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2
Inhalt
1.
sachsen digital 2030: besser, schneller, sicher ................................................. 3
2.
Dimension Gesellschaft ....................................................................................... 6
2.1.
Handlungsfeld Partizipation & zivilgesellschaftliches Engagement .................................................... 7
2.2.
Handlungsfeld Mobilität ....................................................................................................................... 9
2.3.
Handlungsfeld Gesundheit & Pflege ................................................................................................. 11
2.4.
Handlungsfeld Verbraucherschutz .................................................................................................... 13
2.5.
Handlungsfeld Kunst & Kultur ........................................................................................................... 14
3.
Dimension Staat .................................................................................................. 16
3.1.
Handlungsfeld Öffentliche Verwaltung .............................................................................................. 17
3.2.
Handlungsfeld Behörden & Organisationen mit Sicherheitsaufgaben .............................................. 19
4.
Dimension Wirtschaft & Arbeit .......................................................................... 21
4.1.
Handlungsfeld Wirtschaft .................................................................................................................. 22
4.2.
Handlungsfeld Arbeit ......................................................................................................................... 24
5.
Dimension Digitale Infrastruktur ....................................................................... 26
5.1.
Handlungsfeld Gigabitausbau ........................................................................................................... 27
5.2.
Handlungsfeld Intelligente Netze ...................................................................................................... 29
6.
Dimension Bildung, Wissenschaft & Forschung ............................................. 30
6.1.
Handlungsfeld Schule ....................................................................................................................... 31
6.2.
Handlungsfeld Berufliche Bildung ..................................................................................................... 33
6.3.
Handlungsfeld Hochschulbildung ...................................................................................................... 35
6.4.
Handlungsfeld Lebenslanges Lernen ............................................................................................... 37
6.5.
Handlungsfeld Wissenschaft & Forschung ....................................................................................... 39
7.
Schlussbemerkung ............................................................................................. 41

 
3
1. sachsen digital 2030:
besser, schneller, sicher
Für uns steht der Begriff des digitalen Wandels für die umfassenden Veränderungsprozesse aller unserer
Lebensbereiche – hervorgerufen durch die Verbreitung und Nutzung digitaler Technologien. Diese
Entwicklung vollzieht sich weltweit und in einer für die bisherige Menschheitsgeschichte beispiellosen
Geschwindigkeit. Der digitale Wandel bewirkt grundlegende Veränderungen nicht mehr im Maßstab von
Jahrzehnten, sondern nunmehr innerhalb von wenigen Jahren oder sogar Monaten.
Ausgelöst durch die neuen technologischen Möglichkeiten, weckt der digitale Wandel in uns große
Erwartungen auf
mehr Freiheit
,
mehr Wohlstand
und die
Bewältigung von großen Herausforderungen
.
Zugleich ist die erfolgreiche Bewältigung des digitalen Wandels an sich eine Herausforderung und wir
wissen, dass technologischer Fortschritt auch neue Risiken mit sich bringt.
Der Prozess des digitalen Wandels schreitet in Sachsen in den vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Bereichen nicht mit gleicher Intensität voran und hat unterschiedliche Ausprägungen entwickelt. So verfügt
Sachsen in einzigartiger Weise über herausragende Kompetenzen bei Schlüsseltechnologien des digitalen
Wandels. Mikro- und Nanoelektronik, modernste Mobilfunktechnologien, Big Data, künstliche Intelligenz,
Robotik. Diese und viele andere Zukunftsthemen spielen in Sachsen in Forschung und Wirtschaft eine
mindestens im nationalen oder europäischen Maßstab bedeutende Rolle. Das digitale Ökosystem in
Sachsen wird vor Ort durch schlagkräftige Branchennetzwerke und Digital Hubs koordiniert und in
Zusammenarbeit mit dem Freistaat weiterentwickelt. Diese Stärken gilt es weiter zu unterstützen, um auch
zukünftig von einer leistungsfähigen, innovativen Wirtschaft und sicheren Arbeitsplätzen mit guter Arbeit zu
profitieren. Damit sichern wir Lebensqualität, Wohlstand und die Demokratie in unserem Freistaat. Sachsen
hat in bestimmten Bereichen aber auch Verbesserungspotenzial beim digitalen Wandel. So wünschen sich –
wie überall in Deutschland – die Bürgerinnen und Bürger mehr und bessere digitale
Verwaltungsdienstleistungen. Eine spezifisch sächsische Herausforderung beim digitalen Wandel stellt die
kleinteilige Struktur der sächsischen Wirtschaft dar, denn kleineren Firmen fällt die digitale Transformation
oft schwerer als größeren Unternehmen.
Mit der ressortübergreifenden Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen, „sachsen digital 2030“, wollen wir
eine Antwort darauf geben
, wie wir als Gemeinwesen dem digitalen Wandel in Sachsen auf der Grundlage
von unverrückbaren Werten, wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit begegnen, ihn mitgestalten
und
zum Vorteil aller Menschen in Sachsen
nutzen können.
Mit
sachsen digital 2030: besser, schneller, sicher“
haben wir uns als sächsische Staatsregierung ein
übergeordnetes Leitmotiv für die erfolgreiche Gestaltung des digitalen Wandels in Sachsen gegeben. Was
meinen wir damit?
Besser
– weil wir davon überzeugt sind, dass digitale Technologien unser aller Leben verbessern können.
Sie haben das Potenzial uns in Sachsen bei der Bewältigung von großen Herausforderungen zu
unterstützen. Gleichzeitig birgt die Dynamik dieses weltweiten Prozesses ein stetes
Verbesserungspotential, dem wir uns gemeinsam stellen wollen und müssen.
Schneller
– weil das Tempo, mit dem wir den digitalen Wandel hierzulande bisher vorantreiben, noch
nicht immer ausreicht. Wir wollen das Potenzial des digitalen Wandels schnellstmöglich zum Wohle der
Menschen in Sachsen nutzen.
Sicher
– weil wir offen über Risiken reden, uns vor diesen aber nicht abschrecken lassen. Wir müssen in
der Lage sein, die neuen Bedrohungen zu erkennen und uns gegen diese zu wappnen. Dazu gehört auch
eine entsprechende Notfallvorsorge und der Schutz der Persönlichkeitssphäre. Die Menschen müssen
Vertrauen in die Anwendung digitaler Technologien haben können.
Um dieses Leitmotiv für Sachsen zu realisieren, steht nicht nur die Sächsische Staatsregierung und die
Verwaltung auf staatlicher sowie kommunaler Ebene, sondern auch die Wirtschaft, die Wissenschaft und die
Zivilgesellschaft als handelnde Akteure in der Verantwortung. Nur gemeinsam kann es uns gelingen, den
digitalen Wandel erfolgreich zu bewältigen. „sachsen digital 2030“ wird von uns daher ganz bewusst – im
Sinne eines neuen, umfassenden strategischen Ansatzes – als
Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen
bezeichnet.
Der Prozess zur Weiterentwicklung der seit 2016 bestehenden Digitalstrategie im Jahr 2022 ist daher auf
eine
breite Beteiligung möglichst vieler Akteure
aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie

4
von Bürgerinnen und Bürgern angelegt. Zahlreiche wichtige Beiträge wurden durch die Beteiligung geliefert.
Besonders hervorzuheben ist dabei der
Beirat
Digitale
Wertschöpfung“
,
der uns als wichtiges
Beratungsgremium in diesem Prozess unterstützt und begleitet sowie zahlreiche Vorschläge zur
Weiterentwicklung der Digitalstrategie einbringt.
So ist auch die neue Struktur der Digitalstrategie ein Produkt des Beteiligungsprozesses, bei dem sich fünf
Dimensionen für die sächsische Digitalpolitik herauskristallisiert haben und für die 16 Handlungsfelder
identifiziert wurden:
Abbildung 1: Dimensionen und Handlungsfelder der Digitalstrategie
Ein weiteres Ergebnis aus dem Beteiligungsprozess ist die Formulierung von drei übergreifenden Prinzipien,
an denen sich alle Vorhaben der Digitalstrategie ausrichten:
Nachhaltigkeit
Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist sächsisch: der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von
Carlowitz prägte es im Zusammenhang mit dem Bergbau und der Forstwirtschaft zu Beginn des
18. Jahrhunderts. Heute verstehen wir das Prinzip der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem
digitalen Wandel als Aufforderung zu langfristigem Denken und Handeln in Bezug auf soziale,
ökonomische und ökologische Aspekte. Diese drei Aspekte von Nachhaltigkeit sollten sich – bezogen auf
die Gesamtstrategie – in einem Gleichgewicht befinden.
Teilhabe
Teilhabe bedeutet für uns gleichberechtigt und diskriminierungsfrei die Möglichkeit zu haben,
vollumfänglich an gesellschaftlichen Prozessen beteiligt zu sein und somit das eigene Leben souverän
gestalten zu können. Im Kontext des digitalen Wandels sehen wir die Relevanz des Prinzips der Teilhabe
im Hinblick darauf, für alle in Sachsen lebenden Menschen gleichwertige Chancen für den Zugriff auf
Ressourcen, wie etwa Zeit, Arbeit, Bildung, Mobilität, Verwaltung oder Dienstleistungen, herzustellen.
Dabei sind insbesondere die Bedarfe von besonders häufig von Diskriminierung betroffenen
Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen, die strukturelle Nachteile in der gleichberechtigten
gesellschaftlichen Teilhabe aufweisen.
Resilienz
Ursprünglich aus der Psychologie stammend, beschreibt der Begriff heute allgemein die Widerstands-
und Anpassungsfähigkeit eines Systems bei Stress oder schockartigen Ereignissen. Übertragen auf den
digitalen Wandel sehen wir hierfür sowohl auf individueller wie auch auf kollektiver Ebene die
Notwendigkeit von digitaler Souveränität, also einer möglichst geringen Abhängigkeit von Dritten und
eines hohen Maßes an Informationssicherheit.
Mit „sachsen digital 2030“ brechen wir die fünf identifizierten Dimensionen der sächsischen Digitalpolitik auf
fünf Visionen
herunter. Anhand der fünf Dimensionen und zugehörigen Visionen wurden von uns
16
Handlungsfelder
herausgearbeitet, zu denen wir
jeweils eine Mission
formulieren. Mit
konkreten
,
abrechenbaren Aufgaben
beschreiben wir schließlich, wie wir diese 16 Missionen erfüllen werden. Über
einen
separaten Aktionsplan
, der sich auf die Aufgaben der Digitalstrategie bezieht, spannen wir den
Bogen vom Theoretischen zur Praxis, also zur Umsetzung der Digitalstrategie.
Dimension
Gesellschaft
•HF Partizipation
& zivil-
gesellschaftlich
es Engagement
•HF Mobilität
•HF Gesundheit
& Pflege
•HF
Verbraucher-
schutz
•HF Kunst &
Kultur
Dimension
Staat
•HF Öffentliche
Verwaltung
•HF Behörden &
Organisationen
mit Sicherheits-
aufgaben
Dimension
Wirtschaft &
Arbeit
•HF Wirtschaft
•HF Arbeit
Dimension
Digitale
Infrastruktur
•HF Gigabit-
ausbau
•HF Intelligente
Netze
Dimension Bildung,
Wissenschaft &
Forschung
•HF Schule
•HF Berufliche
Bildung
•HF Hochschul-
bildung
•HF
Lebenslanges
Lernen
•HF
Wissenschaft &
Forschung

5
Abbildung 2: Von der Vision zur konkreten Maßnahme
sachsen digital 2030“ ist eine dynamische Strategie
. Wir werden die Digitalstrategie für den Freistaat
Sachsen in den kommenden Jahren mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger über
Beteiligungsformate sowie durch Empfehlungen von Expertinnen und Experten bedarfsweise
weiterentwickeln. Der Beteiligungsprozess hat sich bewährt und wird auch zukünftig durch die
Digitalagentur
Sachsen
moderiert. Die Umsetzung der Maßnahmen zur Digitalstrategie werden wir einem Monitoring
unterziehen und den Aktionsplan mindestens einmal jährlich überprüfen sowie aktualisieren.
Vision
(Worum geht es? Was wollen wir?)
•Eine Vision für jede der fünf Dimensionen
•Beschreibt das übergeordnete, zu erreichende Ziel/Leitziel
Mission
(Was tun wir und warum tun wir es?)
•Eine Mission für jede der 16 Handlungsfelder
•Konkretisierung der jeweiligen Dimension in konkreteres,
strategisches Element
•Wie kann den Herausforderungen begenet und die Vision
erreicht werden?
Aufgaben
(Was muss zur strategischen Missionserfüllung
erfolgen?)
•Konkretisierung der Mission des jeweiligen Handlungsfeldes
•Aufgaben beschreiben Schritte, um mittel- bis langfristig die
Mission zu erreichen
Maßnahmen
(Wer macht was bis wann zur
Aufgabenerfüllung?)
•Kurz- bis mittelfristige Maßnahmen sind in separatem
Aktionsplan enthalten
•Erstellung nach dem S.M.A.R.T.-Prinzip (klar definiert
[specific], messbar [measurable], erreichbar [achievable],
realistisch [realistic], zeitlich klar bestimmbar [time-related]),

 
6
2. Dimension Gesellschaft
Vision:
Bis 2030 hat der digitale Wandel unsere Gesellschaft spürbar verbessert und sicherer gemacht
Die digitalpolitische Dimension „Gesellschaft“ gründen wir auf ein Begriffsverständnis, das nicht nur
Bürgerinnen und Bürger, sondern
alle im Freistaat Sachsen lebenden Menschen
umfasst. Die Dimension
„Gesellschaft“ und die ihr zugeordneten fünf Handlungsfelder stellen nicht den Versuch dar, das Thema
Gesellschaft abschließend zu definieren, sondern beschreiben die gesellschaftlichen Bereiche, in denen wir
die Notwendigkeit für eine Schwerpunktsetzung bei der Gestaltung des digitalen Wandels in Sachsen sehen.
Dabei gilt für uns: Der digitale Wandel hat dem Menschen zu dienen. Er ist Mittelpunkt allen staatlichen
Handelns.
Gleichzeitig steht auch der Freistaat Sachsen in Anhängigkeit globaler, europäischer, nationaler und
regionaler, teilweise auch disruptiver Interdependenzen. Die großen Herausforderungen für den Freistaat
lassen sich mit den
vier großen „D‘s“
(„4D“) beschreiben:
D
igitalisierung,
D
ekarbonisierung,
D
emografie
und
D
emokratie. Wie die Digitalisierung als eines der vier großen „D’s“ mit den anderen drei großen
Themenkomplexen in Wechselwirkung tritt, war ein wesentliches Kriterium bei der Auswahl der
Handlungsfelder.
Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement
gehören zu den Grundpfeilern unseres freiheitlich
demokratischen Gemeinwesens. Das Handlungsfeld stellt dabei deutlich auf das übergreifende Prinzip der
Teilhabe und zentral in das „Demokratie-D“ ab. Folglich wirkt dieses Handlungsfeld dabei wesentlich und
übergreifend in alle weiteren Handlungsfelder dieser Strategie.
Die
Mobilität
in Sachsen steht mit Blick auf die Anstrengungen zur Reduzierung des Klimawandels und
aufgrund sich verändernder Bedarfe für Mobilität im Fokus. Das Handlungsfeld adressiert mit Nachhaltigkeit,
Teilhabe und Resilienz alle drei übergreifende Prinzipien der Strategie.
Der
Gesundheits- und Pflegebereich
steht vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nicht erst
seit der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen. Auch dieses Handlungsfeld adressiert mit
Nachhaltigkeit, Teilhabe und Resilienz alle drei übergreifende Prinzipien, allerdings in Bezug auf völlig
andere Aspekte, als es beim Handlungsfeld Mobilität der Fall ist.
Der
Verbraucherschutz
für den gesamten digitalen Raum ist ein elementarer Bestandteil und
Notwendigkeit des durch digitale Technologien und Anwendungen geprägten Lebens der Menschen in
Sachsen und damit auch Voraussetzung für Teilhabe. Daher steht das gleichlautende übergreifende Prinzip
im Fokus des Handlungsfeldes. Der Verbraucherschutz muss sich aufgrund des dynamischen Charakters
des digitalen Wandels stetig an vielfältige neue Herausforderungen anpassen.
Im Freistaat Sachsen ist die Identität der Menschen und die Beziehung zu ihrer Region ganz besonders mit
Kunst und Kultur
verknüpft. Kunst und Kultur ermöglichen neben der Bestimmung der individuellen und
kollektiven Identität den Diskurs mit Geschichte, Alltag und Zukunft. Durch den digitalen Wandel sind
Sachsens Kultur und Kulturszene vielen Veränderungen ausgesetzt. Diese Veränderungen beziehen in der
Folge den steten Dialog mit, über und innerhalb der Gesellschaft, in der die Menschen in unserem Freistaat
leben, ein. Demzufolge wird im Handlungsfeld das übergreifende Prinzip der Teilhabe aufgegriffen.

