. Auf diese
Weise werden die Gewichtungen so lange verbessert, bis der
Modellfehler ein stabiles Minimum erreicht.
Details zum mathematischen Hintergrund und der generellen
Vorgehensweise der Nutzung von KNN bei der Rohstoffprogno-
se können verschiedenen Veröffentlichungen entnommen
werden (siehe z. B. B
ARTH u. a. 2010, 2014 und 2015).
3.1.3
Hybride Verfahren
Hybride Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass versucht
wird, vorhandenes Fachwissen über lagerstättengeologische
Zusammenhänge durch geeignete Auswahl und Vorbereitung
der Daten, die einem datenbasierten Verfahren als Modellein-
gangsdaten dienen, zu berücksichtigen. Da bekannte Vorkom-
men im Modellgebiet vorausgesetzt werden, bestehen in der
Regel bereits Vorstellungen über die lagerstättenkontrollieren-
den Faktoren, auch wenn deren relativer Einfluss nicht bekannt
ist. Daten zu diesen Faktoren können gezielt gesammelt und
aufbereitet werden. Die Vorgehensweise bei der Datenaufberei-
tung für die vorliegenden Prognosen ist in Kapitel 4 dokumen-
tiert. Ein weiterer Aspekt ist die Evaluierung der berechneten
Prognosekarten. Hier können Validierungspunkte (bekannte
Vorkommen, die nicht als Trainingsdaten genutzt werden),
statistische Parameter zur Bewertung der Modellqualität und
der Gewichtung der einzelnen Faktoren sowie der Vergleich mit
anderen Modellierungs- und Schätzverfahren zum Einsatz
kommen. Die Vorstellung und Evaluierung der einzelnen Prog-
nosen erfolgt in Kapitel 5.
3.2 Verwendetes
Prognoseverfahren und genutzte Software
Die rohstoffgeologische Höffigkeitsprognose im Modellgebiet
erfolgte mit Hilfe der Methodik der künstlichen neuronalen
Netze. Die advangeo® Prediction Software (B
EAK CONSULTANTS
GMBH 2015) stellt diese Methode in Verbindung mit Esri
ArcGIS® zur Verfügung.
Das Verfahren der künstlichen neuronalen Netze gestattet eine
objektive und unvoreingenommene Analyse der Zusammen-
hänge zwischen einer abhängigen Variablen - entweder der
räumlichen Lage einer Mineralisation (qualitative Prognose)
oder der räumlichen Lage einer bestimmten Rohstoffmenge
(quantitative Prognose) - und einer Vielzahl (potenziell) kon-
trollierender Faktoren. Durch die zielgerichtete Nutzung be-
kannter lagerstättengenetischer Zusammenhänge bei der Vor-
bereitung der Daten können in einem hybriden Verfahren in der
Regel sehr gute Prognoseergebnisse erzielt werden.
Die bei Beak seit 2007 entwickelte Software advangeo® Pre-
diction Software deckt mit der implementierten Fachschale
Rohstoffe (Erweiterung „Minerals“) den Arbeitsfluss der Aus-
führung quantitativer und qualitativer Prognoserechnungen ab.
Sie ist vollständig kompatibel mit Esri ArcGIS® 10.2.2. und
besteht aus drei Komponenten:
■
dem Daten- und Modellexplorer mit:
■
den Rechenkernen für KNN, WoE (Weights
of Evidence), FL (Fuzzy Logic),
■
Funktionen zur Datenvorbereitung (Raste-
rung, Datenextraktion, Projektion auf ein-
heitliche Raster, Umcodierung, Normierung,
usw.),
■
Funktionen zur Visualisierung der Metadaten
der Berechnungen,
■
Funktionen zur Validierung der Rechener-
gebnisse,
■
Schnittstellen zur Kommunikation mit ande-
ren Interpretationsprogrammen,
■
dem GIS zur:
■
Prozessierung von Geometriedaten,
■
Visualisierung der Daten und Ergebnisse,
■
der Datenbank zur:
■
Speicherung der Daten (Geometriedaten,
Gewichte der Neuronen, Fuzzy-Operatoren
usw.),
■
Speicherung der Metadaten (z. B. Parameter
der Berechnungen, Konfiguration der KNN,
usw.).
Die Erweiterung „Minerals“ bietet umfangreiche Hilfe bei der
Vorprozessierung der Daten, was die Ausführung von realen
Berechnungen außerordentlich beschleunigt.
Abb. 3-7: Darstellung der Komponenten der advangeo® Prediction
Software, die für die Prognoserechnungen zum Einsatz kam
3. Prognoseverfahren | 43
Die advangeo® Prediction Software bildet die für die Erzeu-
gung eines KNN-Modells erforderlichen Arbeitsschritte syste-
matisch ab:
1.
Erzeugung eines Rechenprojektes („Project“),
2. Definierung von Modellgrenzen und Basisgrid („Base
Data“),
3.
Erstellung der Trainingsdaten („Training Data“)
4. Zusammenstellung und Beschreibung der Daten-
grundlagen („Source Data“),
5. Aufbereitung der Datengrundlagen („Source Data“)
und Vorprozessierung der Daten („Processed Source
Data“),
6. Erstellung der Modelleingangsdaten („Model Input
Data“),
7. Training, Test und Anwendung der KNN-
Modellszenarien („Parameterized Model“),
8.
Darstellung der Prognoseergebnisse/Kartographie.
Rechenprojekte („Projects“) bilden die Grundlage jeder Model-
lierung. Sie sind die oberste Hierarchieebene im Datenexplorer,
der alle Objektarten für eine leichte Navigation in einer Baum-
struktur hierarchisch darstellt. Mit der Definition eines Pro-
jekts grenzt der Nutzer die fachliche Problemstellung ab. An-
schließend erfolgt die Festlegung des Projektgebietes („Base
Raster“) und diverser Teilgebiete (Trainingsgebiete/„Training
Area“, Untersuchungsgebiet/ „Project Area“). Datenquellen
(„Source Data“) können entweder referenziert oder in das Pro-
jekt importiert werden. Die fachliche und technische Vorberei-
tung der Daten und die Erzeugung konsistenter Inputdaten
erfolgt mittels der Module „Processed Source Data“ und „Mo-
del Input Data“.
Der eigentliche Rechenkern liegt hinter dem Modul „Paramete-
rized Models“. Die Software stellt eine umfangreiche Unter-
stützung zur Parametrisierung der KNN bereit. Dem ungeübten
Nutzer werden bewährte Standardwerte in der Voreinstellung
angeboten. Die GIS Extension visualisiert die Daten und Re-
chenergebnisse und gestattet die automatisierte Erzeugung
nutzerspezifischer Karten. Die Software leitet den Nutzer
schrittweise durch die einzelnen Arbeitsschritte und stellt
spezifische Hilfsmittel für die Bearbeitung bereit (z. B. Konver-
tierung von Vektordaten in Rasterdaten, Skalentransformation).
Die Erzeugung, das Training und die Kalibrierung der KNN-
Modelle ist mit dem Modul „Parameterized Models“ in diesen
Prozess geeignet eingebunden. Zur Ergebnisbewertung stellt
die advangeo® Prediction Software folgende Funktionen bereit:
■
Fehlerkurve (Veränderung des Fehlers mit der Anzahl
der Iterationen),
■
Vergleich von Berechnungsergebnis und Trainingsda-
ten mittels Histogrammen,
■
Bewertung der Gewichte der Einzelparameter für das
jeweilige Rechenergebnis (Auswertung der Gewichte
des trainierten neuronalen Netzes) mit Connection
Weights und nach Garsons Algorithmus (O
LDEN u. a.,
2004).
Abb. 3-8: Überblick über den generellen Aufbau des Rechenprojektes
in der advangeo® Prediction Software
Die langjährigen Erfahrungen in der Nutzung künstlicher neu-
ronaler Netze (KNN) in der Rohstoffprognose gestatten folgen-
de Schlussfolgerungen:
■
das KNN erkennt sicher vorhandene Zusammenhänge,
■
das KNN erkennt ebenfalls sicher fehlende Zusam-
menhänge,
■
das KNN eignet sich hervorragend zur Bewertung der
Höhe des Einflusses der einzelnen Parameter auf die
abhängige Variable,
■
das KNN kann in Abhängigkeit der verfügbaren Daten
sowohl qualitative (z. B. Wahrscheinlichkeit des Auf-
tretens) als auch quantitative (z. B. Mengen, Inhalte)
Prognosen rechnen.
3.2 Erzeugung eines Rechenprojekts mit der advangeo®
Prediction Software
3.3.1 Definierung von Modellgrenzen und Basisgrid („Base
Data“)
Innerhalb der advangeo® Prediction Software wurde ein Re-
chenprojekt erstellt. Dieses dient der Dokumentation aller
verwendeten Datengrundlagen, aller aufbereiteten Modellein-
44 | 3. Prognoseverfahren
gangs- und Trainingsdaten sowie der gerechneten KNN-
Modellszenarien.
Zur Erzeugung der Modelleingangsdaten und zur Berechnung
der Prognosemodell wurde ein Basisgrid im Koordinatensystem
„ETRS 1989 UTM Zone 33N“ mit folgenden Eckkoordinaten
definiert:
■
Westen (min. Rechtwert): 337.000
■
Osten (max. Rechtswert): 378.000
■
Norden (max. Hochwert): 5.619.000
■
Süden (min. Hochwert):
5.595.000
Das definierte Basisgrid hat eine räumliche Auflösung von 50
m. Anschließend wurde das ROHSA 3.1-Projektgebiet zur Ab-
grenzung des zu berechnenden Prognosemodells in die advan-
geo® Prediction Software als „Project Area“ importiert.
3.3.2 Training, Test und Anwendung der KNN
Modellszenarien („Parameterized Model“)
Für die Prognoserechnungen mit der advangeo® Prediction
Software wurde bei der Erstellung der „Parameterized Models“
die Methode „Multi Layer Perceptron“ (MLP) ausgewählt, um
künstliche neuronale Netze (KNN) zu erstellen und zu trainie-
ren.
Weiterhin wurden die folgenden Parameter für das KNN ver-
wendet:
■
Lern-Parameter:
■
Aktivierungsfunktion:
■
Funktion: Sigmoid,
■
Steepness: 0,5,
■
Lernalgorithmus:
■
Typ: RPROP (resilient backpropa-
gation of error),
■
Funktion: Tanh,
■
Increase Factor: 1,2,
■
Decrease Factor: 0,5,
■
Minimum Delta: 0,
■
Maximum Delta: 50,
■
Training-Parameter:
■
Weights initialization: Initialize,
■
Maximum number of epochs: 300,
■
Stop criteria for MSE: 0,001,
■
Balancing-Parameter:
■
Balancing-Factor: 50%.