 
7
2.1. Handlungsfeld Partizipation &
zivilgesellschaftliches Engagement
Unser Staat ist auf die Partizipation und das zivilgesellschaftliche Engagement seiner Bevölkerung inner-
und außerhalb des Kontextes von Politik zwingend angewiesen. Die Qualität, die Stabilität aber auch die
weitere Entwicklung der Demokratie braucht eine vielfältige und aktive Zivilgesellschaft. Gleichermaßen
profitiert der Staat massiv von einer solchen. Es liegt daher sowohl im Interesse des Freistaates Sachsen,
wie auch der hier lebenden Menschen, diese Aktivitäten zu stärken. Den digitalen Wandel mit seinen
technologischen Möglichkeiten begreifen wir daher als weitere Möglichkeit zur Ausgestaltung einer
modernen, gerechten und partizipativen Gesellschaft. Digitale Technologien können dazu beitragen, dass
alle Menschen gleiche Chancen auf die Beteiligung an relevanten gesellschaftlichen Prozessen, politischen
Entscheidungen und auf zivilgesellschaftliches Engagement haben.
Einerseits genießt Partizipation bei vielen staatlichen Akteuren und in der Zivilgesellschaft mittlerweile einen
hohen Stellenwert. In dem Maße, wie neue digitale Beteiligungsformen das bestehende Angebot der
politischen Bürgerbeteiligung erweitern, erleichtert man neben einer breiten Etablierung der
Beteiligungsstruktur in Sachsen auch, dass Menschen sich wieder aktiv in der Gestaltung der Demokratie im
Freistaat einbringen.
Mit zivilgesellschaftlichem Engagement meinen wir alle Aktivitäten von in Sachsen lebenden Menschen, die
sich ehrenamtlich oder auf der Grundlage rein privater Initiative unentgeltlich in den Dienst der Gesellschaft
stellen. Das kann die Mitgliedschaft in einer Freiwilligen Feuerwehr sein, eine Übungsleiterposition im
Sportverein, das Engagement bei der Betreuung von Flüchtlingen oder in Hospizen, aber auch die
Nachbarschaftshilfe.
Damit interessierte Personen von den Möglichkeiten für Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement
in unserer Gesellschaft erfahren, ist es notwendig, dass die Sichtbarkeit erhöht wird. Eine der großen
Stärken des digitalen Wandels besteht darin, dass über die digitale Vernetzung potenziell sehr viele
Menschen erreicht, entsprechend sensibilisiert und informiert werden können.
Der digitale Wandel verspricht insofern für die Partizipation und das freiwillige Engagement der Menschen in
Sachsen ein großes zusätzliches Potenzial für Verbesserungen und Vereinfachungen. Allerdings stellen sich
wie in vielen anderen Bereichen neue Fragen, für die Lösungen gefunden werden müssen. So besteht im
Zuge des sehr dynamisch voranschreitenden digitalen Wandels auch für die Bereiche Partizipation und
freiwilliges Engagement die Gefahr neuer Formen von Exklusion. Dies könnte eintreten, wenn
beispielsweise bei der Schaffung von infrastrukturellen Voraussetzungen, der Anschaffung von technischer
Ausstattung oder der Gestaltung von Anwendungen auf eine niedrigschwellige und barrierefreie
Ausgestaltung kein Wert gelegt würde.
Technische Zugänge und organisatorische Grundlagen für Partizipation sowie zivilgesellschaftliches
Engagement bieten heutzutage insbesondere digitale Technologien, u. a. die Nutzung mobiler Endgeräte,
Messenger-Dienste und soziale Medien. Durch die bislang in Sachsen nicht flächendeckend verfügbaren
Breitbandnetze sind diese Kanäle nicht überall nutzbar, insbesondere im ländlichen Raum, womit
zusätzliche Hürden für Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement bestehen.
Für das zivilgesellschaftliche Engagement im Ehrenamt gibt es im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel
spezielle Herausforderungen. So bedient sich ehrenamtliche Tätigkeit zunehmend digitaler Lösungen. Dabei
sind u. a. die Anforderungen an die Informationssicherheit und den Datenschutz zu beachten – vielen
Vereinen bzw. deren Verantwortlichen fehlt es jedoch an Wissen über im technischen wie auch im
rechtlichen Sinne sichere digitale Instrumente und deren Anwendung.
Ehrenamtlich tätige Menschen erfüllen verantwortungsvolle Aufgaben für unsere Gesellschaft und benötigen
mit der zunehmenden Nutzung digitaler Möglichkeiten auch entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen.
Darin unterscheiden sie sich nicht von hauptamtlich Tätigen. Daher gibt es, hervorgerufen durch den
digitalen Wandel, einen Bedarf für entsprechende Informations-, Vernetzung- und Weiterbildungsangebote,
die ehrenamtliche Tätigkeit erleichtern und zu deren technischer und rechtlicher Absicherung beitragen. Zur
Vereinfachung von ehrenamtlicher Tätigkeit kann auch die Entbürokratisierung und Digitalisierung von
Verwaltungsverfahren beitragen, die ehrenamtlich tätigen Menschen oftmals viel Zeit und Mühe abverlangen.

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Mission:
Wir bauen gleichberechtigte und barrierefreie digitale Möglichkeiten für die partizipative Gesellschaft
flächendeckend weiter aus. Dabei unterstützen wir die handelnden Akteure bei der Gestaltung von
zielgruppengerechten Instrumenten, um bei der Bürgerbeteiligung sowie dem zivilgesellschaftlichen
Engagement die Rahmenbedingungen zu vereinfachen, die Sichtbarkeit in Sachsen zu erhöhen,
Wissenstransfer zu ermöglichen als auch die Beteiligten und Interessierten zu vernetzen.
Aufgaben:
(1)
Niedrigschwellige und barrierefreie Ausgestaltung von digitalen Zugangsmöglichkeiten zu Partizipation
und freiwilligem Engagement bis 2026 (Federführung SMJusDEG)
(2) Fachliche Weiterentwicklung des Beteiligungsportals des Freistaates Sachsen und Erhöhung der
Anzahl sowie standardmäßige Etablierung von digitalen Beteiligungsverfahren bis Ende 2026
(Federführung SK)
(3) Unterstützung der Öffentlichkeitsbeteiligung und des zivilgesellschaftlichen Engagements durch
Abdeckung der Bedarfe hinsichtlich Empowerment sowie des systematischen Kompetenzaufbaus in
Bezug auf digitale Anwendungen sowie Formate (Federführung SMS)
(4) Einbeziehung der sächsischen Bevölkerung und relevanter Interessengruppen in die
Weiterentwicklung der Digitalstrategie für den Freistaat Sachsen (Federführung SMWA)

 
9
2.2. Handlungsfeld Mobilität
Mobilität ermöglicht oftmals überhaupt erst die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sei es im beruflichen
oder privaten Bereich. Auch für die Wirtschaft und die Verwaltung spielt die Erreichbarkeit eine wichtige
Rolle. Obwohl seit der Wiedervereinigung die Verkehrsinfrastruktur in Sachsen erheblich modernisiert und
ausgebaut wurde, stößt das Verkehrssystem mittlerweile an seine Grenzen und ist oftmals überlastet. Auch
vor diesem Hintergrund folgt die Notwendigkeit die Mobilität neu zu denken. Das ist nicht nur ein
gesellschaftlicher und politischer, sondern auch ein technologischer Prozess. Nur mit dem Einsatz von
innovativen, digitalen Technologien wird eine neue und bessere Mobilität mit weniger Verkehr möglich, die
weniger Ressourcen verbraucht und klimafreundlich ist.
Der Freistaat Sachsen verfügt über eine weit verzweigte regionale und überregionale Straßen- sowie
Schieneninfrastruktur für die Mobilität von Personen wie auch von Gütern. Das Angebot des öffentlichen
Personennahverkehrs ist in Sachsen im Vergleich zum Individualverkehr regional sehr unterschiedlich
ausgebaut und verfügbar. Während in den Ballungszentren in der Regel ein breites Angebot verschiedener
ÖPNV-Modelle mit kurzen Takten und geringen Reisezeiten verfügbar ist, fällt das Angebot in den ländlichen
Regionen eher geringer aus.
Der Zugang zum ÖPNV soll einer deutlich höheren Anzahl von Personen ermöglicht werden. Die Mobilität
der Zukunft erfordert sowohl Innovationen im Bereich der Fahrzeuge als auch neue und passgenaue
Mobilitätsdienstleistungen. Letztere müssen an die unterschiedlichen regionalen Anforderungen angepasst
sein. Mit Blick auf das sich wandelnde Mobilitätsverhalten der Menschen in Sachsen und die vorhandenen
Mobilitätsangebote zeichnen sich derzeit viele neue Trends ab. Neue Dienstleistungen, wie beispielsweise
Sharing und Pooling, durchdringen den Markt und ergänzen seit einigen Jahren mit stetig steigenden
Nutzerzahlen das Mobilitätsangebot im Freistaat.
Der digitale Wandel ermöglicht die innovative Verknüpfung von umweltfreundlichen
verkehrsträgerübergreifenden Angeboten und Dienstleistungen, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer dafür
zusätzlichen Aufwand haben. Dadurch können durchgehende Wegeketten von „Tür zu Tür“ einfach geplant
und genutzt werden. Des Weiteren wird der digitale Wandel zu einer effizienteren und sichereren Nutzung
vorhandener Infrastrukturen beitragen. So liegt in dem Einsatz intelligenter Verkehrssysteme die weitere
verstärkte Vernetzung der Verkehrsträger. Neben den positiven Effekten der Steigerung der
Verkehrssicherheit und der intelligenten Verteilung oder Verlagerung des Verkehrs auf verschiedene
Verkehrsträger, kann hierdurch das Verkehrsaufkommen effizienter bewältigt werden.
Der digitale Wandel im Bereich der Mobilität wird dabei einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die
Verkehrsmittelwahl der Menschen in Zukunft stärker auf klimafreundliche Verkehrsträger fällt. Insbesondere
die Nutzung alternativer Antriebsformen, allen voran die Elektromobilität, aber auch die Wasserstoffmobilität,
können in Kombination mit digitalen Technologien besser nutzbar und damit massentauglich werden. Die
Anwendung digitaler Technologien für die Mobilität, wie Telematik oder Verkehrslenkung, kann darüber
hinaus Mehrwerte für andere Bereiche schaffen. So können beispielsweise die Energieversorgung oder die
Logistik von Innovationen im Mobilitätsbereich profitieren.
Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für die Mobilität der Zukunft sind
Testfelder und Pilotvorhaben. Durch sie können in der Erprobungsphase entscheidende Erkenntnisse zum
bedarfsgerechten Einsatz sowohl im öffentlichen Personennahverkehr, im Individualverkehr wie auch im
Güterverkehr gewonnen werden.
Damit viele digitale Lösungen für die Mobilität überhaupt einen sinnvollen Nutzen stiften können, ist die
Erhebung und Verfügbarmachung valider und flächenhaft barrierefrei verfügbarer Mobilitätsdaten in Echtzeit
erforderlich. Dafür werden Standards und Bereitstellungswege, idealerweise auf Bundesebene bzw. auf
Grundlage der nationalen Mobilitätsdatenverordnung sowie deren regelmäßiger und praxisbezogener
Fortschreibungen benötigt.
Damit Verkehrsinfrastrukturen künftig schneller und kosteneffizienter umgesetzt werden können, müssen in
Planung und Bau durchgängig geeignete Formen der Digitalisierung etabliert werden. Ein wichtiges
Instrument hierfür ist die digitale Methode des „Building Information Modeling“ (BIM). Der Bund und die
Länder haben sich darauf verständigt, die standardmäßige Anwendung von BIM im Mobilitätssektor weiter
voranzutreiben und sich auf einheitliche Lösungen zu verständigen.

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Mission:
Um die Mobilität der Menschen im Freistaat Sachsen auch mit dem Ziel der Klimafreundlichkeit zu
verbessern, unterstützen wir das Engagement der Akteure in Wissenschaft und Forschung, die
Kommunen, die Verkehrsbetriebe, die Verkehrsverbünde sowie die weiteren Mobilitätsdienstleister
beim digitalen Wandel. Wir unterstützen die Entwicklung digitaler Mobilitätslösungen und schaffen
die Voraussetzungen für deren Anwendbarkeit in ganz Sachsen.
Aufgaben:
(1)
Einführung einer sachsenweiten ÖPNV-Plattform bis spätesten 2030 (Federführung SMWA)
(2)
Anwendungsbezogene Erweiterung von Testfeldern für das automatisierte Fahren in Sachsen bis zum
Jahr 2027 (Federführung SMWA)
(3) Etablierung einer öffentlichen Online-Plattform mit Verkehrsinformation der Bundes- und
Staatsstraßen bis zum Jahr 2025 (Federführung SMWA)
(4) Einsatz von automatisierten Fahrzeugen in der regelmäßigen Ergänzung zum öffentlichen
Personennahverkehr bis zum Jahr 2025 (Federführung SMWA)
(5)
Unterstützung beim Flächenrollout des Projektes „Digitale Schiene Deutschland“ der Deutschen Bahn
AG in Sachsen ab dem Jahr 2028 (Federführung SMWA)

 
11
2.3. Handlungsfeld Gesundheit & Pflege
Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Herausforderungen im Bereich Gesundheit und Pflege offengelegt und
uns vor Augen geführt, welche Vorteile digitale Vernetzung und Lösungen in diesem Bereich bieten könnten.
Das wesentliche Manko im Gesundheits- und Pflegebereich in Sachsen ist jedoch durch den
demografischen Wandel bedingt, also die sinkende Zahl der Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig
steigende Zahl älterer Menschen. So wird der Gesundheits- und Pflegebereich durch eine im Durchschnitt
ältere Bevölkerung stärker beansprucht. Hinzukommen ein Finanzierungsengpass und der
Fachkräftemangel.
Der demografische Wandel vollzieht sich in Sachsen im Vergleich schneller als in anderen Bundesländern.
Grund hierfür sind die massive Abwanderung insbesondere jüngerer Altersgruppen in den Jahren 1989 bis
1991 sowie der unmittelbar im Jahr 1989 einsetzende dramatische Geburtenrückgang. Auch wenn sich
zwischenzeitlich die Geburtenzahlen erholen konnten und ein leicht positiver Wanderungssaldo zu
verzeichnen ist, ist der Bevölkerungstrend weiterhin rückläufig. Die damit verbundenen Herausforderungen
im Gesundheits- und Pflegebereich können nur bewältigt werden, wenn alle Akteure die unausweichlichen,
tiefgreifenden Transformationsprozesse aktiv mitgestalten, stärker als bisher Kooperationen eingehen und
die sich durch den digitalen Wandel bietenden Chancen ergreifen.
Im Gesundheits- und Pflegebereich liegt ein Fokus des digitalen Wandels insbesondere auf der
Umwandlung von größtenteils noch analogen in digital basierten, dabei jedoch auch neu und
nutzerfreundlich zu gestaltende Prozesse. Diese sollten für Patientinnen und Patienten die Behandlungs-,
Pflege- und Betreuungsqualität, die damit verbundene Sicherheit sowie die Hoheit über die Verarbeitung
ihrer Daten, die notwendige Transparenz und das Vertrauen in die Technologie stärken. Nur mit Vertrauen
werden wir eine breitere Anwendung digitaler Lösungen im datensensiblen Gesundheits- und Pflegebereich
generieren.
Die Erfüllung der Kernaufgaben der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich, die den direkten
Kontakt mit den Patientinnen und Patienten vorsehen, werden von zunehmenden administrativen Aufgaben
überlagert. Ein gelingender digitaler Wandel ist daher eine Grundvoraussetzung und ein erster Ansatzpunkt
für einen erfolgreichen Umgang mit verringerten Personal-, Zeit- und Finanzierungsressourcen in der
Gesundheitsversorgung.
Eine qualitative medizinisch–pflegerische Versorgung setzt im besonderen Maße auf den direkten Kontakt
zwischen Menschen. Daran wird auch der digitale Wandel nichts ändern. Dennoch digitalisiert sich das
Arbeitsumfeld der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich zunehmend – von der Primärprävention
über den Akut- und Rehabilitationssektor bis hin zur Pflege und/oder dem Hospiz und Palliativbereich.
Ausreichende Kompetenzen der Beschäftigten für die Anwendung digital basierter Prozesse bzw. von
digitalen Technologien sind daher von entscheidender Bedeutung für die Sicherstellung der zukünftigen
Versorgung.
Interaktion und Kommunikation im Gesundheits- und Pflegebereich sind aufgrund der Vielzahl an Akteuren
von großer Bedeutung. Hierzu gibt es für den öffentlichen Gesundheitsdienst Vorgaben auf Bundes-,
Landes- und kommunaler Ebene. Durch den digitalen Wandel hat die Kommunikation über Messenger-
Dienste und soziale Medien, insbesondere zu den Bürgerinnen und Bürgern, enorm an Bedeutung
gewonnen. Auch diese muss effizient, sicher, altersabhängig und anwenderfreundlich gestaltet sein.
Der digitale Wandel ist auch im Gesundheits- und Pflegebereich mit der Zentralisierung von Informationen
und Datenflüssen sowie mit der steigenden Abhängigkeit von digitalen Infrastrukturen verbunden. Da die
Daten im Gesundheits- und Pflegebereich hochsensible, persönliche Informationen darstellen, ist die
Sicherstellung der Informationssicherheit ein entscheidender Erfolgs- und Akzeptanzfaktor und muss von
Anfang an mitgedacht werden.
Mission:
Um den Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegebereich effektiv zu begegnen und die
regionale und dennoch umfassende Versorgung in Sachsen auch in Zukunft sicherzustellen, werden
wir die Akteure im Gesundheits- und Pflegebereich dabei unterstützen, bis 2030 möglichst
umfassende, stabile, verlässliche und sichere digitale Anwendungen zu etablieren.

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Aufgaben:
(1) Vereinheitlichung und Optimierung der Prozesse in den Gesundheitsämtern bis 2026
(Federführung SMS)
(2) Vollständige Digitalisierung der administrativen Prozesse in der Patientenversorgung in den
sächsischen Krankenhäusern bis 2025 (Federführung SMS)
(3) Umsetzung von Sicherheits- und Qualitätsmaßnahmen in den Kritischen Einrichtungen der
sächsischen Krankenhäuser bis 2026 (Federführung SMS)
(4) Erweiterung der Informations-, Beratungs- und Bildungsangebote zu digitalen Pflegeanwendungen
(DiPA) und digitalen Unterstützungsprozessen in der Pflege in Sachsen bis 2028 (Federführung SMS)
(5) Begleitung und Unterstützung des Prozesses, digitale Anwendungen im Gesundheits- und
Pflegebereich bis spätestens 2030 zu etablieren, beispielsweise die elektronische Patientenakte (ePA)
und das E-Rezept (Federführung SMS)

 
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2.4. Handlungsfeld Verbraucherschutz
Im Alltag der Menschen nehmen Produkte und Dienstleistungen aus dem digitalen Bereich einen wichtigen
Platz ein und sind für viele mittlerweile sogar unverzichtbar geworden. Allerdings häufen sich die
Beschwerden von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu unlauteren Praktiken. Der Verbraucherzentrale
Bundesverband ordnet in seinem Verbraucherreport 2021 circa ein Drittel aller im ersten Halbjahr
eingegangenen Beschwerden dem digitalen Bereich zu. Von allen im Report untersuchten Lebensbereichen
ist das empfundene Schutzniveau der Befragten für den Bereich „Internet und Digitalisierung“ seit Beginn
der Erfassung im Jahr 2019 am niedrigsten. Zwar liegen hierfür keine sachsenspezifischen Ergebnisse vor,
es ist jedoch davon auszugehen, dass diese sich mit der bundesweiten Erhebung weitestgehend decken.
Demzufolge können wir annehmen, dass es in Sachsen einen nicht unerheblichen Bedarf für effektive
Angebote des Verbraucherschutzes für den digitalen Bereich gibt. Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen
der
Verbraucherzentrale
Sachsen.
Der Verbraucherschutz im Zeichen des digitalen Wandels erschöpft sich bei weitem nicht nur im Reaktiven,
etwa durch das Einfordern von gesetzlich zugesicherten Rechten. Der Verbraucherschutz hat
selbstverständlich auch einen präventiven Charakter. So kann der Staat – in Deutschland ist dies für den
Verbraucherschutz insbesondere die EU- und die Bundesebene – durch entsprechende vorausschauende
Gesetzgebung die Grundlagen für einen angemessenen Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher im
digitalen Raum legen.
Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst sind in der Verantwortung sich zu schützen. Durch
allgemeine Kompetenzen im Bereich Digitales, beispielsweise im Umgang mit sozialen Netzwerken, Online-
Banking, Internethandel oder Informationssicherheit, können die meisten Bedrohungen erkannt werden.
Damit sich die Verbraucherinnen und Verbraucher diese Kompetenzen aneignen können – denn nicht jede
oder jeder ist in digitalen Dingen ein Autodidakt – sind Angebote für Beratung und Bildung notwendig.
Eine weitere große Herausforderung für den Verbraucherschutz allgemein, nicht nur in Sachsen, besteht
darin, auf die schnell auftretenden neuen Phänomene im digitalen Bereich zu reagieren, mit denen Rechte
von Verbraucherinnen und Verbrauchern unterlaufen werden sollen und zügig mit geeigneten Angeboten zu
reagieren. Auch das Agieren einiger internationaler Konzerne der Digitalwirtschaft, die sich den hier
geltenden Regelungen zu Verbraucherrechten widersetzen oder sich diesen nur widerstrebend beugen, sind
eine anhaltende Herausforderung für den Verbraucherschutz in Sachsen.
Mission:
Wir gestalten Rahmenbedingungen für ganzheitlich gedachte und verstetigte Angebote zum Aufbau
von Digitalkompetenzen, die unter Berücksichtigung von Informationssicherheit, Datenschutz und
Nutzungsfreundlichkeit für alle sächsischen Verbraucherinnen und Verbraucher eine barrierefreie
und selbstbestimmte Teilhabe an einer sich digitalisierenden Gesellschaft und ihren
Transformationsprozessen ermöglichen.
Aufgaben:
(1) Langfristige Sicherung der Informationsangebote, Beratungsleistungen und
Verbraucherbildungsangebote zu digitalen Verbraucheranwendungen und zum digitalen
Verbraucherschutz in Sachsen (Federführung SMS)
(2) Unterstützung von Modellprojekten, die neue Entwicklungen in der Verbraucherbildung und dem
Verbraucherschutz in Sachsen aufgreifen bis 2024 (Federführung SMS)

 
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2.5. Handlungsfeld Kunst & Kultur
Kunst und Kultur sind Zeugnis unseres menschlichen Daseins und Nachweis eines steten gesellschaftlichen
Diskurses über die individuelle sowie kollektive Identität. Mit Kunst und Kultur setzen wir uns mit der
Vergangenheit, dem Gegenwärtigen und der Zukunft auseinander. Sie prägen unsere Werte, bieten Raum
für Interpretation, wirken inspirierend und sind ein wichtiger Faktor für die gesellschaftliche Entwicklung.
Um auf die rasanten Entwicklungen des digitalen Wandels reagieren zu können und den Anschluss nicht zu
verlieren, müssen sich insbesondere öffentliche Kunst- und Kultureinrichtungen strukturell sowie inhaltlich
neu organisieren. Neben der internen Organisation verändert sich vor allem die Präsentations- und
Vermittlungsarbeit elementar. Das führt zu einer grundsätzlichen und nachhaltigen Öffnung, womit ein neues
Selbstverständnis der Institutionen einhergeht.
Die digitale Transformation schreitet in den drei Kultur-Staatsbetrieben des Freistaates Sachsen
(Staatliche
Kunstsammlungen
Dresden
[SKD],
Landesamt für Archäologie [LfA] mit dem
Staatlichen
Museum
für
Archäologie
Chemnitz
[smac],
„Sächsische Staatstheater –
Staatsoper
Dresden
und
Staatsschauspiel
Dresden“
[SST])
und in den kommunalen Kultureinrichtungen kontinuierlich voran.
Besucherinnen und Besucher sind heute permanent vernetzt und online – das Digitale ist fester Bestandteil
der Kunstrezeption und der damit verbundenen Arbeitspraxis geworden. Digitale Angebote erfordern eine
ganzheitliche Betrachtung und das Zusammenspiel vieler Akteure. Die damit verbundene Komplexität und
der Facettenreichtum sind Herausforderung und Chance zugleich.
Wenn öffentliche Kunst- und Kultureinrichtungen für alle Menschen offen sein und neue Besuchergruppen
erschließen wollen, müssen sie dies zunehmend auch im digitalen Raum tun, professionell kommunizieren,
digitale Besucherinnen und Besucher angemessen betreuen sowie zielgruppengenau Wissen vermitteln.
Der „digitale Besuch“ sollte die gleiche Wertschätzung wie der „analoge Besuch“ erfahren. Bildungs- und
Vermittlungsangebote müssen deswegen auf die ständig wechselnden Voraussetzungen zugeschnitten und
Kommunikationskanäle gewählt werden, die Inhalte der Kultureinrichtungen angemessen transportieren.
Dabei haben Nachhaltigkeit und ressourcenorientiertes Arbeiten eine große Bedeutung.
Auch in den digitalen Angeboten von öffentlichen Kunst- und Kultureinrichtungen müssen sich unsere
Grundsätze zu Inklusion, Partizipation und Diversität widerspiegeln. Auf der organisatorischen Ebene
müssen noch stärker als bisher die verschiedenen Arbeitsbereiche vernetzt und der digitale Wandel als
Gemeinschaftsprojekt verstanden werden. Neben dem finanziellen Aufwand, den die Umsetzung von
Vorhaben im Bereich Digitales erforderlich macht, sind die personellen Ressourcen und
Arbeitsanforderungen bedeutsam.
Gleichzeitig sollte sichergestellt werden, dass zwischen den öffentlichen Kunst- und Kultureinrichtungen in
Sachsen ein Wissenstransfer stattfinden kann. So können für alle Einrichtungen Voraussetzungen für die frei
zugängliche Bereitstellung der Informationen in Online-Portalen geschaffen werden. Kultur und Kunst stehen
auf diese Weise allen Menschen zur Verfügung.
Kunst und Kultur sind in Sachsen aber nicht nur bemüht, mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten, sondern
sind auch Vorreiter. Insbesondere die
Kultur-
und
Kreativwirtschaft
ist ein digital affiner Wirtschaftsbereich,
der heute mehr denn je Erfolge und – aufgrund der digitalen Transformation nahezu aller
Wirtschaftsbereiche – große Wachstumschancen vorzuweisen hat. Durch das vielseitige Know how im
Bereich Digitales ist die Kultur- und Kreativwirtschaft interessant für andere Branchen und es werden
zunehmend Kooperationen gesucht. Die Staatsregierung unterstützt Projekte und Initiativen zur
europäischen und internationalen Vernetzung insbesondere zwischen Industriekultur sowie Kultur und
Kreativwirtschaft. Kunst und Kultur sind auch abseits vom Tourismus von immenser wirtschaftlicher und
gesellschaftlicher Bedeutung. Die Branche verdient daher insbesondere im Zusammenhang mit dem
digitalen Wandel eine stärkere Aufmerksamkeit.
Mission:
Wir werden mit der Anwendung digitaler Technologien dazu beitragen, barrierefreie Zugänge zu
Kunst und Kultur zu etablieren und somit die Teilhabe aller in Sachsen lebenden Menschen am in
diesem Bereich stattfindenden gesellschaftlichen Diskurs fördern.

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Aufgaben:
(1) Weiterentwicklung der eigenen Digitalstrategien der Kultur-Staatsbetriebe des Freistaates Sachsen
und Vereinbarung von entsprechenden Maßnahmen zur Umsetzung bis 2025 (Federführung SMWK)
(2)
Kontinuierliche Unterstützung der sächsischen Kultur- und Kreativwirtschaft sowie einzelner Akteure
des Bereichs in ihrer Rolle als Treiber der digitalen Transformation und Digitalisierungs-Enabler,
insbesondere bei der internationalen und europäischen Vernetzung mit der Industriekultur
(Federführung SMWA)

 
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3. Dimension Staat
Vision:
2030 lebt auch der Staat die Digitalisierung
Der Staat dient dem Menschen. Die Digitalisierung hilft dem Staat, diesen Zweck zu erfüllen und seine
Aufgaben besser zu erledigen. Gleichzeitig ist der Staat neuen Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger
sowie Unternehmen ausgesetzt.
Der Staat ist auch Akteur im digitalen Wandel. Um den Prozess gesamtgesellschaftlich voranzubringen,
muss der Staat in wichtigen Bereichen selbst eine
Vorreiterrolle
einnehmen.
Wesentliche relevante Bereiche sind eine leistungsfähige und effiziente öffentliche Verwaltung sowie die
Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
.