Die Anpassung des KNN an die Daten erfolgt in einem Trai-
ningsprozess schrittweise in Iterationen. Nach jeder Iteration
vergleicht die Software das jeweilige berechnete Ergebnis mit
den Trainingsdaten und ermittelt den Modellfehler. Durch
nachfolgende Veränderung der Gewichte wird der Modellfehler
minimiert. Ein Modellfehler von >0,2 verweist auf fehlende
Zusammenhänge zwischen den Modellparametern und den
Trainingsdaten. Derartige Modelle sind nicht nutzbar. Ein Mo-
dellfehler von knapp unter 0,2 weist auf bestehende Zusam-
menhänge mit größeren Unsicherheiten hin. Die Histogramme
der Prognoseergebnisse zeigen eine dementsprechend breite
Streuung (der Gipfel des Histogramms für die Trainingsobjekte
liegt bei 0,6 – 0,8). Modellfehler von deutlich unter 0,1 sind
klare Indikation für sehr enge Abhängigkeiten. Dementspre-
chend klar sind dann auch die in den Histogrammen darge-
stellten Gesetzmäßigkeiten (Gipfel des Histogramms für die
Trainingsobjekte liegt bei 0,8 und höher).
Alle Modelleingangsdaten (Model Input Data) wurden entwe-
der als binäre Daten mit 0 und 1 kodiert bzw. als Fließzahlen-
raster mit Werten zwischen 0 und 1 skaliert.
Für die Trainingsdaten (Training Data) der qualitativen Progno-
sen (Prognose der Lokalitäten) wurden an den bekannten Vor-
kommen Trainingspixel mit dem Wert der Höffigkeit von 1
generiert und der Rest der Modellgebietes mit einem Wert von
0 angenommen. Die Werte des Ergebnisrasters (Output Layer)
für die qualitativen Prognosen liegen analog zwischen 0 und 1,
d.h. zwischen 0 % und 100 % für die Höffigkeit bzw. das Po-
tenzial, eine Lagerstätte vom gleichen Typ wie die Trainingspi-
xel zu finden.
Für die Trainingsdaten (Training Data) der quantitativen Prog-
nosen (Prognose der Lokalitäten und Metallinhalte) wurden aus
den bekannten Vorratsblöcken Trainingspixel mit umgerechne-
ten Vorräten in Tonnen je Rasterzelle von 50 x 50 m berechnet.
Da die Metallinhalte über mehrere Größenordnungen schwan-
ken (viele kleine Werte und wenige sehr große Werte) ist eine
Datentransformation nötig, um die Werte möglichst gleichmä-
ßig auf die Skala von 0 bis 1 zu verteilen. Dazu wurde loga-
rithmisch zwischen 0 und 1 für Werte zwischen einer Tonne
und 250 Tonnen je Rasterzelle für strukturkontrolliertes Zinn,
zwischen 0,1 Tonnen und 100 Tonnen je Rasterzelle für struk-
turkontrolliertes Wolfram und zwischen 10 Tonnen und 1000
Tonnen je Rasterzelle für lithologisch kontrolliertes Zinn und
Wolfram skaliert. Die Werte des Ergebnisrasters (Output Layer)
für die quantitativen Prognosen liegen ebenfalls zwischen 0
und 1 und müssen anschließend in die eigentlichen Werte für
die prognostizierten Vorräte rücktransformiert werden.
Im Ergebnis der Modellierung mit der advangeo® Prediction
Software wurden mit Hilfe der von O
LDEN &JACKSON (2002)
bzw. O
LDEN u. a. (2004) dargestellten Methodik die sogenann-
ten „Connection Weights“ berechnet. Dies ist eine Summen-
funktion aller Gewichte eines künstlichen neuronalen Netzes,
die einem bestimmten Eingangsparameter zugeordnet werden
können. Dieser Ansatz gibt Auskunft über die mittlere Wich-
tung bzw. Bedeutung des Parameters bei der Modellierung. Mit
Hilfe des Garson-Algorithmus konnte diese Wichtung zudem
noch prozentual auf ihren Anteil an der Gesamtwichtung im
3. Prognoseverfahren | 45
künstlichen neuronalen Netz umgerechnet werden. Im Ergebnis
dieser Sensitivitätsanalyse erhält man Auskunft, welche Ein-
gangsdaten den stärksten Einfluss auf das Modellergebnis
haben.
3.3.3 Ablauf der Modellierung
Die Prognose der Rohstoffpotenziale erfolgte mit dem Schwer-
punkt der Suche perspektiver Flächen (qualitative Prognose)
sowie bei Vorhandensein entsprechender Daten (Vorratsdaten
aus mehreren in der Fläche verteilten Blöcken) auch mit dem
Ziel der Prognose von Lokalitäten und der Schätzung ihrer
Metallinhalte (quantitative Prognose). Die Einschätzung des
Anschnittsniveaus der Mineralisationen bzw. der erwarteten
Teufenlage vermuteter verdeckter Mineralisationen erfolgte
unter Nutzung der wesentlichen kontrollierenden Faktoren:
Abstand zum Granit, geochemische Eigenschaften der Minera-
lisationen, räumliche Lage der lithologischen und/oder struktu-
rellen Fallen sowie der Lagebeziehungen zwischen Granit und
den lithologischen Fallen. Die Einschätzung der Teufenerstre-
ckung der Verskarnung als Grundvoraussetzung für die Ausbil-
dung lithologisch kontrollierter Mineralisationen erfolgte mit
Hilfe von KNN-Modellen (
) separat für die drei
höffigen Formationen (Raschau-Formation, Grießbach-
Formation, Herold-Formation).
Kapitel 5.3
Der Aufbau der qualitativen Modelle erfolgte schrittweise
unter Berücksichtigung der jeweiligen kontrollierenden Fakto-
ren. Dabei wurde der direkte Indikator Metallgehalt der zu
prognostizierenden Mineralisation (Zinn, Wolfram) in Bach-
sedimenten
nicht
für die Erstellung der Modelle genutzt, son-
dern diente vielmehr zur Verifikation des Ergebnisses der Be-
rechnungen. Für die quantitative Prognose dagegen wurde die
Höhe der Metallgehalte in den Bachsedimenten mit genutzt.
Insgesamt wurden 231 Prognosemodelle gerechnet:
■
139 für Zinn (85 für strukturkontrollierte Mineralisa-
tionen, 39 für lithologisch kontrollierte Mineralisatio-
nen, 15 für Greisenkörper im Endokontakt),
■
50 für Wolfram (29 für strukturkontrollierte Minerali-
sationen, 21 für lithologisch kontrollierte Mineralisa-
tionen),
■
18 für Flussspat,
■
2 für Schwerspat,
■
22 für die Ausbildung von Skarnhorizonten.
In dieser Veröffentlichung werden die 14 plausibelsten Modelle
dargestellt und ausführlich diskutiert. Die Einschätzung der
Plausibilität und Korrektheit der Modelle erfolgte sowohl mit-
tels der modellspezifischen Kriterien (Fehlerkurve, Histogram-
me, Gewichte der Neuronen) als auch mittels der Nutzung von
bekannten geologischen und geochemischen Sachverhalten,
wie z. B. der Verteilung der Metalle in den Bachsedimenten
und vorhandenen geologischen Kenntnissen.
46 | 3. Prognoseverfahren
4.1 Lagerstätten und Vorkommen
4.1.1 Daten zu Rohstoffvorkommen
Vorkommen
Prinzipielle Datengrundlage für punktförmige Informationen
der Rohstoffvorkommen im Untersuchungsgebiet war die bei
Beak Consultants vorhandene Rohstoff-Datenbank (Abb. 4-1).
Die darin enthaltenen Daten für Zinn, Wolfram und Spat kön-
nen zwar prinzipiell zum Training der Prognosemodelle in der
advangeo® Prediction Software verwendet werden, liegen
jedoch nur punktförmig vor und stellen daher keine gute Re-
präsentation der räumlichen Ausdehnung des Vorkommens an
sich dar. Aufgrund dessen wurden alle Rohstoffvorkommen
flächenhaft aus den zur Verfügung stehenden Karten und
Berichten recherchiert und in einer Datenbank erfasst. Dabei
handelt es sich um die geologischen Kartenwerke (GK25, GK50)
des LfULG, die im Rahmen des Projekts ROHSA digitalisierten
Berichte sowie um Publikationen in der geowissenschaftlichen
Fachliteratur. Auf Grundlage dieser Informationen wurden für
jedes Rohstoffvorkommen Verbreitungsflächen digitalisiert.
Diese Vorkommensflächen können zum Training des Prognose-
Modells verwendet werden, jedoch nur für qualitative Modelle.
Abb. 4-1: Vorkommen (punktförmig) aller metallischen Rohstoffe und
flächenhafte Verbreitung der Rohstoffvorkommen von Zinn, Wolfram
und Spat
Vorratsblöcke
Zum Training von
quantitativen Rohstoff-Prognosemodellen
sind Flächeninformationen mit Tonnagen bzw. kg/m² für den
Rohstoff notwendig. Dazu wurden aus den vorliegenden Be-
richten und Karten die maximale Ausdehnung der Vorratsblö-
cke in den verschiedenen Sohlenniveaus an die Erdoberfläche
projiziert und entsprechend digitalisiert. Die folgende Abb. 4-2
gibt einen Überblick über die digitalisierten Vorratsblöcke. Jene
wurden in einer Datenbank mit Rohstofftyp, geschätzter
Mächtigkeit und geschätzten bzw. berechneten Reser-
ven/Ressourcen auf Grundlage der im Literaturverzeichnis
aufgelisteten Erkundungsberichte erfasst.
Die Tonnage-Werte können unter Annahme der Mächtigkeit
und Berechnung der Vorratsblockfläche im GIS in einen Wert in
Gewicht je Flächeneinheit (kg/Rasterzelle bzw. kg/m²) umge-
rechnet werden. Daraufhin konnten diese Daten nach der Vek-
tor-zu-Raster-Konvertierung als Trainingsdaten verwendet
werden.