 
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3.1. Handlungsfeld Öffentliche Verwaltung
In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für das Handeln der Staatsverwaltung und die
Leistungserbringung für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft im Freistaat Sachsen deutlich
geändert. Der Grad der Digitalisierung hat sich in allen Lebensbereichen spürbar erhöht. Wie wir arbeiten,
unsere Freizeit verbringen, konsumieren oder uns bilden, ist zunehmend durch digitale Innovationen geprägt.
Unvorhersehbare Krisen wie die Corona-Pandemie oder die Folgen des Angriffs Russlands gegen die
Ukraine oder große gesellschaftliche Modernisierungsvorhaben wie die Energiewende stellen die öffentliche
Verwaltung vor enorme Herausforderungen.
Um diese zu bewältigen und die Erwartungen an eine zeitgemäße Leistungserbringung zu erfüllen, muss
sich die öffentliche Verwaltung stetig modernisieren. Anspruchsvolle Normen wie das Onlinezugangsgesetz
verpflichten dazu, Verwaltungsleistungen umfassend digital zugänglich zu machen. Gleichzeitig bieten
Innovationen, bspw. in den Bereichen Cloud-Computing, Open Data oder Künstliche Intelligenz, neue
Möglichkeiten, die für mehr Bürgerorientierung und für höhere Leistungsfähigkeit zu nutzen sind.
Die neue Potentiale werden Wirkung entfalten, wenn auch die Art und Weise der Zusammenarbeit und der
Aufgabenerledigung innerhalb der Verwaltung modernisiert wird. Dies erfordert den Aufbau und die stete
Weiterentwicklung fachlicher und methodischer Kompetenzen bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Auch der Betrieb der Informations- und Kommunikationstechnik darf nicht außen vorgelassen werden. Die
Stärkung der Digitalen Souveränität des Staates ist ein Megathema in den kommenden Jahrzehnten. Hier
spielt der verstärkte Einsatz von Open Source-Lösungen eine zunehmende Rolle.
In der Gesamtschau ist ein strategisch geführter, kontinuierlicher Transformationsprozess erforderlich, der
die gesamte Staatsverwaltung umfasst und von durchsetzungsstarken Steuerungsmechanismen unter
zentraler Führung getragen wird.
Mission:
Die Modernisierung der Verwaltung des Freistaats Sachsen wird konsequent vorangetrieben.
Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen sollen weitgehend elektronisch mit der Verwaltung
kommunizieren können. Die Aufgabenerledigung innerhalb der Verwaltung und die Kommunikation
zwischen den Behörden findet medienbruchfrei elektronisch statt.
Eine leistungsfähige
Dateninfrastruktur ermöglicht evidenzbasierte Entscheidungen. Die IT-Infrastruktur für die
Verwaltung wird – ausgerichtet an den hohen funktionalen Anforderungen – sicher und souverän
betrieben.
Aufgaben:
(1) Erarbeitung einer Strategie für die weitere digitale Transformation der Verwaltung und Novellierung
des Sächsischen E-Government Gesetzes bis Ende des Jahres 2023 (Federführung SK)
(2) Etablierung eines landeseinheitlichen Systems zur elektronischen Unterstützung des
Personalmanagements inklusive elektronischer Personalakte in der Kernverwaltung
(Federführung SK)
(3)
Fortsetzung und Ausbau des Bachelor-Studiengangs „Digitale Verwaltung“ an der HSF Meißen auch
nach 2024 (Federführung SMI und SK)
(4) Kontinuierliche Sicherstellung des Personalnachwuchses für die Verwaltung und Fort- bzw.
Weiterbildungsmaßnahmen zur Befähigung des Bestandspersonals, um den digitalen Wandel in der
Verwaltung vollziehen und mitgestalten zu können (Federführung SK und SMI)
(5) Bis Ende 2024 werden prioritär gesetzgeberische, organisatorische und technische Open Data-
Vorhaben umgesetzt. Im Weiteren wird eine Open Data-Strategie für den Freistaat Sachsen erarbeitet
(Federführung SK)

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(6) Bei den für Wertschöpfungsprozesse der Digitalisierung so essentiellen Daten in Wissenschaft und
Forschung, in Wirtschaft und Verwaltung orientieren wir uns bei deren Bereitstellung und Nutzung an
den Rahmensetzungen der EU und des Bundes. Den begonnenen Workshop-Prozess zu einer
sächsischen Datenstrategie setzen wir unter der Koordination der Digitalagentur Sachsen fort. Die
Ergebnisse dieses Prozesses werden dann in den daraus resultierenden Ressortzuständigkeiten
umgesetzt. (alle Ressorts)
(7) Kontinuierliche Anstrengungen zur Verbesserung der digitalen Souveränität und Reduzierung der
Abhängigkeit des Landes von einzelnen IT-Anbietern. Grundlage dafür ist die enge Zusammenarbeit
mit dem Bund und den anderen Ländern, der vermehrte Einsatz von Open Source-Software sowie die
Erarbeitung einer Open Source-Strategie bis Mitte 2023 (Federführung SK)
(8) Begegnung des durch die zunehmende Digitalisierung steigenden Ressourcenbedarfs durch
verstärkte Betrachtung der Nachhaltigkeit im gesamten Lebenszyklus von Informations- und
Kommunikationstechnik sowie Erarbeitung einer Green IT-Strategie für die sächsische
Landesverwaltung im Einklang mit dem Energie- Klimaprogramm Sachsen bis Ende des Jahres 2024
(Federführung SK)
(9) Evaluierung und Fortschreibung des Sächsischen Informationssicherheitsgesetzes bis Mitte 2024
(Federführung SK)
(10) Kontinuierliche Optimierung von Verwaltungsprozessen sowie konsequente Anwendung des
Digitalchecks bei Normsetzungsvorhaben, um die Potenziale moderner Informations- und
Kommunikationstechnologien im Verwaltungsvollzug ausschöpfen zu können (alle Ressorts)
(11) Weiterer kontinuierlicher Ausbau des elektronischen Zugangs zu Archivgut des Sächsischen
Staatsarchivs über fachspezifische Archivportale durch Bereitstellung von jährlich einer Million
weiterer Archivgut-Digitalisate und jährlich zusätzlichen 100.000 Metadaten über das Archivgut bis
2030 (Federführung SMI)

 
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3.2. Handlungsfeld Behörden &
Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
Bereits seit dem Jahr 2002 verfügt die sächsische Polizei mit der Software „Integrierte
Vorgangsbearbeitung“ über ein elektronisches System, um polizeiliche Sachverhalte digital und
prozessbasiert bearbeiten, nachweisen und beauskunften zu können. Die laufend fortentwickelte
Anwendung gehört aktuell zu den funktional umfangreichsten Produkten dieser Art bei den Polizeien von
Bund und Ländern der Bundesrepublik. Die gesamte Bandbreite polizeilicher Tätigkeiten, insbesondere
Anzeigen und Sachverhaltsmitteilungen sowie darauf bezogene Ermittlungshandlungen, wird unmittelbar in
diesem Verfahren elektronisch erfasst, bearbeitet und recherchefähig abgelegt. Dies umfasst auch
medienbruchfreie Zuweisung von Vorgängen innerhalb der sächsischen Polizei gemäß deren
Zuständigkeiten.
Seit dem Jahr 2009 betreibt die Polizei Sachsen zudem eine
Onlinewache,
mit der die Bürgerinnen und
Bürger online Strafanzeigen aufgeben und Sachverhalte mitteilen können. Mit Stand 21. Dezember 2020
waren seit Aufnahme des Wirkbetriebes 332.239 Anzeigen etc. eingegangen, wobei die Tendenz stark
steigend ist. Erfolgten in 2009 noch 5.346 Erfassungen, waren es im Jahr 2020 bereits 55.419. Jedoch
entspricht die Applikation nicht mehr den technischen Standards und den Geschäftsprozessen der Polizei.
Ziel der im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes geplanten Einführung der neuen Onlinewache ist die
medienbruchfreie Kommunikation zwischen Anzeigeerstatter und Polizei und in einem weiteren Schritt die
Verkürzung der organisatorischen Ablaufprozesse, u. a. durch die Übernahme der beanzeigten Sachverhalte
in das Vorgangsbearbeitungssystem.
Strafanzeigen, die mit der Software „Integrierte Vorgangsbearbeitung“ bearbeitet werden, müssen aktuell
nach Abschluss der Bearbeitung in Papierform der Staatsanwaltschaft als Herrin des Verfahrens vorgelegt
werden. Ziel ist es, jedes Verfahren von Anbeginn digital zu erfassen, zu bearbeiten, ggf. weiterzuleiten und
abzuschließen. Bei konsequenter Anwendung können somit Ressourcen in Form von Papier im erheblichen
Maße eingespart werden.
Die Aktivitäten finden ihre Grenzen in den landeseigenen Systemen. Die polizeiliche Informationstechnologie
in Deutschland ist heterogen gewachsen. Damit die Polizei auch in der sich schnell verändernden Welt die
öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrechterhalten kann, sind grundsätzliche Änderungen besonders im
Bereich der IT und damit der Digitalisierung zwingend erforderlich. Das aktuell von den Polizeien des
Bundes und der Länder gemeinsam genutzte Informationssystem ist ein länderübergreifendes
Verbundsystem. Die Daten unterschiedlicher Zweckbindung werden in verschiedenen Dateien gespeichert.
Eine übergreifende Verknüpfung zwischen den unterschiedlichen Datenbanken gibt es nicht. Die Polizeien
verfügen zudem über unterschiedliche, eigene IT-Systeme und liefern ihre Daten über verschiedene
spezifische Schnittstellen an. Diese Systeme zu harmonisieren, einen Datenaustausch effizienter gestalten
zu können und gemeinsame Standards zu setzen, hat sich das Bundesprogramm Polizei 20/20, an dem die
Polizei Sachsen beteiligt ist, zum Ziel gesetzt. Die sich aus dem Programm ergebenden Verpflichtungen
nehmen den weit überwiegenden Teil der vorhandenen Ressourcen in Anspruch.
Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz haben zunehmend den Bedarf an einer vernetzten
Arbeitsweise. Die Waldbrände im Sommer 2022 zeigten einmal mehr den Bedarf eines elektronischen
Austauschs von Alarm- und Lageinformationen mit anderen Ländern und Nachbarstaaten, z. B. Tschechien,
auf. Diese müssen insbesondere unter den Aspekten des Datenschutzes der jeweiligen Leitstelle oder
Einsatzleitung zur Verfügung gestellt werden, wofür eine Infrastruktur aufzubauen und zu betreiben ist. Über
eine derartige Infrastruktur ist neben der Übergabe von Einsatzdaten zwischen den Leitstellen benachbarter
Bundesländer oder Staaten auch der Datenaustausch mit anderen Systemen von Feuerwehr,
Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Freistaat Sachsen zu realisieren, wie z. B. Einsatzführungs- oder
Alarmierungssystemen. Nur durch eine Vernetzung aller Systeme kann jederzeit und überall auf die
notwendigen Einsatzdaten zugegriffen werden und die Einsätze zum Schutz der Bevölkerung schnell und
effizient abgearbeitet werden.
Erforderlich sind darüber hinaus neue, zeitgemäße und barrierefreie Kommunikationszugänge der
Bevölkerung zu Feuerwehr, Rettungsdienst. Im täglichen Leben hat sich die mobile Nutzung des Internets
mit entsprechenden Applikationen etabliert und so das Nutzungsverhalten von der Sprachkommunikation
hinzu zu datenbasierten Diensten verschoben. Insbesondere Menschen mit Behinderung eröffnen diese
Technologien den direkten Zugang zu Notdiensten. Neben der durch die Länder bereits eingeführten Notruf-
App werden zukünftig auch Echtzeittext und Video in den Notruf Einzug halten. Um derartige Notrufe

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adäquat entgegennehmen zu können, bedürfen die technischen Systeme in den Integrierten
Regionalleitstellen einer Anpassung.
Besondere Bedeutung kommt in all den Zielstellungen der Gewährleistung der Informationssicherheit und
des Datenschutzes, d. h. unter anderem der Vermeidung unberechtigten Zugriffs sowie dem Erhalt der
Integrität der Daten zu. In der Polizei Sachsen werden diese Systeme in einem geschlossenen, nach außen
abgeschottetem Netz betrieben. Die medienbruchfreie Datenübergabe vermeidet zudem manuelle Fehler,
gewährleistet so die Qualität der Daten und erhöht unmittelbar die Effizienz der polizeilichen
Sachbearbeitung.
Mission:
Wir setzen die Prozessdigitalisierung im Bereich der BOS fort, werden dabei die notwendigen
technischen und strukturellen Rahmenbedingungen herstellen und die Qualifizierung der
Beschäftigten ausbauen, um auch in der Zukunft effizient und zuverlässig Sicherheit und Freiheit für
Gesellschaft und Wirtschaft zu gewährleisten.
Aufgaben:
(1) Erarbeitung einer Cybersicherheitsstrategie Sachsen bis Ende des Jahres 2024 zur Erhöhung der
öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Cyberraum sowie der Cybersicherheit von Bürgerinnen und
Bürgern und Unternehmen (Federführung SK)
(2) Ausbau und Verbesserung der medienbruchfreien Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, online
Strafanzeigen aufzugeben und Sachverhalte mitzuteilen (Onlinewache) bis Ende 2023
(Federführung SMI)
(3) Medienbruchfreie Datenübermittlung in Strafsachen an die Justiz durch die sächsische Polizei bis
2026 (Federführung SMI)
(4) Schaffung einer bundesweit einheitlichen und modernen Informationsarchitektur der Polizei in
Zusammenarbeit mit dem Bund und den Ländern bis 2028, als Grundlage für die digitale und
medienbruchfreie Vernetzung der Polizeien mit ihren nationalen und internationalen Partnerinnen und
Partnern (Programm Polizei 2020) (Federführung SMI)
(5) Medienbruchfreie Vernetzung der BOS in Sachsen mit BOS der anderen Bundesländer und der
Nachbarstaaten bis 2030 (Federführung SMI)

 
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4. Dimension Wirtschaft & Arbeit
Vision:
Sachsens aufstrebendes digitales Ökosystem und die Konzentration von digitalen
Schlüsselkompetenzen in der Region als Standortvorteil nutzen, um bis 2030 einer der innovativsten
Wirtschaftsstandorte Deutschlands und internationaler Anziehungspunkt für hochqualifizierte
Fachkräfte zu sein
Der Erfolg der sächsischen Wirtschaft bei der digitalen Transformation stellt entscheidende Weichen für die
künftige Entwicklung des Wohlstandes und der Demokratie im Freistaat. In dem Maße wie es sächsischen
Unternehmen über eine kritische Masse hinaus gelingt durch digitale Innovationen entscheidende
Wachstumsimpulse zu setzen, wird dies nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung im Freistaat beflügeln und
hochwertige, gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Sachsens Wirtschaftsstruktur nachhaltig
positiv beeinflussen.
Der digitale Wandel in der Wirtschaft kann nur gelingen, wenn die Unternehmen und ihre Beschäftigten an
einem Strang ziehen. Gelingt es ihnen, werden in diesem Prozess beide Seiten gestärkt und damit die
eigene als auch die wirtschaftliche Zukunft des Freistaates Sachsen gesichert.
Wir sind auf die erfolgreiche digitale Transformation der sächsischen
Wirtschaft
angewiesen. Dafür bedarf
es verschiedener Ansätze. Einerseits ist Sachsen ein führender europäischer Innovations- und
Hochtechnologiestandort, der größte Mikroelektronikcluster Europas und aufstrebender IT- und
Softwarestandort mit seinen hochdigitalisierten Anwenderindustrien, wie beispielsweise dem Automobilbau
oder dem Maschinen- und Anlagenbau. Anderseits ist unsere Wirtschaft von vielen starken kleinen und
mittleren Unternehmen unterschiedlicher Branchen geprägt, die sich aus verschiedenen Gründen mit den
notwendigen Anpassungen an den digitalen Wandel oft eher schwertun. Das Handlungsfeld Wirtschaft
adressiert mit Nachhaltigkeit und Resilienz zwei übergreifende Prinzipien der Strategie.
Die Beschäftigten in den Unternehmen stehen vor der permanenten Herausforderung sich an die, mit dem
digitalen Wandel verbundenen strukturellen, prozessualen und technologischen Veränderungen anpassen
zu müssen. Gleichzeitig sind wir, mit Blick auf den
Arbeits-
und
Fachkräftemangel,
volks- und
betriebswirtschaftlich betrachtet auf die Effizienzgewinne und Schaffung freier Ressourcen durch diese
Veränderungen angewiesen. Der digitale Wandel im Bereich
Arbeit
kann viel Positives bewirken, man
denke nur an die Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder das Einsparpotenzial
von Pendler- und Geschäftsreiseverkehr. Das wird aber nur mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
gemeinsam zu gestalten und am Ende erfolgreich sein. Dazu gehört auch, dass wir im Sinne des
übergreifenden Prinzips der Teilhabe die Menschen in Sachsen mit entsprechenden Initiativen und
Angeboten in ihrem, oftmals sehr individuellem, Anpassungsprozess unterstützen.