Abb. 4-2: Vorratsblöcke von Zinn (Hellgrün: strukturkontrolliert, dun-
kelgrün: lithologisch kontrolliert) und Wolfram (hellrot: strukturkon-
trolliert, dunkelrot: lithologisch kontrolliert). [Vorratsblöcke von Spat
und Greisen sind zu klein zur Darstellung im Abbildungsmaßstab]
4 Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangs-
daten
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 47
4.1.2 Erstellung der Trainingsdaten („Training Data“)
Zinnmineralisationen
Es wurden Trainingsdaten für die drei zu bearbeitenden Typen
industrieller Zinnmineralisationen:
■
hochthermale Mineralisationen (Greisengänge, Kassi-
terit-Quarzgänge) auf linearen Strukturen im Exokon-
takt/Endokontakt,
■
(größere) Greisenkörper im Endokontakt,
■
lithologisch kontrollierte Mineralisationen im Exokon-
takt (Skarne)
mit höchstmöglicher räumlicher Genauigkeit neu erstellt:
■
Karten mit Ausbisslinien/-punkten bekannter Sn-
Mineralisationen (für lineare Mineralisationen,
Abb.
4-3, s. a. Anlage 1),
■
Karten mit Verbreitungsflächen bekannter Sn-
Mineralisationen (für Skarne, Gangzüge und Greisen-
körper,
Abb. 4-3, s. a. Anlage 1),
■
Karten mit Polygonen der Horizontalprojektionen
berechneter/prognostizierter Ressourcen, inkl. der
darin enthaltenen Metallmengen, separierbar nach
Skarnen, Greisen und Gängen (Abb. 4-4 b, d, e).
Abb. 4-3: Trainingsdaten für strukturkontrolliertes Zinn (Zinngänge,
hellgrün), für lithologisch kontrolliertes Zinn im Exokontakt (Zinnskar-
ne, dunkelgrün und schwarz), für strukturkontrolliertes Wolfram
(Wolframgänge, rot) und für lithologisch kontrolliertes Wolfram im
Exokontakt (Wolframskarne, schwarz). Die Trainingsdaten für die
Zinngreisen sind zu klein zur Darstellung im Abbildungsmaßstab.
Wolframmineralisationen
Es wurden Trainingsdaten für die zwei zu bearbeitenden Typen
industrieller Wolframmineralisationen:
■
hochthermale Mineralisationen (Quarzgänge) auf li-
nearen Strukturen im Exokontakt,
■
lithologisch kontrollierte Mineralisationen im Exokon-
takt (Skarne)
mit höchstmöglicher räumlicher Genauigkeit neu erstellt:
■
Karten mit Ausbisslinien/-punkten bekannter W-
führender Mineralisationen (für lineare Mineralisatio-
nen,
Abb. 4-3, s. a. Anlage 1),
■
Karten mit Verbreitungsflächen bekannter Mineralisa-
tionen (für Skarne und Gangfelder,
Abb. 4-3, s. a. An-
lage 1),
■
Karten mit Polygonen der Horizontalprojektionen be-
rechneter/ geschätzter Ressourcen, inkl. der darin
enthaltenen Metallmengen, separierbar nach Skarnen
und Gängen (Abb.
4-4 a, c).
Wie die Daten der im Gebiet von Ehrenfriedersdorf/Geyer be-
rechneten Vorratsblöcke von Greisen und Quarz-Kassiterit-
Wolframitgängen zeigen, sind sowohl die darin enthaltenen
Wolframmengen als auch die mittleren Gehalte so niedrig, dass
eine separate industrielle Verwertung nicht in Frage kommt.
Aus diesem Grund werden diese Wolframmineralisationen
nicht in das Kataster der Trainingsdaten aufgenommen.
Aufgrund seiner leichten Gewinnbarkeit im gravitativen Aufbe-
reitungsprozess kann Wolframit jedoch als Nebenprodukt der
Verarbeitung von Zinnerzen eine gewisse Bedeutung erlangen.
Von größerem Interesse sind trotz der bisher nicht geklärten
Aufbereitbarkeit die W-führenden Skarne, welche insbesondere
am Süd- und Westrand der Schwarzenberger Kuppel auftreten.
Diese sind jedoch im Untersuchungsgebiet nur teilweise ent-
halten.
Klar zu erkennen ist die regionale Kontrolle der Wolframmine-
ralisationen durch die Zwischengranite (Typ Bergen), welche
den Eibenstocker Granit ringartig umgeben.
Abb. 4-4 (nächste Seite): Darstellung der aus den Vorratsblöcken auf
die Rasterzellen übertragenen Vorräte der einzelnen Rohstoffarten, für
die ausreichend quantitative Daten vorliegen. Dargestellt ist die Roh-
stoffmenge in Kilogramm pro Rasterzelle (50 x 50 m). Als Trainingsda-
ten werden nur die nachgewiesenen Bilanz- und Außerbilanzvorräte
verwendet. Prognostische Vorräte der Vorratsklasse Delta sind hier
nicht berücksichtigt.
48 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 49
Spatmineralisationen
Es wurden Trainingsdaten für die zwei zu bearbeitenden Typen
industrieller Spatmineralisationen:
■
Flussspat:
■
strukturkontrollierte Mineralisationen,
■
Schwerspat:
■
strukturkontrollierte Mineralisationen
mit höchstmöglicher räumlicher Genauigkeit neu erstellt:
■
Karten mit Ausbisslinien/-punkten potenziell spat-
führender Mineralisationen (Gänge der hmba-, flq-
und bafl-Folge (s. Anlage 1),
■
Karten mit Gängen, die nach BERNSTEIN u. a. (1978)
tatsächlich flussspatführend sind (Abb.
4-5, blaue Li-
nien),
■
Karten mit den Schwerspatgängen von Schlettau
(F
RÖLICH, 1957), sowie mit Gängen, die aufgrund der
in B
ERNSTEIN u. a. (1978) sowie ILGNER & MOHNHAUPT
(1980) dokumentierten Flussspatführung bzw. Mine-
ralisationsanzeichen und der Paragenese (hmba- bzw.
bafl-Folge) wahrscheinlich größere Mengen an
Schwerspat führen (Abb.
4-5, rosa Linien).
Abb. 4-5: Trainingsdaten für strukturkontrollierten Flussspat (Fluorit-
gänge) und Schwerspat (Barytgänge)
Skarnhorizonte
Es wurden Trainingsdaten für die drei wesentlichen im Progno-
segebiet vorkommenden Skarnhorizonte (siehe
)
aus den:
Abschnitt 5.3
■
Karten der Ausstriche von Skarnen aus den jeweiligen
stratigraphischen Einheiten und den
■
Durchstoßpunkten von Skarnen nach den Schichten-
verzeichnissen unter Berücksichtigung der Bohrab-
weichungsmessungen
mit höchstmöglicher räumlicher Genauigkeit neu erstellt:
■
Skarnhorizont Raschau-Formation (Abb.
4-6,
rote Li-
nien),
■
Skarnhorizont Grießbach-Formation (Abb.
4-6,
grüne
Linien),
■
Skarnhorizont Herold-Formation (Abb.
4-6,
blaue Li-
nien).
Abb. 4-6: Trainingsdaten für den Skarnhorizont Raschau-Formation
(rot), für den Skarnhorizont Grießbach-Formation (grün) und für den
Skarnhorizont Herold-Formation (blau); zusammengestellt aus kartier-
ten Skarnausstrichen und Bohrungsergebnissen. Die in anderen
Schichtgliedern in geringem Umfang auftretenden Skarne sind hier
nicht dargestellt.
4.2 Geologische Daten
4.2.1 Bohrungen
Insgesamt wurden Datensätze von 28.833 Bohrungen vom
LfULG zur weiteren Verwendung im Projekt übergeben (L
FULG,
2016a). Nach Aussonderung aller Bohrungen mit folgenden
Eigenschaften:
■
außerhalb der Kontur des Modellgebiets,
■
ohne Schichtenverzeichnisse,
■
Ziel ALB (Altbergbauerkundung), ALT (Altlastenerkun-
dung), BLA (Bodenkundliche Landesaufnahme), DSE
(Deponiestandorterkundung (Neuanlage oder Erweite-
rung)), GE (Gefährdungseinschätzung), GT (Untersu-
chungen zur geothermischen Nutzung), GY (Geophy-
sikalische Untersuchung), HY (Hydrogeologische Un-
tersuchung), HYB (Brunnen), HYP (Grundwassermess-
stelle (außer Brunnen)), IG (Ingenieurgeologische Un-
tersuchung/Baugrunduntersuchung), L (Lehmerkun-
dung), S (Sanderkundung), SB (Bauaufschluss allge-
mein), SE (Steine/Erdenerkundung (sofern der speziel-
50 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
le Rohstoff unbekannt ist)), STK (Steinkohlen- und
Anthraziterkundung), T (Tonerkundung), TF (Torfer-
kundung), VKB (Verkehrsbauten), WB (Wasser-
bau/Talsperrenbau) und ohne Zielangabe, da diese auf
Grund der meist geringen Endteufen und der speziel-
len Erkundungsziele kaum Informationen enthalten
die für die vorliegende Rohstoffprognose nutzbar sind,
■
Endteufe von weniger als 20 m,
verblieben noch
2.014 Bohrungen
(Abb.
4-7)
mit
42.759
Schichtdatensätzen
, welche im Projekt weiter verwendet wur-
den, um das 3D-Modell der Schichtgrenzen aufzubauen und
Trainingsdaten für Skarne zu erzeugen.
Für die Konstruktion der 3D-Koordinaten der lithologischen
Grenzen und anderer Informationen wurden die Bohrlochab-
weichungsmessungen verwendet. Bei Fehlen dieser Daten
wurden die BA-Werte aus Neigung und Azimut des Bohran-
satzpunktes sowie der Endteufe ermittelt.
Abb. 4-7: Verwendete Bohrungen im Untersuchungsgebiet
4.2.2 Zweidimensionale geologische Daten
4.2.2.1 Erstellung der vereinfachten geologischen Karte
Das Untersuchungsgebiet wird durch insgesamt vier Karten-
blätter der Geologischen Karte 1:50.000 (GK50; L
FULG, 2016b)
abgedeckt (
). Die Legende dieser Kartenblätter war
jedoch zu detailliert, um die geologischen Einheiten als Flächen
in das Prognosemodell zu übernehmen.
Abb.4-8
Aufgrund dessen wurde eine vereinfachte geologische Karte
des Untersuchungsgebietes (
) erzeugt mit folgenden
Legendeneinheiten:
Abb. 4-9
■
Känozoikum:
■
Basalt,
■
Paläozoikum:
■
Granit,
■
Ordovizium:
■
Gräfenthal- Phycoden- und Frau-
enbach-Gruppe
■
Kambrium (vermutet):
■
Thum-Gruppe: Halbmeile-
Formation, Herold-Formation,
■
Jáchymov-Gruppe: Breitenbrunn-
Formation, Grießbach-Formation,
■
Klínovec-Gruppe: Fichtelberg-
Formation, Obermittweida-
Formation, Raschau-Formation
■
Proterozoikum
■
Neoproterozoikum:
■
Niederschlag-Gruppe, Preßnitz-
Gruppe, Osterzgebirge-Gruppe:
Kunnerstein-Formation, Kovářská-
Formation, Měděnec-Formation,
Rusová-Formation, Annaberg-
Wegefarth-Formation.