 
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4.1. Handlungsfeld Wirtschaft
Der digitale Wandel ist einer der wichtigsten Innovationstreiber für die sächsische Wirtschaft. Mit dem
Fortschritt der Digitaltechnologien – sowohl im Hardware- wie auch im Softwarebereich – gehen beispiellose
und tiefgreifende Veränderungen einher, die nicht nur Unternehmensstrukturen, ganze Branchen und Märkte,
sondern auch unsere soziokulturelle Interaktion, unseren Lebensstil und unser Verhalten umfassen. Digitale
Innovationen sind ein Schlüssel für die Bewältigung aktueller, aber auch zukünftiger gesellschaftlicher
Herausforderungen und daher auch für die Wirtschaft von hoher Relevanz. Die Automatisierung von
Herstellungsprozessen und -verfahren ermöglicht Effizienzgewinne, schont knappe Ressourcen, reduziert
Umweltbelastungen und steigert die ökologische Nachhaltigkeit. Aktuelle Treiber für neue und
individualisierte Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle sind Technologietrends wie Big Data,
Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Distributed Ledger-Technologien, Plattformlösungen und digitale
Kundenschnittstellen. Die Mensch-Maschine-Interaktion, virtuelle Realität, Vernetzung von Personen und
Objekten sowie deren Integration in das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) schaffen ungeahnte
Möglichkeiten.
Das wirtschaftliche Potential des digitalen Wandels ist immens. Für etablierte wie auch junge Unternehmen
in Sachsen bieten sich damit große Wachstumschancen. Insbesondere die Gründung und das Wachstum
von Unternehmen, die mit digitalen Geschäftsmodellen arbeiten oder Produkte und Dienstleistungen
anbieten, die auf digitalen Spitzentechnologien basieren, beeinflussen nicht nur die wirtschaftliche
Entwicklung in Sachsen nachhaltig positiv, sondern sie bereichern damit das bestehende Ökosystem und
schaffen so die Basis für neue Start-ups, Geschäftsideen und
-modelle sowie Kooperationen. Die Zusammenarbeit der vielen verschiedenen Akteure im Ökosystem ist
dabei ein wesentlicher Faktor für dessen weitere positive Entwicklung. Daher gilt es, für den Digitalstandort
Sachsen strategisch wichtige Akteure, die Kooperationen vorantreiben, zu unterstützen. Für Sachsen
insgesamt kann die digitale Transformation in der Wirtschaft zu Wohlfahrtsgewinnen führen, von der auch
breite Bevölkerungskreise profitieren werden.
Die Digitalisierung von Geschäftsmodellen und internen unternehmerischen Abläufen ist
produktivitätserhöhend und erschließt für Unternehmen neue Wertschöpfungspotentiale. Unternehmen mit
digitalen Dienstleistungen und Organisationsformen erweisen sich darüber hinaus widerstands- und
anpassungsfähiger gegenüber Schocksituationen. Auch wenn die Vorteile der digitalen Transformation für
Unternehmen auf der Hand liegen, ist der Prozess in der kleinteilig strukturierten sächsischen Wirtschaft kein
Selbstläufer. Insbesondere kleinen Unternehmen und Kleinstunternehmen gelingt der Einstieg in die
Veränderungsprozesse oftmals nur zögerlich. Diese Unternehmen haben einen hohen
Sensibilisierungsbedarf und benötigen adressantegerechte und zum Teil sehr niedrigschwellige
Unterstützungsangebote.
Mit der Entwicklung digitaler Möglichkeiten nehmen auch die Anforderungen an die digitalen Fähigkeiten der
Unternehmen zu. Dies bedeutet, dass der Bedarf für Weiterbildungen für die Beschäftigten der sächsischen
Unternehmen ansteigt und aufgrund des dynamischen Charakters des digitalen Wandels kontinuierlich
gedeckt werden muss.
Daten sind für Unternehmen eine wesentliche strategische Ressource und beinhalten großes
Wertschöpfungspotenzial. Für Unternehmen ist daher die Datenverfügbarkeit, auf eigene wie von externen
Daten, beispielsweise der öffentlichen Hand und der Zugang zu Infrastrukturen, wie etwa Datenplattformen
oder Hochleistungsrechner, von zunehmender Bedeutung. Beim Thema Daten steht auch immer der
Sicherheitsaspekt im Fokus. Unternehmen benötigen daher resiliente Datenräume, denen sie ihre sensiblen
Daten anvertrauen können.
In dem Maß, wie die Anwendung von digitalen Technologien in Unternehmen zunimmt, erhöht sich auch die
Abhängigkeit von diesen. Cybersicherheit ist eine unabdingbare Grundlage erfolgreicher Geschäftsprozesse
in der digitalen Welt. Daher muss bei der digitalen Transformation in der Wirtschaft und konkret in
Unternehmen zum Schutz gegen Cyberkriminalität oder Wirtschaftsspionage zwingend die
Informationssicherheit mitgedacht werden. Nachlässigkeiten in diesem Bereich können die Existenz von
Unternehmen zerstören und sind daher unbedingt zu vermeiden.

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Mission:
Wir begleiten die digitale Zukunft der sächsischen Wirtschaft mit dem Ziel die Wettbewerbsfähigkeit
langfristig zu steigern, und Sachsen als führender Digitalstandort in Europa zu etablieren. Dafür
unterstützen wir die sächsische Wirtschaft, branchen- und technologieoffen, bei der Entwicklung
digitaler Innovationen und der digitalen Transformation und aktivieren weitere Kooperationen und
Vernetzungen.
Aufgaben:
(1) Unterstützung der sächsischen Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche als
strategische Schlüsselbranche der sächsischen Wirtschaft bei der Erreichung ihres selbstgesteckten
und ambitionierten Zieles, einen Anstieg der Beschäftigtenzahlen in Sachsen von ca. 70.500 (Stand
2021) auf 100.000 Personen in 2030 zu erreichen (Federführung SMWA)
(2) Festigung der Bedeutung Sachsens als größter, innovativster und fortschrittlichster
Mikroelektronikcluster in Europa. Gemeinsam mit deutschen und europäischen Partnerregionen
werden wir wichtige Projekte von gemeinsamen europäischem Interesse voranbringen, um zur
Erreichung des ehrgeizigen Ziels der EU, bis 2030 den Anteil Europas an der weltweiten
Chipproduktion auf 20 Prozent zu erhöhen, beizutragen (Federführung SMWA)
(3) Erarbeitung eines Konzeptes für eine regelmäßige Erfassung des Standes der digitalen
Transformation in der sächsischen Wirtschaft in 2023 und Umsetzung ab 2024, für die Evaluation und
Ausrichtung weiterer Unterstützungsangebote (Federführung SMWA)
(4) Kontinuierliche Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen beim Prozess der digitalen
Transformation, inklusive des Themas der Informationssicherheit (Federführung SMWA)
(5) Initiierung eines Firmennetzwerkes in Sachsen zur Unterstützung von kleinen und mittleren
Unternehmen beim Thema Informationssicherheit durch die Digitalagentur Sachsen gemeinsam mit
Partnern wie bspw. Kammern und BSI-zertifizierte Sicherheitsdienstleister bis Ende 2023
(Federführung SMWA)
(6) Kontinuierliche Unterstützung des digitalen Ökosystems in Sachsen, seiner Sichtbar- und
Erlebbarmachung sowie der Anbindung an nationale, europäische und internationale Netzwerke
(Federführung SMWA)
(7) Laufende aktive Bewerbung der potenziellen Industrie- und Gewerbeflächen für
Unternehmensansiedlungen aus dem Bereich der Digitalwirtschaft und kontinuierliche Entwicklung
von Industrie- und Gewerbeflächen in Sachsen, um weitere Ansiedlungen und
Standortserweiterungen von mittleren und großen Unternehmen auch aus der Digitalwirtschaft zu
ermöglichen (Federführung SMWA)
(8) Entwicklung konkreter Unterstützungsangebote für eine weiblichere Start-up-Szene in Sachsen bis
2024 (Federführung SMJusDEG)
(9) Die sächsische Digitalarchitektur für den Tourismus SaTOURn wird aktiv durch die Partner und
Leistungsträger gepflegt und beinhaltet bis 2025 ein Großteil der touristischen Highlights
(Federführung SMKT)
(10) Das Tourismusnetzwerk Sachsen hat sich bis 2024 als die wesentliche interne Informations- und
Kommunikationsplattform zu touristischen Themen etabliert (Federführung SMKT)
(11) Bis zum Jahr 2025 sind sämtliche interessierte sächsische Beherbergungsbetriebe online auf
nationalen bzw. internationalen Buchungsplattformen buchbar (Federführung SMKT)
(12) Die touristischen Leistungsträger werden laufend zu Möglichkeiten der Digitalisierung von
Prozessabläufen geschult und können Kurzberatungen zu individuellen Themen in Anspruch nehmen
(Federführung SMKT)

 
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4.2. Handlungsfeld Arbeit
Der digitale Wandel in der Arbeitswelt steht vor allem für Flexibilisierung und Geschwindigkeit, für
Verringerung von körperlich anstrengender Arbeit, für eine bessere „work-life-balance“, für weltweite
Vernetzung und Komplexität sowie für lebenslanges Lernen. Die sich abzeichnende „neue Arbeitswelt“ hat
viele Gesichter. Positive Entwicklungen, wie die Entlastung von Routinetätigkeiten und körperlich
belastender Arbeit, Flexibilisierung sowie der Abbau von Herrschaftswissen stehen dem Risiko von
Entgrenzung, Überwachung, Arbeitsverdichtung und wachsenden psychischen Belastungen gegenüber.
Neben dem „Normalarbeitsverhältnis“ entwickeln sich neue Beschäftigungsformen, speziell in der
Plattformökonomie, deren arbeits- und sozialrechtlicher Status zwingend noch durch den Gesetzgeber
definiert werden muss.
Der digitale und der demographische Wandel sowie die ökologische Transformation verändern
Arbeitsinhalte und Anforderungen an die Beschäftigten in allen Branchen und auf allen Qualifikationsniveaus.
Das Substitutionspotenzial bestehender Tätigkeiten steigt kontinuierlich und umfasst zunehmend
höherqualifizierte Tätigkeiten. Gleichzeitig entstehen neue Tätigkeiten und Berufsbilder. Dabei können es
digitale Technologien ermöglichen den zunehmenden Personalmangel abzufedern.
Arbeit wird durch den digitalen Wandel zunehmend mobiler, dezentraler und vernetzter. Dadurch verändern
sich Arbeitsprozesse und -organisation. Führung, Zusammenarbeit, Kommunikation und soziale Interaktion
im Team sowie Organisation müssen ganzheitlich „neu gedacht“ werden. Die betriebliche Mitbestimmung
und Tarifverträge können dafür einen geeigneten Gestaltungsrahmen bieten.
Die digitale Transformation der Wirtschaft erfordert die Ausgestaltung und Entwicklung von passenden
Parametern über „Arbeit 4.0“. Beschäftigte stellen sich im Zuge des digitalen Wandels neuen Anforderungen
hinsichtlich Qualifikationen und Kompetenzen. Dabei findet eine Verschiebung von physischen zu
überwiegend psychischen Anforderungen statt. Angesichts der raschen und schwer absehbaren
Veränderungen sind breit einsetzbare Grundkompetenzen, berufliche Flexibilität und lebenslanges Lernen
umso wichtiger. Eine Berufsausbildung oder ein Studienabschluss werden nicht mehr für das gesamte
Berufsleben ausreichen, vielmehr wird eine Vielzahl von Bildungs-, Ausbildungs-, Fort- und Weiterbildungs-,
Berufs- und Arbeitsplatzentscheidungen zu treffen sein. Anstelle einer arbeitsmarktspezifischen
Qualifizierung bedarf es in einer durch digitale Technologien geprägten Arbeitswelt daher verstärkt der
Vermittlung von Kompetenzen, welche die Beschäftigten in die Lage versetzen, auf sich stetig ändernde
Prozesse reagieren zu können. Die Vermittlung von MINT-Kompetenzen und weiteren IT-Kompetenzen
muss in die schulische, berufliche sowie weiterführende fachliche Ausbildung intergiert werden und ihren
Niederschlag in „Ausbildung 4.0“ finden.
Um die Herausforderungen durch den digitalen Wandel im Bereich Arbeit bewältigen zu können, müssen die
Kräfte im Freistaat gebündelt werden und eine aktive Vernetzung sowie Koordinierung der Akteure und
Initiativen erfolgen. Dies kann nur mit einem sozialpartnerschaftlichen Ansatz entlang der Grundsätze von
„Guter Arbeit“ erfolgreich sein.
Mission:
Um sozial abgesicherte und zukunftsfähige Arbeitsplätze mit gesunden, attraktiven sowie
diskriminierungsfreien Arbeitsbedingungen in Sachsen zu erhalten, zu schaffen und zu besetzen,
unterstützen wir Unternehmen sowie Beschäftigte bei der Gestaltung des digitalen Wandels in der
Arbeitswelt.
Aufgaben:
(1) Aktive Unterstützung zur Hebung der Weiterbildungsbeteiligung in Sachsen, damit bis spätestens
2024 ein höheres Niveau als vor der Corona-Pandemie erreicht wird (Federführung SMWA)
(2) Intensivierung der Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung unter den Bedingungen des digitalen
Wandels sowohl auf der betrieblichen als auch der überbetrieblichen Ebene (Federführung SMWA)

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(3) Weiterentwicklung des bestehenden Arbeitsschutzsystems gemeinsam mit den Partnerinnen und
Partnern der Arbeitsschutzallianz Sachsen zu einem Arbeitsschutz 4.0 während der 3. Periode der
„Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) 2021 bis 2025 und darüber hinaus. Die Rolle
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes einschließlich der betrieblichen Gesundheitsförderung sollen
noch deutlicher hervortreten (Federführung SMWA)
(4) Etablierung einer Willkommenskultur, damit Sachsen eine größere Anziehungskraft auf dringend
benötigte hochqualifizierte ausländische Fachkräfte für die Digitalisierung erhält
(Federführung SMWA)
(5) Aktive, kontinuierliche Vernetzung sowie Koordinierung der Akteure und Initiativen in Sachsen zu
Arbeit 4.0 und Förderung der Fachkräftesicherung/Ausbildung 4.0 (Federführung SMWA)

 
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5. Dimension Digitale Infrastruktur
Vision:
Moderne digitale Infrastrukturen sind 2030 in Sachsen kein Thema mehr – sie sind flächendeckend
vorhanden und leisten das was gebraucht wird
Moderne, vernetzte Infrastrukturen sind eine
elementare Voraussetzung
für den rasch fortschreitenden
digitalen Wandel. Gleichzeitig unterliegen die Infrastrukturen selbst massiven Veränderungen und müssen
stets neuen Anforderungen genügen. In diesem Zusammenhang stehen insbesondere die Breitbandnetze
und die digitale Vernetzung klassischer Infrastrukturen im Fokus.
Moderne,
gigabitfähige Telekommunikationsnetze
sind die wichtigste infrastrukturelle Voraussetzung für
die umfassende digitale Vernetzung, die auch Grundlage für digitale Dienstleistungen oder netzbasierte
Geschäftsmodelle sind. Sie sind die Lebensader in der digitalen Welt, denn nur mit ihnen lassen sich die
enormen und immer größer werdenden Mengen an Daten transportieren. Das gilt sowohl für die Fest- als
auch für die Mobilfunknetze.
Klassische Infrastrukturen, wie die Straßen-, Schienen- und Stromnetze, müssen leistungsfähiger werden,
um neue Aufgaben im Rahmen der digitalen Transformation erfüllen zu können. Das ist jedoch nur möglich,
wenn sie sich – ertüchtigt mit digitalen Technologien – zu noch leistungsfähigeren, miteinander
kommunizierenden
intelligenten Netzen
weiterentwickeln.
Technologieoffenheit ist beim Ausbau der digitalen Infrastrukturen ein wesentliches Grundprinzip. Der
Fortschritt ist rasant und digitale Technologien sowie Anwendungen sind steten Änderungen unterworfen.
Die Entwicklungen sind oft nicht vorhersehbar und damit auch nicht planbar. Das Ziel ist nicht die
Anwendung einer bestimmten, sondern der am besten geeigneten Technologie.
Mit Blick auf den wachsenden Rohstoff- und Energiebedarf, der durch den digitalen Wandel im
Infrastrukturbereich entsteht, müssen sich die für diese Zwecke eingesetzten Technologien auch an
Nachhaltigkeitskriterien messen lassen. Dabei sind neue, innovative Lösungen gefragt, die den Verbrauch
von wertvollen Rohstoffen und Energie auf das minimal Mögliche reduzieren, ihre mögliche
Wiedernutzbarmachung bedenken und dennoch die Anforderungen der Gesellschaft an digitaler Teilhabe
erfüllen.
Sowohl das Handlungsfeld Gigabitausbau als auch das Handlungsfeld Intelligente Netze greifen die drei
übergreifenden Prinzipien der Digitalstrategie auf, Nachhaltigkeit, Resilienz und Teilhabe.

 
27
5.1. Handlungsfeld Gigabitausbau
Der Bedarf an leistungsfähigen Internetanschlüssen steigt in allen Lebensbereichen stetig an. Schon jetzt,
aber erst recht mit den weiter steigenden Anforderungen an die genutzten digitalen Technologien können
zukünftig nur mit einer gigabitfähigen Infrastruktur gedeckt werden. Eine flächendeckende Gigabitversorgung
ist daher die grundlegende infrastrukturelle Voraussetzung für den erfolgreichen digitalen Wandel. Dass wir
im Freistaat Sachsen von Beginn an auf die Glasfasertechnologie gesetzt haben, war nicht nur eine wichtige
und richtige Entscheidung, sondern zahlt sich bei all unseren Vorhaben aus. Sie ermöglicht eine
Datenübertragung mit mindestens 1.000 Mbit/s und dies sowohl beim Download wie auch beim Upload. Der
Aufbau von zukunftssicheren, konvergenten und glasfaserbasierten Gigabitnetzen trägt dazu bei, im
gesamten Freistaat Sachsen gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen und die Teilhabe der Menschen
im Freistaat am digitalen Wandel zu gewährleisten. Darüber hinaus stärken leistungsfähige Gigabitnetze die
Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen und sind Bedingung für die Entwicklung und
Anwendung digitaler Innovationen in Sachsen.
Der Ausbau gigabitfähiger Infrastrukturen umfasst dabei sowohl das Festnetz als auch den Mobilfunk. Eine
Anforderung an eine moderne digitale Infrastruktur ist die nahtlose Konnektivität. Leistungsfähige
Verbindungen sollen unabhängig vom Standort und zugrundeliegender Netztechnologie unterbrechungsfrei
möglich sein – auch unterwegs. Voraussetzung für die immer mehr an Bedeutung gewinnende mobile
Konnektivität ist die Glasfaserinfrastruktur. Denn um sehr hohe mobile Datenübertragungsraten stabil zu
erreichen, müssen Mobilfunkmasten an leistungsfähige Glasfasernetze angeschlossen sein. Der
Mobilfunkausbau und der Ausbau leitungsgebundener Netze substituieren sich nicht, sie sind vielmehr
gemeinsam zwingende Voraussetzung für den Sprung in die Gigabitgesellschaft.
Zwar ist prinzipiell der Ausbau und die Bereitstellung digitaler Infrastrukturen (also auch der angestrebten
Gigabitinfrastruktur) Aufgabe der Privatwirtschaft, jedoch wird gerade der zügige Ausbau gigabitfähiger
Infrastrukturnetze erfolgreich nur in enger Kooperation zwischen der Privatwirtschaft, dem Bund, den
Ländern und den Kommunen gemeinsam gelingen. Folgerichtig hat der Freistaat Sachsen für unsere
sächsischen Kommunen die sachseneigene Breitbandförderung über die Richtlinie Digitale Offensive
Sachsen bereitgestellt, die seit 2016 zur Kofinanzierung der entsprechenden Bundesförderung genutzt wird.
Durch die seit Förderbeginn der kombinierten Förderung von Bund und Land gestiegene Dynamik im
eigenwirtschaftlichen Ausbau sowie durch die Fertigstellung erster Förderprojekte konnte die Versorgung
des Freistaates Sachsen mit 30 Mbit/s enorm gesteigert werden.
Durch die steigenden Anforderungen der alltäglich genutzten digitalen Technologien muss allerdings
konstatiert werden, dass eine Versorgung mit 30 Mbit/s auf Dauer nicht ausreicht. Aus diesem Grund wird
die Errichtung von Glasfasernetzen im Rahmen der Förderung bereits seit 2018 priorisiert. Um für die
digitale Zukunft in Sachsen gerüstet zu sein, und allen gleichermaßen die digitale Teilhabe zu ermöglichen,
bleibt die flächendeckende Erschließung mit Gigabit-Netzen sowohl leitungsgebunden als auch mobil eine
der großen Herausforderungen für den Freistaat Sachsen, insbesondere im ländlichen Raum.
Mit der neu geschaffenen
Digitalagentur
Sachsen
(DiAS)
als Nachfolgerin des Breitbandkompetenzzentrum
Sachsen konnte die „Task Force Mobilfunk“ erfolgreich etabliert werden. Eine der Aufgaben der DiAS ist
hierbei die Unterstützung und Moderation von Ausbauprozessen. Insbesondere im Mobilfunk wirkt die DiAS
darauf hin, den Dialog zwischen allen Beteiligten zu beschleunigen, Verständnis zu schaffen und
gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen zu erarbeiten. Mit dieser Unterstützung wird der Ausbau
von 5G und der entsprechenden Folgegenerationen des Mobilfunks aktiv beschleunigt.
Unerlässlich für den Ausbau der Gigabitinfrastruktur ist eine verlässliche Datenbasis. Nur damit ist es
möglich den privatwirtschaftlichen Ausbau und den weiteren Förderbedarf durch öffentliche Finanzmittel in
konkreten Förderprojekten zu prognostizieren. Um die relevanten Informationen für die Planung des
Infrastrukturausbaus sowie die Versorgungsdaten nutzen zu können, sind zwingend auch diesbezügliche
Daten des Bundes notwendig. Mit dieser aggregierten Datenbasis schaffen wir die Grundlagen für eine
vorausschauende Planung und Synergien bei der Erschließung von leitungsgebundenen Infrastrukturen.
Mission:
Um die infrastrukturellen Voraussetzungen für einen erfolgreichen digitalen Wandel in Sachsen zu
schaffen bzw. die digitalen Infrastrukturen weiter zu verbessern, werden wir auch im Freistaat
Sachsen das Bundesziel bis 2030 einer flächendecken Gigabitversorgung erreichen.

28
Aufgaben:
(1) Kontinuierliche Unterstützung der Landkreise, Städte und Gemeinden bei der flächendeckenden
Erschließung mit Breitbandinfrastruktur (Federführung SMWA)
(2) Rahmenbedingungen hinsichtlich innovativer Verlegetechniken und gesetzliche Vorschriften ständig
im Hinblick darauf überprüfen, ob sie dem Ausbauziel genügen (Federführung SMWA)
(3)
Kontinuierliche Information der Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Institutionen zum aktuellen
Stand der Gigabitversorgung in Sachsen (Federführung SMWA)
(4)
Konkretisierung und Operationalisierung der Zielstellungen für den Gigabitausbau in Sachsen durch
Erarbeitung einer sächsischen Gigabitstrategie bis 2023 (Federführung SMWA)
(5) Unterstützung der Mobilfunknetzbetreiber und deren Tower Companies bei der Schaffung neuer
Mobilfunksendestationen (Federführung SMWA)

 
29
5.2. Handlungsfeld Intelligente Netze
Damit Daten erhoben, transportiert und verarbeitet werden können, bedarf es der dafür notwendigen
infrastrukturellen Voraussetzungen. So ist für den digitalen Wandel in den mittlerweile eng miteinander
verknüpften Bereichen Mobilität und Energie die Ertüchtigung von klassischen Infrastrukturen, wie Straßen,
Schienen oder Stromnetzen, mit digitalen Technologien, also Telekommunikationsnetzen und beispielsweise
Sensorik, erforderlich. Von besonders großer Bedeutung für unser staatliches Gemeinwesen sind Kritische
Infrastrukturen, bei deren Ausfall „black outs“ mit dramatischen Folgen zu erwarten sind. Der digitale Wandel
muss in diesem Bereich mit besonderem Augenmerk auf Lösungen vollzogen werden, die ein Höchstmaß an
Sicherheit und Resilienz gewährleisten.
Die Energiewende wird nicht gelingen ohne die digitale Vernetzung. Wir wollen unseren Energiebedarf
zunehmend durch erneuerbare Energien decken und müssen die Treibhausgasemissionen bei der
Energieumwandlung verringern. Das stellt unsere Energiesysteme vor neue technische Herausforderungen.
Zukünftig müssen sie dezentral, flexibler und noch effizienter arbeiten. Dafür müssen viel mehr Daten als
bisher erhoben, kommuniziert, ausgewertet und genutzt werden. Darüber hinaus braucht es in unserem
Energiesystem intelligente digitale Lösungen, die Netzzustände sichtbar machen, Lasten gezielt steuern und
flexibel auf die Dynamik erneuerbarer Energiequellen reagieren. Des Weiteren muss die Herkunft
erneuerbarer Energien und die Freisetzung von Treibhausgasemissionen auch über mehrere
Umwandlungsstufen über digitale Abrechnungswerkszeuge nachvollziehbar sein. Um die Integration
erneuerbarer Energien in das Energiesystem mit der gewohnten Versorgungssicherheit und -qualität zu
ermöglichen, müssen datengetriebene Prognosemodelle für eine höhere Vorhersagegenauigkeit
weiterentwickelt werden. Für intelligente Netze im Energiebereich besteht hoher Investitionsbedarf, unter
anderem bei der Energieverteilung, dem optimierten Energieeinsatz, dem smarten Energie- und
Lastmanagement, dem Aufbau virtueller Kraftwerke, der hochintelligenten Kraft-Wärme/Kälte-Kopplung oder
auch in der Informationssicherheit. Die Vernetzung der Strom-, Gas-, Wärme- und Kältenetze ist ein weiterer
und bereits avisierter Schritt, um hocheffiziente intelligente Netze im Energiebereich zu schaffen.
Auch der digitale Wandel im Bereich der Mobilität ist auf intelligente Netze und die Erhebung und
Verarbeitung von Daten angewiesen. Im Verkehrsbereich ermöglichen vernetzte Infrastrukturen die
Schaffung von intelligenten Verkehrssystemen und tragen damit unter anderem zu mehr Sicherheit sowie
einem verbesserten Verkehrsfluss bei. Hier gilt gleichermaßen: ohne digitale Vernetzung wird auch die
Verkehrswende nicht gelingen. Die ganzheitliche Betrachtung individueller Mobilitätswege in Mobilitätsketten
können nur so besser aufeinander abgestimmt, dynamisiert und somit Effizienzgewinne durch die
Verknüpfung verschiedener Mobilitätsangebote gehoben werden. Für die Nutzerinnen und Nutzer der künftig
stärker digital vernetzten Verkehrsinfrastrukturen sind enorme Vorteile zu erwarten. Zum Teil sind die
Lösungen für intelligente Netze im Verkehrsbereich insbesondere in den großen Ballungsräumen, wie zum
Beispiel Telematik schon im Einsatz, oder in Anwendungen wie das autonome Fahren in der Entwicklung
und Erprobung. Die Herausforderung besteht darin, diese auch im ländlichen Raum auszurollen, damit alle
Menschen in Sachsen davon profitieren können. Außerdem müssen für vielversprechende, aber noch nicht
ausgereifte Technologien vor Ort ausreichend Testräume geschaffen werden, um marktreife Produkte
entwickeln zu können. So kann Sachsen die dafür notwendigen Kompetenzen an den Standort holen bzw.
diese halten.
Mission:
Um unsere Infrastrukturen noch flexibler, effizienter und sicherer nutzen können und sie neuen
Nutzen stiften zu lassen, setzen wir, auch im Sinne einer umsichtigen Ressourcenverwendung, auf
deren Weiterentwicklung zu intelligenten Netzen.
Aufgaben:
(1)
Schaffung von Anreizen für Investitionen in intelligente Energiesysteme in Sachsen für die leichtere
Integration von erneuerbaren Energiequellen und zur besseren Abstimmung der Nachfrage nach
Energie auf das Angebot bis 2023 (Federführung SMEKUL)
(2) Schaffung der infrastrukturellen Voraussetzungen für ein landesweites, übergeordnetes, digitales
Verkehrsmanagement im Freistaat Sachsen bis 2025 (Federführung SMWA)

 
30
6. Dimension Bildung, Wissenschaft &
Forschung
Vision:
Digitale Kompetenzen und Formate sind selbstverständliche Bestandteile der Bildung an
sächsischen Schulen und Hochschulen und bei Angeboten des lebenslangen Lernens
Digitale Bildung ist alternativlos. Kompetenzen im Bereich digitaler Technologien und der Nutzung digitaler
Medien sind wichtige Voraussetzungen für ein
selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben
.
Diese individuelle „digitale Souveränität“ eines jeden Einzelnen ist darüber hinaus für unser Gemeinwesen
von großer Bedeutung. Digital souveräne Bürgerinnen und Bürger sind in einer durch den digitalen Wandel
geprägten Welt eine wichtige Voraussetzung für eine freiheitliche, demokratische, innovative und
leistungsfähige Gesellschaft. Sie können damit Teilhabe verwirklichen und tragen zur Resilienz unseres
Gemeinwesens bei.
Schule
ist neben dem Elternhaus der zentrale Ort, an dem junge Menschen die Kenntnisse und Fähigkeiten
erlernen, die sie in die Lage versetzen, zukünftig ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu
führen. Dies gilt auch im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel. Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem
Feld sind elementare Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe auf die unsere Gesellschaft
angewiesen ist.
Fachkräfte in Sachsen rekrutieren sich zu einem großen Teil aus dem praxisorientierten, dualen System der
beruflichen Bildung. Durch das Zusammenspiel mit den Ausbildungsbetrieben hat die digitale Transformation
der Wirtschaft direkten Einfluss auf die
berufliche Bildung
. Um Auszubildenden möglichst gute
Bildungsperspektiven und damit auch Chancen auf vielfältige Arten von Teilhabe bieten zu können, müssen
die Berufsschulen mit dem digitalen Wandel technisch, didaktisch und inhaltlich Schritt halten.
Ein weiterer wichtiger Bildungsbereich, der einen großen Beitrag zur Schaffung von digitalen Kompetenzen
im Leben vieler Menschen und zur Versorgung mit Fachkräften leistet, ist die
Hochschulbildung
. Digitale
Inhalte, Lehr- und Lernmethoden gewinnen an den Hochschulen in nahezu allen Fachbereichen zunehmend
an Bedeutung. Das übergreifende Prinzip der Teilhabe steht auch in diesem Handlungsfeld im Fokus.
Im Zeichen des digitalen Wandels ist Bildung kein Prozess, der ein definiertes Ende hat. Aufgrund seines
sehr dynamischen Charakters verlangt er uns allen die Entwicklung zum
lebenslangen Lernen
ab. Unter
den Begriff des lebenslangen Lernens fassen wir in dieser Strategie alle Bildungsabschnitte und
Möglichkeiten, die sich an die Schulen und Hochschulen als Bildungsetappen anschließen können. Auch mit
dem Handlungsfeld Lebenslanges Lernen wird das übergreifende Prinzip der Teilhabe adressiert.
Sachsens wirtschaftliche Zukunft steht in direktem Zusammenhang mit seinem Erfolg im Bildungsbereich
und daran anschließend mit seiner Bedeutung als attraktiver Standort für
Wissenschaft und Forschung
.
Nur wo sich neue Ideen entwickeln können, kann Zukunft gestaltet werden. Dies setzt gute
Zugangsmöglichkeiten zu Forschungsdaten voraus und erfordert deshalb auch eine leistungsfähige
Dateninfrastruktur. Mit steigender Digitalisierung entstehen auch zunehmend mehr verschiedene
Anwendungen und Prozesse als Produkte. Ein wesentlicher Erfolg der bestmöglichen Nutzbarmachung
besteht darin diese neuen Produkte nicht nur systemisch in ihren unmittelbaren Anwendungen zu verstehen,
sondern in ihren Wirkungen wissensbasiert und interdisziplinär zu gestalten. Dabei sind unsere Hochschulen
und Forschungseinrichtungen nicht nur Anwender und Nutzer digitaler Technologien, sondern sie sind selbst
auch Impulsgeber der digitalen Entwicklung. Das Internet und die Digitalisierung haben den Zugang zu
Wissen revolutioniert – eine Entwicklung, die in der Wissenschaft begonnen hat und die bis heute von der
Wissenschaft getrieben wird. Für den Freistaat ist das Thema daher grundsätzlich und insbesondere im
Zusammenhang mit dem digitalen Wandel sehr relevant und adressiert dabei mit Nachhaltigkeit und
Resilienz zwei übergreifende Prinzipien der Strategie.