Die 2D-Flächen
der vereinfachten geologischen Oberflächen-
karte wurden als binäre Raster-Layer in das Prognosemodell als
Modelleingangsdatensätze importiert. Dabei steht 1 für das
Vorkommen einer spezifischen Formation und 0 für das Nicht-
Vorkommen. Dementsprechend gibt es sieben binäre Raster der
Oberflächengeologie.
4.2.2.2 Strukturelle Daten
Bei den strukturellen Daten ist hinsichtlich der folgenden ver-
schiedenen Typen zu unterscheiden:
■
geologische Grenzen und Störungen,
■
Erzgänge,
■
Gesteinsgänge.
Bei deren Erfassung wurde sowohl die Einfallsrichtung als auch
der Einfallswinkel berücksichtigt: Soweit die Information zum
Einfallswinkel aus den Berichten und Karten ersichtlich war,
wurde diese Information auch in der Datenbank erfasst. Da der
Einfallswinkel jedoch nicht für alle strukturellen Daten vorhan-
den war, wurde auf eine Klassifizierung der Strukturen nach
dem Einfallswinkel verzichtet.
Störungen
Auf Grundlage der vorhandenen geologischen Karten GK50 des
Untersuchungsgebietes wurden zunächst alle Störungen, gleich
ob erzführend oder nicht, in einem vereinheitlichten Datensatz
abgelegt (Abb. 4-10).
Die Störungen wurden anschließend entsprechend:
■
Streichrichtung,
■
Länge und
■
Sinuosität (Krümmung)
klassifiziert.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 51
Abb. 4-9: Vereinfachte geologische Modellkarte des Untersuchungs-
gebietes mit den wichtigsten Störungen
Hinsichtlich der Streichrichtung wurden folgende vier Rich-
tungsklassen (ohne Berücksichtigung des Einfallwinkels) unter-
schieden:
■
Nord-Süd (0°-22,5°, sowie 157,5°-202,5° und
337,5°-360°) (Abb.
4-11
a),
Abb. 4-10: Störungen im Modellgebiet auf Grundlage der geologi-
schen Karte 1:50.000 Erzgebirge/Vogtland
■
Nordost-Südwest (22,5°-67,5°, sowie 202,5°-247,5°)
(Abb.
4-11
d),
■
Ost-West (67,5°-112,5°, sowie 247,5°-292,5°) (
) und
Abb.
4-11
b
■
Nordwest-Südost (112,5°-157,5°, sowie 292,5°-
337,5°) (Abb.
4-11
c).
Abb.4-8: Der Ausschnitt aus der geologischen Karte 1:50.000 Erzgebirge/Vogtland zeigt den sehr variablen Aufbau des Modellgebiets, das von
Nordwesten nach Südosten gesehen überwiegend gebildet wird von Tonschiefern bis Phylliten (überwiegend Phycoden- und Frauenbach-Gruppe,
grün), feldspat-, granat- und kohlenstoffführenden Phylliten (Thum-Gruppe, grau und blass blaugrün), Glimmerschiefern mit vielfältigen Einla-
gerungen anderer Gesteine (Jáchymov-Gruppe, graugrün), Glimmerschiefern bis Paragneisen mit Einlagerungen (Klínovec-Gruppe, dunkelgrün),
meist monotonen Paragneisen (Neoproterozoikum, braun und orange) und Orthogneisen (Neoproterozoikum bis Ordovizium, hellrosa bis pink).
Im Untergrund sind großflächig Granite verbreitet, die aber an der Oberfläche nur an wenigen Stellen aufgeschlossen sind (rot). Die jüngsten
hier dargestellten Einheiten sind die Basalte (violett) vom Scheibenberg und Pöhlberg.
52 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
Für jede der Richtungsklassen wurde aus den selektierten Stö-
rungen ein Raster berechnet, welches den euklidischen Ab-
stand bis zur nächsten Störung in der jeweiligen Klasse für jede
Rasterzelle berechnet. Dadurch können die Vektordaten (Linien)
in Rasterdaten überführt werden, um räumliche Informationen
zur relativen Lage in die Daten zu kodieren. Dabei wurde empi-
risch ein maximaler euklidischer Abstand von 1000 m als Ma-
ximum gewählt, um zum einen den Einflussbereich im Umfeld
der Störungen zu repräsentieren und zum anderen die Unge-
nauigkeit der Lage der kartierten Störung abzubilden.
Hinsichtlich der Länge der Störung wurden folgende vier Klas-
sen unterschieden:
■
klein (0 m – 2000 m) (Abb.
4-12
a),
■
mittel (2000 m – 4000 m) (Abb.
4-12
b),
■
groß (4000 m – 10.000 m) (Abb.
4-12
c),
■
sehr groß (>10.000 m) (Abb.
4-12
d).
Analog zur Vektor-Raster-Umwandlung bei der Streichrichtung
wurde auch bei der Störungslänge der euklidische Abstand als
Raster für die vier Klassen berechnet und als Rasterdatensatz
abgelegt. Als maximaler euklidischer Abstand wurde empirisch
1000 m gewählt, um einen gewissen Einflussbereich im Umfeld
der Störungen abzubilden.
Hinsichtlich der Krümmung der Störung wurde die Sinuosität
berechnet. Dies ist der Quotient aus der Länge einer Störung
entlang der kartierten Ausstrichlinie und der geradlinigen Dis-
tanz zwischen Anfangs- und Endpunkt der Störungslinie. Bei
stärker gekrümmten Störungen ist mit einer erhöhten Wahr-
scheinlich der Bildung von Hohlräumen für Fluide bei Strike-
Slip-Bewegungen zu rechnen und somit einer erhöhten Wahr-
scheinlichkeit der Bildung von Gängen im weiteren Umfeld
dieser Störungen.
Es wurden daraufhin zwei Klassen unterschieden:
■
nicht bis schwach gekrümmt (Sinuosität < 1,077) so-
wie
■
gekrümmt (Sinuosität > 1,077) (Abb. 4-13b).
Auch bei der Sinuosität der Störungen wurde wieder der eukli-
dische Abstand berechnet, um die Vektor-Daten in Raster-
Daten umzuwandeln. Bei der Klasse der schwach gekrümmten
Störungen wurde wieder ein maximaler euklidischer Abstand
von 1 km gewählt. Für die als gekrümmt klassifizierten Störun-
gen wurde empirisch ein maximaler euklidischer Abstand von 5
Abb. 4-11: Euklidische Abstände zu den entsprechend ihrer Streichrichtung klassifizierten Störungen mit einem maximalen Abstand von 1 km
beiderseits der Störung; a) Nord-Süd gerichtete Störungen; b) Ost-West gerichtete Störungen; c) Nordwest-Südost gerichtete Störungen; d)
Nordost-Südwest gerichtete Störungen.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 53
km gewählt, um den Einfluss der daran gebundenen Deforma-
tionen auf das weitere Umfeld der Störung abzubilden
Abschließend wurden die Kreuzungspunkte aller Störungen
ermittelt und ein Raster-Datensatz mit dem euklidischen Ab-
stand von diesen Störungskreuzen berechnet (Abb.
4-13a).
Zusätzlich wurde für das zu erstellende geologische 3D-Raster-
Modell des Untersuchungsgebietes (siehe
) ein
vereinfachtes Störungsmodell des Untersuchungsgebietes
erstellt. Dieses ist in
zusammen mit der vereinfachten geolo-
gischen Karte in Abb. 4-9
dargestellt.
Abschnitt 4.2.3
Abb. 4-13: a) euklidischer Abstand zu Störungskreuzen bis zu einer
maximalen Distanz von 1000 m; b) euklidischer Abstand zu gekrümm-
ten Störungen (Sinuosität > 1,077) mit einem maximalen Abstand von
5000 m beiderseits der Störung.
Abb. 4-12: Euklidische Abstände zu den entsprechend ihrer Länge klassifizierten Störungen mit einem maximalen Abstand von 1 km beiderseits
der Störung; a) Störungen unter 2000 m Länge; b) Störungen von 2000 bis 4000 m Länge; c) Störungen von 4000 bis 10.000 m Länge; d) Störun-
gen von mehr als 10.000 m Länge.
54 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
Erzgänge
Auf Grundlage der geologischen Karten GK50 und unter Zuhil-
fenahme weiterer Detailkarten aus den verschiedenen Erkun-
dungsberichten wurden die erzführenden Gänge digitalisiert
(
) und in einer Access-Datenbank hinsichtlich der
Erzformation dokumentiert.
Abb. 4-14
Nach Abschluss der Erfassung wurde den Gängen der jeweilige
Rohstoff
■
Zinn,
■
Wolfram,
■
Flussspat oder
■
Schwerspat
zugeordnet (s. a. Anlage 1). Damit können diese Daten entspre-
chend ihrer Klassifizierung als Trainingsdaten (siehe
4.1.2) bei der
qualitativen Prognosemodellierung
verwendet
werden. Dazu wurden die Linien in binäre Raster umgewandelt
- mit dem Wert 1 für Rasterzellen, in denen Erzgänge vorhan-
den sind und dem Wert 0 für Rasterzellen ohne Erzgänge. Das
Einfallen der Erzgänge wurde dabei nicht berücksichtigt.
Abschnitt
Abb. 4-14: Nach ihrem potenziellen Rohstoffinhalt klassifizierte Erz-
gänge im Untersuchungsgebiet: Zinn (in Rot), Wolfram (in Violett),
Flussspat (in Grün) und Schwerspat (in Gelb), sowie andere Rohstoffe
(in Grau)
Zusätzlich zu den binären Trainingsdaten für das Auftreten
bzw. Nicht-Auftreten von Flussspat wurde auf Grundlage der
Klassifizierung der Flussspat-Gänge nach B
ERNSTEIN u. a. (1978)
eine Wichtung der Trainingsdaten für die weitere Verwendung
angewandt (siehe
Abb. 4-15).
Dazu wurden Flussspat-
Vorkommen mit niedrigem Potenzial mit Werten von 0,2 und
Flussspat-Vorkommen mit hohem Potenzial mit Werten von 1,0
bei der
qualitativen Prognosemodellierung
gewichtet.
Abb. 4-15: Klassifikation der Flussspat-Gänge entsprechend ihres
Potenzials nach BERNSTEIN u. a. (1978) (geringes Potential: in Orange;
hohes Potential: in Blau)
Gesteinsgänge
Auf Grundlage der vorhandenen geologischen Karten GK50 und
mit Nutzung weiterer Detailkarten aus verschiedenen Erkun-
dungsberichten wurden Gesteinsgänge digitalisiert (
)
und in einer Access-Datenbank erfasst und dokumentiert.
Abb. 4-16
Dabei wurde zwischen folgenden Typen von Gesteinsgängen
unterschieden:
■
saures Gestein (Porphyre, Aplite, u. ä.),
■
vergreisente saure Gesteine (Porphyre, Aplite, u. ä.),
■
basisches Gestein (Lamprophyre, u. ä.).
Diese Daten wurden entsprechend ihrer Klassifizierung als
zusätzliche kontrollierende Faktoren bei der Prognosemodellie-
rung als Modelleingangsdaten verwendet. Dazu wurden die
Linien in binäre Raster umgewandelt mit dem Wert 1 für Ras-
terzellen, in denen Gesteinsgänge vorhanden sind, und dem
Wert 0 für Rasterzellen ohne Gesteinsgänge.
Abb. 4-16: Gesteinsgänge: saure Gesteine (in Violett) und basische
Gesteine (in Grün)
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 55
4.2.2.3 Greisenkörper
Die Konstruktion der Greisenkörper erfolgte anhand der in
Vorratsrissen und Vorratsschnitten enthaltenen Informationen
sowie weiterer veröffentlichter Daten. Die Umringe der Grei-
senkörper (vgl.
) konnten binär als Trainingsdaten bei
der
qualitativen Prognosemodellierung
von Zinn-Greisen
verwendet werden.
Abb. 4-4
4.2.2.4 Erzkontrollierende Lithologien
Auf Grundlage der vorhandenen geologischen Karten GK50 und
unter Zuhilfenahme weiterer Detailkarten aus den verschiede-
nen Erkundungsberichten wurde die Verbreitung von erzkon-
trollierenden Lithologien digitalisiert (Abb.
4-17)
und in einer
Access-Datenbank erfasst und dokumentiert.
Dabei wurden zwischen den folgenden erzkontrollierenden
Lithologien unterschieden:
■
Skarn,
■
Karbonatgestein,
■
Amphibolit/Metabasit,
■
kohlenstoffführendes Gestein.
Die Lokalitäten der Zinn- und Wolfram-Skarne konnten in
Form binärer Daten als Trainingsdaten bei der
qualitativen
Prognosemodellierung
verwendet werden.
Die weiteren Daten (Karbonatgestein, Amphibolit/Metabasit,
kohlenstoffführendes Gestein) wurden entsprechend ihrer
Klassifizierung als zusätzliche kontrollierende Faktoren bei der
Prognosemodellierung als Modelleingangsdaten verwendet.
Dazu wurden die Linien in binäre Raster umgewandelt mit dem
Wert 1 für Rasterzellen in denen erzkontrollierende Lithologien
vorhanden sind und dem Wert 0 für Rasterzellen ohne erzkon-
trollierende Lithologien.
Abb. 4-17: Erfasste erzkontrollierende Lithologien im Untersuchungs-
gebiet: Skarn (in Violett), Karbonatgestein (in Blau), Amphibo-
lit/Metabasit (in Grün), kohlenstoffführendes Gestein (in Schwarz)
4.2.3 Dreidimensionale geologische Daten
Ausgangsdaten für die Erstellung der dreidimensionalen
Schichtgrenzen für das gesamte Modellgebiet waren die vom
LfULG übergebenen Daten der Bohrungen (siehe
),
die Daten der Granitoberfläche sowie die umfangreichen in
Schnitten und Rissen verschiedenster Berichte enthaltenen
Informationen.
Kapitel 4.2.1
Ausgehend von den Ausstrichflächen der unter Abschnitt
4.2.2.1 beschriebenen geologischen Einheiten und der in den
Bohrungen dokumentierten Durchstoßpunkte wurden Isolinien
der Oberkanten unter Berücksichtigung des Einfallens der
Schichtgrenzen und der in den Karten enthaltenen Informatio-
nen zum Einfallen der Schichtung erzeugt. Abschließend wur-
den die Vektordaten in 2D-Grids je Schichtgrenze bzw. Granit-
oberkante umgewandelt.
4.2.3.1 Erzeugung der Isolinien-Daten der Granitoberfläche
und der Oberflächen der geologischen Formationen
Granitoberfläche
Die Isolinien im 50-m-Abstand für die drei Granittypen (Typ
Eibenstock:
, Typ Bergen:
und Typ Kirch-
berg: Abb. 4-20) wurden mit Hilfe folgender Daten erzeugt:
Abb. 4-18
Abb. 4-19
■
Granitkarte Blatt Kirchberg 5341, Blatt Zwönitz 5342,
Blatt Schneeberg 5441, Blatt Aue 5442. Aus: „Rah-
menkonzept Tiefengeothermie Sachsen“ (W
ISMUT
GMBH, 2009),
■
Karte der Isohypsen der Granitoberfläche 1:10.000
(R
OSCHER &BÜCHNER, 1984, Anlage 7.1.3 und 7.1.4),
■
Granitisohypsenkarte der Erläuterungen zur GK25
Blatt 5442 Aue (L
EONHARDT, 2009a),
■
Granitisohypsenkarte Marienberg (SEIFERT, 1994),
■
Granitisohypsenkarte der Erläuterungen zur GK25
Blatt 5443 Annaberg-Buchholz West (L
EONHARDT,
1998),
■
Granitisohypsenkarte Nordrand (HÖSEL u. a., 1994),
■
Karte der Granitisohypsen und Trümerzüge der Sn-W-
Assoziation (H
ÖSEL u. a., 1996),
■
Daten der vom LfULG übergebenen Bohrungen.
Bei Abweichungen zwischen Isolinienkarten und Bohrungsda-
ten wurde anhand der Gesteinsbeschreibung und der erbohrten
Mächtigkeit eine Bewertung vorgenommen, ob es sich um
angebohrte Gesteinsgänge oder um die Oberkante des größe-
ren Intrusivkörpers handelt. In letzterem Fall wurden die Isoli-
nien angepasst. Weitere Anpassungen erfolgten an die Höhen-
lage der Oberflächenausstriche mit Hilfe des DGM25.
56 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
Abb. 4-19: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der
Granitoberfläche Typ Bergen mit den erstellten Isolinien und den
vorhandenen Bohrungsdaten. Der Granit vom Typ Eibenstock ist zur
Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb dargestellt. Die
Hauptstörungen aus der Modellkarte sind in Grau dargestellt.
Abb. 4-20: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der
Granitoberfläche Typ Kirchberg mit den erstellten Isolinien und den
vorhandenen Bohrungsdaten. Der Granit vom Typ Bergen ist zur Ver-
deutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb dargestellt. Die
Hauptstörungen aus der Modellkarte sind in Grau dargestellt.
Abb. 4-18: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der Granitoberfläche Typ Eibenstock mit den erstellten Isolinien und den
vorhandenen Bohrungsdaten. Die geringe Anzahl von Tiefbohrungen im östlichen Teil des Modellgebiets erlaubt dort keine detaillierte Dar-
stellung der Granitoberfläche. Die Hauptstörungen aus der Modellkarte sind in Grau dargestellt.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 57
Oberflächen des Neoproterozoikums, Kambriums und Ordo-
viziums
Die Modellierung der Grenzen dieser lithostratigraphischen
Einheiten erfolgte auf der Basis der Modellkarte (siehe
), der stratigraphisch eingestuften Bohrdaten, der
Streich- und Fallwerte aus den GK 50 und der Profilschnitte
der GK25 Blatt 5442 Aue und Blatt 5443 Annaberg-Buchholz
West mittels Isolinien im 50 m-Abstand. Um die Schichtorien-
tierung und den Winkel zur Granitoberfläche flächendeckend
abbilden zu können, wurden fiktive Verlängerungen der
Schichten unter -3000 m NN sowie über der Geländeoberkante
modelliert unter Berücksichtigung der den GK50 entnommenen
Streich- und Fallwerte (detailliert im Ausstrichbereich, jenseits
davon stärker schematisiert, entsprechend der abnehmenden
Sicherheit, s.
). Neben diesen lithostratigraphischen
Einheiten wurden noch die Ober- und Unterkanten der bedeu-
tendsten Skarnhorizonte anhand der bekannten Ausstriche von
Skarnen und Kalksteinen sowie der Bohrungsdaten modelliert:
Es handelt sich dabei um die Skarnhorizonte der Raschau-
Formation in der Klínovec-Gruppe, der Grießbach-Formation in
der Jáchymov-Gruppe und der Herold-Formation in der Thum-
Gruppe. Die derart erstellten Isolinien sind in Abb. 4-21 bis
Abb. 4-27 dargestellt.
Abb. 4-21
Kapitel
4.2.2.1
4.2.3.2 Erzeugung der Raster-Daten der Granitoberfläche
und der Oberflächen der geologischen Formationen
Die Interpolation der Oberflächen erfolgte in ArcGIS mit dem
„Topo to Raster“-Tool mit den Isolinien und den vereinfachten
Störungen als Klifflinien (Einstellungen: Zellengröße = 25,
drainage enforcement = Aus, Discretisation Error Factor = 1,
Tolerance1 = 25 (= halber Isolinienabstand), Tolerance2 = 200).
Die Interpolation auf einem 25 x 25 m-Raster verbessert die
Qualität der interpolierten Fläche im Bereich von Störungen
und dicht gedrängten Höhenlinien. Für die Verwendung der
Rasterdaten in der advangeo® Prediction Software wurde an-
schließend wieder auf 50 x 50 m Rasterzellen umgerechnet.
Die erstellten Oberflächen mit den zu Grunde liegenden Isoli-
nien sind in Abb. 4-22
bis
Abb. 4-27 dargestellt.
Aus den Oberflächen der drei Granitintrusionen wurde zusätz-
lich durch das Tool „Mosaic to New Raster“ (Einstellung: Mosa-
ic Operator = Maximum) die generelle Granitoberfläche er-
zeugt (als blassgelbe Oberfläche in Abb. 4-22
bis
Abb. 4-27
sowie in hellgrau auf Abb. 4-21 dargestellt).
Abb. 4-21: Rekonstruktion der erodierten und vom Granit verdrängten
Bereiche der Modellschichten (hellbraun), hier dargestellt am Beispiel
der Oberkante des Neoproterozoikums.