 
31
6.1. Handlungsfeld Schule
Wesentliche Bestandteile digitaler Kompetenzen werden in der Schule über die informatische Bildung und
die Medienbildung vermittelt. Diese sind im akademischen, beruflichen und im außerschulischen Kontext
unabdingbar. Kinder und Jugendliche kommen früh mit digitalen Technologien in Berührung. So sind
beispielsweise digitale Medien äußerst beliebt und werden je nach Alter in verschiedener Intensität genutzt.
Viele Jugendliche erstellen sogar selbst Inhalte. Für den Umgang mit digitalen Technologien und darauf
basierenden Anwendungen benötigen Kinder und Jugendliche fundierte Kenntnisse zum
verantwortungsvollen Umgang sowie zu den mit der Nutzung einhergehenden Chancen und Risiken
(Anwendungsperspektive). Digitale Kompetenzen gehen jedoch über informatische Bildung und
Medienbildung hinaus. Sie umfassen neben einem Mindestmaß an technologischen Grundkenntnissen zur
Digitalisierung (technologische Perspektive) auch soziale, ethische und kreative Aspekte (gesellschaftlich-
kulturelle Perspektive). Diese sind zunehmend erforderlich und bestehen unabhängig vom eingeschlagenen
Ausbildungsweg oder dem gewählten Beruf.
Sachsen muss es gelingen, eine hinreichende Anzahl gut ausgebildeter Fachkräfte für den digitalen Wandel
sicherzustellen, um die große Nachfrage abzudecken. Das individuelle Interesse von Kindern und
Jugendlichen sowie Schülerinnen und Schülern an digitalen Technologien wird stark durch die Schule
beeinflusst. Für die Schulen besteht eine große Herausforderung darin, das Interesse von Schülerinnen und
Schülern für Themen des digitalen Wandels, speziell für digitale Technologien zu wecken und digitale
Kompetenzen zielgruppenentsprechend zu vermitteln.
Damit digitale Kompetenzen vermittelt werden können, braucht es Lehrerinnen und Lehrer, die einerseits
inhaltlich über den aktuellsten Stand der Wissenschaft verfügen und anderseits die praktische Anwendung
von digitalen Endgeräten für die zeitgemäße Vermittlung der Inhalte beherrschen. Dazu sind kontinuierliche
und umfangreiche Fortbildungen für alle Lehrkräfte in Sachsen unentbehrlich.
Damit die Schulen ihrem Auftrag nachkommen können, den Schülerinnen und Schülern ausreichende
digitalen Kompetenzen zu vermitteln, kommt es in erster Linie auf die Lehrinhalte und diejenigen an, die sie
vermitteln. Aber auch den technischen Rahmenbedingungen in den Schulen nebst Ausbildungskabinetten,
also der digitalen Grundinfrastruktur, der gigabitfähigen Internetanbindung und der Ausstattung mit
Endgeräten kommt eine große Bedeutung zu. Sachsen ist im Bundesvergleich führend bei der Umsetzung
der Digitalisierungsmaßnahmen des
Digitalpakt
Schule
2019-2024.
In den kommenden Jahren wird es
darauf ankommen, das hiermit geschaffene Ausstattungsniveau an den Schulen dauerhaft zu verstetigen.
Aufgrund der Bedeutung der schulischen Bildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt und für
den Wissenschaftsstandort Sachsen selbst handelt es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an
deren optimaler Erfüllung sowohl seitens des Bundes als auch des Freistaates Sachsen ein gemeinsames
Interesse besteht.
Mission:
Um Sachsens Schülerinnen und Schüler auf die durch digitale Technologien geprägten Welt
vorzubereiten, werden wir an allen Schulen die notwendigen Voraussetzungen schaffen, die
Weiterentwicklung einer übergreifenden Kultur der Digitalität zu unterstützen und dafür gemeinsam
mit den kommunalen und freien Schulträgern sowie dem Bund die notwendigen finanziellen Mittel
mobilisieren.
Aufgaben:
(1) Kontinuierliche Umsetzung der Konzeption „Medienbildung und Digitalisierung bis zum Ende der
Laufzeit des „DigitalPaktes Schule“ im Jahr 2024 (Federführung SMK)
(2)
Steuerung und Unterstützung eines agilen Schulentwicklungsprozesses zu einer Kultur der Digitalität
an den Schulen ab dem Schuljahr 2022/2023 (Federführung SMK)
(3) Flächendeckende Schaffung von gigabitfähigen Breitbandanbindungen für alle unterversorgten
Schulen bis 2025 (Federführung SMK)

32
(4) Ausstattung von über 36.700 pädagogisch genutzten Räumen in Sachsen mit WLAN bis 2024
(Federführung SMK)
(5)
Ausstattung aller Lehrkräfte in Sachsen mit mobilen Endgeräten bis 2024 (Federführung SMK)
(6) Kontinuierlicher und nutzerorientierter Ausbau sowie Weiterentwicklung der digitalen Dienste und
Werkzeuge an Schulen (Federführung SMK)
(7) Selbstverständliche Nutzung von digitalen Medien im Unterricht an jeder Schule in Sachsen bis
spätestens zum Ende des DigitalPaktes Schule“ im Jahr 2024 (Federführung SMK)
(8) Abschluss des Prozesses zur Weiterentwicklung der Schulträgeraufgaben in der digitalen Welt bis
Ende 2024 (Federführung SMK)
(9) Umsetzung des bundesseitig mit einer Laufzeit bis 2030 angekündigten „DigitalPakt Schule 2.0“ in
Sachsen (Federführung SMK)
(10) Verstetigung des durch den DigitalPakt Schule 2019-2024 erreichten Ausstattungsniveaus mit
Endgeräten für Schülerinnen und Schüler von rund 116.000 Stück (Federführung SMK)
(11) Stärkung digitaler Bildung und Informatik im Rahmen der „Initiative Digitale Schule Sachsen“ unter
Einbeziehung außerschulischer Akteure (Federführung SMK)
(12) Bereitstellung von länderübergreifenden Musterlösungen für Wartung und Support der digitalen
Ausstattung der Schulen bis 2026 zur Unterstützung der hierfür gesetzlich zuständigen Schulträger
(Federführung SMK)
(13) Schrittweiser Ausbau des Angebotes an Informatik-Leistungskursen an den Gymnasien in Sachsen
(Federführung SMK)
(14) Digitale Anwendungen sowie Künstliche Intelligenz und Robotik in schulische Ausbildungen im
Bereich Gesundheit und Pflege integrieren (Federführung SMK)

 
33
6.2. Handlungsfeld Berufliche Bildung
Das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland ist eine wesentliche Säule einer qualifizierten
Vorbereitung auf das Berufsleben. Durch die enge Verzahnung mit den Ausbildungsbetrieben ist die duale
Berufsausbildung besonders praxisorientiert und reagiert innovativ auf wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Wandel. Das gilt aktuell besonders für die Veränderungsprozesse des digitalen Wandels.
Gleichzeitig steigt der Bedarf an gut qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in neuen Berufen der
digital geprägten Arbeitswelt in Sachsen stark an. In eher traditionellen Berufsfeldern werden informatische
Kompetenzen zunehmend bedeutsam und essenziell. Auch für Probleme, ausgelöst durch den
demografischen Wandel, bieten Technologien, wie beispielsweise die Robotik, neue Lösungen und
verändern soziale Berufsbilder.
Daher steht die schulische Säule der dualen Ausbildung vor der Herausforderung zur Anpassung an
gestiegene Anforderungen. Die Berufsausbildung muss darauf mit der Vermittlung von Kompetenzen zur
Lösung komplexer Probleme vorbereiten. Soziale Kompetenzen für das Zusammenwirken in agilen Teams
werden immer wichtiger. Die Anwendung digitaler Werkzeuge bereits im Ausbildungskontext bereitet darauf
vor.
Die schulische Säule der dualen Ausbildung kann in Ergänzung zur betrieblichen Praxis darüber hinaus
Treiber innovativer Entwicklungen in den Betrieben sein, indem junge Berufseinsteigerinnen und
Berufseinsteiger Kompetenzen digitaler Innovationen aus Beruflichen Schulzentren in die betriebliche Praxis
einbringen.
Projektbezogen hat die Modernisierung der beruflichen Ausbildung bereits erhebliche Fortschritte gemacht.
Es gilt nun, die Geschwindigkeit der notwendigen Veränderung zur Innovation der beruflichen Bildung in der
Breite zu erhöhen. Dies gelingt am ehesten in enger Verzahnung mit übergreifenden Initiativen der
Wirtschaft.
Mission:
Das bewährte duale System der beruflichen Bildung spielt seine Stärke der Verzahnung zwischen
Unternehmen und schulischer Bildung zur Vorbereitung auf die Anforderungen einer Arbeitswelt im
digitalen Wandel aus. Berufliche Bildung greift gezielt Innovationen aus Informatik oder Robotik für
den Kompetenzerwerb auf. Sie wird ständig weiterentwickelt und bereitet künftige Arbeitskräfte auf
agil gestalte Veränderungsprozesse vor.
Aufgaben:
(1)
Weiterentwicklung des Angebotskataloges zur digitalen Qualifikation für Auszubildende unterstützen
und fördern. Entwicklung von übergreifenden Qualifikationsstrukturen begleiten (Federführung SMK)
(2) Einrichtung einer lernortübergreifenden und lernortverbindenden Struktur zum Lernen sowie
Organisieren der betrieblichen Ausbildung und der Ausbildungsinhalte (Federführung SMK)
(3) Schaffung und Sicherstellung eines Gesamtkonzeptes digitales Lernen inklusive Schulung aller
Beteiligten, Bereitstellung von passgenauen Lernmitteln und Lernmedien (Federführung SMK)
(4)
Unterstützung der Entwicklung von branchen- und gewerbeoffenen Berufsorientierungsangeboten mit
digitalem Fokus zur Vorbereitung auf das Berufsleben (Federführung SMK)
(5) Kontinuierliche Umsetzung der Konzeption „Medienbildung und Digitalisierung“ für den Bereich
Berufliche Bildung bis zum Ende der Laufzeit des „DigitalPaktes Schule“ im Jahr 2024
(Federführung SMK)
(6)
Steuerung und Unterstützung eines agilen Schulentwicklungsprozesses zu einer Kultur der Digitalität
an Beruflichen Schulzentren ab dem Schuljahr 2022/2023 (Federführung SMK)
(7) Flächendeckende Schaffung von gigabitfähigen Breitbandanbindungen für alle unterversorgten
Schulen bis 2025 (Federführung SMK)

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(8) Abschluss des Prozesses zur Weiterentwicklung der Schulträgeraufgaben in der digitalen Welt bis
Ende 2024 (Federführung SMK)
(9) Verzahnung mit übergreifenden Initiativen der Wirtschaft einschließlich der Weiterbildung der
Lehrkräfte an Beruflichen Schulzentren (Federführung SMK)

 
35
6.3. Handlungsfeld Hochschulbildung
Der digitale Wandel hat nahezu alle Bereiche der sächsischen Hochschulen, vor allem Hochschulverwaltung,
Hochschulbildung und Forschungsprozesse erreicht. All diese Bereiche greifen stark ineinander und
erfordern eine Gesamtbetrachtung. Die Notwendigkeit und Komplexität des Wandels wird die sächsischen
Hochschulen in den kommenden Jahren stark herausfordern. Im Gegenzug eröffnet Digitalisierung auch
vielfältige Chancen, die es zu nutzen gilt.
Im Bereich der Hochschulbildung verändert die Digitalisierung die Art und Weise, wie Hochschulen in der
Lehre Wissen und Fertigkeiten vermitteln. Sie durchdringt alle Strukturen, Formate, Ziele und lässt ganz
neue Orte des akademischen Lehrens und Lernens entstehen. Die Umstellung der Hochschullehre auf
überwiegend digitale Bildungsformate in den Pandemiejahren hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst.
Aufbauend auf diesen Erfahrungen sind Lehr- und Lernangebote, -formate sowie ggf. neue Strukturen für die
Zukunft der digitalen Lehre weiterzuentwickeln. Der Einsatz neuartiger digitaler Technologien, Werkzeuge
und digital gestützter Prozesse versteht sich dabei als intelligente Ergänzung und Erweiterung des
Präsenzprinzips von Studium und Lehre. Er ist insofern kein Selbstzweck, sondern ein wichtiger Hebel für
die Steigerung der Lernmotivation und -qualität sowie der Erhöhung des Studienerfolgs. Die Digitalisierung
im Bereich der Lehre bietet ferner die Chance, Angebote zu entwickeln, die a) den verschiedenen,
bildungsbiographischen Stufen der zunehmend heterogenen Studierendenschaft entsprechend des
individuellen Qualifizierungs- und Weiterbildungsbedarfs entsprechen und b) die neuen, noch nicht
erschlossenen Zielgruppen (Studierende mit Kind, Studierende mit pflegenden Angehörigen,
Teilzeitstudierende, Studierende mit Beeinträchtigungen, ausländische Studierende) berücksichtigen. Der
Freistaat Sachsen wird sich in Kooperation mit den sächsischen Hochschulen diesen Herausforderungen
stellen, die Prämisse auf Digitalisierung dort legen, wo sie von den Lehrenden als sinnvoll eingeschätzt wird,
in der Lehre wirkt und sie unterstützt. Dabei geht es weit über den reinen Einsatz technologischer Lösungen
hinaus, es geht auch um deren Zusammenspiel mit didaktischen und organisatorischen Aspekten.
Bildung und Qualifikation sind wichtige Grundlagen der Innovationsfähigkeit Sachsens. Die Hochschulen
stehen hier vor der Herausforderung, die Studierenden von heute auf die Anforderungen der Arbeitswelt von
morgen bestens vorzubereiten. Diesen Herausforderungen müssen sie im Bündnis mit der Wirtschaft
begegnen. Zum einen kann der erforderliche Qualifizierungsbedarf nur durch Wirtschaft ermittelt werden.
Zum anderen müssen industrielle Praxis und praxisrelevante Themen ins Studium integriert werden. Erst
wenn diese Informationen bereitstehen, kann eine kontinuierliche Anpassung der curricularen Vorgaben
erfolgen.
Beim digitalen Wandel stehen alle sächsischen Hochschulen gleichermaßen, unabhängig von Typ, Größe
oder inhaltlicher Ausrichtung, vor ähnlichen Herausforderungen. Gleichzeitig unterscheiden sie sich
untereinander hinsichtlich der Ausgangslagen und Fortschritte beim digitalen Wandel. Es gibt hierzulande
bereits etablierte Strukturen und eine Vielzahl von Beispielen guter Praxis. Nun gilt es, diese sichtbar zu
machen, Erfahrungen auszutauschen und damit weitere Impulse für die Stärkung der Kooperation zu geben.
Der Erfahrungsaustausch, die gemeinsame Zielfindung, ein Suchprozess nach besten digitalen Lösungen
und hochschulübergreifenden Kooperationsstrukturen ist ein wichtiges Ziel des Freistaates. Durch ein
kooperatives Vorgehen und die Bündelung der Kräfte können die Hochschulen positive Effekte sowohl für
das Gesamtsystem als auch für sich selbst generieren. Kooperation hilft Ressourcen zu bündeln,
Doppelarbeiten zu vermeiden und mehr Schlagkraft zu gewinnen.
Die Dynamik des digitalen Wandels macht es unabdingbar, Ziele sowie Inhalte des Digitalisierungs-
prozesses kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu hinterfragen. Somit bleibt die Gestaltung und Begleitung
des digitalen Wandels in den Hochschulen eine Daueraufgabe.
Mission:
Wir werden die Hochschulen dabei unterstützen, die Digitalisierung in der Hochschullehre aber auch
Hochschulverwaltung, Forschung und Transfer gewinnbringend zu gestalten. Mit zeitgemäßen
Bildungsmethoden und -inhalten werden wir akademische Fachkräfte ausbilden, die optimal
vorbereitet der Forschung und Entwicklung sowie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