58 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
Abb. 4-22: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der Oberkante der Thum-Gruppe mit den erstellten Isolinien und den vorhan-
denen Bohrungsdaten. Die Granite sind zur Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb dargestellt. Die Hauptstörungen aus der Modell-
karte sind in Grau dargestellt.
Abb. 4-23: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der Oberkante der Jáchymov-Gruppe mit den erstellten Isolinien und den
vorhandenen Bohrungsdaten. Die Granite sind zur Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb dargestellt. Die Hauptstörungen aus der
Modellkarte sind in Grau dargestellt.
Abb.4-25: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der Oberkante des Neoproterozoikums mit den erstellten Isolinien und den
vorhandenen Bohrungsdaten. Die Granite sind zur Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb dargestellt. Die Hauptstörungen aus de
Modellkarte sind in Grau dargestellt.
r
Abb.4-24: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Nordwesten) der Oberkante der Klínovec-Gruppe mit den erstellten Isolinien und den vor-
handenen Bohrungsdaten. Die Granite sind zur Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb dargestellt. Die Hauptstörungen aus der Mo-
dellkarte sind in Grau dargestellt.
60 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
Abb. 4-27: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Süden) der Oberkante des Skarnhorizonts Raschau-Formation im Bereich der Hundsmarter
Mulde mit den erstellten Isolinien und den vorhandenen Bohrungsdaten. Die Granite sind zur Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse blassgelb
dargestellt.
Abb. 4-26: Perspektivische 3D-Darstellung (Blick von Süden) der Unterkante des Skarnhorizonts Raschau-Formation im Bereich der Hundsmar-
ter Mulde mit den erstellten Isolinien und den vorhandenen Bohrungsdaten. Die Granite sind zur Verdeutlichung der Verbandsverhältnisse
blassgelb dargestellt.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 61
4.2.3.3 Erzeugung von Distanz-Raster-Daten zwischen
Granitoberfläche und Oberflächen der geologischen
Formationen
Für die modellierten Horizonte des Neoproterozoikums, der
Klínovec-, Jáchymov- und Thum-Gruppe sowie die Mittelflä-
chen der drei Skarnhorizonte wurde die Differenz der interpo-
lierten Flächen jeweils zu den drei Intrusionen wie auch zur
gesamten Granitoberfläche berechnet. Der berechnete Abstand
entspricht dem senkrechten Abstand von der Fläche zum Gra-
nit (entsprechend dem vermuteten Fließweg der Fluide), nicht
zwingend dem kürzesten Abstand. Abschließend wurden die
Abstand-Raster für die Verwendung in der advangeo® Predic-
tion Software auf 50 x 50 m Rasterzellen umgerechnet. Für die
Oberflächen der drei unterschiedenen Granit-Typen und die
Gesamt-Granitoberflächen wurden die Abstände zur Gelände-
oberfläche als Raster-Daten berechnet (Abb. 4-28).
Für die Verwendung in der advangeo® Prediction Software sind
die Abstände dabei invers skaliert worden: Abstand = 0 m
wurde skaliert auf 1 und Abstand = 3000 m (als maximaler
angenommener lagerstättengenetisch relevanter Abstand) auf
0.
Die Abb. 4-29 zeigt die berechneten Abstände zwischen der
Granitoberfläche und den Oberkanten der Klínovec-, Jáchy-
mov- und Thum-Gruppe, des Neoproterozoikums und den drei
Skarnhorizonten.
Abb. 4-28: Berechneter vertikaler Abstand zwischen der Granitoberfläche und der Geländeoberfläche für den gesamten Granitpluton sowie für
die einzelnen geochemischen Granittypen.
62 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
Abb. 4-29: Berechneter vertikaler Abstand zwischen der Granitoberfläche und den einzelnen Modellschichten für den gesamten Granitpluton.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 63
4.2.3.4 Erzeugung von Differenz-Rastern zwischen Einfallen
der Granitoberfläche und Einfallen der Oberflächen
der geologischen Formationen
Zusätzlich zur Berechnung der Abstände zwischen Granitober-
fläche und den Oberflächen der geologischen Formationen
wurde die Differenz zwischen dem Einfallen der Granitoberflä-
che und dem Einfallen der verschiedenen Oberflächen der
Thum-, Jáchymov- und Klínovec-Gruppe, der Skarnhorizonte
und des Neoproterozoikums berechnet. Dazu wurden für alle
Oberflächen sowohl Neigung (Slope) als auch Exposition (As-
pect) berechnet. Die folgende
Abb. 4-30
zeigt als Beispiel den
Einfallswinkel der Granitoberfläche. Anschließend wurde der
minimale Winkel zwischen dem Normalenvektor der Granit-
oberfläche und dem Normalenvektor der Oberfläche der jewei-
ligen geologischen Formation pixelweise berechnet und als
Raster gespeichert (siehe hierzu auch
und
und 5-33).
Abb.
5-32
Abschnitt 5.3.1
Abb. 4-30: Berechnete Neigung (Slope) der Granitoberfläche (niedrig:
in Blau, hoch: in Rot)
4.3 Geophysikalische Daten
4.3.1 Magnetik
Ausgangsdaten waren die durch das LfULG zur Verfügung
gestellten Datenpunkte (insgesamt 449.051 Punkte, davon
46.772 Punkte im Modellgebiet; L
FULG, 2016c) im
125 x 125 m Raster mit Messwerten von ΔT. Dabei handelt es
sich um die Abweichung (Magnetfeldanomalie) des lokal ge-
messenen Feldes von dem regionalen Normalwert, die über-
wiegend durch die magnetischen Eigenschaften der Gesteine
im Untergrund, aber teilweise auch durch anthropogene Stör-
quellen verursacht wird. Der Normalwert ändert sich im Laufe
der Zeit, da das Erdmagnetfeld nicht konstant ist und außer-
dem durch Wechselwirkungen mit dem Sonnenwind beein-
flusst wird. Diese Änderungen werden durch wiederholte Mes-
sungen an Basisstationen nachverfolgt. Durch Subtraktion des
veränderlichen Normalwerts vom Messwert können Messungen
aus verschiedenen Zeiträumen sinnvoll miteinander verglichen
werden. Im Modellgebiet liegen die Messwerte für das Erd-
magnetfeld bei rund 48.000 Nanotesla (nT), die Werte von ΔT
liegen bei wenigen hundert Nanotesla.
Die verwendeten Daten wurden in Zuge aerogeophysikalischer
Vermessungen des Südteils der DDR in den Jahren 1982 bis
1989 gewonnen. Dabei war der Abstand der Nord-Süd ausge-
richteten Fluglinien 250 m, die Höhe über Grund 100 m und
der Abstand der Messpunkte 30 bis 95 m. Im Abstand von
2500 m wurden auf Ost-West gerichteten Fluglinien Kontroll-
messungen vorgenommen. Zum Einsatz kamen Hubschrauber
vom Typ Mil Mi-8 und Flugzeuge vom Typ Antonov AN-2, die
mit Magnetometern und Gammastrahlendetektoren ausgerüs-
tet waren. Mit Ausnahme einer kleinen Fläche im Nordwesten
stammen alle Daten im Modellgebiet aus 1988 durchgeführten
Befliegungen (W
ITTHAUER &KRENTZ, 2009). Diese Punktdaten
wurden mittels Inverser Distanzwichtung (IDW) in die Fläche
interpoliert und anschließend mit einem 7x7-„Moving Avera-
ge“-Filter geglättet. Es wird dabei mit Hilfe einer 7 Pixel mal 7
Pixel großen Box ein gleitendes Mittel für jedes Pixel berech-
net. Dies entspricht einem Tiefpass-Filter (Low Pass), der Inter-
polationsartefakte durch die ungleichmäßige Verteilung der
Messpunkte und vereinzelte Ausreißer bereinigt. Auf Grundlage
des interpolierten Magnetik-Raster-Datensatzes (
)
wurden zur Verwendung in der advangeo® Prediction Software
außerdem der Gradient (
), Exposition und Wölbung
des ΔT-Wertes berechnet. Der Gradient ist ein Maß für die
Änderung der Feldstärke über die Entfernung. Hohe Gradienten
können ein Anzeichen sein, dass an dieser Stelle Gesteinskörper
mit unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften aneinander
grenzen. Die Anomalien werden durch im Gestein eingeschlos-
sene magnetische Minerale (hier vor allem Magnetit) hervorge-
rufen. Wenn Magnetit auskristallisiert, orientiert sich das
Wachstum an dem Magnetfeld, das den Kristall durchsetzt. Das
derart „eingefrorene“ Magnetfeld kann später die Orientierung
relativ zum Erdmagnetfeld ändern (z. B. durch Faltung der
Gesteine) und dieses dadurch verschiedenartig überlagern.
Abhängig von der Art der Überlagerung ändert sich die Form
der Anomalie. Daher kann aus dem Umriss einer Anomalie
nicht direkt auf den Umriss des verursachenden Körpers ge-
schlossen werden. Typischerweise beobachtet man aufgrund
der Polarität des Magnetfelds gepaarte positive und negative
Anomalien.
Abb. 4-32
Abb. 4-31
Im Modellgebiet gibt es drei wesentliche Arten von Anomalien
(
). Südlich der Mitte des Modellgebiets fallen die
kleinen scharf begrenzten Anomalien der känozoischen Basalt-
decken auf dem Scheibenberg, dem Pöhlberg und außerhalb
des Gebiets auf dem Bärenstein auf. Die großflächigen Anoma-
lien im Nordwesten gehen auf Magnetitskarne, magnetitfüh-
rende Quarzite, die in den Phylliten eingelagert sind, und auf
Diabase und Metabasite im Bereich der Lößnitz-Zwönitzer
Synklinale zurück. Schwächer ausgeprägte NW-SE orientierte
Abb. 4-31
64 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
linienhafte Anomalien folgen den großen Störungszonen (vgl.
Abb. 4-12d).
Abb. 4-31: Mittels IDW interpolierte und anschließend geglättete
Magnetik-Messwerte – hier: ΔT (hoch: in Rot, niedrig: in Blau)
Abb. 4-32: Gradient (Slope) der interpolierten und geglätteten Mag-
netik-Messwerte, hier: ΔT (hoch: in Rot, niedrig: in Blau)
4.3.2 Gravimetrie
Das Schwerefeld der Erde zeigt systematische Variationen mit
dem Breitengrad (wegen der Abplattung der Erde an den Polen)
und mit der Höhe des Beobachters (durch den unterschiedli-
chen Abstand zum Erdmittelpunkt). Neben diesen geometrisch
leicht bestimmbaren Faktoren spielt auch die Dichte der im
Untergrund vorhandenen Gesteine eine Rolle. Oberhalb von
überdurchschnittlich dichten Gesteinen (z. B. Amphibolit,
Gabbro) werden erhöhte Schwerewerte gemessen. Dabei sind
diese Anomalien für tief liegende Körper stärker verwischt,
während sie für flacher lagernden Körper schärfer begrenzt
erscheinen. Wie beim Magnetfeld müssen auch beim Schwere-
feld zeitliche Variationen, z. B. durch Gezeitenbewegungen,
berücksichtigt und durch wiederholte Messungen an Basis-
punkten quantifiziert werden. Nach Abzug der für den jeweili-
gen Breitengrad zu erwartenden Normalschwere müssen Kor-
rekturen für die Topographie durchgeführt werden, um die
Werte auf ein einheitliches Bezugsniveau zu bringen. Das Er-
gebnis ist die Bouguer-Anomalie, die im Wesentlichen durch
die Dichteunterschiede im Untergrund verursacht wird. Im
Modellgebiet beträgt die Schwerebeschleunigung rund 9,81
m/s², was 981.000 mGal entspricht. Die Bouguer-Anomalie
liegt demgegenüber nur bei -50 bis +22 mGal, wodurch ihr
Nachweis hohe Anforderungen an die Messgenauigkeit und an
die Korrekturrechnungen stellt. So ist die genaue Positionie-
rung der Messpunkte wichtig, da ein Meter Höhenunterschied
bereits einen Schwerfeldunterschied von 0,3 mGal bewirkt.
Die bereits beim LfULG vorhandenen Rasterdaten erwiesen sich
als nicht ausreichend genau und zeigten bei der Berechnung
der Ableitungen verschiedene Artefakte. Daher wurden die
beim LfULG vorhandenen Punktdaten (L
FULG, 2016d) der
Schweremessungen neu prozessiert. Zum einem handelt es sich
um die originalen Messwerte des Schwerefeldes aus den ver-
schiedenen Messkampagnen (50.857 Punkte), welche das ge-
samte Modellgebiet in
unterschiedlicher Dichte abdecken
(Abb. 4-33, blaue Punkte). Außerdem stand noch ein kleinerer
Datensatz (4095 Punkte) aus dem Kernbereich des Modellge-
bietes zur Verfügung (Abb. 4-33, gelbe Punkte).
Für die
Punktdaten beider Datensätze wurden im Rahmen des Projek-
tes die folgenden Korrekturfaktoren berechnet:
■
Freiluftkorrektur, C
F
(Korrektur NN-Höhe ohne Einbe-
ziehung von Material zwischen Messpunkt und Mee-
resniveau),
■
Bouguer-Plattenkorrektur, C
B
(Korrektur NN-Höhe un-
ter Einbeziehung von Material zwischen Messpunkt
und Meeresniveau),
■
Normalschwere, C
φ
(Korrektur geographische Breite).
Abb. 4-33: Messpunktverteilung der Gravimetrie-Daten, hier: Bou-
guer-Anomalie, (Messwerte für das Gesamtgebiet: in Blau, neue
Messwerte für den Kernbereich: in Gelb)
Bereits vorliegend waren die Korrekturwerte für alle Mess-
punkte für die topographische Korrektur, C
T
(Korrektur des
Anteils der Schwere, der durch das topographische Relief ver-
ursacht wird). Abschließend wurde die im Feld gemessene
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 65
Schwereanomalie Δg
obs
mit Hilfe der folgenden Formel mit den
Korrekturwerten korrigiert:
Δg = Δg
obs
+ C
φ
+ C
F
– C
B
+ C
T
Mit Hilfe von Ordinary Kriging wurden diese korrigierten
Punktwerte in die Fläche interpoliert und anschließend mit
Hilfe von „Focal Statistics“ über 5 Rasterzellen hinweg geglät-
tet (siehe
). Kriging ist ein geostatistisches Verfahren,
das die räumliche Varianz der vorhandenen Daten bei der In-
terpolation berücksichtigt. Damit ist es gut geeignet, um zwi-
schen ungleichmäßig verteilten Messpunkten zu interpolieren.
Im Unterschied zur Magnetfeldanomalie (ΔT) ist die räumliche
Varianz der Bouguer-Anomalie relativ konstant (Gesteinsdich-
ten liegen großteils in einem engen Spektrum, während Mag-
netfeldstärken über mehrere Größenordnungen variieren kön-
nen).
Abb. 4-34
Damit konnte letztendlich eine deutlich bessere und genauere
Version der Gravimetriedaten erstellt werden, welche anstatt
der zuvor prozessierten Daten von 2010 in der advangeo®
Prediction Software verwendet wurde. Zudem wurden die
weiteren Ableitungen der Bouguer-Anomalie in der advangeo®
Prediction Software berechnet:
Gradient (
)
und Wöl-
bung (Abb.
4-36).
Abb. 4-35
Abb. 4-34: Mittels Ordinary Kriging interpolierte und mittels Focal
Statistics geglättete, zuvor korrigierte Gravimetrie-Messwerte, hier:
Bouguer-Anomalie (hoch: in Rot, niedrig: in Blau)
Die Bouguer-Anomalie im Modellgebiet spiegelt vor allen die
Verbreitung der Granite im Untergrund wider. Diese haben im
Vergleich zu den anderen Gesteinen geringere Dichten (Granit
2,64 g/cm³, Gneis 2,66 – 2,72 g/cm³, Phyllit 2,76 g/cm³, Glim-
merschiefer 2,78 g/cm³ nach L
EONHARDT, 2009a) und erzeugen
deshalb eine negative Anomalie. Aufgrund des großen Volu-
mens der Granite ist die Anomalie stark ausgeprägt und über-
deckt zahlreiche kleinere Anomalien, die in den Ableitungen
des Schwerefeldes sichtbar werden.
Abb. 4-35: Gradient (Slope) der interpolierten und geglätteten Gravi-
metrie-Messwerte, hier: Bouguer-Anomalie (hoch: in Rot, niedrig: in
Blau)
Abb. 4-36: Wölbung in Richtung des Gradienten der Bouguer-
Anomalie: Hier sind linienhafte Strukturen erkennbar deren Dichte
vom Umgebungsgestein abweicht. Dabei handelt es sich um Skarne
und Metabasite (im NW) sowie um Verwitterungs- oder Mineralisati-
onszonen im Umfeld NW-SE streichender Störungen.
Besonders die Wölbung in Gradientenrichtung (
)
zeigt viele Objekte, die in der Dichte vom Umgebungsgestein
abweichen. Dazu gehören die Skarne und Metabasite im Nord-
westen sowie vermutete Alterations- und Mineralisationszonen
entlang der größen NW-SE streichenden Störungen (vgl. Abb.
4-12d).
Abb. 4-36
4.3.3 Gammaspektrometrie
Die geogene radioaktive Strahlung stammt hauptsächlich aus
dem Zerfall bestimmter Isotope der Elemente Uran, Kalium und
Thorium bzw. von kurzlebigen Tochterisotopen aus den Zer-
fallsreihen. Die Zerfallsreaktionen sind durch Freisetzung von
Gammastrahlung mit spezifischen Energieniveaus gekenn-
66 | 4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten
zeichnet. Gammastrahlung wird im Gegensatz zu Alpha- und
Betastrahlung von vielen Materialien nur schwach absorbiert
und ist daher auch in größerer Entfernung von der Quelle
nachzuweisen. Allerdings ist die Absorption im Boden nicht
vernachlässigbar. Der größte Teil der an der Erdoberfläche
messbaren Strahlung stammt deshalb aus den obersten Metern
des Untergrunds. Ein Gammastrahlendetektor, der die Anzahl
der Photonen und deren Energien aufzeichnet, kann bei ent-
sprechender Kalibrierung genutzt werden, um die Gehalte an
Kalium, Thorium und Uran in dieser Schicht zu bestimmen. Der
Vorteil gegenüber der Bestimmung der Elementgehalte in geo-
chemischen Proben liegt in der erreichbaren hohen Auflösung
(einige hundert Meter) auch für große Gebiete, die sonst nur
durch extrem große Probenanzahlen erreicht werden könnte.
Ausgangsdaten für die Aufbereitung und Erstellung von flä-
chenhaften gammaspektroskopischen Daten für das Untersu-
chungsgebiet waren die durch das LfULG zur Verfügung ge-
stellten Punktmessdaten (564.677 Punkte; L
FULG, 2016e).
Diese stammen wie die Magnetikdaten aus den in den 1980ern
durchgeführten Befliegungen (s.
). Die originalen
Punktdaten haben einen Abstand von 60 m entlang der Mess-
linien und eine mittlere Distanz von 250 m zwischen den ein-
zelnen Messlinien (Abb.
4-37).
Kap. 4.3.1
Nach intensiver Kontrolle und Beurteilung der gammaspektro-
skopischen Messwerte mussten zunächst die Messwerte des
Urans verworfen werden. Da die Messungen Mitte bis Ende der
80er Jahre durchgeführt wurden, sind diese Werte stark durch
den Tschernobyl-Fallout und die Hinterlassenschaften des
Uranbergbaus beeinflusst. Damit spiegelt die Uranverteilung
nicht die natürlichen geologischen Gegebenheiten wider. Ein-
zig die Messwerte von Thorium und Kalium können verwendet
werden. Bei diesen beiden Elementen wurde jedoch eine starke
Beeinflussung der Messwerte durch die Absorption der Strah-
lung in Gewässern, Feuchtgebieten und der Vegetation (vor
allem in Wäldern) festgestellt.
Moderne gammaspektroskopische Befliegungen führen häufig
ein Lidar-System zur ständigen Messung der Flughöhe und der
Vegetationshöhe mit. Aus der Flughöhe, der Topographie der
Umgebung und der Bauart des Detektors ergibt sich dessen
Sichtfeld. Die Vegetationshöhe wird zur Schätzung der Biomas-
se und damit der Absorption verwendet. Da für die vorliegen-
den Daten keine Informationen zur angetroffenen Vegetations-
höhe und nur eine mittlere Flughöhe vorliegen, kann eine nä-
herungsweise Absorptionskorrektur nur durch die statistische
Auswertung der vorhandenen Daten erfolgen.