36
Aufgaben:
(1) Durchführung eines dialogorientierten Strategiebildungsprozesses zur digitalen Transformation im
Hochschulbereich und Erstellung einer gemeinsamen Dachstrategie sowie Ableitung konkreter
Maßnahmen im engen Schulterschluss mit den Hochschulen bis Ende 2023 (Federführung SMWK)
(2)
Berücksichtigung der strategischen Überlegungen zum digitalen Wandel bei der Hochschulsteuerung,
z. B. im Hochschulentwicklungsplan und in den Zielvereinbarungen, ab Ende 2023
(Federführung SMWK)
(3) Etablierung eines Monitorings in Bezug auf Zielrichtung und Umsetzungsstand der Maßnahmen ab
2024 (Federführung SMWK)
(4) Prüfung der Schaffung einer gemeinsamen Plattform "digitale Hochschule Sachsen" bis 2024
(Federführung SMWK)
(5) Kontinuierliche Stärkung der Kooperation der sächsischen Hochschulen untereinander und mit
anderen relevanten Akteuren (Federführung SMWK)

 
37
6.4. Handlungsfeld Lebenslanges Lernen
Die digitale Transformation erfordert stetiges Lernen und die Weiterentwicklung des bestehenden Wissens.
Die direkte Beteiligung, das Mitnehmen der Menschen im digitalen Wandel wirkt sich entscheidend auf
gesellschaftliche, berufliche und persönliche Teilhabemöglichkeiten aus.
Der allgemeinen Weiterbildung, die insbesondere durch anerkannte Einrichtungen der Weiterbildung
erbracht werden, kommt eine zentrale Rolle bei der Stärkung der Digitalkompetenz aller in Sachsen
lebenden Menschen zu. Die Angebote dieser Einrichtungen schließen auch Zielgruppen ein, die in
besonderem Maße der Unterstützung bedürfen oder verstärkt Barrieren zur digitalen Teilhabe vorfinden.
Digitale Kompetenzen und Medienkompetenz von Erwachsenen tragen in hohem Maß zur Bewältigung von
Alltags- und Ausnahmesituationen bei. Das Fehlen dieser Kompetenzen ist für die Betroffenen
problematisch, kann beispielsweise deren Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe einschränken und sich
damit auch negativ auf die persönliche Resilienz gegenüber dem individuellen Lebensumfeld auswirken.
Zukunftstaugliche digitale Weiterbildungsinfrastrukturen sind daher im gesamtstaatlichen Interesse von
Bund, Ländern und Kommunen. Dabei sind die besonderen Merkmale der allgemeinen Weiterbildung, wie
die Lehrplanfreiheit oder die Heterogenität der Lernenden und Lehrenden zu berücksichtigen.
Digitale Weiterbildungsformate haben wesentlich an Bedeutung gewonnen und ermöglichen neue Zugänge
zu Angeboten der Erwachsenenbildung. Für eine gelingende digitale Transformation des
Weiterbildungsbereichs bedarf es eines geeigneten Miteinanders von Weiterbildungsformaten auf Grundlage
der Stärken von analogen, digitalen und hybriden Ansätzen.
Die Akteure in den Einrichtungen der Weiterbildung sind der Schlüssel bei der Gestaltung eines digitalen
und digital gestützten Bildungsprogramms. Wesentliche Voraussetzung für eine gelingende digitale
Transformation ist daher die Qualifizierung der Lehrenden durch Verstetigung und den bedarfsgerechten
Ausbau von spezifischen Fortbildungsangeboten. Hierbei sollten durch die Vernetzung der
Weiterbildungseinrichtungen untereinander und Kooperationen mit anderen Bildungsbereichen
Synergieeffekte befördert werden.
Eine moderne und zukunftsfähige digitale Infrastruktur und Ausstattung der Weiterbildungseinrichtungen ist
unverzichtbare Grundvoraussetzung zur Gestaltung digitaler und digital gestützter Bildungsprozesse.
Gegenwärtig ist die notwendige digitale Infrastruktur und Ausstattung der Einrichtungen der allgemeinen
Weiterbildung in Sachsen in der Fläche noch nicht vorhanden.
Aus Sicht der Organisationsentwicklung benötigen die Weiterbildungseinrichtungen eigene Digitalstrategien
und Umsetzungskonzepte. Dieses sollte in einem ganzheitlichen Ansatz die wesentlichen Prozesse
betrachten und die Akteure in den Transformationsprozess einbinden. Die Funktionsfähigkeit und
Datensicherheit der durch die Weiterbildungseinrichtungen angewandten digitalen Systeme ist durch
ausreichende und qualifizierte Personalressourcen sicherzustellen.
Im Feld des lebenslangen Lernens kommt auch den Hochschulen eine wichtige Rolle zu, insbesondere im
Bereich der Weiterbildung. Die sächsischen Hochschulen verfügen dazu über bewährte Angebote, die im
Zuge des digitalen Wandels durch neue Formate ergänzt werden müssen.
Mission:
Zur Stärkung der digitalen Kompetenzen in allen Lebensphasen und –situationen aller in Sachsen
lebenden Menschen werden wir die Anwendung digitaler Technologien in der Lehre und als
Gegenstand von Lerninhalten weiter vorantreiben.
Aufgaben:
1.
Einrichtung von niedrigschwelligen Angeboten, mit deren Hilfe alle in Sachsen lebenden Menschen
ihre digitalen Kompetenzen überprüfen und auf Grundlage von Bildungsberatungen gezielt erweitern
können (Federführung SMK)
2. Unterstützung der Träger der anerkannten Weiterbildungseinrichtungen durch die Bereitstellung
angemessener Haushaltsmittel für geeignete digitale Infrastruktur und Ausstattung zur Gestaltung
digitaler Bildungsangebote ab dem Doppelhaushalt 2025/26 (Federführung SMK)

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3. Erarbeitung einrichtungsbezogener Digitalstrategien mit investivem Umsetzungskonzept und einer
Fortbildungsplanung für alle betroffenen Akteure (Leitungskräfte, Mitarbeitende, Kursleitende und
Multiplikatoren) durch die anerkannten Weiterbildungseinrichtungen bis 2024 (Federführung SMK)
4. Prüfung von Fördermöglichkeiten zum Ausbau von Personal für die Implementierung und für die
dauerhafte Wartung der technischen Infrastruktur sowie für Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrende
und Mitarbeitende in der allgemeinen Weiterbildung mit dem Ziel einer zeitnahen Umsetzung
(Federführung SMK)
5. Einigung mit den anerkannten Weiterbildungsträgern zum Ausbau und der Verstetigung von
Angeboten zur digitalen Grundbildung für Zielgruppen, die beim digitalen Wandel besondere
Unterstützung benötigen oder verstärkt Barrieren zur digitalen Teilhabe vorfinden bis 2030
(Federführung SMK)
6. Der Freistaat wird gemeinsam mit den anderen Ländern beim Bund dafür werben, sich an den
Ausgaben zur Stärkung der digitalen Infrastrukturen der Weiterbildungseinrichtungen zu beteiligen.
Grundlage hierfür ist das von der KMK beschlossene „Positionspapier zur Initiative Digitale
Weiterbildung“ (Federführung SMK)
7.
Der Freistaat wird mit den anerkannten Weiterbildungseinrichtungen die Möglichkeiten zur besseren –
auch digitalen – Vernetzung untereinander sowie den Aufbau einer nutzer- und bedarfsorientierten
Informations- und Beratungsplattform zu Weiterbildungsangeboten erörtern und Maßnahmen zur
Umsetzung ergreifen (Federführung SMK)

 
39
6.5. Handlungsfeld Wissenschaft & Forschung
Eine Schlüsselfunktion für die Digitalisierung in der Forschung und darüber hinaus auch in der Bildung sowie
im Transfer kommt der Verfügbarkeit und Nutzbar- bzw. Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten zu. Vor
diesem Hintergrund müssen sowohl digitale Daten als auch die notwendigen digitalen Anwendungen als
Einheit verstanden werden. Einerseits ist die Wissenschaft auf gesicherte, evaluierte Daten angewiesen,
andererseits kann sie diese nur mit Hilfe leistungsfähiger Soft- und Hardware zu wissenschaftlichen
Erkenntnissen entwickeln. Mit dem Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) entstehen in
den nächsten wenigen Jahren deutschlandweit entsprechende Strukturen, die die Etablierung eines
leistungsfähigen Forschungsdatenmanagements zum Ziel haben. Sächsische Forschungseinrichtungen
beteiligen sich nach Kräften an der Initiative. Mit dem Forschungsdatenmanagement in Sachsen (SaxFDM)
ist eine Initiative sächsischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen zur Vernetzung, Kooperation und
Koordination der Aktivitäten im Bereich des Forschungsdatenmanagements aktiv, die die NFDI-Aktivitäten
auf Landesseite flankiert.
Die Digitalisierung in der Forschung ist im Sinne von Open Science voranzutreiben, wobei „As open as
possible, as closed as necessary.“ gilt. Auf diese Weise ergeben sich neue Wege und Möglichkeiten für die
Beschaffung, Speicherung, Archivierung, Auswertung, Reproduzierbarkeit und Verbreitung von
Forschungsergebnissen und -daten. Open Science führt zu einem fundamentalen Wandel der
Forschungsprozesse in allen Disziplinen und im wissenschaftlichen Publikationsverhalten. In Sachsen
engagieren sich bereits heute diverse Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und
die Wissenschaftlichen Bibliotheken in unterschiedlichen Facetten des Themas (z. B. Open Access).
Grundlagenforschung sowie angewandte Forschung und Entwicklung in Bezug auf digitale
Spitzentechnologien haben in Sachsen eine hohe, den Wirtschaftsstrukturen des Freistaates entsprechende
thematische Breite. Das spiegelt sich u. a. darin wider, dass sowohl Software-, Hardware- und
Kommunikationstechnologien als auch Applikationen im Fokus der Forschung stehen. Beispielgebend für
den erfolgreichen Transfer von der Hochschule in die industrielle Umsetzung sind der Dresdner
Smart
Systems
Hub
und der Leipziger
Smart
Infrastructure
Hub
– beide Teil der nationalen Digital Hub-Initiative
des Bundes. Der Freistaat konnte diese Entwicklung bislang gezielt mit einem leistungsfähigen, von der
Grundlagenforschung bis hin zum Transfer in die Wirtschaft reichenden Förderinstrumentarium prägen und
dabei auf seine großen Potenziale in Forschung und Industrie im Bereich der Nano-/
Mikroelektroniktechnologien bauen.
Nicht nur der Transfer von digitalen Technologien aus den Hochschulen in die Wirtschaft ist bedeutsam.
Auch der Freistaat und die Kommunen sind darauf angewiesen, dass innovative digitale Technologien und
Lösungen ihren Weg in die Anwendung im öffentlichen Bereich finden. So stellt der Technologietransfer,
beispielsweise in den Bereich Energie, Mobilität und Gesundheit einen wesentlichen Schwerpunkt der
Regionalentwicklung dar, den es zu unterstützen gilt. Ein wichtiges Instrument hierfür ist der
simul
+
Innovation
Hub.
Neben der Erforschung und Entwicklung von digitalen Spitzentechnologien spielen künftig insbesondere vor
dem Hintergrund der Entwicklung immer leistungsfähigerer Methoden der künstlichen Intelligenz digitale
Tools in der Forschung eine zunehmend zentralere Rolle. Der Einfluss der digitalen Transformation auf die
Entwicklung der Forschung in Sachsen wird von allen Megatrends von der Forschercommunity weitaus am
positivsten beurteilt. Diese außerordentlich positive Einschätzung ist eine vielversprechende Basis für die
digitalisierungsgeprägte Entwicklung der Forschung.
Mission:
Wir werden die Wissenschaft und Wirtschaft dabei unterstützen, Sachsen zu einem wichtigen
Standort für die Forschung zu digitalen Spitzentechnologien zu entwickeln, den Transfer in
Unternehmen, Staat, Kommunen und Gesellschaft weiter zu verbessern und darüber hinaus
digitalisierungsgeprägte Methoden in sämtlichen Wissenschafts- und Forschungsbereichen zu
etablieren.

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Aufgaben:
(1)
Entwicklung Sachsens zu einem der führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandorte für
Künstliche Intelligenz (KI) auf Basis der KI-Strategie bis 2025 (Federführung SK)
(2) Unterstützung der Entwicklung Sachsens zu einem Leuchtturm für Next Generation Computing,
insbesondere Neuromorphic Computing und Quantencomputing in Deutschland bis 2030 durch
Förderung anwendungsnaher Projekte (Federführung SMWK)
(3) Unterstützung der Forschungseinrichtungen und wissenschaftlichen Bibliotheken beim Aufbau von
Know-how zum Forschungsdatenmanagement und entsprechender infrastruktureller
Voraussetzungen als Beitrag zur Etablierung der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur bis 2030
(Federführung SMWK)
(4)
Prüfung einer Förderung der Einrichtung von Realexperimenten und Testzentren an den sächsischen
Hochschulen und bei öffentlichen Trägern für spezielle Anwendungssparten (Blockchain, E-
Government, Open Science, Katastrophenschutz, etc.) (Federführung SMWK)
(5)
Kontinuierliche Unterstützung des Transfers von Forschungsergebnissen, digitalen Technologien und
Lösungen in die sächsischen Städte und Gemeinden als wesentlichen Schwerpunkt der
innovationsgestützten Regionalentwicklung im Rahmen des simul
+
Innovation Hub
(Federführung SMR)
(6) Kontinuierliches Vorantreiben des Wissenstransfers und der Vernetzung von Wirtschaft,
Wissenschaft, Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern im ländlichen Raum (Federführung SMR)
(7)
Unterstützung von digitalen Lösungen für ausgewählte Problemstellungen durch Modellprojekte und
Reallabore in den Regionen im Rahmen des simul
+
Innovation Hub (Federführung SMR)
(8) Stärkung der digitalen Kompetenzen im Freistaat durch Vernetzung und Unterstützung der
unterschiedlichen Akteure aus den Bereichen der Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und
Bürgerschaft mit Formaten des Wissenstransfers (Federführung SMR)

 
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7. Schlussbemerkung
Inhalte und Maßnahmen der Digitalstrategie stellen kein Präjudiz für die Bereitstellung von Haushaltsmitteln
des Freistaates Sachsen dar. Ein Anspruch auf Realisierung, Finanzierung oder finanzielle Förderung kann
daraus nicht abgeleitet werden.
Soweit sich aus der Digitalstrategie im Einklang mit § 7 SäHO finanzwirksame Maßnahmen ergeben, ist für
diese haushaltsmäßig Vorsorge durch die jeweils zuständigen Ressorts zu treffen.

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