Die Messwerte von Thorium und Kalium wurden aufgrund
dessen in mehreren Schritten hinsichtlich der Absorption korri-
giert:
■
Selektion aller Punkte innerhalb eines 2000-m-
Puffers um das Prognosegebiet,
Abb. 4-37: Vorhandene Messpunktverteilung mit Radiometrie-
Messwerten, hier: K-, Th- und U-Messwerte, durch das LfULG im Jahr
2010 zur Verfügung gestellt
■
Löschen aller Punkte aus Rasterdaten, Beibehalten der
Punkte aus Befliegungslinien (das ROHSA 3.1-Gebiet
enthält nur Befliegungslinien aus der Messkampagne
Mittelerzgebirge von 1988, so dass keine Niveauan-
passung zwischen verschiedenen Messkampagnen
notwendig ist: 51.790 Punkte),
■
Erzeugung von Umkreisen mit 100-, 200- und 300-
m-Radius um alle Punkte als Abschätzungen für das
„Sichtfeld“ des Detektors (da nur eine mittlere Flug-
höhe bekannt ist),
■
Verschnitt der Umkreise mit den Flächennutzungsda-
ten aus ATKIS,
■
Löschen aller Umkreise, die Wasserflächen, Sumpf,
Ried oder „nassen Boden“ (gemäß ATKIS) enthalten,
da hier starke Absorption zu erwarten ist (es verblei-
ben 48.834 Punkte),
■
Berechnung des prozentualen Anteils an Waldfläche
für jeden Umkreis,
■
Erzeugen von Boxplots und Bestimmung der Mediane
der Kalium- und Thorium-Anteile für 5%-Intervalle
der Waldbedeckung (0 – 0,1; 0,1 – 5; 5 – 10 … 95 –
99,9; 99.9 – 100 % Waldbedeckung im 100-, 200-
und 300 m-Umkreis) (siehe Abb. 4-38 und Abb. 4-39)
→
Deutlich zu erkennen ist dabei der generelle Trend
der Abnahme des Kalium- bzw. Thorium-Messwertes
mit zunehmendem Waldanteil.
■
Bestimmung von Korrekturfaktoren, um die Mediane
anzugleichen (
)
→
Ein exaktes Korrekturver-
fahren benötigt neben der Flughöhe Informationen
zur tatsächlichen Biomasseverteilung, d.h. Höhe der
Bäume, Abstand der Bäume usw.
Tabelle 5
■
Da diese Informationen für den Zeitraum der Messun-
gen nicht vorliegen, kann nur ein einfaches empiri-
sches Verfahren angewendet werden.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 67
Abb. 4-38: Boxplots der Kaliumanteile im Abhängigkeit vom Waldan-
teil im 200-m-Umkreis um den Messpunkt
Abb. 4-39: Boxplots der Thoriumanteile im Abhängigkeit vom Wald-
anteil im 200-m-Umkreis um den Messpunkt
■
Ermitteln eines Polynoms zur Korrektur der Kalium-
und Thorium-Anteile in Abhängigkeit von der Wald-
bedeckung im 200-m-Umkreis und Korrektur der Ka-
lium- und
Thorium-Werte (siehe
und
)
→
Die 200-m-Umkreise zeigen den regelmä-
ßigsten Zusammenhang von Median und Waldanteil
und werden daher als gute Näherung für das „Sicht-
feld“ des Detektors interpretiert.
Abb.
4-41
Abb. 4-40
■
Korrektur der Kalium- und Thorium-Gehalte mit Hilfe
der empirischen Korrektur-Funktionen unter Verwen-
dung des Waldanteils [0 … 1]:
■
Kalium = Messwert*(0,303*Waldanteil
2
–
0,0188*Waldanteil + 1)
■
Thorium = Messwert*(0,3343*Waldanteil
3
–
0,0903*Waldanteil
2
+ 0,0341*Waldanteil +
1)
■
Interpolation von Rastern der Kalium- und Thorium-
Gehalte auf Grundlage der korrigierten Werte mit fol-
genden IDW-Parametern:
■
Power 1,
■
maximal 20 Punkte,
■
maximale Distanz 500 m,
Tabelle 5: Mediane der Kalium- und Thorium-Anteile in Abhängigkeit
von der Waldbedeckung und empirische Korrekturfaktoren.
Wald-
bedeckung in %
Anzahl Punkte
Median K-
Werte in %
Korrektur-
faktor
Median Th-
Werte in ppm
Korrektur-
faktor
0-0,1
11066
2,025
1
9,187
1
0,1 - 5
5080 2,031 0,99704579 9,103 1,00922773
5-10
2883
2,034
0,99557522
9,127
1,0065739
10-15
2103 2,007 1,00896861 9,179 1,00087155
15-20
1616
2,019
1,00297177
9,312
0,98657646
20-25
1368 1,999 1,0130065 9,21 0,99750271
25-30
1165
1,998
1,01351351
9,185
1,00021775
30-35
1035 1,995 1,01503759 9,117 1,00767796
35-40
960
1,949
1,03899436
9,077
1,01211854
40-45
937 1,935 1,04651163 8,857 1,03725867
45-50
913
1,912
1,05910042
8,816
1,04208258
50-55
853 1,84 1,10054348 8,709 1,05488575
55-60
857
1,866
1,085209
8,663
1,06048713
60-65
801 1,83 1,10655738 8,558 1,07349848
65-70
827
1,78
1,13764045
8,351
1,10010777
70-75
848 1,773 1,14213198 8,336 1,10208733
75-80
861
1,742
1,16245695
8,101
1,13405752
80-85
963 1,707 1,18629174 8,144 1,12806974
85-90
1101
1,694
1,19539551
7,868
1,16764108
90-95
1223 1,677 1,20751342 7,78 1,18084833
95-99,9
8062
1,561
1,29724536
7,191
1,27756918
99,9-100
4076 1,558 1,29974326 7,049 1,30330543
Abb. 4-40: Empirische Korrekturfaktoren für Kalium abhängig vom
Radius des Umkreises und angepasstes Polynom 2. Ordnung
Abb. 4-41: Empirische Korrekturfaktoren für Thorium abhängig vom
Radius des Umkreises und angepasstes Polynom 3. Ordnung
■
Anwenden des „Focal statistics“ Filters:
■
kreisförmig,
■
3 Zellen = 150 m
um Artefakte, die auf den linienhaften Anordnungen
der Datenpunkte beruhen, zu glätten.
Die folgende Abb. 4-42 vergleicht die berechneten Raster von
Kalium und Thorium vor und nach der Korrektur auf Grundlage
des Waldanteils in einem 200-m-Umkreis um jeden Messpunkt.
Deutlich ist die starke Korrelation der negativen Anomalien
beider Elemente mit dem Waldflächen vor der Korrektur zu
erkennen. Nach Korrektur mittels der empirischen Formel tre-
ten zahlreiche vorher nicht erkennbare Anomalien deutlich im
Waldbereich hervor. Anschließend konnten für die neu erstell-
ten Raster der Radiometrie-Messwerte auch wieder der Gradi-
ent, die Exposition und die Wölbung des Feldes zur weiteren
Verwendung in der advangeo® Prediction Software berechnet
werden.
Zusätzlich zu den korrigierten Rasterdaten von Thorium und
Kalium wurde ein Raster mit dem Verhältnis von Kalium zu
Thorium berechnet (Abb.
4-43)
und als Modelleingangsdaten-
satz in der advangeo® Prediction Software verwendet.
Abb. 4-43: Kalium/Thorium-Verhältnis auf Grundlage der korrigierten
gammaspektroskopischen Messwerte
Abb. 4-42: Aus der Gammaspektrometrie abgeleitete Kalium- und Thoriumgehalte vor (links) und nach (rechts) der Absorptionskorrektur.
4. Beschreibung und Aufbereitung der Ausgangsdaten | 69
Abb. 4-44: Falschfarbendarstellung der gammaspektroskopisch be-
stimmten Elementgehalte. Kaliumbetonte Gesteine erscheinen in
Rottönen, thoriumbetonte Gesteine erscheinen dagegen in Grüntönen.
Messbare Urankonzentrationen zeigen sich infolge der geringen Qua-
lität dieses Datensatzes nur als blauviolette Areale im Bereich des
früheren Uranbergbaus am Westrand des Modellgebiets.
Die Falschfarbendarstellung (Abb. 4-44) zeigt geochemische
Unterschiede der im Modellgebiet auftretenden Gesteine. Die
Phyllite sind relativ thoriumreich (grünliche Farben) während
die neoproterozoischen Gneise eher kaliumreich sind (rötliche
Farben). Die Glimmerschiefer liegen in ihrer Zusammensetzung
dazwischen, was durch gelbliche Farben zum Ausdruck kommt.
Besonders die Gneise zeigen eine starke Ausdifferenzierung in
geochemisch unterschiedliche Zonen. Besonders auffällig sind
die Orthogneise des Gneisdoms von Reitzenhain, die in der
Falschfarbendarstellung purpurfarben erscheinen. Noch deutli-
cher wird die Ausdifferenzierung verschiedener Gneistypen in
der Karte des K/Th-Verhältnisses (Abb. 4-43).
4.4 Geochemische
Daten
4.4.1 Festgesteine
Nach Import der durch das LfULG zur Verfügung gestellten
Bohrungsdaten (L
FULG 2016a) und Aufbau einer Bohrungsda-
tenbank für das Untersuchungsgebiet (siehe 4.2.1) wurden,
soweit vorhanden, den Bohrungen Analytik-Ergebnisse zuge-
ordnet. Leider konnten nur 171 Bohrungen bzw. 2802 Schicht-
datensätze mit Analytik-Ergebnissen verlinkt werden. Diese
befinden sich fast ausschließlich im Gebiet der Skarne von
Geyer (siehe
Abb. 4-45).
Aufgrund der Unvollständigkeit dieser Daten konnten sie in der
weiteren Projektbearbeitung keine Verwendung finden.
Eine weitere Zusammenstellung von Festgesteinsanalytik-
Ergebnissen war über die von Beak Consultants GmbH im Auf-
trag des LfULG erstellte Datenbank verfügbar (B
EAK CONSULTANTS
GMBH, 2014). Die Daten wurden aus diversen Forschungspro-
jekten, Master- und Bachelorarbeiten sowie anderen Veröf-
fentlichungen zusammengetragen (Abb.
4-46).
Die Analytik-
Ergebnisse sind aufgrund der verschiedenen Quellen und der
damit verbundenen unterschiedlichen Analysenverfahren sehr
uneinheitlich. Dennoch lassen sich einige qualitative Aussagen
zur Rohstoffverteilung ableiten.
So wurden mit Hilfe dieser Daten Hinweise auf die Zinnfüh-
rung der im Gebiet von Pobershau, Marienberg und Gehrings-
walde verbreiteten „schwarzen Flöze“ sowie alterierter Gneise
gewonnen. Damit erlangen die kohlenstoffführenden Gesteine
mineralisationskontrollierende Bedeutung und es gibt weitere
Hinweise auf nicht strukturell kontrollierte Zinnmineralisatio-
nen in diesem Gebiet.